zum Download hier klicken! - Ergste und Wir im Ruhrtal
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Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s<br />
Ausgabe 10 · Mai 2012<br />
von Günter Beil<br />
Die Biergärten an der Ruhr<br />
Die <strong>Ergste</strong>r Schichte<br />
Der Bierhof in <strong>Ergste</strong><br />
Nachbarschaft Sauerfeld<br />
ab 1832<br />
Schwerter Bilderbogen<br />
Das Nattland<br />
Unkraut vergeht nicht<br />
<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> Internet: www.ergste-<strong>und</strong>-wir.de
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Lo mi auk mol küern!<br />
Lass mich auch mal reden!<br />
Liebe Fre<strong>und</strong>e von „<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong>“<br />
<strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>!<br />
Sie halten die 10. Ausgabe von „<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong>“ <strong>im</strong><br />
<strong>Ruhrtal</strong>! in den Händen. Dieses war nur möglich durch<br />
die große Unterstützung unserer vielen großzügigen<br />
Sponsoren, denen wir auf diesem Wege unseren Dank<br />
aussprechen <strong>und</strong> auf weitere fruchtbare Zusammenarbeit<br />
hoffen.<br />
Danken möchten wir aber auch den ehrenamtlichen<br />
Autoren, die <strong>im</strong>mer wieder bereit sind uns Beiträge zur<br />
Verfügung zu stellen. Die Beiträge zur Geschichte <strong>und</strong><br />
Kultur des <strong>Ruhrtal</strong>es tragen dazu bei, dass dieses Bürgermagazin<br />
<strong>im</strong>mer informativ gestaltet werden kann.<br />
Ein Dank aber auch an unsere treuen Leser für das große<br />
Interesse, welches sie <strong>im</strong>mer wieder <strong>zum</strong> Ausdruck<br />
bringen.<br />
Im Namen der Redaktion<br />
Ihr F.W. Vogt<br />
Nachfolgend sind die Bezugsorte aufgeführt:<br />
Petra Engmann, Reichshofstr. 75, Westhofen<br />
Lamers Futtermittel, Hagener Straße 124, Schwerte<br />
Weinhaus Scholz, Letmather Str. 1, Villigst<br />
Fleischerei Lewe, Hüsingstr. 11, Schwerte<br />
Car-Wash-Royal, Klusenweg 10, Schwerte<br />
Edeka, Letmather Str. 124, <strong>Ergste</strong><br />
Edeka, Rosenweg, Schwerte-Holzen<br />
Haarstudio A+M , Strangstr. 29, Wandhofen<br />
Rathaus Schwerte, Rathausstr. 31, Schwerte<br />
Sparkasse Schwerte mit allen Zweigstellen<br />
Sparkasse Iserlohn, Zweigstelle Hennen<br />
Volksbank Schwerte mit allen Zweigstellen<br />
REWE-Center Hannig, Bahnhofstraße, Schwerte<br />
REWE-Center Hagener Straße 72, Schwerte<br />
REWE-Center Hannig, Zwischen den Wegen 2, Geisecke<br />
Sanitätshaus Schnur, Rathausstraße 36a, Schwerte<br />
Inhalt: Seite<br />
Vorwort. ..................................3<br />
Inserentenverzeichnis, Impressum .............4<br />
Das Nahversorgungszentrum in <strong>Ergste</strong> ......6 - 8<br />
Das Nattland ..........................9 - 11<br />
Schwerter Bilderbogen .................16 - 17<br />
Kein schöner Land .....................26 - 27<br />
Über die Herkunft <strong>und</strong> Bedeutung<br />
unserer heutigen Straßennamen .........32 - 33<br />
Der Bierhof in <strong>Ergste</strong>. ..................38 - 40<br />
Der „Historische Kirchhof in <strong>Ergste</strong>“ ..........44<br />
Die <strong>Ergste</strong>r Schichte ...................45 - 46<br />
Das Sauerfeld .........................47 - 50<br />
Die Biergärten an der Ruhr. .............51 - 53<br />
Unkraut vergeht nicht - oder doch? ......55 - 56<br />
Der Krieg vor der Haustür. ..............58 - 59<br />
Ein Weg von Ebberg bis zur Ruhr ........60 - 61<br />
Als in Hennen noch Juden lebten ........62 - 63<br />
<strong>Wir</strong> Kinder vom Bahnhof <strong>Ergste</strong> .........66 - 67<br />
140 Jahre Trinkwasser aus dem <strong>Ruhrtal</strong> ...69 - 70<br />
Gartencenter Augsburg, Hörder Str. 119, Schwerte<br />
Hotel Sunshine Hohensyburg, Dortm<strong>und</strong><br />
<strong>Ruhrtal</strong>museum Schwerte<br />
Kaufpark, Letmather Straße 124, <strong>Ergste</strong><br />
Kaufpark, Scherlingstraße 12, Iserlohn-Hennen<br />
Kuhbar, Holzener Weg 16, Schwerte-Mitte<br />
Kuhbar, Wittbräucker Straße 133, Dortm<strong>und</strong> Berghofen<br />
Kuhbar, Schützenstraße 66, Schwerte<br />
Tannenapotheke, Villigster Str. 20, Villigst<br />
Adler Apotheke, Hüsingstraße 1, Schwerte<br />
Johannes Apotheke, Schwerter Str. 139, Hagen<br />
Mühlen Apotheke, Letmather Straße 126, <strong>Ergste</strong><br />
Blumen Risse, Bahnhofstraße 12, Schwerte<br />
Blumen Risse, Hüsingstraße 1, Schwerte<br />
Gartencenter Pötschke, Overbergerweg 11, Schwerte<br />
Toom Baumarkt, Schützenstraße 75, Schwerte<br />
3
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
ABUS Schlüsseldienst Caspari<br />
Adler Apotheke<br />
advertising werbung u. marketing GmbH<br />
Arbeitsbühnen Cramer GmbH & Co. KG<br />
Architekt Dipl.-Ing. Thomas Buhl<br />
AS EC Thomas Vollmer<br />
Augenmaß Optik Lindemann<br />
Auto Check Gertz GmbH<br />
Autoglas Zentrum Schwerte<br />
Autohaus Hengstenberg<br />
Autohaus Nattland<br />
Autohaus Stüwe<br />
Bäckerei Aßhoff<br />
BauIngBüro Göres<br />
Bautenschutz Pfeiffer<br />
Beerdigungsinstitut K. Märtin<br />
bft Tanken <strong>und</strong> mehr<br />
Bier-Verlag Fritz Althoff<br />
Biotrans<br />
Blumen Gasser Gbr.<br />
Bonacker Druck <strong>und</strong> mehr<br />
Cafe-Rest. Schwarzwaldstuben<br />
Car Wash Royal GmbH&Co. KG<br />
CDU <strong>Ergste</strong><br />
CM Computerservice<br />
Dachdeckerei Gregor Weigelt<br />
Der Brillenmacher<br />
Dialysepraxis Dr. Stauff<br />
Die Bad-Profis Richarz & Schiwiora<br />
Die Linke<br />
Dreku GmbH<br />
Dr. med. Michael Böhm<br />
Edeka Patzer<br />
EEK <strong>Ergste</strong>r Eil- u. Kuriertransporte<br />
Elektro Menke<br />
Elektro Selsen<br />
Elektro Wessel GmbH<br />
Elektrotechnik Abrahams<br />
Ergo Versicherung Wilhelm Brunswicker<br />
<strong>Ergste</strong>r Brotmarkt<br />
<strong>Ergste</strong>r Kunstgewerbestübchen<br />
ergster Zahneck Frauke Junglaß<br />
Fahrschule Schulz<br />
Fahrzeugvermietung Jäger u. Niemann<br />
FDP<br />
Fentüra<br />
Filzfrieda Katrin Schulz<br />
Fussbodentechnik Meisterbetrieb Rohde<br />
Gartencenter Pötschke<br />
Garten-Landschaftsbau Messner<br />
Garten-<strong>und</strong> Friedhofsgestaltung Aretz<br />
Gartengestaltung Brunnert GmbH<br />
Gaststätte „Haus Schneider“<br />
GBE Genossenschaftlicher Bauverein<br />
<strong>Ergste</strong> eG<br />
Gerüstbau Meininghaus<br />
4<br />
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Inserentenverzeichnis<br />
Getränke Risse<br />
GWG Schwerte eG<br />
Handarbeiten Mühr<br />
Haus Gerhold<br />
Haus Schwerte Senioren- u. Behinderten-Pflegehe<strong>im</strong><br />
Dr. Kneip<br />
Haus Zier<br />
Hausarztpraxis Dr. Beate Henschel<br />
Hausmeisterservice Galle<br />
Haustechnik H. Heldt KG<br />
Heikos Pflegehalle<br />
Heißmangel Petroll<br />
Heizung-Sanitär-Solar Wiedenbruch<br />
Heizung-Sanitär Wandtke<br />
Holz Spaing<br />
Hotel Haus Breer<br />
Hotel Reichshof<br />
Hotel Restaurant Hiddemann „Im<br />
Spiek“<br />
Hotel/Restaurant Sunshine<br />
Hudek Elektrotechnik GmbH<br />
Immobilien Lusse<br />
Jan Apmann Haushaltslösungen<br />
Kfz-Meisterbetrieb Budzus<br />
Kfz Sachvertändigerbüro Wagener Gbr<br />
Kfz-Meisterbetrieb Scheunenpflug<br />
Klara Röhrscheidt Haus & Johannes<br />
Mergenthaler Haus<br />
Kohl CNC Dreh- <strong>und</strong> Frästechnik<br />
Kuhbar Schwerte<br />
Lipps Mineralöle GmbH<br />
Lobbe Entsorgung West GmbH & Co KG<br />
Lönne Entsorgung GmbH & Co. KG<br />
LVM Versicherungen<br />
Malerfachbetrieb Walger e.K.<br />
Malermeister Jürgen Borgmann<br />
Malermeister R. Buchwald<br />
Malermeisterbetrieb Ingenbleek<br />
Mareike Lieder, Therapeutisches Reiten<br />
Mietverein Schwerte<br />
Mühlenapotheke<br />
Mull <strong>und</strong> Partner Ingenieurgesellschaft<br />
GmbH<br />
Öko Energie Center<br />
P. Karbstein GmbH<br />
PC-SANI Schwerte<br />
Physiopoint <strong>Ergste</strong><br />
Podologin Derya Derin<br />
Praxis Zahnarzt Uwe Dreiwes<br />
Provinzial Versicherung<br />
Raumausstattung W. Boos<br />
Rechtsanwälte <strong>und</strong> Notare Kerber<br />
Reisbüro Bluhm<br />
Rolladen Dame<br />
Salon Struwwelpeter<br />
Sanitätshaus Schnur<br />
Schmiku-Repro H. Schmidt GmbH<br />
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Seite 15<br />
Schornsteinfegermeister Detlev Hahn<br />
Schreibwaren Lotto Petra Engmann<br />
Schrezenmaier Kältetechnik GmbH &<br />
CO. KG<br />
Schuhaus Helmut Hanna GmbH<br />
Schwerter Senfmühle<br />
SEG Stadtentwässerung Schwerte<br />
GmbH<br />
Smitka Schuh <strong>und</strong> Schlüsseldienst<br />
SPD Westhofen<br />
Spiegel Manz<br />
Stadtsparkasse Schwerte<br />
Steinbruch GmbH Oberste<br />
Steuerberatungsbüro Bornschein<br />
Tannenapotheke<br />
Taxi Salgert<br />
Technischer Handel Galler<br />
Tischlermeister HEDICO<br />
Tischlerei Koch OHG<br />
Transmedia<br />
TV Video Schmidt<br />
Verputzarbeiten Pichler<br />
Volksbank Schwerte-<strong>Ergste</strong><br />
Vorwerk<br />
Wasserwerke Westfalen GmbH<br />
Weinwelt Scholz<br />
Zahnarztpraxis Maren Roberg<br />
Zahntechnik Krischek<br />
Z<strong>im</strong>mernann Druck<br />
Impressum:<br />
Seite 41<br />
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Seite 9<br />
Seite 14<br />
Seite 30<br />
Seite 18<br />
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Seite 2<br />
Seite 24<br />
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Seite 54<br />
Seite 40<br />
Seite 13<br />
Seite 13<br />
Seite 22<br />
Seite 68<br />
Seite 21<br />
Seite 70<br />
Seite 22<br />
Seite 57<br />
Seite 35<br />
Seite 25<br />
Herausgeber <strong>und</strong> Verleger:<br />
Friedrich-Wilhelm Vogt<br />
ViSdP, Friedrich-Wilhelm Vogt<br />
Surgstück 13 - 58239 Schwerte - Tel.: 02304 / 7 03 48<br />
eMail: fw-vogt@versanet.de<br />
Redaktion:<br />
Roswitha Bliese, Volker Kranefeld, Friedrich-Wilhelm<br />
Vogt, Arbeitskreis Historisches <strong>Ergste</strong>, eMail: info@<br />
ergste-<strong>und</strong>-wir.de<br />
Gastautoren Bürgermagazin Nr.10 <strong>im</strong> Mai 2012:<br />
Uwe Fuhrmann, Ursula u. Dieter Ackermann, Roswitha<br />
Bliese, Dr. Ingo Fiedler, Lothar Meißgeier, Walter Höher,<br />
Klaus Gerhold, Albert Ferber, Ingrid Richter, Christopher<br />
Gutzeit, Adrian Mork, Heinrich Hömberg, Friedrich-<br />
Wilhelm Vogt, Markus Rinke, Manfred Althaus, Ulrike<br />
Hütter, Helmut Sommer, Karl-Heinz Mertens, Hartmut<br />
Wagner<br />
Layout <strong>und</strong> Satz: advertising GmbH, Schwerte<br />
Fotos: W. Tietge, Manuela Schwerte, Ralph Bodemer,<br />
Oskar C. Neubauer, Bernd Paulitschke, Lothar Meißgeier,<br />
Rudolf Kassel, Fr.-W. Vogt<br />
Zeichnungen: Friedhelm Störring, Ach<strong>im</strong> Möhling,<br />
Friedhelm Mann<br />
Titelfoto: gemalt von Günter Beil<br />
Druck: Z<strong>im</strong>mermann Druck + Verlag GmbH, Balve<br />
Auflage: 15.000 Stck.<br />
Für Druckfehler übernehmen wir keine Haftung.
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Morgens in die Zentrale, am Vormittag in die Filialen, anschließend<br />
eine verlängerte Mittagspause mit der Tochter, schließlich wieder in<br />
den Betrieb, um den Tag abzuschließen <strong>und</strong> den nächsten zu planen.<br />
Tina Risse-Stocks Arbeitstag ist straff organisiert. Seit sechs Jahren<br />
führt die 35-Jährige Blumen Risse, seit noch nicht mal einem Jahr<br />
ist sie Mutter. Die Unternehmerin ist sehr bedacht darauf, dass ihre<br />
Familie genauso wenig zu kurz kommt, wie das Unternehmen Blumen<br />
Risse mit inzwischen 1.800 Mitarbeitern an über 160 Standorten.<br />
Bemerkenswert ist, dass Blumen Risse zur Zeit r<strong>und</strong> 120 Auszubildende<br />
hat. Zu Hause hat sie die Unterstützung Ihrer Familie, in der<br />
Geschäftsleitung von langjährigen Mitarbeitern.<br />
Dabei hat alles mit einer Gärtnerei in Dortm<strong>und</strong> Syburg angefangen.<br />
Dieses Geschäft erbte Tina Risse-Stocks Vater Peter. Der beschloss<br />
allerdings, keine Blumen mehr zu züchten, sondern mit Blumen zu<br />
handeln. Er gründete 1968 das heutige Unternehmen Blumen Risse.<br />
Im Laufe der Jahre baute Peter Risse das Geschäft so aus, dass er zu<br />
den größten Händlern in Europa zählt. Es ist schon fast ein geflügeltes<br />
Wort, dass Tina Risse-Stock froh ist, dass ihr Vater nicht mit Schrauben<br />
oder Bohrmaschinen gehandelt hat. Wenn Tina Risse-Stock über<br />
ihre Produkte spricht, gerät sie ins schwärmen. Sie hat nämlich nicht<br />
nur eine Lieblingsblume, sondern gleich ganz viele, je nach Saison.<br />
Dabei könnte sie sicherlich auch mit Schrauben handeln. Tina Risse-<br />
Stock hat Betriebswirtschaftslehre <strong>und</strong> Internationales Management<br />
studiert, erste Erfahrungen bei anderen namhaften Unternehmen<br />
gesammelt. Vor fast zehn Jahren ist sie in den Betrieb ihres Vaters<br />
eingetreten. Die Geschäftsführung musste sie, früher als geplant, <strong>im</strong><br />
Jahr 2006 übernehmen als ihr Vater starb.<br />
Heute führt sie das Unternehmen <strong>im</strong> Sinne Ihres Vaters fort. Ständig<br />
ist sie auf der Suche nach neuen Filialen, der Kreis um die Zentrale<br />
in Schwerte ist inzwischen über 300 Kilometer groß. Einen großen<br />
Teil der Blumen bezieht das Unternehmen aus den Niederlanden, über<br />
Nacht kommen die Schnittblumen mit einer firmeneigenen Fahrzeugflotte<br />
nach Schwerte <strong>und</strong> werden von dort ausgeliefert in die einzelnen<br />
Filialen geliefert, vom Gartencenter bis <strong>zum</strong> Floristikfachgeschäft<br />
– täglich frisch <strong>und</strong> was bei Blumen Risse wächst <strong>und</strong> gedeiht sind<br />
nicht nur die Blumen, sondern es ist vor allem das Unternehmen. Die<br />
nächsten Filialeröfnungen sind ist schon längst in der Planung.<br />
Unternehmerin des Jahres 2011<br />
Frau Tina Risse-Stock<br />
Blumen Risse – Ein Unternehmen wächst <strong>und</strong> gedeiht<br />
Markus Rinke<br />
Frau Tina Risse-Stock Foto: Ruhrnachrichten Schwerte<br />
Fragen an das Unternehmen:<br />
Welche Ziele verfolgt Tina Risse Stock in den<br />
nächsten Jahren?<br />
Langsam <strong>und</strong> stetig weiter zu wachsen <strong>und</strong> den K<strong>und</strong>en<br />
weiterhin beste Qualität <strong>und</strong> gute Beratung zu bieten.<br />
Wo wird die nächste Filiale eröffnet?<br />
Blumenmarkt in Gelnhausen <strong>und</strong> Floristikfachgeschäft<br />
in Bielefeld Brackhausen<br />
Hat Frau Risse-Stock inzwischen einen eigenen<br />
Garten?<br />
Der Bürgermeister Böckelühr hat <strong>im</strong> Jahr 2000 in der Stadt Schwerte eingeführt jeweils einen hervorragenden<br />
Unternehmer auszuzeichen. Dieses geschieht mit den Ruhrnachrichten Schwerte.<br />
2000: Karl-Willi Demgen<br />
2001: Daniel Sheffer. Eurocoin<br />
2002: Josef Schlütz<br />
2003: Heinz von Döllen, Inhaber der Quick Bauprodukte<br />
GmbH<br />
2004: Wolf Rüdiger Otte, Firma Hövelmann & Lueg<br />
2005: Bäckermeister Günter Becker<br />
Ja<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
2006: Geschäftsführer der Hoesch Schwerter Profile<br />
GmbH, Pierre Münch, Dr. Lothar Birkhäuser <strong>und</strong> Dr.<br />
Gian Pierro Borgonovo<br />
2007: Dieter Bonacker<br />
2008: Britta Hesselbach-Komander<br />
2009: Ralf Pötschke<br />
2010: Egon Schrezenmaier<br />
<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> wird in den nächsten Ausgaben des Bürgermagazins über diese Unternehmen berichten.<br />
5
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
6<br />
Neubau eines Nahversorgungszentrum in <strong>Ergste</strong><br />
Offener Bürgerbrief<br />
Neubau eines Nahversorgungszentrums in<br />
Schwerte-<strong>Ergste</strong>, Letmather Straße<br />
- Offener Bürgerbrief -<br />
Sehr geehrter Herr Böckelühr,<br />
sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />
nachdem bereits zwei Informationsveranstaltungen mit großer<br />
öffentlicher Bürgerbeteiligung abgehalten wurden <strong>und</strong> vorab<br />
an einem Wochenende <strong>im</strong> Juni 2011, insgesamt 1.140 Unterschriften<br />
der Bürger für die Ansiedlung des Projektes auf dem<br />
H<strong>im</strong>melmannschen Feld vorliegen, haben wir in der beiliegenden<br />
Konzeptdarstellung, den derzeitigen uns vorgestellten Status<br />
noch einmal zusammengefasst <strong>und</strong> stellen nunmehr an Sie die<br />
Frage:<br />
„Wann erfolgt der politische Auftrag zur Umsetzung des erforderlichen<br />
Bebauungsplanverfahrens in Form einer Ratsvorlage?“<br />
<strong>Wir</strong> bitten Sie, um eine zeitnahe Antwort, die wir dann in der<br />
nächsten Ausgabe des Magazins „<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>“ für<br />
alle Bürger zur Information veröffentlichen werden.<br />
<strong>Wir</strong> danken Ihnen <strong>im</strong> Voraus für Ihre Bemühungen <strong>und</strong> verbleiben.<br />
Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />
Friedrich-Wilhelm Vogt<br />
Dies ist die Antwort der Stadtverwaltung <strong>und</strong> des<br />
Bürgermeister Heinrich Böckelühr vom 21. März<br />
2012 an „<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>“<br />
In vorgenannter Angelegenheit fragen Sie mit Schreiben vom<br />
07.03.2012 an, wann der politische Auftrag zur Umsetzung eines<br />
erforderlichen Bebauungsplanverfahrens in Form einer Ratsvorlage<br />
erfolge.<br />
Gerne nehme ich aus Sicht der Stadtverwaltung Schwerte zu<br />
Ihrer Anfrage Stellung.<br />
Der in der vergangenen VII. Wahlperiode des Rates der Stadt<br />
Schwerte zuständige Planungs- <strong>und</strong> Umweltausschuss hat sich in<br />
seiner Sitzung vom 02.02.2009 in dieser Sache mit einem Antrag<br />
der CDU-Ratsfraktion vom 27.0l.2009 (Drucksache-Nr. VIl-1181),<br />
einem Antrag der FDP-Ratsfraktion vom 15.12.2008 (Drucksache-Nr.<br />
VIl-1150) sowie einem Antrag der SPD-Ratsfraktion vom<br />
21.01.2009 (Drucksache-Nr. VIl-1169) befasst. Dort wurde die<br />
Verwaltung einst<strong>im</strong>mig beauftragt, ein Gesamtkonzept für die<br />
Flächen <strong>im</strong> Bereich des Waldes westlich der Letmather Straße,<br />
dem Brachland hinter der Bebauung an der Kirchstraße, dem<br />
Wiesengr<strong>und</strong> westlich des Fußweges <strong>und</strong> dem ehemaligen Speditionsgeländes<br />
Holzrichter unter Berücksichtigung des Ortsteilentwicklungsplanes<br />
<strong>Ergste</strong> zu erstellen.<br />
Das daraufhin erstellte ,,Gesamtkonzept <strong>Ergste</strong>-Mitte“ (Drucksache-Nr.<br />
VII-1249) wurde vom Planungs- <strong>und</strong> Umweltausschuss<br />
des Rates der Stadt Schwerte am 30.06.2009 zur Abst<strong>im</strong>mung<br />
vorgelegt <strong>und</strong> mehrheitlich beschlossen. Die in diesem Gesamt-<br />
konzept dargelegten städtebaulichen, verkehrstechnischen <strong>und</strong><br />
ökologischen Rahmenvorgaben binden potentielle Investoren zur<br />
weiteren Entwicklung <strong>und</strong> Konkretisierung ihrer Überlegungen.<br />
Mit der am 20.10.2009 begonnenen VIII. Wahlperiode des Rates<br />
der Stadt Schwerte hat sich der nunmehr zuständige Ausschuss<br />
für Demographie, Stadtentwicklung <strong>und</strong> Umwelt (ADSU) in<br />
seiner Sitzung vom 10.06.2010 mit einer Informationsvorlage der<br />
Verwaltung (Drucksache-Nr. VIII-0191), einem Antrag der CDU-<br />
Ratsfraktion vom 02.03.2010 (Drucksache-Nr. VIII-0148) sowie<br />
einem Antrag der SPD-Ratsfraktion vom 05.05.2010 (Drucksache-<br />
Nr. VIII-0168) befasst. Nach kontroverser Diskussion <strong>im</strong> Ausschuss<br />
wurde der Bericht der Verwaltung zur Kenntnis genommen <strong>und</strong><br />
der Antrag der SPD-Ratsfraktion mehrheitlich abgelehnt. Der<br />
Antrag der CDU-Ratsfraktion wurde durch die antragstellende<br />
Fraktion in dieser Ausschusssitzung zurückgezogen <strong>und</strong> nicht zur<br />
Abst<strong>im</strong>mung gestellt.<br />
Im Jahr 2011 hat auf Ihr Bitten mein zuständiger Fachdienstleitern<br />
Herr Adrian Mork, an den beiden Bürgerversammlungen<br />
vom 19.07. sowie 08.12.2011 teilgenommen <strong>und</strong> stand den<br />
anwesenden interessierten Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürgern für fachliche<br />
Auskünfte zur Verfügung. Mein Mitarbeiter hat in beiden<br />
Bürgerversammlungen jeweils die notwendigen Schritte zur<br />
Einleitung eines Flächennutzungsplanänderungsverfahrens sowie<br />
zur Aufstellung eines Bebauungsplanes hinreichend <strong>und</strong> ausführlich<br />
erläutert.<br />
Mit lnteresse habe ich in den zurückliegenden Monaten insbesondere<br />
die Stellungnahmen der einzelnen Fraktionen <strong>im</strong> Rat<br />
der Stadt Schwerte zur geplanten Ansiedlung eines Nahversorgungszentrums<br />
auf dem sogenannten H<strong>im</strong>melmannschen Feld in<br />
Schwerte-<strong>Ergste</strong> verfolgt.<br />
Nach den mir bekannten Stellungnahmen <strong>und</strong> Äußerungen der<br />
sechs <strong>im</strong> Rat der Stadt Schwerte vertretenen Fraktionen sehe ich<br />
derzeit keinerlei politische Mehrheit zur Einleitung der erforderlichen<br />
Planungsschritte.<br />
ln diversen Gesprächen mit Ihnen <strong>und</strong> Mitgliedern der von lhnen<br />
vertretenen Bürgerinitiative haben sowohl ich wie auch mein zuständiger<br />
Fachdienstleiter, Herrn Adrian Mork, wiederholt erklärt,<br />
dass seitens der Stadtverwaltung Schwerte keinerlei lnitiativen<br />
zur Einleitung des Planungsverfahren ergriffen werden, solange<br />
nicht erkennbar ist, dass dies auch vom mehrheitlichen Willen der<br />
Kommunalpolitiker <strong>im</strong> Stadtteil <strong>Ergste</strong> sowie den Ratsfraktionen<br />
getragen wird.<br />
Insoweit empfehle ich, zunächst eine Klärung <strong>und</strong> Mehrheitsfindung<br />
bei den in <strong>Ergste</strong> agierenden Gliederungen der politischen<br />
Parteien herbeizuführen <strong>und</strong> für gesicherte Mehrheiten Sorge zu<br />
tragen.<br />
Eine Realisierungschance für das nunmehr durch ein lnvestor<br />
vorgestelltes Nahversorgungszentrum an besagter Stelle sehe ich<br />
nur, wenn dies durch einen breiten Willen der sechs Fraktionen<br />
<strong>im</strong> Rat der Stadt Schwerte getragen wird.<br />
Ich hoffe, dass Ihnen meine ausführliche Darstellung bei dem<br />
weiteren Meinungsbildungsprozess <strong>im</strong> Stadtteil <strong>Ergste</strong> behilflich<br />
ist.
