Erwischt!

26.03.2015 Aufrufe

Seite 30 April 2015 Zugabe Die kommenden Gegner – so lief es in der Hinrunde FC Augsburg (Ostersonntag, 5. April, 15.30 Uhr, in Augsburg): Das Hinspiel gegen Augsburg war am 31. Oktober – Halloween – und die Zuschauer in der Veltins-Arena hatten lange Grund genug, sich zu gruseln. Nach nur elf Sekunden verletzte sich Julian Draxler schwer, und das Geschehen auf dem Rasen stimmte auch nicht froh: Augsburg machte das Spiel, Schalke nicht. Das 1:0 von Huntelaar stellte den Spielverlauf auf den Kopf – aber dabei blieb es am Ende. Statistik: Augsburg wartet noch auf den ersten Sieg gegen Schalke: In der Fugger-Stadt konnte Schalke einmal gewinnen, zweimal gab es ein Remis. Schalke zwischen den Fußball-Welten: Dem grandiosen Auftritt bei Real folgten Autsch… Das tat richtig weh! SC Freiburg (Samstag, 11. April, 15.30 Uhr, Veltins-Arena): Es war ein Nachmittag zum Vergessen im Breisgau: 0:2 unterlag Schalke in der Hinrunde beim Sportclub. Die Königsblauen hatten gut begonnen, fingen sich dann jedoch ein Kontertor. Danach lief nicht mehr viel zusammen bei Schalke, so dass das Endergebnis unterm Strich verdient war. Statistik: Die Heimbilanz gegen Freiburg ist relativ ausgeglichen: Schalke gewann sechs Spiele, der Sportclub fünf, viermal gab es ein Remis. Champions League ade? Der Blick von Kevin-Prince Boateng, gegen Leverkusen nach seiner Einwechslung ein Aktivposten, spricht Bände. VfL Wolfsburg (Sonntag, 19. April, 17.30 Uhr, in Wolfsburg): Es war die Geburtsstunde des neuen Schalker Systems, mit dem weder Beobachter noch die Wolfsburger gerechnet hatten. Auf einmal spielte Schalke im „3-5-2“ statt wie bisher im „4-2-3-1“ – und der Erfolg gab Trainer Roberto Di Matteo Recht. 3:2 gewann sein Team gegen die Wölfe, Choupo-Moting (2) und Fuchs erzielten die Tore für Königsblau. Statistik: In der Autostadt sind Siege eher selten: Bislang gewann Schalke ledliglich zwei Partien, siebenmal gewann Wolfsburg, achtmal gab es ein Remis. FSV Mainz 05 (Freitag, 24. April, 20.30 Uhr, in Mainz): Wenn alle Stricke reißen, hat Schalke ja noch den „Hunter“: Der Niederländer war beim 4:1 gegen Mainz der Spieler des Spiels. Drei Tore erzielte Huntelaar selbst, das vierte legte er seinem Mannschaftskollegen Tranquillo Barnetta auf. Statistik: Positive Auswärtsbilanz: In Mainz gewann Schalke viermal, jeweils zweimal gab es ein Remis beziehungsweise eine Niederlage. Anzeige 0:1 gegen Leverkusen – Schalke entfernt sich immer mehr vom Saisonziel Champions-League-Qualifikation. Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben. Von Frank Leszinski und Norbert Neubaum Das tat richtig weh: Durch die 0:1-Niederlage gegen Bayer Leverkusen und den überraschenden Gladbacher 2:0-Erfolg bei den Bayern ist Schalkes Rückstand auf die Plätze 3 und 4 auf acht bzw. sechs Punkte gewachsen – acht Spieltage vor Schluss drohen die Königsblauen ihr Saisonziel Champions League aus den Augen zu verlieren. Das wird nicht ohne Konsequenzen bleiben. Am verkaufsoffenen Sonntag, 29. März, ab 13 Uhr geöffnet! Weil es ab der nächsten Champions-League-Saison noch mehr Geld zu verdienen gibt, wäre eine erneute Qualifikation für die Königsklasse für Schalke besonders wichtig, um auf der internationalen Fußball-Bühne auch weiterhin eine Rolle zu spielen. Die Schere zwischen der großen Bühne Champions League und der Europa League wird immer größer. Erste Konsequenz: Schalke wird sich geplante hochkarätige Neuzugänge abschminken können. Ein Sami Khedira wird bei aller Liebe nicht mit den Königsblauen durch die Europa-League- Stadien tingeln, auch ein Lars Stindl wird beispielsweise mit Gladbach lieber Champions League spielen als mit Schalke im europäischen B-Wettbewerb anzutreten – wobei Schalke auch die Euro-League-Qualifikation noch nicht sicher in der Tasche hat. Auch im aktuellen Spielerkader wird das Verpassen des Saisonziels für Bewegung sorgen. Schalke hat viele Akteure unter Vertrag stehen, die die Champions League für ihre persönliche Entwicklung auf ihrer Agenda stehen haben. Will Schalke mit dann potenziellen Wechsel-Kandidaten wie Höwedes und Draxler Kasse machen und verstärkt auf vermeintlich günstige Talente wie Sané, Platte etc. setzen? Hat ein Großverdiener wie Kevin-Prince Boateng dann überhaupt noch eine Zukunft auf Schalke? Wenn nein: Welcher Verein kauft ihn und zahlt ihm ein ähnlich üppiges Gehalt (angeblich acht Millionen Euro pro Jahr) wie Schalke? Noch schrillen auf Schalke die Alarmglocken nicht. „Unsere Zahlen für das Geschäftsjahr 2014 sind zufriedenstellend.“ So charakte- Umsatz gesteigert, Verbindlichkeiten abgebaut risierte Schalkes-Finanzvorstand Peter Peters die Daten und Fakten des Konzerngeschäftsberichts des Bundesligisten für das vergangene Jahr. Dabei stellte der 52-Jährige heraus, dass Schalke das Jahr 2014 mit einem Gewinn von 4,2 Millionen Euro abgeschlossen hat, der Umsatz von 206 auf 215 Millionen gesteigert werden konnte und die Gesamtverbindlichkeiten des Konzerns von 230 auf 203 Millionen gesunken sind. Im

