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typisch evangelisch - Kirchenbezirk Geislingen

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Evangelische<br />

Nachrichten aus dem Filstal und dem Helfensteiner Land<br />

2008/2009<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung <strong>Geislingen</strong><br />

” Von der bunten<br />

Vielfalt des<br />

<strong>evangelisch</strong>en<br />

Glaubens<br />

” Neues aus<br />

Bezirk und<br />

Gemeinden<br />

” Aktuelles<br />

Informationen<br />

Evangelisch aus gutem Grund


Inhalt<br />

Impressum<br />

Zeitung des<br />

Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong>s<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Nr. 11 – 2008/2009<br />

vom 1. Juli 2008<br />

Herausgeber:<br />

Evangelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Hansengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige),<br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61<br />

Email:<br />

Ev.Dekanat.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />

www.kirchenbezirk-geislingen.de<br />

Redaktion:<br />

Anita Gröh, Daniela Hartmann,<br />

Judith Heiter, Susanne Jutz,<br />

Friederike Maier,<br />

Gertraude Reich-Bochtler<br />

Druck:<br />

C. Maurer, Druck und Verlag,<br />

<strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

Layout, Repro, Satz:<br />

Typografie + Medienwerkstatt<br />

Hermann, Schlat<br />

Auflage: 20.000<br />

Vertrieb:<br />

Evangelischer <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Titelbild:<br />

„Kommunikation“<br />

Textiles Wandbild aus<br />

Seidenstoffen von Nicole Basien,<br />

Bad Ditzenbach<br />

Rückseite:<br />

Typisch <strong>evangelisch</strong><br />

Fotos:<br />

Gröh: 3, 7, 10, 13, 15, 17,<br />

18, 19, 22, 23, 26, 27, 31,<br />

43, 44, 45, 46, 47, 48<br />

Privat: 4, 5, 6, 8, 9, 11, 14,<br />

16, 19, 23, 24, 25, 28, 29,<br />

30, 31, 32, 33, 34, 35, 36,<br />

37, 38, 39, 40, 41, 42, 43,<br />

44, 45, 46, 47, 48<br />

OKR: 12, 21<br />

V.i.S.d.P.:<br />

Dekanin Gerlinde Hühn,<br />

Hansengasse 2,<br />

73312 <strong>Geislingen</strong> (Steige)<br />

2 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

3 Editorial<br />

Gerlinde Hühn<br />

4 Die neugewählten<br />

Kirchengemeinderäte<br />

6 Impuls<br />

Friederike Maier<br />

13 In eigener Sache . . .<br />

25 Quiz: Bin ich <strong>evangelisch</strong>?<br />

35 Wo finde ich Information und Hilfe<br />

43 Von Menschen, Begegnungen und Jubiläen<br />

Aus Kirche und Gesellschaft<br />

7 Umfrage: Was ist <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>?<br />

8 Portrait<br />

Ulrike Voigt<br />

Gerlinde Hühn<br />

10 Aus der Landessynode<br />

Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong><br />

Beate Keller, Süßen<br />

12 Evangelische Kirche –<br />

„nicht Kirche im eigentlichen Sinn?“<br />

Frank Otfried July<br />

14 Wie <strong>Geislingen</strong> <strong>evangelisch</strong> wurde<br />

Karlheinz Bauer<br />

16 95 Thesen verändern die Welt<br />

Dr. Michael Kannenberg<br />

17 Gemeinsamer Religionsunterricht<br />

für Evangelische und Katholische<br />

Johannes Geiger<br />

18 Kleine Kirche im katholischen Umfeld<br />

Gerlinde Hühn<br />

Anita Gröh<br />

20 Alles <strong>evangelisch</strong>, oder was?<br />

Annette Kick<br />

21 Singen ist <strong>evangelisch</strong><br />

Bernhard Leube<br />

23 Gottes Wort vielfältig und lebendig<br />

unters Volk bringen<br />

Martina Rupp<br />

24 Den eigenen Zugang zu Gott finden<br />

Markus Hartmann<br />

26 Wenn das Weib nicht mehr schweigt<br />

Sabine Bayreuther<br />

Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

28 „Ich will immer ein Anwalt der Armen sein“<br />

Alfred Ehmann<br />

29 Miteinander Glauben leben<br />

Friederike Maier<br />

30 Lobby für Kinder<br />

Yasna Crüsemann<br />

31 Evangelisch sein im Pflegeheim<br />

Claudia Kupfer-Feine<br />

32 Chorgesang im Krankenhaus<br />

Klaus Hoof<br />

33 Wenn man sich schon an Weihnachten<br />

auf den Sommer freut<br />

Daniela Hartmann<br />

34 Genussvoll essen mit gutem Gewissen<br />

Judith Riehle<br />

Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT ALB<br />

36 Gott ist treu – 15 Tage Zeltfestival<br />

in Amstetten<br />

36 Martin Luther und die Luther-Kirche<br />

in Böhmenkirch<br />

36 50 Jahre Posaunenchor Schalkstetten<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

37 Sozialführerschein in <strong>Geislingen</strong><br />

37 40 Jahre Christus-Kirche in Eybach<br />

38 Künstlerisches Kleinod auf der Alb –<br />

Die Michaelskirche in Stötten<br />

38 It’s my life!? – Das etwas andere Fotoprojekt<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

39 325 Jahre Pfarrei Ganslosen-Auendorf<br />

39 Kunst in der Christuskirche<br />

in Bad Ditzenbach<br />

40 Martinskirche Gruibingen in<br />

neuer Helligkeit<br />

40 Gottesdienst für Motorradfahrer<br />

40 Musik in der Kirche fürs Gemeindehaus<br />

in Deggingen-Bad Ditzenbach<br />

41 200. Geburtstag in Wiesensteig<br />

DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />

42 Augenblickmal – Ausstellung in Donzdorf<br />

42 100 Jahre Kirchenchor Kuchen


Liebe Leserinnen und Leser<br />

unserer neuen <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung,<br />

„Evangelisch aus gutem Grund“<br />

so lautet das Thema dieser Ausgabe, das<br />

sich durch fast alle Artikel hindurch zieht<br />

und von den verschiedenen Seiten beleuchtet<br />

wird: Evangelisch im Kindergarten, im<br />

Waldheim, im Religionsunterricht, in der<br />

Kirchenmusik, in Umfragen, im Gegenüber<br />

zu den Freikirchen, bei Ehepartnern unterschiedlicher<br />

Konfession – das sind nur einige<br />

der Themen, über die Sie etwas erfahren<br />

können.<br />

In einer Zeit, in der die religiösen Profile zu<br />

verschwimmen scheinen, ist es sinnvoll,<br />

sich immer wieder klar zu machen, welchen<br />

Schatz wir an unserem reformatorischen<br />

Erbe haben. Für Luther stand das Kreuz, an<br />

dem sich Gott in Christus als der Liebende<br />

offenbart, im Zentrum seiner Theologie.<br />

Unser Titelbild weist darauf hin. Deutlich<br />

wird auch die bunte Vielfalt innerhalb der<br />

Evangelischen Kirchen.<br />

Der Schwedenkönig Gustav Adolf II. (1594<br />

bis 1632) hat die <strong>evangelisch</strong>e Kirche in<br />

Deutschland gerettet. Sein Eingreifen bewahrte<br />

die Protestanten davor, verfolgt und<br />

niedergemetzelt zu werden wie die Hugenotten<br />

in Frankreich, und sie konnten nicht<br />

in die Illegalität gezwungen werden wie die<br />

Evangelischen damals in Österreich.<br />

Das nach ihm benannte Werk der Evangelischen<br />

Kirche setzt sich heute noch zum<br />

Ziel, kleine <strong>evangelisch</strong>e Minderheiten im<br />

Ausland zu unterstützen.<br />

Das Fest des Gustav-Adolf-Werks (GAW)<br />

findet im kommenden Jahr wieder einmal<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> statt.<br />

Auch im Dekanat <strong>Geislingen</strong> gab es die Erfahrungen,<br />

als Evangelische in der Minderheit<br />

zu sein. Zwei Kirchengebäude, in<br />

Donzdorf und in Wiesensteig, wurden mit<br />

Mitteln des GAW gebaut. Inzwischen sind<br />

diese beiden <strong>evangelisch</strong>en Kirchengemeinden<br />

dort zu einem deutlich wahrnehmbaren<br />

Element im Leben des Ortes geworden.<br />

Von vielen Seiten ist die Qualität unserer<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung bereits gelobt worden.<br />

Das liegt vor allem an unserem Redaktionsteam,<br />

das sich von Jahr zu Jahr mehr<br />

journalistische Kenntnisse aneignet und mit<br />

großer Freude und mit Begeisterung für das<br />

neue Thema zusammenarbeitet. Ihnen sei<br />

an dieser Stelle gedankt für ihre Arbeit.<br />

Ebenso danke ich den Gemeinden und ihren<br />

Gemeindediensten, die wieder treu für die<br />

Verteilung der Zeitung an die 20.000 <strong>evangelisch</strong>en<br />

Haushalte sorgen.<br />

Ihnen, liebe Leser und Leserinnen, wünsche<br />

ich viel Freude beim Lesen und Entdecken.<br />

Und wenn Sie nach der Lektüre darin bestärkt<br />

worden sind, dass es gut ist, dass es<br />

unsere <strong>evangelisch</strong>e Kirche gibt, dann hat<br />

sich unsere Arbeit gelohnt.<br />

Es grüßt Sie<br />

Ihre<br />

Editorial<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

3


GRUIBINGEN<br />

WIESENSTEIG<br />

AUENDORF<br />

DEGGINGEN<br />

4 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

UNTERBÖHRINGEN<br />

HAUSEN<br />

SÜSSEN<br />

DONZDORF<br />

GINGEN<br />

KUCHEN<br />

„...dass die Kirche auf dem Grund des<br />

Evangeliums gebaut wird.“<br />

GEISLINGEN, MARKUSGEMEINDE<br />

BAD ÜBERKINGEN GEISLINGEN, MARTINSKIRCHE


GEISLINGEN, STADTKIRCHE<br />

GEISLINGEN, PAULUSGEMEINDE<br />

Die neugewählten<br />

Kirchengemeinderäte<br />

EYBACH<br />

STÖTTEN<br />

STEINENKIRCH<br />

TÜRKHEIM<br />

AUFHAUSEN<br />

WEILER O. H.<br />

WALDHAUSEN<br />

AMSTETTEN<br />

SCHALKSTETTEN<br />

BRÄUNISHEIM<br />

STUBERSHEIM<br />

HOFSTETT-EMERBUCH<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

5


impuls<br />

6 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Evangelisch aus gutem Grund?<br />

Evangelisch auf gutem Grund!<br />

FRIEDERIKE MAIER<br />

Gründe fürs <strong>evangelisch</strong> sein, ließen sich spontan<br />

einige nennen: Evangelische Pfarrer dürfen heiraten.<br />

Eine Frau kann Pfarrerin sein. Lehrmeinungen<br />

werden mehr in der Diskussion errungen, weniger<br />

von der Kirchenleitung vorgegeben. Und in<br />

Gesprächen mit Menschen begegnet mir oft die<br />

Aussage: Der <strong>evangelisch</strong>e Glaube sei freier, verständlicher,<br />

weltoffener, näher am Leben. Es gäbe<br />

weniger Dogmen, Regeln und altertümliche<br />

Gebräuche. All das könnte man als gute Gründe<br />

nennen, <strong>evangelisch</strong> zu sein.<br />

Doch den <strong>evangelisch</strong>en Glauben nur daran fest<br />

zu machen, greift für mich zu kurz. Ich möchte<br />

weiter gehend fragen: Was macht unseren <strong>evangelisch</strong>en<br />

Glauben aus? Was ist die Grundlage?<br />

Von der ursprünglichen Bedeutung her leitet sich<br />

„<strong>evangelisch</strong>“ von „Evangelium“ ab. Evangelisch<br />

ist, was der „guten Nachricht“, was der „frohen<br />

Botschaft“ entspricht.<br />

Vier grundsätzliche Kennzeichen eines <strong>evangelisch</strong>en<br />

Glaubens hat die reformatorische Theologie<br />

formuliert: Solus Christus – allein Christus,<br />

sola gratia – allein aus Gnade, sola fides – allein<br />

im Glauben, sola scriptura – allein die Heilige<br />

Schrift.<br />

In kurzen Sätzen erklärt, meint dies: Unser Heil<br />

kommt allein von Jesus Christus her. In ihm<br />

erweist Gott uns Menschen all seine Liebe. Aus<br />

eigener Kraft können wir unser Leben nicht zurechtbringen,<br />

mit unseren Werken unser Heil<br />

nicht verdienen. Gott schenkt uns sein Ja aus<br />

Gnade – „gratis“. Allein im Glauben haben wir<br />

daran Teil. Und die Heilige Schrift ist es, die uns<br />

Gott und seinen Heilswillen für uns offenbart.<br />

Was heißt das ins Leben übersetzt?<br />

Ein paar Spuren seien angedeutet.<br />

Wer entscheidet darüber, ob mein Leben recht ist?<br />

Nicht mein Tun und Lassen; nicht meine Leistung<br />

und mein Versagen; schon gar nicht Macht, Geld<br />

und Erfolg; auch nicht die Meinung der anderen.<br />

Gott ist es, der mein Leben zurechtbringt – obwohl<br />

ich Fehler mache, obwohl ich scheitere, obwohl<br />

so vieles bruchstückhaft bleibt. Gott ist es,<br />

der mir Heil schenkt, mich heil macht und mir zusagt:<br />

„Du bist mein geliebtes Kind!“ Darauf zu<br />

vertrauen, das ist <strong>evangelisch</strong>.<br />

Die Heilige Schrift ist so etwas wie das „Grundnahrungsmittel“<br />

für meinen Glauben: Ein Losungswort<br />

begleitet mich durch den ganzen Tag.<br />

Eine gute Predigt am Sonntagmorgen gibt mir<br />

Kraft für die nächste Woche. Ein Denkspruch, ein<br />

Wort Gottes, mir persönlich zugesprochen, geht<br />

mit mir durch mein Leben. Davon lebe ich, dass<br />

Gott mich anspricht – täglich neu.<br />

Das „Priestertum aller Gläubigen“ besagt, dass<br />

jeder Christ, jede Christin mündig den eigenen<br />

Glauben gestalten kann und soll. Wohl gibt es<br />

Pfarrerinnen, Diakone und andere, die speziell<br />

zum Dienst der Verkündigung freigestellt und beauftragt<br />

sind. Doch sie sind nicht höher gestellt,<br />

sie sind genauso Glied am einen Leib Christi. Alle<br />

wirken zusammen, jeder bringt sich mit seinen<br />

Begabungen ein, zusammen sind wir Kirche!<br />

All das und noch viel mehr ist <strong>evangelisch</strong>er<br />

Glaube – Glaube, der sich aufs Evangelium gründet,<br />

der von der frohen Botschaft lebt. Evangelisch<br />

auf gutem Grund!<br />

Doch da lässt sich fragen: Ist solcher Glaube ein<br />

Vorrecht der <strong>evangelisch</strong>en Kirche allein? Erheben<br />

die anderen Konfessionen nicht auch den Anspruch,<br />

auf dem Grund des Evangeliums zu stehen?<br />

Ist <strong>evangelisch</strong> also nicht gleich <strong>evangelisch</strong>?<br />

Mit unserer Kirchebezirkszeitung wollen wir das<br />

Gespräch darüber eröffnen.<br />

Evangelisch auf gutem Grund, was heißt das<br />

für Sie?<br />

Friederike Maier,<br />

Pfarrerin in Süßen


UMFRAGE:<br />

Was ist <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>?<br />

Was schätzen Sie an der <strong>evangelisch</strong>en Kirche?<br />

Günter<br />

Junginger,<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Das kann ich so nicht sagen.<br />

Ich finde alles normal. Ich<br />

finde es sehr wichtig, dass es<br />

die <strong>evangelisch</strong>e Kirche gibt.<br />

Dass bestimmte Gruppierungen<br />

in der <strong>evangelisch</strong>en Kirche<br />

sich nicht so politisch einbringen,<br />

finde ich schlecht.<br />

Felix Müller, Dekanatsreferent<br />

im katholischen <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Göppingen-<strong>Geislingen</strong>:<br />

Ich schätze das politische<br />

und diakonische Engagement.<br />

Ich bewundere die konsequente<br />

Bestärkung junger Menschen<br />

im Glauben durch die Konfirmation.<br />

Ich kenne <strong>evangelisch</strong>e<br />

Christen, die mit ihrem<br />

Glaubenszeugnis nicht hinterm<br />

Berg halten.<br />

Maie Pollety, <strong>Geislingen</strong><br />

Typisch <strong>evangelisch</strong>?<br />

Der <strong>evangelisch</strong>e Glaube.<br />

Pfarrer Martin Ehrler,<br />

St. Maria <strong>Geislingen</strong>:<br />

Ich schätze an den Evangelischen<br />

ihren Umgang mit der Bibel.<br />

Dr. Dieter Wolf, <strong>Geislingen</strong><br />

Typisch <strong>evangelisch</strong>? Leider<br />

immer weniger. Die Beziehung<br />

zur Gemeinde geht sehr zurück.<br />

Damit geht Engagement und<br />

Bindung verloren. Problematisch<br />

ist dies im persönlichen Bereich.<br />

Die Orientierung für Einzelne<br />

und die Gesellschaft verfällt.<br />

Ich möchte keine kirchliche<br />

Zentrierung. Individualität bei<br />

gewissen Zielen, sowohl<br />

politisch wie gesellschaftlich,<br />

kann sich in der Kirche sehr<br />

wohl zeigen. Auch bei der<br />

Auseinandersetzung mit Muslimen<br />

könnte dies sehr fruchtbar<br />

sein, wenn wir Stellung beziehen<br />

können.<br />

Alwine Aubele, Nähe Ulm<br />

Ich bin katholisch und wohne<br />

in einer stark katholischen<br />

Gemeinde. Ich erlebe die <strong>evangelisch</strong>e<br />

Gemeinde als klein<br />

und familiär.<br />

Annemarie<br />

Stütz,<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Ich hole 14-tägig die Seniorinnen<br />

und Senioren vom Samariterstift<br />

in den Gottesdienst.<br />

Unter <strong>evangelisch</strong> verstehe ich<br />

Christsein. Ich habe mir noch<br />

nie nähers Gedanken gemacht,<br />

obwohl ich mitten drin bin<br />

in der Kirche.<br />

Vikar<br />

Gerwin Klose,<br />

Katholische<br />

Kirchengemeinde<br />

Süßen<br />

Eine gewisse Freiheit, die es vielleicht<br />

katholischer Seits nicht<br />

gibt. In manchen Punkten kann<br />

man mehr experimentieren, was<br />

es heißt Kirche zu sein – mit<br />

allen Chancen und Gefahren,<br />

die das mit sich bringt.<br />

Schwester<br />

Arntraud und<br />

Mitschwestern<br />

der Vinzenz<br />

Klinik in Bad<br />

Ditzenbach:<br />

An der <strong>evangelisch</strong>en Kirche<br />

schätzen wir: den Umgang und<br />

Gebrauch der Heiligen Schrift<br />

und des täglichen Losungswortes,<br />

das Gesangbuch mit dem –<br />

die verschiedenen Generationen<br />

ansprechenden – Inhalt, die<br />

melodisch und textlich sehr<br />

schönen Choräle und Lieder,<br />

den Dienst der Diakonissen und<br />

der Diakonischen Schwestern<br />

und Brüder, die Offenheit für die<br />

Probleme in den Familien und<br />

der Gesellschaft<br />

Prälat<br />

Hubert Bour,<br />

Domkapitular<br />

der Diözese<br />

Rottenburg-<br />

Stuttgart:<br />

In Tübingen bin ich mit Evangelischen<br />

in Berührung gekommen.<br />

Da habe ich ihre Ernsthaftigkeit<br />

kennen gelernt, mit<br />

der <strong>evangelisch</strong>e Christen sich<br />

auf das Wort Gottes einlassen.<br />

Doris Zwiersch, <strong>Geislingen</strong><br />

Frei, aufgeschlossen, tolerant<br />

nicht eng und stur.<br />

Evangelisch ist man halt.<br />

Gülcan<br />

Özdemir,<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Die Töchter meiner Nachbarin<br />

gehen in den <strong>evangelisch</strong>en<br />

Kindergarten.<br />

Gerda<br />

Kottmann,<br />

<strong>Geislingen</strong><br />

Nachdem alles so ökumenisch<br />

ist, ist das schwierig.<br />

Typisch <strong>evangelisch</strong> ist für mich<br />

die Musik, Kirchenchöre und<br />

Posaunenchöre.<br />

7


P O R T R A I T<br />

8 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Ulrike Voigt<br />

GERLINDE HÜHN<br />

Wer ist Ulrike Voigt? Wir begegnen einer brandenburgischen<br />

Theologin, 45 Jahre alt. Sie ist<br />

verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder.<br />

Seit 17 Jahren ist sie Gemeindepfarrerin in<br />

Schlepzig; seit 8 Jahren Superintendentin des<br />

Evangelischen Kirchenkreises Lübben im Spreewald,<br />

bekannt durch seinen berühmtesten<br />

Pfarrer, Paul Gerhardt. Wie lebt und arbeitet<br />

Ulrike Voigt in einem Kirchenkreis und in einer<br />

Landeskirche mit den Erfahrungen von 40 Jahren<br />

atheistischem Staat? Wie ist das Verhältnis der<br />

Bevölkerung zur Kirche? Warum ist Ulrike Voigt<br />

Theologin geworden?<br />

Warum Theologin?<br />

Ulrike Voigt ist die Enkelin von Bischof Albrecht<br />

Schönherr, der Vorsitzender des Bundes der<br />

Evangelischen Kirchen in der DDR war. Auch ihr<br />

Vater war Pfarrer.<br />

Haben der Großvater und der Vater sie beeinflusst?<br />

Eigentlich sei eher ihre Großmutter Annemarie<br />

Schönherr ihr weibliches Vorbild als<br />

Theologin gewesen, meint sie. Theologie studiert<br />

habe sie aus dem Gefühl heraus,<br />

„da müssen mehr Frauen rein“. Unter<br />

2 Schwestern und 19 Cousinen und Cousins<br />

ist sie als einzige ihrer Generation<br />

in der Familie Theologin geworden. Die<br />

großen männlichen Vorbilder empfand<br />

sie lange als hinderlich. Sie musste sich<br />

auseinandersetzen mit der Theologie der<br />

Väter. Dadurch hat sie sich frei geschwommen<br />

und ist zu eigenen Themen<br />

gelangt. Es prägten sie die Feministische<br />

Theologie von der Großmutter her, und<br />

von der Mutter her die Seelsorgebewegung.<br />

Ihre Mutter war eine der ersten<br />

ausgebildeten Krankenhausseelsorgerinnen<br />

in der DDR. Mit einem Wort: Ulrike<br />

Voigt musste sich an den Vätern abarbeiten,<br />

um zu dem zu gelangen, was von<br />

den Müttern her kam.<br />

Ihr Dienst<br />

Das Amt der Superintendentin entspricht dem<br />

einer Dekanin in Württemberg. Ulrike Voigt ist<br />

Dienstvorgesetzte für Pfarrerinnen und Pfarrer<br />

und Angestellte. Sie leitet den Kirchenkreis Lübben.<br />

40 % ihrer Tätigkeit füllt der Pfarrdienst<br />

aus. Da macht sie alles einschließlich Konfirmandenunterricht,<br />

Beerdigungen, Frauenkreis<br />

und vieles mehr. Verantwortlich ist sie auch für<br />

die theologische Arbeit im Kirchenkreis und für<br />

die Visitationen der Gemeinden. Zur finanziellen<br />

Struktur erklärt sie, dass die Haushalte der<br />

Kirchenkreise mit einem festen Budget auskommen<br />

müssen, ähnlich wie in Württemberg die<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>e.<br />

Der Kirchenkreis Lübben ist von der Fläche her<br />

beinahe so groß wie die Stadt Berlin. Er hat<br />

17,5 Pfarrstellen und 90 Kirchen, davon sind<br />

89 denkmalgeschützt. 23.500 Gemeindeglieder<br />

leben in 52 rechtlich selbständigen Gemeinden,<br />

die aber zusammenarbeiten. Ein Pfarrer muss<br />

bis zu zwölf Gemeinden versorgen und entsprechend<br />

viele Predigtstellen.<br />

Kirche im nichtchristlichen Umfeld<br />

Kirche im nichtchristlichen Umfeld ist eine<br />

große Herausforderung. „Unter den Nicht-Christen<br />

herrscht eher eine große Gleichgültigkeit als<br />

kämpferischer Atheismus“ meint die Superintendentin.<br />

„Man begegnet der Kirche mit Misstrauen<br />

und Ablehnung. Es gibt viele Leute, die<br />

nie eine Kirche betreten würden. Jeder, der das<br />

DDR-Schulsystem durchlaufen hat, ist an<br />

folgende drei Sätze gewöhnt: Die Kirche ist<br />

Opium des Volkes. Sie ist rückwärts gewandt<br />

und unglaubwürdig. Die Pfarrer predigen Wasser<br />

und trinken Wein. So kommt die Kirche mit<br />

vielen Leuten gar nicht ins Gespräch. Deshalb<br />

muss man als Pfarrerin Familienfeste wahrnehmen,<br />

denn dort trifft man auch diese Leute.“<br />

Wichtig ist Ulrike Voigt, dass die Kasualien, also<br />

Taufen, Trauungen und Beerdigungen, insgesamt<br />

gut gemacht sein müssen. Nur so könne ein<br />

positiver Eindruck von Kirche vermittelt werden.<br />

Die kirchliche Situation in der Nach-DDR fasst<br />

Ulrike Voigt mit einem Zitat des Theologen<br />

Wolf Krötke zusammen: „Die Kirche hat die<br />

Menschen in Massen verloren, und wir können<br />

sie nur einzeln zurückgewinnen.“<br />

Kirche auf dem Land<br />

Die Situation der Kirche auf dem Lande beschreibt<br />

Ulrike Voigt pragmatisch. Nicht überall<br />

kann alles angeboten werden. Der Grundsatz<br />

ihrer Arbeitet lautet: „In einer Gemeinde<br />

geschieht, was die Gemeinden selber erfinden.“<br />

Dabei begleiten die Hauptamtlichen die Ehrenamtlichen,<br />

helfen, die Arbeitsprozesse zu strukturieren,<br />

greifen bei Konflikten ein, üben Seelsorge<br />

in besonderen Fällen und führen die<br />

Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Beerdigungen<br />

durch.<br />

Ulrike Voigt stellt fest, dass die Gemeinden sehr<br />

unterschiedlich sind. Es gibt Gemeinden, die die<br />

kirchliche Arbeit bewusst in die Hand nehmen<br />

und es gibt Gemeinden, die (noch!) gar nichts tun.<br />

Als Beispiel erzählt sie von einem Miteinander<br />

von 15 Gemeinden, die nur noch zwei Pfarrstellen<br />

haben. Dort wurde ein Gemeindeberatungsprozess<br />

begonnen, um den Neuanfang vorzu-


ereiten, da die zwei Pfarrer demnächst in den<br />

Ruhestand gehen. „Es passieren erstaunliche<br />

Dinge“, beobachtet Ulrike Voigt. Ein Kinderkirchkreis<br />

wurde von Gemeindegliedern ins<br />

Leben gerufen, in einer anderen Gemeinde ein<br />

Hausgesprächskreis gegründet. Auch engagieren<br />

sich Gemeindeglieder kirchenmusikalisch. In<br />

einem Dorf bietet sich eine Familie als kirchlicher<br />

Ansprechpartner an. Einmal im Monat gestaltet<br />

sie einen Kindernachmittag für alle Kinder des<br />

Dorfs – auch für die nicht-<strong>evangelisch</strong>en. Alle<br />

15 Kinder des Ortes kommen. Die Christenlehre<br />

findet zentral in den Schulorten statt, weil in<br />

den jeweiligen Gemeinden keine Gruppe groß<br />

genug ist. In vielen Dörfern gibt es nur noch<br />

ganz wenige Kinder.<br />

Zukunft mit Kindern<br />

„Wir haben wenige Kinder, aber investieren<br />

überproportional in sie“, berichtet die Superintendentin.<br />

Die Frage ist jedoch, ob diese Kinder<br />

der Kirche erhalten bleiben. Es kommen viele in<br />

den Konfirmandenunterricht. Eine Austrittswelle<br />

ereignet sich beim Antritt der ersten Arbeitsstelle,<br />

wenn Kirchensteuer zu zahlen ist. Aber<br />

Ulrike Voigt ist überzeugt, dass Menschen, die<br />

im Kinder- und Jugendalter gute Erfahrungen in<br />

der Kirche gemacht haben, wiederkommen. Sie<br />

tauft jetzt die Kinder ihrer ersten Täuflinge und<br />

Konfirmanden.<br />

Ulrike Voigt ist noch im selben Dorf Pfarrerin, in<br />

dem sie vor 17 Jahren angefangen hat, nämlich<br />

in Schlepzig. 685 Einwohner, 350 Evangelische,<br />

also ein großes Dorf mit einer guten Infrastruktur:<br />

Es gibt Geschäfte, ein Hotel, Gasthäuser, der<br />

Ort ist lebendig, „da brummt es“ sagt sie zufrieden.<br />

Kinder treffen sich im Mütter-Kind-Kreis,<br />

dem so genannten „Zwergenkreis“. Auch nichtkirchliche<br />

Mütter kommen. Die Kinder werden<br />

dann in die <strong>evangelisch</strong>e Grundschule eingeschult.<br />

Es kommt vor, dass sie ganze Familien<br />

tauft.<br />

Kirche und Schule<br />

In der Schule sind Ressentiments auf beiden<br />

Seiten da. Es hat nie eine öffentliche Entschuldigung<br />

für die Repressionen gegen Christen in<br />

den DDR-Schulen gegeben. Auch heute noch<br />

gibt es starke Ablehnung von Seiten mancher<br />

Schulen gegenüber der Kirche. Deshalb ist es oft<br />

schwer, den Religionsunterricht in den Schulen<br />

zu verankern. Er ist nicht einmal ordentliches<br />

Lehrfach. „Die Einstellung hängt sehr stark vom<br />

Schulleiter aber. Wenn es Schulleiter vom alten<br />

Schlag sind, arbeiten sie dagegen. Es gibt allerdings<br />

auch Schulen, an denen der Religionsunterricht<br />

als Bereicherung erlebt wird“, sagt Ulrike<br />

Voigt.<br />

„Kleinarbeit ist nötig, so Ulrike Voigt. Die Kirche<br />

muss mit guter Qualität in die Schulen gehen,<br />

im Gespräch mit Lehrern<br />

offen reden und nicht<br />

ideologisch sein. Es geht<br />

über persönliche Kontakte.“<br />

Ulrike Voigt hat<br />

eine <strong>evangelisch</strong>e Grundschule<br />

gegründet, weil sie<br />

erlebt hat, wie wenig veränderungsbereit<br />

die staatlichen<br />

Schulen sind.<br />

In den Familien gibt es zu<br />

wenig gelebten christlichen<br />

Alltag. An den<br />

<strong>evangelisch</strong>en Schulen<br />

können die Kinder eine<br />

christliche Sozialisation<br />

bekommen, die sie woanders<br />

nicht erhalten. Die Gesellschaft brauche<br />

Kinder mit einer nachhaltigen christlichen Erziehung.<br />

An der <strong>evangelisch</strong>en Grundschule in<br />

Lübben werden auch nichtchristliche Kinder<br />

aufgenommen. Ulrike Voigt hält dies für eine<br />

missionarische Gelegenheit. Die verschiedenen<br />

Kinder lernen sich gegenseitig wertschätzen.<br />

Staatliche Grundschulen empfinden die kirchlichen<br />

als Konkurrenz.<br />

Der Rechtsradikalismus<br />

Der Rechtsradikalismus ist nach Ulrike Voigts<br />

Erfahrung ein Problem in Lübben. „Der Rechtsradikalismus<br />

ist nicht nur ein ostdeutsches Phänomen,<br />

sondern eine Herausforderung für Kirchen<br />

und Gemeinden in ganz Deutschland, der wir<br />

uns stellen müssen“ sagt sie.<br />

PROTESTANTISCHE VORBILDER<br />

Sie ist der Auffassung, dass sich 1933 nicht<br />

wiederholen werde. Aber diese rechtsradikalen<br />

Gruppen verbreiteten Angst. Sie würden Vorurteile<br />

gegen Ausländer, Juden und Christen pflegen.<br />

Sie hätten simple Antworten auf komplexe<br />

Probleme und schafften es, ein Klima von<br />

Angst, Vorurteilen, Hass und Misstrauen zu<br />

erzeugen. Dadurch entstehe eine Bunkermentalität.<br />

Sie war eine der ersten Frauen,<br />

die Pfarrerin werden wollten.<br />

Die Methode der Rechtsradikalen sei, gesell-<br />

Doch sie wurde von der Kirche<br />

schaftliche Orte zu besetzen. Sie böten zum<br />

an die Berufsschule abge-<br />

Beispiel an, das Kriegerdenkmal zu pflegen. schoben.<br />

Dann hieße es: „So nette junge Männer“. Ina Gschlössl, 1898 geboren,<br />

Auch Jugendarbeit bieten sie an, sozusagen eine nimmt das <strong>evangelisch</strong>e Theo-<br />

Pfadfindergruppe mit rechter Einstellung. Die logiestudium im Jahr 1922 auf.<br />