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Vorgestelltes Konzept<br />
Das Entwurfskonzept umfasst einen Discounter mit ca. 1.000m² Verkaufsfläche,<br />
einen Vollsort<strong>im</strong>enter mit ca. 1.500m² Verkaufsfläche inklusive<br />
integriertem Getränkemarkt, die Möglichkeit in den vorgelagerten<br />
Shopflächen kleine, örtliche Dienstleister <strong>und</strong> Ladeneinheiten<br />
zu platzieren, sowie ein Gebäude mit 25 Wohneinheiten für barrierefreies<br />
Service-Wohnen <strong>und</strong> angeb<strong>und</strong>enem Café / Eiscafé.<br />
Präsentationen<br />
Das vorgenannte Konzept wurde am 19.07.2011 in einer öffentlichen<br />
Bürgerversammlung <strong>im</strong> Gemeindehaus den <strong>Ergste</strong>r Bürgern vorgestellt.<br />
Daraus resultierten eine Reihe von Bedenken <strong>und</strong> Anmerkungen<br />
der Bürger an das Planungsbüro des Investors.<br />
In der zweiten Bürgerversammlung am 08.12.2011 wurde das überarbeitete<br />
Konzept präsentiert <strong>und</strong> dargestellt <strong>und</strong> aufgezeigt, dass<br />
praktisch alle Anregungen <strong>und</strong> Kritiken der Bürger in der neuen<br />
Planung verarbeitet wurden, wie:<br />
• Drehung der beiden Baukörper, d.h. Edeka nach unten, näher<br />
zur Ortsmitte.<br />
• Alle Gebäude erhalten Gründächer.<br />
Fußläufige Anbindung aus 5 Richtungen.<br />
• Querungshilfen über die Letmather Straße.<br />
Flache Zufahrtsrampe, geringe Stützwandhöhen Breite, helle <strong>und</strong> fre<strong>und</strong>liche Gänge<br />
• K<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lich für Mutter <strong>und</strong> Kind<br />
• Mit Kinder-Buggys <strong>und</strong> Wickeltisch<br />
K<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lich speziell für Senioren, bedarfsgerecht für<br />
behinderte Mitbürger bzw. sehschwache K<strong>und</strong>en<br />
• Behindertengerechtes WC<br />
• Lupen für Sehbehinderte<br />
Was bietet der neue EDEKA-Frischemarkt für Generationen?<br />
Breiteres <strong>und</strong> tieferes Sort<strong>im</strong>ent <strong>im</strong> Vergleich <strong>zum</strong> bestehenden<br />
Markt. Über 30.000 Artikel, d.h. bis zu 25 % Sort<strong>im</strong>entserweiterung,<br />
für die volle Bedarfsdeckung <strong>und</strong> eine ges<strong>und</strong>e Ernährung Regionaltypische<br />
Schwerpunkte <strong>und</strong> Einkauf von regionalen Lieferanten<br />
• Großes Frischwarenangebot<br />
• Service <strong>und</strong> persönliche Bedienung durch langjährig bekanntes<br />
<strong>und</strong> qualifiziertes Personal<br />
• Discountartikel zu Discountpreisen<br />
• Hauszustellung durch unser Servicepersonal<br />
Was bietet der neue EDEKA-Frischemarkt der Generationen<br />
dem Ortsteil <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> der Stadt Schwerte?<br />
• Nachhaltige Sicherung einer qualifizierten Nahversorgung in<br />
<strong>Ergste</strong><br />
• Sicherung der bestehenden Arbeitsplätze<br />
• Schaffung von zusätzlichen Vollzeit- <strong>und</strong> Teilzeitarbeitsplätzen<br />
mit langfristiger Perspektive<br />
• Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen<br />
• Bindung der K<strong>und</strong>en an den Ortsteil <strong>Ergste</strong><br />
• Zusätzliche Gewerbesteuereinnahmen für die Stadt Schwerte<br />
7
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
8<br />
Nach fachlicher Aufbereitung aller vorgenannten Punkte durch den<br />
Investor <strong>und</strong> die frühzeitige Einbeziehung von Fachgutachtern für<br />
Vermessung, Bodenuntersuchung, Altlasten, ökologischem Augleich,<br />
Entwässerung, Hochwasserschutz <strong>und</strong> Verkehr ist ein hohes Maß<br />
von qualifizierter Vorbereitung des Entwurfes erbracht <strong>und</strong> der Öffentlichkeit<br />
<strong>und</strong> der Politik vorgestellt worden.<br />
Der nächste Schritt ist der Antrag über einen Aufstellungsbeschluss<br />
<strong>zum</strong> Bebauungsplanverfahren, da das Projekt in der Form von den<br />
<strong>Ergste</strong>r Bürgern laut beiliegenden St<strong>im</strong>mzetteln gewünscht wird.<br />
Frage an die Fraktionen <strong>im</strong> Rat:<br />
„Wann erfolgt der politische Auftrag an die Verwaltung<br />
zur Umsetzung des erforderlichen Bebauungsplanverfahrens<br />
in Form einer Ratsvorlage?“<br />
Laut öffentlichem, ausführlichem Statement des Vorstandes der<br />
IHK, Herrn Wollrath auf der Bürgerinformationsveranstaltung vom<br />
19.07.2011 stellte er anhand von konkreten Zahlen dar, dass es in<br />
<strong>Ergste</strong> Handlungsbedarf gibt <strong>und</strong> die geplanten Flächen ohne Probleme<br />
durch die vorhandene Kaufkraft gedeckt würden. Die zusätzlichen<br />
Flächen für einen Discounter bejaht das Einzelhandelsgutachten<br />
aus Dezember 2005 von Junker & Kruse. Alle Fraktionen waren<br />
einhellig der Meinung, dass bei Umverlagerung des Vollsort<strong>im</strong>enters<br />
die Verkaufsflächen zur opt<strong>im</strong>alen Warenpräsentation selbstverständlich<br />
„nach oben“ anzupassen sind, da heutzutage Gänge breiter<br />
<strong>und</strong> serviceorientierter sind, Regalierungen niedriger, aber dafür<br />
mehr Raum beanspruchen (siehe dazu die Beschreibung der Firma<br />
Edeka)<br />
Leserst<strong>im</strong>men <strong>zum</strong> Nahversorgungszentrum<br />
in <strong>Ergste</strong><br />
In dem Schreiben der SPD Fraktion<br />
vom 15.03.2012 wird das weitere Vorgehen auf die Einleitung eines<br />
Bebauungsplanverfahrens auf die Verwaltung abgewälzt.<br />
Die Fraktionsvorsitzende Frau Britta Santehanser bezieht in Ihrem<br />
Schreiben keinerlei Position zur Projektierung eines Nahversorgungszentrums<br />
mit einer altengerechten Wohnanlage <strong>im</strong> Ortsteil<br />
<strong>Ergste</strong>.<br />
Die CDU Fraktion <strong>und</strong> die CDU Ortsunion <strong>Ergste</strong><br />
unterstützen seit Februar 2010 die Projektierung der Nahversorgung<br />
in <strong>Ergste</strong> mit einem Vollsort<strong>im</strong>enter, einem Discounter <strong>und</strong><br />
eine Wohnanlage für barrierefreies Service-Wohnen auf dem<br />
H<strong>im</strong>melmannschenfeld an der Letmather Strasse.<br />
Der Bau eines Kreisverkehres an der Einmündung der <strong>Ruhrtal</strong>strasse<br />
auf die Letmather Strasse ist seit Jahren der politische Wille<br />
der Ortsunion <strong>Ergste</strong>. Die damit verb<strong>und</strong>ene Entzerrung eines<br />
wichtigen Verkehrsknotenpunktes in <strong>Ergste</strong> würde für die Anlieger<br />
die Luftschadstoffwerte verbessern <strong>und</strong> der Durchgangsverkehr<br />
würde sich fließender gestalten.<br />
Im Zuge der demografischen Entwicklung der Bürger <strong>und</strong> Bürgerinnen<br />
in den Stadtteilen südlich der Ruhr sollte die Infrastruktur<br />
gestärkt <strong>und</strong> zukunftsfähig geplant werden.<br />
Auf Gr<strong>und</strong> der breiten Befürwortung aus der Bürgerschaft sind<br />
wir bemüht eine politische Mehrheit für dieses Vorhaben zuschaffen.<br />
Die Stellungnahme der FDP Schwerte lautet wie folgt:<br />
Zu Ihrer Frage „Wann erfolgt der politische Auftrag zur<br />
Umsetzung des erforderlichen Bebauungsplanverfahren in<br />
Form einer Ratsvorlage“ nehmen wir wie folgt Stellung:<br />
Der FDP-Stadtverband <strong>und</strong> die FDP-Ratsfraktion haben sich<br />
in Ihrem Wahlprogramm zur Kommunalwahl 2009 ausdrücklich<br />
für ein Einkaufszentrum in <strong>Ergste</strong> ausgesprochen.<br />
Daran hat sich bis heute auch nichts geändert. Seitdem<br />
haben wir an vielen öffentlichen <strong>und</strong> nichtöffentlichen Informationsveranstaltungen<br />
teilgenommen. Dabei haben wir<br />
uns <strong>im</strong>mer von dem zurzeit Machbaren leiten lassen <strong>und</strong> ein<br />
Einkaufszentrum für EDEKA in <strong>Ergste</strong> gefordert.<br />
Die FDP-Fraktion hat sich <strong>im</strong> Jahr 2010 gegen die Fortschreibung<br />
des Einzelhandelsgutachtens in Schwerte ausgesprochen.<br />
Das bestehende Einzelhandelskonzept ist erst<br />
Mitte 2006 verabschiedet worden <strong>und</strong> berücksichtigt die<br />
Versorgungssituation bis 2015. Ihre Frage können wir insoweit<br />
nur dahingehend beantworten, dass durch den Beschluss<br />
des Rates <strong>im</strong> letzten Jahr zunächst das neue Einzelhandelsgutachten<br />
abgewartet werden muss. Es tut uns leid,<br />
Ihnen keine andere, aber dafür ehrliche Antwort geben zu<br />
können.<br />
Eine Leserbriefmeinung <strong>zum</strong> Nahversorgungszentrum:<br />
Zum geplanten Geschäftszentrum Schwerte-<strong>Ergste</strong> möchte<br />
ich alle diejenigen, die gegen das Edeka-Bauprojekt sind bitten,<br />
sich ihrer Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft<br />
bewusst zu werden!<br />
Sollten persönliche Gründe ausschlaggebend dafür sein,<br />
dass gegen das Bauprojekt <strong>und</strong> somit gegen unsere Nahversorgung<br />
gest<strong>im</strong>mt wird/wurde, so sollten diese Gründe<br />
ausschließlich persönlich bearbeitet werden <strong>und</strong> nicht zu<br />
Lasten der Dorfgemeinschaft gehen. Denn letztendlich profitieren<br />
ebenso diejenigen von diesem Geschäftszentrum,<br />
die zuvor dagegen waren! Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
dass die Ich-bin-dagegen-St<strong>im</strong>men dieses Geschäftszentrum<br />
dann meiden werden.<br />
Auch sollten sich die Schwerter Politiker darüber <strong>im</strong> Klaren<br />
sein, dass sie sich bei Ablehnung der Nahversorgung in<br />
<strong>Ergste</strong> gegen die Bürger <strong>und</strong> somit auch gegen ihre Politik<br />
entschieden haben. Als <strong>Ergste</strong>r Bürgerin nehme ich mich<br />
nicht ernst genommen, wenn ich sehe <strong>und</strong> (er)leben muss,<br />
dass es der Schwerter Politik egal ist, wo <strong>und</strong> wie ich mich<br />
versorgen kann!<br />
Persönliche Gründe dürfen bei den Überlegungen zur Nahversorgung<br />
in <strong>Ergste</strong> in keiner Weise eine Rolle spielen.<br />
Nicht jedem Bürger in <strong>Ergste</strong> steht ein Auto zur Verfügung.<br />
Nicht jeder Bürger in <strong>Ergste</strong> hat Angehörige, die ihn – vor<br />
allem <strong>im</strong> Winter – mit Lebensmitteln, Getränken etc. versorgen<br />
können, weil der Bus nicht pünktlich ist oder gar ganz<br />
ausfällt, weil Schnee <strong>und</strong> Eis den Fahrplan durchkreuzen.<br />
Denken Sie einmal darüber nach, <strong>und</strong> vor allem darüber,<br />
wie Sie ihrem/ihren Nachbarn helfen können, wenn das<br />
Geschäftszentrum nebst den Seniorenwohnungen nicht gebaut<br />
wird.<br />
Gegen das Geschäftszentrum zu st<strong>im</strong>men heißt auch, gegen<br />
die Senioren, gegen die Erhaltung <strong>und</strong> Einrichtung von<br />
Arbeitsplätzen, gegen die allein erziehenden Mütter, gegen<br />
die Kranken, ja sogar gegen sich selbst gest<strong>im</strong>mt zu haben!<br />
Ich hoffe nicht nur für mich sondern für alle <strong>Ergste</strong>r, dass<br />
uns eine kompetente <strong>und</strong> günstige Nahversorgung auch in<br />
Zukunft erhalten bleibt.<br />
Ihre Gudrun Grosicar
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Neues Gewerbegebiet Nattland in Westhofen.<br />
In <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong> stellen sich die ansässigen Unternehmen vor.<br />
von Herrn Christopher Gutzeit, Kreis Unna <strong>und</strong> Adrian Mork (Stadtplaner Schwerte)^<br />
Das Gewerbegebiet Nattland <strong>im</strong> Stadtteil Westhofen ist entgegen seines<br />
Namens kein „nasses Land“, dafür aber ein begehrtes. Auch 2011<br />
haben sich wieder Unternehmen für das Gewerbegebiet südlich der<br />
Hagener Straße entschieden. Den letzten großen Schub erfuhr das insgesamt<br />
81.000 Quadratmeter große Areal mit der jüngsten Ansiedlung<br />
der Firma RSA cutting systems, Weltmarktführer in der Entgrattechnik<br />
aus Lüdenscheid. Das Unternehmen hat <strong>im</strong> Nattland ein r<strong>und</strong> 15.000<br />
Quadratmeter großes Gr<strong>und</strong>stück gekauft, auf dem eine Montagehal-<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
le <strong>und</strong> ein dazugehöriges Bürogebäude mit<br />
Sozialtrakt entsteht. Der Clou des Neubaus<br />
bohrt sich tief in die Erde: Erdwärme soll den<br />
Firmenkomplex zukünftig beheizen. Bereits<br />
<strong>im</strong> März will RSA von seinem bisherigen Sitz<br />
in Lüdenscheid nach Westhofen übersiedeln.<br />
Mitkommen werden 75 Mitarbeiter die mittelfristig<br />
auf 100 aufgestockt werden sollen.<br />
Den Startschuss für das Gewerbegebiet gab<br />
in den Anfängen das Druckzentrum Bonacker<br />
digital & mehr. Nachdem die Erschließung<br />
des Gebiets <strong>im</strong> Frühjahr 2003 komplett abgeschlossen<br />
war, baute Bonacker sein Druckzentrum<br />
ein Jahr später auf Nattland-Boden. Und<br />
Firmengründer Dieter Bonacker ist zufrieden<br />
mit seiner Standortwahl. Sein Betrieb befindet<br />
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das jeder K<strong>und</strong>e, ob privat oder gewerblich,<br />
einsehen <strong>und</strong> sogar die Produktion miterleben<br />
kann.<br />
Das Gewerbegebiet Nattland bietet Unternehmen<br />
opt<strong>im</strong>ale Ansiedlungsbedingungen:<br />
Es liegt zentral zwischen den Städten Schwerte,<br />
Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> Hagen. Die Anschlüsse zu<br />
den Autobahnen A 45 <strong>und</strong> A 1 befinden sich<br />
in unmittelbarer Nähe. Die <strong>Wir</strong>tschaftsförderungsgesellschaft<br />
für den Kreis Unna (WFG),<br />
die von der Stadt Schwerte mit der treuhänderischen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Vermarktung des<br />
Gebiets beauftragt wurde, ist mit der Entwicklung<br />
des Nattlandes sehr zufrieden.<br />
Das Konzept auf klein- <strong>und</strong> mittelständische<br />
Unternehmen bei der Ansiedlung zu setzen<br />
hat sich bezahlt gemacht. Darüber hinaus<br />
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haben sich <strong>im</strong> Nattland viele Betriebe, von<br />
außerhalb Schwerte kommend, angesiedelt.<br />
Zum Beispiel haben die Firmen Schrezenmaier,<br />