April 2015 Seite 31 die bitteren Bundesliga-Realitäten – die „Königsklasse“ scheint fast unerreichbar April 2010 hatte der Traditionsklub noch mit 245,9 Millionen Euro bei den Banken in der Kreide gestanden. Davon bestehen 164 Millionen Euro aus Finanzverbindlichkeiten gegenüber 178 Millionen zum 31. Dezember 2013. Die größten Zuwächse gab es bei den Sponsoreneinnahmen (von 63,9 auf 67,2 Millionen) und den Fernsehgeldern (von 64,3 auf 70,9 Millionen). Die Kosten für die Lizenzspielerabteilung sind weiter in die Höhe gegangen. Sie betrugen 2014 rund 90,4 Millionen Euro, das sind rund zehn Millionen Euro mehr als 2013. Unabhängig von der sportlichen Entwicklung wird Schalke 04 Ende des Jahres 2019 „die magische Grenze“ (O-Ton-Peters) von unter 100 Millionen Euro Verbindlichkeiten unterschreiten, weil die Tilgungsraten vertraglich mit den Banken so festgelegt wurden. Peters sieht aktuell für die Königsblauen keine Notwendigkeit, an der Rechtsform des eingetragenen Vereins zu rütteln. „Wir haben unsere Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren bewiesen. Schalke ist Siebter der Rangliste im europäischen Fußball“, betonte der Finanzvorstand. Zwei Mannschaften, zwei Enttäuschungen, (zu) viele Baustellen Da brauchen wir uns gar nichts vorzumachen: Selbst beim starren Blick durch die königsblaue Brille lässt sich nicht leugnen, dass Schalke schon ein mittleres Fußball-Wunder braucht, um nach den Resultaten des vergangenen Wochenende die Champions League doch noch zu erreichen. Meine Meinung ist sogar: Schalke muss jetzt erst mal zusehen, die Punkte für die Europa League einzusammeln. Schalke spielt u. a. noch in Augsburg und Wolfsburg, leicht ist das Restprogramm also nicht. Und andere Vereine würden gern Europa League spielen: Augsburg, Hoffenheim und – man traut es sich ja kaum zu sagen – auch der BVB ist nicht mehr ganz so weit von Schalke entfernt. Es ist kein Zufall, dass Schalke völlig losgelöst vom grandiosen Auftritt in Madrid sein Saisonziel aus den Augen 4:3 bei Real Madrid am 10. März: Schalkes vorerst letzter Auftritt auf der ganz großen Europa-Bühne? –Fotos: NBM (Rabas) Die Klubführung sieht Schalke gut aufgestellt, solange das Financial Fairplay der UEFA konsequent umgesetzt wird. Peters: „Wir gucken uns genau an, wie sich die Lage entwickelt und ob andere Vereine in der Liga wirtschaftlich nicht aggressiver vorgehen als das bislang absehbar ist“. Trotzdem: Sollte die Champions League – wonach es aussieht – verpasst werden, muss Schalke aufpassen, den Anschluss nicht zu verlieren. Die Bayern haben einen CL-Platz so gut zu verlieren droht. Die vielen Verletzten, richtig, sind eine Ursache. Aber es gibt auch andere Gründe für eine Saison, die am Ende möglicherweise als „verkorkst“ bewertet werden muss. Ich will nur mal zwei Punkte herausgreifen: – Es ehrt die Schalker Verantwortlichen, dass sie Torhüter Timon Wellenreuther in Schutz nehmen. Ich will den Jungen auch gar nicht über Gebühr kritisieren, aber eine Frage muss ich schon loswerden: Warum hat man Christian wie abonniert, Wolfsburg wird sich oben festsetzen wollen, in Gladbach wird tolle Arbeit geleistet und der fast schon „ewige“ Champions-League- Rivale Leverkusen hat aktuell die Nase vorn. Und wer weiß schon, wann der BVB wieder oben angreift und wie lange es noch dauert, bis RB Leipzig in Liga eins angekommen ist. Keine Frage: Die aktuelle Ergebniskrise (nur ein Sieg aus den letzten sechs BL-Spielen) kann Schalke auch nachhaltig noch richtig weh tun. Wetklo überhaupt verpflichtet, wenn er nun so ganz und gar keine Chance bekommt? – Eine andere Personalie ist Klaas-Jan Huntelaar. Ganz ehrlich: Seit seiner Vertragsverlängerung läuft in der Liga bei ihm nicht mehr viel zusammen. Ich finde: Er muss jetzt liefern – und sollte sich nicht darauf berufen, zu wenige verwertbare Bälle zu bekommen. Als Top-Stürmer muss er in der Lage sein, auch von sich aus etwas zu bewegen. Ganz andere Baustelle: Die zweite Mannschaft. Sollte sie aus der Regionalliga absteigen, und im Moment sieht es leider ganz danach aus, wäre das ein Armutszeugnis – denn so stark ist diese Regionalliga nun wirklich nicht. Zwischenbilanz: Zwei Schalker Senioren-Mannschaften, zwei Enttäuschungen – und jede Menge Baustellen für die Chefetage der Königsblauen.