Kirche müsse vor ihnen da sein und Alterna- Da gibt es zwar noch keine<br />

tivangebote haben. Die Kirche müsse das Aussicht für Frauen, fürs Pfarr-<br />

Hinsehen fordern, wenn die Menschen einamt zugelassen zu werden.<br />

Aber träumen wird man ja<br />

geschüchtert würden.<br />

wohl dürfen. Doch ihr Lebenstraum<br />

platzt. Zwar dürfen<br />

Die Zukunft der Kirche<br />

Frauen ab 1927 Vikarin wer-<br />

Wohin steuert die Kirche, was sind die<br />

den. Doch die unbequeme<br />

Gschlössl wird im November<br />

Zukunftsvisionen von Superintendentin Voigt?<br />

1927 an die Berufsschule<br />

In einem langen, nun schon 10 Jahre andauern- „abkommandiert“, wie sie selber<br />

den Veränderungsprozess wurden in Branden- bis ins hohe Alter immer wieder<br />

burgischen Landeskirche bisher 40 % der Pfarr- bitter beklagt.<br />

stellen abgebaut. Bei den Angestellten ist es so<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

9


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

ähnlich. Fusionen von Kirchenkreisen und Gemeinden<br />

fanden und finden statt.<br />

In drei Punkten fasst Superintendentin Voigt die Trostbotschaft<br />

zusammen, die von Lübben nach <strong>Geislingen</strong><br />

gesandt werden kann angesichts der augenblicklichen<br />

Situation:<br />

1. Die Kirche lebt nicht davon, dass sie viele bezahlte<br />

MitarbeiterInnen hat.<br />

2. Es ist schmerzhaft, von vielem Abschied nehmen zu<br />

müssen. Doch Abschied ermöglicht<br />

Neubeginn und Neubesinnung. Man<br />

bekommt die Hände frei für Neues.<br />

3. Wenn Gott möchte, dass Kirche da<br />

ist, wird Kirche da sein, unabhängig<br />

von den Ressourcen.<br />

Das Gespräch mit Ulrike Voigt<br />

führte Dekanin Gerlinde Hühn<br />

Was sagt Ulrike Voigt zu . . .<br />

Freikirchen<br />

Wenn wir auch mal so wären – gut, dass wir<br />

nicht so sind.<br />

Martin Luther<br />

Gut, dass er so eine starke Frau hatte.<br />

Was ist Ihre Stärke?<br />

Ich kann gut andere Menschen einbeziehen<br />

und für etwas begeistern.<br />

Was ist Ihre Schwäche?<br />

Ich nehme mir mehr vor, als ich schaffen kann.<br />

Was ist Ihr Traum von Kirche?<br />

Ich halte in einem Dorf an, betrete die offene<br />

Kirche, treffe dort Gemeindeglieder, die<br />

gemeinsam den nächsten Gottesdienst vorbereiten<br />

und mit Freude dazu einladen.<br />

Gibt es ein Vorbild?<br />

Meine Großmutter, Annemarie Schönherr.<br />

Das ärgert Ulrike Voigt:<br />

Menschen, die an allem immer nur das<br />

Schlechte sehen können – und schlecht vorbereitete<br />

Gottesdienste.<br />

Was würden Sie mit einem Lottogewinn<br />

machen?<br />

Ein Schulhaus für die Evangelische Grundschule<br />

Lübben bauen.<br />

Was ist Ihr Lieblingsbuch?<br />

Thomas Mann: Joseph und seine Brüder<br />

Ihr Lieblingsessen?<br />

Spreewälder Spargel mit neuen Kartoffeln<br />

Lieblingsstelle in der Bibel?<br />

Johannes 4, Jesu Gespräch mit der samaritanischen<br />

Frau am Jakobsbrunnen;<br />

Deuterojesaja, es hat einen schönen Anfang:<br />

„Tröstet, tröstet mein Volk“. Ein biblisches<br />

Buch, das nahe bei den Menschen ist, die<br />

Menschenfreundlichkeit Gottes verkündet und<br />

seelsorgerlich mit den Menschen umgeht.<br />

10 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

A U S D E R<br />

Ich will in meinem Teil<br />

dafür Sorge tragen<br />

ANITA GRÖH<br />

„Willst du dir das wirklich antun?“ Dies hörte ich nicht nur<br />

einmal, als die Anfrage kam, ob ich bei der Kirchenwahl im<br />

November 2007 für die Landessynode kandidieren würde.<br />

In der Entscheidung, ob Ja oder Nein, ließ mich dieses<br />

„Willst du dir das wirklich antun?“ schon nachdenklich<br />

werden. Es ist ja nicht nur eine Frage, sondern auch eine<br />

Wertung mit einer doch recht negativen Vorstellung von<br />

einem Wahl-Amt.<br />

Was letztendlich meine Entscheidung zum „Ja“ beeinflusste,<br />

ist meine Überzeugung, dass wir weiterhin eine<br />

Volkskirche brauchen. Eine Volkskirche, die vor Ort präsent<br />

ist. Eine Volkskirche, die Menschen zur Seite steht in<br />

der Verkündigung, der Seelsorge, der Bildung, der Beratung<br />

und der Hilfe in Nöten aller Art. Eine Volkskirche,<br />

die sich als starke Institution für Menschen einsetzt. Eine<br />

Volkskirche, die gewählte Gremien hat, in denen die<br />

Entscheidungen über die inhaltlichen Schwerpunkte, die<br />

Strukturen und Finanzen demokratisch getroffen werden.<br />

Eine Volkskirche, die Kirche für alle ist und nicht nur für<br />

bestimmte Zielgruppen. Eine Volkskirche, die sich ihrer<br />

<strong>evangelisch</strong>en Tradition bewusst ist, und die ihren Auftrag<br />

kennt und voran bringt.<br />

Alle Landessynodalen wurden bei der konstituierenden<br />

Sitzung der Landessynode am 23. Februar 2008 von<br />

Landesbischof Frank Otfried July mit folgendem Gelübde<br />

verpflichtet:<br />

„Ich gelobe vor Gott, mein Amt als Mitglied der Landessynode<br />

im Aufsehen auf Jesus Christus, den alleinigen<br />

Herrn der Kirche, zu führen. Ich will in meinem Teil dafür<br />

Sorge tragen, dass die Kirche in Verkündigung, Ordnung<br />

und Leben auf den Grund des Evangeliums gebaut werde,<br />

wie es in der Heiligen Schrift gegeben und in den<br />

Bekenntnissen der Reformation bezeugt ist, ich will die


L A N D E S S Y N O D E<br />

Verfassung der Kirche gewissenhaft wahren und darauf<br />

Acht haben, dass falscher Lehre, der Unordnung und dem<br />

Ärgernis in der Kirche gewehrt werde. So will ich treulich<br />

mithelfen, dass die Kirche in allen Stücken wachse an<br />

dem, der das Haupt ist, Christus.“<br />

Als Mitglied im Ausschuss für Mission und Ökumene<br />

freue ich mich darauf, dort die Diskussion über den Begriff<br />

„Mission“ führen zu dürfen. Was heißt für uns als <strong>evangelisch</strong>e<br />

Kirche heutzutage Mission? Und ich freue mich<br />

darauf mit dazu beizutragen, den Prozess der Ökumene<br />

im Bewusstsein unseres <strong>evangelisch</strong>en Glaubens weiter<br />

voran zu führen.<br />

Ich will in meinem Teil dafür Sorge tragen, dass unsere<br />

Württembergische Evangelische Landeskirche, in der 1534<br />

die erste <strong>evangelisch</strong>e Predigt in der Stuttgarter Stiftskirche<br />

gehalten wurde, auch zukünftig Gott lobt, das<br />

Recht ehrt und Gesicht zeigt.<br />

Anita Gröh, <strong>Geislingen</strong><br />

Landessynodale, Offene Kirche<br />

Evangelisch –<br />

aus gutem Grund<br />

BEATE KELLER<br />

Beim Lesen dieses vorgegebenen Themas stellte sich mir<br />

die Frage, wie sie auch Kinder oft stellen: Warum bin ich<br />

<strong>evangelisch</strong>? Aus gutem Grund?<br />

Wir wissen, dass die Zugehörigkeit zu einer Konfession<br />

durch entsprechende Entscheidungen und Überzeugungen<br />

von den jeweiligen Herzögen, Fürsten oder Grafen<br />

bestimmt wurde und dann später von Generation zu<br />

Generation in der Regel weitervererbt wurde. Nur wenige<br />

unserer Mitchristen hatten oder nahmen sich die Möglichkeit,<br />

ihre Konfession zu wählen. Jedoch <strong>evangelisch</strong> zu<br />

bleiben, dafür gibt es viele gute Gründe. Einige der wichtigsten<br />

sind:<br />

Evangelisch – die Botschaft von der freien Gnade<br />

Gottes<br />

Theologisch wird sie die Botschaft von der Rechtfertigung<br />

des Menschen durch Gott genannt. Gott nimmt den Menschen<br />

an und wir Menschen können diese Annahme<br />

nicht durch Wohltaten oder besondere gute Leistungen<br />

erzwingen oder verdienen.<br />

Gottes Gnade ist freiwillig geschenkt, vollkommen unabhängig<br />

von der Person oder den Leistungen. Dies ist wahrlich<br />

Evangelium – Frohe Botschaft, in einer Zeit, wo der<br />

Mensch im Wesentlichen nach seiner Leistung beurteilt<br />

und abgeurteilt wird, sei es im Beruf, Sport oder selbst in<br />

seiner Freizeit. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft und<br />

wer nichts leistet, ist nichts wert und hat nichts verdient.<br />

Wie vollkommen anders sieht Gott uns als Mensch an, als<br />

sein Gegenüber, dem er seine Gnade zuteil werden lässt,<br />

dem er seine Liebe schenkt, dem er seine Schuld vergibt –<br />

ohne Leistungsvorgabe, allein aus Gnade.<br />

Evangelisch – die Botschaft vom Kreuz<br />

Die Gnade Gottes erschließt sich nur vom Kreuz Christi her.<br />

Gottes Gnade erfahren wir Menschen darin, dass Gott in Jesus<br />

sich in unsere Welt aufgemacht hat, an allen Niedrigkeiten<br />

unseres menschlichen Lebens teilnahm und am Ende für<br />

unsere Schuld am Kreuz gestorben ist – die Strafe liegt auf<br />

ihm, „auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden<br />

sind wir geheilt“ (Jesaja 53, 5). Viele Menschen durften erfahren,<br />

wie zentnerschwere Lebenslast durch die Botschaft<br />

vom Kreuz von ihnen genommen wurde.<br />

Wir dürfen es uns täglich neu sagen lassen, das Gott uns<br />

unsere Schuld vergibt. Dies macht uns zu freien Menschen,<br />

frei von Schuld, frei zur Vergebung, frei zum Neubeginn,<br />

frei Brücken zu schlagen und Frieden zu stiften.<br />

Evangelisch – das Priestertum aller Gläubigen<br />

Hinter dieser Sichtweise steht das Bild von der Kirche als<br />

dem einen Leib Christi. Es ist ein Leib, und jedes Glied hat<br />

eine unersetzbare Funktion. Es gibt kein Oben und Unten.<br />

Ordinationen, theologische Bildungen oder andere Ehren<br />

machen keines dieser Glieder wichtiger oder größer. Die<br />

Mitarbeiterin in der Kinderkirche, der Gemeindebriefausträger,<br />

der Jungscharleiter, die Posaunenspielerin, . . . alle<br />

sind Mitarbeiter im Reich Gottes und bekommen von<br />

Gott die Legitimation Priester zu sein, Verantwortung in<br />

der Kirche zu übernehmen und die Botschaft auf seine<br />

Weise weiterzugeben.<br />

Beate Keller, Süßen<br />

Landessynodale, Lebendige Gemeinde<br />

Gerne sind die Landessynodalen im Wahlkreis <strong>Geislingen</strong>-<br />

Göppingen bereit, in die Gemeinden zu kommen und über<br />

das Geschehen und die Entwicklungen in der Landeskirche zu<br />

informieren und zu diskutieren. Denn nur so ist auch eine<br />

gemeindebezogene Arbeit in der Landessynode möglich.<br />

Gehen Sie auf sie zu.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

11


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Evangelische Kirche –<br />

„nicht Kirche im eigentlichen Sinn“?<br />

FRANK OTFRIED JULY<br />

Landesbischof<br />

Frank Otfried July<br />

12 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Eine Veröffentlichung des vergangenen<br />

Jahres hat in besonderer<br />

Weise in den <strong>evangelisch</strong>en<br />

Kirchen für Aufregung<br />

und Verstimmung gesorgt.<br />

„Gemeinschaften, die aus der<br />

Reformation des 16. Jahrhunderts<br />

hervorgegangen sind,<br />

können nicht Kirchen im<br />

eigentlichen Sinn genannt<br />

werden.“ So formulierte es<br />

die vatikanische Kongregation<br />

für Glaubenslehre in einer<br />

Schrift vom 29. Juni 2007 1 .<br />

In dieser Schrift, die von<br />

Papst Benedikt XVI. befürwortet wurde, wird in fünf<br />

Abschnitten das Selbstverständnis der römisch-katholischen<br />

Kirche dargestellt.<br />

Der Satz ist nicht neu. Im Jahr 2000 hatte die Glaubenskongregation<br />

unter dem Vorsitz von Joseph Kardinal<br />

Ratzinger dem Protestantismus schon einmal die volle<br />

Kirchlichkeit abgesprochen. 2<br />

Warum können – nach römisch-katholischem Verständnis<br />

– Gemeinschaften, die aus der Reformation des 16. Jahrhunderts<br />

hervorgegangen sind, nicht Kirchen im eigentlichen<br />

Sinn genannt werden? Wichtige „Kennzeichen“ von<br />

Kirche fehlten diesen Gemeinschaften, z. B. das sakramentale<br />

Priestertum, die apostolische Sukzession, die Anerkennung<br />

des Primates des Papstes und die „ursprüngliche<br />

und vollständige Wirklichkeit des eucharistischen Mysteriums“,<br />

wie es in dem Papier heißt. Schon im Jahr 2000<br />

fanden viele ökumenisch Gesonnene auf beiden Seiten<br />

diese Formulierungen missglückt und missverständlich.<br />

Das katholische Kirchenverständnis<br />

Der Dialog der römisch-katholischen mit der <strong>evangelisch</strong>en<br />

Kirche hat ganz besonders die Frage nach dem<br />

geistlichen Amt und der „Successio“, der Nachfolge in<br />

diesem Amt, im Blick. Hier genügt zum Beispiel nicht die<br />

bloße Beauftragung als Voraussetzung für eine gültige<br />

Abendmahlsfeier, sondern es braucht den sakramental<br />

geweihten Priester für diesen Dienst. Ein weiterer Streitpunkt<br />

ist die regelgerechte Nachfolge im Bischofsamt. Ein<br />

Bischof muss nach römisch-katholischem Verständnis von<br />

einem anderen Bischof eingesetzt sein, der sich in direkter<br />

Linie zurückführen lässt auf jene Bischöfe, die von den<br />

Aposteln mit der Autorität Christi in den einzelnen Kirchen<br />

eingesetzt worden seien. Nur so steht er in der apostolischen<br />

Nachfolge. Zusammenfassend kann man das in<br />

einem Text des II. Vatikanischen Konzils lesen. 3 Wenn<br />

diese Grundaussagen ernst genommen werden, kann die<br />

römisch-katholische Kirche die <strong>evangelisch</strong>en Kirchen gar<br />

nicht Kirchen im eigentlichen Sinne nennen.<br />

Das <strong>evangelisch</strong>e Kirchenverständnis<br />

Das <strong>evangelisch</strong>e Kirchenverständnis aber ist von Grund<br />

auf anders. Martin Luther schreibt in den Schmalkaldischen<br />

Artikeln 1537 4 : „Es weiß – Gott Lob! – ein Kind<br />

von sieben Jahren, was die Kirche sei: die heiligen Gläubigen<br />

und die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören.“<br />

Kirche konstituiert sich nach <strong>evangelisch</strong>em Verständnis<br />

also durch das Evangelium und durch den Glauben, der<br />

aus dem Evangelium folgt. Kirche ist somit eine verborgene<br />

Größe. Natürlich muss sie für den Dienst an Wort<br />

und Sakrament und für die Verwirklichung der christlichen<br />

Jüngerschaft auch sichtbare Strukturen schaffen. Aber<br />

diese Strukturen sind nicht heilsnotwendig. Wahre Kirche<br />

ist überall dort zu finden, wo das Evangelium rein gepredigt<br />

wird und die Sakramente evangeliumsgemäß gereicht<br />

werden. Das ist der Grund, weshalb nicht eine Kirche<br />

allein, sondern die vielen miteinander die eine Kirche Jesu<br />

Christi verwirklichen.<br />

Der christliche Glaube<br />

Aus Luthers Äußerungen zur Kirche kann man zusammenfassend<br />

vier wichtige Merkmale für den christlichen<br />

Glauben ableiten: Er ist schriftgebunden, er ist katholisch,<br />

er ist protestantisch und er ist <strong>evangelisch</strong> 5 . Das muss<br />

man genauer erläutern:<br />

Christlicher Glaube ist schriftgebunden, weil für alles, was<br />

die Kirche verkündigt und lehrt und woraus sie lebt, die<br />

Heilige Schrift die alles bestimmende Grundlage ist. Sie<br />

gehört daher auch in die Hand jedes Christen und ist<br />

nicht besonders autorisierten Menschen vorbehalten.<br />

Das Zentrum dieser Schrift ist Jesus Christus. Von ihm<br />

und von seiner Verkündigung aus legt sich ihr gesamter<br />

Inhalt aus.<br />

Christlicher Glaube ist vom griechischen Ursprung des<br />

Wortes her katholisch. Das Wort heißt auf Deutsch „allgemein“.<br />

Gott ist der Vater aller Menschen und er nimmt<br />

alle Menschen in die Pflicht, weltweit. Durch die Taufe<br />

will er Gott aller Christen sein, und von daher gelten<br />

unter ihnen keinerlei Unterschiede mehr, weder hinsichtlich<br />

des Bildungsstandes noch hinsichtlich der von außen<br />

wahrgenommenen Frömmigkeit. Das bedeutet ganz konkret:<br />

Jeder getaufte Christ ist vor Gott ein Priester mit<br />

allen Rechten und Pflichten.<br />

Dass christlicher Glaube protestantisch ist, bedeutet:<br />

Zuständige Verfassungsorgane und alle einzelnen Christen<br />

haben nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, kritisch<br />

Rechenschaft abzugeben über das eigene Handeln und


über das Handeln der gesamten Kirche und der Gesellschaft.<br />

Die Kirche ist zwar das Werk Christi, und in Christi<br />

Wort ist sie heilig und gewiss. Aber in ihrer irdischen<br />

Form ist sie fehlbar. Und deshalb muss sie zuhören,<br />

bekennen und bereit sein, immer wieder Buße zu tun.<br />

Christlicher Glaube ist <strong>evangelisch</strong>. Das heißt, dass ein<br />

Christ nicht aus eigener Kraft seine Erlösung vor Gott<br />

erarbeiten muss. Er ist erlöst, weil Gott zu ihm steht und<br />

ihn bei sich haben will, ohne Wenn und Aber. Ein Christ<br />

kann furchtlos leben und handeln, weil er weiß, dass<br />

Gott ihn bedingungslos liebt. Das ist die Mitte des Evangeliums<br />

und die Mitte des <strong>evangelisch</strong>en Glaubens.<br />

Aus gutem Grund <strong>evangelisch</strong>e Kirche sein<br />

Aus all dem folgt: Uns kommt nach römisch-katholischer<br />

Definition die Bezeichnung „Kirche“ nicht zu. Das<br />

schmerzt einerseits, weil die vielfach gelebte ökumenische<br />

Gemeinsamkeit immer wieder neuen Belastungsproben<br />

ausgesetzt wird; andererseits kann es tapfer ertragen werden,<br />

weil wir die römisch-katholische Definitionshoheit<br />

über uns nicht anerkennen. Wir glauben, dass wir mit<br />

unserem Kirchenverständnis auf gutem biblischen Grund<br />

stehen. Weniger ist mehr!<br />

Fundamental wichtig ist für <strong>evangelisch</strong>e Kirchen die Verpflichtung,<br />

im Hören auf Gottes Wort ihre Gestalt und<br />

ihre Praxis jeweils so zu reformieren, dass sie dem Grund<br />

der Kirche in Jesus Christus entspricht. Die wahre Kirche<br />

ist und bleibt immer ein Geschöpf des Evangeliums.<br />

Das ist unser <strong>evangelisch</strong>er Glaube, den wir getrost und<br />

gelassen bekennen sollen. Wir sind <strong>evangelisch</strong> aus gutem<br />

Grund. Gleichzeitig streben wir immer neu die eine heilige,<br />

christliche Kirche an – in versöhnter Verschiedenheit.<br />

Die Ökumene aber wird das nicht beeinträchtigen.<br />

Sie lebt vom langen Atem aller Beteiligten. Um sie ist<br />

mir nicht bange. Denn über uns allen steht der Herr der<br />

Kirche, den wir gemeinsam glauben und bekennen und<br />

der spricht: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der<br />

Welt Ende“ (Matth. 28, 20).<br />

1 Das am 29. Juni veröffentlichte Dokument der Kongregation für die Glaubenslehre<br />

trägt den Titel: „Antworten auf Fragen zu einigen Aspekten bezüglich der Lehre über<br />

die Kirche“ und lässt sich zusammen mit einem Kommentar im Internet abrufen<br />

unter dem Stichwort „Vatikan: Glaubenskongregation gibt Antwort“.<br />

2 Erklärung Dominus Iesus vom 6. August 2000. Im Schlussteil heißt es: Bei der Erörterung<br />

des Themas der wahren Religion stellten die Väter des Zweiten Vatikanischen<br />

Konzils fest: „Diese einzige wahre Religion, so glauben wir, ist verwirklicht in der<br />

katholischen, apostolischen Kirche, die von Jesus dem Herrn den Auftrag erhalten<br />

hat, sie unter allen Menschen zu verbreiten.“<br />

3 Die dogmatische Konstitution Lumen gentium 8 von Papst Paul VI. vom 21. November<br />

1964 schreibt: „Die einzige Kirche Christi, die wir im Glaubensbekenntnis als<br />

die eine, heilige, katholische und apostolische bekennen, ist in dieser Welt als Gesellschaft<br />

verfasst und geordnet und subsistiert in der katholischen Kirche, die vom<br />

Nachfolger des Petrus und von den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird.“<br />

4 Deutscher Text nach: Bekenntnisschriften der <strong>evangelisch</strong>-lutherischen Kirche (1930),<br />

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 405–468. 57: Artikel 12: Von der Kirche:<br />

„Wir gestehen ihnen nicht zu, daß sie die Kirche seien, und sie sind es auch nicht,<br />

und wir wollen auch nicht hören, was sie im Namen der Kirche gebieten oder verbieten;<br />

denn es weiß gottlob ein Kind von sieben Jahren, was die Kirche sei, nämlich<br />

die heiligen Gläubigen und »die Schäflein, die ihres Hirten Stimme hören« (Joh 10,3)“<br />

5 So aufgeführt bei Manfred Schulze, Was die Kirche trägt: Grundentscheidungen der<br />

Reformation Luthers für alle Geistliche. In: Die kleine Prophetin Kirche leiten. Festschrift<br />

für Gerrit Noltensmeier, hg. v. Martin Böttcher, Arno Schilberg, Andreas-<br />

Christian Tübler. Wuppertal 2005,195-210<br />

D I E R E D A K T I O N<br />

In eigener Sache . . .<br />

Liebe Leserin, lieber Leser!<br />

Die Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung lebt<br />

davon, dass die Leserinnen und Leser nicht<br />

nur Informationen bekommen, sondern dass<br />

auch ihre Meinung zu den Themen zu lesen<br />

ist. Dies war uns im Redaktionsteam immer<br />

wichtig. Sie, die Leserinnen und Leser, sollen<br />

die Möglichkeit haben, sich zu äußern. So<br />

weit so gut.<br />

Auch in dieser 11. Ausgabe der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-<br />

Zeitung war uns Ihre Sicht wichtig. Deshalb<br />

sind wir auf den Wochenmarkt gegangen und<br />

haben gefragt. „Was ist für Sie <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>?<br />

Was schätzen Sie an der Evangelischen<br />

Kirche?“ Die Reaktionen waren ernüchternd:<br />

„Umfrage? Nein danke.“<br />

„Meine Meinung veröffentlichen? Das will ich<br />

nicht“.<br />

„Woher kommen Sie? Von der Kirche? Da<br />

weiß ich nichts“.<br />

„Typisch <strong>evangelisch</strong>? Das kann ich Ihnen<br />

nicht sagen“.<br />

„Mit Bild? Auf gar keinen Fall.“<br />

„Ich bin im Dienst. Da mache ich nicht mit“.<br />

Ist es ein gesellschaftliches Phänomen, dass<br />

die eigene Meinung nicht mehr öffentlich<br />

gesagt wird? Wird insgesamt zuviel befragt?<br />

Oder hängt es damit zusammen, dass die<br />

Kirche fragt? Vielleicht war die Frage zu<br />

schwer?<br />

Wir haben im Redaktionsteam über diese<br />

Erfahrung diskutiert. Das Fazit: Uns ist Ihre<br />

Meinung trotz allem wichtig. Und so freuen<br />

wir uns, wenn Sie uns schreiben – zum Thema,<br />

zu einzelnen Artikeln, was Ihnen gefallen hat<br />

oder nicht, was sie gefreut oder geärgert hat,<br />

kurz: Sagen Sie uns Ihre Meinung.<br />

Es grüßt Sie<br />

Ihr Redaktionsteam<br />

Redaktionsteam der <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />

Evangelisches Dekanatamt<br />

Hansengasse 2<br />

73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Email: Ev.Dekanat.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

13


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

KARLHEINZ BAUER<br />

Die Reformation veränderte die kirchlichen Verhältnisse<br />

auch in unserer Landschaft tief greifend. Die Kunde über<br />

den Thesenanschlag Martin Luthers vom 31. Oktober<br />

1517 verbreitete sich in Windeseile und sein mutiges<br />

Auftreten im Sinne einer Erneuerung der Kirche löste in<br />

weiten Teilen des Reiches hohe Erwartungen, aber auch<br />

bange Fragen aus. In unserem Gebiet war es zuerst die<br />

Reichsstadt Ulm, in der die Schriften Luthers eifrig gelesen<br />

wurden. Als dann dort 1521 die ersten Prediger erschienen,<br />

um die neue Lehre zu verkünden, kamen sie als Aufwiegler<br />

kurzerhand ins Gefängnis. Doch bald milderte sich<br />

die Haltung des Rates. In Ulm wurde 1524 als <strong>evangelisch</strong>er<br />

Prediger Konrad Sam aus Rottenacker angestellt; er<br />

war ein Freund des Schweizer Reformators Ulrich Zwingli.<br />

Es war unausbleiblich, dass der reformatorische Brandherd<br />

in Ulm auch einen Funkenflug nach <strong>Geislingen</strong> bewirkte.<br />

Der Geislinger Stadtpfarrer Dr. Georg Osswald sah sich im<br />

Frühjahr 1526 veranlasst, gegen die <strong>evangelisch</strong>e Bewegung<br />

vorzugehen. Es war ihm bekannt geworden, dass<br />

auch in <strong>Geislingen</strong> schon Leute das Neue Testament<br />

besitzen und lesen. Von der Kanzel aus schalt er den<br />

Ulmer Prediger Konrad Sam einen Ketzer und behauptete,<br />

in Ulm lebe man „türkisch, viehisch und teuflisch“. Daraufhin<br />

wurde Osswald vor den Ulmer Rat geladen, der<br />

ihm sein höchstes Missfallen ausdrückte und ihn vor weiteren<br />

Schmähungen warnte. Doch der kampfbereite Pfarrer<br />

ließ sich davon nicht beirren und wetterte auf der Kanzel<br />

der Geislinger Stadtkirche weiterhin<br />

leidenschaftlich gegen die neue<br />

Lehre. Es half freilich wenig. Ulm<br />

setzte schon 1527 in <strong>Geislingen</strong><br />

einen <strong>evangelisch</strong>en Prädikanten<br />

ein; es war Paulus Beck aus Munderkingen,<br />

der zunächst in der<br />

dortigen Spitalkirche (ehemals am<br />

Wilhelmsplatz) predigte.<br />

Martin Luther<br />

Wie <strong>Geislingen</strong> <strong>evangelisch</strong> wurde<br />

Bürgerentscheid<br />

über Reformation<br />

Um das Kirchenwesen zu verändern,<br />

ging der Ulmer Rat äußerst<br />

vorsichtig zu Werk. Die Reformation<br />

wurde in der Reichsstadt<br />

nicht durch einen obrigkeitlichen<br />

Akt eingeführt, sondern kam auf<br />

demokratischem Wege zu Stande.<br />

Die gesamte Bürgerschaft war am<br />

3./4. November 1530 zur Abstim-<br />

Philipp Melanchton mung aufgerufen. Bei dieser denkwürdigen<br />

Befragung entschieden<br />

sich sieben Achtel der wahlberechtigten Bevölkerung für<br />

die <strong>evangelisch</strong>e Sache. Angesichts dieser breiten Mehrheit<br />

sah sich der Ulmer Rat berechtigt, in seinem gesamten<br />

Hoheitsgebiet das Kirchenwesen zu reformieren. Er<br />

bestellte dazu 1531 die berühmten Prediger Martin Butzer<br />

14 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

von Straßburg, Johann Ökolampad von Basel und<br />

Ambrosius Blarer von Konstanz. Es waren Theologen, die<br />

weniger im Sinne Martin Luthers dachten, sondern der<br />

Lehrmeinung Ulrich Zwinglis folgten.<br />

Zwangsweise sollte die Reformation im Ulmer Land nicht<br />

eingeführt werden. Es wurde vielmehr beschlossen, sämtliche<br />

Untertanen in ihre Amtsorte zu laden, dort drei Tage<br />

hintereinander durch einen Prediger aufklären und für die<br />

neue Sache gewinnen zu lassen. Man ging davon aus,<br />

dass sich die Abschaffung der Messe und die Beseitigung<br />

der Bilder aus den Kirchen leichter durchführen lasse,<br />

wenn eine entsprechende Belehrung des Volkes vorausgegangen<br />

wäre.<br />

Predigt und Gegenpredigt<br />

Diese Predigtaktion begann am Pfingstsonntag 1531.<br />

Sämtliche Untertanen mussten mit ihren Frauen, Kindern<br />

und Dienstboten morgens um 7 Uhr in den Kirchen der<br />

gebotenen Amtsorte zur Unterweisung erscheinen. Die<br />

Predigten in der Geislinger Stadtkirche hielt der Reformator<br />

Martin Butzer aus Straßburg. Dabei kam es zu einem<br />

höchst dramatischen Auftritt. Als Butzer seine Predigt<br />

beendet hatte, entgegnete ihm der streitbare Geislinger<br />

Stadtpfarrer Osswald: „Wenn ihr nicht gelehrter seid,<br />

wäret ihr wohl daheim geblieben.“ Dann bestieg er selbst<br />

die Kanzel und hielt eine Gegenpredigt, in der er Butzers<br />

Worte als ketzerische Lehre brandmarkte. Osswald fehlte<br />

es nicht an Mut und Kampfgeist; er war im ganzen Ulmer<br />

Land der einzige Pfarrer, von dem solches berichtet wird.<br />

Nachdem die Bevölkerung über die neue Lehre und die<br />

kirchlichen Veränderungen unterrichtet war, setzte man<br />

sich mit der Geistlichkeit auseinander. Alle Pfarrer wurden<br />

nach Ulm geladen und mussten ihre persönliche Haltung<br />

zu der neuen Lehre darlegen. Bei der Vernehmung seiner<br />

Pfarrer zeigte sich der Ulmer Rat wenig nachsichtig. Wer<br />

die Neuerungen ablehnte und sich weiterhin zur alten<br />

Lehre bekannte, wurde kurzerhand entlassen.<br />

Aus Altenstadt war Pfarrer Magister Hans Ruß ins Ulmer<br />

Rathaus zitiert. Er zeigte sich von Anfang an aufgeschlossen<br />

für die Reformation und<br />

erklärte bei seiner Vernehmung,<br />

er halte die Ulmer<br />

Artikel für christlich. Nachdem<br />

er den geforderten Eid<br />

auf das veränderte Kirchenwesen<br />

abgelegt hatte, durfte<br />

er in seiner Gemeinde bleiben.<br />

Hans Ruß war damit<br />

der letzte katholische und<br />

zugleich der erste <strong>evangelisch</strong>e<br />

Pfarrer in Altenstadt.<br />

Über sein Verbleiben<br />

beschloss der Ulmer Rat:<br />

„Ist zu dulden, in [der] Hoffnung,<br />

er werde Gottes Wort<br />

fleißiger als bisher oblie- Stadtkirche <strong>Geislingen</strong>


gen“. Weiter erging die Weisung, er soll „sich aber ehrlich<br />

den Artikeln gemäß halten und seine Dirne [Haushälterin]<br />

ehelichen.“ Ein Freund der Ehe scheint der gute Mann<br />

nicht gewesen zu sein, denn einige Wochen später wird<br />

über ihn berichtet: „Der Pfarrer zu Altenstadt hat seine<br />

Kellnerin noch immer zum Ärgernis bei sich und will sie<br />

nicht zur Kirche führen.“<br />

„In <strong>Geislingen</strong> sparet keine Mühe“<br />

In der Stadt <strong>Geislingen</strong> stieß der Ulmer Rat auf unerwartete<br />