YaDe oder KOL ihren Firmensitz von<br />
Dortm<strong>und</strong> nach Schwerte verlagert. Die Firma<br />
Bonacker ist von Hagen <strong>und</strong> die <strong>Ruhrtal</strong>er<br />
Stahlgesellschaft von Sprockhövel nach<br />
Schwerte-Westhofen gewechselt.<br />
Noch stehen ca. 20.000 m² vermarktbare Fläche<br />
für ansiedlungswillige Unternehmen zur<br />
Verfügung. Aber auch <strong>hier</strong>für gibt es bereits<br />
einige Interessenten, so dass mit weiteren<br />
Vermarktungserfolgen in 2012 zu rechnen ist.<br />
Die WFG steht dabei den Unternehmen weiterhin<br />
als kompetenter Partner zur Realisierung<br />
ihres Bauvorhabens zur Verfügung.<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Das Nattland in Westhofen<br />
Schwerte ist seit der Gründerzeit eine<br />
Industriestadt. Aber bereits seit dem<br />
Mittelalter ist die Metallverarbeitung<br />
ein wichtiger Schwerpunkt der lokalen<br />
Ökonomie <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong>. Noch heute<br />
werden Ketten am <strong>Ergste</strong>r/Villigster<br />
Elsebach geschmiedet (JDTheile).<br />
Andere Firmen aus der Gründerzeit<br />
befinden sich ebenfalls nach wie vor<br />
Bereits angesiedelte Unternehmen:<br />
1. Bonacker digital & mehr<br />
2. KfZ-Meisterbetrieb Budzus<br />
3. Yade GmbH<br />
4. <strong>Ruhrtal</strong>er Stahlgesellschaft mbH<br />
5. RauSch GbR<br />
6. Autoteile Wiegand<br />
7. Schrezenmaier Kältetechnik GmbH & Co.KG<br />
8. Autohaus Nattland<br />
9. BSG Betonschutz GmbH<br />
10. Lackier <strong>und</strong> Karosseriezentrum Schwerte<br />
11. KOL GmbH<br />
12. KFZ-Meisterbetrieb Scheunenpflug<br />
13. RSA cutting Systems GmbH (<strong>im</strong> Bau)<br />
<strong>im</strong> Stadtgebiet. Dennoch durchläuft Schwerte einen wirtschaftlichen Strukturwandel. Viele Kleine <strong>und</strong> Mittelständige Unternehmen (KMU)<br />
prägen mittlerweile das wirtschaftliche Leben in der Stadt. Für eine erfolgreiche Ansiedlung von prosperierenden KMU braucht die Stadt<br />
Gewerbegebiete, die auf die Bedürfnisse dieser mittelständigen Firmen zugeschnitten sind. Ein sehr erfolgreiches neues Gewerbegebiet<br />
dieser Art ist das „Nattland“ in Westhofen. Seit dem Jahr 2000 werden <strong>hier</strong> Firmen aus der Metallbranche, dem Kraftfahrzeugbereich<br />
aber auch aus dem Grafik- <strong>und</strong> Medienbereich sowie der Kältetechnik angesiedelt. In 2012 ist eine weitere Ansiedlung aus dem Bereich<br />
Maschinenbau <strong>und</strong> Automotiv gelungen, mit r<strong>und</strong> 100 Arbeitsplätzen. Bei der jüngsten Aufräumaktion „Schwerte putzmunter“ machten<br />
die <strong>hier</strong> ansässigen Firmenbesitzer <strong>und</strong> Beschäftigte zusammen mit Bürgermeister Heinrich Böckelühr kräftig mit <strong>und</strong> säuberten die noch<br />
für weitere Ansiedlungen zur Verfügung stehenden knapp zwei Hektar großen Flächen von allerlei Unrat. Dort sollen demnächst bis zur<br />
endgültigen Veräußerung große Blühfelder entstehen, um allen Mitbürgern klar zu machen, dass an dieser Stelle Müll nichts zu suchen hat<br />
<strong>und</strong> <strong>zum</strong>indest kurzfristig viele Blumen Mensch <strong>und</strong> Natur erfreuen bis, ja bis vielleicht noch ein paar zusätzliche Firmen sagen: Schwerte,<br />
das ist eine schöne Stadt, <strong>zum</strong> Leben, Wohnen <strong>und</strong> Arbeiten! Adrian Mork (Stadtplaner)<br />
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Bartrasur mit Schnipseln<br />
erlebt <strong>und</strong> erzählt von Walter Höher<br />
Es geschieht <strong>im</strong> Jahre 1930. Ich bin fünf Jahre alt <strong>und</strong> wohne in der „Alten Schule“ auf der <strong>Ergste</strong>r Kirchstraße 11.<br />
Eines Morgens tipple ich als kleiner fünfjähriger Knirps aus Langeweile oder Neugierde etwa h<strong>und</strong>ert Schritte weiter zu dem fre<strong>und</strong>lichen Nachbarn,<br />
dem Barbier Rudolf Träger (Name geändert), der mich in seinen Salon <strong>im</strong>mer gern einlässt <strong>und</strong> zu dem ich „Onkel Rudolf“ sagen darf. Hier<br />
kann ich in Zeitschriften blättern oder ihm bei seiner Arbeit zuschauen. - Er hatte einen K<strong>und</strong>en, der ihn ohne Ausnahme an jedem Vormittag<br />
aufsuchte, um sich seinen Bart rasieren zu lassen.<br />
Es war der etwas kleingeratene, sympathische, aber korpulente <strong>und</strong> leider auch schwerhörige Gastwirt Karl Brinkmann, zu dem ich ebenfalls<br />
„Onkel“ sagen durfte. - Eines Tages so gegen zehn Uhr n<strong>im</strong>mt Onkel Karl seinen eisgrauen Rüden Männe an den Riemen <strong>und</strong> trottet mit ihm die<br />
h<strong>und</strong>ert Schritte zu Rudolfs Haarsalon, wo ich schon beinebaumelnd auf einem Stuhl sitze. Onkel Karl ist an diesem Morgen der erste einzige<br />
K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> n<strong>im</strong>mt sofort auf einem Drehstuhl Platz. Männe darf an einem „Ersatzknochen“ des Barbiers herumknabbern. Die Rasur-Prozedur<br />
verläuft zügig. Rudolf erzeugt eifrig mit einem Pinsel Seifenschaum in einer Schüssel <strong>und</strong> klatscht eine Handvoll davon gekonnt an des K<strong>und</strong>en<br />
Kinn <strong>und</strong> Wangen. Nach fachmännischen Walken <strong>und</strong> Kneten klappt der Barbier Rudolf das Rasiermesser auf <strong>und</strong> wetzt es mit geübter Eleganz<br />
auf einem Lederriemen hin <strong>und</strong> her, bis es die nötige „Bartschärfe“ erreicht hat.<br />
K<strong>und</strong>en erheblich<br />
verändert. Es wird<br />
nicht lange diskutiert:<br />
Onkel Karl<br />
bezahlt, Onkel Rudolf kassiert <strong>und</strong> Männe wartet schon an der Tür. Völlig<br />
ungeniert, die untere Gesichtshälfte mit Papierschnipseln beklebt,<br />
tritt Onkel Karl ins Freie <strong>und</strong> begibt sich auf seinen He<strong>im</strong>weg: H<strong>und</strong><br />
Männe wie gewohnt hinterher. Erschrocken am Rand stehengebliebene<br />
Menschen mögen an ein Massaker erinnert worden sein. Das interessiert<br />
den Betroffenen absolut nicht. Am nächsten Tag sind die W<strong>und</strong>en<br />
abgeheilt, die Schnipsel verschw<strong>und</strong>en, die Barthaare neu gewachsen.<br />
Und wie ich bestätigen kann: Die gleiche Prozedur „Shaving for one“<br />
wiederholte Wandtke v02 sich - 02.06.2006 auch ohne mich 10:52 - über Uhr eine lange Seite Zeit 1<br />
täglich wie<br />
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Mit dem Zartgefühl eines Kenners beginnt er dann die Rasur. Aber trotz aller Mühen gelingt<br />
dem ältlich gewordenen Barbier nicht jeder Strich. Folglich hinterlässt das Messer<br />
dann leider öfters einen blutenden Schnitt in Kinn <strong>und</strong> Wangen des zwar zuckenden, aber<br />
geduldigen K<strong>und</strong>en. „Ist nicht so schl<strong>im</strong>m, das kriegen we schon hin!“, ist Rudolfs tröstende<br />
Entgegnung. Er greift nach einer bereitgelegten Zeitung, reißt von dem unbedruckten Rand<br />
ein Stückchen Papier ab <strong>und</strong> drückt es fest auf die entstandenen Schnittw<strong>und</strong>en an Kinn <strong>und</strong><br />
Wangen des K<strong>und</strong>en Onkel Karl Bringmann - siehe da! Das Bluten hört auf <strong>und</strong> der Papierfetzen<br />
hält fest. „Nicht abreißen! Erst zu Hause!“, sagt Onkel Rudolf <strong>und</strong> setzt seine Aktion<br />
an anderen Bartregionen des K<strong>und</strong>en fort. Wie selbstverständlich <strong>und</strong> auch gewohnheitsbedingt<br />
hält Onkel Karl geduldig aus, wenn der Barbutz bei weiteren Bartblessuren diese Klebemethode<br />
beibehält - wodurch sich natürlich die Anzahl der Papierfetzen an Karls unterer<br />
Gesichtshälfte<br />
vergrößert <strong>und</strong><br />
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GWG-Quartiere prägen viele Schwerter Stadtteile<br />
Genossenschaft ist seit 115 Jahren zuständig für gutes <strong>und</strong> sicheres Wohnen von Birgit Theis<br />
Angefangen hat alles Ende des vorletzten Jahrh<strong>und</strong>erts, als in Schwerte<br />
durch die zunehmende Industrialisierung <strong>und</strong> damit Zuzug vieler Arbeitskräfte,<br />
Wohnraum Mangelware war. Mit der Gründung der Spar- <strong>und</strong><br />
Bauverein Schwerte e.G.m.b.H <strong>im</strong> Jahr 1897 wurde der Gr<strong>und</strong>stein für eine<br />
Erfolgsgeschichte gelegt.<br />
Lag der Schwerpunkt des genossenschaftlichen Wohnungsbaus in den ersten<br />
Jahrzehnten noch <strong>im</strong> Bau von Eigenhe<strong>im</strong>en, änderte sich dies nach<br />
dem 2. Weltkrieg: Jetzt stand der Mietwohnungsbau <strong>im</strong> Mittelpunkt der<br />
Geschäftstätigkeit. Mit der ersten Bilanz nach der Währungsreform <strong>im</strong><br />
Jahr 1948 konnte die Genossenschaft 13 unbebaute Gr<strong>und</strong>tücke mit etwa<br />
12.900 Quadratmetern, 18 Wohngebäude mit je zwei Wohneinheiten <strong>und</strong><br />
2 Mietwohnhäuser mit je fünf Wohnungen in Holzen ausweisen. Insgesamt<br />
46 Wohnungen bildeten damit den Gr<strong>und</strong>stock für die weitere Arbeit.<br />
Heute – fast 65 Jahre später – versorgt die GWG einige Tausend Menschen<br />
in Schwerte mit gutem <strong>und</strong> bezahlbarem Wohnraum. Mit fast 1.800 Mietwohnungen<br />
ist sie der größte Wohnungsanbieter unserer Stadt. Nach der<br />
Devise „Gut <strong>und</strong> sicher wohnen – auch <strong>im</strong> Einklang mit der Natur“ hat die<br />
Genossenschaft insbesondere in den letzten zehn Jahren große Anstrengungen<br />
<strong>im</strong> Neubau <strong>und</strong> der Modernisierung der Wohnquartiere unternommen.<br />
Mit einer Investitionssumme von etwa 75 Millionen Euro wurden<br />
die Wohngebiete zukunftsfähig gemacht. Damit ist das Unternehmen auch<br />
für unsere Region ein wichtiger <strong>Wir</strong>tschaftsfaktor. So wurden fast 600<br />
Wohnungen neu errichtet oder ganzheitlich modernisiert. Weitere 300<br />
barrierefreien Wohnungen sind dadurch entstanden. Darüber hinaus wurde<br />
das Baugebiet Alter Dortm<strong>und</strong>er Weg mit etwa 100 Einfamilienhäusern<br />
durch die Tochtergesellschaft erschlossen <strong>und</strong> bebaut.<br />
Bei all diesen Maßnahmen legt die GWG besonderen Wert auf die ökologische<br />
Ausstattung der Bauvorhaben. Der Einsatz von Solarkollektoren<br />
<strong>und</strong> von Biomasse für die Versorgung der Wohnungen mit Wärme- <strong>und</strong><br />
Warmwasser ist Standard. Etwa 600 Wohnungen werden bereits mit Holzhackschnitzel<br />
oder Holzpellets beheizt <strong>und</strong> mit Warmwasser versorgt. Darüber hinaus hat die Genossenschaft seit Jahren zwei Blockheizkraftwerken<br />
in Betrieb, die nicht nur die angeschlossenen Wohngebiet beheizen, sondern auch Strom in das örtliche Netz einspeisen.<br />
Durch weitere moderne Energie- <strong>und</strong> CO2-sparende Heizungsanlagen <strong>und</strong> opt<strong>im</strong>aler Wärmedämmung der Gebäude werden Energiekosten<br />
für die GWG-Mieter eingespart, ohne dass auf Behaglichkeit verzichtet werden muss. Umfassende Flächenentsiegelung <strong>und</strong> der<br />
Einbau von Regenwasserzisternen, die die Toilettenspülungen der Mieter versorgen werden jedes Jahr etwa 50.000 Euro an Gebühren<br />
eingespart. Auch dies ist ein großer Nutzen für die Genossenschaftsmieter. „Diese ökologische Ausrichtung ist für uns nicht neu“, so<br />
GWG-Vorstand Jürgen Tekhaus. „<strong>Wir</strong> haben schon in den 70er Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts auf den Einsatz von Pestiziden bei der<br />
Pflege der Außenanlagen verzichtet. Damals wurden wir noch von den meisten belächelt.“ Attraktive <strong>und</strong> naturnahe Außenanlagen gehörten<br />
<strong>im</strong>mer <strong>zum</strong> Wohnkonzept. Die Anlage von Mietergärten für die Erdgeschosswohnungen ist seit vielen Jahren üblich. Hier haben<br />
sich in Laufe der Zeit grüne Oasen entwickelt, die mit viel Liebe von den Nutzern bepflanzt <strong>und</strong> gestaltet werden. Darüber hinaus wurden<br />
in den letzten Jahren etwa 2,5 Kilometer Hecken <strong>und</strong> über 70 Bäume gepflanzt, etwa 60 Nistkästen für Mauersegler wurden extra<br />
angefertigt <strong>und</strong> an den Häusern der Schützenstraße <strong>und</strong> Bruchstraße installiert. Durch Verzicht auf große, kahle Rasenflächen, aber<br />
durch Anlage von Natursteinmauern <strong>und</strong> abwechslungsreicher Bepflanzung, blühen fast das ganze Jahr über Sträucher <strong>und</strong> Blumen in<br />
den Wohngebieten. Insbesondere für Insekten <strong>und</strong> Kleinstlebewesen ist das ein w<strong>und</strong>erbarer Lebensraum. Extra angelegte Totholzstapel<br />
auf den großen Ausgleichsflächen bieten <strong>zum</strong> Beispiel geschützten Raum für Igel. Die Verantwortlichen bei der GWG sehen in der<br />
konsequenten Umsetzung der ökologischen Komponenten ein unbedingtes Muss. Der Einsatz von Biomasse <strong>und</strong> anderer regenerativer<br />
Energien gehört <strong>zum</strong> Unternehmenskonzept. Die ist auch <strong>im</strong> Unternehmensleitbild festgeschrieben.<br />
Jedes Bauprojekt wird gründlich auf den Einsatz dieser Energien <strong>und</strong> deren <strong>Wir</strong>tschaftlichkeit untersucht. Hierzu sind die beauftragten<br />
Architekten <strong>und</strong> Ingenieure aufgefordert, die sinnvollste, zukunftsfähige <strong>und</strong> wirtschaftliche Technik <strong>und</strong> den wirtschaftlichsten <strong>und</strong><br />
effizientesten Energieträger einzusetzen. Ziel war <strong>und</strong> ist natürlich die Senkung der Nebenkosten für die GWG-Mieter <strong>und</strong> damit eine<br />
bessere Vermietbarkeit der Wohnungen, aber auch die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen <strong>und</strong> damit die Reduzierung des CO2-<br />
Ausstosses.<br />
In diesem Jahr kann die GWG nun auf 115 Jahre Wohnungsbau <strong>und</strong> Vermietung in <strong>und</strong> für Schwerte zurück blicken. „In dieser Zeit<br />
haben wir die Stadt <strong>und</strong> den Städtebau entscheidend mitgeprägt“, stellt Jürgen Tekhaus fest <strong>und</strong> darauf ist er als „Schwerter Junge“<br />
sicherlich auch ein wenig stolz.
