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Blatten will gelernt sein

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Praxistipp: Lockjagd vorbereiten<br />

<strong>Blatten</strong> <strong>will</strong> <strong>gelernt</strong> <strong>sein</strong><br />

Noch sind es einige Wochen hin, bis unser Rehwild in die<br />

Brunft geht. Umso besser für uns Jäger: Jetzt ist die Zeit,<br />

um uns auf eine professionelle Blattjagd vorzubereiten.<br />

Ansitzplätze auszuwählen ist ein Teil davon, ein anderer<br />

das Erlernen der Blattlaute. Dr. Bartel Klein hat hierfür<br />

jede Menge Tipps parat.<br />

Welcher Jäger<br />

wünscht sich<br />

nicht, zur Blattzeit<br />

den einen oder anderen<br />

reifen Bock vor die Büchse<br />

zu locken. Leider gelingt das<br />

nicht vielen. Die Ursache<br />

dafür liegt oft in nicht passenden<br />

Blattlauten, die sie<br />

sich angeeignet haben. Zudem<br />

werden oft Fehler beim<br />

Vorgehen und Verhalten gemacht,<br />

die sich vermeiden<br />

lassen. Die folgenden Ausführungen<br />

sollen helfen, jeden<br />

Bock zum Zustehen zu<br />

verführen.<br />

Eine gute Blattjagd erfordert<br />

Vorbereitung. Zunächst<br />

gilt es dort, wo Sie einen bestimmten<br />

Bock erlegen wollen,<br />

geeignete Blattplätze<br />

auszuwählen. Oft sind das<br />

Stellen im Revier, die keine<br />

oder keine zum <strong>Blatten</strong><br />

geeigneten Hochsitze aufweisen.<br />

Dann ist ein leicht<br />

aufzustellender Schirm<br />

oder ein Ansitzstuhl mit<br />

Die Wahl des richtigen Platzes ist<br />

Voraussetzung für die erfolgreiche<br />

Blattjagd.<br />

30 6/2011<br />

Aufl agevorrichtung sehr<br />

von Vorteil, den man sich<br />

jetzt noch anschaffen kann.<br />

Gute Deckung, ein etwas erhöhtes<br />

Sitzen und ein guter<br />

Rundumblick verbessern<br />

die Chancen.<br />

Keinesfalls dürfen Sie sich<br />

an einen Dickungsrand oder<br />

zu nahe an den möglichen<br />

Bockeinstand ansetzen. Da<br />

wird Sie der Bock bemerken,<br />

bevor Sie überhaupt die Waffe<br />

in Anschlag bringen. Der<br />

vorherrschende Wind sollte<br />

in die Richtung streichen,<br />

von wo Sie am wenigsten<br />

mit einem Bock rechnen.<br />

Kommen Sie an Ihren ausgewählten<br />

Blattplatz leise hin,<br />

wollen Sie sofort mit dem<br />

<strong>Blatten</strong> beginnen. Insofern<br />

ist es nicht verkehrt, einen<br />

Pirschsteig zum Blattplatz<br />

zu kehren.<br />

Ein hoher Sitz über einer<br />

knie- bis hüfthohen Verjüngung<br />

ist besonders gut<br />

geeignet, weil in so einem<br />

Umfeld der springende Bock<br />

davon ausgeht, dass sich<br />

hier eine Rehgeiß aufhält.<br />

Wegen des schlechten Überblicks<br />

wird er den Jäger bis<br />

auf geringe Entfernung anwechseln<br />

und dabei dessen<br />

notwendige Bewegungen<br />

beim <strong>Blatten</strong>, Ansprechen<br />

und Waffe richten nicht bemerken.<br />

Allerdings müssen<br />

Sie behutsam blatten und<br />

aufmerksam <strong>sein</strong>, damit der<br />

Bock nicht plötzlich unter<br />

dem Hochsitz steht.<br />

Aber auch das wäre kein<br />

Beinbruch, weil er nach<br />

einem Abspringen in so einer<br />

Kultur nochmal mit<br />