Schwierigkeiten. Starke altgläubige Kräfte suchten<br />

dort die religiöse Neuordnung zu hintertreiben, ein<br />

Grund, dass sich die Reformation in der Stadt nicht<br />

sofort, sondern erst nach Ablauf vieler Jahre durchsetzte.<br />

Es war vor allem der hochgebildete und wortgewaltige<br />

Pfarrer Osswald – er hatte zwei Doktorgrade erworben –,<br />

der in einem leidenschaftlichen und polemischen Schriftwechsel<br />

mit dem Ulmer Rat verbissen um sein Amt<br />

kämpfte und auch die Bevölkerung zu mobilisieren wusste.<br />

Der Geislinger Widerstand erregte weithin Aufsehen.<br />

In einem Brief klagte der Reformator Martin Butzer, „die<br />

Geislinger seien ein hartnäckiges, jämmerlich verführtes<br />

Volk“, und selbst aus der Schweiz schaltete sich der<br />

Reformator Ulrich Zwingli ein, der schrieb: „In <strong>Geislingen</strong><br />

sparet keine Mühe, bis auch sie dem Wort des Allmächtigen<br />

weichen.“<br />

Es gelang dem Ulmer Rat zwar, Osswald zum Verzicht<br />

auf sein Amt zu zwingen, aber die Bevölkerung trotzte<br />

mehrheitlich weiterhin mit Ungehorsam. Der Besuch der<br />

<strong>evangelisch</strong>en Gottesdienste in der Stadtkirche ließ sehr<br />

zu wünschen übrig. Viele besuchten noch lange die<br />

katholischen Gottesdienste in Eybach. Dieser Ort gehörte<br />

nicht zum Ulmer Herrschaftsgebiet, sondern teils dem<br />

Stift Ellwangen, teils den Grafen von Degenfeld, die erst<br />

1607 in dem ihnen gehörigen Teil des Orts die Reformation<br />

einführten. So war Eybach der nächstgelegene Ort,<br />

wo noch katholische Messen gelesen wurden. Viele trugen<br />

ihre Kinder nach Eybach zur Taufe, ließen dort noch<br />

Wachs und Palmen weihen.<br />

Bilderkult und Bildersturm<br />

Auch der Bilderkult blühte noch lange Zeit nach. Nach<br />

Aussagen etlicher Frauen habe ein Marienbild in Altenstadt<br />

angefangen zu reden, so dass bald viele Menschen<br />

dahin zur Wallfahrt strömten. Der Ulmer Rat ließ sofort<br />

die Kirche schließen und stellte die Frage, was daraus<br />

wohl für ein Götzenspiel geworden wäre, wenn man dem<br />

Teufel nicht gewehrt hätte. In <strong>Geislingen</strong> erzählten sich<br />

alte Frauen, dass man zur Nacht die Muttergottes in<br />

einem weißen Mantel um die Stadtkirche gehen sehe.<br />

Bildwerke in den Kirchen wurden nach dem veränderten<br />

theologischen Verständnis als „Götzen“ betrachtet. Im<br />

Ulmer Land wurden daher Statuen, Gemälde und Altäre<br />

unnachsichtig aus den Kirchen entfernt, wobei die Beseitigung<br />

der Bilder emotionaler verlief wie in anderen Territorien,<br />

so dass damals viele mittelalterlichen Kunstwerke<br />

dem Bildersturm zum Opfer fielen. So ist in der Geislinger<br />

Stadtkirche, die einstmals etwa zwölf Altäre enthielt,<br />

heute nur noch als einziger der spätgotische Daniel-<br />

Mauch-Altar erhalten geblieben.<br />

Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 schuf klare<br />

Fronten, indem er festlegte: Wer die politische Herrschaft<br />

über ein Gebiet besitzt, soll auch die konfessionelle<br />

Zugehörigkeit seiner Untertanen bestimmen<br />

dürfen. Das Ulmer Land war am Ende der religiösen<br />

Wirren ein <strong>evangelisch</strong>es Territorium, und<br />

zwar lutherischer Prägung. Die Ulmer PROTESTANTISCHE VORBILDER<br />

Reformation hatte inzwischen ihre oberdeutschen<br />

Züge (Zwingli) ganz aufgegeben<br />

und sich vollständig dem Luthertum<br />

angeschlossen.<br />

<strong>Geislingen</strong> bleibt stur<br />

Aber auch jetzt waren die Verhältnisse in<br />

unserer Landschaft alles andere als stabil.<br />

Die heftigen konfessionellen Streitigkeiten<br />

hatten die einfachen Leute verunsichert;<br />

in ihren Köpfen lebte noch lange altkirchliches<br />

Glaubensgut fort. Noch 1572 stöhnte<br />

der Pfarrer an der Stadtkirche, „dass es nirgends<br />

so eine verfluchte, gotteslästerliche<br />

und teuflische Gemeinde gebe wie hier in<br />

<strong>Geislingen</strong>“.<br />

Einen Hort des alten Glaubens bildete<br />

immer noch die Klause der Franziskanerinnen<br />

(im heutigen <strong>evangelisch</strong>en Pfarrhaus<br />

neben der Stadtkirche). Die Nonnen<br />

wohnten dort unter der Leitung einer<br />

„Mutter“ in klosterähnlicher Gemeinschaft<br />

zusammen und versahen soziale Dienste an der ärmeren<br />

Stadtbevölkerung. Die Reformation hatte ihr beschauliches<br />

Dasein jäh erschüttert. Die Schwestern wollten aber<br />

katholisch bleiben und wichen dem Druck erst 1590,<br />

indem sie nach Wiesensteig zogen.<br />

Auch nach dem Wegzug der Nonnen ließ sich der Katholizismus<br />

nicht aus der Stadt vertreiben. Eine zweite Reformation<br />

wurde notwendig. 1593 mussten die Einwohner<br />

auf Geheiß des Ulmer Rates wieder an drei Sonntagen<br />

hintereinander Predigten besuchen. Doch die Katholiken,<br />

für die sie in erster Linie bestimmt waren, blieben den<br />

Predigten fern. Gegen diese „Unbelehrbaren“ ging man<br />

jetzt energisch vor. Man bestellte die katholischen Einwohner<br />

einzeln auf das Rathaus zu einer Aussprache.<br />

Danach gab es zwar zahlreiche Übertritte, aber ein Rest<br />

erwies sich als „halsstarrig“. Nach einer erneuten Belehrungspredigt<br />

blieben noch sieben Personen übrig, die den<br />

Übertritt verweigerten. Man zeigte sich ihnen gegenüber<br />

großzügig und ließ sie weiterhin in <strong>Geislingen</strong> wohnen<br />

und absterben. Der letzte Katholik starb erst kurz nach<br />

dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) als Evangelischer,<br />

weil man ihm als Katholiken eine Leichenpredigt verweigert<br />

hätte.<br />

Karlheinz Bauer war<br />

Stadtoberarchivrat<br />

und Leiter des<br />

Geislinger Kulturamtes<br />

von 1965 bis 1977<br />

Margot Käßmann, Landesbischöfin,<br />

Hannover:<br />

„Neidisch bin ich nur darauf,<br />

dass der Papst rote<br />

Schuhe tragen darf, ohne<br />

dass dies jemand kritisiert.<br />

Der Protestantismus zeichnet<br />

sich durch etwas ganz<br />

anderes aus: Bei uns herrscht<br />

inhaltliche Vielfalt.<br />

Wir sagen: Um die Wahrheit,<br />

um den richtigen Weg<br />

muss immer wieder gerungen<br />

werden. Das ist natürlich<br />

anstrengend und nicht<br />

so populär. Dennoch ist<br />

das für eine Kirche der<br />

richtige Weg, denke ich.“<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

15


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

95 Thesen verändern die Welt<br />

Warum sind wir <strong>evangelisch</strong>?<br />

DR. MICHAEL KANNENBERG<br />

Als der Augustiner-Mönch und Wittenberger Theologie-<br />

Professor Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95<br />

Thesen gegen den Ablass am Schwarzen Brett der Universität<br />

– oder war es doch an der Tür der Schlosskirche?<br />

– anheftete, da war das nichts Außergewöhnliches. Akademische<br />

Lehrer veröffentlichten auf diese Weise ihre<br />

Gedanken und stellten sie einem gelehrten Publikum zur<br />

Diskussion. Heute würde Luther einen Artikel an die<br />

Frankfurter Allgemeine Zeitung oder an die Süddeutsche<br />

Zeitung schicken. Und er könnte sicher sein, dass ihm<br />

schon bald mehr oder weniger schlaue Leserbriefe antworten<br />

würden. Oder er ließe einen Aufsatz in einer<br />

theologischen Zeitschrift abdrucken und würde dann<br />

gespannt auf die Reaktionen der Fachkollegen warten.<br />

Vom akademischen Streit zur Spaltung der Kirche<br />

Vor knapp 500 Jahren machte man einen Thesenanschlag<br />

und das kam öfter vor. Selten fand eine solche akademische<br />

Veröffentlichung aber ein derart gewaltiges Echo wie<br />

Luthers Ablassthesen. Er hatte den Nerv der Zeit getroffen.<br />

Und er hatte Freunde, die seine lateinischen Thesen ins<br />

Deutsche übersetzten, vervielfältigten und als gedruckte<br />

Flugblätter einem breiten Publikum in allen deutschen<br />

Ländern zugänglich machten. Das aber forderte den Widerstand<br />

der Kirchenhierarchie heraus. Solange gelehrte<br />

Theologen untereinander in universitären Hinterzimmern<br />

streiten, hebt kein dösender Bischof ein Augenlid. Wenn<br />

aber plötzlich in ganz Deutschland die kritischen Thesen<br />

eines bisher unbekannten Mönches diskutiert werden und<br />

vor allem Unterstützung finden, dann brennt die Kurie in<br />

Rom. Nicht lange und Luther hatte einen Glaubensprozess<br />

am Hals. Nur politische Gründe zögerten das Verfahren<br />

mehrere Monate hinaus. Im Juni 1520 wurde Luther<br />

schließlich die Exkommunikation angedroht. Genau besehen<br />

kam er der Kirche zuvor: Am 10. Dezember 1520<br />

verbrannte er vor dem Wittenberger Elstertor ein Exemplar<br />

des Kanonischen Rechts, also des kirchlichen Gesetzbuches.<br />

Mit diesem symbolischen Akt exkommunizierte<br />

Luther seinerseits die Papstkirche, die er ursprünglich von<br />

innen hatte reformieren wollen.<br />

Weniger mit dem 31. Oktober 1517 als mit dem 10. Dezember<br />

1520 war die Spaltung der Kirche vollzogen und<br />

die Entstehung zweier getrennter Konfessionskirchen<br />

angelegt. Luther und seine Anhänger gingen ab diesem<br />

Zeitpunkt daran, unabhängig von Rom, vom Papst und<br />

von den Bischöfen Kirche zu gestalten. Damit haben wir<br />

eine erste ereignisgeschichtliche Erklärung, warum wir<br />

heute <strong>evangelisch</strong> sind.<br />

Reformation begünstigt durch technischen Fortschritt<br />

Dass ein in den Anfängen akademischer Streit über den<br />

Ablass derart weitgreifende Folgen nach sich ziehen<br />

konnte, hatte allerdings notwendige Vorbedingungen und<br />

tiefer liegende Ursachen. Wie gesagt, Luther hatte den<br />

Nerv der Zeit getroffen. Aber er traf auch auf günstige<br />

Umstände. Dazu zählten wichtige Fortschritte der Kommunikation.<br />

Die Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen<br />

Lettern und das gleichzeitig entstehende öffentliche<br />

16 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Postwesen eröffneten ungeahnte Möglichkeiten der Massenkommunikation.<br />

Buchdruck und Post bewirkten eine<br />

Revolution der Kommunikation noch vor der Reformation<br />

und förderten diese ungemein. Hundert Jahre früher hätten<br />

Luthers Gedanken kaum diese rasche und umfassende<br />

Verbreitung finden können.<br />

Aufbruchstimmung<br />

Die tieferen Ursachen von Luthers Erfolg sind vielschichtig.<br />

Gelehrte Köpfe haben dazu schon unzählige Blätter<br />

an Papier und Tabak verbraucht und sind sich in hitzigen<br />

Debatten in die Haare geraten (so noch vorhanden).<br />

Die Jahrzehnte vor und nach 1500 waren in Europa eine<br />

ungeheuer dynamische Zeit. Neben der erwähnten Kommunikationsrevolution<br />

seien die Entdeckung ferner Erdteile<br />

durch Kolumbus und andere oder die Entdeckung<br />

des Individuums durch die Renaissancekunst genannt.<br />

Vieles war im Aufbruch. Und diese allgemeine Stimmung<br />

des Aufbruchs verband sich mit einer spürbaren antiklerikalen<br />

Stimmung auf der Ebene der Gemeinden. Kurz<br />

gesagt: Die spätmittelalterliche Papst-, Bischofs-, Priesterund<br />

Mönchskirche war schon lange reformbedürftig und<br />

hatte seit einiger Zeit auch schon manche Reform erfahren.<br />

Luther und seine Anhänger vermochten es aber nun,<br />

das Reformbedürfnis in griffige Formeln und Formulierungen<br />

zu packen. Sola scriptura war eine solche Formel.<br />

Allein die Schrift, allein die Bibel sollte darüber entscheiden,<br />

was in der Kirche und im Glauben richtig und<br />

wichtig sei – und nicht mehr der Papst oder die Bischöfe.<br />

Sola gratia, allein aus Gnade, war ein anderes wichtiges<br />

Schlagwort. Gott allein bewirkte das Heil der Menschen,<br />

nicht die Priester oder die Heiligen. Und schließlich und<br />

damit zusammenhängend: das allgemeine Priestertum<br />

aller Gläubigen. Nicht der Kirchenapparat von oben, sondern<br />

die Gemeinde vor Ort und von unten sollte das<br />

Gestaltungsprinzip der Kirche als Ganzer sein. Jede einzelne<br />

dieser Formeln ist für sich ein theologischer Grund,<br />

warum wir heute <strong>evangelisch</strong> sind.<br />

Einfluss vom Süden<br />

Als bewusste Württemberger und Württembergerinnen<br />

sollten wir allerdings eines – bei aller Ehre für Luther –<br />

nicht vergessen: Fast gleichzeitig mit ihm wirkte südlich<br />

unseres Landes der Schweizer Zwingli, der mit seinen<br />

Anhängern zu ganz ähnlichen Einsichten wie Luther<br />

gekommen war. Dass wir in und um <strong>Geislingen</strong> <strong>evangelisch</strong><br />

sind, hat auch ziemlich viel mit Zwingli und den<br />

Seinen zu tun. Denn zur Zeit der Reformation gehörte<br />

<strong>Geislingen</strong> zur Reichsstadt Ulm. Die aber wurde mit ihrem<br />

ganzen Territorium durch drei Freunde Zwinglis <strong>evangelisch</strong>:<br />

Martin Butzer, Johannes Ökolampad und Ambrosius<br />

Blarer. Unser schöner württembergischer<br />

Gottesdienst hat bei diesen Theologen<br />

seinen Ursprung. Nicht der schlechteste<br />

Grund, <strong>evangelisch</strong> zu sein!<br />

Dr. Michael Kannenberg war Pfarrer in<br />

Unterböhringen und Hausen. Er wohnt<br />

nun in Künzelsau und unterrichtet dort<br />

Religion am Gymnasium.


Gemeinsamer Religionsunterricht<br />

für Evangelische und Katholische<br />

Ein Modellprojekt an den Schulen<br />

JOHANNES GEIGER<br />

Zur ersten Religionsstunde im neuen Schuljahr sollen die<br />

Erstklässler in den <strong>evangelisch</strong>en oder katholischen Religionsunterricht<br />

gehen. Ein paar Kinder stehen unsicher da,<br />

sie fragen, wohin sie gehen sollen, weil sie gar nicht<br />

wissen, ob sie <strong>evangelisch</strong> oder katholisch sind. Diese<br />

Erfahrung machen LehrerInnen in jedem Schuljahr.<br />

Im Religionsunterricht werden Fragen nach Gott, der Bibel<br />

und dem Glauben besprochen, die SchülerInnen lernen<br />

die Bedeutung von christlichen Festen und Bräuchen kennen<br />

und vieles mehr. In der Regel gestalten die ReligionslehrerInnen<br />

über den Unterricht hinaus auch die Schulgottesdienste.<br />

Nach Artikel 7, 3 des Grundgesetzes wird<br />

der Religionsunterricht als ordentliches Lehrfach, als <strong>evangelisch</strong>er<br />

oder katholischer Religionsunterricht erteilt. Im<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> besuchen in diesem Schuljahr<br />

über 5100 SchülerInnen den <strong>evangelisch</strong>en Religionsunterricht.<br />

An fünf Schulen im Bezirk wird eine besondere<br />

Form des Religionsunterrichts praktiziert: der konfessionell-kooperativ<br />

Religionsunterricht.<br />

Was bedeutet konfessionell-kooperativ?<br />

Grundlage ist die am 1. März 2005 von den <strong>evangelisch</strong>en<br />

und katholischen Kirchen in Baden-Württemberg<br />

verabschiedete Vereinbarung zur konfessionellen Kooperation<br />

im Religionsunterricht an allgemein bildenden<br />

Schulen. Sie gilt zunächst für drei Jahre, derzeit läuft die<br />

wissenschaftliche Auswertung, die eine Grundlage für<br />

weitere Beschlüsse bilden wird.<br />

Grundsätzlich ist auch der konfessionell-kooperative Religionsunterricht<br />

konfessioneller Religionsunterricht. Er ist<br />

keine neue Form zusätzlich zum <strong>evangelisch</strong>en und<br />

katholischen Unterricht, sondern eine besondere Form.<br />

Aus diesem Grund wird der etwas sperrige Begriff<br />

„konfessionell-kooperativ“ verwendet und nicht „ökumenisch“.<br />

Es gibt ja keine ökumenische Konfession,<br />

sondern die <strong>evangelisch</strong>e und die katholische.<br />

Für zwei Schuljahre werden die <strong>evangelisch</strong>en und katholischen<br />

SchülerInnen einer Klasse gemeinsam in Religion<br />

unterrichtet, in den Klassen 1 und 2 der Grundschule<br />

oder in zwei Jahrgängen der weiterführenden Schulen,<br />

zum Beispiel in den Klassen 5 und 6. Die <strong>evangelisch</strong>e<br />

und katholische Lehrkraft wechseln sich in diesem<br />

Zeitraum ab, in der Regel nach einem Jahr.<br />

Die Inhalte<br />

Bedingung für die Genehmigung ist ein Unterrichtsplan,<br />

der die Schwerpunkte der Bildungspläne beider Konfessionen<br />

erfüllt. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass mit<br />

den SchülerInnen alle verbindlichen Themen der eigenen<br />

und darüber hinaus die der anderen Konfession erarbeitet<br />

werden, ohne dass dadurch mehr Themen bearbeitet<br />

werden.<br />

Evangelische und katholische SchülerInnen sitzen dabei<br />

gemeinsam im Religionsunterricht. Sie haben die Möglichkeit,<br />

die jeweils andere Konfession authentisch zu<br />

erleben, durch die Unterrichtsthemen und durch die<br />

Gespräche in der Gruppe. Fast zwangsläufig führt das<br />

immer wieder zu der Frage: was heißt es, <strong>evangelisch</strong> zu<br />

sein, was heißt es, katholisch zu sein. Gibt es Fragen, die<br />

die MitschülerInnen aus der anderen Konfession anders<br />

beantworten? Wie sehen sie beispielsweise Maria und<br />

wie wir? Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht<br />

befasst sich noch intensiver mit der eigenen Konfession.<br />

Natürlich betrifft dies nicht nur die Kinder, sondern auch<br />

die Lehrkräfte, die sich in neue Fragestellungen einarbeiten<br />

und Themen unterrichten, die bisher nicht vorkamen.<br />

Erfahrungen<br />

Die Erfahrungen mit dem konfessionell-kooperativen Religionsunterricht<br />

sind ausgesprochen positiv, bei Schülern,<br />

Lehrkräften und Eltern. Die ReligionslehrerInnen machen<br />

gute Erfahrungen, obwohl mehr Aufwand und Absprachen<br />

mit dieser Form des Religionsunterrichts verbunden<br />

sind. Die Zusammenarbeit der <strong>evangelisch</strong>en und katholischen<br />

Fachschaften wird auf diese Weise intensiver. Das<br />

Modell eignet sich jedoch nicht für jede Schule in gleicher<br />

Weise, es kommt immer auf die örtlichen Gegebenheiten<br />

an, die in jedem Fall einzeln zu prüfen sind.<br />

Die wissenschaftliche Auswertung ist noch nicht abgeschlossen,<br />

daher sind für das kommende Schuljahr<br />

2008/09 nur Folgeanträge der Schulen zugelassen, die<br />

bereits nach dem Modell arbeiten. Eine gut fundierte Analyse<br />

und Auswertung der bisherigen Modellphase ist notwendig<br />

und wird innerhalb der Kirchen in Baden-Württemberg<br />

erwartet. Sie ist auch unter dem bundesweiten<br />

Blickwinkel wichtig, da das Modell aus den <strong>evangelisch</strong>en<br />

und katholischen Kirchen außerhalb Baden-Württembergs<br />

sehr aufmerksam verfolgt wird. Es bleibt spannend<br />

abzuwarten, welche Beschlüsse die Kirchen nach dem<br />

Abschluss der Auswertung fassen werden. Ich hoffe<br />

jedoch, dass das Modell fortgesetzt und damit auch für<br />

andere Schulen geöffnet wird.<br />

Johannes Geiger ist Schuldekan<br />

der <strong>Kirchenbezirk</strong>e<br />

<strong>Geislingen</strong> und Heidenheim<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

17


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

18 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Kleine Kirche im katholischen Umfeld<br />

Evangelisch sein ist Berufung – die Waldenserkirche in Italien<br />

Professor Dr. Paolo Ricca, Jahrgang 1936, ist emeritierter Professor für Kirchengeschichte und<br />

Praktische Theologie der Waldenserfakultät in Rom. Bei seinem Besuch in <strong>Geislingen</strong> konnten<br />

Dekanin Gerlinde Hühn und Anita Gröh, Geschäftsführerin im Dekanatsbüro in <strong>Geislingen</strong>,<br />

folgendes Interview mit ihm führen und ihn zur Situation der <strong>evangelisch</strong>en Waldenserkirche in<br />

Italien und zur Ökumene befragen.<br />

GERLINDE HÜHN · ANITA GRÖH<br />

Frage: Professor Dr. Ricca: Evangelisch aus<br />

gutem Grund ist das Thema dieser Ausgabe der<br />

Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung. Gibt es gute<br />

Gründe <strong>evangelisch</strong> zu sein?<br />

Ricca: Es gibt gute Gründe, Christ zu sein. Evangelisch<br />

zu sein ist nichts<br />

anderes, als eine besondere<br />

Art Christ zu sein.<br />

Warum ist jemand Christ?<br />

Es hängt nicht von uns ab,<br />

Christ zu sein. Die Entscheidung<br />

fällt zuerst bei<br />

Jesus. Nicht wir haben ihn<br />

gewählt, sondern er uns.<br />

Der gute Grund, Christ<br />

zu sein, liegt außerhalb unserer Entscheidung.<br />

Christ sein ist eine besondere Art und Weise des<br />

Menschseins. Luther sagte: Ein Christ ist ein<br />

Mensch, der nicht mehr in sich selbst und für sich<br />

selbst lebt, sondern in Christus durch den Glauben<br />

und durch die Liebe.<br />

Ein Leben, das im Glauben und in der Liebe gelebt<br />

wird, wird vermutlich ein gutes Leben sein,<br />

indem es zum Segen wird für die anderen Menschen<br />

und für die Umgebung. Andere Menschen<br />

werden sagen: „Wie froh war ich, einem solchen<br />

Menschen begegnet zu sein.“<br />

Frage: Wie ist es, <strong>evangelisch</strong> zu sein in einem<br />

katholischen Umfeld wie in Italien?<br />

Ricca: Evangelisch im konfessionellen Sinne ist<br />

die schlichteste Gestalt des Christentums.<br />

Schlicht heißt, auf das Wesentliche im Christentum<br />

konzentriert.<br />

Wesentlich ist Jesus, in ihm finden wir nicht nur<br />

die ganze Offenbarung Gottes, sondern auch die<br />

Erschließung dessen, was wir sind und wozu<br />

wir berufen sind. Heute ist Schlichtheit wichtig.<br />

Im Katholizismus gibt es vielerlei, was nicht<br />

wesentlich ist für den Glauben nicht wesentlich<br />

ist: Marienverehrung, Heilige, Hierarchie.<br />

Die <strong>evangelisch</strong>e Kirche hat eine Gestalt von<br />

Kirche zustande gebracht, die der grundsätzlichen<br />

geschwisterlichen Struktur der christlichen<br />

Gemeinde Rechnung trägt. Die katholische und<br />

die orthodoxe Kirche haben eine hierarchische<br />

Struktur. Dies entspricht nicht der evangeliumsgemäßen<br />

Form der Liebe, wie sich die Gemeinde<br />

Jesu im und aus dem NT entwickelt hat. Die<br />

Gestalt der Gemeinschaft, wie sie Jesus um sich<br />

geschart hatte, ist grundsätzlich eine geschwisterliche<br />

Gemeinde, in ihr sind alle Brüder und<br />

Schwestern.<br />

Frage: Wie ist man <strong>evangelisch</strong>?<br />

Ricca: Evangelisch ist nicht ein Titel, sondern<br />

eine Berufung. Man soll sein ganzes Leben als<br />

Berufung verstehen und versuchen, sie umzusetzen.<br />

Allerdings ist das Risiko der Freiheit für<br />

<strong>evangelisch</strong>e Christen hoch. Freiheit und Verantwortung<br />

zusammen zu halten ist schwer, und<br />

es macht Angst, wirklich frei zu sein. Im Katholizismus<br />

ist Gehorsam das Hauptanliegen.<br />

Frage: Wie ist die Situation einer Minderheits-<br />

Kirche, wie sie die Waldenserkirche in Italien ist?<br />

Ricca: In Italien ist das Papsttum zuhause. Die<br />

Macht der katholischen Kirche ist spürbar. Allerdings<br />

hat sich die Situation der Minderheits-<br />

Kirchen in Italien verändert. Die Gesellschaft ist


pluralistischer, niemand<br />

fragt nach der Zahl der<br />

Mitglieder, sondern<br />

danach, was man zu<br />

sagen oder beizutragen<br />

hat. Die Sache zählt. Die<br />

Säkularisierung hat die<br />

Situation der Minderheiten<br />

gegenüber früher<br />

verbessert.<br />

Selbst die katholische Kirche bezeichnet sich<br />

mittlerweile als Minderheit. Der Mailänder Kardinal<br />

Martini meint, nur 9 bis 10 % der Katholiken<br />

in Italien seien streng gläubig, und höchstens<br />

25 bis 30 % fühlen sich zur katholischen Kirche<br />

zugehörig. Politisch und diplomatisch ist die<br />

katholische Kirche allerdings noch eine Macht.<br />

Frage: Warum hat Papst Benedikt der XVI. den<br />

Protestanten abgesprochen, Kirche zu sein?<br />

Ricca: Mit dieser Erklärung des Papstes sollten<br />

wir dasselbe tun wie einst Luther mit der Bannbulle:<br />

sie verbrennen. Gott wird sagen, ob die<br />

<strong>evangelisch</strong>e Kirche eine Kirche ist, das heißt,<br />

ob wir mit unserem Leben ausfüllen, was Kirche<br />

bedeutet. Mich hat immer beeindruckt, dass im<br />

NT Jesus die Jünger als „kleingläubig“ bezeichnet<br />

hat. Mit Kleinglauben kann man nicht<br />

Kirche sein. Wir sollten das sehr ernst nehmen.<br />

Gott entscheidet, wer Kirche ist oder nicht.<br />

Frage: Warum hat Ihrer Einschätzung nach der<br />

Papst diese Erklärung abgegeben?<br />

Ricca: In der katholischen Kirche wächst an der<br />

Basis die Überzeugung, dass die Protestanten<br />

Kirche sind. Gegen diese Überzeugung will der<br />

Papst ankämpfen. Viele Katholiken in Italien sind<br />

über die Erklärung des Papstes betrübt. Sie riefen<br />

bei mir an oder schickten bedauernde E-Mails.<br />

Ich denke, der Papst wollte damit ein klares Wort<br />

gegen diese wachsende Überzeugung innerhalb<br />

der katholischen Kirche sagen.<br />

Frage: Welche Rolle haben die Protestanten in<br />

der EU? Wie sieht die Waldenserkirche dies?<br />

Ricca: Für die Waldenser ist es gut, dass Europa<br />

wichtiger wird und einheitlicher denkt. Dadurch<br />

ist auch in Italien der Protestantismus kein Fremdkörper<br />

mehr. Die katholische Auffassung über die<br />

Waldenser war Jahrhunderte lang die einer „importierten<br />

Ware“. Das ist jedoch völlig falsch.<br />

Die Waldenser gibt es seit Anfang des 13. Jahrhunderts<br />

in Italien, als es „Italien“ noch gar nicht<br />

gab. Je mehr die Italiener Europäer werden, desto<br />

weniger fremd wird der Protestantismus für sie.<br />

Allerdings wird über die Medien ein anderes Bild<br />

vermittelt: Päpste, Kardinäle werden bevorzugt<br />

befragt und zunehmend als Sprecher der Christenheit<br />

betrachtet. Das halte ich für problematisch.<br />

Ottopermille = 8 pro Mille = 8 %0<br />

Mit „8 %0“ bezeichnet man die so genannte Kultussteuer,<br />

die jeder Steuerzahler in Italien entrichten<br />

muss. Er kann dabei auf seiner Steuererklärung ankreuzen,<br />

welcher Institution er sein Geld zufließen<br />

lassen will: dem Staat, der Katholischen Kirche,<br />

den Waldensern, den Lutheranern, der jüdischen<br />

Glaubensgemeinde u.v. a.<br />

Innerhalb der Waldenserkirche hatte es lang anhaltende<br />

Diskussionen darüber gegeben, ob man aus<br />

theologischen Gründen überhaupt die Gelder des<br />

Ottopermille annehmen dürfe. Die Synode hat sich<br />

endlich dafür entschieden, allerdings werden die Einnahmen<br />

nur für diakonische und kulturelle Zwecke<br />

verwendet, nicht aber für die Kernaufgabe der Kirche,<br />

die Verkündigung des Evangeliums und auch<br />

nicht für die Pfarrerbesoldung.<br />

Da nur ein Bruchteil der Italiener überhaupt bei der<br />

Rubrik Ottopermille ankreuzt, werden die restlichen<br />

Einnahmen im Verhältnis der übrigen Ankreuzungen<br />

verteilt.<br />

Bisher hat die Waldenserkirche dieses zusätzliche<br />

Geld nicht angenommen. Es setzt sich aber immer<br />

mehr die Auffassung durch, dass es besser sei, das<br />

Geld für Diakonie und kirchliche Entwicklungshilfe<br />

zu verwenden, als es dem Staat für Irakeinsätze zu<br />

überlassen.<br />

Die Waldenserkirche ist die einzige Institution, die<br />

über die Verwendung der Ottopermille-Gelder völlig<br />

transparent berichtet. Dazu lässt sie einmal im Jahr<br />

in einer großen Tageszeitung die Bilanz veröffentlichen.<br />

Das trägt sehr zu ihrer Glaubwürdigkeit bei.<br />

Frage: Wie groß ist die Waldenserkirche in Italien?<br />

Ricca: Die Waldenserkirche hat etwa 20.000 Mitglieder.<br />

Durch die zurückgehende Geburtenrate<br />

wird die Zahl kleiner. Bei der Verteilung des „8%0<br />

(Ottopermille, siehe Kasten), der Steuer für kirchliche<br />

oder soziale Aufgaben in Italien, entscheiden<br />

sich mehr als 200.000 Steuerzahler dafür, die Waldenserkirche<br />

zu unterstützen, das sind zehn mal<br />

mehr als die Waldenserkirche Steuerpflichtige hat.<br />

Die Lutherische Kirche in Italien hat rund 5000 bis<br />

6000 Mitglieder. Sie beginnt jetzt allmählich damit,<br />

ihre Gottesdienste auch ab und zu in italienischer<br />

Sprache zu halten, denn die jungen Gemeindeglieder<br />

sprechen nicht mehr Deutsch. Aber es<br />

wird noch zwei bis drei Generationen dauern, bis<br />

die Lutherische Kirche Italiens eine italienische<br />

Kirche sein wird.<br />

Frage: Gibt es in Italien ökumenische Gottesdienste?<br />

Ricca: Ökumenische Gottesdienste finden nur in<br />

der „Gebetswoche für die Einheit der Christen“<br />

statt. Bei gesellschaftlichen Anlässen ist in der<br />

Regel die einzig eingeladene Kirche die katholische.<br />

Sie ist so viel größer als die anderen<br />

Kirchen, dass unter kirchlicher Präsenz immer nur<br />

die der katholischen Kirche verstanden wird.<br />

PROTESTANTISCHE VORBILDER<br />

Johannes Rau,<br />

Bundespräsident,<br />

* 16. Januar 1931;<br />

† 27. Januar 2006:<br />

Von 1965 bis 1999 gehörte<br />

Johannes Rau der Landessynode<br />

der Evangelische<br />

Kirche im Rheinland an<br />

und war stellvertretendes<br />

Mitglied der Kirchenleitung<br />

der Evangelischen Kirche im<br />

Rheinland; dem Deutschen<br />

Evangelischen Kirchentag<br />

war Rau eng verbunden;<br />

von 1966 bis 1974 war er<br />

Mitglied des Präsidiums und<br />

nahm auch danach regelmäßig<br />

am Kirchentag in<br />

offizieller Funktion und als<br />

Privatmann teil. Seine Art,<br />

den christlichen Glauben<br />

öffentlich zu leben, trug<br />

Rau die Bezeichnung<br />

„Bruder Johannes“ ein,<br />

aber auch satirische<br />

Wertung als „gefürchteter<br />

Kirchentagsschwätzer“.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

19


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Alles <strong>evangelisch</strong>, oder was?<br />

Die Vielzahl <strong>evangelisch</strong>er Gemeinden fordert uns heraus!<br />

ANNETTE KICK<br />

„Kann denn niemand mehr normal glauben?“ seufzte eine<br />

besorgte Großmutter, deren Enkelin in eine neu gegründete<br />

Gemeinde im Nachbarort geht. „Ist das wirklich eine <strong>evangelisch</strong>e<br />