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Impressionen aus dem <strong>Ruhrtal</strong><br />
von Manuela Schwerte<br />
„dass wir uns <strong>hier</strong> in diesem taL<br />
noch treffen so vieL h<strong>und</strong>ertmaL,<br />
Gott maG es schenKen,<br />
Gott maG es LenKen,<br />
er hat die Gnad“.<br />
anton wiLheLm fLorentin von ZuccaLmaGLio<br />
Diese eingehende Volksweise, von unendlich vielen jugendlichen Wanderern oft am Lagerfeuer<br />
gesungen, stammt von ANTON WILHELM VON ZUCCALMAGLIO. Er dichtete <strong>und</strong> komponierte die<br />
Weise in unserer Nachbarschaft, 12 km von <strong>Ergste</strong> in Nachrodt an der Lenne, wo er in der Familie<br />
des Unternehmers Loebbecke als Erzieher tätig war.<br />
<strong>Wir</strong> nehmen die Titelzeile als Motto für eine Serie von Fotographien aus dem <strong>Ruhrtal</strong>, um Interessierten<br />
eine St<strong>im</strong>mung dieses schönen Teils unserer He<strong>im</strong>at zu bieten.<br />
Hövelmann
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Der Mai<br />
von Hartmut Wagner<br />
Der Mai tanzt <strong>im</strong> Garten! Der Mai tanzt <strong>im</strong> Garten!<br />
Die Blumen wollen nicht länger warten!<br />
Der Wind biegt sanft den Pflaumenbaum.<br />
Vermeinnicht schürzt verschämt seinen Saum.<br />
Mairegen strömt so leise <strong>und</strong> warm.<br />
Schaumkraut schmiegt sich in Löwenzahns Arm.<br />
Witwer Schwarzdrossel trällert zärtliche Weisen.<br />
Flieder duftet <strong>und</strong> hüpft in Kreisen.<br />
Clematissterne leuchten Glut:<br />
„Na Kletterrosen, habt ihr Mut?“<br />
Dicke Hummeln brummen täppisch <strong>und</strong> schwer.<br />
Grelle Tulpen lockten sie <strong>hier</strong>her.<br />
Grün protzt Rhabarber ungestüm.<br />
Rhododendron säuselt:“Welch hübsches Kostüm!“<br />
Weiß rieselt Apfelblütenschnee,<br />
umgaukelt verliebt die Marmorfee.<br />
Den Teich kräuseln mutwillig Dauerwellen.<br />
Er träumt von munteren Libellen.<br />
Der Mai tanzt <strong>im</strong> Garten! Der Mai tanzt <strong>im</strong> Garten!<br />
Die Blumen wollen nicht länger warten.<br />
Die Schutzhütte<br />
von Karl-Heinz Mertens<br />
O He<strong>im</strong>at wie bist du schön<br />
mit deinen Tälern<br />
deinen lieblichen Höhn!<br />
die Hüttn soll ein Schmuckstück sein,<br />
drum halts recht sauber <strong>und</strong> auch rein<br />
Gefällts euch <strong>hier</strong>, so sagt es andern,<br />
nach <strong>Ergste</strong> solln sie auch mal wandern.<br />
Die Hütte befindet sich auf denm Höhenweg (A4) von<br />
<strong>Ergste</strong> mit Blick auf das <strong>Ruhrtal</strong> <strong>und</strong> der Autobahn (A45)<br />
Auf dem Knapp<br />
Hugenhof<br />
Blick ins <strong>Ruhrtal</strong><br />
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An der Schützengräfte<br />
Wie schon in Heft 9 bei der Straße „Alte Freiheit“ zu lesen war, erhielten die Westhofener 1324 durch den damaligen Landesherren Graf Engelbert<br />
II. gewisse Privilegien. Eines dieser Rechte war, sie durften ihren Ort befestigen <strong>und</strong> selbst verteidigen. Die Befestigung bestand u.a. darin<br />
durch Anlegen eines ausgehobenen Grabens <strong>und</strong> einer Wallhecke mit 5 Stadttoren. Der Graben war <strong>zum</strong> Teil mit Wasser gefüllt, also eine so genannte<br />
„Gräfte“. Die Gemeinde verpachtete Teile dieses Grabens <strong>und</strong> kassierte dafür einen Zins. Aber nicht nur die Gemeinde bekam Geld aus der<br />
Verpachtung, sondern in dem alten Schützenbuch von 1710 können wir lesen: „Nachdem wegen geschehenen Außbotte (Säubern) des Schützengrabens<br />
an der Westenpforte hieselbst gelegen, so allert Sein viele lange Jahren, jahrlichs von 12 st. ( 1) pfachtwiese untergehabt. So hat<br />
sich Albert Seidler <strong>und</strong> dessen Schwester Anna Sybille dahin erklähret nichen mehro darab der lobl. Schützen compagnie von gnt. Graben alle<br />
jahr auf pfingst Dienstag Zum pfacht quanto Vierzig stbr. zu bezahlen emfür dan auch der Zuschlag denselben <strong>und</strong> dessen Schwester gescheh.<br />
Geschen Westhofen in dato wie oben. (May 1744) Also bekamen<br />
auch die Schützen Geld für den Graben. Diese Befestigungsanlage<br />
hatte lange Bestand, verlor aber mit der Zeit <strong>im</strong>mer mehr an Bedeutung.<br />
Von den 5 Stadttoren die es damals gab, zeugen heute noch<br />
die 3 Nachbarschaften be<strong>im</strong> Sup Peiter. Westentor = Westeneicken,<br />
Ostentor = Ostenpote. Südtor = Niederste.<br />
Da man nach der Kommunalen Neuordnung 1974-1975 einen neuen<br />
Namen für den Straßenzug suchte, erinnerte man sich an diesen<br />
historischen Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> gab der Straße den Namen<br />
„An der Schützengräfte“<br />
32<br />
Über die Herkunft <strong>und</strong> Bedeutung unserer<br />
heutigen Straßennamen von Lothar Meißgeier
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Jürgen Velthaus Straße<br />
Jürgen Velthaus lebte etwa von 1565 bis 1640. Die Familie Velthaus<br />
ist <strong>im</strong> Schatzbuch der Grafschaft Mark bereits 1486 in Westhofen<br />
nachgewiesen. (Derick Velthus) Der Besitzer des „Velthusen Hofes“ war<br />
gleichzeitig der Hofesrichter des Reichshofs Westhofen. Er war damit<br />
der höchste Beamte dem auch der Bürgermeister unterstand. Über das<br />
Leben des Jürgen Velthaus ist recht wenig bekannt. Sein Vater Humbert<br />
war bis 1557 Besitzer des Hofes in Westhofen, wurde aber dann<br />
als Pfarrer nach Berchum abberufen. Hier tat er bis zu seinem Tod<br />
1581 seinen Dienst. Der Bruder des Jürgen bekam wegen Abberufung<br />
des Vaters nach Berchum den Hof in Westhofen. Jürgen selbst ist in<br />
Berchum aufgewachsen. Er erhielt aber von seinem Vater später das<br />
Hofessiegel, Hofesbuch <strong>und</strong> viele Protokolle <strong>und</strong> Urk<strong>und</strong>en, die für<br />
seine späteren Aufzeichnungen von großer Wichtigkeit wurden. Nach<br />
dem Tod des Vaters <strong>und</strong> der Rückkehr nach Westhofen hat er versucht<br />
sich als Erbe des Hofes <strong>und</strong> damit in den Besitz zu setzen. Es ist ihm<br />
aber nicht gelungen. Jürgen Velthaus tritt später nochmal als Küster<br />
zu Syburg in Erscheinung.<br />
Den Aufzeichnungen des Jürgen Velthaus ist es zu verdanken, dass wir<br />
überhaupt noch etwas über das Hofesrecht, die Privilegien <strong>und</strong> dem<br />
Grenzverlauf der Freiheit wissen.<br />
Leider sind die Original<br />
Aufzeichnungen <strong>und</strong><br />
die meisten Urk<strong>und</strong>en<br />
nicht mehr vorhanden.<br />
Sie befanden sich zu<br />
damaliger Zeit <strong>im</strong> Besitz<br />
des Johann Diedrich<br />
von Steinen. Er<br />
war Pfarrer in Frömern<br />
<strong>und</strong> hatte aus ganz<br />
Westfalen Urk<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Aufzeichnungen<br />
gesammelt um sie für<br />
seine ca. 6000 Seiten<br />
starke „Westfälische<br />
Geschichte“ zu verwerten.<br />
Diese gesammelten<br />
Dokumente wurden<br />
leider alle ein Raub<br />
der Flammen, weil am<br />
26.09.1761 – während<br />
des 7-jährigen Krieges<br />
die Franzosen nach ihrer<br />
verlorenen Schlacht bei Vellinghausen<br />
unter Leitung ihres Marschalls Soubise,<br />
Frömern mit samt der Kirche einäscherten<br />
<strong>und</strong> so alle gesammelten Unterlagen<br />
aus Westfalen für <strong>im</strong>mer verloren waren.<br />
Da von Steinen sich in seiner „Westfälischen<br />
Geschichte“ sehr häufig auf die<br />
Aufzeichnungen des Jürgen Velthaus<br />
beruft, können wir mit Fug <strong>und</strong> Recht<br />
sagen: „Jürgen Velthaus war der erste<br />
bedeutende Chronist von Westhofen“<br />
Bei der Namensgebung spielte die Kommunale<br />
Neuordnung 1974 – 1975 wie<br />
bei der „Reichshofstraße,“ der „Alten<br />
Freiheit“, „An der Schützengräfte“ <strong>und</strong><br />
vielen anderen eine Rolle. Weil es durch<br />
den Zusammenschluss in der neuen Stadt<br />
Schwerte Straßen gleichen Namens gab,<br />
wurde aus der Rosenstraße die „Jürgen<br />
Velthaus Straße.“<br />
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38<br />
Der Bierhof in <strong>Ergste</strong><br />
von Roswitha Bliese<br />
Diese Geschichte des Bierhofs beruht auf einer umfangreichen unveröffentlichten Dokumentation aus den 1950-iger Jahren von<br />
Prof. Otto Bierhoff. Otto Bierhoff hat sehr viele Quellen angegeben, die den Rahmen dieser Veröffentlichung sprengen würden.<br />
Vom Bierhof lesen wir <strong>zum</strong> ersten Mal in zwei Güterverzeichnissen<br />
des Klosters Meschede. Dem Kloster gehörten r<strong>und</strong> 350, zu Höfeverbänden<br />
(Villikationen) zusammengeschlossene Güter. Der Bierhof<br />
war einer der wenigen Einzelhöfe, der fern der Zentrale weit nach<br />
Westen vorgeschoben war. Diese Lage, sowie die rechtsunsichere<br />
<strong>und</strong> raublustige Zeit mag den Vasallen auf diesem Hof mit Unabhängigkeitsgelüsten<br />
erfüllt haben. Diese Güterverzeichnisse aus der<br />
ersten Hälfte des 14. Jh., sie wurden wahrscheinlich zwischen 1310<br />
<strong>und</strong> 1317 begonnen <strong>und</strong> ergänzt, beruhen wohl auf älteren Notizen,<br />
denn die Gründung des Klosters wird der Zeit von 850 – 875<br />
zugeschrieben. Der Entstehungszeitraum kann deswegen auf diese<br />
Jahre festgelegt werden, weil 1310 wegen der in diesem Jahr „aus<br />
Gründen moralischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Verwahrlosung erfolgten<br />
Auflösung“ des Frauen-Stifts <strong>und</strong> dessen Überleitung in die ordnenden<br />
Hände von Kanonikern; 1317, weil eine Stiftsurk<strong>und</strong>e aus diesem<br />
Jahr den schon in den Verzeichnissen enthaltenen Bierhof als<br />
„verloren gegangen“ <strong>und</strong> wieder aufgef<strong>und</strong>enen Besitz behandelt.<br />
Die Eintragung <strong>im</strong> zweitältesten Register sagt, dass vom Oberhof<br />
Bierhof jährlich 3 Malter Weizen, Arnsberger Maßes, am Tage Maria<br />
Reinigung (Lichtmeß, 2. Februar) zu entrichten sind: „Item in Ergest<br />
de curte dicta Beyrhof tria maldra tritici mensure Ansbergensis die<br />
puri-ficationis beate mar. Vig.“<br />
Ein drittes Verzeichnis, es wurde <strong>im</strong> Archiv des Propstes aufbewahrt,<br />
aus der 2. Hälfte des 14. Jh. führt den vorstehenden Wortlaut etwas<br />
geändert auf <strong>und</strong> mit dem Zusatz „locatio praepositi“ – „Verpachtung<br />
des Propstes“. Da seit der Aufteilung 1347 des Klosterbesitzes<br />
in Propst- <strong>und</strong> Kapitelgut dem Propst die Einkünfte zukamen. Diese<br />
„Pacht“ setzt sich zusammen aus der Jahresrente, dem Gewinngeld<br />
bei Neuvergabe <strong>und</strong> der Gebühr für die Belehnung.<br />
Diese Pacht wird nur ein Bruchteil der wahrscheinlich sehr niedrigen<br />
Jahresrente gewesen sein, die der Ministeriale des Oberhofes <strong>Ergste</strong><br />
einst insgesamt seiner ehemaligen Gr<strong>und</strong>herrin, der Abtei Siegburg,<br />
gemalt von einem russischen Zwangsarbeiter<br />
schuldig war. An der Zahlung dieser Gesamtrente waren bis 1300<br />
wenigsten drei Linien des Geschlechtes von <strong>Ergste</strong> beteiligt, zu der<br />
<strong>hier</strong> in Frage kommenden Zeit sind es noch zwei, Godert <strong>und</strong> Dietrich<br />
von <strong>Ergste</strong>.<br />
1460 taucht für den Bierhof der Begriff „curtis (in) Ergesthe“ auf, er<br />
ist Oberhof eines Höfeverbandes in <strong>Ergste</strong>.<br />
Der Oberhof wird vor Mitte des 13. Jh. aus dem Besitz der Abtei<br />
Siegburg, der er seit 1096 angehört hatte, an Ludwig, einen Grafen<br />
von Arnsberg (gnt. 1261 – 1313) gekommen sein. Bei der Auflösung<br />
des Hofesverbandes Ende des 13. Jh. wird Ludwig den größeren Teil<br />
dem Grafen Eberhard von der Mark, den Bierhof aber dem Kloster<br />
Meschede übertragen haben.<br />
Warum diesem Kloster? Das Kloster war eine Stifung seines Hauses<br />
Werl – Arnsberg. Es unterstand seiner Schutzvogtei <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Mitglieder der Grafenfamilie hatten dort Unterkunft <strong>und</strong> reiche Einnahmen.<br />
Nach dem Dienstmannenrecht der damaligen Zeit konnte ein Ministerialer<br />
allein oder mit seinen Güter einem anderen Herren übereignet<br />
werden. Auf diese Weise hat 1298 Ludwig von Arnsberg vermutlich<br />
in Verbindung mit dem Besitzwechsel, vier <strong>Ergste</strong>r Ministerialen<br />
(Geschwister) dem Grafen Eberhard von der Mark ausgetauscht. Von<br />
den verbliebenen Verwandten hatten Godert von <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> sein<br />
Sohn Hugo ein <strong>Ergste</strong>r Gut nebst einem Kotten von den Rechtsnachfolgern<br />
der Herren auf Ardey (gnt. 1330 –1335), zu Mannlehen.<br />
Dietrich von <strong>Ergste</strong>, der nicht lange vor 1317 gestorben ist, dagegen<br />
saß als Lehnsmann des Kosters Meschede auf dem Bierhof.<br />
Dietrich handelte wie viele andere Lehnsmannen auch, er nutzte die<br />
nächlässige Klosterwirtschaft <strong>und</strong> die Lage seines Hofes aus. Zwischen<br />
<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> Meschede lag der weglose Urwald des Lürwaldes<br />
– Meschede war für ihn fern. Durch den Verfall des Klosters <strong>und</strong> die
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<strong>im</strong>mer größer werdende Unordnung in den äußeren Angelegenheiten<br />
des Stiftes war ihm das leicht gemacht worden.<br />
Dietrich von <strong>Ergste</strong> wird erst einmal durch „Minderung“, später<br />
durch völlige Unterlassung der Zahlung der Jahresrente versucht<br />
haben, die Zugehörigkeit seines Hofes <strong>zum</strong> Koster Meschede in Vergessenheit<br />
geraten zu lassen. Er wird sicher einige Jahre von dieser<br />
Haltung profitiert haben, vielleicht nach seinem Tod auch seine<br />
Witwe noch. Aber, da schon zur Zeit der Äbtissin Agnes (+ 1306)<br />
dem Stift Güter geraubt wurden, beauftrage der Erzbischof von Köln<br />
Heinrich nach ihrem Tod den Bruder des Grafen Ludwig, den Utrechter<br />
Kanonikus Johann von Arnsberg, mit der Zwangsverwaltung des<br />
Stiftes <strong>und</strong> der Rückholung der verlorenen Güter <strong>und</strong> Rechte. Der<br />
Kanonikus hat diese Aufgabe scheinbar nicht ausgeführt, denn nach<br />
der Umwandlung des Damenstiftes in ein Männerkloster (1310) hat<br />
der Erzbischof durch den apostolischen Stuhl einen anderen Delegierten<br />
für „die Wiederbeschaffung der Güter, die dem Kloster Meschede<br />
entzogen waren“, bestellt, Heidenreich Torck, Kantor am St.<br />
Patroklusstift zu Soest, sollte nun diese Aufgabe lösen.<br />
Belegt wird dies durch das Pergament (Staatsarchiv Münster. Stift<br />
Meschede, Urk. 28.) vom 13.08.1317 in dem es zusammengefasst<br />
heißt: Heidenreich Torck bek<strong>und</strong>et die Beilegung eines Streites zwischen<br />
der Witwe des Dietrich von <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> dem Stift Meschede<br />
wegen der diesem entzogenen Abgaben.<br />
Dietrich von <strong>Ergste</strong> wird ein Nachkomme der 1173 erwähnten Kirchenministerialen<br />
von <strong>Ergste</strong> gewesen sein, die auf mehreren Höfen<br />
des Dorfes Egste saßen. Die Kirche behandelte die Witwe entgegen<br />
Foto: Privat<br />
den Erwartungen sehr milde, sie wurde nur zur Zahlung der Rente in<br />
alter Höhe verpflichtet. Der Richterspruch lautet, aus dem Lateinischen<br />
übertragen: „<strong>Wir</strong> Heidenreich, Kantor der Soester Kirche <strong>und</strong><br />
delgierter Richter des apostolischen Stuhles für die Rückgewinnung<br />
der dem Stift Meschede entzogenen Güter, tun allen die diese Urk<strong>und</strong>e<br />
lesen <strong>und</strong> hören, k<strong>und</strong> <strong>und</strong> erklären öffentlich: Als die ehrwürdigen<br />
Männer, Propst, Dekan <strong>und</strong> Kapitel des genannten Stiftes<br />
Meschede, die Witwe des Theoderici de Ergest <strong>und</strong> ihre Erben über<br />
Leistungen aus der Curtis zu <strong>Ergste</strong>, die dem erwähnten Mescheder<br />
Stift entfremdet <strong>und</strong> entzogen waren, kraft delegierter Befugnis vor<br />
uns in einen Prozeß gezogen hatten, bekannten schließlich die erwähnte<br />
Witwe <strong>und</strong> ihre Erben öffentlich vor uns <strong>im</strong> Gericht, das<br />
sie ihrem Rechtstitel nicht trauten, indem sie dem Streit freiwillig<br />
entsagten, daß sie den genannten Herren, Probst, Dekan <strong>und</strong> Kapitel,<br />
für alle Zukunft jährlich von dem genannten Hofe in <strong>Ergste</strong> 3<br />
Malter Weizen Arnsberger Maßes zahlen werden <strong>und</strong> diese Zahlung<br />
in Zukunft niemals mindern könnten. Zum Zeugnis dessen haben wir<br />
geglaubt, unser Siegel dieser Urk<strong>und</strong> anhängen zu müssen.<br />
Geschehen <strong>und</strong> gegeben <strong>im</strong> Jahr 1317 am Tage nach Mariae H<strong>im</strong>melfahrt<br />
in Gegenwart der Ritter Everhard von Meiningsen <strong>und</strong><br />
Erenfried von Bredenohl, des Vikars Albert in Soest, des Engelbert<br />
von Hegenscheid, der Brüder Bernhard <strong>und</strong> Hermann Nase, des Hermann<br />
Schreiber <strong>und</strong> an derer glaubwüdiger Leute.“<br />
Rückseite: „In Ergst curtis beirhoff. Num. P(ri)mo. 1317 Cap(i)t(ulu)<br />
m.“ Diese auf der Rückseite der Urk<strong>und</strong>e von verschiedenen Schreibern<br />
nachträglich <strong>und</strong> zu verschiedenen Zeiten angebrachte Bezeichnung<br />
ist vielsagender als es vorgründig aussehen mag.<br />
Da ist zunächst der Name des Hofes, der <strong>im</strong> Haupttext nicht erscheint.<br />
Auch ohne die Beschriftung auf der Rückseite ist ein Irrtum<br />
ausgeschlossen, denn das Stift besaß außer dem Bierhof keinen anderen<br />
Hof in <strong>Ergste</strong> oder der Umgebung. Die Beschriftung soll wohl<br />
nur das schnellere Auffinden der Urk<strong>und</strong>e erleichtern, denn noch<br />
eine Urk<strong>und</strong>e ist mit dem gleichen Vermerk versehen, das Revers<br />
des Dietrich von der Recke über seine Belehnung mit dem Hofe <strong>im</strong><br />
Jahre 1431 (Urk.Nr. 141). Interessant vom wirtschaftsgeschichtlichn<br />
Standpunkt ist <strong>hier</strong>, dass die Rente jetzt nicht mehr in Naturalien<br />
gefordert wird, sondern es sind 3 rheinische Gulden zu zahlen, 1460<br />
werden wieder 3 Malter Weizen (zu der Zeit <strong>hier</strong> eine selten angebaut<br />
Frucht) gefordert.<br />
Nun zu den Zeugen des Schiedsspruches von Soest. Sie sind nach<br />
Rang <strong>und</strong> Stand aufgeführt, die Ritter, der Geistliche Vikar Albert,<br />
dann die Ministerialen, Bredenohl, Hegenscheid <strong>und</strong> die Brüder Nase,<br />
sie werden die Witwe auf ihrem Ritt nach Soest zu ihrem Schutz <strong>und</strong><br />
als Fürsprecher begleitet haben. Sie hatten alle nicht weit von <strong>Ergste</strong><br />
ihren Sitz, sodass durchaus auch verwandtschaftliche Beziehungen<br />
zu den von <strong>Ergste</strong> bestanden haben können. Die von Bredenohl<br />
hausen zwischen Hemer <strong>und</strong> Menden auf ihrer Burg an der Ose, das<br />
Haus Engelbert von Hegenscheids war unweit Schwerte, außerdem<br />