einem Pfi ff oder einem<br />

Schrecken zum Verhoffen<br />

zu bringen ist.<br />

Das <strong>Blatten</strong> in einer geschlossenen<br />

Kanzel ist nicht<br />

ratsam, weil sie trotz offener<br />

Fenster meist nicht die<br />

Bewegungsfreiheit mit der<br />

Waffe bietet, die Sie bei fl ott<br />

zustehenden Böcken brauchen.<br />

Auch sollten Sie sich<br />

nicht frei in ein überschaubares<br />

Stangen- oder Baumholz<br />

setzen, das keinerlei<br />

Unterwuchs aufweist, da Sie<br />

der Bock hier leicht eräugt,<br />

wenn er den Blattstandort<br />

fast auf den Quadratmeter<br />

genau hoch konzentriert anwechselt.<br />

Der Sprengfi eplaut<br />

ist die Wunderwaffe<br />

des Blattjägers<br />

Der blattende Jäger sollte<br />

natürlich wissen, „wovon<br />

er spricht“, das heißt, er<br />

sollte die Lock- und Erregungslaute<br />

des Rehwildes<br />

genau kennen. Alle diese<br />

Laute haben als Grundton<br />

den Fieplaut. Er ist ein<br />

Lock- und Kontaktlaut. Vom<br />

Bock getrieben und zum<br />

Beschlag bereit, wird aus<br />

dem Fieplaut der Geiß der<br />

relativ kurze und sehr zarte<br />

Sprengfi eplaut. Dieser, laut<br />

und grell, bringt, je mehr er<br />

in die Länge gezogen wird,<br />

zunehmend Aufregung und<br />

Ängstlichkeit zum Ausdruck.<br />

Er kulminiert im vibrierenden<br />

Angstgeschrei,<br />

das pure Angst bis hin zu<br />

Schmerz signalisiert.<br />

Der Sprengfi eplaut ist die<br />

Wunderwaffe des erfolgreichen<br />

Blattjägers. Sehr<br />

erfahrene Jäger verwenden<br />

eigentlich nur diesen Laut,<br />

weil mit ihm die älteren<br />

Böcke meist umgehend zustehen.<br />

Fiepen und Angstgeschrei<br />

sind dagegen nur<br />

Spielereien, deren Erfolg<br />

weit hinter diesem Erregungslaut<br />

rangiert.<br />

Der Sprengfi eplaut ist ein Erregungslaut,<br />

den brunftige,<br />

von einem Bock getriebene<br />

Geißen ausstoßen. Je kürzer<br />

er ist, umso mehr vermittelt<br />

er dem Bock größte Bereitschaft<br />

zum Beschlag, und<br />

umso größer ist <strong>sein</strong>e Wirkung<br />

auf den Bock.<br />

Ein sehr kurz und zart ausgestoßener<br />

Sprengfi eplaut<br />

wird deshalb auch vom<br />

brunftigen Bock als eine<br />

Art „weiblicher Lustschrei“,<br />

als ein besonderer Reizlaut<br />

wahrgenommen. An der<br />

Eile der springenden Böcke<br />

erkennen Sie, dass dieser relativ<br />

helle, zarte, sehr kurze<br />

und in einer Serie ausgestoßene<br />

Sprengfi eplaut wohl<br />

der Laut ist, der alle Böcke<br />

am sichersten anspricht:<br />

den jungen Bock, der sich<br />

ein interessantes Zuschauen,<br />

Mitmachen oder einen<br />

brunftenden schwächeren<br />

Konkurrenten erhofft, und<br />

den Territorialbock, den<br />

Begattungstrieb und Eifer-<br />

Fotos: M. Breuer


sucht alle Zurückhaltung<br />

und Vorsicht vergessen lassen.<br />

Der Sprengfi eplaut ist<br />

der Reizlaut, der alle Böcke<br />

„aus den Angeln hebt“, sofern<br />

sie nicht gerade selbst<br />

mit einer brunftigen Geiß<br />

beschäftigt sind. Aber auch<br />

hierbei kommt es schon mal<br />

vor, dass der Bock <strong>sein</strong>e Geiß<br />

für kurze Zeit verlässt.<br />

Die Geiß animiert<br />