April 2015 Seite 31<br />

die bitteren Bundesliga-Realitäten – die „Königsklasse“ scheint fast unerreichbar<br />

April 2010 hatte der Traditionsklub<br />

noch mit 245,9 Millionen<br />

Euro bei den Banken in<br />

der Kreide gestanden. Davon<br />

bestehen 164 Millionen Euro<br />

aus Finanzverbindlichkeiten<br />

gegenüber 178 Millionen zum<br />

31. Dezember 2013.<br />

Die größten Zuwächse gab es<br />

bei den Sponsoreneinnahmen<br />

(von 63,9 auf 67,2 Millionen)<br />

und den Fernsehgeldern (von<br />

64,3 auf 70,9 Millionen). Die<br />

Kosten für die Lizenzspielerabteilung<br />

sind weiter in die Höhe<br />

gegangen. Sie betrugen 2014<br />

rund 90,4 Millionen Euro, das<br />

sind rund zehn Millionen Euro<br />

mehr als 2013.<br />

Unabhängig von der sportlichen<br />

Entwicklung wird Schalke<br />

04 Ende des Jahres 2019 „die<br />

magische Grenze“ (O-Ton-Peters)<br />

von unter 100 Millionen<br />

Euro Verbindlichkeiten unterschreiten,<br />

weil die Tilgungsraten<br />

vertraglich mit den Banken<br />

so festgelegt wurden.<br />

Peters sieht aktuell für die<br />

Königsblauen keine Notwendigkeit,<br />

an der Rechtsform<br />

des eingetragenen Vereins<br />

zu rütteln. „Wir haben unsere<br />

Wettbewerbsfähigkeit in den<br />

vergangenen Jahren bewiesen.<br />

Schalke ist Siebter der Rangliste<br />

im europäischen Fußball“,<br />

betonte der Finanzvorstand.<br />

Zwei Mannschaften, zwei<br />

Enttäuschungen, (zu) viele Baustellen<br />

Da brauchen wir uns gar<br />

nichts vorzumachen:<br />

Selbst beim starren Blick<br />

durch die königsblaue Brille<br />

lässt sich nicht leugnen, dass<br />

Schalke schon ein mittleres<br />

Fußball-Wunder braucht, um<br />

nach den Resultaten des vergangenen<br />

Wochenende die<br />

Champions League doch noch<br />

zu erreichen.<br />

Meine Meinung ist sogar:<br />

Schalke muss jetzt erst mal<br />

zusehen, die Punkte für die<br />

Europa League einzusammeln.<br />

Schalke spielt u. a. noch<br />

in Augsburg und Wolfsburg,<br />

leicht ist das Restprogramm<br />

also nicht. Und andere Vereine<br />

würden gern Europa League<br />

spielen: Augsburg, Hoffenheim<br />

und – man traut es sich<br />

ja kaum zu sagen – auch der<br />

BVB ist nicht mehr ganz so<br />

weit von Schalke entfernt.<br />

Es ist kein Zufall, dass<br />

Schalke völlig losgelöst vom<br />

grandiosen Auftritt in Madrid<br />

sein Saisonziel aus den Augen<br />

4:3 bei Real Madrid am 10. März: Schalkes vorerst letzter Auftritt<br />

auf der ganz großen Europa-Bühne? –Fotos: NBM (Rabas)<br />

Die Klubführung sieht Schalke<br />