Freikirche oder ist das eine Sekte?“ so lautet meist<br />

die Standardfrage. Die Antwort fällt aber nicht so einfach<br />

aus wie gewünscht. Denn die beiden Begriffe „Sekte“ und<br />

„Freikirche“ helfen uns nicht viel weiter. „Sekte“ wird unterschiedlich<br />

definiert und ist normalerweise zur Bezeichnung<br />

auch radikalerer Gruppen, die sich im protestantischen<br />

Spektrum bilden, nicht hilfreich. Des Weiteren ist weder der<br />

Begriff „<strong>evangelisch</strong>“ noch „Freikirche“ geschützt. Auch<br />

Gemeinden, die sich früher als überkonfessionell oder charismatisch<br />

oder pfingstlich bezeichnet haben, übernehmen<br />

jetzt gerne die Bezeichnung „<strong>evangelisch</strong>e Freikirche“.<br />

Die klassischen Freikirchen, wie die Methodisten, Baptisten,<br />

Mennoniten, die sich die Seriosität dieser Bezeichnung<br />

mühsam erarbeitet haben, sind eher unglücklich über die<br />

inflationäre Ausbreitung der Bezeichnung „<strong>evangelisch</strong>e<br />

Freikirche“. Die Verwechselbarkeit des Begriffes führt dann<br />

auch manchmal zu Vorwürfen von Betroffenen gegenüber<br />

mir als landeskirchlicher Beauftragter: „Ihr als Evangelische<br />

Landeskirche müsst doch dafür sorgen, dass eine so radikale<br />

Gruppe nicht unter dem Begriff „Evangelische (Frei-)Kirche<br />

segeln darf!“ Meine Antwort: „Dafür können wir nicht<br />

sorgen; aber dafür, dass wir informieren und auffordern,<br />

genau zu schauen, was da jeweils drin ist, wo Evangelisch<br />

drauf steht.“<br />

„Normal glauben“?<br />

Was die Anfragerin mit „normal glauben“ gemeint hat, ist<br />

das, woran man sich in Deutschland in Jahrhunderten<br />

gewöhnt hat. Gemeint ist, dass man zu einer der zwei<br />

großen Kirchen gehört. Seit etwa 20 Jahren lässt die Bindekraft<br />

und gesellschaftliche Bedeutung dieser großen Kirchen<br />

nach, ein ganz normaler Vorgang in einer modernen<br />

offenen Gesellschaft in einem neutralen Staat. Eine Vielzahl<br />

von religiösen Anbietern hat sich etabliert und stellt<br />

sich den Suchenden zur Wahl. Nicht einfach die religiöse<br />

Zugehörigkeit der Eltern zu übernehmen, sondern eine<br />

eigene Option zu treffen, wird mehr und mehr die Normalität.<br />

Für die Landeskirche und ihre Gemeinden führt<br />

das zu der ungewohnten Situation, dass auch sie nicht<br />

mehr einfach „das Normale“ sind, sondern dafür werben<br />

müssen, dass Menschen sich bewusst für sie entscheiden.<br />

Dazu müssen nun auch wir sagen, was drin ist, wenn bei<br />

uns „<strong>evangelisch</strong>“ drauf steht. So können wir in den<br />

neuen Freikirchen nicht nur die Gefahren sehen, z. B. die<br />

Gefahr der völligen Zersplitterung des Protestantismus.<br />

Sondern sie können uns zugleich auch Anlass sein, unser<br />

eigenes <strong>evangelisch</strong>es Profil zu überprüfen.<br />

Grob gesagt, mit einigen Ausnahmen, sind etwa zwei<br />

Drittel dieser neuen Gemeinden charismatisch-pfingstlich<br />

geprägt, darunter auch fremdsprachige aus Afrika oder<br />

20 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Lateinamerika. Ein Drittel ist bibelfundamentalistisch, darunter<br />

auch eine Anzahl von russlanddeutschen Gemeinden.<br />

Sie treten meist mit dem Anspruch auf, direkt an die<br />

Bibel und die biblische Gemeinde anzuknüpfen; wobei<br />

sie übersehen, dass es schon in der Bibel verschiedene<br />

Gemeindemodelle gibt. Die meisten dieser neuen Gemeinden<br />

sind hierarchisch geführt, in der Altersstruktur und<br />

Schichtzugehörigkeit ziemlich homogen. Sie erwarten von<br />

ihren Mitgliedern meist eine große Konformität. Organisatorisch<br />

teilen sie viele Kennzeichen mit den klassischen<br />

Freikirchen. Theologisch gibt es aber zwischen den<br />

meisten von ihnen und der Landeskirche gegenseitige<br />

Vorbehalte und deutliche Unterschiede.<br />

Fragen, zu denen die neuen Freikirchen uns herausfordern:<br />

Auf welche Stärken können wir uns besinnen?<br />

Von allen Schätzen, die wir aus der Vergangenheit und in<br />

der Gegenwart haben, will ich hier nur einen nennen: In<br />

einer Hinsicht sind wir als heutige Landeskirche vielleicht<br />

<strong>evangelisch</strong>er als alle anderen: Wir nehmen ganz ernst,<br />

dass der Mensch allein aus Glaube gerechtfertigt wird. Da<br />

kein Mensch diesen Glauben beurteilen kann, verzichten<br />

wir darauf, innerhalb unserer Mitglieder eine menschlich<br />

bestimmbare Grenze zwischen Christ und Nichtchrist zu<br />

ziehen. Wir verlangen nicht ein bestimmtes Maß an<br />

Engagement, an engen, angeblich biblischen Verhaltensnormen,<br />

an besonderen Erfahrungen mit dem Heiligen<br />

Geist. Wir erlauben es Menschen, ihren Abstand zur<br />

Gemeinde selbst zu bestimmen und ihr Christsein frei zu<br />

gestalten. Die Vielfalt von Glaubensstilen und Aktivitäten,<br />

die in einer <strong>evangelisch</strong>en Landeskirche Platz haben, darf<br />

nicht verwechselt werden mit Beliebigkeit, sondern sie ist<br />

Programm einer Kirche, die ernst nimmt, dass das Evangelium<br />

zu verschiedenen Menschen verschieden spricht. Der<br />

Beliebigkeit ist aber zu wehren, indem inhaltlich um Mitte<br />

und Grenze dessen gerungen werden muss, was in einer<br />

<strong>evangelisch</strong>en Gemeinde möglich ist.<br />

Was haben diese Gemeinden,<br />

was wir verloren haben?<br />

Die charismatisch-pfingstlichen Gemeinden erinnern uns<br />

vor allem daran, dass die Erfahrungs- und Erlebnisseite<br />

des Glaubens bei uns oft zu kurz kommt. Die fundamentalistischen<br />

Gemeinden erinnern uns daran, dass vor allem<br />

junge Menschen mehr klare Orientierung aus der Bibel<br />

suchen und Mitchristen, die einen Schritt weiter sind und<br />

mit ihnen den richtigen Weg suchen. Alle diese kleinen<br />

freien Gemeinden mit ihrem engen sozialen Zusammenhalt<br />

erinnern uns daran, dass wir neben den Außenbezirken<br />

mit distanzierten Mitgliedern, neben der Vielfalt mehr<br />

oder weniger verbindlicher Angebote in der Mitte der<br />

Gemeinde eine Gruppe brauchen, die sich insofern „freikirchlich“<br />

versteht, als hier Wärme, Geborgenheit, Verbindlichkeit<br />

und hohes Engagement in einem geistlichen<br />

Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen gelebt wird.


Was wollen wir als landeskirchliche Gemeinden<br />

bewusst „festhalten“?<br />

æ Freiheit zu verschiedenen Ausprägungen statt Konformität.<br />

æ Die Freude die biblischen Geschichten täglich neu von<br />

ihrer Mitte her zu entdecken statt der Bibel als starres<br />

Gesetzbuch.<br />

æ Kein schwarz-weiß Denken, das für die bunte Welt und<br />

die so verschiedenen Geschöpfe Gottes nur zwei<br />

Schubladen hat.<br />

æ Die Zusage, dass Gott und in seinem Auftrag die<br />

Gemeinde den Einzelnen in Freud und Leid durchträgt,<br />

kein Wohlstandsevangelium, das die falsche Versprechung<br />

in die Welt setzt, Glaube mache reich, gesund<br />

und erfolgreich.<br />

æ Das Bewusstsein, dass Gott auch in den kleinen<br />

Zeichen der Bewahrung, Begleitung, des Kraft-Schöpfens<br />

mitten im Alltag erlebt wird und nicht nur in<br />

Wundern und außerordentlichen Erfahrungen.<br />

æ Keinen Umgang mit dem Bösen, bei dem man dessen<br />

Ursache hauptsächlich außen sucht, in dämonischen<br />

Einflüssen, die man dann austreiben muss. Wir verstehen<br />

uns als Gemeinschaft von Menschen, die auch als<br />

Christen noch Sünder bleiben, die<br />

aber immer wieder in der Seelsorge,<br />

im Gottesdienst, im Abendmahl<br />

Gottes unverdiente Gnade erfahren.<br />

Pfarrerin Annette Kick<br />

ist Weltanschauungsbeauftragte<br />

der Landeskirche<br />

Singen ist <strong>evangelisch</strong><br />

Die Geschichte der <strong>evangelisch</strong>en Kirche ist zugleich eine Geschichte der Kirchenmusik<br />

BERNHARD LEUBE<br />

Als in den Tagen der Reformation, so erzählt man, die<br />

Ideen dieses Wittenberger Mönches zur Reform der Kirche<br />

auch in die Stadt Lemgo gedrungen waren, entstand<br />

auf dem Rathaus eine gewisse Unruhe, denn Gerüchte<br />

schwirrten durch die Stadt, in den Gottesdiensten würden<br />

sich merkwürdige Dinge zutragen, Leute gäb’s, die wollten<br />

in der Kirche alles anders machen. Der Luther würde<br />

noch gefährlich werden, wenn man nicht aufpasste.<br />

Sicher konnte man nicht alles lassen, wie es war, aber die<br />

Sache durfte auch nicht aus dem Ruder laufen. Der Bürgermeister<br />

wollte genauer Bescheid wissen und schickte<br />

seinen Stadtschreiber in das Gotteshaus, er solle da mal<br />

nach dem Rechten sehen und ihm von diesen Umtrieben<br />

berichten. Nach geraumer Zeit kam der Schreiber wieder<br />

zurück ins Rathaus. „Und?“ fragte der Bürgermeister. „O<br />

Herr, die singen schon alle!“ antwortete der Ratsschreiber<br />

nur, und der Bürgermeister stellte lakonisch fest: „Ei, dann<br />

ist alles verloren.“ Der Mann hat etwas von Musik und<br />

ihrer Kraft verstanden! Singen ist <strong>evangelisch</strong>.<br />

Das Wort wird lebendig im Klang<br />

Die Reformation ist eine Singbewegung und die<br />

Geschichte der <strong>evangelisch</strong>en Kirchen von Anfang an<br />

zugleich eine reiche Geschichte der Kirchenmusik. Kirchenmusik<br />

ist in der <strong>evangelisch</strong>en Kirche deshalb unverzichtbar,<br />

weil die Lebendigkeit des Evangeliums an seiner<br />

Mündlichkeit hängt, an seinem Erklingen. Das Evangelium<br />

ist ein Klangereignis. Was wir gedruckt in Büchern haben,<br />

ist eine Gedächtnisstütze für unser schwaches Gehirn, das<br />

die Bibel nicht auswendig kann. Lebendig aber wird das<br />

Wort erst im Klang.<br />

Lieder sind Gottesrede<br />

Es gibt von Luther jene berühmte Definition des Gottes-<br />

dienstes, die er in der Predigt<br />

zur Einweihung der Torgauer<br />

Schlosskirche formulierte, in<br />

diesem Haus solle nichts<br />

anderes geschehen, „als dass<br />

unser lieber Herr selbst mit<br />

uns rede durch sein heiliges<br />

Wort und wir wiederum<br />

mit ihm durch Gebet und<br />

Lobgesang.“ Das könnte<br />

man oberflächlich so deuten,<br />

als habe eben der<br />

Pfarrer oder die Pfarrerin<br />

das göttliche Wort zu<br />

sagen, und die Gemeinde<br />

antworte darauf unter anderem mit ihrem<br />

Singen. Wenn wir die Lieder Luthers aber selbst<br />

anschauen, sehen wir sofort, dass das Singen auf beiden<br />

Seiten der liturgischen Kommunikation seinen Ort hat.<br />

Viele Lieder sind Lob- und Danklieder, Klage- und Bittlieder.<br />

Wenn wir sie singen, dann loben und danken wir,<br />

klagen und bitten. Aber das ist nur die eine Seite. Geistliche<br />

Lieder sind nicht nur das eigene Wort derer, die Gott<br />

gemeinsam antworten, sondern sie sind auch das fremde<br />

Wort, das paradoxerweise in unserem eigenen Mund von<br />

außen auf uns zukommt, ja in ihnen spricht unter<br />

Umständen Gott selbst: „Er sprach zu mir: ‚Halt dich an<br />

mich, es soll dir jetzt gelingen; ich geb mich selber ganz<br />

für dich …“ (EG 341,7) Das sage nicht ich, wenn ich<br />

singe, das sagt Christus. Die letzten Strophen von Luthers<br />

„Nun freut euch, lieben Christen g’mein“ redet Christus.<br />

Auch Jochen Kleppers „Ja, ich will euch tragen bis zum<br />

Alter hin“ (EG 380) könnte man nennen, das ganze Lied<br />

ist pure Gottesrede nach Jesaja 46, 3.4.<br />

Die <strong>evangelisch</strong>e Kirchenmusik hat auf dieser anspruchsvollen<br />

Grundlage in mehreren Jahrhunderten einen riesigen<br />

Aufschwung genommen, nicht zuletzt dadurch, dass<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

21


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

an den großen Kirchen und Höfen auch große<br />

Musiker angestellt waren, zu deren Aufgaben die Komposition<br />

gehörte. Für alle erdenklichen Anlässe entstanden<br />

Oratorien, Kantaten, Liedsätze, Motetten, Sologesänge,<br />

Singsprüche, groß besetzt und für die kleinen Verhältnisse,<br />

Orgelmusik en miniature und im großen Stil.<br />

Kirchenmusik ist Seelenmusik und Predigtmusik, Spruchund<br />

Evangelienmotetten machten den Chor zum Prediger<br />

und Seelsorger.<br />

Singen ist fühlen und handeln<br />

Die Grundlagen der Kirchenmusik und damit des Singens<br />

in der Kirche verstehen sich heute nicht mehr von selbst.<br />

Was das Singen in der Kirche anbelangt, sind wir heute<br />

alle vom Pietismus geprägt, denn im Singen drücken wir<br />

uns selbst aus, außerdem sind wir alle Romantiker, denn<br />

wir empfinden Singen und Musik als Sprache des Gefühls.<br />

„Was ich nicht fühlen kann, kann ich auch nicht singen“,<br />

sagt Herbert Grönemeyer. Heute tritt die Popularmusik an<br />

mit dem Anspruch, gerade in der Kirche am Musikgeschmack<br />

der jüngeren Generation anzuknüpfen, Selbstausdruck<br />

und Gefühl eine ansprechende Gestalt zu geben<br />

und die jungen Leute musikalisch zu beheimaten. „Wir<br />

müssen die Menschen doch da abholen, wo sie sind“,<br />

wird oft als Motivation genannt. Vorausgesetzt wir wissen,<br />

wo die Menschen sind, worüber man streiten<br />

könnte, habe ich manchmal den Eindruck, wir holen dann<br />

zwar die Menschen da ab, wo sie vermeintlich sind, wir<br />

gehen aber nirgendwo hin mit ihnen, drehen uns ein paar<br />

Mal, und bleiben am Ende da, wo wir angefangen haben.<br />

Dass wir im geistlichen Singen und Musizieren nicht nur<br />

wir selbst sind, sondern mehr, ist aus dem Blick geraten:<br />

geistliches Singen ist auch Rollenhandeln. Wer singt, geht<br />

immer über sich hinaus.<br />

Das Singen der Gemeinde ist der Mutterboden aller Kirchenmusik.<br />

Wo er nicht gebildet und gepflegt wird, hängen<br />

Passionen und Motetten von Heinrich Schütz oder<br />

ein Deutsches Requiem von Brahms, hängt die Kirchenmusik,<br />

die auf weite Strecken Liedbearbeitung ist, auf die<br />

Dauer in der Luft. Die Kirchenmusik macht einen großen<br />

Teil unseres kulturellen Erbes als <strong>evangelisch</strong>e Kirche aus.<br />

Zwei Drittel der Orgelwerke Bachs sind Choralbearbeitungen,<br />

die zur schönen Klangsoße werden, wenn wir die<br />

zugehörigen Lieder nicht mehr assoziieren und innerlich<br />

mithören können. Es gibt heute neue geistliche Lieder in<br />

unübersehbarer Zahl, deren größter Teil dazu dient,<br />

bestimmten Milieus stets neue Klangmittel zur Darstellung<br />

ihrer selbst an die Hand zu geben. Das ist schön.<br />

Musik allerdings, die ursprünglich dazu diente, Menschen<br />

miteinander zu verbinden, dient heute weithin dazu, sie<br />

voneinander zu unterscheiden. Das kann man bedauern,<br />

es führt aber nichts an dieser Feststellung vorbei.<br />

Bei Fulbert Steffensky lese ich den schönen Satz: „Die Kirche<br />

hat Traditionen und heilige Texte, die die Menschen<br />

davor bewahren, in der puren Gegenwart zu versinken.“<br />

Nicht zuletzt die kirchenmusikalischen Traditionen<br />

gehören zum Reservoir unserer Identität. Wenn wir sie<br />

selbst nicht ernst nehmen, wie wollen wir erwarten, dass<br />

wir damit ernst genommen werden?<br />

22 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

PROTESTANTISCHE VORBILDER<br />

Dietrich Bonhoeffer, 4. Februar 1906 bis<br />

9. April 1945, <strong>evangelisch</strong>er Theologe.<br />

Bonhoeffer wollte kein Heiliger werden.<br />

1944 schreibt er „Ich erinnere mich eines<br />

Gesprächs mit einem französischen jungen<br />

Pfarrer vor 13 Jahren. Wir hatten uns<br />

ganz einfach die Frage gestellt, was wir<br />

mit unserem Leben eigentlich wollen. Da<br />

sagte er: ich möchte ein Heiliger werden ...;<br />

das beeindruckte mich damals sehr. Trotzdem widersprach<br />

ich ihm und sagte ungefähr: ich möchte glauben lernen,<br />

indem ich so etwas wie ein heiliges Leben zu führen versuche...<br />

Später erfuhr ich und ich erfahre es bis zur Stunde,<br />

dass man erst in der vollen Diesseitigkeit des Lebens glauben<br />

lernt. Erst wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus<br />

sich selbst etwas zu machen – sei es einen Heiligen oder<br />

einen bekehrten Sünder oder einen Kirchenmann…, dann<br />

wirft man sich Gott ganz in die Arme… und so wird man<br />

ein Mensch, ein Christ.“<br />

Er wollte kein Heiliger werden. Vielleicht ist er aber für<br />

manchen von uns ein Vorbild, ein Lehrer – oder hat doch<br />

auch etwas Heiliges?<br />

Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 im<br />

KZ Flossenbürg durch die SS ermordet.<br />

30 Lieder für alle Gemeinden<br />

Der weiträumige Verlust einer gemeinsamen, generationenübergreifenden<br />

Liederkenntnis hat kürzlich zu der Initiative<br />

der „Kernliederliste“ geführt. In Württemberg und<br />

Baden wurde eine Liste von 30 Liedern und 3 Kanons erarbeitet<br />

und von beiden Kirchenleitungen allen Gemeinden<br />

empfohlen 6 . Inzwischen empfehlen sogar alle <strong>evangelisch</strong>en<br />

Kirchen in Deutschland ihren Gemeinden die Kernliederliste<br />

zur Übernahme, um langfristig wieder auf ein<br />

gemeinsames, generationenübergreifendes Liederrepertoire<br />

zuzugehen. Die Resonanz vor allem unter Religionslehrerinnen<br />

und -lehrern ist groß. Das Singen mit Kindern im<br />

Kindergarten und in der Grundschule, in Kinderchören und<br />

im Kindergottesdienst, die langfristig überlegte und wiederholte<br />

Verwendung dieser Lieder auch im Gottesdienst wird<br />

das künftige Bild der Kirchenmusik entscheidend prägen.<br />

Nicht nur zuhören, wie andere uns Lieder vorsingen, sondern<br />

selber singen, nicht sich im Stillen ärgern, wenn Lieder<br />

unbekannt sind, sondern fragen: wo können wir sie lernen,<br />

wenn sie interessant sind, das würde ich <strong>evangelisch</strong> nennen,<br />

die Mündigkeit der Christen an ihrer Mündlichkeit festmachen<br />

und sich inhaltlich nach wie vor daran orientieren,<br />

was Luther in seiner ersten Gesangbuchvorrede schrieb,<br />

„dass Christus unser Lob und Gesang sei“, auch wenn seit<br />

der Reformation im 16. Jahrhundert einiges Wasser die Elbe<br />

hinuntergeflossen ist.<br />

6 Zu finden bei: www.kirchenmusik.elk-wue.de; oder:<br />

www.gottesdienste.de/liturgische_projekte.php<br />

Prof. Bernhard Leube aus Süßen ist<br />

Pfarrer im Amt für Kirchenmusik,<br />

Stuttgart


Gottes Wort vielfältig und lebendig<br />

unters Volk bringen<br />

Evangelischer Gottesdienst – mehr als Martin Luther und Paul Gerhardt<br />

MARTINA RUPP<br />

Wenn man an einen <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>en Gottesdienst<br />

denkt, dann hat man den Pfarrer vor Augen, der – mit<br />

schwarzem Talar und weißem Beffchen angetan – wortgewaltig<br />

predigt. Die Orgel tönt und der Gemeindegesang<br />

ist mal stärker, mal schöner.<br />

Typisch <strong>evangelisch</strong> ist der Gottesdienst am Sonntagmorgen<br />

mit Martin Luther und Paul Gerhardt. Aus gutem Grund<br />

ist das so. Aus gutem Grund ist es aber auch noch ein bisschen<br />

anders.<br />

Seit 1968 stehen auf Württembergs <strong>evangelisch</strong>en Kanzeln<br />

auch Frauen und sind als ausgebildete Pfarrerinnen zur<br />

Leitung des Gottesdienstes beauftragt.<br />

Neben dem schwarzen Talar, der auf die Gelehrtentracht der<br />

Reformationszeit zurückgeht, tragen immer mehr Pfarrer<br />

und Pfarrerinnen an den Hochfesten die weiße Mantelalbe<br />

mit einer Stola in den Farben des Kirchenjahrs. Dabei haben<br />

sie nicht bei ihrem katholischen Kollegen in den Schrank<br />

gegriffen. Seit 1993 ist auch das helle Amtsgewand nach<br />

württembergischer Kleiderordnung genehmigt.<br />

Ordnung und Vielfalt<br />

Der württembergische Gottesdienst hat einen festgelegten<br />

Ablauf, der in allen Gemeinden mehr oder weniger gleich<br />

ist. Und das aus gutem Grund: Die Pfarrerinnen und Pfarrer<br />

müssen nicht jeden Sonntag den Gottesdienst neu erfinden<br />

und die Gemeinde muss nicht jeden Sonntag neu lernen,<br />

was jetzt wieder kommt.<br />

Dennoch ist der <strong>evangelisch</strong>e Gottesdienst so vielfältig wie<br />

die Gemeinden, die ihn feiern.<br />

Da ist die musikalische Gestaltung: Lieder aus Taizé haben<br />

Gottesdienst beim Stötten-Tag<br />

Einzug in den Gottesdienst gehalten. Manche<br />

Gemeinden haben eine Schola und singen<br />

gregorianisch Psalmen, anderswo gibt es eine<br />

Band. Das neue Ergänzungsheft zum Gesangbuch<br />

„Wo wir dich loben, wachsen neue<br />

Lieder“ bietet eine Sammlung neuer Lieder, die<br />

sich seit Erscheinen des neuen Gesangbuchs<br />

1996 etabliert haben.<br />

Mit allen Sinnen<br />

In den letzten Jahrzehnten wurde die Feier des<br />

Abendmahls wieder stärker in den Mittelpunkt<br />

des gottesdienstlichen Geschehens gerückt.<br />

Auch da gibt es eine große Vielfalt in der Ausgestaltung.<br />

Da ist die <strong>evangelisch</strong>e Messe, die<br />

mit ihren Wechselgesängen und Dialogen die<br />

Gemeinde stärker einbindet ins Geschehen.<br />

Da wird am Gründonnerstag das Abendmahl<br />

an Tischen gefeiert. Oder man verbindet die<br />

Austeilung der Gaben mit einem gemeinsamen<br />

Essen, so dass es bei der Mahlfeier noch mehr<br />

zu schmecken gibt als Brot und Wein.<br />

Gottes Wort lebendig unters Volk bringen –<br />

Evangelischer Gottesdienst<br />

„Schmecket und sehet“ – <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong> ist eher das<br />

Hören. Aber auch da hat sich in den letzten Jahren ein<br />

Wandel angebahnt. In der <strong>evangelisch</strong>en Kirche werden<br />

neben dem Ohr auch die anderen Sinne wiederentdeckt<br />

und im Gottesdienst angesprochen.<br />

Als sichtbares Zeichen für die Hoffnung auf Auferstehung<br />

und ewiges Leben ist in vielen Kirchen die Osterkerze eingezogen.<br />

Bei Tauffeiern werden Taufkerzen an ihr entzündet.<br />

Gottesdienste, in denen eine Salbung oder eine Einzelsegnung<br />

vollzogen wird, berühren auf eindrückliche Weise.<br />

Bei Filmgottesdiensten werden Aussagen und die Bilderkraft<br />

eines Kinofilms mit der biblischen Botschaft in Beziehung<br />

gesetzt. Und der Motorradgottesdienst in Oberböhringen<br />

hat gezeigt: Biken und Bibel sind kein Widerspruch.<br />

Gottes Wort lebendig unters Volk zu bringen – das ist<br />

<strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong> in aller Vielfalt.<br />

Martina Rupp ist Pfarrerin<br />

in Deggingen-Bad Ditzenbach<br />

und Mitglied im Ausschuss der<br />

Landeskirche für Liturgie<br />

Paul-Gerhardt-<br />

Denkmal in Lübben<br />

(vor der<br />

Paul-Gerhardt-<br />

Kirche).<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

23


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Luther beim Thesenanschlag<br />

Den eigenen Zugang zu Gott finden<br />

Martin Luthers Übersetzung der Bibel war revolutionär<br />

MARKUS HARTMANN<br />

Welches Schlagwort fällt einem katholischen Theologen<br />

als erstes ein zum Thema protestantische Theologie?<br />

Richtig: Zuerst das sola gratia. Und als Zweites gleich das<br />

sola scriptura, die Besinnung darauf, dass die Heilige<br />

Schrift die einzige und authentische Quelle theologischer<br />

Erkenntnis ist. Und das nicht nur für Theologen, sondern<br />

für alle Glaubenden. Diese Erkenntnis ist im Grunde<br />

selbstverständlich. Dennoch war sie zur Zeit Martin<br />

Luthers, in der beginnenden Renaissance, in Vergessenheit<br />

geraten. Die Frömmigkeit dieser Zeit war geprägt von<br />

Vorstellungen des Spätmittelalters von einem richtenden<br />

und strafenden Gott, vor dem der Mensch bestehen<br />

muss. Das gilt auch für den jungen Martin Luther. Über<br />

seine Zeit im Erfurter Augustinerkloster schreibt er selbst:<br />

»Ist je ein Mönch in den Himmel gekommen durch Möncherei,<br />

so wollte ich auch hineingekommen sein«. Luther<br />

ringt immer wieder darum, die biblischen Texte über die<br />

Gerechtigkeit Gottes richtig zu verstehen. Er kommt zu<br />

der Einsicht, dass dem Menschen vom richtenden Gott<br />

nicht zwangsläufig ein hartes Urteil droht. Vielmehr<br />

schenkt Gott ihm die Gerechtigkeit durch seinen Sohn<br />

Jesus Christus. In seiner Übersetzung des Römerbriefs hat<br />

er diese Erkenntnis so formuliert: »So halten wir nun<br />

dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes<br />

Werke, allein durch den Glauben« (Röm 3,28).<br />

In elf Wochen übersetzt Luther<br />

das Neue Testament<br />

Mit seiner neuen Lehre gerät Luther auch in Konflikt mit<br />

der Kirche seiner Zeit, insbesondere mit einer Praxis, die<br />

sich beim Bußsakrament eingeschlichen hat: dem Ablasshandel.<br />

Luther fasst seine Einwände in 95 Thesen zusammen,<br />

die er am 31. Oktober 1517 an der Tür der Schlosskirche<br />

in Wittenberg anbringt. Der Konflikt eskaliert und<br />

am 3. Januar 1521 verhängt der Papst den Bann über<br />

Luther. Im April des gleichen Jahres steht Luther vor dem<br />

Reichstag in Worms. Unbeirrt hält er an seiner Meinung<br />

fest und wird als Ketzer für vogelfrei erklärt. Sein Landes-<br />

24 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

herr, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, lässt ihn<br />

auf dem Rückweg von Worms zum Schein entführen und<br />

auf die Wartburg bringen. Dort lebt Luther zehn Monate<br />

zurückgezogen unter dem Decknamen »Junker Jörg« und<br />

übersetzt in der unglaublichen Zeit von nur elf Wochen<br />

das Neue Testament ins Deutsche. Im September 1522<br />

erscheint die Übersetzung in Wittenberg im Druck (das<br />

sogenannte »September-Testament«). Die Auflage war für<br />

die damalige Zeit ungewöhnlich hoch. Dennoch war das<br />

Buch in kürzester Zeit ausverkauft. Schon im Dezember<br />

1522 kommt eine zweite Auflage mit Verbesserungen im<br />

Text und Korrekturen an den Bildern auf den Markt<br />

(»Dezember-Testament«).<br />

Über Jahrhunderte ist Luthers<br />

Übersetzung Maßstab<br />

Für die Übersetzung des Alten Testaments benötigt<br />

Luther länger Zeit. Im Jahre 1534 zur Leipziger Michaelismesse<br />

vom 4. bis 11. Oktober 1534 legt er die erste vollständige<br />

Fassung seiner Bibel vor. Sie besteht aus sechs<br />

Einzelteilen mit jeweils eigenem Titelblatt und eigener Seitenzählung:<br />

Mose-Bücher (Pentateuch), historische und<br />

poetische Bücher, Propheten, Apokryphen (Spätschriften),<br />

Neues Testament. In der Folge arbeitet Luther bis an sein<br />

Lebensende weiter an seiner Übersetzung. Die letzte Fassung,<br />

die Luther selbst bearbeitet hat, die so genannte<br />

»Ausgabe letzter Hand«, erscheint im Todesjahr Luthers<br />

1545 in Wittenberg. Sie bleibt für die nächsten Jahrhunderte<br />

maßgeblich.<br />

Luther-Bibel vereinheitlichte<br />

die deutschen Sprache<br />

Einer der entscheidenden Faktoren für den Erfolg seiner<br />

Übersetzung war ihre sprachliche Qualität. Luther orientierte<br />

sich bei seiner Übersetzung an der sächsischen<br />

Kanzleisprache, »welcher es alle Herzöge und Könige<br />

Deutschlands nachtun, alle Reichsstädte, Fürsten, Höfe«.<br />

Sie wurde in ganz Deutschland verstanden, was wesentlich<br />

zur Verbreitung beitrug. Auf der anderen Seite<br />

gewann diese Sprache, die zunächst nur Verwaltungssprache<br />

gewesen war, eine Form, die sie zur Grundlage der<br />

deutschen Hoch- und Literatursprache werden ließ. So<br />

stammen zahlreiche, bis heute geläufige Sprichwörter und<br />

Redensarten aus der Lutherbibel, und erst ihre Verbreitung<br />

schuf die Voraussetzungen, dass Deutschland zu<br />

einem einheitlichen Sprachraum zusammenwachsen<br />

konnte.<br />

Luther selbst schreibt in seinem »Sendbrief vom Dolmetschen«,<br />

dass er beim Übersetzen »dem Volk aufs Maul<br />

sehen« wollte. Das bedeutet aber keineswegs, dass er sich<br />

eines volkstümlichen Gassenjargons bediente. Es ging ihm<br />

vielmehr darum, von möglichst vielen Menschen verstanden<br />

zu werden. Das wird unter anderem an der Art und<br />

Weise deutlich, wie Luther übersetzt hat: Er versucht, den<br />

charakteristischen Eigenarten der deutschen Sprache


Wartburg<br />

gerecht zu werden. Das heißt: Wichtiger als die genaue<br />

Reproduktion des Wortlauts des hebräischen und griechischen<br />

Originaltextes der Bibel war ihm, den Sinn des<br />

Textes möglichst treffend wiederzugeben: »Wer Deutsch<br />

reden will, der muss nicht der hebräischen Worte Weise<br />

führen, sondern muss darauf sehen, dass er den Sinn<br />

fasse und denke also: Lieber, wie redet der deutsche<br />

Mann in solchem Fall? Wenn er nun die deutschen Worte<br />

hat, die hierzu dienen, so lasse er die hebräischen Worte<br />

fahren und spreche frei den Sinn heraus aufs beste<br />

Deutsch, so er kann«<br />

Die Bibel wird immer wieder überarbeitet<br />

Seit der letzten Ausgabe der Übersetzung durch Luther<br />

hat sie mehrere sorgfältige Anpassungen an die gewandelte<br />

Gegenwartssprache und neuere theologische<br />

Erkenntnisse erfahren. Man spricht dabei von »Revisionen«.<br />

Jede dieser Überarbeitungen war streng dem Geiste<br />

Luthers verpflichtet. Und nur durch diese Revisionen<br />

konnte verhindert werden, dass die Übersetzung von<br />

Luther zum reinen Museumsstück wurde. So ist sie bis<br />

heute aktuell geblieben.<br />

Bis heute ist die Lutherbibel die in Deutschland am meisten<br />

gebrauchte Bibelübersetzung. Luthers Übersetzung<br />

der Bibel in eine Sprache, die »die Mutter im Hause, die<br />

Kinder auf der Gasse, der gemeine Mann auf dem Markt«<br />

verstehen können, war revolutionär: Jetzt war jeder<br />

Mensch grundsätzlich in der Lage, ohne Vermittlung<br />

durch die Kirche seinen eigenen Zugang zu Gott zu<br />

finden – allein durch das Studium der Heiligen Schrift.<br />

Seither spendet die Lutherbibel vielen Menschen in den<br />

unterschiedlichsten Situationen des<br />

Lebens Halt und Trost. Das ist ein kostbares<br />

Erbe, das es zu bewahren gilt.<br />

Markus Hartmann ist<br />

katholischer Theologe und Lektor<br />

für Jugendmedien bei der<br />

Deutschen Bibelgesellschaft<br />

in Stuttgart<br />

Bin ich <strong>evangelisch</strong>?<br />

Der ultimative Test für Protestanten.<br />

Und für alle, die es werden wollen.<br />

Bitte jeweils eine Antwort ankreuzen.<br />

Welche Bedeutung hat Brot und Wein beim<br />

Abendmahl nach Luther?<br />

a) ~ Sie stehen symbolisch für Christi Leib und<br />

Blut<br />

b) ~ In, mit und unter Brot und Wein gibt sich<br />

uns Christus<br />

c) ~ Brot und Wein wandeln sich in Christi Leib<br />

und Blut.<br />

Was würden Sie am ehesten über Ihr Bett<br />

hängen?<br />

a) ~ Poster von Tom Cruise?<br />

b) ~ Poster von Paris Hilton?<br />

c) ~ Bild von Papst Benedikt?<br />

d) ~ Bild von Martin Luther?<br />

e) ~ Ein Kreuz?<br />

3. Was sind reformierte Kirchen?<br />

a) ~ Ein anderer Begriff für Evangelische Kirchen?<br />

b) ~ Kirchen, die sich auf die Lehre von Calvin<br />

und Zwingli berufen?<br />

c) ~ Kirchen, in denen es die Frauenordination<br />

gibt?<br />

4. Was ist ein Kernsatz der Reformation?<br />

a) ~ Allein die Schrift<br />

b) ~ Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen<br />

c) ~ An Euren Werken werdet Ihr gemessen<br />

5. Was ist die Barmer Erklärung?<br />

a) ~ Zusicherung der Barmer Krankenkasse, den<br />

Angestellten der <strong>evangelisch</strong>en Kirchen in<br />

Deutschland ein bevorzugtes Versicherungsverhältnis<br />

einzuräumen<br />

b) ~ 1934 verfasste Erklärung der Bekennenden<br />

Kirche gegen den diktatorischen Machtanspruch<br />

des nationalsozialistischen Staates<br />

c) ~ 1449 auf Deutsch verfasste päpstliche<br />

Enzyklika zur Sozialethik „Des Schwachen<br />

sullt der Frumbe barmen“ (Der Fromme soll<br />

allem Schwachen gegenüber Barmherzigkeit<br />

üben).<br />

6. Von wem stammt der Satz: „Sündige tapfer<br />

und glaube noch tapferer?“<br />

a) ~ Papst Johannes Paul II<br />

b) ~ Billy Graham<br />

c) ~ Martin Luther<br />

7. Wo waren Sie bei der letzten Papstwahl?<br />

a) ~ Keine Ahnung<br />

b) ~ Vor dem Fernseher<br />

c) ~ In Rom<br />

Von Renate Schwarz und Elmar Bruker<br />

Auflösung und Testauswertung auf Seite 34<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