den müden Freier<br />

mit einem Fiepen<br />

Mit einer schnellen Sprengfi<br />

eplautserie holen Sie sich in<br />

der zweiten Hälfte der Brunft<br />

in kürzester Zeit alle Böcke<br />

heran und können sich dann<br />

die besten oder interessantesten<br />

zum Abschuss auswählen.<br />

Aber auch der einzeln<br />

gebrachte Sprengfi eplaut<br />

erzielt <strong>sein</strong>en Erfolg, und<br />

auch der einfache Fieplaut<br />

verführt Rehböcke zum Zustehen.<br />

Kurz, zart und weich, anfangs<br />

leise und dann zunehmend<br />

lauter ist zu<br />

fi epen, um so auch die in<br />

weiterer Entfernung stehenden<br />

Böcke anzusprechen.<br />

Da der Fieplaut kein Reiz-<br />

sondern nur ein Locklaut<br />

ist, stehen meist nur junge,<br />

nicht in der Brunft zum<br />

Zuge kommende Beiböcke<br />

zu. Aber auch noch in voller<br />

Kraft stehende Böcke<br />

oder solche, die müde vom<br />

Brunftbetrieb sind, wachen<br />

auf das Fiepen hin auf und<br />

Richtig <strong>Blatten</strong> erfordert Übung – am<br />

besten nach Anleitung.<br />

schrecken hoch, weil ihre<br />

Geiß nicht mehr da ist, und<br />

sie gehen sie, den Fieplauten<br />

folgend, suchen. Denn<br />

die brunftige Geiß animiert<br />

häufi g ihren müden „Freier“<br />

mit einem Fiepen zum<br />

Weitermachen und Treiben.<br />

Es muss ja in den drei bis<br />

vier Tagen Brunftig<strong>sein</strong> mit<br />

dem Beschlag auch wirklich<br />

klappen!<br />

Das Angstgeschrei ist ein<br />

allgemeiner Hilfeschrei des<br />

Rehwildes. Er wird ausgestoßen,<br />

wenn ein Reh in<br />

Bedrängnis ist, Angst oder<br />

Schmerzen erleidet. Je stärker<br />

dies ausgeprägt ist, umso<br />

länger und ins Vibrierende<br />

übergehend ist das Angstgeschrei.<br />

Auf dieses Geschrei<br />

springen erwachsene, psychisch<br />

stabile Rehe, bei helleren<br />

Lauten mehr Geißen,<br />

bei tieferen mehr Böcke.<br />

Sie wollen dem in Bedrängnis<br />

stehenden Reh helfen<br />

oder ein Kitz vor einem anderen<br />

aggressiven Reh oder<br />

einem Fuchs retten. Insofern<br />

springen Rehe auf diesen<br />

Laut auch im Mai oder<br />

zu Weihnachten.<br />

Angstgeschrei nur<br />

nach ausreichender<br />

Übung anwenden<br />

Zur Brunft jedoch verknüpft<br />

der territoriale Bock das<br />

Angstgeschrei mit der Vorstellung,<br />

dass ein anderer<br />

Bock in <strong>sein</strong>em Territorium<br />

eine <strong>sein</strong>er Geißen bedrängt,<br />

sozusagen „vergewaltigen“<br />

<strong>will</strong>. Er kommt deshalb umgehend<br />

angestürmt.<br />

Jüngere Böcke hingegen<br />

fl üchten nicht selten auf<br />

dieses Geschrei, weil sie den<br />

gefürchteten Platzbock dahinter<br />

vermuten, der wieder<br />

mal einem Jüngling Beine<br />

macht oder ihn gar forkelt.<br />

Und das haben sie ja zur Genüge<br />

hinter sich.<br />

Viele Jäger haben keinen<br />

oder nur geringen Blatterfolg<br />

und wissen nicht, dass<br />

die von ihnen imitierten Laute<br />

außerhalb des Toleranzrahmens<br />

natürlicher Lock-<br />

oder Erregungslaute liegen.<br />

So ist der gelegentlich sprin-<br />

Mit der richtigen Vorbereitung lässt der Erfolg nicht lange auf sich warten.<br />