gut aufgestellt, solange das<br />

Financial Fairplay der UEFA<br />

konsequent umgesetzt wird.<br />

Peters: „Wir gucken uns genau<br />

an, wie sich die Lage entwickelt<br />

und ob andere Vereine in<br />

der Liga wirtschaftlich nicht<br />

aggressiver vorgehen als das<br />

bislang absehbar ist“. Trotzdem:<br />

Sollte die Champions<br />

League – wonach es aussieht –<br />

verpasst werden, muss Schalke<br />

aufpassen, den Anschluss<br />

nicht zu verlieren. Die Bayern<br />

haben einen CL-Platz so gut<br />

zu verlieren droht. Die vielen<br />

Verletzten, richtig, sind eine<br />

Ursache. Aber es gibt auch andere<br />

Gründe für eine Saison,<br />

die am Ende möglicherweise<br />

als „verkorkst“ bewertet werden<br />

muss. Ich will nur mal<br />

zwei Punkte herausgreifen:<br />

– Es ehrt die Schalker Verantwortlichen,<br />

dass sie Torhüter<br />

Timon Wellenreuther in<br />

Schutz nehmen. Ich will den<br />

Jungen auch gar nicht über<br />

Gebühr kritisieren, aber eine<br />

Frage muss ich schon loswerden:<br />

Warum hat man Christian<br />

wie abonniert, Wolfsburg wird<br />

sich oben festsetzen wollen,<br />

in Gladbach wird tolle Arbeit<br />

geleistet und der fast schon<br />

„ewige“ Champions-League-<br />

Rivale Leverkusen hat aktuell<br />

die Nase vorn. Und wer weiß<br />

schon, wann der BVB wieder<br />

oben angreift und wie lange es<br />

noch dauert, bis RB Leipzig<br />

in Liga eins angekommen ist.<br />

Keine Frage: Die aktuelle Ergebniskrise<br />

(nur ein Sieg aus<br />

den letzten sechs BL-Spielen)<br />

kann Schalke auch nachhaltig<br />

noch richtig weh tun.<br />

Wetklo überhaupt verpflichtet,<br />

wenn er nun so ganz und<br />

gar keine Chance bekommt?<br />

– Eine andere Personalie<br />

ist Klaas-Jan Huntelaar. Ganz<br />

ehrlich: Seit seiner Vertragsverlängerung<br />

läuft in der Liga<br />

bei ihm nicht mehr viel zusammen.<br />

Ich finde: Er muss jetzt<br />

liefern – und sollte sich nicht<br />

darauf berufen, zu wenige verwertbare<br />

Bälle zu bekommen.<br />

Als Top-Stürmer muss er in<br />

der Lage sein, auch von sich<br />

aus etwas zu bewegen.<br />

Ganz andere Baustelle: Die<br />

zweite Mannschaft. Sollte sie<br />

aus der Regionalliga absteigen,<br />

und im Moment sieht es<br />

leider ganz danach aus, wäre<br />

das ein Armutszeugnis – denn<br />

so stark ist diese Regionalliga<br />

nun wirklich nicht.<br />

Zwischenbilanz: Zwei<br />

Schalker Senioren-Mannschaften,<br />

zwei Enttäuschungen<br />

– und jede Menge Baustellen<br />

für die Chefetage der<br />

Königsblauen.

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