QUIZ<br />

25


Aus Kirche und Gesellschaft<br />

Wenn das Weib nicht mehr schweigt . . .<br />

Württemberg ordinierte vor 40 Jahren die ersten Pfarrerinnen<br />

SABINE BAYREUTHER<br />

Typisch <strong>evangelisch</strong>? Im Gegenüber zur römisch-katholischen<br />

und auch zu manchen anderen Kirchen sind Pfarrerinnen<br />

<strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>: Frauen im Talar, Frauen auf der<br />

Kanzel, Frauen als Leiterinnen einer Gemeinde oder eines<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s.<br />

Das war nicht immer so und ist auch heute noch - weltweit<br />

betrachtet – nicht in allen <strong>evangelisch</strong>en Kirchen so.<br />

Die Geschichte der Pfarrerinnen ist noch jung: Vor gerade<br />

einmal 40 Jahren, im berühmten Jahr 1968, wurde in der<br />

Württembergischen Landeskirche die Frauenordination<br />

eingeführt. Und erst vor 30 Jahren, 1978, erreichten die<br />

Pfarrerinnen in der EKD die volle rechtliche Gleichstellung<br />

gegenüber ihren männlichen Kollegen.<br />

„Während Sie da oben stehen,<br />

ist die Kanzel keine Kanzel.“<br />

Man kann wohl nicht genug Hochachtung haben vor<br />

dem Mut und dem Glauben der ersten Theologinnen! In<br />

den ersten Jahren, als Frauen zum Theologiestudium<br />

zugelassen waren, gab es noch keine vorgezeichnete Laufbahn<br />

als Theologin. Zwar konnten Frauen ab 1904 in<br />

Württemberg Theologie studieren, die übliche Abschlussprüfung,<br />

die bei der Kirche abgelegt wurde, war ihnen<br />

jedoch verwehrt. Als 1927 Elisabeth Mack als erste Frau<br />

in Württemberg die 1. Theologische Dienstprüfung<br />

ablegte, musste sie ihre Examenspredigt unter der<br />

Bezeichnung „biblische Ansprache“ nur vor der Prüfungskommission<br />

unter Ausschluss der Öffentlichkeit und nicht<br />

von einer Kanzel halten. Als zwei Jahre später die Theologin<br />

Else Breuning ihren Abschluss machte, war der<br />

Winter so kalt, dass die Prüflinge ihre Examenspredigten<br />

nicht im Kirchenraum, sondern in der Sakristei der Tübinger<br />

Schlosskirche halten mussten. Da in der Sakristei<br />

einzig eine Kanzel zum Predigen zur Verfügung stand,<br />

definierte einer der Prüfer kurzerhand: „Während Sie da<br />

oben stehen, ist die Kanzel keine Kanzel.“ Es darf eben<br />

nicht sein, was mancher nicht wahr haben will.<br />

Der Weg ins Pfarramt<br />

Der „ordentliche“ Weg auf die Kanzel war Ende der<br />

1920er Jahre für Frauen noch weit entfernt. Den Theologinnen<br />

wurde ab 1927 der Dienst als Religionslehrerin<br />

gestattet, sie wurden dafür mit dem Titel ausgestattet:<br />

„Höher geprüfte kirchliche Religionshilfslehrerin“ – wohlgemerkt:<br />

die Frauen hatten alle ein Universitätsstudium<br />

erfolgreich absolviert. Ihre männlichen Kollegen, mit<br />

denen sie gemeinsam studiert und das Examen abgelegt<br />

hatten, wurden Vikare und Pfarrer.<br />

Hinnehmen wollten diesen Zustand schon damals einige<br />

Frauen nicht und schlossen sich zu einer „Vereinigung<br />

Evangelischer Theologinnen“ zusammen. Ihr Ziel war das<br />

volle, ordentliche Pfarramt für Frauen. Für die Mehrheit der<br />

26 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

v.l.n.r.: Annette Leube, Donzdorf; Ingeborg Brüning,<br />

Steinenkirch; Edeltraud Meyer, Stubersheim; Helga Striebel,<br />

Türkheim; Dekanin Gerlinde Hühn, Gertraude Reich-<br />

Bochtler, Aufhausen; Susanne Jutz, Bad Überkingen;<br />

Claudia Kupfer-Feine, Altenheime; Sabine Kluger,<br />

<strong>Geislingen</strong>-Pauluskirche; Sabine Bayreuther, Donzdorf,<br />

Eva Zähringer, Deggingen-Bad Ditzenbach<br />

Männer in der Kirche war das jedoch noch undenkbar. Ab<br />

1937 wurden Theologinnen zwar für einen Dienst in der<br />

Kirche eingesegnet, dieser Dienst war jedoch nicht der<br />

Pfarrdienst und die Einsegnung war nicht die Ordination,<br />

wie Pfarrer sie erhielten. Frauen durften nur für Frauen<br />

und für Kinder die Schrift auslegen und konnten in Kirchengemeinden<br />

als Pfarrgehilfinnen arbeiten. Rechtlich<br />

war ihre Tätigkeit nicht abgesichert: sie erhielten ein minimales<br />

Einkommen und waren nicht sozialversichert.<br />

Frauen als Notnagel<br />

Die Notzeit des 2. Weltkrieges führte dann dazu, dass<br />

Theologinnen in der Praxis alle Aufgaben eines Pfarrers<br />

inklusive der Leitung von Gemeinden übernehmen mussten.<br />

Als immer mehr Vikare und Pfarrer zum Kriegsdienst<br />

eingezogen wurden, sollte das gottesdienstliche und<br />

gemeindliche Leben weitergehen: Kinder waren zu taufen,<br />

Gottesdienste für Erwachsene und Kinder sollten gehalten<br />

werden, Verstorbene mussten bestattet werden. Damit<br />

dies alles möglich blieb, wurden Laien, also geeignete Personen<br />

ohne theologische Ausbildung, für diesen Dienst<br />

beauftragt; und in den Gemeinden, in denen es sogenannte<br />

Pfarrgehilfinnen gab, übernahmen diese Theologinnen<br />

in der Regel die Arbeit des Pfarrers – ohne<br />

offizielle Beauftragung. Die Gemeinden konnten so die<br />

Erfahrung machen, dass es gut ist, wenn Frauen den<br />

Dienst des Pfarrers übernehmen.<br />

„Mit dem Wesen der Frau unvereinbar“<br />

Als nach 1945 die Pfarrer und Vikare zurückkamen, mussten<br />

die Frauen das Feld wieder räumen. Was in der Notzeit<br />

möglich gewesen war, dass Frauen öffentlich das<br />

Wort verkündigen, Abendmahlsgottesdienste feiern und<br />

eine Gemeinde leiten, war nun von einem Tag auf den<br />

anderen mit dem Wesen der Frau nicht mehr vereinbar. Es<br />

wurde tatsächlich 1948 ausdrücklich festgestellt, dass der


schöpfungsmäßige Unterschied zwischen Mann und Frau<br />

Leitungsaufgaben allein Männern vorbehalte. Besonders<br />

schwer vorstellbar schien es, dass eine verheiratete Frau<br />

Pfarrerin sein könnte, womöglich gar als Mutter von Kindern.<br />

Deswegen gab es für Vikarinnen – wie ab 1948 die<br />

Theologinnen im Gemeindedienst ihr Leben lang tituliert<br />

wurden – eine Zölibatsklausel: mit der Eheschließung<br />

wurden die Frauen in der Regel aus dem kirchlichen<br />

Dienst entlassen.<br />

Dennoch wurde die Zahl der Theologinnen immer größer<br />

und ihre Arbeit immer mehr geschätzt. Deshalb musste<br />

man Regelungen finden, wie theologisch ausgebildete<br />

Frauen in der Kirche arbeiten können. Den Frauen zuzugestehen,<br />

dass sie ordentliche Pfarrerinnen mit Talar und<br />

allen Kompetenzen sein können, fiel vor allem den männlichen<br />

Kollegen schwer; die Gemeinden hatten damit<br />

erheblich weniger Probleme. Vielen Menschen in den<br />

Gemeinden schien es irgendwann nicht mehr plausibel,<br />

dass Frauen keine Pfarrerinnen sein sollten.<br />

Die Wende<br />

Das Jahr 1968 brachte dann den Theologinnen in Württemberg<br />

die Feststellung: „Der Dienst der Theologin und<br />

des Theologen sind gleichwertig.“ Nun konnten Frauen<br />

ins Pfarramt ordiniert werden, durften öffentlich in<br />

Gemeindegottesdiensten das Wort verkündigen, Kinder<br />

taufen und Abendmahlsgottesdienste feiern. Nur in der<br />

Bezahlung waren Theologinnen und Theologen noch 10<br />

weitere Jahre nicht gleichgestellt.<br />

1970 wurde Heide Kast als erste Gemeindepfarrerin unserer<br />

Landeskirche in Ludwigsburg eingesetzt und Marianne<br />

Koch wurde 1984 in Weikersheim erste Dekanin.<br />

Ein Hauch von Progressivität –<br />

Pfarrerinnen im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

Vermutlich gab es im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> vor und<br />

während des 2. Weltkrieges noch keine Theologinnen,<br />

aber bereits 1951 kam eine Vikarin nach <strong>Geislingen</strong>: Ruth<br />

Wöhr. Sie muss wohl eine begabte Theologin gewesen<br />

sein, hatte offenbar aber im Umgang mit Menschen<br />

wenig Ausstrahlung. Sie war über 20 Jahre, von 1951 bis<br />

1975 in <strong>Geislingen</strong> tätig, vor allem als Klinikseelsorgerin;<br />

ein Gemeindepfarramt hatte sie nie inne.<br />

Seit den 1980er Jahren waren dann immer wieder Ausbildungsvikarinnen<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong>. Die erste Gemeindepfarrerin<br />

kam erst 1992: Annegret Maurer in Gruibingen.<br />

1995 wurde mit Gerlinde Hühn zum zweiten Mal in der<br />

Württembergischen Kirchengeschichte eine Frau zur<br />

Dekanin gewählt, jetzt in <strong>Geislingen</strong>. Das Württembergische<br />

Gemeindeblatt titelte damals: „Ein Hauch von Neuerung<br />

durchweht den Bezirk“. Und es war und ist noch<br />

immer etwas Besonderes, wenn eine Frau in der Kirche<br />

ein solches Leitungsamt übernimmt.<br />

In den 51 württembergischen <strong>Kirchenbezirk</strong>en gibt es<br />

heute gerade mal 6 Dekaninnen. An der mangelnden<br />

Begabung von Frauen kann das kaum liegen. Dass Frauen<br />

für das Dekaninnenamt genauso qualifiziert und begabt<br />

sind wie Männer, ist wohl keine Frage mehr. Ob es die<br />

qualifizierten Frauen selber sind oder die sie umgebenden<br />

Männer, die ihnen die Übernahme eines so machtvollen<br />

Amtes nicht zutrauen, kann man nur mutmaßen. Es<br />

gibt darüber keine Untersuchungen.<br />

Auch das Pfarramt hat landeskirchenweit noch mehrheitlich<br />

ein männliches Gesicht. Einen einzigen <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

in der Landeskirche gibt es, in dem genauso viele Frauen<br />

wie Männer im Pfarramt sind: unseren <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong>.<br />

Die Vision der frühen Theologinnen, dass Frauen<br />

gleichberechtigt Pfarrerinnen sein können, ist bei uns im<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> Wirklichkeit.<br />

Die Zukunft der <strong>evangelisch</strong>en Kirche:<br />

Der Pfarrberuf als Frauenberuf?<br />

Auch wenn heute noch – von <strong>Geislingen</strong> einmal abgesehen<br />

– Pfarrer mehrheitlich Männer sind, beginnen manche<br />

Menschen sich darüber Gedanken zu machen, ob und<br />

warum der Pfarrberuf zum Frauenberuf wird. Schaut man<br />

sich die Entwicklung an den Universitäten an, dann kann<br />

man in der Theologie seit vielen Jahren einen kontinuierlichen<br />

Anstieg der Zahl der Studentinnen sehen. An der<br />

Universität Tübingen haben an der Evangelisch-theologischen<br />

Fakultät die Frauen die Männer überholt. Im letzten<br />

Wintersemester 2007/08 studierten dort 55% Frauen und<br />

nur noch 45% Männer. So wird es in ein paar Jahren vermutlich<br />

mehr Vikarinnen als Vikare und in ein paar Jahrzehnten<br />

mehr Pfarrerinnen als Pfarrer geben.<br />

Aber nicht erst dann werden die Frauen dem Pfarramt ein<br />

neues Gesicht geben. Das geschieht bereits jetzt. Denn<br />

mit dem Einzug von Pfarrerinnen in die <strong>evangelisch</strong>en<br />

Pfarrhäuser sind die Lebensformen im Pfarrhaus vielfältiger<br />

geworden. Das traditionelle Modell des Pfarrers, dessen<br />

Frau als Pfarrfrau aktiv das Gemeindeleben mitgestaltet,<br />

ist immer seltener zu finden. Stattdessen findet man Ehepaare,<br />

die in Stellenteilung ein Pfarramt versehen, oder<br />

Pfarrerinnen, deren Ehemänner ihren eigenen Berufen<br />

nachgehen. Auch gibt es inzwischen Männer, die mit Teilauftrag<br />

Pfarrer sind, weil sie sich an der Erziehung ihrer<br />

Kinder intensiv und gleichberechtigt beteiligen wollen.<br />

Wie wird sich das Pfarramt wohl weiter entwickeln,<br />

wenn immer mehr Frauen Pfarrerinnen werden? Wir werden<br />

es sehen. Aber das weibliche Gesicht des Pfarramtes<br />

ist aus der <strong>evangelisch</strong>en Kirche nicht mehr wegzudenken.<br />

Für die Gemeinden und die Kirche ist es ein Segen,<br />

dass Frauen Pfarrerinnen sind.<br />

Wenn das Weib nicht mehr schweigt… wie arm wäre die<br />

Kirche, wenn sie auf die Gaben ihrer Pfarrerinnen<br />

verzichten würde!<br />

Sabine Bayreuther<br />

ist Vikarin in Donzdorf<br />

40 Jahre Frauenordination – dieses Jubiläum<br />

wird begangen mit einem Gottesdienst im<br />

Ulmer Münster mit Prälatin Gabriele Wulz am<br />

15. November 2008 um 15.00 Uhr<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

27


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

„Ich will immer ein Anwalt der Armen sein“<br />

(Gustav Adolf II., 1594 –1632)<br />

Das Gustav-Adolf-Werk unterstützt mehr als 40 Partnerkirchen<br />

ALFRED EHMANN<br />

Das älteste <strong>evangelisch</strong>e Hilfswerk in Deutschland ist das<br />

Gustav-Adolf-Werk, kurz „GAW“ genannt. Es ist das<br />

Diasporawerk der Evangelischen Kirchen und engagiert<br />

sich weltweit.<br />

„Diaspora“, das sind die zahlenmäßig kleinen und zum<br />

Teil weit verstreut lebenden <strong>evangelisch</strong>en Gemeinden in<br />

Ost- und Südeuropa und in Lateinamerika. Das GAW<br />

unterhält intensive Kontakte zu diesen Gemeinden und<br />

ihren Einrichtungen, um sie zu begleiten, zu stärken und<br />

zu ermutigen.<br />

Es geht um christliche Nächstenliebe nach dem biblischen<br />

Motto „Lasset uns Gutes tun an jedermann, allermeist<br />

aber an des Glaubens Genossen“ (Galater 6, 10). Das ist<br />

der Grundgedanke, mit dem im Jahr 1832 in Leipzig die<br />

„Stiftung zur Unterstützung bedrängter <strong>evangelisch</strong>er<br />

Gemeinden in der Zerstreuung“ ins Leben gerufen wurde.<br />

Schwedenkönig als Vorbild<br />

Diese Stiftung wurde nach dem Schwedenkönig Gustav<br />

Adolf benannt. Ihm wollte man mit nichtmilitärischen<br />

Mitteln nacheifern, um den schwachen und zum Teil<br />

unterdrückten protestantischen Gemeinden zur Seite zu<br />

stehen.<br />

Gleichberechtigte Haupt- und Zweigvereine in allen deutschen<br />

Ländern sollten entstehen. Ein „Centralvorstand“<br />

wählte den Gründungsort Leipzig zu seinem Sitz.<br />

Nach der deutschen Wiedervereinigung hat das GAW als<br />

erstes kirchliches Werk seine Zentrale in die neuen Bundesländer<br />

verlegt, wieder nach Leipzig, in den Gründungsort.<br />

Praktische Hilfe<br />

Die GAW-Partnerkirchen sind kleine protestantische Minderheitenkirchen<br />

in einem katholischen oder orthodoxen,<br />

zunehmend aber auch in einem muslimischen oder entkirchlichten<br />

Umfeld. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der<br />

Bevölkerung im jeweiligen Land haben sie nur kleine Mitgliederzahlen,<br />

genießen geringe öffentliche Anerkennung<br />

und oft nur beschränkte Rechte.<br />

Das GAW unterstützt sie bei der Renovierung, beim Kauf<br />

und Neubau von Kirchen, Gemeinderäumen, Heimen und<br />

Schulen, bei der Finanzierung von Fahrzeugen für die oft<br />

weiten Wege und bei der Aus- und Weiterbildung von<br />

kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Gefördert<br />

werden sozialdiakonische Vorhaben wie Schulspeisungen<br />

und die Arbeit mit Straßenkindern.<br />

Der GAW-Slogan „Partner <strong>evangelisch</strong>er Minderheiten in<br />

der Welt“ verbindet lutherische, reformierte, unierte, presbyterianische<br />

Christen, Waldenser, Baptisten, Methodisten<br />

und Pfingstkirchler. So stellte der frühere Generalsekretär<br />

Ernst Wähner fest, dass die Arbeit des GAW „interkulturell,<br />

versöhnend und der Verständigung dienend“ sei.<br />

28 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Württemberg und die weite Welt<br />

Das württembergische GAW ist einer von 26 GAW-<br />

Vereinen in Deutschland, gegründet am 25. April 1843.<br />

Es beteiligt sich maßgeblich am Projektkatalog der<br />

Zentrale in Leipzig.<br />

Insgesamt konnten (im Jahr 2005) über 600.000 € vom<br />

GAW Württemberg für die Diasporaarbeit zur Verfügung<br />

gestellt werden. Diese hohe Summe wurde aufgebracht<br />

durch das landeskirchliche Opfer am 1. Advent, durch die<br />

so genannte Konfirmandengabe, die in vielen Kirchengemeinden<br />

von den Konfirmanden bei der Konfirmation<br />

erbeten wird, und durch viele Einzelspenden. Einen maßgeblichen<br />

Anteil leisten die GAW-Frauenkreise in vielen<br />

Gemeinden, die fast ein Viertel des Betrags aufgebracht<br />

haben.<br />

Um die Verbindung mit den Minderheitenkirchen in<br />

Europa zu festigen und auch das Verständnis im wachsenden<br />

Europa zu fördern, bietet das GAW Württemberg<br />

ein vielfältiges Programm an. Dazu gehören Studien- und<br />

Begegnungsreisen nach Russland, Rumänien, Italien,<br />

Tschechien oder in die Slowakei und für Konfirmanden<br />

die Konfi-Touren nach Tschechien und zu den Waldensern<br />

nach Italien.<br />

In den letzten Jahren hat sich die Freiwilligenarbeit immer<br />

stärker entwickelt. „Mit dem GAW unterwegs…“ gehen<br />

junge Frauen und Männer für eine bestimmte Zeit, meistens<br />

für ein halbes oder für ein Jahr, in eine der Partnerkirchen.<br />

15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren es im<br />

Jahr 2005, die über das GAW Württemberg nach Italien,<br />

Paraguay, Uruguay, Argentinien, Brasilien, Chile und<br />

Guatemala ausgereist sind.<br />

GAW in <strong>Geislingen</strong><br />

1869 wurde in <strong>Geislingen</strong> der erste Gustav-Adolf-Kreis<br />

gegründet. Aktuell gibt es zwei Kreise, der Gustav-Adolf-<br />

Kreis in <strong>Geislingen</strong> und der in Altenstadt.<br />

Jährlich veranstaltet das württembergische GAW ein Jahresfest,<br />

bei dem die Verbindung zur Diaspora durch Gäste<br />

aus vielen Ländern gefördert wird. Der <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

ist Gastgeber des Jahresfestes 2009. Drei Tage lang,<br />

vom 26. bis 28. Juni, wird das Gustav-Adolf-Werk mit<br />

vielen Gästen aus dem In- und Ausland im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

gefeiert. Nach 1895, 1922 und 1966 ist es das vierte<br />

Jahresfest in <strong>Geislingen</strong>.<br />

Pfarrer Alfred Ehmann, Süssen,<br />

ist Bezirksbeauftragter des GAW


Miteinander Glauben leben<br />

Die Erfahrung eines Ehepaares verschiedener Konfession<br />

FRIEDERIKE MAIER<br />

Heutzutage sind konfessionsverschiedene Ehen – eine<br />

Ehe also, bei welcher ein Partner <strong>evangelisch</strong>, der andere<br />

katholisch ist – keine Seltenheit mehr.<br />

Das war früher anders. Fanden ein Evangelischer und eine<br />

Katholische zusammen, so hatten sie oft beide Familien<br />

gegen sich: „Wie kannst du einen „Wiaschdglaibigen“<br />

heiraten?“ Manch katholischer Priester versuchte von der<br />

Heirat abzuraten oder den <strong>evangelisch</strong>en Partner zum<br />

Übertritt zu bewegen. Bei der Hochzeit verpflichteten sich<br />

beide, ihre Kinder im römisch-katholischen Glauben zu<br />

erziehen. Viel Druck und Anfeindung von verschiedenen<br />

Seiten mussten die Paare standhalten.<br />

Das ist heute – Gott sei dank – nicht mehr so.<br />

Seit 1971 gibt es die Möglichkeit einer Trauung, in der<br />

Pfarrer beider Konfessionen beteiligt sind. Eine ökumenische<br />

Trauung ist das freilich nicht. Kirchenrechtlich<br />

heiratet man entweder <strong>evangelisch</strong> – mit Beisein eines<br />

katholischen Priesters. Oder katholisch – mit Beisein eines<br />

<strong>evangelisch</strong>en Pfarrers, einer <strong>evangelisch</strong>en Pfarrerin. Auch<br />

sonst ist es nicht immer einfach: Bei der Taufe der Kinder<br />

muss die Entscheidung für eine Konfession fallen, gemeinsam<br />

Abendmahl feiern ist kirchenrechtlich nicht möglich.<br />

Ganz zu schweigen von pragmatischen Fragen: Wo besuchen<br />

wir den Gottesdienst? In welcher Kirchengemeinde<br />

engagieren wir uns?<br />

Und doch gestalten konfessionsverbindende Ehepaare<br />

ihren Alltag ökumenisch: Sie sind in beiden Kirchen<br />

zuhause, geben ihren Kindern zwei Traditionen weiter,<br />

leben gemeinsam Glauben in Vielfalt.<br />

Glauben in Vielfalt leben<br />

Wie das gelingen kann, ist deutlich geworden im<br />

Gespräch mit Hans-Peter und Hildegard Bühler aus<br />

Kuchen, die eine konfessionsverbindene Ehe führen.<br />

Hildegard Bühler stammt aus Dellmensingen bei Ulm,<br />

einem tief-katholischen Gebiet. Sie ist im römisch-katholischen<br />

Glauben aufgewachsen wie ihre ganze Familie.<br />

Hans-Peter Bühler dagegen hat eine stark <strong>evangelisch</strong>e<br />

Prägung erfahren. Zum damaligen Kuchener Pfarrer<br />

Fabinyi stand er wie in einem „Ziehsohnverhältnis“.<br />

Im Pfarrhaus ging er ein und aus, bekam Zugang zum<br />

Glauben, Verbindung zur <strong>evangelisch</strong>en Kirche.<br />

Als Hans-Peter und Hildegard sich kennen und lieben<br />

lernten, machten sie die Erfahrung, dass sie in der Familie<br />

des jeweils anderen herzlich aufgenommen wurden.<br />

„Weder ihre Familie, noch sie oder der Priester haben den<br />

Versuch gestartet, dass ich konvertieren soll“, erzählt er,<br />

„auch nicht umgekehrt.“ Die unterschiedliche Konfession<br />

war kein Problem.<br />

Da es Trauungen mit Pfarrern beider Konfessionen damals<br />

noch nicht gab, haben sie katholisch geheiratet. Das war<br />

eine eher pragmatische Entscheidung, da überwiegend die<br />

Hildegard und Hans-Peter Bühler<br />

Mutter die Kinder erziehen würde. Und so wurden Thomas<br />

und Angelika katholisch getauft.<br />

In ihrem Alltag war die Familie in beiden Kirchen<br />

zuhause: Hildegard Bühler engagierte sich als Kommunionsmutter,<br />

Hans-Peter Bühler war im <strong>evangelisch</strong>en Kirchengemeinderat<br />

aktiv, die Kinder feierten Kommunion<br />

und besuchten Kinderkirche und Jugendgruppen der<br />

<strong>evangelisch</strong>en Kirchengemeinde. Das Miteinander beider<br />

Konfessionen war unkompliziert und selbstverständlich.<br />

„Wir diskutierten viel, aber wir akzeptierten uns gegenseitig.<br />

Es standen nie irgendwelche Dinge zwischen uns.“<br />

„Ich will <strong>evangelisch</strong> werden!“<br />

Für Überraschung sorgte Tochter Angelika, als sie als<br />

12-Jährige den Wunsch äußerte „Ich will <strong>evangelisch</strong> werden!“<br />

Für die Eltern war es zunächst ein Schock. Das kam<br />

so unerwartet. Sie versuchten, ihre Gründe zu verstehen.<br />

Die Eltern wollten ihre Tochter einerseits auf ihrem Weg<br />

begleiten, andererseits nicht vorschnell einem Übertritt<br />

zustimmen. So haben sie sich miteinander auf den Weg<br />

gemacht: Angelika besuchte zwei Jahre den <strong>evangelisch</strong>en<br />

Religionsunterricht und nahm am Konfirmandenunterricht<br />

teil. Schließlich ließ sie sich konfirmieren und wurde<br />

damit <strong>evangelisch</strong>.<br />

Im Rückblick sagen die Eltern: „Wir fanden es toll, wie<br />

stark sie sich mit dem Glauben auseinandersetzte. Wir<br />

wollten sie begleiten, ihr deutlich machen, dass sie nicht<br />

alleine ist, wenn sie ihren Weg geht, dass wir hinter ihr<br />

stehen.“<br />

Die Familie hat sich zusammen auf den Weg gemacht<br />

und beide Traditionen vertieft entdeckt. Miteinander leben<br />

sie Ökumene, gestalten gemeinsam<br />

Glauben. Und wie selbstverständlich<br />

und fröhlich sie das tun, das strahlt aus!<br />

Das Gespräch führte<br />

Friederike Maier,<br />

Pfarrerin in Süßen<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

29


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Lobby für Kinder<br />

Die Evangelischen Kindergärten<br />

YASNA CRÜSEMANN<br />

„Angenommen du würdest verhaftet, weil du Christ bist:<br />

Gäbe es genügend Gründe, dich zu überführen?“ Diese<br />

Frage, über die es sich nicht nur als Jugendliche nachzudenken<br />

lohnt, lässt sich auch auf die <strong>evangelisch</strong>en Kindergärten<br />

übertragen: Angenommen, jemand kommt in<br />

einen <strong>evangelisch</strong>en Kindergarten. Gäbe es genügend<br />

Merkmale, diesen als <strong>evangelisch</strong>en Kindergarten zu<br />

„überführen“? Anders gefragt: Was ist <strong>evangelisch</strong> am<br />

<strong>evangelisch</strong>en Kindergarten? Wenn <strong>evangelisch</strong>e Kindergärten<br />

nämlich sind wie die anderen, wer braucht uns<br />

dann? Evangelisch heißt ja auch protestantisch und das<br />

heißt sein eigenes, unverwechselbares Gesicht zum<br />

Ausdruck bringen.<br />

Entscheidend ist dabei nicht, uns von anderen abzugrenzen,<br />

sondern uns klar zu machen, warum wir „aus gutem<br />

Grund“ <strong>evangelisch</strong>e Kindergärten betreiben und brauchen.<br />

Was <strong>evangelisch</strong> meint, lässt sich an den vier<br />

Grundeinsichten der Reformation durchbuchstabieren:<br />

allein Christus (solus Christus) – allein durch Gnade (sola<br />

gratia) – allein durch den Glauben (sola fide) – allein die<br />

Schrift (sola scriptura). Was können sie für die <strong>evangelisch</strong>e<br />

Kindergartenarbeit, die qualifiziert öffentliche<br />

Bildungsverantwortung übernimmt, bedeuten?<br />

Allein Christus<br />

Das heißt: Wer wissen will, wie Gott ist, muss auf Christus<br />

schauen, der uns Gottes Wesen zeigt. Die Zuwendung<br />

Jesu zu den Kindern ist Grundlage <strong>evangelisch</strong>er<br />

Kindergartenarbeit: „Lasset die Kinder zu mir kommen<br />

und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich<br />

Gottes!“ (Markus 10, 13). Die Zuwendung Jesu zu den<br />

Kindern bietet keine beschauliche Kinderidylle, sondern<br />

steht in krassem Gegensatz zum Umgang mit den Kindern<br />

in der antiken Welt, wo Kinderhandel und -sklaverei<br />

verbreitet waren. Die Haltung Jesu, der die Kinder in die<br />

Mitte der Jünger – und damit in die Mitte der Gemeinde –<br />

stellt und segnet, bietet ein konkretes Gegenmodell zur<br />

ausbeuterischen gesellschaftlichen Praxis damals. Ein<br />

Gegenmodell zur heutigen gesellschaftlichen Praxis<br />

könnte demzufolge sein, Kinder nicht als „Humanressourcen“<br />

zu sehen, in die man „für die Zukunft investiert“,<br />

sondern sie so zu sehen, wie es das Leitbild der <strong>evangelisch</strong>en<br />