gende Bock oft bloß ein Zufallsergebnis;<br />

ein besonders<br />

„an Liebe ausgehungerter“<br />

und deshalb äußerst springfreudiger<br />

Rehbock, der wohl<br />

auch auf das Quietschen<br />

eines klemmenden Rades<br />

zugestanden wäre, wie das<br />

früher alte Jäger ausdrückten.<br />

Manche Jäger haben es sogar<br />

aufgegeben, es mit dem<br />

Sprengfi eplaut oder dem<br />

Angstgeschrei zu versuchen,<br />

weil ihnen schon Böcke auf<br />

diese Laute hin ausgerissen<br />

sind.<br />

Gerade aber für diese wenig<br />

erfolgreichen Jäger heißt es,<br />

sich mehr mit der Blattjagd<br />

zu befassen und sich frühzeitig<br />

darauf vorzubereiten.<br />

Unter anderem kann ich nur<br />

empfehlen, mit Geduld und<br />

Übung das richtige Wiedergeben<br />

des Sprengfi eplautes<br />

anzugehen. Jeder Jäger kann<br />

es mit etwas Beharrlichkeit<br />

lernen!<br />

Die meisten auf dem Markt<br />

erhältlichen Blattinstrumente<br />

lassen einigermaßen geeignete<br />

Laute zu. Es gilt, den<br />

einmalig wirksamen Erregungslaut<br />

bis Anfang August<br />

sicher, auf Anhieb und<br />

entsprechend kurz, am besten<br />

mehrmals hintereinander<br />

wiedergeben zu können.<br />

DVD-Tipp<br />

Man sollte die Laute des Rehwildes<br />

deshalb auf einem<br />

Tonträger haben.<br />

Hilfreich ist auch der Besuch<br />

eines guten Blattseminars.<br />

Solch ein Seminar motiviert<br />

und initiiert eine Beschäftigung<br />

mit dieser herrlichen<br />

Jagdart.<br />

Überzeugende Dienste leistet<br />

auch ein guter Film, wie<br />

eine DVD, in der Sie den<br />

blattenden Jäger sehen und<br />

hören und in dem die Böcke<br />

eindeutig auf die Lock- und<br />

Erregungslaute reagieren,<br />

aufwerfen und springen.<br />

Dr. Bartel Klein: Richtig blatten<br />

und jeder Rehbock springt!<br />

Ca. 62 Minuten, Preis 25 € plus<br />

Versand. Bestellung: Dr. Bartel<br />

Klein, Plösen 1, 95213 Münchberg<br />

E-Mail: bartel.klein@gmx.de<br />

www.dr-bartel-klein.de<br />

Den Fieplaut richtig wiederzugeben<br />

ist einfach. Nicht<br />

zu hell und nicht zu tief und<br />

stets sehr, sehr kurz. Kommen<br />

Mäusebussard oder<br />

Waldohreule gefl ogen, dann<br />

war der Ton zu lang.<br />

Sprengfi eplaut oder gar<br />

Angstgeschrei hingegen erfordern<br />

Übung, und das alle<br />

Jahre vor der Blattzeit wieder<br />

neu.<br />

Opfern Sie zwei oder drei<br />

Ansitzabende, um mit Jagdfreunden<br />

einen kleinen<br />

Wettbewerb zu veranstalten.<br />

Dann haben Sie nicht<br />

nur Spaß, sondern ernten<br />

auch die notwendige Kritik<br />

an Ihrer vermeintlich guten<br />

Blatterei.<br />

Fortsetzung folgt<br />

6/2011<br />

31<br />

Fotos: B. Klein

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