besaß er Land in Garenfeld <strong>und</strong> führte mit den von <strong>Ergste</strong> das gleiche<br />
Wappenbild (die drei Blätter des Hülsenbusches). Bernhard Nase<br />
finden wir 1332 auf „Strikes hus to Hegheninchusen“ (Hengsen). Er<br />
gehörte zusammen mit Godert von <strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> dessen Sohn Hugo zu<br />
den Lehnsmannen des Heinrich von Hardenberg.<br />
Nun noch etwas zu den „Erben“ der Witwe. Sie waren in Soest anwesend,<br />
denn die Witwe <strong>und</strong> ihre Erben hatten „vor uns <strong>im</strong> Gericht“<br />
ihr Bekenntnis gegeben. Hier n<strong>im</strong>mt Otto Bierhof folgendes an:“Da<br />
keine „von <strong>Ergste</strong>“ genannt sind, werden sie sich hinter den am<br />
Schluss der Urk<strong>und</strong>e aufgeführten Personen verbergen, deren Aufzählung<br />
beginnt mit „in Gegenwart von...“, die aber nicht als Zeugen<br />
bezeichnet sind. So könnten die Brüder Nase, deren Name zweifellos<br />
als Spottname ihren Geschlechtsnamen verdrängt hat, Söhne oder<br />
Brüder des Dietrich von <strong>Ergste</strong>, auch mit den übrigen Ministerialen,<br />
alle oder teilweise, dessen Schwiegersöhne oder sonstwie geartete,<br />
erbberechtigte Blutsverwandte sein. Das die anderen <strong>im</strong> 14. Jh. in<br />
<strong>Ergste</strong> noch lebenden Herren von <strong>Ergste</strong>, die <strong>hier</strong> mit Gütern belehnt<br />
<strong>und</strong> sehr wahrscheinlich auch ansässig waren, als Erben in Betracht<br />
zu ziehen seien, ist nicht ersichtlich. Da diese Herren sich in verschiedenen<br />
Lehnsverbänden befinden, lassen ihre Güter sich zwar<br />
besitzrechtlich von dem Biefhofe unterscheiden, deren Erbrechte an<br />
diesem aber nicht erkennen. „<br />
Bierhoff vermutet weiter, dass die Witwe vielleicht einen Sohn mit<br />
Namen Diethard hatte <strong>und</strong> dieser der letzte männliche Spross diese<br />
Zweiges der von <strong>Ergste</strong> gewesen ist. 60 Jahre nach dem Gericht von<br />
Soest besitzt den Bierhof Frederwyne van Weyschede. Dieses verkauft<br />
am 09.06.1381 Hinrich Bosevord, einem Hogreven (Gaugrafen)<br />
zu L<strong>im</strong>burg, seinem Brudersohn Rotgher „den beyrhof die ghe-<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
40<br />
leghen ys to eryeste in deme dorpe“. Gerichtsleute: Dyderik lurman,<br />
lambert dey wollef, Johan lobemann, albert poleken.<br />
Rotger van Weyschedes Vater wird Hermann gewesen sein, seine<br />
Mutter Elseke lebte noch 1403. Von Rotger nur so viel, 1385 wird<br />
er mit dem Crevethof in Aplerbeck durch den erzbischöflichen Offizial<br />
in Werl belehnt, 1404 als Knappe bezeichnet, 1429 Freischöffe<br />
am L<strong>im</strong>burger Vemegericht, das den Herzog Heinrich von Bayern in<br />
die he<strong>im</strong>liche Acht erklärte. Das heißt, er stand <strong>im</strong> Vasallendienst<br />
des Propstes zu Menschede <strong>und</strong> des Kölner Erzbischofs. Einige Zeit<br />
nach seinem Auftreten als Freischöffe hat Rotger von Weischede<br />
das <strong>Ergste</strong>r Lehen, den Bierhof, zurückgegeben, denn am 12. 11.<br />
1431 stellt Dyderich van der Reke (Recke), ein Ritter, dem Probst zu<br />
Meschede den Lehnsrevers (Gegenbrief) über seine Belehnung mit<br />
dem Bierhof aus. Dieser Brief diente als Bestätigung des Lehnsmannes<br />
über den Empfang des Lehns. Es werden, wie <strong>im</strong> Lehnsbrief die<br />
Gesamtleistung <strong>und</strong> die Einteilung in Einzelleistungen festgehalten.<br />
Hier sind es folgende Verpflichtungen:<br />
1. 3 Gulden an das Stifskapitel <strong>und</strong> seinen Vorsteher, den Dekan, als<br />
Gewinngeld.<br />
2. 3 Gulden jährlich an das Kapitel als „Schuld“, das ist die zu leistende<br />
Jahresrente, 1317 wird sie „pensio“ genannt, für die Nutznießung<br />
des Hofes.<br />
3. 3 Gulden an den Propst für die Investiture (Belehnung), dieses<br />
Recht steht ihm seit 1347 zu.<br />
Die Schuld ist jährlich fällig, die anderen Beträge nur bei den entsprechenden<br />
Anlässen. Die Belehnungsgebühr wird bei jeder Lehnserneuerung<br />
die durch das Ableben eines der Partner entsteht fällig.<br />
Der Gewinn ist zu zahlen, wenn der Hof von einem Nachfolger <strong>im</strong><br />
Lehn neu gewonnen werden musste. Dietrich von der Recke war<br />
Stuhlherr seines als Freistuhl zu Villigst berühmt gewordenen „Freistuhls<br />
vor Schwerte“, 1429 als Freischöffe <strong>und</strong> Fürsprecher des<br />
Klägers maßgeblich an der Vervemung des Herzogs Heinrich von<br />
Bayern vor dem L<strong>im</strong>burger Schlossstuhl „am stote“ beteilligt <strong>und</strong><br />
der einzige Ritter neben 18 adeligen <strong>und</strong> 22 bürgerlichen freibäuerlichen<br />
Schöffen. In dem „Umstand“ diese Gerichts sieht man auch<br />
Rotger van Weyschede, seit 1381 Dietrichs Lehnsvorgänger auf dem<br />
Bierhof. Sein fortgeschrittenes Alter von (1431) etwa 70 Jahren lässt<br />
vermuten, dass er Dietrich den Hof vor dessen Belehnung verkauft<br />
hat, denn auf dieselbe Weise hatte Rotger ihn 1381 von seinem Onkel<br />
Frederwyne van Weyschede in Besitz genommen. Da es Regel<br />
war, in diesem Falle dem Lehnsherrn einen Nachfolger zu präsentieren,<br />
so mag Dietrich von Rotger, nicht zuletzt auch eingedenk<br />
ihrer fre<strong>und</strong>nachbarlichen Beziehungen, dem Probst zugleich mit<br />
dem Verkauf vorgeschlagen worden sein. Was geschah mit Dietrichs<br />
Lehen? Die großen ererbten – Haus Villigst mit dem Freistuhl <strong>und</strong><br />
Halingen – wurden als verfallen eingezogen, das<br />
Schicksal der kleinen privaten ist unbekannt. Wollten<br />
die Erben den Bierhof haben, hat der Vorm<strong>und</strong><br />
ihn für eines seiner Mündel neu gewonnen „binnen<br />
Jahr <strong>und</strong> Tag“ um dessen He<strong>im</strong>fall an das Stift zu<br />
verhindern? Oder hat Graf Gerhard den Hof von der<br />
Witwe deren Güter <strong>und</strong> Höfe er als Fre<strong>und</strong> Dietrichs<br />
1435 in seinen „Schutz“ nahm, käuflich oder<br />
sonstwie erworben? Kur<strong>zum</strong>: 15 Jahre nach Dietrichs<br />
<strong>und</strong> kurz vor seinem eigenen Tode (1461) sehen<br />
wir Gerhard gegenüber dem Mescheder Propst<br />
einen best<strong>im</strong>menden Einfluss auf die Verlehnung<br />
des Hofes nehmen <strong>und</strong> 1501 seinen Enkel, Evert<br />
(II) von der Mark auf Villigst in dessen Besitz. Ein<br />
unscheinbarer, vergilbter Papierstreifen in einem<br />
Lehnsgüter- <strong>und</strong> Vasallenverzeichnis des Stiftes Meschede trägt von<br />
einer Hand des frühen 18. Jh. den lakonischen Vermerk: „NB. Ergist<br />
zu Villigst, beierhoffes genannt.“ Dies ist das bisher einzige Zeugnis<br />
<strong>im</strong> klösterlichen Schrifttum über das endgültige Ausscheiden Hofes<br />
aus dem Stiftsverbande. Machen wir einen Sprung aus dem kleinen<br />
<strong>Ergste</strong> in die „große Welt“, die für Dietrich <strong>und</strong> seine Adelsgenossen<br />
aus Europa bestand. 1431 zur Zeit, als Dietrich seine Belehnung<br />
mit dem Bierhof erhält wird in Rouen auf dem Scheiterhaufen das<br />
Bauernmädchen Jeanne d`Arc, die „Jungfrau von Orléans“, als Hexe<br />
verbrannt.<br />
Doch zurück <strong>zum</strong> Bierhof. – Gerhard von der Mark, der die unmündigen<br />
Kinder des Dietrich von der Recke <strong>und</strong> Ihr Erbe, Güter <strong>und</strong><br />
Höfe, in seinen „Schutz“ nahm (1435) wird großes Interesse am<br />
Bierhof gehabt haben, grenzte er doch an seine Erbgüter in <strong>Ergste</strong>.<br />
Es kann nicht nachgewiesen werden, dass es um die Neubelehnung<br />
binnen Jahr <strong>und</strong> Tag für die Kinder nachgesucht hat. Erst um 1460<br />
wird Johann Beygeken, Gerhards einstiger Kämmerer, vom Propst<br />
zu Meschede mit dem Bierhof belehnt, - gut Ding will Weile haben.<br />
Diese Belehnung erfolgte ausdrücklich „auf Bitten (ob rogatum)<br />
dieses Grafen“, was nahelegt, das Gerhard in irgend einer Form<br />
Einfluss genommen hat. In zwei späteren Nachrichten wird indirekt<br />
bestätigt, dass der Bierhof aus der Güterkammer des Klosters ausgeschieden<br />
ist, 1480 <strong>und</strong> 1519. Gerhard, er starb am 12. 09. 1461, wird<br />
nirgendwo als Besitzer des Bierhofes nachgeweisen, aber 1501 ist es<br />
sein illegit<strong>im</strong>er Sohn Evert (gnt. 1449 – 1520). Er ist der Gründer des<br />
Geschlechtes der Herren von der Mark auf Haus Villigst, das er mit<br />
den <strong>Ergste</strong>r Gütern 1461 erbte. Über mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte gehörte<br />
der Bierhof jetzt <strong>zum</strong> Hause Villigst, d.h. den Herren von der Mark<br />
<strong>und</strong> ihren Rechtsnachfolgern, den Herren von Elverfeldt (seit 1743).<br />
Fast zur gleichen Zeit wie Gerhard von der Mark hat der Bauer auf<br />
dem Bierhofe, Hannes Lürmann „das Zeitliche mit dem Ewigen verwechselt“.<br />
– <strong>Wir</strong> erinnern uns, 1381 beginnt die Zeugenreihe mit<br />
Dietrich Lürmann. Das er an erster Stelle steht, lässt vermuten, dass<br />
er der freie Bauer auf dem Bierhof war, außerdem war er der zweite<br />
Bauer aus <strong>Ergste</strong> den die Urk<strong>und</strong>en nennen.<br />
Bisher wurde die Geschichte beziehungsweise die Geschicke des<br />
Bierhofes ausschließlich von den Angehörigen des Adels beherrscht,<br />
wir können diese Periode als die „standesherrliche“ bezeichnen. Jetzt<br />
schließt sich seit 1461 die „bäuerliche“ Periode an.<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
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Seit dem 1. September 2010 betreuen Dr. Ulrich Stauf <strong>und</strong> Dr. Okan Cinkilic<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Die zwei Bad-Profis<br />
Eine Badsanierung muss nicht zur Großbaustelle werden. Die Bad-Profis Schiwiora (Heizung-Sanitär) <strong>und</strong> Richarz (Fliesen) haben<br />
sich darauf spezialisiert, barrierefreie Bäder auch in bewohnten Objekten <strong>im</strong> abgesteckten Zeitrahmen zu renovieren.<br />
Schon häufig wurden <strong>im</strong> unverbindlichen Vorgespräch verblüffende Lösungen gef<strong>und</strong>en, die exakt den Vorstellungen der K<strong>und</strong>en<br />
entsprachen, aber als zu kompliziert erschienen. Beispiele sind halbhohe Duschtrennwände mit Natursteinabdeckung <strong>und</strong><br />
eingelassener Sicherheitsglasscheibe, individuell angefertigte Waschtischplatten - gefliest oder aus Naturstein – mit aufgesetzten<br />
oder untergehängten Waschbecken sowie Regenduschensysteme mit Edelstahl-Ablaufrinnen in beheizten Duschboden.<br />
Glücklicherweise fiel bei der Kostenberechnung bisher auch noch niemand vom Stuhl, was durch die kostenorientierte Denkweise<br />
der beiden Handwerksmeister gewährleistet wird.<br />
Oft hat sich gezeigt, dass individuelle Lösungen überraschend &preisgünstig realisiert werden konnten <strong>und</strong> ein Traumbad nach<br />
eigenen Vorstellungen <strong>und</strong> Bedürfnissen durch uns bezahlbar ist. Auch die Koordination der anderen Gewerke – wie Elektriker,<br />
Putzer, Maler -durch die Bad-Profis trug zur Entspannung bisheriger K<strong>und</strong>en bei, was die Badrenovierung insgesamt zur r<strong>und</strong>en<br />
Sache werden ließ.<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Ein verstecktes Kleinod<br />
der Historische Kirchhof<br />
in <strong>Ergste</strong><br />
von Roswitha Bliese<br />
Zwischen dem evangelischen Gemeindehaus <strong>und</strong> dem alten Pastorat<br />
liegt ziemlich versteckt der unter Denkmalschutz stehende Historische<br />
Kirchhof. An diesem Platz befand sich bis zur Gründung des Friedhofs<br />
am Semberg <strong>im</strong> Jahre 1872 der Begräbnisplatz für <strong>Ergste</strong>, mitten <strong>im</strong><br />
Dorf, r<strong>und</strong> um die Kirche die <strong>hier</strong> 1821 abgebrannt ist.<br />
Im Mai 2005 konnte der He<strong>im</strong>atverein <strong>Ergste</strong> nach 5 Jahren Arbeit<br />
dieses Denkmal der Öffentlichkeit übergeben. Die <strong>hier</strong> aufgestellten<br />
Grabsteine sind Zeitzeugen mit bewegter Vergangenheit. Sie gehören<br />
europaweit zu den wenigen erhaltenen Beispielen protestantisch bürgerlicher<br />
Grabsteinkultur.<br />
In den 30er-Jahren des vorigen Jahrh<strong>und</strong>erts wurde der alte Kirchhof<br />
abgeräumt <strong>und</strong> die Grabsteine teilweise an einer Hauswand aufgestellt,<br />
einige Familien holten ihre Steine in den eigenen Garten oder<br />
stellten sie auf dem neuen Friedhof auf. Irgendwann in den 60er-<br />
Jahren entstand dann die Idee die Steine an der Kirche aufzustellen<br />
<strong>und</strong> man transportierte sie dort hin. Dieses Projekt ist nicht zu stande<br />
gekommen. Die Steine lagen dort <strong>und</strong> wurden nicht besser. 1971 griff<br />
der He<strong>im</strong>atverein das Thema auf, was dazu führte, dass die Evangelische<br />
Kirchengemeinde 1973 dem He<strong>im</strong>atverein „die restlichen neben<br />
der Kirche lagernden Grabstein zur Verfügung stellte, außer den beiden<br />
Hengstenbergischen“.<br />
Im Jahre 2001 standen 14 Steine <strong>im</strong> Garten von Friedhelm Mann, da<br />
der He<strong>im</strong>atverein während der komunalen Neuordnung keinen Platz<br />
für sie finden konnte. Zu diesem Zeitpunkt wären sie fast für <strong>Ergste</strong><br />
verloren gewesen, denn das Museum in Hagen wollte die Steine unbedingt<br />
haben.<br />
Am 19. Juni 2002 beschloss der Planungs- <strong>und</strong> Umwelt-Ausschuss der<br />
Stadt Schwerte die „Eintragung historischer Grabsteine in <strong>Ergste</strong> in die<br />
Denkmalliste der Stadt“. Die Eintragung erfolgte 2004.<br />
Zu den 14 Steinen aus dem Garten von F. Mann kamen 4 Steine die auf<br />
dem Friedhof am Sembergweg in einer Ecke standen sowie 2 Steine<br />
von der Gruft der Familie Althoff <strong>und</strong> 4 Steine aus dem Garten von I.<br />
Stehmann-Hengstenberg <strong>und</strong> die große Grabplatte die an der Kirche<br />
stand.<br />
Der älteste Stein stammt aus dem Jahre 1602 <strong>und</strong> wurde für Elsa, die<br />
44<br />
Foto: Privat<br />
Foto: J. Bliese<br />
Ehefrau vom „Ubersten Weschedesh“ gesetzt (siehe Foto).<br />
Intressant ist der Stein von Johan Dumpelman, <strong>hier</strong> der Text:“<br />
Anno 1613 den 10 Martii ist Johan Dumpelman gnant Brende <strong>im</strong><br />
Oel von WS erschlagen dessen Seel Gott begnadet“.<br />
Der „Kr<strong>im</strong>i von <strong>Ergste</strong>“ den wir heute nicht mehr auflösen können,<br />
damals hat sicher das ganze Dorf gewusst wer WS war.<br />
Es lohnt sich, die Steine anzusehen.<br />
Tag des offen Denkmals – 2012 auch in Schwerte<br />
Hätten Sie es gewusst, wie viele Denkmäler Schwerte in seiner<br />
Denkmal-Liste führt ?<br />
Viele dieser Denkmäler sind nicht zugänglich, weil sie noch bewohnt<br />
werden oder weil sie verschlossen sind. Das ist das Anliegen<br />
einer europaweiten Initiative seit 30 Jahren, für einen Tag<br />
<strong>im</strong> September einige Objekte zugänglich zu machen <strong>und</strong> die Geschichte<br />
dieser Objekte aufleben zu lassen. Im vergangenen Jahr<br />
gab es das gemeinsame Thema „Von der Romantik zur Revolution<br />
<strong>im</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>ert“ – <strong>und</strong> dazu gab es dann <strong>im</strong> September eine<br />
große Ausstellung zur Entwicklung der Eisenbahn in Schwerte <strong>im</strong><br />
<strong>Ruhrtal</strong>museum – mit den in Schwerte <strong>im</strong>mer offenen Denkmal-<br />
Objekten zur Eisenbahn-Historie wie: Schwerter Bahnhof, Eisenbahnausbesserungwerk,<br />
Kreinbergsiedlung Schwerte-Ost <strong>und</strong><br />
Ruhr- <strong>und</strong> Vorflutbrücke in Wandhofen.<br />
In diesem Jahr werden zu dem vorgegebenen Thema HOLZ einige<br />
Objekte vorgestellt <strong>und</strong> zugänglich gemacht, weil sie größtenteils<br />
nicht frei zugänglich sind. Ein kleiner Arbeitskreis klärt jetzt<br />
mit den jeweiligen Besitzern, interessierten Schwerter Bürgern für<br />
einige St<strong>und</strong>en am Sonntag 9. September Tür <strong>und</strong> Tor zu öffnen.<br />
Auf einer eigenen homepage, die <strong>im</strong> Moment erstellt wird, <strong>und</strong><br />
mit Flyern werden in den nächsten Wochen die Objekte <strong>zum</strong> Thema<br />
Holz vorgestellt – <strong>und</strong> zwar über mehrere Stadtteile verteilt.<br />
Wie liebevoll <strong>und</strong> kenntnisreich die Besitzer ihre Gebäude erhalten<br />
haben, auch wenn schon oft der Holzwurm nagte, das wird<br />
an diesem Tag zu sehen sein, <strong>und</strong> den Besuchern die Schönheit<br />
<strong>und</strong> Zweckmäßigkeit vergangener Zeiten aufzeigen. – mehr dazu<br />
– www.folgtnoch.schwerte.de u. Flyer<br />
von Klaus Gerhold
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Foto: W. Tiedtke<br />
Historisches <strong>und</strong> Gegenwärtiges<br />
<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> <strong>Wir</strong> wird in dieser <strong>und</strong> in den folgenden Ausgaben<br />
über die heutige <strong>Ergste</strong>r Schichte berichten.<br />
Dazu <strong>hier</strong> etwas über die Entstehung der <strong>Ergste</strong>r Schichte.<br />
Wenn wir in <strong>Ergste</strong> vom Ursprung des Schichtwesens sprechen,<br />
können wir das nicht mit den Nachbarschaftsschichten in<br />
der Stadt Schwerte vergleichen. Der Ursprung ist ein anderer.<br />
Nicht die „Wohnnachbarschaft“ wie in der Stadt, sondern die „Flurgemeinschaft“<br />
hat zur Bildung der Schichte <strong>und</strong> der Bauerschaften<br />
geführt. Für das Mittelalter weist Leopold Schütte in „Schwerte – Die<br />
Umlandgemeinden <strong>im</strong> Mittelalter“ vier Schichte nach:<br />
1. Niederste Schicht:<br />
Dazu gehörten die Höfe Näring (heute Lohmann), Westerfeld,<br />
Steven, Lining <strong>und</strong> Schleithoff<br />
2. Twieflöter Schicht:<br />
Hierzu gehörten Dümpelmann, die Kötter Storck (heute<br />
Wehrenpfennig) <strong>und</strong> Winter sowie die Kleinkötter Dutt,<br />
Saust <strong>und</strong> Helmann<br />
3. Stratebörner Schicht:<br />
Mit den Höfen Bierhof, Grove, Schumacher (Fabri), Brinkmann<br />
4. Kirchhofer oder Dörfer Schicht:<br />
Mit Kirche, Schultenhof, Pastorat, Küstrei <strong>und</strong> Schule<br />
Im Viehschatzregister von 1668 wird erstmalig der Name „Stratebörnerschicht“<br />
für den Südteil des Dorfes genannt. Eine Urk<strong>und</strong>e vom 12.<br />
Febr. 1707 gibt die Namen von zwei als Schicht (Einzahl: das Schicht,<br />
nicht die Schicht) bezeichnete Unterbauerschaften bekannt. Durch<br />
Beschluss der Dorfältesten <strong>und</strong> anderer angesehener Bauern wird die<br />
Wollmein (Waldemei, das der Dorfgemeinde zur Verfügung stehende<br />
Weidegebiet) ausgetan. Der Beschluss lautet:<br />
„Das niederste Schicht steht folgendes zu: Den beiden Weischede,<br />
Steven, Westerfeld, Nörding, Linning, Schleithoff, Schroer<br />
<strong>und</strong> Roer. Es besteht aus der Greinkwiese, den Crützen, dem<br />