Kindergärten in <strong>Geislingen</strong> formuliert: „Jedes Kind<br />

ist ein von Gott geliebtes und<br />

gewolltes einzigartiges und<br />

einmaliges Geschöpf. In einer<br />

Atmosphäre von Vertrauen<br />

und Geborgenheit erfahren die<br />

Kinder, dass sie von Gott<br />

bedingungslos angenommen<br />

und geliebt sind und dass sie<br />

unter Gottes Schutz und Segen<br />

stehen“. Damit ist die zweite<br />

reformatorische Grundeinsicht<br />

bereits angesprochen:<br />

30 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Allein durch Gnade<br />

Das heißt: Gottes Liebe gilt allen Menschen ohne Vorbedingungen.<br />

Diese Liebe Gottes soll im Kindergarten<br />

erfahrbar werden, in den Beziehungen zwischen Mitarbeiterinnen,<br />

Eltern, Kindern und Trägern. Sie soll erfahrbar<br />

werden im Umgang mit den Geschöpfen, der Natur, den<br />

Tieren, den Ressourcen und der Erde, aber auch in den<br />

Krisen und Störungen, in denen das Gespräch miteinander<br />

und Hilfen zur Bewältigung gesucht werden. Sich<br />

selbst als Gottes Ebenbild angenommen und geliebt zu<br />

wissen, ermöglicht auch andere Menschen anzunehmen,<br />

offen auf sie zuzugehen und auch Andersgläubigen mit<br />

Respekt und Achtung zu begegnen. Die Zuwendung Jesu<br />

zu den Kindern ist Teil seiner Zuwendung zu den Schwachen.<br />

Die Solidarität mit den Armen und Schwachen<br />

gehört daher zu den Wesensmerkmalen <strong>evangelisch</strong>er<br />

Kindergartenarbeit. Sie drückt sich nicht zuletzt auch in<br />

solidarischen Kindergartengebühren aus.<br />

Allein durch Glauben<br />

Die Grunderfahrung, angenommen und geliebt zu sein, ist<br />

die Voraussetzung für Eigenständigkeit und Gemeinschaftsfähigkeit,<br />

dem Bildungsziel aller Kindergärten. Weil<br />

Menschen Gottes Liebe als Grund ihres Daseins erfahren,<br />

hängt ihre Würde und Anerkennung nicht von ihren<br />

Leistungen, ihrem Können und Wissen ab. Das ist auch<br />

wichtig im Hinblick auf die zunehmende Verschulung der<br />

Kindergartenarbeit, der Tests und „screenings“, die auf<br />

Defizite starren, Kinder immer mehr zu Förderobjekten<br />

degradieren und auch Eltern immer stärker unter Druck<br />

setzen. Erst wer sich bedingungslos angenommen weiß<br />

und sich bewusst ist, dass nicht alles von der eigenen<br />

Leistung abhängt, kann seine Fähigkeiten voll entfalten.<br />

Die <strong>evangelisch</strong>e Kindergartenarbeit macht darum Angebote<br />

im spielerischen und spirituellen Bereich, die den<br />

Totalansprüchen der Konsum- und Leistungsgesellschaft<br />

entgegenwirken.<br />

Allein die Schrift<br />

Eigenständigkeit und Gemeinschaftsfähigkeit braucht eine<br />

Wurzel, eine Quelle, aus der sie schöpft. Diese Rückbindung<br />

(re-ligio) finden wir im Glauben an Gott, wie er uns<br />

in der Bibel begegnet. Dass Gott liebt, befreit, hilft, vergibt<br />

und segnet, erfahren Kinder in verlässlichen Beziehungen,<br />

aber auch in Geschichten, Liedern, Ritualen und Festen, in<br />

denen sie einer Weltsicht und einem Raum begegnen, in<br />

dem man sich bergen kann. Kinder brauchen Ausdrucksformen<br />

gelebter Religiosität, Freiräume für religiöse Erfahrungen<br />

und Deutungen, Menschen, die mit ihnen über die<br />

großen Fragen des Lebens ins Gespräch kommen. Dort,<br />

wo von Gott die Rede ist und wo es Ausdrucksformen<br />

gelebter Spiritualität gibt, kann ein Kind seine eigene<br />

Theologie entwickeln. Staatliche Kindergärten, die weltanschaulich<br />

neutral sein müssen, können keinen öffentlichen<br />

Raum für solche Orientierungen und Ausdrucksmöglichkeiten<br />

bieten. Die Aufgabe <strong>evangelisch</strong>er Kindergärten ist


es, Lebensorientierung, Vertrautheit und Beheimatung im<br />

christlichen Glauben zu ermöglichen und die Kinder<br />

anderer Religionen die Begegnung mit dem Christentum<br />

mit seinen zentralen Elementen wie Nächstenliebe,<br />

Verantwortung, Respekt, Vergebung und Versöhnung.<br />

Fazit<br />

Evangelischen Kindergärten leisten religiöse Erziehung<br />

nicht durch eine „Extrastunde“ irgendwann in der Woche,<br />

sondern durch eine eigene Kultur, einen eigenen Geist,<br />

der sich in allen Entwicklungsfeldern (Körper, Sinne, Sprache,<br />

Denken, Gefühl und Mitgefühl) entfaltet und der sich<br />

bis in das Gebet vor dem Essen, der Achtung der Schöpfung,<br />

den Festen des Kirchenjahres und in den respektvollen<br />

Umgang mit den Muslimen hineinzieht.<br />

Pfarrerin Yasna Crüsemann<br />

ist Beauftragte für die<br />

Evangelischen Kindergärten<br />

in <strong>Geislingen</strong><br />

Evangelisch sein im Pflegeheim<br />

„Wir haben alle nur einen Herrgott“<br />

CLAUDIA KUPFER-FEINE<br />

Wenn im „Blättle“, dem monatlichen Mitteilungsblatt der<br />

Pflegeheime der Samariterstiftung in <strong>Geislingen</strong>, Gottesdienst<br />

steht, dann kommen am Sonntagmorgen oder am<br />

Freitagnachmittag die Bewohnerinnen und Bewohner des<br />

Hauses zusammen – jedenfalls die, die noch selbst können<br />

und die, die gebracht werden. Ob der Gottesdienst<br />

von mir, der <strong>evangelisch</strong>en Pfarrerin, oder den katholischen<br />

Kollegen gehalten wird, das wird manchmal nachgefragt.<br />

Wem es wichtig ist, der geht auch in den Gottesdienst<br />

der anderen Konfession.<br />

Wichtiger als „<strong>evangelisch</strong>“ oder „katholisch“ ist, dass<br />

man sich kennt. Und dass es helfende Hände, Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter und natürlich Ehrenamtliche gibt,<br />

die die Bewohnerinnen und Bewohner zum Gottesdienst<br />

begleiten und wieder abholen. Für nicht wenige ist der<br />

Ausflug zum Gottesdienst etwas, das aus dem Gewohnten<br />

herausfällt, und daher eine willkommene Abwechslung.<br />

Aber oft braucht es auch jemanden, der Mut macht,<br />

Altenpflegeheim Bronnenwiesen in <strong>Geislingen</strong><br />

und das „Ach, kommen Sie, wir gehen zusammen“, ist<br />

für viele wie ein Geländer, an dem man sich festhalten<br />

kann.<br />

Kann man also sagen, dass im (hohen) Alter anderes<br />

wichtiger ist, als die eigene Konfession? Und zwar, weil<br />

wir alle nur einen Herrgott haben?<br />

Dass der Glaube die tiefste Dimension von Heimat ist, das<br />

ist im Pflegeheim sehr spürbar. Menschen im Pflegeheim<br />

sind an einer letzten Station angekommen.<br />

Sie leben bewusster damit, dass „wir hier keine bleibende<br />

Stadt“ haben. Diese Menschen schätzen die geistliche<br />

und die konkrete Gemeinschaft der Kirchen, in Gottesdienst,<br />

Gesprächen und der Anwesenheit von Personen,<br />

die von außen ins Haus kommen. Und man kann auch<br />

hören: „Ach wissen Sie, mir ist es gleich, ob Sie <strong>evangelisch</strong><br />

oder katholisch sind, aber Sie kommen und besuchen<br />

mich“.<br />

An den Liedern werden die Konfessionsunterschiede im<br />

Pflegeheim noch am ehesten sichtbar. Aber für die Menschen<br />

im Pflegeheim ist es nicht mehr so wichtig, welcher<br />

Konfession sie angehören.<br />

„Verwirf mich nicht im Alter, Verlass mich nicht mein<br />

Gott! Bist du nur mein Erhalter, so werd ich nie zu<br />

Spott“ 7<br />

7 aus dem Geistlichen Liederkästlein von<br />

Philipp Friedrich Hiller (1699–1769) Pfarrer in<br />

Steinheim/Heidenheim<br />

Claudia Kupfer-Feine ist Pfarrerin<br />

für die Alten- und Pflegeheime<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

31


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Chorgesang im Krankenhaus<br />

Mit Liedern trösten<br />

KLAUS HOOF<br />

Der christliche Glaube singt und spielt! Schon die älteste<br />

Christenheit konnte nicht anders: Sie sang Psalmen und<br />

Hymnen in ihren Gottesdiensten. Und nicht selten gingen<br />

die Ältesten der Gemeinde aus diesen Gottesdiensten hinaus<br />

in die Häuser kranker Gemeindeglieder, um diese zu<br />

besuchen und zu salben.<br />

Nachdem im Mittelalter das Singen im Gottesdienst im<br />

Wesentlichen von Priestern, Solisten und einer Schola<br />

übernommen wurde, setzte mit der Reformation eine kräftige<br />

Singbewegung ein, die das neu entdeckte Evangelium<br />

mit gemeinsam gesungenen Liedern und Musik in die<br />

Gottesdienste einbrachte. Die neu entstehenden Kirchenlieder<br />

umfassten alle Themen des Lebens und Glaubens.<br />

Sie haben in hohem Maß zur Verbreitung <strong>evangelisch</strong>en<br />

Glaubens beigetragen und den Charakter <strong>evangelisch</strong>er<br />

Gottesdienste geprägt. Bis heute ist das geistliche Singen<br />

unverzichtbares Element im <strong>evangelisch</strong>en Gottesdienst.<br />

Singen hat eine heilende Wirkung<br />

Schon Saul, der erste König Israels, ließ sich von David<br />

Lieder auf der Harfe vorsingen und -spielen, um seine<br />

Depressionen aufzuhellen. Singen bewegt alle Fasern des<br />

Leibes. Wer singt, kann von sich absehen und für Augenblicke<br />

sogar seine Krankheit vergessen.<br />

In den Krankenhausgottesdiensten der Helfenstein-Klinik<br />

in <strong>Geislingen</strong> kommt das Singen und Musizieren zu kurz.<br />

Menschen, die im Krankenhaus liegen, sind in einer<br />

besonderen Situation. Ihnen ist in aller Regel nicht zum<br />

Singen zumute. Da wäre es gut, wenn andere für sie singen<br />

würden.<br />

Im Krankenhaus tauchen Fragen auf, die im Alltag oft<br />

nicht wahrgenommen werden: Warum bin ich krank? Bin<br />

ich selber „schuld“ an meiner Krankheit? Wer oder was<br />

war in meinem Leben bis jetzt wichtig? Wer trägt mich,<br />

wenn ich krank und schwach bin? Was ist mit mir, wenn<br />

ich sterben muss?<br />

Helfenstein-Klinik in <strong>Geislingen</strong><br />

32 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Fenster im Andachtsraum der Helfenstein-Klinik<br />

In den Gesprächen am Krankenbett, in Gebet, Predigt und<br />

Abendmahl der Klinikgottesdienste finden diese Fragen<br />

Raum. Doch eine wertvolle Gestaltungsmöglichkeit fehlt<br />

bis jetzt: Das Singen und Musizieren von Liedern. Liedtexte<br />

und Melodien können Menschen in einer Weise aufschließen,<br />

wie es dem gesprochenen Wort nicht gelingt,<br />

zumal Kranke dem gesprochenen Wort oft nur eine<br />

begrenzte Zeit folgen können. Und was für wunderschöne<br />

Trostlieder haben wir in unserer protestantischen<br />

Liedtradition mit Liederdichtern wie Martin Luther, Paul<br />

Gerhardt und Jochen Klepper, mit Liedkomponisten wie<br />

Johann Crüger, Johann Sebastian Bach und Johannes<br />

Petzold!<br />

Die heilende Wirkung des Singens und der Musik möchte<br />

ich gerne verstärkt in die <strong>evangelisch</strong>en Sonntagsgottesdienste<br />

der Helfenstein-Klinik einbringen, die 14-tägig um<br />

9 Uhr stattfinden. Ich wünsche mir, dass in jedem Gottesdienst<br />

neben der Orgel noch ein Chor, eine Instrumentalgruppe,<br />

eine einzelne Instrumentalistin, ein sich für diesen<br />

Zweck spontan zusammenfindendes Gesangs- oder<br />

Instrumentalquartett den Gottesdienst mitgestaltet.<br />

Haben Sie Interesse oder gar Lust und Freude daran?<br />

Dann bitte melden bei Pfarrer Klaus Hoof,<br />

Tel. (0 73 31) 3 05 98 34 oder<br />

Email: klaus.hoof@web.de<br />

Klaus Hoof ist Pfarrer<br />

an der Helfenstein-Klinik


Wenn man sich schon an Weihnachten<br />

auf den Sommer freut<br />

Im Waldheim körperlich und seelisch auftanken<br />

DANIELA HARTMANN<br />

„Wieso ist das Waldheim <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>? Da gehen<br />

doch auch katholische Kinder hin!“ Stimmt. Und konfessionslose<br />

– vereinzelt sogar muslimische Kinder.<br />

Und dennoch ist das Waldheim „<strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>“:<br />

Die Evangelische Landeskirche in Württemberg versteht<br />

sich als eine einladende Kirche und möchte das Evangelium<br />

von Jesus Christus an alle Menschen weitergeben.<br />

Und genau diesem Grundsatz hat sich auch die Waldheimarbeit<br />

verschrieben.<br />

1921 entstanden die ersten Ferienwaldheime in Württemberg<br />

– <strong>evangelisch</strong>e Stadtranderholungsprogramme, bei<br />

denen die Kinder körperlich und seelisch auftanken konnten.<br />

1959 wurde vom damaligen Dekan Jakob Straub in<br />

Stötten ein solches Ferienwaldheim gegründet und mittlerweile<br />

ist es aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong> nicht mehr wegzudenken.<br />

Viele kennen es und waren selbst schon dort:<br />

als Kind oder als Mitarbeiter.<br />

Bis heute hat die Ferienwaldheimarbeit nichts an Aktualität<br />

eingebüßt.<br />

Alle Kinder sind willkommen!<br />

Selbstverständlich hat sich das Waldheim in den Jahren<br />

weiterentwickelt und verändert, aber die Grundgedanken<br />

sind gleich geblieben:<br />

„ Die Waldheimarbeit richtet sich an alle Kinder – unabhängig<br />

von ihrer sozialen oder religiösen Herkunft und<br />

unabhängig von ihren Begabungen und Fähigkeiten.<br />

„ Die Kinder stehen an erster Stelle. Kinder haben Bedürfnisse<br />

und diese sollen im Waldheim geweckt und<br />

gestillt werden. Gemeinschaft, Spiel, Freizeit, Bewegung<br />

und Kreativität gehören fest zum Waldheim. Ein<br />

abwechslungsreiches und altersgerechtes Programm soll<br />

jedem Kind mit allen seinen Stärken und Schwächen<br />

Entfaltungsmöglichkeiten bieten.<br />

„ „Wann gibt’s Imbiss?“ ist die tägliche Frage. Selbstverständlich<br />

soll auch das leibliche Wohl nicht zu kurz<br />

kommen. Wurden früher die Kinder „aufgepäppelt“,<br />

steht heute eine regelmäßige, gesunde und ausgewogene<br />

Ernährung im Vordergrund. Auch das gemeinsame<br />

am Tisch sitzen ist für viele Kinder ungewohnt und<br />

spannend.<br />

„ Kinder haben das Recht Gott kennenzulernen – das<br />

geschieht zum Beispiel durch altersgerechte und fetzige<br />

Andachten. Da wird Weihnachten schon mal in den<br />

Sommer verlegt oder Jesus und seine Jünger flimmern<br />

als Playmobilfiguren in selbstgedrehten Filmen über die<br />

Leinwand. Und von sämtlichen Waldheimhits wie „Laudato<br />

si“ müssen täglich alle Strophen gesungen werden,<br />

sonst geht die Kinderschar auf die Barrikaden!<br />

„ Nicht zuletzt stehen Spiel und Spaß in der Natur und<br />

im Wald hoch im Kurs. Aus Ästen und Paketschnur<br />

entstehen tolle Bauwerke, die sogenannten „Lägerle“.<br />

„ Die Kinder lernen die Natur kennen und lernen auch,<br />

verantwortungsvoll mit ihr umzugehen.<br />

Waldheim ist aber nicht nur eine Freizeit für Kinder.<br />

Waldheim ist auch etwas Besonderes für Mitarbeiter.<br />

Trotz der vielen Aufgaben und manch schwieriger Kinder<br />

ist das Waldheim für viele wie Urlaub. Waldheim hat<br />

Suchtpotential – oder wie lässt es sich sonst erklären,<br />

dass viele Mitarbeiter jedes Jahr wiederkommen und sich<br />

schon an Weihnachten auf den Sommer freuen?<br />

Weitere Infos gibt’s unter:<br />

www.kirchenbezirk-geislingen.de<br />

Daniela Hartmann<br />

ist Jugendreferentin<br />

in der Geislinger<br />

Gesamtkirchengemeinde<br />

und Leiterin des<br />

Waldheimes Stötten<br />

Pyramidentest<br />

bei der Lägerles-<br />

Bewertung<br />

Trojanisches<br />

Pferd<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

33


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Genussvoll essen mit gutem Gewissen<br />

Von Archepassagieren und . . .<br />

JUDITH RIEHLE<br />

Ein reichhaltiges Buffet mit regionalen Köstlichkeiten<br />

wurde beim kulinarischen Vortragsabend im Bonhoeffer-<br />

Gemeindehaus Hausen zusammengetragen. „Es ist ganz<br />

erstaunlich, auf welche Vielfalt an regional hergestellten<br />

Produkten man trifft, wenn man nur mal genau hinschaut“,<br />

war Pfarrer Georg Braunmüller bei der Vorbereitung<br />

überrascht. Als Bezirksbauernpfarrer war Braunmüller<br />

maßgeblich an der Organisation des vom Evangelischen<br />

Bauernwerk veranstalteten Abends beteiligt. Vom selbstgebackenen<br />

Brot aus dem Holzofen über gefärbte Ostereier<br />

bis hin zur Wurst von den eigenen Schafen reichte<br />

die Palette an Beiträgen fürs Buffet.<br />

Den Anstoß zu diesem Abend hatte der österreichische<br />

Dokumentarfilm „We feed the World“ gegeben. Der Film<br />

berichtet in eindrücklichen Bildern, in welchem Maße die<br />

Nahrungsmittelwirtschaft globalisiert und zentralisiert ist.<br />

Einen positiven Gegenimpuls zur düsteren Grundstimmung<br />

des Films wollte man mit dem kulinarischen Vortragsabend<br />

setzen und zeigen, dass es auch anders geht.<br />

Slow Food: gut, sauber, fair<br />

Der Name „Slow Food“ steht schon seit mehreren Jahren<br />

für eine Bewegung, die vorlebt, dass man sehr wohl noch<br />

in regionalen Kreisläufen und handwerklichen Strukturen<br />

arbeiten kann. „Gut, sauber und fair genießen“, stellte<br />

Roman Lenz, Referent des Abends und Vorsitzender der<br />

Stuttgarter Regionalgruppe, das Motto von Slow Food<br />

vor. Guter Geschmack stehe im Fokus vieler Aktivitäten,<br />

so Lenz, doch reine Gourmets, die ein Vermögen für<br />

exquisiten Wein aus Übersee ausgeben, seien bei Slow<br />

Food fehl am Platze. Denn Wahrung der biologischen<br />

Vielfalt sei ein genauso wichtiges Ziel wie die Zusammenführung<br />

von Erzeugern und Verbrauchern. Guter<br />

Geschmack sei eben keine Geschmackssache, sondern<br />

letztlich eine Frage von Qualität, betonte er. Und die<br />

bedeute auch Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen<br />

sowie eine handwerkliche Verarbeitung.<br />

So bemüht sich Slow Food um die Erhaltung von alten<br />

Sorten landwirtschaftlicher Nutzpflanzen, die als soge-<br />

34 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

nannte „Archepassagiere“ in die Arche des Geschmacks<br />

aufgenommen werden. Einer der ersten Archepassagiere<br />

war die Champagner Bratbirne, die inzwischen wieder<br />

erfolgreich in Schlat vermarktet wird. Daneben gibt es in<br />

Baden-Württemberg noch den Albschneck, das Filderspitzkraut<br />

oder auch die Alblinsen, die alle ihre ganz<br />

eigene Geschichte hinter sich haben. Die zwei vor dem<br />

zweiten Weltkrieg auf der Alb angebauten Sorten Alblinse<br />

1 und 2 galten zum Beispiel schon als verschollen, da sie<br />

in Deutschland nirgendwo mehr aufzufinden waren.<br />

Durch aufwändige Recherchen haben Slow Food-Mitglieder<br />

diese zwei Sorten jetzt aber in der Vavilov-Genbank<br />

in St. Petersburg wieder gefunden. Sie werden derzeit<br />

wieder vermehrt, so dass die ursprünglichen Sorten bald<br />

auch wieder kommerziell angebaut werden können.<br />

Slow Food hat seine Wurzeln in Italien, ist inzwischen<br />

aber weltweit zu finden, und auch in Deutschland haben<br />

die Slow Food Regionalgruppen großen Zulauf. Lenz führt<br />

diesen Erfolg darauf zurück, dass Slow Food eben nicht<br />

mit erhobenem Zeigefinger arbeite, sondern das Positive<br />

herausstelle. „Gut essen möchte jeder gern, und wenn ich<br />

damit auch noch etwas Gutes für die Artenvielfalt und<br />

die örtlichen Landwirte tun kann, ist das ja doppelt gut“,<br />

ergänzte ein Zuhörer.<br />

Gut schmecken ließen sich die Teilnehmer<br />

beim kulinarischen Vortragsabend des Evangelischen<br />

Bauernwerks die Köstlichkeiten vom regionalen Buffet.<br />

Judith Riehle ist Bildungsreferentin beim<br />

Evang. Bauernwerk<br />

Test-Auflösung und Auswertung von S. 25: Mehr als 22 Punkte:<br />

Frage 1<br />

a = 2 Punkte (beschreibt die reformierte …)<br />

b= 3<br />

c = 1 (… beschreibt die katholische Lehre zum Abendmahl)<br />

Geschummelt! Oder Sie können nicht zusammenzählen.<br />

22 Punkte:<br />

Glückwunsch! Luther wäre stolz auf Sie. Wenn Sie es noch<br />

nicht sind, sollten Sie sofort <strong>evangelisch</strong> werden.<br />

Frage 2<br />

a = 0 Punkte<br />

b= 0<br />

Frage 4<br />

a= 3<br />

b= 1<br />

Frage 6<br />

a= 1<br />

b= 0<br />

15 bis 21 Punkte:<br />

Ziemlich ökumenisch, mal so, mal so.<br />

Gewisse katholische Anteile sind nicht zu verkennen.<br />

c= 2<br />

c= 1<br />

c= 3 10 bis 14 Punkte:<br />

d= 3<br />

Lesen Sie mal den Römerbrief. Es sei denn, Sie sind gerne<br />

e= 4<br />

katholisch. (Keine Angst, Gott liebt auch Katholiken).<br />

Frage 3 Frage 5<br />

Frage 7 0 bis 9 Punkte:<br />

a= 1<br />

a= 0<br />

a= 3 Wissen Sie eigentlich, was Sie glauben? Gehen Sie zurück<br />

b= 3<br />

b= 3<br />

b= 1 in den Konfirmandenunterricht. Begeben Sie sich direkt<br />

c= 0<br />

c = 1 (siehe Evangelisches c= 2 dorthin. Ziehen Sie nicht über Konfirmation, ziehen Sie<br />

Gesangbuch S.1506)<br />

nicht 4000 € ein.


Evangelisches Dekanatamt<br />

Dekanin Gerlinde Hühn<br />

Hansengasse 2, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 17 61, Fax (0 73 31) 4 17 51<br />

email: Ev.Dekanat.<strong>Geislingen</strong>@t-online.de<br />

www.<strong>Kirchenbezirk</strong>-<strong>Geislingen</strong>.de<br />

Konto Evangelischer <strong>Kirchenbezirk</strong>:<br />

Konto-Nr. 600 862 8, KSK Göppingen, BLZ 610 500 00<br />

Evangelisches Schuldekanat<br />

Schuldekan Johannes Geiger<br />

Bahnhofstraße 33, 89518 Heidenheim<br />

Tel. (0 73 21) 92 49 49, Fax (0 73 21) 92 49 47<br />

Altenheim-Seelsorge<br />

Pfarrerin Claudia Kupfer-Feine<br />

73079 Süssen, Falkenstraße 6<br />

Tel. (0 71 62) 9 64 06 79<br />

Evangelisches Jugendwerk<br />

Sabine Angnes<br />

Friedensstraße 44, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 28 72, Fax 4 47 12<br />

Diakonische Bezirksstelle<br />

Hospizarbeit im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Ernst-Wilhelm Weid, Doris Ita-Sawall<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 14 89, Fax 4 51 46<br />

Diakonieladen „Kunterbunt“<br />

Moltkestraße 25, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 40 05 39<br />

Diakonie-Kaffeehaus<br />

Moltkestraße 27, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 98 48 96<br />

Bikers Helpline<br />

01 80/44 333 33<br />

oder Buchstabenwahl 0180 – Helpline<br />

Blindenseelsorge<br />

Pfarrerin Friederike Maier<br />

Heidenheimer Straße 59/1, 73079 Süßen<br />

Tel. (0 71 62) 4 40 74<br />

friederike.maier@web.de<br />

Gehörlosenseelsorge<br />

Pfarrerin Edeltraud Meyer<br />

Pfarrweg 2, 73340 Stubersheim<br />

Tel. (0 73 31) 4 15 36, Fax (0 73 31) 44 03 00<br />

Evangelische Erwachsenenbildung<br />

Günther Alius<br />

Bahnhofstr. 75, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 30 70 97-30, Fax (0 73 31) 30 70 97-39<br />

HIV-Infizierte und Aidskranke<br />

Pfarrerin Sabine Kluger<br />

Hohenstaufenstraße 35, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 6 39 60<br />

Pfarrer Eckhard Ulrich<br />

Markusplatz 1, 70180 Stuttgart<br />

Tel. 0711/60 38 55<br />

Email: aidsseelsorge@elk-wue.de und<br />

aidsseelsorge_ulrich@yahoo.de<br />

Jugendheim Stötten<br />

Belegung über<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>srechner Klaus Machacek<br />

Tel. (0 73 31) 30 70 97 21<br />

Kirchenmusik<br />

Gerhard Klumpp, Kirchenmusikdirektor<br />

Staufeneckstraße 7, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel./Fax (0 73 31) 6 13 77<br />

Posaunenchorarbeit<br />

Armin Fischer<br />

Teilwiesenstraße 16, 73079 Süßen<br />

Tel. (0 71 62) 94 81 84<br />

Online-Seelsorge<br />

www.ekd.de/internet/internetseelsorge.html<br />

Klinik-Seelsorge<br />

Pfarrer Klaus Hoof<br />

Uhlandstr.5/1, 73337 Bad Überkingen<br />

Tel. (0 73 31) 3 05 98 34<br />

Ökumenische Sozialstation <strong>Geislingen</strong><br />

Bronnenwiesen 16, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

IAV-Stelle, Tabea Astfalk, Tel. (0 73 31) 93 73-20<br />

Nachbarschaftshilfe, Ute Gröner, Tel. (0 73 31) 93 73-23<br />

Pflegedienst, Ute Kothe, Tel. (0 73 31) 93 73-21<br />

Psychosoziale Beratungsstelle für Suchtkranke<br />

und Suchtgefährdete<br />

Klaus Kohle, Sascha Lutz<br />

Steingrubestraße 6, 73312 <strong>Geislingen</strong><br />

Tel. (0 73 31) 4 45 81<br />

TelefonSeelsorge<br />

(kostenlose Rufnummern)<br />

0800 111 0 111 und 0800 111 0 222<br />

PROTESTANTISCHE VORBILDER<br />

Regine Hildebrandt: Mich interessieren<br />

andere Religionen auch. Aber entscheidend<br />

ist für mich, wie ich als Christ<br />

geprägt bin. Mein Schwiegervater war ein<br />

richtiger ostpreußischer Pfarrer, der gegen<br />

Fußball am Sonntagvormittag gewettert<br />

hat und dagegen, dass man bei der<br />

Konfirmation nur aufs Äußere achtet. Wir sind Sonnabend im<br />

Dunkeln konfirmiert worden, damit wir uns wirklich aufs<br />

Abendmahl konzentrieren konnten und auf die Wortverkündigung.<br />

Wir bekamen eine klare Orientierung. Diese Prägung hat<br />

bei mir gehalten. Zu DDR-Zeiten war für mich klar: Du machst<br />

hier keine Kompromisse, also ist eine Karriere nicht drin. Beliebigkeit<br />

ist für mich schlimm.<br />

Mir waren immer die gleichen Sachen wichtig. Zu DDR-Zeiten<br />

habe ich versucht, so zu leben, wie ich es für richtig hielt: mit<br />

den Säulen Beruf, Familie, Freunde, Domkantorei.<br />

Regine Hildebrandt, geb. 1941, war Sozialministerin in<br />

Brandenburg von 1990 bis 1999. Sie starb 2001.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

35<br />

Wo finde ich Information und Hilfe?


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT ALB<br />

Gott ist treu – 15 Tage Zeltfestival in Amstetten<br />

Der Höhepunkt der kirchengemeindlichen Arbeit 2007 in<br />

Amstetten war das Zeltfestival im Alten Steinbruch.<br />

Das Motto des Festivals „Gott ist treu“ war im Ort nicht<br />

zu übersehen. Große Banner und Plakate luden zu den<br />

Themenabenden ein, zudem wurden die BürgerInnen mit<br />

einem Schreiben von Bürgermeister Jochen Grothe und<br />

Pfarrer Reinhard Hoene persönlich eingeladen.<br />

Gott ist treu – das war zu erleben bei den Abendveranstaltungen<br />

und bei den Gottesdiensten, die viele fleißige<br />

Helfer mitgestalteten mit musikalischen Beiträgen, mit<br />

Anspielen, mit Moderation, mit geschmackvoller Dekoration,<br />

mit allerlei Leckereien im Bistro und vielen treuen<br />

Diensten.<br />

Gott ist treu – das war auch persönlich zu erleben bei<br />

Vorträgen und Themen, die den Glauben stärkten, neue<br />

Impulse gaben oder schon Vertrautes wieder neu erleben<br />

ließen.<br />

Gott ist treu – das konnte man auch nachmittags erleben<br />

beim Kinderprogramm, wenn man sah, wie begeistert die<br />

Kinder mit Singen, Spielen und Hören dabei waren.<br />

Musikalische Gäste bereicherten die Veranstaltungsreihe:<br />

Ein eigens für das Zelt zusammengestellter Chor aus<br />

Gemeindegliedern rund um Amstetten, der Kirchen- und<br />

der Posaunenchor Amstetten, die Feuerwehrkapelle<br />

Amstetten, der Männergesangverein Amstetten, JGoB<br />

(Jugendgottesdienstband aus Steinheim), der Gospelchor<br />

36 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

„No distance“ aus <strong>Geislingen</strong>, das Musikerduo „Didi &<br />

Andi“ aus Stuttgart sowie eine Spontan-Band aus der<br />

Jugendarbeit des Evangelischen Jugendwerks<br />

<strong>Geislingen</strong>/Albdistrikt – alle zusammen gaben ihr Bestes.<br />

Es tat gut, zu erleben wie die Kirchengemeinde bei diesem<br />

Projekt unterstützt wurde von der kommunalen<br />

Gemeindeverwaltung, von den örtlichen Vereinen und<br />

auch von vielen Einzelpersonen. Insgesamt sorgten mehr<br />

als 120 Frauen und Männer für einen reibungslosen<br />

Ablauf.<br />

Das gute Miteinander war eine sehr ermutigende Erfahrung<br />

– Gottes Treue hat sich gezeigt!<br />

Martin Luther und die Luther-Kirche in Böhmenkirch<br />

50 Jahre Posaunenchor Schalkstetten<br />

Am 6. Mai 1958 wurde der Posaunenchor Schalkstetten<br />

vom damaligen Pfarrer Emil Sautter gegründet. Es war<br />

eine Zeit, in der viele Chöre gegründet wurden.<br />

Um 1850 entstanden innerhalb der neupietistischen<br />

Erweckungsbewegung in Nord- und Westdeutschland die<br />

ersten <strong>typisch</strong>en Posaunenchöre, in Süddeutschland um<br />

1880. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die Ära Johannes<br />

Kuhlo (1880-1920). Er war nicht nur ein guter Musiker,<br />

er war auch ein guter, begabter Stratege. Es gelang<br />

ihm deutschlandweit bei den Noten für Posaunenchöre<br />

Die Lutherkirche in Böhmenkirch wird 25 Jahre alt. Ihren<br />

Namen verdankt sie Martin Luther. Der erste Spatenstich<br />

zur Lutherkirche war 1983, 500 Jahre nach Luthers<br />

Geburtstag. Nun wurde ein kleiner Anbau erstellt. Es gab<br />

dafür Spenden und viel persönliches Engagement. Dieser<br />

Anbau ist ein winziger Raum, das unsere Stühle und<br />

Tische beherbergt, die nun endlich nicht mehr im Weg<br />

herumstehen.<br />

die Klangschrift (Klavierschreibweise) durchzusetzen.<br />

Dadurch hatte er sein Ziel erreicht, dass die Jünglinge von<br />

den Posaunenchören nicht so leicht zur Militärmusik und<br />

den Musikvereinen wechseln konnten. Er war auch der<br />

größte Verfechter, dass in einem Posaunenchor nur mit<br />

Blech gespielt wird. Sein Klangideal war die Familie der<br />

Hörner: Flügelhorn, Tenorhorn, Bariton und Tuba. Diese<br />

Zusammensetzung hielt nicht lange, durch die Erweiterung<br />

der Musikrichtungen kamen Trompeten und Posaunen<br />

(Alt-, Tenor- und Bassposaune) dazu.