Markschepel, dem Roth (durch Rodung entstanden) <strong>im</strong> Loh, aufm<br />
Westenberg, Gehegde <strong>und</strong> Wulfeichen. Macht in diesem Roth 36<br />
kleine Kötter, deren 10 einen Vollpflug machen. Die Zwieflöter<br />
<strong>und</strong> Breuker als Dümpelman, Althoff (die Halbscheid), Storck,<br />
Winter, Teves, Soist, Trapman, Dutt, Helleman <strong>und</strong> Schnieder.<br />
Es (ihr Weideland) besteht aus Zwieflot (Zweifluss – tote Ruhr),<br />
Busch <strong>und</strong> Brauck, zus. 28 kleine Kötter. Dem ganzen Stratenbörner<br />
Schicht wie auch beiden Herlinghausern (Herlinghaus – heute<br />
Die <strong>Ergste</strong>r Schichte<br />
Alter Dehlentorbalken kündet vom Wiederaufbau der Kramer Schmiede 1822. Er ziert heute den Hauseingang von Familie Ernst-Friedrich Kramer<br />
Foto: W. Tiedtke nach Gemälde von Kraus 1934<br />
von Roswitha Bliese<br />
Der Balken befand sich in dem Fachwerkhaus über dem Dehlentor was<br />
die Nachbarn zusammen aufgebaut haben.<br />
Holtschmidt <strong>und</strong> Silbersiepe – heute Müller) stehet folgendes zu:<br />
Die ganze Wollmein auf dem Halloh, die kleine <strong>und</strong> große Heide,<br />
der Siepen so an Tüners Garten gelegen, <strong>und</strong> dasjenige, was bei<br />
beiden Herlinger von der Mark oder Gemeine in Pfachtung haben....<br />
Machet diese Roth 52 ½ kleine Kötter. Die Kirchhöfener als<br />
Schulte, Kirchhoff, Althoff, die Halbscheid, Humme <strong>und</strong> Kraemer<br />
steht folgendes zu, nämlich die Elsey gemein (am Elsebach, gnt.<br />
die Sauelse), auch was in Storckspot <strong>und</strong> oberhalb Brunnenbergs<br />
Wiese versetzt ist, die Halbscheid. Machet dieses Roth 24 kleine<br />
Kötter. Hinzu treten noch für Derckman, Barlo, Kleinenberg <strong>und</strong><br />
Brunnenberg die Weiden in den Dercken, <strong>im</strong> Barlo <strong>und</strong> an der<br />
Piwitzheide, die zusammen 14 kleine Kötter machen. Dass dieses<br />
also nachgelobet <strong>und</strong> gehalten werden soll, solches bezeugen wir<br />
mit eigenhäniger Unterschrift: Jürgen Oberweisched namens Niederweisched<br />
unterschrieben, Joh. Herm. Hengstenberg Pastor, Jacob<br />
Brende, Hinrich Dümpelman, Dietrich Althoff, Henrich Grove,<br />
Johan Kage, Jacob Brende, Borchard Herlinghaus, Borchard Tüner,<br />
Jürgen Weischet Schulte, Wessel Kirchhoff, Dietherich Althoff.“<br />
Zeitweise erscheinen die Zwieflöter <strong>und</strong> Bräuker als eine Art Unterabteilung<br />
des Niedersten Schichts. In den Jahren 1723 <strong>und</strong> 1724<br />
wird über Streitigkeiten „der Zweyflötter <strong>und</strong> Bröker Eingesessenen<br />
in dem niederen Schicht der Bauerschaft <strong>Ergste</strong> gegen die übrigen<br />
Eingesessenen des Niederen Schichts in „puncto Hude“ (Viehweide)<br />
berichtet. Die Kirchhöfener sind nicht ausdrücklich als Schicht<br />
bezeichnet, was von dem Urk<strong>und</strong>enschreiber sicherlich ohne eine<br />
besondere Absicht unterlassen wurde. Das größte <strong>und</strong> bedeutendste<br />
Schicht, das Stratebörner Schicht, wird vom Südkern des Dorfes<br />
gebildet. Seine 1707 nicht namentlich genannten Höfe <strong>und</strong> Kotten<br />
ergeben sich aus der vollen Übereinst<strong>im</strong>mung des Viehschatzregisters<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
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mit dem Steueranschlag: Bierhoff, Brackmann,<br />
Brende, Brinkmann, Degenhardt, Gildekötter,<br />
Grove, Herlings, Hövelmann, Kage, Pentling,<br />
Schröder, Schumacher, Silbersiepe, Steltmann,<br />
Stuckmann <strong>und</strong> Tüner. Dass das Stratebörner<br />
Schicht mit 52 ½ Köttern das größte ist, dürfte<br />
mit dem darin liegenden zweiten Adelssitz, dem<br />
Hugenhof, zusammen hängen. Er wurde bei der<br />
Behandlung des Südkerns nicht miteinbezogen,<br />
weil das Vorhandensein eines Adelssitzes<br />
zur Darstellung der Kernbildung genügte. An<br />
der Verteilung der Waldmei ist das außerhalb<br />
der Bauerschaft <strong>Ergste</strong> <strong>im</strong> Osten des Kirchspiels<br />
gelegene Bergeschicht (nicht „die Berggeschichte)<br />
nicht beteiligt. Diese Streusiedlung besteht<br />
aus den fünf Höfen auf dem Reingsen <strong>und</strong> den<br />
Gütern Beckhaus, Bockelühr, Finkhaus, Hache,<br />
Halstenberg, Heithoff, Hinkelmann, Klosterhoff,<br />
Lieselür <strong>und</strong> Papenberg; sie werden eine eigene<br />
Waldemei betrieben haben. In wie weit innerhalb<br />
eines jeden Schichtes Nachbarschaftshilfe,<br />
wie in der nahen Stadt Schwerte beispeilsweise<br />
bei der Aufrichtung eines Hauses, bei Geburts-<br />
<strong>und</strong> Todesfällen bei Hochwasserkatastrophen<br />
<strong>und</strong> Feuerbrünsten, geübt wurde ist nicht überliefert,<br />
aber wahrscheinlich, denn ein Beispiel<br />
dafür ist der heutige Straßenname „auf dem<br />
Hilf“, früher nur „Hilf“. Nachdem <strong>im</strong> November<br />
1821 der große Brand die Kirche, die Schule <strong>und</strong><br />
die umliegenden Höfe vernichtet hatte, half die<br />
Nachbarschaft be<strong>im</strong> Wiederhaufbau, so dass <strong>im</strong><br />
April 1822 das Haus von Kramers schon wieder<br />
stand, wie der noch erhaltenen Deelenbalken<br />
noch heute bezeugt. Wie mündlich überliefert<br />
wird, haben die <strong>Ergste</strong>r in den Schichten sehr<br />
zusammengehalten <strong>und</strong> sich gegenseitig wo es<br />
möglich war geholfen. Die alten <strong>Ergste</strong>r Schichte<br />
sind also entstanden, um die Verwaltung der<br />
Bauerschaften zu erleichtern, denn eine örtliche<br />
Verwaltung war noch nicht wirklich vorhanden. Sie haben sich mit der<br />
Zeit gewandelt in Nachbarschaften die Freud <strong>und</strong> Leid miteinander<br />
teilen.<br />
Die heutigen Schichte in <strong>Ergste</strong> entsprechen den Nachbarschaftsschichten<br />
in Schwerte <strong>und</strong> dienen der Festigung der Nachbarschaft in<br />
den einzelnen Wohnquartieren.<br />
Quellen: <strong>Ergste</strong>, 1968, He<strong>im</strong>atverein <strong>Ergste</strong> Leopold Schütte: Schwerte 1397 – 1997, Die Umlandgemeinden <strong>im</strong><br />
Mittelalter, Schwerte 1997
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Die Nachbarschaft war nach der Familie die kleinste zusammengehörige Gemeinschaft.<br />
Sie stand fest zusammen <strong>und</strong> half sich gegenseitig bei Leid, Tod <strong>und</strong> Feuer, aber auch bei Freude wie Geburt <strong>und</strong> Hochzeit.<br />
Das Sauerfeld / Süderfeld<br />
das südlichste Feld vom Bauer Althoff<br />
Bild: von Günter Beil - Ansicht <strong>Ergste</strong> vom Norden - von links gesehen:<br />
Schule 1900 <strong>und</strong> 1832, Kirche, Gaststätte Brinkmann, Bäckerei Hengstenberg/Vogt,<br />
Silberberg/Gerling <strong>und</strong> davor Finkhaus/Rüssel, Brenne/Harde<br />
Das Sauerfeld war bis zu den 50er Jahren der Mittelpunkt<br />
<strong>und</strong> das Versorgungszentrum von <strong>Ergste</strong>:<br />
• Kirche<br />
• Ev. Volksschule<br />
• Feuerwehr<br />
• Jugendhe<strong>im</strong><br />
• Post<br />
• Praktischer Arzt<br />
• Bäckerei- <strong>und</strong> Lebensmittelgeschäft<br />
• Drogerie- <strong>und</strong> Lebensmittelgeschäft<br />
• Milchhandel<br />
• Hühnerfarm<br />
• Schuhmacher<br />
• Malergeschäft<br />
• Kohlenhandel<br />
• Metzger<br />
• Friseursalon<br />
Bei dem großen Brand <strong>im</strong> Ortskern von <strong>Ergste</strong> am 28. November<br />
1821 wurden acht Wohnhäuser, drei Nebengebäude, die Kirche <strong>und</strong><br />
das Schulgebäude auf dem Lindenbrink (heute „Auf dem Hilf“) ein<br />
Opfer der Flammen. Kirche <strong>und</strong> Schule wurden nicht mehr auf dem<br />
Lindenbrink, sondern auf dem Sauerfeld / Süderfeld (das südlichste<br />
Feld des Bauern Althoff) an der alten Dorfstraße neu errichtet. Man<br />
baute das Schulgebäude in der heutigen Kirchstraße. Gegenüber der<br />
Schule wurde 1822/1823 mit dem Bau der Kirche begonnen, die 1831<br />
eingeweiht wurde.<br />
Neben der Kirche baute Gottfried Hengstenberg (später Vogt) sein<br />
Haus mit der Bäckerei. Zwischenzeitlich wurde die Bäckerei über einige<br />
Jahre an Heinrich Kornfeld verpachtet. Seine Enkelin Anna He<strong>im</strong>ann<br />
heiratete <strong>im</strong> August 1888 den Bäckermeister Ludwig Vogt aus<br />
Garenfeld.<br />
Gegenüber errichtete ein Sohn vom Bauer Brinkmann (später der Hof<br />
der Familie Hidding) eine Gastwirtschaft. Erst hieß sie „Zur Tulpe“,<br />
später, als man Kronenbier verkaufen wollte, nannte man sie „Zur<br />
Krone“ <strong>und</strong> ab 1961 war es die „Altdeutsche Gaststätte Dupre“.<br />
Neben der Bäckerei Hengstenberg entstand das Haus der Familie<br />
Finkhaus. Hier war neben der Kettenschmiede auch ab 1946 Adele<br />
Althoffs Milchhandel zu Hause. Um 1900 kaufte Friedrich Rüssel das<br />
Haus, er stammte aus Hagen-Vorhalle. Friedrich Rüssel war Waise <strong>und</strong><br />
wuchs in der Familie des Bauern Gottfried Hövelmann auf.<br />
Neben Rüssels baute der Brennmeister Heinrich Köppen 1917 ein modernes<br />
Wohnhaus. Hier hatte er eine Hühnerfarm, züchtete Nutrias<br />
<strong>und</strong> die Leute erfreuten sich an den bunten Vögeln in den Volieren.<br />
Später betrieb er auf dem Hallo zusätzlich eine Hühnerfarm, die von<br />
Heinrich Ströwer übernommen wurde. 1953 zog die Familie Köppen<br />
<strong>zum</strong> Bürenbruch.<br />
Um 1850 baute Maurermeister Brenne sein Haus, das er um 1885<br />
an den SchuhmachermeisterHeinrich<br />
Harde verkaufte.<br />
Heinrich Hardes<br />
Vorfahren waren<br />
um 1830 von Dortm<strong>und</strong><br />
– Aplerbeck<br />
nach <strong>Ergste</strong> <strong>zum</strong><br />
Lindenbrink (heute<br />
„Auf dem Hilf“) gezogen.<br />
Die Familie<br />
betrieb neben der<br />
Schuhmacherei <strong>im</strong><br />
Haus Metzenberg<br />
Foto: F.W. Vogt<br />
Die Stolpersteine vor dem Haus Silberberg/Gerling<br />
von F.W. Vogt<br />
auch die Bäckerei<br />
Harde, die 2005 geschlossen<br />
wurde.<br />
Zur Nachbarschaft<br />
Sauerfeld gehörte auch das Haus von Schuster Kalle in der Langestraße.<br />
Es war mit einem „Pädchen“ vom Haus quer durch die Wiesen<br />
<strong>und</strong> Felder mit dem Haus Köppen verb<strong>und</strong>en. Es führte aber auch<br />
ein „Pädchen“ hinter den Gr<strong>und</strong>stücken Kalle, Köppen, Rüssel, Vogt/<br />
Hengstenberg <strong>und</strong> der Kirche <strong>zum</strong> Althoffsweg. Von diesem kleinen<br />
Weg gab es eine Verbindung durch den Garten der Familie Vogt/<br />
Hengstenberg zur Bäckerei.<br />
Nach unserer Recherche handelt es sich bei den Gr<strong>und</strong>stücken der<br />
Familien Kalle, Köppen, Rüssel/Finkhaus, Vogt/Hengstenberg <strong>und</strong><br />
Brinkmann um Land aus der Besitzung der Familie Hengstenberg vom<br />
Strassborn. Bis auf die Familien Köppen <strong>und</strong> Rüssel standen die anderen<br />
Familien in familiärer Verbindung zur Familie Hengstenberg.<br />
Diese Häuser bildeten die Notnachbarschaft Sauerfeld von 1832 bis<br />
ca. 1920.<br />
Das „Siebergsche Haus“ wurde 1890 errichtet, nachdem das alte Haus<br />
der Familie Sieberg in der „Stratebörnerschicht“ nach einem Brand<br />
dort nicht wieder aufgebaut wurde. Der Malermeister Sieberg blieb<br />
aber seiner alten Nachbarschaft<br />
treu.<br />
Menschen wie Du <strong>und</strong> ich,<br />
eben Nachbarn.<br />
47
Haus Sielemann<br />
Das „Süderfeld“ mit Kirche<br />
von Norden<br />
Alte Schule Schule Neubau 1900<br />
Auf dem Hilf<br />
Straßborn<br />
Haus Jäger <strong>und</strong> alte Schule<br />
mit Kirmes
Das Sauerfeld<br />
Der Steigerturm<br />
der Feuerwehr<br />
Kirchstraße Gaststätte zur Krone<br />
Schule umgebaut 1956/57<br />
Schulhof <strong>und</strong> heutiges Jugendhe<strong>im</strong><br />
Kirchstraße
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Als die alte Schule gegenüber der Kirche zu klein wurde, baute man<br />
1898/1899 die vierklassige ev. Volksschule.<br />
Zu dieser Zeit hatte Heinrich Harde dem Juden Isaak Silberberg ein<br />
Stück Land zwischen seinem Haus <strong>und</strong> der Gaststätte Brinkmann verkauft.<br />
Herr Silberberg baute ein Mehrfamilienhaus <strong>und</strong> eine Metzgerei.<br />
Sie wurde um 1900 vom Metzgermeister Düllberg, ab 1930 vom<br />
Metzgermeister Willi Störring <strong>und</strong> danach von der Metzgerei Hunsteger<br />
gepachtet. Während der Nazizeit wurde der Besitz der Familie<br />
Silberberg enteignet. Einige Familienmitglieder starben <strong>im</strong> Konzentrationslager,<br />
daran erinnern heute die Stolpersteine vor dem Haus. Um<br />
1960 kauften die Eheleute M<strong>im</strong>i <strong>und</strong> Heinz Gerling das Silberbergsche<br />
Haus <strong>und</strong> richteten eine Wäscherei ein. Seit 20 Jahre ist <strong>hier</strong> der Betrieb<br />
Heizung <strong>und</strong> Installation Wiedenbruch ansässig.<br />
1914 bauten die Brüder Fritz, Ernst <strong>und</strong> Erich Sielemann das Haus neben<br />
der Kirche. Das Gr<strong>und</strong>stück wurde ihnen aus Dankbarkeit von der<br />
Familie Wiesner (vom Schulten Hof) geschenkt. Fritz Sielemann hatte<br />
<strong>hier</strong> einen Kohlenhandel <strong>und</strong> sein Bruder Erich Sielemann betrieb <strong>im</strong><br />
Haus die Poststelle <strong>und</strong> ein Lebensmittelgeschäft.<br />
Die Nachbarschaft vergrößerte sich 1927 mit dem Bau des Hauses von<br />
Friseurmeister Rudolf Jäger sen. („Muttigens Vater“), schräg gegenüber<br />
baute Erich Sielemann in den Jahren 1925/1926 ein Wohnhaus,<br />
in dem <strong>im</strong> Erdgeschoß die neue Post, eine Drogerie <strong>und</strong> ein Lebensmittelgeschäft<br />
untergebracht waren. Heute befindet sich <strong>hier</strong> das <strong>Ergste</strong>r<br />
Kunstgewerbestübchen.<br />
Nebenan baute der Fabrikant Wilhelm Hidding von der Kettenfabrik<br />
Theile aus Villigst für seinen Schwiegersohn, den Allgemeinmediziner<br />
Dr. Mittmann, ein Wohnhaus mit Praxis. Hier praktizierte Dr. Mittmann<br />
von 1935 bis 1938. Anschließend bewohnte Dr. Strunz mit<br />
seiner Familie das Haus <strong>und</strong> führte die Hausarztpraxis weiter. 1952<br />
übernahm der Zahnarzt Bohner das Haus <strong>und</strong> eröffnete eine Zahnarztpraxis.<br />
Um 1966 wurde das Gebäude von Ortrud Hidding (sie war<br />
50<br />
Kirchstraße von Osten<br />
gezeichnet von Friedhelm Störing<br />
inzwischen die Besitzerin) bewohnt. Sie verkaufte es 1992 an Carsten<br />
Schulte dem der heutige Heizungs- <strong>und</strong> Sanitärbetrieb Schulte gehört.<br />
In den Jahren 1932 – 1934 entstanden die fünf Häuser des Spar- <strong>und</strong><br />
Bauvereins in der Kirchstraße. Die Wohnungen hatten alle schon ein<br />
Badez<strong>im</strong>mer mit Toilette in der Wohnung. 1952 wurden auf dem<br />
Schulhof das neue Postgebäude <strong>und</strong> gegenüber das Haushaltswarengeschäft<br />
von Franz <strong>und</strong> Grete Tannas (später auch die Lotto <strong>und</strong> Toto-<br />
Annahmestelle) gebaut. Nach 1960 veränderte sich die Nachbarschaft<br />
auf dem Sauerfeld, weil <strong>im</strong>mer mehr neue Häuser entstanden. Im<br />
Jahre 1966 setzten sich Geschäftsleute <strong>und</strong> Bürger zusammen <strong>und</strong><br />
gründeten eine neue große Nachbarschaft. Die Nachbarschaft war so<br />
groß, dass das Nachbarschaftsfest auf drei Tage verteilt wurde, aber<br />
das geschah nur einmal.<br />
<strong>Wir</strong> bitten alle Nachbarschaften in <strong>Ergste</strong> einen Bericht zu schicken,<br />
damit wir in den nächsten Ausgaben darüber berichten können.<br />
Die Kirche mit Kanzelaltar Der neue Altar<br />
Kirchstraße von Westen<br />
von links Koeppen, Rüssel, Harde, Sieberg - Stand 1935
Die Biergärten an der Ruhr<br />
Im Biergarten<br />
von Hartmut Wagner<br />
Glatzen bräunen eifrig in der sanften Frühlingssonne,<br />
während alte Damen Sahnetorte speisen, rüstig <strong>und</strong> voll Wonne.<br />
Bläulich mischt sich Dampf aus Kaffeetassen mit dem Rauche<br />
dicker Tabakstangen,<br />
derweil Buchfinkentenöre stolz mit Ariengirlanden prangen.<br />
Von der Gartenwirtschaft <strong>zum</strong> Biergarten.<br />
- Bankett<br />
10 - 80 Personen<br />
- Partyservice<br />
- 15 Hotelz<strong>im</strong>mer<br />
Schon vor über 150 Jahren konnte man <strong>im</strong> Grünen sitzen <strong>und</strong> sich in der<br />
schönen Natur erfreuen. Heute gibt es <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong> noch wenige Lokale, die einen<br />
Biergarten bewirtschaften.<br />
Früher war es Tradition, man brachte den eigenen Kuchen mit <strong>und</strong> ließ sich nur<br />
eine große Kanne Kaffee kochen. Hier wurden aber auch sebstgebackene Waffeln<br />
<strong>und</strong> Kuchen <strong>zum</strong> Verkauf angeboten, dies ist bis heute so geblieben:<br />
Irgendwo <strong>im</strong> Grünen sitzen <strong>und</strong> den Tag ausklingen lassen...<br />
Licht scheint hell auf krümelreiche, weiße Plastikstühle.<br />
Grauer Sonnenbrillenträger spürt erstaunt, recht frühlingshaft,<br />
Gefühle.<br />
Gelbes Bier zischt kühl in trockene Wandererkehle,<br />
über allem lächelt mild des Frühlings farbenfrohe Blumenseele.<br />
Mühlendamm 17 - 58239 Schwerte-<strong>Ergste</strong> - Tel.-. 02304 / 7 30 12<br />
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Die Biergärten an der Ruhr<br />
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Café Restaurant <strong>und</strong> Gartenwirtschaft Schwarzwaldstuben<br />
von Heinrich Hömberg<br />
Im Jahr 1961 haben die Eheleute Hoemberg das in 1844 erbaute Bauerhaus<br />
von der Familie Herbert Reinert erworben. Heinrich Hoemberg, geb. 28.03.1935<br />
(verstorben 16.06.1990) war von Beruf Bau <strong>und</strong> Möbelschreiner. Der Gedanke<br />
war, eine kleine Bauernwirtschaft aufzubauen. Die Unwegsamkeiten wie keine<br />
Wasserleitung <strong>und</strong> keine befestigte Straße die <strong>zum</strong> Haus führte, wurden nach<br />
<strong>und</strong> nach aus dem Weg geräumt. Das Bauernhaus wurde Jahr für Jahr umgebaut<br />
<strong>und</strong> es entstanden mehrere Balkone mit verschiedenen Verzierungen <strong>und</strong><br />
Verzapfungen. Als unser damaliger Landbriefträger, Herr Hugo Wiedenbruch <strong>im</strong><br />
Jahr 1962 die Vorderansicht des umgebauten Bauernhauses sah, meinte er, das<br />
sieht aus wie ein Schwarzwaldhaus, <strong>und</strong> so kamen wir zu dem Namen Schwarzwaldstuben.<br />
Seit 48 Jahren werden die Schwarzwaldstuben <strong>im</strong> Familienbetrieb geführt <strong>und</strong><br />
Waltraud Hoemberg, geb. 10.07.1929 backt noch täglich frischen Kuchen <strong>und</strong><br />
„wurstet“ Leberwurst <strong>und</strong> Sülze. Das Café Restaurant beinhaltet 92 Sitzplätze<br />
(inkl. Saal mit 42 Plätzen) sowie eine idyllische zu Feldern <strong>und</strong> Wiesen gelegene<br />
Gartenwirtschaft mit 70 Plätzen.<br />
52<br />
Schwarzwaldstuben Schwarzwaldstuben<br />
Leberwurst <strong>und</strong> Sülze aus eigener Produktion!<br />
Waltraud Hömberg<br />
Das Haus vor 1960<br />
Selbstgebackener Kuchen ist<br />
unsere Spezialität!
Gaststätte Althoff-Gerold<br />
von Fr-W. Vogt<br />
Weiter in Richtung Bürenbruch eröffneten Inge <strong>und</strong> Günter Althof <strong>im</strong><br />
Haus Schöttler „Am Knapp“ eine <strong>Wir</strong>tschaft. Damals floss aus dem Hahn<br />
Stifts- <strong>und</strong> T<strong>hier</strong>bier. Günter Althof war <strong>im</strong>mer müde, daher hieß die<br />
Gaststätte <strong>im</strong> Volksm<strong>und</strong> „Zum müden Günter“, nur wusste keiner, dass<br />
Günter Althof schwer krank war. Nach ein paar Jahren starb er. Mit dem<br />
„Spitznamen“ hatte man ihm unrecht getan.<br />
1965 verkaufte Frau Althof die <strong>Wir</strong>tschaft an Hans <strong>und</strong> Ingrid Gerhold.<br />
Die Mutter des Ehepaares übernahm die Küche. Ein großes Gesellschaftsz<strong>im</strong>mer<br />
<strong>und</strong> die Kegelbahn wurden angebaut. 1975 gaben Hans <strong>und</strong><br />
Ingrid Gerhold die <strong>Wir</strong>tschaft auf.<br />
Nach einigen Fehlgriffen mit neuen Pächtern übernahm Werner Scholz<br />
Bei uns <strong>im</strong> Biergarten<br />
lassen sich schöne<br />
St<strong>und</strong>en verbringen<br />
Hans <strong>und</strong> Ingrid Gerholt<br />
– ein <strong>Ergste</strong>r Junge – die Gaststätte, die er 28 Jahre betrieb.<br />
Danach blieb „Haus Gerhold“ über ein Jahr geschlossen. Seit dem<br />
01.05.2008 kam mit der Familie Jurosevic als Pächter <strong>und</strong> ihre<br />
internationalen Küche mit italienischen Spezialitäten der Erfolg<br />
wieder zurück. Bekannt ist auch der gemütliche Biergarten, in dem<br />
man <strong>im</strong> Sommer sehr gut sitzen kann.<br />
Unsere Pizza - einfach lecker.
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54<br />
Goldener Meisterbrief für Lothar Meißgeier<br />
Warum beschlagen meine Isolierglasscheiben?<br />
Bericht von Herbert Dieckmann.<br />
Kondensation auf Wärmedämm-Isolierglas, Tauwasser an der Außenscheibe. Bei hoch dämmenden Fenstern mit dreifach Isolierglas<br />
kommt es ab <strong>und</strong> an zu einem Phänomen was früher seltener beobachtet wurde. Wer gerade seine Fenster gegen moderne Wärmedämm-<br />
Isolierglasfenster erneuert hat, reagiert oft enttäuscht oder verärgert, wenn er an dem neuen Fensterglas außen diese Tauwasserbildung<br />
bemerkt.<br />
Damit dieses Phänomen auftritt müssen zwei Faktoren vorliegen:<br />
Zum einen muss die Scheibe kälter sein als die umgebene Außenluft <strong>und</strong> diese Luft muss<br />
mit Feuchtigkeit gesättigt sein. Da Luft nur eine best<strong>im</strong>mte Menge an Feuchtigkeit aufnehmen<br />
kann <strong>und</strong> zwar (je wärmer sie ist um so mehr) kommt es be<strong>im</strong> Auftreffen auf die kalte Scheibe<br />
zur Abkühlung <strong>und</strong> muss daher einen Teil der Feuchtigkeit an die Oberfläche abgeben. Die<br />
Scheibe beschlägt!<br />
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Der Bürenbrucher Lothar Meißgeier begann am 03.04.1950 seine Lehre<br />
als Werkzeugmacher bei VDN in Schwerte. Nach bestandener Prüfung<br />
arbeitete er als Werkzeugmacher <strong>im</strong> Werk 3, das war damals die<br />
Besteck <strong>und</strong> Geschirrfertigung.1959 kam er als Technischer Zeichner ins<br />
Konstruktionsbüro. Später besuchte er zur Meisterausbildung die Abendschule<br />
in Iserlohn. Am 04. August<br />
1961 legte er vor der Handwerkskammer<br />
in Arnsberg erfolgreich seine<br />
Meisterprüfung ab. Danach wurde<br />
er als Meister beschäftigt <strong>und</strong> diesen<br />
Posten bekleidete er bis zu seiner<br />
vorzeitigen Pensionierung <strong>im</strong> Jahre<br />
1994. Nun erhielt er als Anerkennung<br />
<strong>und</strong> Dank für seine Tätigkeit von der<br />
Handwerkskammer Arnsberg den<br />
Goldenen Meisterbrief überreicht.<br />
Herzlichen Glückwunsch<br />
auch von ERGSTE <strong>und</strong> wir.<br />
F.W. Vogt<br />
Wann <strong>und</strong> wo trifft das zu?<br />
In Gebieten mit hoher Luftfeuchtigkeit- <strong>zum</strong> Beispiel in der Nähe von Wasserläufen- kann es<br />
in den frühen Morgenst<strong>und</strong>en geschehen, dass sich die Luft schneller erwärmt als die äußere<br />
Glasscheibe <strong>und</strong> somit kommt es zu der Kondensationbildung an der Außenscheibe.<br />
Es ist der Beweis für eine gut isolierende Wärmeschutzscheibe.<br />
Die Außenscheibe wird nicht mitbeheizt, ein Zeichen für hervorragende Wärmedämmung!<br />
Warum passierte das bei alten Isolierglasscheiben nicht?<br />
Das Glas hatte eine schlechtere Wärmedämmung, daher ging viel<br />
mehr Wärme aus dem beheizten Innenraum verloren, die Außenscheibe<br />
wurde mitbeheizt zu Lasten des Wohnkomforts <strong>und</strong> der Heizkostenrechnung.<br />
Kondensation an Innenscheiben, ist dagegen bei modernem Wärmedämmglas<br />
seltener als bei älterem Isolierglas – aus dem selben<br />
Gr<strong>und</strong>. Durch die verbesserte Wärmedämmung bleibt die Oberflächentemperatur<br />
des Glases fast so hoch wie die Raumtemperatur,<br />
daher kommt es nur <strong>zum</strong> Beschlagen der Scheiben, wenn die Luft viel<br />
(heißes) Wasser enthält, z.B. be<strong>im</strong> Kochen <strong>und</strong> Baden. Deshalb muss<br />
regelmäßig gelüftet werden!<br />
Ansonsten schlägt sich diese Luftfeuchtigkeit an den Wänden nieder<br />
<strong>und</strong> es kommt zur Sch<strong>im</strong>melbildung!<br />
(aus Informationen des B<strong>und</strong>esverbandes Flachglas)
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Unkraut vergeht nicht – oder doch?<br />
Wer <strong>im</strong> vorigen Sommer von der Villigster Kirche aus den Rheinener<br />
Weg entlang wanderte, konnte etwas Seltenes beobachten: Ein Gerstenfeld<br />
mit vielen blühenden Kornblumen. Spaziergänger blieben stehen.<br />
Offenbar wurden Erinnerungen an frühere Zeiten wach. Noch bis<br />
in die 1950er Jahre waren Wildblumen wie Kornblume, Kamille <strong>und</strong><br />
Mohn in Äckern ein gewohntes Bild.<br />
Für den Bauern waren diese <strong>und</strong> viele andere Pflanzen Unkräuter,<br />
brachten sie auf dem Acker doch keinen Ertrag. Ohne Gift waren diese<br />
ungeliebten Begleitpflanzen<br />
auch kaum zu bekämpfen. Sie<br />
nahmen allerdings zwischen den<br />
Nutzpflanzen nur wenig Raum<br />
in Anspruch. Für die Siebtechnik<br />
war es ja auch kein Problem, die<br />
kleinen Samen der Wildpflanzen<br />
vom Korn zu trennen. Somit<br />
hätte man eigentlich damit leben<br />
können.<br />
Aber die chemische Industrie fand damals ein gutes Absatzgebiet. Sie<br />
entwickelte Herbizide, die nur auf zweike<strong>im</strong>blättrige Pflanzen, zu denen<br />
fast alle Kräuter gehören, giftig wirken. Getreidearten, die zu den<br />
Gräsern zählen, wurden von den Stoffen nicht angegriffen. Dazu kam<br />
eine umfassende Werbekampagne für „Pflanzenschutzmittel“. So verschwanden<br />
binnen kurzer Zeit fast überall Kornblumen, Klatschmohn<br />
<strong>und</strong> Co. aus den Ackerflächen. Mit der Zeit reduzierten die Bauern aber<br />
die Anwendungsdosis, die Spritzmittel sind schließlich teuer. Auch die<br />
Landwirtschaftskammern klärten auf. So sieht man heute doch ab <strong>und</strong><br />
zu etwas roten Mohn <strong>und</strong> die blauen Sterne der Kornblume an einigen<br />
Feldrändern leuchten.<br />
Nicht nur die Anwendung<br />
von Herbiziden<br />
setzt den Ackerwildkräutern<br />
zu. Auch die<br />
verbesserte Saatgutreinigung,<br />
der frühe Stoppelumbruch<br />
direkt nach<br />
der Ernte, die tiefere<br />
Bodenbearbeitung, die<br />
Düngung wirken sich<br />
von Dieter <strong>und</strong> Ursula Ackermann AGON Schwerte<br />
Kornblume - Foto: Ackermann Kamille, Kornblume, Kornrade - Foto: Ackermann<br />
Wildes Stiefmütterchen - Foto: Ackermann<br />
Acker-Gauchheil<br />
Foto: Ackermann<br />
ungünstig auf die Kräuter aus, die nur einjährig sind <strong>und</strong> darauf angewiesen<br />
sind, dass ihre Samen jedes Jahr aufs Neue in den bearbeiteten<br />
Oberboden gelangen. Nun könnte man glauben, dass sie ja auch in<br />
die Wiesen <strong>und</strong> Weiden ausweichen könnten. Dort hätten aber nicht<br />
nur die Samen mit dem Ke<strong>im</strong>en Schwierigkeiten, die übermächtige<br />
Konkurrenz der dicht stehenden mehrjährigen Nutzgräser lässt den<br />
Einjährigen keinen Raum.<br />
Ackerwildkräuter sind Kulturfolger. Sie wanderten erst vor etwa fünftausend<br />
Jahren mit dem Sesshaftwerden der Menschen auf die regelmäßig<br />
bearbeiteten Ackerflächen ein. Sie gehören seit Jahrtausenden<br />
zu diesen von Bauern geschaffenen Lebensräumen, ebenso wie viele<br />
Insektenarten. Auch Rebhuhn, Wachtel, Feldlerche <strong>und</strong> Goldammer<br />
zählen zu dieser Lebensgemeinschaft.<br />
Eine der ersten Aktionen der<br />
1984 gegründeten Naturförderungsgesellschaft<br />
für den Kreis<br />
Unna war eine breit angelegte<br />
Kampagne mit Großplakaten für<br />
den Erhalt der gefährdeten Wildkräuter.<br />
Vielen Menschen wurde<br />
erst dadurch bewusst, dass die<br />
bunte Vielfalt der Ackerränder,<br />
die die Kindheit begleitet hatte,<br />
verschw<strong>und</strong>en war. Auf den Feldern<br />
selbst hat die Aktion nichts<br />
bewirkt.<br />
Erst als die Behörden das „Ackerrandstreifenprogramm“auflegten,<br />
erschienen die bunten<br />
Blumen am Ackerrand wieder.<br />
Landwirte erhielten eine Entschädigung<br />
für den Ertragsausfall,<br />
wenn sie einen wenige Me-<br />
Ackerwinde - Foto: Ackermann<br />
ter breiten Randstreifen an den<br />
Feldern weder düngten noch mit<br />
Herbiziden spritzten. Die Aktion war aber beschränkt auf die kalkhaltigen<br />
Böden der Börden <strong>und</strong> des Haarstranges. Das <strong>Ruhrtal</strong> mit seinen<br />
kalkarmen Böden blieb außen vor. Es war verblüffend zu sehen, wie<br />
die Samen der Wildkräuter, die unter Herbizidspritzregen <strong>und</strong> Dün-<br />
55
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gergaben jahrelang <strong>im</strong> Boden geruht hatten,<br />
trotzdem ihre Ke<strong>im</strong>fähigkeit behalten hatten<br />
<strong>und</strong> neu austrieben. Im Kreis Soest konnten<br />
damals 22 Ackerwildkrautarten gef<strong>und</strong>en<br />
werden, die schon auf der Roten Liste der<br />
gefährdeten Arten standen.<br />
In den neunziger Jahren wurde der Entschädigungssatz,<br />
den die Landwirte erhielten,<br />
drastisch gesenkt. Verständlich, dass die<br />
Landwirte abwinkten <strong>und</strong> ihre Felder wie<br />
früher ohne Rücksicht auf Wildkräuter bewirtschafteten.<br />
Dann kamen<br />
die „Fächenstilllegungen“.<br />
Die hatten ihre Vorteile auf<br />
anderem Gebiet, den Ackerkräutern<br />
nützte ein stillgelegtes<br />
Feld nichts. Wenn der<br />
Boden nicht bearbeitet wird,<br />
werden die einjährigen Kräuter<br />
von den Ausdauernden<br />
verdrängt. Inzwischen gibt<br />
es wieder Anreize <strong>zum</strong> Vertragsnaturschutz,<br />
so die von<br />
der Landwirtschaftskammer<br />
geförderten „Blühstreifen“.<br />
Die blühen zwar, schaut<br />
man aber genauer hin, findet<br />
man zwischen Luzerne<br />
<strong>und</strong> Büschelschön kaum die<br />
typischen Begleitkräuter der<br />
Äcker.<br />
Doch es gibt ja noch die öffentlichen<br />
Wegeflächen, die<br />
der Stadt Schwerte gehören.<br />
Diese Flächen sind meist erheblich<br />
breiter als die eigentlichen<br />
Wege. Der Bauer,<br />
der sein Feld daneben hat,<br />
hält sich nicht an die Gr<strong>und</strong>stücksgrenze,<br />
er bearbeitet<br />
alles bis dicht an den befestigten<br />
Weg heran. Die Stadtverwaltung<br />
hat nichts dagegen,<br />
andernfalls müsste sie ja<br />
die Wegränder selbst pflegen.<br />
Aber Gestattungsverträge<br />
könnte die Stadt mit den<br />
Landwirten abschließen: Der<br />
Bauer n<strong>im</strong>mt die stadteigenen<br />
Flächen mit in Anspruch,<br />
hat also einen geldwerten<br />
Vorteil. Dafür müsste er aber<br />
dort auf Dünger <strong>und</strong> Spritzmittel<br />
verzichten. So hätten<br />
beide etwas davon, die Natur<br />
<strong>und</strong> der Bauer.<br />
56<br />
Klatschmohn <strong>im</strong> Gerstenfeld - Foto: Ackermann<br />
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Der Krieg vor der Haustür<br />
Berghofen vor 250 Jahren, 2. Teil<br />
von Dr. Ingo Fiedler<br />
Nach dem Gefecht an der Ruhrbrücke bei Westhofen erreichten Soubises<br />
Truppen ungehindert den Raum Soest. Dort traf am 8. Juli 1761 auch der<br />
Herzog de Broglie, der Marschall von Frankreich, ein, der schon 1759 einen<br />
Sieg gegen Ferdinand von Braunschweig errungen hatte <strong>und</strong> dafür vom<br />
Kaiser <strong>zum</strong> deutschen Reichsfürsten erhoben worden war. Die Präsentation<br />
eines solchen Heeresverbandes, so mochten die Franzosen hoffen, würde<br />
dem Gegner, den sie mit fast doppelter Übermacht bedrängten, <strong>zum</strong><br />
Abzug bewegen <strong>und</strong> die gut gefüIlten Magazine der Alliierten in Lippstadt<br />
würden in ihre Hände fallen. Die Versorgungsbasen der Franzosen lagen<br />
am Rhein, <strong>und</strong> in dem vom Kriege vielfach ausgeplünderten Westfalen<br />
konnte ein so großes Heer kaum noch versorgt werden. So sollte eine Entscheidung<br />
herbeigeführt werden. Doch die Franzosen zögerten, wurden<br />
sich zunächst - durch die Teilung der Befehlsgewalt - kaum einig über das<br />
Vorgehen <strong>und</strong> verloren wertvolle Zeit. Die alliierten Truppen unter Herzog<br />
Ferdinand vonBraunschweig besetzten eine Kampflinie, die über Büderich,<br />
Wambeln, Scheidingen, Illingen, Kirchdinker nach Vellinghausen reichte.<br />
Sie verfügten nur über etwa 65.000 Mann. So erschien es kaum ein Risiko<br />
zu sein, als Broglie am Nachmittag des 15. Juli 1761 auf Ferdinands linken<br />
Flügel losmarsc<strong>hier</strong>te. Schnell drangen die Franzosen vor, eroberten<br />
Nateln, <strong>und</strong> es gelang ihnen, die Briten bei Vellinghausen zu überraschen<br />
<strong>und</strong> aus ihren Stellungen zu treiben. Dann entspann sich ein schwerer<br />
Abwehrkampf, der die französische „Avantgarde“ bis <strong>zum</strong> Abend völlig<br />
aufrieb. Aber <strong>im</strong> Schutze der Nacht ersetzten die Franzosen ihre schwer<br />
angeschlagenen Truppen. Von den Kämpfen in dieser Nacht künden heute<br />
noch die „Generalseichen“, die an fünf<br />
hohe französische Offiziere erinnern, die<br />
am Rande des Waldes von einer Kanonenkugel<br />
getroffen wurden - zwei von ihnen<br />
tödlich. Am Morgen des 16. Juli brandete<br />
der Kampf erneut auf. Broglies Truppen erhielten<br />
nicht die vereinbarte Unterstützung<br />
von Soubises Reg<strong>im</strong>entern. Im Raum Scheidingen<br />
blieb dessen Armee stehen. Die alliierten<br />
Truppen für überlegen haltend, griff<br />
er nicht mehr in die Kampfhandlungen ein.<br />
Anders reagierten die Alliierten, denen der<br />
hannoversche General von Spörken zu Hilfe<br />
eilte. Die frischen Truppen griffen sofort<br />
Charles de Rohan Prince de Soubise an, <strong>und</strong> die Schlacht war entschieden. Broglie<br />
gab den Kampf verloren <strong>und</strong> befahl den Rückzug. Doch das Reg<strong>im</strong>ent<br />
Rouge war von Briten eingeschlossen <strong>und</strong> wurde weitgehend niedergeschossen.<br />
Der Pfarrer von Dinker, Paul Christian Busch, notierte: „...das sogenannte<br />
Siepen-Feld war gleichsam mit toten Franzosen besäet.“ Schon<br />
um 10 Uhr war der Kampf entschieden. Die Alliierten hatten das Feld behauptet;<br />
der Weg zu den Kornkammern in Lippstadt blieb den Franzosen<br />
versperrt. Zu den Ereignissen des Tages vermerkte die Lippstädterin Maria<br />
Th. Clüsener auf einer unbedruckten Seite ihres evangelischen Gebetbuches:<br />
„Dieser 16te Julius ist der glückliche Tag gewesen an welchem der<br />
Durchlauchtigste Hertzog Ferdinant von Braunsch[weíg] durch göttlichen<br />
Beystand die Franzosen bey Vellinghausen Totaliter geschlagen wodurch<br />
unsere liebe Stadt abermals von der uns gedrohten Belagerung für dieses<br />
Jahr gänzlich befreit wurde. Lippstadt d. 16ten July 1761.“ Johann Anton<br />
Möller, der das Schlachtfeld beschrieb, empfand Mitleid für die Gefallenen<br />
<strong>und</strong> Verw<strong>und</strong>eten, waren sie Fre<strong>und</strong> oder Feind: „ Der Anblick so<br />
58<br />
Denkmal der Schlacht bei Vellinghausen (östlich von VeIlinghausen)<br />
vieler Toten, die noch unbegraben lagen, die Menge erschossener Pferde,<br />
zerstückter Musqueten <strong>und</strong> Säbel die Trümmer von Lavetten, Trommeln<br />
zerschossener Mondierungen (Ausrüstungsgegenstände), das versengte<br />
Buschwerk, das durch das heftige Kanonenfeuer blau gebranndt war, die<br />
Zweige auf den Weiden <strong>und</strong> anderen Bäumen, besonders an der Lippe,<br />
gerade an der Landstraße, wo die Bergschotten [Highlanders] stark gelitten,<br />
zerknickt <strong>und</strong> zerschossen, dies alles erschütterte unsere Empfindungen<br />
so stark, dass davon ein unauslöschlicher Eindruck auf unsere Seelen<br />
gemacht wurde. Die in den Büschen einzeln umherstehenden Häuser waren<br />
zerschossen <strong>und</strong> leer. Hinter einem fanden wir 3 Franzosen, denen die<br />
Köpfe halb weggeschossen<br />
waren. Eine Kanonenkugel<br />
war durch 2 Hausständer<br />
geschlagen <strong>und</strong> hatte sie<br />
zwischen ihren Kameraden<br />
in der Reihe getötet. “Der<br />
zögerliche Einsatz der Truppen<br />
- wie in diesem Fall auf<br />
französischer Seite - war<br />
typisch für den Siebenjährigen<br />
Krieg. Oftmals vermied<br />
man es, ein großes Risiko<br />
einzugehen, denn es gab<br />
keine Wehrpflicht, die die<br />
Truppen schnell wieder aufgefüllt<br />