Posaunenchor Schalkstetten<br />

Sozialführerschein in <strong>Geislingen</strong><br />

In <strong>Geislingen</strong> fiel der Startschuss für den ersten Sozialführerschein.<br />

Ein Führerschein, der nicht unbedingt lehrt, wie<br />

man durch <strong>Geislingen</strong>s Straßen kommt, der aber Wege<br />

beschreibt, die die Diakonie im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

einschlägt.<br />

Zielsetzung des Kurses ist es, die Teilnehmenden für die<br />

diakonischen Aufgaben in unserer Gesellschaft und insbesondere<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> zu sensibilisieren.<br />

Die Mitglieder des Diakonischen Bezirksausschusses erhoffen<br />

sich darüber hinaus, dass der eine oder die andere<br />

KursteilnehmerIn sich bereit erklärt, Diakoniebeauftragter<br />

in der jeweiligen Ortsgemeinde zu werden. So könnte<br />

eine stärkere Vernetzung und Wahrnehmung der Diakonie<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> erreicht werden und Ehrenamtliche dazu<br />

ermutigt werden, sich sozialdiakonisch in den verschiedenen<br />

Arbeitsfeldern der diakonischen Einrichtungen im<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> zu betätigen.<br />

Am ersten Abend wurden die 16 TeilnehmerInnen<br />

zunächst einmal auf sich selbst zurückgeführt. Fragen, die<br />

ausführlich diskutiert wurden, waren:<br />

Was bringe ich mit an Erfahrungen und Stärken, was<br />

brauche ich für Rahmenbedingungen im Ehrenamt und<br />

wohin möchte ich mich entwickeln? Was passt zu mir<br />

und wie finde ich den passenden Ort für mich?<br />

Am zweiten Abend informierten dann Ernst-Wilhelm<br />

Weid und Doris Ita-Sawall von der Diakonischen Bezirks-<br />

40 Jahre Christus-Kirche in Eybach<br />

Die <strong>evangelisch</strong>e Kirchengemeinde Eybach besteht seit<br />

1649. Über 350 Jahre waren geprägt von einem schwierigen<br />

Miteinander mit der katholischen Mehrheit am Ort.<br />

Den Hauptstreitpunkt bildete die gemeinsame Benutzung<br />

der Simultankirche Maria Himmelfahrt. Das Verhältnis<br />

zwischen <strong>evangelisch</strong>er und katholischer Gemeinde war<br />

jedoch intensiver als in anderen Gemeinden.<br />

Trotz manch kritischer Äußerungen der Obrigkeit<br />

spielen schon seit ungefähr 1950 Frauen und Mädchen in<br />

den Posaunenchören mit. Wie den Bildern entnommen<br />

werden kann, ist das auch in Schalkstetten so. Es würde<br />

Entscheidendes fehlen, wenn sie nicht dabei wären.<br />

In fast jeder zweiten <strong>evangelisch</strong>en Gemeinde gibt es<br />

inzwischen einen Posaunenchor. Die Anzahl der Bläserinnen<br />

und Bläser in Deutschland liegt bei über 100 000.<br />

Damit zählt die Posauenchorbewegung zu den größten<br />

Laienbewegungen des deutschen Protestantismus überhaupt.<br />

Ganz erfreulich ist, dass die Posauenchorarbeit<br />

durch die Kirche im Bund, Land und Bezirk gekonnt und<br />

effizient unterstützt wird.<br />

Der Posauenchor Schalkstetten unter Leitung von Hermann<br />

Frieß feiert sein nunmehr 50-jähriges Jubiläum zusammen<br />

mit dem Männergesangverein Schalkstetten, der sein<br />

125-jähriges Bestehen begeht. Das Abschlusskonzert des<br />

Festjahres findet am 2. Advent, 7. Dezember 2008, um<br />

19:30 Uhr in der Veitskirche in Schalkstetten statt.<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

stelle <strong>Geislingen</strong> über Auswirkungen der Armut in <strong>Geislingen</strong>.<br />

Zugleich wurden die unterschiedlichen diakonischen<br />

Handlungsfelder im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong> vorgestellt<br />

und die TeilnehmerInnen konnten sich überlegen, wo sie<br />

ein Schnupperpraktikum absolvieren wollten.<br />

Nach dem Praktikum lernten die TeilnehmerInnen noch<br />

Grundkenntnisse der Kommunikation kennen. Diese<br />

helfen, den Anderen besser wahrzunehmen und zu<br />

verstehen – wichtige Voraussetzung für jegliches ehrenamtliches<br />

Engagement.<br />

1968 wurde die <strong>evangelisch</strong>e Christuskirche in Eybach<br />

eingeweiht. Das verbesserte die ökumenische Zusammenarbeit.<br />

1972 gab es bereits eine ökumenische Bibelwoche<br />

und ökumenische Gottesdienste. 1978 baten der katholische<br />

Pfarrer Kammerer und der <strong>evangelisch</strong>e Pfarrer Deppert<br />

gegenseitig um Verzeihung und Vergebung der entstandenen<br />

Kränkungen und Verletzungen.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

37


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT GEISLINGEN<br />

Seit 1987 wird der Weltgebetstag ökumenisch<br />

begangen. Seit 1989 besuchen die Sternsinger auch <strong>evangelisch</strong>e<br />

Familien. 1996 lagen der zweite Vorsitz sowohl<br />

in der <strong>evangelisch</strong>en wie in der katholischen Kirchengemeinde<br />

ökumenisch in den Händen des Ehepaares Vater.<br />

1999 wurde die gemeinsame Erklärung zwischen dem<br />

Lutherischen Weltbund und dem Vatikan in Augsburg<br />

auch in Eybach sehr begrüßt: „Die gegenseitigen Lehrverurteilungen<br />

des 16. Jahrhunderts, insbesondere über die<br />

Rechtfertigung, treffen nicht.“<br />

Seit vielen Jahren gibt es ökumenische Schulgottesdienste,<br />

Künstlerisches Kleinod auf der Alb –<br />

Die Michaelskirche in Stötten<br />

Die <strong>evangelisch</strong>e Kirche in Stötten wurde im 14. Jahrhundert<br />

erbaut und ist dem Erzengel Michael geweiht. Der<br />

urige Taufstein stammt aus der Erbauerzeit. Archäologische<br />

Ausgrabungen belegen, dass bereits im 8. Jahrhundert<br />

dort eine Kirche und ein Friedhof existierten.<br />

Die Kirche war mit vielen Wandmalereien ausgestattet,<br />

die bald nach der Reformation übermalt wurden. Seit<br />

1881 war bekannt, dass es unter dem Putz im Chor mittelalterliche<br />

Wandmalereien gab. Diese wurden aber erst<br />

1974 frei gelegt und restauriert. Zum Vorschein kamen<br />

lebendige, mit leichter Hand in den noch feuchten Putz<br />

gemalte Bilder. Es ist anzunehmen,<br />

dass Vertreter der<br />

Ulmer Schule diese Kirche<br />

ausgemalt haben. Stötten<br />

gehörte damals zur unteren<br />

Herrschaft Helfenstein und<br />

damit zur Reichsstadt Ulm.<br />

Das Thema der Ausmalung<br />

ist die Leidensgeschichte<br />

Christi. An der Westwand<br />

Michaelskirche Stötten<br />

über dem Triumphbogen<br />

Was passiert, wenn elf Jugendliche den Auftrag bekommen,<br />

ihr Leben zu fotografieren?<br />

Dann entstehen ziemlich coole und witzige Fotos von<br />

Klamotten, Quietsche-Enten oder von dem Lieblingsessen.<br />

Dann werden schon mal Gesichter bunt eingefärbt oder<br />

Omas 80. Geburtstag nachgestellt. Da wird so mit Licht<br />

gespielt, dass von einer Person sowohl wunderschöne als<br />

auch gruselige Porträts entstehen. Und nicht zuletzt laufen<br />

die Computer heiß, denn die Bilder müssen noch nachbearbeitet<br />

und richtig in Szene gesetzt werden.<br />

Inspiriert durch eine PLAYING ARTS-Veranstaltung des<br />

Evangelischen Jugendwerks in Württemberg kamen Sabine<br />

Angnes und Daniela Hartmann auf die Idee, selbst mit<br />

Jugendlichen kreativ zu werden. So fand in den Osterferien<br />

dieses in <strong>Geislingen</strong> neuartige Projekt statt. An vier Tagen<br />

wurde geplant, fotografiert, bearbeitet und überlegt. Auch<br />

der Spaß kam nicht zu kurz. Am fünften Tag gab es dann<br />

die heiß ersehnten Ergebnisse: die besten Bilder lagen end-<br />

38 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

gegenseitige Grußworte<br />

an Weihnachten,<br />

Ostern und Pfingsten.<br />

Das 40-jährige Kirchenjubiläum<br />

dient nicht nur<br />

der Rückbesinnung und Christus-Kirche in Eybach<br />

der Weiterentwicklung<br />

des ökumenischen Miteinanders. Es dient auch der<br />

inneren Weiterentwicklung unserer Gottesdienste, die<br />

möglichst viele Gemeindeglieder in ihrer Lebenssituation<br />

ansprechen sollen.<br />

wird das Abendmahl dargestellt. An der Nordwand des<br />

Chores folgt eine stark ergänzte Ölbergszene. Gut erhalten<br />

sind die beiden zentralen Bilder zwischen den rechteckigen<br />

Chorfenstern im Osten mit dem Kreuzweg Christi.<br />

Die mittlere Gewölbekappe zeigt die Krönung Marias.<br />

Das Kreuzrippengewölbe enthält die Evangelistensymbole.<br />

Im Osten der kraftvolle Adler von Johannes, auf dem<br />

Spruchband die Jahreszahl 1500. Gegenüber der geflügelte<br />

Stier des Lukas. Über der Ölbergszene der Löwe des Markus.<br />

In der Südkappe schließlich der mit einem weiten<br />

Gewand bekleidete Engel des Matthäus.<br />

Die Holztafelbilder der Empore stammen wohl von dem<br />

Maler Merroth aus Ulm. Sie sind aus der Mitte des<br />

18. Jahrhunderts und zeigen die Evangelisten und Apostel.<br />

Die Wandmalereien und die Bilder auf der Empore sind<br />

bedeutende künstlerische Zeugnisse. Zugleich stellen sie<br />

einen wichtigen Ausdruck des Evangeliums der Armen<br />

dar, die im ausgehenden Mittelalter fast alle nicht schreiben<br />

und lesen konnten. Sie bedurften daher der Umsetzung<br />

des Evangeliums in Bilder, die für sich selbst sprachen.<br />

Es lohnt sich ein Besuch, um sich selbst ein Bild zu<br />

machen.<br />

It’s my life!? – Das etwas andere Fotoprojekt<br />

lich als Fotobuch vor. Außerdem gab es einen Film zum<br />

Abschluss. Thema? Fotografieren natürlich!<br />

Bilder sagen mehr als 1000 Worte – wenn Sie an den<br />

Ergebnissen interessiert sind, dann schauen Sie im Internet<br />

unter:<br />

http://www.kirchenbezirk-geislingen.de/cms/startseite/<br />

gesamtkirchengemeinde-geislingen/kinder-undjugendliche/its-my-life-das-etwas-andere-fotoprojekt/<br />

Auszug aus dem<br />

Fotobuch


DISTRIKT OBERE FILS<br />

325 Jahre Pfarrei Ganslosen-Auendorf<br />

Der Fußweg von Auendorf nach Gruibingen führt 5 Kilometer<br />

über den Berg. Heute schafft man das auf Asphalt<br />

und gepflegtem Feldweg bequem auch mit dem Fahrrad<br />

oder kann dort einen Kinderwagen schieben.<br />

Im 17. Jahrhundert war diese Strecke unwirtlich, dazu im<br />

Winter weglos und tief verschneit. Kurzum, die Gruibinger<br />

<strong>evangelisch</strong>en Gemeindeglieder aus der Filiale Ganslosen<br />

– bis 1849 hieß Auendorf so – wurden im Gottesdienst<br />

in Gruibingen kaum gesichtet. Jedenfalls wollten<br />

die Gansloser eine eigene Pfarrei haben. Eine richtige<br />

Kirche, St. Stephan, hatten sie schon. Die einstige Kapelle<br />

war 1618 zur heutigen Größe ausgebaut worden.<br />

1683 wurde der Wunsch der Gemeinde erfüllt und der erste<br />

Pfarrer kam nach Ganslosen. Gleichzeitig erbaute die Gemeinde<br />

ein Pfarrhaus, das bis 1973 seinen Dienst tat und<br />

danach durch ein neues ersetzt wurde. 48 Pfarrer und zwei<br />

Pfarrerinnen sind dem ersten Geistlichen bis heute nachgefolgt.<br />

Im Jahr 2008 sind es 325 Jahre, dass Johann Casper Friedrich<br />

seinen Dienst in der kleinen Gemeinde angetreten<br />

hat. Bis zum Jahr 2011 werden die beiden Kirchengemeinden<br />

Bad Ditzenbach und Auendorf fusionieren. Damit<br />

geht die lange Spanne der selbständigen Pfarrei Auendorf<br />

zu Ende und etwas Neues beginnt.<br />

In dieser Übergangszeit möchte<br />

die Kirchengemeinde die 325<br />

Jahre feiernd begehen – nicht<br />

aus Nostalgie, sondern um zu<br />

schauen: Woher kommen wir<br />

und wohin wollen wir gehen?<br />

Was hat uns als Gemeinde<br />

geprägt? Was ist wichtig beim<br />

Weitergehen?<br />

So wünscht sich der Kirchengemeinderat<br />

im Jubiläumsjahr<br />

lebhafte Begegnungen und<br />

Ausblicke. Vier ehemalige Pfarrer,<br />

eine Pfarrerin und eine Pfarr- Auendorfer Pfarrtafel<br />

frau haben ihr Kommen zugesagt.<br />

Ein Vortrag von Archivar<br />

Karl-Heinz Bauer, Amstetten, und ein Orgelkonzert von<br />

Barbara Weber aus Deggingen auf der historischen Goll-<br />

Orgel sind weitere Glanzpunkte im Gedenkjahr.<br />

Sonntag, 5. Oktober, Erntedankfest<br />

10.00 Uhr Familiengottesdienst<br />

14.00 Uhr Gemeindemittag zum Pfarrei-Jubiläum.<br />

Festvortrag: Karl-Heinz Bauer, Archivar, Amstetten<br />

Kunst in der Christuskirche in Bad Ditzenbach<br />

Die <strong>evangelisch</strong>e Christuskirche<br />

in Bad Ditzenbach ist eine ganz<br />

schlichte Kirche. Dadurch kann<br />

sie unterschiedlichen Kunstwerken<br />

Raum geben – auf Zeit<br />

und für länger.<br />

Drei Bildtafeln aus handgefärbter<br />

Seide, angefertigt von der<br />

Textilgrafikerin Nicole Basien<br />

aus Gosbach, waren an Pfingsten<br />

2007 in der Kirche zu<br />

sehen. Eine davon hat die Kirchengemeinde<br />

erworben. Sie<br />

stellt einen Weg in Form eines<br />

Kreuzes dar und nimmt die<br />

Farben auf, die in dem Fensterband auf der gegenüberliegenden<br />

Seite enthalten sind. Ein textiles Wandbild aus<br />

Seidenstoffen mit dem Namen “Kommunikation“ ist das<br />

Titelbild der vorliegenden <strong>Kirchenbezirk</strong>szeitung.<br />

Engel waren so einige zu Besuch im Lauf dieses Kirchenjahres.<br />

Drei begleiteten das Konzert von Werner Dannemann.<br />

Ein Engel blickte in der Christnacht auf die Krippe<br />

und machte sich so seine Gedanken, was aus dem Jesuskindlein<br />

und seinem großen Auftrag wohl werden würde.<br />

Und der goldene Engel brachte Licht ins Todesdunkel und<br />

verkündete zum Osterfest die Botschaft von der Auferstehung<br />

Jesu Christi.<br />

Farbe und Gestalt gegeben hat den Engeln Christel Fuchs,<br />

Malerin aus Bad Ditzenbach und seit November im<br />

Kirchengemeinderat.<br />

Im Leiden Christi sehen wir die Verstrickungen, in denen<br />

sich Menschen verfangen haben. In seinem Kreuz erkennen<br />

wir die Last, unter der Menschen sich beugen. Aus<br />

Stahl geschmiedete Skulpturen von Josef Wehrle, Bauer<br />

und Bildhauer im Allgäu, führten dies den Gottesdienstbesuchern<br />

in der Passionszeit eindrücklich<br />

vor Augen.<br />

„Kunst schläft nicht“, unter diesem Motto stand die<br />

zweite Bad Ditzenbacher Kunstnacht im Mai. Überall im<br />

Ort stellten Künstler ihre Werke aus. Dieser kunstvolle<br />

Nachtspaziergang führte auch zur <strong>evangelisch</strong>en Christuskirche<br />

als Ort der Stille und Besinnung.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

39


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT OBERE FILS<br />

Martinskirche Gruibingen in neuer Helligkeit<br />

Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen in den vergangenen<br />

Jahren überrascht die Gruibinger Martinskirche<br />

ihre Besucher nun wieder in neuer Helligkeit. Dunkle<br />

Fleckenbildung aufgrund eindringender Feuchtigkeit hatte<br />

zuvor die Erscheinung des Innenraumes getrübt. Zunächst<br />

schien sich das Problem<br />

durch eine<br />

Teilerneuerung der<br />

Drainage beheben<br />

zu lassen. Im Verlauf<br />

der Arbeiten<br />

stellte sich jedoch<br />

heraus, dass auch<br />

die historischen<br />

Wandmalereien, die<br />

bis auf das 13. Jahrhundert<br />

zurück-<br />

Gottesdienst für Motorradfahrer<br />

„Der Berg ruft“ so lautete die Einladung zum ersten<br />

Motorradgottesdienst in Oberböhringen.<br />

Motorradfahrer aus Gingen, Unterböhringen und Oberböhringen<br />

hatte diesen Gottesdienst vorbereitet.<br />

Bei sonnigem Wetter kamen rund 150 MotorradfahrerInnen<br />

vor dem ehemaligen Berghaus Sankt Michael zusammen.<br />

Pfarrer Georg Braunmüller aus Unterböhringen<br />

begrüßte die Biker und predigte zum Thema: „Dem Leben<br />

mit Gott Gummi geben“. Das Motto drückt Schwung und<br />

Leidenschaft aus. So wie Gummi dehnbar sei, müssten<br />

auch wir fragen, in welche Richtung unser Leben gehe.<br />

Mit Beispielen vom Motorradfahren und Bildern aus der<br />

Szene wurde bald der Draht zu den Zuhörern gefunden.<br />

Der Motorradgottesdienst zum „Auftanken“ wurde mit<br />

rockig gespielten christlichen Liedern von der Musikgruppe<br />

„Timeless“ begleitet. Gemeinsam wurde ein<br />

„Motorradfahrerpsalm“ gebetet. Mit Fürbitten wurde an<br />

Biker gedacht und Gott um seinen bewahrenden Segen<br />

für die neue Motorradsaison gebeten.<br />

Im Februar gab die Band „Mixed Generations“ mit ihrem<br />

Bandleader Fritz Lübke ihr erstes Konzert. Der Abend<br />

stand unter dem Motto „Eingeladen zum Fest“. Der Erlös<br />

kam der Gemeindehausrenovierung zu Gute.<br />

Bisher hatte „Mixed Generations“ immer wieder bei Konfirmationen<br />

und anderen Gottesdiensten die musikalische<br />

Gestaltung übernommen. Als „Konfiband“ sind sie einmal<br />

angetreten und aus den aktuellen Konfirmandengruppen<br />

kommen immer wieder neue Musiker und Musikerinnen<br />

dazu. Neue geistliche Lieder, Kirchentagsongs, Gospels,<br />

Pop und Big-Band-Arrangements machen das inzwischen<br />

beachtliche Repertoire von „Mixed Generations“ aus.<br />

40 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

gehen, angegriffen waren. Dies machte konservatorische<br />

Arbeiten in größerem Umfang erforderlich. Durch Restauratorin<br />

Sigrid Sauter, Riedlingen, die ihr Handwerk auf der<br />

Insel Reichenau gelernt hatte, wurden die Arbeiten in<br />

kompetenter Weise ausgeführt. Die Flächen wurden gereinigt,<br />

teilweise musste der Untergrund verfestigt werden.<br />

Zudem musste eine automatische Belüftungsanlage in die<br />

Martinskirche eingebaut werden.<br />

Nun sind die Arbeiten seit dem vergangenen Spätherbst<br />

abgeschlossen. Als Beitrag zur Deckung der hohen Sanierungskosten<br />

gibt es den Gruibinger Martinstaler und<br />

Martinswein zu kaufen.<br />

Übrigens: Wer die Martinskirche besuchen möchte, kann<br />

dies sonntags tun. Vom Gottesdienst an bis zum Spätnachmittag<br />

ist die Kirche geöffnet. Für interessierte Gruppen<br />

kann gerne auch eine Führung veranstaltet werden.<br />

Telefon Pfarramt Gruibingen 0 73 35-52 00.<br />

Im Sommer trifft sich an jedem ersten und dritten Donnerstag um<br />

18.00 Uhr in Unterböhringen ein Motorradtreff zu gemeinsamen<br />

Ausfahrten und Gespräch. Nähere Infos: Pfarramt Unterböhringen<br />

Telefon 0 73 34 / 43 64.<br />

Deggingen-Bad Ditzenbach:<br />

Musik in der Kirche fürs Gemeindehaus


200. Geburtstag in Wiesensteig<br />

„Seine Königliche Majestät haben vermöge Allerhöchster<br />

Resolution vom 23.ten d. M. die Errichtung einer eigenen<br />

<strong>evangelisch</strong>-lutherischen Pfarrgemeinde in Wiesensteig unter<br />

den angeführten Bestimmungen genehmigt, dabei aber<br />

verordnet, dass dadurch dem Staate keine Lasten zugehen<br />

sollen. Dem königlichen Ober-Consistorium wird diese<br />

allerhöchste Resolution eröffnet, um den Supplikanten<br />

Nachricht davon zu geben.<br />

Stuttgart, den 24.ten März 1808, Ministerium der Geistlichen<br />

Angelegenheiten“.<br />

Das ist ein Auszug aus der Gründungsurkunde der <strong>evangelisch</strong>en<br />

Kirchengemeinde in Wiesensteig, deren Entstehung<br />

sich zum 200. Mal jährt. Gewachsen ist die <strong>evangelisch</strong>e<br />

Gemeinde neben einer starken katholischen Majorität – vor<br />

allem aber zusammen mit den katholischen MitchristInnen.<br />

Das 200jährige Jubiläum steht an. Evangelischer Glaube in<br />

Wiesensteig ist aber noch weitaus älter als 200 Jahre.<br />

Von 1555 bis 1567 war Wiesensteig für zwölf Jahre <strong>evangelisch</strong><br />

– auf Basis des Grundsatzes „cuius regio, eius religio“<br />

(Wessen Herrschaft, dessen Religion), der dem Augsburger<br />

Religionsfrieden entstammte. Graf Ulrich XVII. von<br />

Helfenstein und sein Bruder Sebastian führten 1555 die<br />

Reformation in ihrer Grafschaft ein.<br />

Die zwölf folgenden Jahre waren geprägt von der Abneigung<br />

der Chorherren des Stifts und vor allem der Gemahlin<br />

Ulrichs, Katharina von Montfort, die ihren Gatten wohl<br />

auch dazu brachte, im Jahr 1564 die Rückkehr zum katholischen<br />

Bekenntnis zu beschließen und 1567 zu vollziehen.<br />

Ein sehr bekannter Prediger in Wiesensteig war der damalige<br />

Dekan in Göppingen und spätere Universitätsdirektor in<br />

Tübingen, Jakob Andreä.<br />

Ein Schnelldurchlauf bis ins Gemeindegründungsjahr 1808<br />

zeigt in der Zeit der Gegenreformation ein sehr tolerantes<br />

Nebeneinander der Konfessionen, wobei die <strong>evangelisch</strong>en<br />

Christen in einer Art Hauskreis zusammenkamen.<br />

Bis 1810 war Wiesensteig Oberamtssitz, worin im<br />

Grunde die Basis für die Gründung der <strong>evangelisch</strong>en<br />

Gemeinde liegt.<br />

Viele <strong>evangelisch</strong>e Beamte lebten zu dieser Zeit in Wiesensteig,<br />

die dann im Juni 1808 eine königliche Resolution<br />

erwirkten, in enger Absprache mit dem Gruibinger<br />

Pfarrer Lederer.<br />

Mit eigenen Mitteln wurde ein Raum hergerichtet, der<br />

sich im Erdgeschoss des Forsthofes, damals Revieramtsgebäude,<br />

befunden haben muss.<br />

„Einige Sitze, eine abgängige in Westerheim gekaufte<br />

Kanzel und eine höchst dürftige, unmelodische Orgel,<br />

welche schon vorhanden war und offenbar aus dem<br />

Frauenkloster stammte“ bildeten wohl die damalige<br />

Einrichtung. Organist und Abendmahlsgefäße kamen<br />

vermutlich aus Gruibingen herüber.<br />

Am 21. Juni 1808 fand denn die erste Wochenkinderlehre<br />

statt; am 26. Juni wurde die erste Predigt gehalten, und<br />

am 21. August das erste Abendmahl gefeiert.<br />

Auf der Kippe stand die Gemeinde, als Wiesensteig 1810<br />

den Oberamtssitz verlor und die Zahl der Evangelischen<br />

bis zum Jahr 1819 auf ganze sieben Leute zurückgegangen<br />

war. Bis 1852 stieg die Zahl aber wieder auf 147 und<br />

Wiesensteig wurde Pfarrverweserei.<br />

Wichtig ist noch das Jahr 1821, in dem die Gemeinde<br />

eine neue Kirche bekam: Die Kapelle des 1808 säkularisierten<br />

Franziskanerinnen-Klosters wurde ihr mit einigen<br />

Auflagen überlassen. Ein hölzernes Kruzifix wurde angeschafft,<br />

sowie der Altar für den <strong>evangelisch</strong>en Gottesdienst<br />

hergerichtet. Der Raum blieb der Gemeinde erhalten,<br />

bis er Anfang der 70-er Jahre verkauft und das<br />

jetzige Gemeindezentrum gebaut wurde.<br />

Gemeindeforum im Wiesensteiger Gemeindezentrum<br />

PROTESTANTISCHE VORBILDER<br />

Dorothee Sölle, geb. 30. September 1929,<br />

gestorben 27. April 2003, war eine deutsche<br />

<strong>evangelisch</strong>e Theologin und eine der<br />

weltweit bekanntesten und umstrittensten<br />

Theologinnen des 20. Jahrhunderts.<br />

Sölle war verheiratet mit dem ehemaligen<br />

Benediktinermönch Fulbert Steffensky<br />

(Professor für Religionspädagogik,<br />

Hamburg). Sie war vierfache Mutter und Großmutter.<br />

Dorothee Sölles Glaube war nach eigenen Aussagen „geprägt<br />

von dem Bewusstsein (. . .) nach Auschwitz zu leben“. Die<br />

Lehre von der Allmacht Gottes wurde so für sie zum Gegenstand<br />

kritischen Nachdenkens. Ihre Auffassung war „Gott hat<br />

keine anderen Hände als unsere.“ Sie vertrat eine politische<br />

Theologie, die sich durch eine radikale Diesseitigkeit und eine<br />

Entmythologisierung der Bibel auszeichnete. Weiterhin bestimmend<br />

war eine durch den Feminismus geprägte Mystik, die<br />

ohne die Vorstellung eines persönlichen Gottes auskam. Viele<br />

Ideen Sölles waren von der Befreiungstheologie Lateinamerikas<br />

geprägt, die durch Sölle in Deutschland erst bekannt wurde.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

41


Aus den Distrikten<br />

DISTRIKT UNTERES FILSTAL<br />

Augenblickmal<br />

„Augenblickmal“ war der Titel einer rundum gelungenen<br />

Ausstellung im Donzdorfer Jubiläumsjahr 2007.<br />

Pfarrerin Annette Leube hatte Gemeindeglieder ermutigt,<br />

ihr Hobby und ihr künstlerisches Talent öffentlich zu zeigen.<br />

23 Gemeindeglieder aus der weit verstreut lebenden<br />

Gemeinde haben sich beteiligt und ihre Werke der Öffentlichkeit<br />

vorgestellt.<br />

Eine beeindruckende Steinskulptur und eine Rötelstiftzeichnung<br />

empfingen die BesucherInnen im Foyer, die<br />

anderen Arbeiten (Acryl- und Aquarellmalerei, sowie<br />

Arbeiten in Ton und eine Assemblage) fanden an den<br />

Wänden des Kirchenraums Platz.<br />

Die künstlerische Leitung lag bei den Künstlern und<br />

Gemeindegliedern Gerhart Kraner und Regine Ludmann.<br />

Es war eine ungewöhnliche, interessante Ausstellung:<br />

klein, bunt und vielfältig wie die junge Kirchengemeinde<br />

Donzdorf selbst.<br />

Zwei Mädchen schreiben im Gästebuch: „Kunst ist schön<br />

und lebendich!“ Besucher aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong> meinen:<br />

„Wunderbar, was diese Kirchengemeinde für interessante<br />

Künstler hat.“ Oder kurz und bündig: „Kunst in der<br />

Kirche – welch gelungenes Zusammenspiel!“<br />

Bei der Vernissage überraschte Gerhart Kraner die Kirchengemeinde<br />

mit einem Geschenk: eine Ausarbeitung<br />

100 Jahre Kirchenchor Kuchen<br />

1908 gab es im Kuchener Kirchengemeinderat Gespräche<br />

über die Gründung eines Kirchenchores.<br />

„Sangesfähige und sangesfreudige Männer und ebenso<br />

Frauen und Jungfrauen sollen zur Besprechung der Sache<br />

ins Lokal der Oberklasse kommen.“<br />

Am 15. November 1908 wurde der Kuchener Kirchenchor<br />

gegründet. Unter der Direktion des Hauptlehrers Rieker<br />

hat er schon am 4. Advent zum ersten Mal im Gottesdienst<br />

gesungen. In der damaligen Zeit war es üblich,<br />

dass die Herren Hauptlehrer die Chöre dirigierten. Deshalb<br />

fand ein häufiger Dirigentenwechsel wegen Umzugs der<br />

Lehrer statt.<br />

Die Sängerinnen und Sänger nehmen als Gemeindeglieder<br />

42 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

vom Jubiläumslogo in bunten, kräftigen Farben. Dieses<br />

Werk, das im Zentrum den einladenden Christus darstellt,<br />

erinnert an die Ausstellung und an das vielfältig gefeierte<br />

Jubiläumsjahr – und es gibt schon weitere Ideen, Kunst<br />

und Kirche ins Gespräch zu bringen.<br />

aktiv am kirchlichen Leben teil. Das Singen und Musizieren<br />

wirkt sich in besonderer Weise auf die zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen aus. Diese Menschen haben<br />

sich darauf eingelassen, zur Ehre Gottes singend das<br />

Evangelium unter die Leute zu bringen und in Bewegung<br />

zu halten.<br />

Das bedeutet Mühe in den Proben nach einem arbeitsreichen<br />

Tag, das bedeutet aber auch Freude beim Gelingen<br />

der Aufführungen im Gottesdienst oder bei anderen<br />

Gelegenheiten.<br />

Zusammen mit der langjährigen Chorleiterin Heidi Stehle,<br />

bereitet der Kirchenchor Kuchen sein Jubiläumswochenende<br />

am 27./ 28. September 2008 vor.


VON MENSCHEN, BEGEGNUNGEN UND JUBILÄEN<br />

Abschied von Judith<br />

und Peter Heiter<br />

Die heiteren Zeiten im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

dauerten drei Jahre<br />

– von September 2004 bis<br />

Dezember 2007 waren Judith<br />

und Peter Heiter in Eybach<br />

und Stötten bzw. an der Geislinger Stadtkirche tätig. Das<br />

Pfarrersehepaar teilte sich zu Beginn seiner Amtszeit die<br />

Pfarrstelle Eybach und Stötten. Ab September 2006 wechselte<br />

Judith Heiter auf die Stelle der Pfarrerin zur Dienstaushilfe<br />

bei der Dekanin. Peter Heiter erregte durch seine legendär<br />

gewordenen Fußball-Gottesdienste in Eybach Aufmerksamkeit<br />

über die Gemeindegrenzen hinaus, und mit Judith<br />

Heiter verlor nicht nur die Geislinger Stadtkirchengemeinde<br />

sondern auch das Redaktionsteam der Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung<br />

eine wichtige Stütze. Seit Januar 2008<br />

teilen sich beide die Pfarrstelle an der Johanneskirche in Asperg,<br />

Dekanat Ludwigsburg. Und im Februar kam in der<br />

neuen Gemeinde gleich noch ein Gemeindeglied hinzu:<br />

Annabelle Lotte Heiter. Und davon kann ausgegangen werden,<br />

dass bei diesen Eltern die kleine Annabelle in nicht<br />

allzu ferner Zukunft wohl in Deutschlands Frauenfußball-<br />

Nationalmannschaft kicken wird.<br />

Jubiläum des Singkreises Deggingen<br />

Die Gottesdienste<br />

zur Weihnachtszeit<br />

mit Chormusik zu bereichern<br />

– mit dieser<br />

Absicht hatten sich<br />

vor 20 Jahren Sängerinnen<br />

und Sänger um<br />

Chorleiterin Christine<br />

Wilms geschart. Unter<br />

den über 30 Mitgliedern des Singkreises sind noch einige<br />

aus dem Gründungsjahr dabei. Seit mehreren Jahren wird<br />

die Zusammenarbeit mit den Chören der Nachbargemeinden<br />

im oberen Filstal groß geschrieben. Zu hören ist das jedes<br />

Jahr beim Täles-Distriktgottesdienst, der an Kantate<br />

2008 in der Martinskirche in Gruibingen wieder mit den<br />

vereinigten Täleschören gefeiert wurde.<br />

Zwei Pfarrerinnen teilen sich eine Pfarrstelle<br />

Die Pfarrstelle Türkheim<br />

ist wieder ganz besetzt.<br />

Das Besetzungsgremium,<br />

das aus den<br />

Kirchengemeinderäten<br />

aus Aufhausen und<br />

Türkheim besteht, hat<br />

die beiden Pfarrerinnen Helga Striebel (Bild links) und<br />

Gertraude Reich-Bochtler (Bild rechts) gewählt. Sie teilen<br />

sich die Pfarrstelle und haben je einen Dienstauftrag von<br />

50 %. Wie die Dienste der beiden Pfarrerinnen in den Kirchengemeinden<br />

Türkheim und Aufhausen geregelt sind, ist<br />

in der Geschäftsordnung festgelegt. Helga Striebel ist bereits<br />

seit 1. Februar 2006 für Türkheim zuständig. Nach ihrer<br />

mehrjährigen Beurlaubung aus familiären Gründen wur-<br />

de sie vom Evangelischen Oberkirchenrat mit diesem<br />

Dienst beauftragt. Das Besetzungsgremium hat sie nun auf<br />

die Pfarrstelle Türkheim mit einem halben Dienstauftrag gewählt.<br />

Gertraude Reich-Bochtler war als Pfarrerin am Altenzentrum<br />

in Dornstadt tätig. Die gebürtige Ulmerin hat nun<br />

die zweiten 50 % der Pfarrstelle inne. Einen weiteren Seelsorgeauftrag<br />

hat ihr der Evangelische Oberkirchenrat im<br />

Blaubeurer <strong>Kirchenbezirk</strong> im Bereich der Altenheim-Seelsorge<br />

übertragen. Pfarrerin Reich-Bochtler wohnt mit ihrer<br />

Familie im Aufhausener Pfarrhaus. Ihr Ehemann Gerhard<br />

Reich ist Pfarrer in der Nachbargemeinde Nellingen.<br />

Gisela Werner im Ruhestand<br />

Ein Wechsel fand im Pfarrbüro der Stadtkirchengemeinde<br />

statt: die lang gediente und vielen wohlbekannte Pfarramtssekretärin<br />

trat in den verdienten Ruhestand.<br />

Gisela Werner war seit 1986 für die<br />

Stadtkirche und die Kirchengemeinde Weiler<br />

tätig. Als alte Geislingerin kennt sie die<br />

ganze Gemeinde sozusagen persönlich<br />

und war zahlreichen Gemeindegliedern<br />

wohl vertraut. Dass sie nun dienstags und freitags nicht<br />

mehr am Telefon des Pfarramtes sich meldet oder die Tür<br />

öffnet, daran werden sich manche erst gewöhnen müssen.<br />

Gisela Werner wurde mit vielen Dankesworten geehrt für<br />

ihre treue und engagierte Arbeit, die zeitlich weit über das<br />

Maß hinausging, das im Arbeitsvertrag eigentlich vorgesehen<br />

war. Vermutlich hat sie schon manch Geislinger Spätheimkehrer<br />

zu nachtschlafender Zeit ins Pfarrhaus gehen<br />

sehen, wenn es galt, wichtige Dinge ohne Störungen vom<br />

Telefon zu erledigen. Wer anrief, erhielt<br />

immer kompetente und freundliche Auskunft,<br />

und wer Sorgen hatte, fand ein<br />

mitfühlendes Ohr. Ihre Nachfolgerin ist<br />

Iris Goebel. Dass sie auch als Pfarramtssekretärin<br />

in Auendorf arbeitet, hat ihr<br />

den Arbeitseinstieg erleichtert.<br />

Günther Alius ist neuer Bildungsreferent<br />

Seine Interessen sind vielseitig: So war er schon Vorsitzender<br />

eines Kreisverbandes des Verkehrsclubs Deutschland<br />

e.V., war Mitglied im Stadtteilausschuss Eglosheim des<br />

Gemeinderats von Ludwigsburg, war<br />

in verschiedensten Universtitätskommissionen,<br />

war Leiter eines Hausbibelkreises<br />

in Heidelberg, Leiter eines<br />

Gesprächs- und Begegnungskreises in<br />

Heidelberg, hatte die Organisation,<br />

Leitung und Moderation eines Abendgottesdienstes<br />

und ist jetzt Kirchengemeinderat in seiner<br />

Heimatgemeinde Owen. Günther Alius ist seit Oktober<br />

2007 Erwachsenenbildungsreferent im Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>.<br />

Seine Stelle hat einen Umfang von 60 %. Dies<br />

kommt ihm entgegen. So übernimmt er einen Teil der<br />

Erziehung seiner Tochter, da seine Frau als Lehrerin tätig ist.<br />

Dem gelernten Historiker merkt man an, dass es ihm Spaß<br />

macht, etwas auf die Beine zu stellen. Er hat Ideen, setzt<br />

sich ein und motiviert mitzumachen. Mit seiner Begeisterung<br />

wird er viele anstecken.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

43


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Neue Leitung des <strong>Kirchenbezirk</strong>s gewählt<br />

Der Evangelische <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

<strong>Geislingen</strong> hat eine neue<br />

Leitung. Die Bezirkssynode<br />

wählte in geheimer Abstimmung<br />

mit überwältigender<br />

Zustimmung Hans-Peter<br />

Bühler aus Kuchen zum<br />

Ersten Vorsitzenden der<br />

Bezirkssynode. Es steht damit zusammen mit Dekanin<br />

Gerlinde Hühn dem Evangelischen <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong><br />

vor. Für die Dauer seiner Amtszeit ist Hans-Peter<br />

Bühler zum Ehrenbeamten des <strong>Kirchenbezirk</strong>s ernannt.<br />

Der 64-jährige ist Beamter im Wirtschaftsministerium in<br />

Stuttgart und war 18 Jahre Mitglied im Kirchengemeinderat<br />

in seiner Heimatkirchengemeinde Kuchen. Seit vergangenem<br />

Jahr ist er auch im Lektorendienst im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

tätig und feiert in dieser Funktion mit den Gemeinden<br />

zusammen sonntägliche Gottesdienste. Ebenso wird<br />

Hans-Peter Bühler bei anstehenden Pfarrstellenbesetzungen<br />

abwechselnd mit den anderen von der Bezirkssynode<br />

gewählten Vertretern Armin Beck, Karl-Heinz Doster, Hannelore<br />

Klein und Hans Werner Löchli den <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

im Besetzungsgremium der jeweiligen Kirchengemeinde<br />

vertreten.<br />

Im Auftrag des Herrn<br />

Zu lesen ist es deutlich, in wessen<br />

Auftrag Reinhard Hoene unterwegs ist:<br />

In Gottes Auftrag. Der Amstetter Pfarrer<br />

ist bekannt für seine einprägende<br />

äußerliche Erscheinung. Bei der Geislinger<br />

Bezirkssynode trug er eine Krawatte,<br />

die sein Handeln deutlich lesen<br />

ließ: „On a mission from God“.<br />

Grüner Gockel in <strong>Geislingen</strong><br />

kommt in Fahrt<br />

„Bewahrung der Schöpfung“ war immer<br />

schon ein protestantisches Anliegen. Und<br />

dass dies nicht nur in der Theorie passiert<br />

sondern auch in der Praxis, ist in der Geislinger Gesamtkirchengemeinde<br />

augenblicklich zu sehen. Verschiedene<br />

Umwelt-Teams der Kirchengemeinden sind unterwegs mit<br />

Messgeräten und notieren zuerst einmal den Verbrauch<br />

an Energie, Wasser, Papier in den kirchlichen Gebäuden.<br />

Dabei kommen erstaunliche Werte zu tage: Allein die<br />

Lampen in der Stadtkirche verbrauchen mehrere Kilowatt<br />

Strom, wenn das Kirchenschiff beleuchtet ist. Schon sich<br />

das bewusst zu machen hilft, energie(spar)bewusster mit<br />

der Technik umzugehen. Das Umwelt-Team wird von<br />

einem Experten, den die Landeskirche vermittelt hat,<br />

beraten. Ziel ist ein Umweltmanagement, das hilft, die<br />

Schöpfung zu bewahren.<br />

Eugen Zoller aus Unterböhringen erhielt<br />

Brenz-Medaille<br />

Im Gottesdienst im Januar in Unterböhringen wurde<br />

Eugen Zoller die Johannes-Brenz-Medaille der Landeskirche<br />

für 30 Jahre ehrenamtliches Engagement in der Kirche verliehen.<br />

Pfarrer Georg Braunmüller sprach in seiner Laudatio<br />

davon, dass der Name Zoller immer mit der Kirchengemeinde<br />

Unterböhringen verbunden sei. Eugen Zoller<br />

44 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

habe die Gemeinde geprägt und mitgestaltet in den über<br />

30 Jahren Kirchengemeinderatsarbeit und seinem weiteren<br />

ehrenamtlichen Engagement in der Gemeinde. Der Jugendund<br />

Kinderarbeit galt sein besonderes Interesse: So war er<br />

lange Mitarbeiter in der Kinderkirche und noch viel länger<br />

beim Pfingstzeltlager auf der Oberböhringer Heide, auch<br />

jahrzehntelang als Leiter und Verantwortlicher. Als Zweiter<br />

Vorsitzender im Kirchengemeinderat<br />

hatte<br />

er immer das Augenmerk<br />

für die Gemeinde,<br />

aber zugleich auch den<br />

Blick darüber hinaus. Eugen<br />

Zoller war wesentlich<br />

beteiligt bei der Gemeindeentwicklung und dem Beschluss,<br />

eine Gesamtkirchengemeinde Bad Überkingen,<br />

Hausen und Unterböhringen zu bilden.<br />

Neuer im Jugendwerk<br />

Das Jugendwerk bekommt Verstärkung:<br />

Der „Neue“ heißt Daniel Dorn, ist 24 Jahre<br />

alt, studiert derzeit noch am CVJM Kolleg<br />

in Kassel und kommt ab 1. September.<br />

Zusammen mit Sabine Angnes und Schwester<br />

Claudia ist er für die Jugendarbeit im<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong> zuständig. Ergänzt wird das Team noch<br />

von der Jugendreferentin der Geislinger Gesamtkirchengemeinde,<br />

Daniela Hartmann.<br />

Wachsende Kirche im Geislinger Bezirk<br />

Oft heißt es, in den Kirchengemeinden laufe<br />

ja nichts. Dass dies nicht den Tatsachen entspricht,<br />

hat nun Dekanin Gerlinde Hühn aufgezeigt.<br />

Sie hat die Pfarrerinnen und Pfarrer der<br />

Kirchengemeinden darum gebeten, ihr mitzuteilen,<br />

was an Projekten, Besonderheiten, und<br />

Veranstaltungen in ihren Gemeinden angeboten wird. Es<br />

ist viel. In der extra hergestellten Broschüre „Wachsende<br />

Kirche im <strong>Kirchenbezirk</strong> <strong>Geislingen</strong>“ ist dokumentiert, wie<br />

vielfältig und kreativ die Kirchengemeinden tätig sind.<br />

Vom Kirchenkino über Bibelkurs, von Kooperationen in der<br />

Konfi-Arbeit über ökumenische Brückentage, von Kinderbibelwochen<br />

über Frauenfrühstück, vom Internet-Café<br />

über Schülergottesdienste am Mittwochmorgen… Diese<br />

Broschüre ist erhältlich beim Evangelischen Dekanatamt<br />

<strong>Geislingen</strong> (2,– € pro Exemplar).<br />

Abschied und Neubeginn im Pfarramts-Büro der<br />

Paulusgemeinde <strong>Geislingen</strong><br />

Nach über neun Jahren verließ Pfarramtssekretärin<br />

Simone Wolf die Paulusgemeinde<br />

und wechselte zu ihrer<br />

neuen Tätigkeit in der Kirchenpflege<br />

der Gesamtkirchengemeinde. Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, Gemeindeglieder<br />

und Pfarrerin haben an ihr<br />

vor allem ihr ruhiges und freundliches Wesen geschätzt<br />

und auch die Zuverlässigkeit, mit der sie allen Aufgaben<br />

nachkam. Der Abschied fällt nicht leicht, ist aber begleitet<br />

von Dankbarkeit und guten Wünschen. Mit Regine Weit,<br />

der neuen Pfarramtssekretärin, war eine nahtlose Übergabe<br />

möglich. Herzlich willkommen!<br />

rechts: Eugen Zoller


Der mit der Orgel tanzt<br />

10 jähriges Dienstjubiläum<br />

von Kantor Seiichi Komaya,<br />

Martinskirche <strong>Geislingen</strong><br />

Wenn er spielt, ist der ganze Mensch<br />

in Bewegung. Davon können sich die<br />

Besucher der Gottesdienste oder kirchenmusikalischen<br />

Veranstaltungen<br />

überzeugen, wenn sie den Maestro selbst an der Orgel<br />

erleben. Seiichi Komaya lebt in seiner Musik und schafft<br />

es immer wieder die Zuhörenden mit seinem Spiel zu<br />

berühren.<br />

Geboren ist Seiichi Komaya am 1962 in Sapporo/ Japan.<br />

Er begann bereits als Achtjähriger mit Schlagzeug zu<br />

spielen, um Jazzmusiker zu werden. Wenn es da nicht<br />

das Zusammentreffen mit Johann Sebastian Bach gegeben<br />

hätte. Komaya war 15, als er eine Schallplatte mit Bachs<br />

Orgelmusik hörte und sein Leben änderte. Gleich am<br />

nächsten Tag stellte er sein Schlagzeug in die Ecke, kaufte<br />

sich Studienführer der japanischen Musikschule und nahm<br />

Klavierunterricht. Er studierte an den Hochschulen für<br />

Musik und Darstellende Kunst in Tokio und Stuttgart<br />

sowie an der Hochschule für Kirchenmusik in Esslingen.<br />

Er konzertierte seit 1984 als Solist und Continuo-Spieler<br />

in Japan, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und<br />

in osteuropäischen Ländern und wirkte bei Rundfunkaufnahmen<br />

und CD-Produktionen mit. Seit September 1998<br />

ist er Kantor an der Martinskirche in <strong>Geislingen</strong>.<br />

Ambitionierte Chorprojekte wie das Requiem von Maurice<br />

Duruflé oder „Die Himmelfahrt Christi“ von Carl Philipp<br />

Emanuel Bach, ausgefallene Kombinationen von Instrumenten<br />

– etwa Orgel und Gongs oder Orgel und Saxophon<br />

– aber auch Projekte wie die Musikalische Inszenierung<br />

von Peter Ebns Hiob und Faust waren Höhepunkte<br />

der Arbeit Komayas.<br />

Orgeljubiläum in Unterböhringen<br />

Das 20-jährige Jubiläum der<br />

Unterböhringer Orgel wurde<br />

am 15. Juni mit einem musikalischen<br />

Gottesdienst und<br />

anschließender Matinee gefeiert.<br />

Kirchenmusikdirektor<br />

Gerhard Klumpp an der<br />

Orgel und Ulrich Nachbauer<br />

mit dem Kirchenchor gestalteten<br />

den Gottesdienst mit.<br />

Die Unterböhringer Orgel<br />

wurde im Mai 1988 eingeweiht.<br />

Die Firma Orgelbau<br />

Rensch aus Lauffen/Neckar hatte die Orgel mit 16 Registern<br />

und zwei Manualen in rund 4000 Arbeitsstunden<br />

erstellt.<br />

Wechsel im Mesneramt in Gingen<br />

Nach siebeneinhalbjähriger Mesnerinnentätigkeit schied<br />

Christa Bantleon als Mesnerin an der Johanneskirche Gingen<br />

aus. Sie war eine Mesnerin mit Herzblut und die Kirchengemeinde<br />

Gingen ist sehr dankbar für die Zeit, in der<br />

sie die halbe Mesnerinnenstelle versah. Zum Glück konnte<br />

mit Ruth Kohn schnell eine Nachfolgerin gefunden werden,<br />

so dass das Mesnerinnenteam nun wieder komplett ist.<br />

Pietismusgespräch im<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong><br />

„Warum braucht der Pietismus<br />

die Landeskirche und<br />

warum braucht die Landeskirche<br />

den Pietismus“, lautete<br />

das Thema des jährlich<br />

stattfinden Gespräches der<br />

Gemeinschaften im Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong> mit Dekanin<br />

Hühn, den Pfarrerinnen und Pfarrern im <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

und den Landessynodalen Beate Keller und Anita Gröh.<br />

Als Referent konnte Horst Neugart gewonnen werden.<br />

Der ehemalige Präsident der Württembergischen Landessynode<br />

berichtete auch über das aktuell stattgefundene<br />

Pietismusgespräch auf Landesebene.<br />

Die neue MAV ist<br />

gewählt.<br />

Am 4. März 2008 wurde<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong> eine neue<br />

Mitarbeitervertretung<br />

gewählt. Die neue MAV<br />

wird auch in der kommenden<br />

Amtszeit weiterhin<br />

ihre Verantwortung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit den<br />

Dienststellenleitungen übernehmen.<br />

Für die Arbeit der MAV ist es eine sehr gute Basis, dass<br />

möglichst viele verschiedene Berufsgruppen im Gremium<br />

vertreten sind. Zu den zum Teil schon langjährigen MAV<br />

Mitgliedern kam Jutta Förstner, Diakonin und Religionslehrerin<br />

aus Süssen, neu dazu.<br />

Ferner sind gewählt: Hedy Binder, Sylvia Büttner, Jutta<br />

Förstner, Stephanie Eisele, Gabi Straub, Simone Wolf und<br />

Andrea Eberhard, die auch Vorsitzende ist.<br />

Stötten-Tag trotzt dem Regen und freut sich<br />

an der Sonne<br />

„Seht die Vögel unter dem<br />

Himmel . . .“ – dieses Motto<br />

des diesjährigen Stötten-<br />

Tages war Anlass für die Besucherinnen<br />

und Besucher,<br />

Vögel aus Papier zu basteln.<br />

Trotz des abwechslungsreichen<br />

Wetters zwischen strahlendem Sonnenschein und<br />

kurzen Regengüssen war wieder für viele Gemeindeglieder<br />

aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong> der Stötten-Tag der jährliche Treffpunkt.<br />

Sie kamen miteinander ins Gespräch, feierten gemeinsam<br />

Gottesdienst und freuten sich bei Kaffee über die<br />

wundervoll schmeckenden Kuchen. An den Gästen beim<br />

Stötten-Tag wird auch deutlich, wie weit sich der <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

erstreckt: Von Wiesensteig bis Böhmenkirch und<br />

von Donzdorf bis Aufhausen. Im nächsten Jahr wird anstelle<br />

des Stötten-Tags im <strong>Kirchenbezirk</strong> das Fest des Gustav-<br />

Adolf-Werkes der Württembergischen Landeskirche gefeiert,<br />

und zwar vom 26. bis 28. Juni 2009.<br />

Langjährige Verdienste in Bad Überkingen<br />

Besondere Auszeichnungen konnte Pfarrerin Susanne Jutz<br />

am Ersten Advent 2007 im Namen von Landesbischof<br />

Frank Otfried July drei langjährigen Kirchengemeinderats-<br />

Mitgliedern überbringen.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

45


Aus dem <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

Ernst Lutz erhielt die Johannes-Brenz-Medaille. Er war von<br />

1989 bis 2007 Kirchengemeinderat in Bad Überkingen,<br />

war jedoch schon vor mehr als dreißig Jahren im Evangelischen<br />

Jugendwerk in <strong>Geislingen</strong> engagiert als Mitglied<br />

des Bezirksarbeitskreises. Zudem war er für eineinhalb<br />

Wahlperioden im Stadtkirchengemeinderat in <strong>Geislingen</strong>.<br />

Während seiner KGR-Tätigkeit in Bad Überkingen<br />

fungierte er lange auch als Mitglied des <strong>Kirchenbezirk</strong>sauschusses<br />

und im Stöttenrat.<br />

Gerhard Straub ist Mitglied im Kirchengemeinderat seit<br />

1977 und nun zum sechsten Mal wieder gewählt. Die<br />

Johannes-Brenz-Madaille stellt eine erfreuliche Anerkennung<br />

dar für das große Engagement von Gerhard Straub,<br />

seiner Frau Inge und seinen Kindern Daniel und Simone in<br />

der Bad Überkinger Kirchengemeinde und darüber hinaus!<br />

Siegfried Schneider war 24 Jahre Kirchengemeinderat in Bad<br />

Überkingen und Ortsverantwortlicher der Liebenzeller Gemeinschaft.<br />

Seine Verdienste würdigte der Landesbischof<br />

mit einer Ehrenurkunde.<br />

Hansdieter Lenz ist Kirchengemeinderat seit 36 Jahren, er<br />

trat 2007 zum siebten Mal zur Wahl an. Nach seiner erneuten<br />

Amtseinsetzung wurde er zum zweiten Vorsitzenden<br />

des Kirchengemeinderates gewählt. Bereits 2001 wurde<br />

Hansdieter Lenz mit der Johannes-Brenz-Medaille der Landeskirche<br />

geehrt. Wie aus dem Bischofsbüro zu erfahren<br />

war, gibt es keine Steigerung für diese Auszeichnung. Umso<br />

mehr Anerkennung und Dank verdient sein Engagement.<br />

Doris Gerstenlauer gestorben<br />

Sie war von der Evangelischen<br />

Kirchenpflege <strong>Geislingen</strong><br />

nicht wegzudenken:<br />

Doris Gerstenlauer. 36<br />

Jahre war sie für die GeislingerGesamtkirchengemeinde<br />

als Verwaltungsangestellte<br />

tätig. Sie wusste<br />

Bescheid. War etwas unklar in Haushaltsfragen oder im<br />

Bereich Kindergarten – Doris Gerstenlauer konnte gefragt<br />

werden. In ihrer unaufdringlichen und freundlichen Art<br />

war sie immer bereit zu helfen. Auf sie war Verlass. Über<br />

lange Zeit war sie in die Mitarbeitervertretung gewählt<br />

und kümmerte sich um die Angelegenheiten ihrer Kolleginnen<br />

und Kollegen. Mit der Kirchengemeinde fühlte sie<br />

sich eng verbunden. Von jung an sang sie in der Kantorei<br />

der Stadtkirchengemeinde und im Geislinger Singkreis. Mit<br />

55 Jahren verstarb sie im Juli 2007 an einem schweren<br />

Krebsleiden. Die Gemeindeglieder und die Mitarbeitenden<br />

der Gesamtkirchengemeinde vermissen sie.<br />

Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer hat ein Herz<br />

für die Diakonie<br />

Sucht man im Internet „Karl-Heinz Drescher-Pfeiffer“, wird<br />

schnell deutlich, dass der Diakonie sein Herz gehört.<br />

So verfasste er das Buch „Die diakonische Seelsorge im<br />

21. Jahrhundert“ mit und hatte einen Auftrag beim Diakonischen<br />

Werk Deutschland. Dr. Karl-Heinz Drescher-Pfeif-<br />

46 EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

fer ist nun im Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong><br />

tätig. Er hat seit Jahresbeginn die Vakaturvertretung<br />

in Eybach und Stötten und<br />

unterstützt den <strong>Kirchenbezirk</strong> in verschiedenen<br />

Arbeitsgruppen. Gerne lässt<br />

sich der gebürtige Berliner auch in die<br />

Gemeinden einladen zu Vorträgen. Er ist<br />

Experte für diakonische Themen, unter<br />

anderem auch zu Johann Hinrich Wichern, dem Gründer<br />

des Rauhen Hauses, dessen Geburtstag sich dieses Jahr<br />

zum 200. Mal jährt.<br />

Mesner- und Hausmeisterinnen-Wechsel<br />

in Schalkstetten<br />

„HERR, ich habe lieb die<br />

Stätte deines Hauses und<br />

den Ort, da deine Ehre<br />

wohnt“, unter diesem Leitvers<br />

aus Psalm 26 stand<br />

die Verabschiedung der<br />

langjährigen Mesnerin<br />

Anneliese Lischke. 15 Jahre<br />

lang versah sie den Mesnerund<br />

Hausmeisterdienst in<br />

der Veitskirche und im<br />

Gemeindehaus in Schalkstetten.<br />

Das Mesneramt ist ein geistliches<br />

Amt und als solches<br />

hat Frau Lischke es verstanden:<br />

Es schafft den Raum,<br />

dass Gottes Wort seine Wirkung entfalten kann. Wer<br />

Kirche und Gemeindehaus betrat, der merkte, dass Frau<br />

Lischke ihren Dienst mit Leib und Seele versah, dass sie<br />

mit ganzem Herzen dabei war. Die „gute Stube“ unseres<br />

Dorfes hat sie gepflegt und versorgt und auf diese Weise<br />

dazu beigetragen, dass diese stets zu einem ansprechenden<br />

Ort wurde.<br />

Zusammen verabschiedet mit ihr wurde auch unsere stellvertretende<br />

Mesnerin, Maria Wittlinger, die 15 Jahre<br />

ehrenamtlich einsatzbereit und zuverlässig zur Stelle war.<br />

Schön, dass sich mit Anne Eberhardt eine Nachfolgerin<br />

gefunden hat.<br />

Kuchen hat neues Logo<br />

Die Kirchengemeinde Kuchen hat ein<br />

neues Logo. Entworfen hat es der in<br />

Kuchen lebende Grafiker und Designer<br />

Stefan Ruther. Das Zeichen ist in<br />

vielschichtiger Weise auslegbar: Es<br />

zeigt einen Menschen in vorwärtsstrebender<br />

Bewegung, es ist zweitens<br />

das Kreuz Christi darin zu erkennen; zum Dritten ist der<br />

Buchstabe J für Jakobuskirche darin verborgen.<br />

Christel Krauß ist seit 25 Jahre für die<br />

Stubersheimer Alb tätig<br />

Vor 25 Jahren hat Gemeindesekretärin Christel Krauß aus<br />

Bräunisheim angefangen, ihre Arbeitskraft treu in den<br />

Dienst der Gemeinde zu stellen. Das war ein guter Anlass,<br />

einmal innezuhalten und auch öffentlich all das zu würdigen,<br />

was Christel Krauß – oft im Verborgenen – geleistet


hat und noch immer weit<br />

über die ihren Dienstauftrag<br />

hinaus Woche für<br />

Woche tut. Und das alles<br />

nicht nur für eine, sondern<br />

gleich für die fünf Gemeinden<br />

und die zwei Pfarrämter<br />

der Gesamtkirchengemeinde<br />

Stubersheimer Alb. Gefeiert wurde dieses<br />

besondere Jubiläum beim Mitarbeiterfest der Gesamtkirchengemeinde<br />

im Januar 2008, das mit einem Abendmahlsgottesdienst<br />

in der Veitskirche begann.<br />

Wechsel in der Kirchenpflege Donzdorf<br />

Nach zehn Jahren hat Brigitte<br />

Mank im März 2008<br />

die Kirchenpflege in neue<br />

Hände übergeben. Sie<br />

wünscht sich für die<br />

Zukunft wieder mehr persönlichen<br />

Freiraum, unter<br />

anderem auch für ehrenamtliches<br />

Engagement in der Kirchengemeinde. Die vielseitige<br />

Arbeit in der Kirchenpflege hat sie gewissenhaft und<br />

sachkundig, genau und stets ansprechbereit für viele<br />

Anliegen erledigt. Den Kirchengemeinderat hat sie hervorragend<br />

beraten und mit den geschäftsführenden Pfarrern<br />

problemlos zusammengearbeitet. Über die Kirchenpflege<br />

hinaus hat sie sich auf weiteren Feldern der Gemeindearbeit<br />

eingesetzt, z. B. in der Jugendarbeit. Auch auf<br />

Bezirksebene hat sie sich als Mitglied der Bezirkssynode<br />

und des KBA eingebracht.<br />

Als Nachfolgerin hat Stefanie Lenz die Kirchenpflege übernommen.<br />

Sie ist wie Frau Mank als Bankangestellte und<br />

Betriebswirtin „vom Fach“. Sie wohnt mit ihrem Mann in<br />

Nenningen und kennt die kirchliche Arbeit durch ihre<br />

Mitarbeit in der Kinderkirche und bei den Pfadfindern in<br />

Salach, wo sie aufgewachsen ist. Die Gemeinde wünscht<br />

ihr eine gute Einarbeitung und freut sich an dieser jungen<br />

Mitarbeiterin, die das Gewicht von Lauterstein verstärkt.<br />

Ruhestandspfarrer bei Dekanin<br />

v.l.n.r.:<br />

Wolfgang Seybold,<br />

Jürgen Peylo,<br />

Hermann Stahl,<br />

Dekanin Hühn,<br />

Günther Herzog,<br />

Dieter Wiedmaier,<br />

Karl Scheufele,<br />

Siegfried Götz<br />

Die Ruhestandspfarrer im Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong> kamen<br />

auf Einladung von Dekanin Hühn zusammen, um sich über<br />

die neuesten Entwicklungen in der <strong>evangelisch</strong>en Kirche zu<br />

informieren. Dekanin Hühn berichtete Aktuelles aus dem<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>. So standen unter anderem Fragen zu<br />

Konfirmandenunterricht, Pfarrplan, Gemeindefusionen und<br />

Immobilienmanagement zur Diskussion. Landessynodale<br />

Anita Gröh informierte über landeskirchlichen Themen.<br />

Besonders interessierten ihre Ausführungen über die<br />

Anträge zu neuen Gemeindeformen in der Landeskirche.<br />

Feierliche Amtsübergabe der<br />

Kirchenpflege in Bad Überkingen<br />

In einem Gottesdienst wurde Dorothee<br />

Deppert als neue Kirchenpflegerin in<br />

Bad Überkingen eingesetzt. Sie lebt mit<br />

ihrem Mann und ihren drei Kindern in<br />

Unterböhringen. Die ausgebildete<br />

Groß- und Außenhandelskauffrau ist<br />

seit Oktober 2003 Kirchenpflegerin in Unterböhringen.<br />

Die seitherige Überkinger Kirchenpflegerin Anja Polscher<br />

hat aus familiären Gründen ihren Dienst nach fünfjähriger<br />

Tätigkeit beendet.<br />

Der neue KBA<br />

ist im Amt<br />

Als „ständiger Ausschuss<br />

für die Angelegenheiten<br />

des <strong>Kirchenbezirk</strong>s“<br />

fungiert der<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>sausschuss<br />

(KBA). Die Bezirkssynode, das höchste Gremium<br />

im <strong>Kirchenbezirk</strong>, wählte die neuen Mitglieder des KBA:<br />

Pfarrer Holger Platz, Schalkstetten; Hermann Frieß,<br />

Schalkstetten; Manfred Tonnier, Amstetten; Pfarrerin Ulrike<br />

Knapp, Martinskirche; Irene Gottwik, Martinskirche;<br />

Günther Vonhof, Stadtkirche; Pfarrerin Susanne Jutz,<br />

Bad Überkingen; Bernd Britzelmayer, Hausen; Dr. Carsten<br />

Würz, Bad Überkingen; Pfarrer Frank Bendler, Kuchen;<br />

Barbara Hewelt, Gingen; Hans Werner Löchli, Süssen;<br />

Dekanin Gerlinde Hühn; Hans-Peter Bühler, 1. Vorsitzender<br />

der Bezirkssynode; Schuldekan Johannes Geiger und<br />

Klaus Machacek, <strong>Kirchenbezirk</strong>srechner.<br />

Lektoren im Gespräch<br />

Einen interessanten Tag erlebten die Geislinger und Göppinger<br />

Lektorinnen und Lektoren bei ihrem diesjährigen<br />

Treffen in der Martinskirche <strong>Geislingen</strong>. Mit einem<br />

gemeinsamen Gottesdienst wurde der Tag begonnen und<br />

im thematischen Teil informierte Dekanin Gerlinde Hühn<br />

zur aktuellen Diskussion über den „historischen“ Jesus.<br />

Das Bezirkslektorentreffen ist einmal jährlich, abwechselnd<br />

im Göppinger oder Geislinger <strong>Kirchenbezirk</strong>.<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitung auf „Rad-Tour“<br />

Aus umweltschützenden Gründen<br />

und – weil es eben auch<br />

Freude bereitet – sind doch<br />

immer mehr Leute mit dem<br />

Fahrrad unterwegs. So auch<br />

Pfarrer Martin Breitling. Ihn<br />

stören die topografischen Bergauf-<br />

und Bergab-Schwierigkeiten der Geislinger Region<br />

wenig. Und wenn es das Gepäck erfordert, in dem Fall die<br />

<strong>Kirchenbezirk</strong>s-Zeitungen für seine Gemeinde, hängt er<br />

einfach noch einen Anhänger ans Rad.<br />

EVANG. KIRCHENBEZIRKSZEITUNG<br />

47


Jahreslosung 2008<br />

„Jesus Christus spricht:<br />

Ich lebe<br />

und Ihr sollt auch leben“.<br />

Johannes 14, 19<br />

. . . <strong>typisch</strong> <strong>evangelisch</strong>

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