hätte, zudem waren<br />
die Soldaten diszipliniert<br />
<strong>und</strong> gut ausgebildet für den Tabakdose <strong>und</strong> Gebetbucheintrag<br />
Kampf in festen Formationen. auf die Schlacht von Vellinghausen<br />
(He<strong>im</strong>atmuseum Lippstadt)<br />
Die zahlenmäßige Unterlegen-
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
heit der preußisch-hannoverschen Verbände ließen auch sie <strong>zum</strong>eist eher<br />
taktische Angriffe aus einer strategischen Defensive ausführen, <strong>und</strong> dies<br />
galt <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e auch für die Armee des preußischen Königs <strong>im</strong> Osten. Sein<br />
Denkmal der Schlacht bei Vellinghausen (östlich von VeIlinghausen) Sieg<br />
in diesem Kriege wurde erst möglich, als Russland die Koalition mit Österreich<br />
verließ <strong>und</strong> Frankreich den Briten in Übersee unterlegen war. Für die<br />
Schlacht bei Vellinghausen gaben die alliierten Verbände ihre Verluste mit<br />
311 Gefallenen <strong>und</strong> 1.011 Verw<strong>und</strong>eten an. Während des Siebenjährigen<br />
Krieges starben <strong>im</strong> Durchschnitt etwa ein Drittel der Verw<strong>und</strong>eten bald<br />
nach den Kampfhandlungen. 192 alliierte Soldaten waren in französische<br />
Gefangenschaft geraten. Etwa 1.300 Franzosen wurden gefangen genommen,<br />
<strong>und</strong> man schätzte, dass etwa 5.000 Mann tot oder verw<strong>und</strong>et waren.<br />
Die Alliierten verloren drei Kanonen <strong>und</strong> erbeuteten derer neun, dazu fünf<br />
Fahnen, die später in der St.-Pauls-Kathedrale in London hingen. Die geringe<br />
Beute weist aus, dass der französische Rückzug völlig geordnet vor<br />
sich ging. Die Schlacht von Vellinghausen war kein glanzvoller Sieg der<br />
alliierten Verbände, die auch zu schwach waren, um dem Gegner entscheidend<br />
nachzusetzen; aber die Armeen des Königs von Frankreich sind nicht<br />
wieder zu einer Schlacht in diesem Kriege angetreten. So verkündete der<br />
britische Premierminister William Pitt am 13. November 1761 vor dem<br />
Unterhaus des Parlaments, Amerika sei in Deutschland erobert worden,<br />
Prinz Ferdinand von Braunschweigs Sieg habe die gesamte Wehrmacht<br />
der Militärmonarchie Frankreich zertrümmert. Während an die Kämpfe<br />
an der Ruhrbrücke bei Westhofen kaum noch ein Relikt erinnert, finden<br />
die Mitglieder des Arbeitskreises für Geschichte <strong>und</strong> He<strong>im</strong>atpflege <strong>im</strong> He<strong>im</strong>atverein<br />
Welver noch <strong>im</strong>mer Reste aus der Schlacht von Vellinghausen.<br />
Sie können an jedem ersten Sonntagnachmittag <strong>im</strong> Monat <strong>im</strong> He<strong>im</strong>athaus<br />
Welver in Augenschein genommen werden. Dort veranschaulicht ein Diorama<br />
die Schlacht, <strong>und</strong> es werden die schl<strong>im</strong>men Auswirkungen auf die<br />
Bauern der umliegenden Ortschaften thematisiert. Der blutige <strong>und</strong> zerfetzte<br />
Uniformrock des George Ernst von <strong>und</strong> zu Gilsa, dessen Träger kurz<br />
vor Ende der Schlacht durch eine Kanonenkugel den linken Arm einbüßte,<br />
zeigt ein Einzelschicksal, das nachdenklich macht. Denkmäler östlich<br />
von Vellinghausen <strong>und</strong> westlich von Dinker, die vor 100 Jahren errichtet<br />
wurden, erinnern ebenfalls an die Schlacht. In Berghofen werden die<br />
Menschen erst aufgeatmet haben, als man <strong>im</strong> Sonntagsgottesdienst in der<br />
St.-Georgs-Kirche in Aplerbeck verkündete, dass nach sieben Jahren des<br />
Krieges in Hubertusburg am 15. Februar 1763 Frieden geschlossen worden<br />
war. Nach 23 Jahren der Auseinandersetzungen <strong>und</strong> des Krieges folgte<br />
eine ebenso lange Zeit des Friedens unter König Friedrich II. von Preußen.<br />
Dr. Ingo Fiedler<br />
Rittergut Vellinghausen <strong>im</strong> Jahre 2010<br />
Diorama der Schlacht von Vellinghausen <strong>im</strong> He<strong>im</strong>athaus Welver<br />
Denkmal der Schlacht bei Vellinghausen<br />
(westlich von Dinker)<br />
Uniformrock des 21-jährigen Stabskapitäns George Ernst von <strong>und</strong> zu Gilsa, den er am<br />
16. Juli 1761 an der Poststraße in Vellinghausen trug.<br />
Dort wurde er gegen Ende des Kampfes vier Schritte von seinem Vater, dem Generalleutnant<br />
Eitel Philipp Ludwig von <strong>und</strong> zu Gilsa, entfernt von einer Kugel getroffen.<br />
Seinen zerschmetterten Arm ließ er sich gleich unter freiem H<strong>im</strong>mel - nur 300 Schritte<br />
hinter den Reg<strong>im</strong>entern amputieren.<br />
Eine halbe St<strong>und</strong>e verweilte er wegen „großer Hitze <strong>und</strong> Mattigkeit“, dann ritt er auf<br />
seinem Fuchs eine halbe St<strong>und</strong>e weit, bis er „per Courier“ auf einem Bauernwagen nach<br />
Hamm gebracht werden konnte. - Gilsa konnte nach Hause zurückkehren, studierte<br />
Jura in Marburg <strong>und</strong> avancierte <strong>zum</strong> Oberst <strong>und</strong> landgräflich-hessischen Kriegsrat. Er<br />
starb am 5. Dezember 1797.<br />
59
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
60<br />
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61
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Als in Hennen noch Juden lebten<br />
Teil 2 von Albert Ferber<br />
Tür an Tür mit den jüdischen Nachbarn<br />
Wie schon erwähnt, sind die geschichtlichen Quellen sehr spärlich. Darum<br />
ist <strong>hier</strong> alles zitiert, was sich dem Verfasser bot, auch wenn sich einige<br />
Namen <strong>im</strong> Laufe des Beitrages wiederholen.<br />
Die in Reh wohnende Ilse Stork - Eigentümerin des alten „Storcks<br />
Hof“ in Hennen - hütet den Nachlass ihrer Vorfahren. Darunter befindet<br />
sich ein gut lesbares Schriftstück - wohl das älteste Dokument<br />
eines jüdischen Dorfbewohners - das sie dankenswerterweise zur<br />
Verfügung stellte: Daß mir H. Storck hieselbst die mir <strong>und</strong> meinen<br />
Cameraden nach gehaltener Liquidation zukommende 28 rthlr 19<br />
stbr, sage Acht <strong>und</strong> Zwanzig Reichsthaler, Neunzehn Stüber heute<br />
dato richtig ausbezahlt hat <strong>und</strong> Einer dem Andern also nichts mehr<br />
schuldig bleibt, wird <strong>hier</strong>durch bescheinigt. So geschehen Hennen,<br />
d. 19ten July 1799 (dann hebräische Zeichen) Itzig Nathan (Liquidation<br />
= Auflösung <strong>und</strong> Rückzahlung. Um was es sich dabei handelte<br />
ist nicht überliefert.) -<br />
Versetzen wir uns einmal in den Anfang des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts. Hennen<br />
gehörte zur Grafschaft L<strong>im</strong>burg. Die Truppen Napoleons (Kaiser der Franzosen)<br />
hatten nach 1806 auch unsere Gegend besetzt. Die Grafschaft<br />
L<strong>im</strong>burg wurde dem Großherzogtum Berg zugeordnet. Alle waren von<br />
der unbequemen Fremdherrschaft best<strong>im</strong>mt. Aus dieser Zeit, die bis 1813<br />
währte, existieren betreffend Hennen einige schriftliche Zeugnisse, die einen<br />
kleinen Eindruck vermitteln vom Zusammenleben mit den Juden. Als<br />
Napoleons Truppen neue Söldner brauchten, sandten sie ihre Exekutoren<br />
aus, um junge Männer zu rekrutieren. Mit der Freiwilligkeit der jungen<br />
Bauernsöhne war es schlecht bestellt, denn man ging sehr rüde mit ihnen<br />
um. Im Dorf waren diese Franzosen daher sehr gefürchtet. Der Gemeindevorsteher<br />
Storck hatte eine Liste erstellt, in der 42 Männer, unter 60<br />
Jahren alt, <strong>zum</strong> nächtlichen Patrouillendienst eingeteilt waren.<br />
Hierunter findet man folgende jüdischen Namen: Isaac Brackel, Jakob<br />
Josephssohn, Nathan Abraham, Moses Abraham, Isaac Nathan, Leiffmann<br />
<strong>und</strong> Herz (bei Dulle wohnend). *5) Diese Aufstellung lässt erahnen,<br />
wie alle Dorbewohner in der Bedrängnis „an einem Strang“ gezogen haben.<br />
Vermutlich hatte die französische Verwaltung (Mairie <strong>Ergste</strong>) bald<br />
eine Zählung angeordnet, denn eine Bevölkerungsliste der Gemeinde<br />
Hennen *6) vom 2. Juni 1809 verrät anhand der jüdisch klingenden Namen<br />
einiges über diese Mitbürger. Vor- oder Nachnamen können sich<br />
durch Heirat mit nichtjüdischen Einwohnern bereits vermischt haben. Die<br />
nachfolgende Aufstellung enthält nur jene Namen, bei denen der Verfasser<br />
sicher ist, dass es sich um jüdische handelt. Es fällt auch auf, dass die<br />
Juden bis auf zwei Ausnahmen nur in der Bauerschaft Hennen zu finden<br />
sind.<br />
62<br />
Haus-Nr. / Name Stand / Gewerbe Personen/(Haushalt)<br />
Bauerschaft Hennen:<br />
8 Herz Moses Glasfenstermacher 3<br />
12 Johannes Müser Mauermann u. Tagelöhner 5<br />
13 Melchior Goeke Gold u. Silberarbeiter 7<br />
16 Natan Abraham Schlächter 8<br />
20 Isaak Natan Schlächter 3<br />
26 Leifmann Josef Handelt etwas Alt-Eisen 3<br />
39 Jakob Josephssohn Handelt en detail 5<br />
39 Philip Schöese Maurer, Tagelöhner 5<br />
42 Isaak Joseph Handelt en detail 7<br />
50 Adam Mosbach, gt. Kopstadt Ackersmann 6<br />
54 Moses Jakob Schlächter 5<br />
Bauerschaft Rheinen:<br />
12 Isaac Moses treibt etwas Pferdehandel 5<br />
27 Veid Keddem<strong>und</strong> Wasenmeister-Abdecker 4<br />
(Die damaligen Ausdrücke <strong>und</strong> Schreibweisen wurden <strong>hier</strong> übernommen)<br />
Obige Liste hatte Casp. Diedr. Angelkorte (Hennen Nr. 38) 1809 nach<br />
Elsey an den H.L.R. Wiesner gesandt. Insgesamt sind 55 Hausnummern<br />
aufgeführt. Gut 10 Jahre später – 1818 - waren es 62 Häuser <strong>und</strong> man<br />
zählte in der Gemeinde 22 Juden, die alle in Hennen ansässig waren!<br />
*7)<br />
Anm. zu 27: Veid Keddem<strong>und</strong> (auch Veit Kedem<strong>und</strong>) war der letzte<br />
Henker der L<strong>im</strong>burgischen Hinrichtungsstätte in der Nähe des alten<br />
Hofes Rahlenbeck, gelegen zwischen Kalthof <strong>und</strong> Leckingsen. Keddem<strong>und</strong><br />
hatte 1797 in der Rheiner Mark einen Platz <strong>zum</strong> Bau eines<br />
Hauses erhalten. Dieser grenzte an das Anwesen des gräflichen Untervogts<br />
Ebbinghaus, Rheinen 27 (heute Is.-Rheinermark, Nordhauser<br />
Straße 6, Anwesen Hunke / Schubert) *8)<br />
Was Zeitgenossen erzählten ...<br />
Zurück zur bereits eingangs erwähnten plattdeutschen Geschichte des<br />
Richard Heetmann - eine erdachte Begegnung mit allen Dorfbewohnern<br />
(teils aus seiner Jugendzeit). Diesem gere<strong>im</strong>ten Werk, in dem er manchen<br />
Zeitgenossen „auf´s Korn“ nahm, kann man mehrere interessante Informationen<br />
über die jüdische Epoche entnehmen.<br />
Hier einige Passagen: *9) ..... Nu söchst du wuahl, üm Reifenbiärgs te<br />
finn´n; ..... Dat Hus es futt -...... = Reifenbergs Haus ist fort (abgebrochen).<br />
/ ..... windschäiwen Stäiningshus - nu in ann´rer Hand = (Wilhelm) Sternbergs<br />
windschiefes Haus gehört nun einem anderen. / ..... van Melich bit<br />
op Grünebiärg – se sind dohen - un met de Hennsche Judenkiärk. = von<br />
„Melich“(so nannte man die Lipps) bis Grüneberg, sie sind dahin - gestorben<br />
bzw. fortgezogen - <strong>und</strong> mit ihnen die Hennener Judenkirche (die kleine<br />
„Synagoge“). / ..... Philippsohn un Vikter Veis ........- se ligget nu tefriärn <strong>im</strong><br />
Graw - un alle Twies un Twäis sind wiäst – un ut. = (Philipp) Philippson<br />
<strong>und</strong> Viktor Veist – sie liegen nun zufrieden <strong>im</strong> Grab - <strong>und</strong> alle Meinungsverschiedenheiten<br />
sind gewesen - <strong>und</strong> aus.<br />
Dem Verfasser gelang es, den Spuren der Familie Reifenberg bis auf den<br />
heutigen Tag zu folgen. Eine Passage in dem 1962 in Frankfurt erschienenen<br />
Buch In den Tag gesprochen, von Benno Reifenberg gab den Anstoß.<br />
Dieser schreibt <strong>im</strong> Kapitel Vom zu Fuß gehen über seinen naturliebenden<br />
Vater: „....Von dem westfälischen Dorf Hennen ging er jahrelang nach<br />
Schwerte in die Schule. Zu Fuß, jeden Tag, sechs Kilometer hin <strong>und</strong><br />
sechs Kilometer her. Das war so um 1860. Es war seine glücklichste<br />
Zeit, sie hat sein Leben hindurch in ihm fortgewirkt. ....“ *10)<br />
Der Schreiber dieses Beitrages hatte es sich „in den Kopf gesetzt“, familiäre<br />
Zusammenhänge mit Isaac Joseph Reifenberg (1766-1853) zu ergründen,<br />
der auf einem Grabstein des Hennener Judenfriedhofs verewigt, ist. Er<br />
beschritt zahlreiche Wege <strong>und</strong> fand vieles heraus: Benno Carl Reifenberg,<br />
geboren 1892 in Oberkassel (Bonn), ist der Sohn von Adolph Reifenberg,<br />
der um 1850 in Hennen „zur Welt kam“ - dem oben zitierten Vater. Dessen<br />
Liebe zu einer katholischen Holländerin (Niederl.-Indien) war stärker als<br />
die Bindung an seine jüdischen Wurzeln. Sie heirateten 1891. Sohn Benno<br />
wurde geboren. Umzug nach Frankfurt/M. 1893. Hier wurden weitere 3<br />
Kinder geboren. Alle waren nun katholisch. Benno Reifenberg wurde namhafter<br />
Journalist <strong>und</strong> Schriftsteller, war u. a. Mitherausgeber der Frankfurter<br />
Allgemeine Zeitung (1959-1966). Für seine Verdienste wurde er<br />
mehrfach ausgezeichnet, u.a. 1964 in der Frankfurter Paulskirche mit dem<br />
Goethepreis. Er starb 1970 in Kronberg /Taunus. - Die FAZ vermittelte den<br />
Kontakt <strong>zum</strong> Sohn Dr. Jan Reifenberg (*1923 in Frankfurt/M.)<br />
Er lebt seit 1984 mit seiner Familie in Brüssel. Ein intensiver Austausch begann.<br />
Die Herkunft seiner Vorfahren aus Hennen konnte weitgehend mit<br />
Namen <strong>und</strong> Daten belegt werden. Über Schwerte waren die Reifenbergs<br />
in andere deutsche Städte gekommen, zuletzt nach Frankfurt/Main. Als<br />
„Halbjude“ war der Vater Benno R. ab 1935 der Herabsetzung (Betätigungsverbot)<br />
durch das NS-Reg<strong>im</strong>e ausgesetzt. Er ging in die Schweiz. Andere<br />
Familienmitglieder waren bereits in ferne Länder gezogen. Dennoch<br />
konnten nicht alle der Verfolgung oder Vernichtung entgehen. Dr. Jan<br />
Reifenberg (*1923) ist der letzte Namensträger der „Hennener Linie“. Sein<br />
Lebenslauf ist ein eigenes Kapitel. Es weist in der Nachkriegszeit großartige<br />
berufliche Erfolge <strong>und</strong> Ehrungen auf. *11) – Soweit die Familiengeschichte<br />
in verkürzter Form.
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Bis in unsere Tage hat sich bei den Bewohnern <strong>im</strong> Umfeld der Johanneskirche<br />
eine joviale Anrede erhalten, die auf die jüdische Zeit zurückzuführen<br />
ist. Von diesen Alt-Hennenern wird man gelegentlich begrüßt „Na, Du<br />
Peias !“ Es steht außer Frage, dass dieser Ausdruck auf den Namen „Peies“<br />
(jiddisch) für die Schläfenlocken der männlichen orthodoxen Juden zurückgeht.<br />
Wer hat wo gewohnt?<br />
Zu Hennen zählten am Beginn des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts etwa 60 Häuser. Überwiegend<br />
lagen diese <strong>im</strong> nahen Umfeld der über 850 jährigen Kirche. Von<br />
einigen jüdischen Eigentümern<br />
konnten die Wohnsitze ermittelt<br />
werden. Auch sonst ist einiges<br />
überliefert: Nathan Veist (auch<br />
Nathanael Feist genannt) gehörte<br />
um die Mitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
das heutige Haus Am Kirchplatz 4.<br />
Philipp Philippson, der Kaufmann,<br />
übernahm es dann. Es<br />
gibt Anzeichen dafür, dass dieser<br />
schon mit Veist gemeinsam<br />
dort wohnte. Nach Philippsons<br />
Tod (1887) wurde das Haus bald<br />
verkauft an den Schuhmachermeister<br />
Wilhelm Hülscher (Beiname<br />
„Striemel“). Nach mehreren<br />
Eigentümerwechseln gehört es<br />
heute Siegfried Schlemenat.<br />
9) Hier wohnten Veist u. Philippson, heute Am<br />
Kirchplatz 4, Reprofoto: A. Ferber<br />
Isaac Joseph Reifenberg lebte mit seiner 7 köpfigen Familie (> Liste v.<br />
1809) <strong>im</strong> Haus Nr. 42. Er betrieb <strong>hier</strong> einen Krämerladen, handelte mit<br />
Tuchen, Eisenwaren, Steingut <strong>und</strong> Gewürzen. Auch als Viehhändler <strong>und</strong><br />
Schlachter soll er sich betätigt haben. Die 2. Generation hat noch bis <strong>zum</strong><br />
Wegzug um 1880 <strong>hier</strong> gewohnt. Das alte Fachwerkhaus gehörte den Albrechts.<br />
Einige Zeit betrieben sie darin eine Blaufärberei. Über 100 Jahre<br />
hatte es ebenfalls die Nummer 42, bekam dann die Nr. 43. Es stand rechts<br />
vor der Gastwirtschaft Haus Albrecht, dem heutigen „Dorfkrug“. Als letzte<br />
Bewohner wurden die Familien Karl Lipps <strong>und</strong> Otto Heetmann genannt,<br />
bis es 1936 abgebrochen wurde. Richard Heetmann hat das Haus in seinem<br />
plattdeutschen Gedicht erwähnt.<br />
In einem Häuschen an der ehemaligen Kirchstraße (heute Ohler Weg)<br />
hatten die Juden einen Schul- <strong>und</strong> Gebetsraum - ihre „Synagoge“. Der<br />
kleine Fachwerkbau war mit dem Haus des damaligen Schreinermeisters<br />
Klockenhoff nordseitig fest verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> nur durch eine schmale Gasse<br />
zwischen diesem <strong>und</strong> dem Nachbarhaus (Reccius) zu erreichen. Am<br />
Sabbat trafen sich <strong>hier</strong> die Männer in einem 10m x 6m großen Raum<br />
<strong>zum</strong> Gebet. Überliefert ist der Name eines Rabbiners <strong>und</strong> Lehrers namens<br />
Moses Seligmann. *12) Dieser Raum zur Religionsausübung ist schon <strong>im</strong><br />
Urkataster von 1821 aufgeführt. *13) Nach Auskunft des jetzigen Eigentümers<br />
Norbert Röllecke erwarb Heinrich Klockenhoff den Anbau <strong>im</strong> Jahre<br />
1908 für 800 Goldmark <strong>und</strong> integrierte ihn in sein Anwesen. Dessen Sohn<br />
Heinrich verkaufte 1962 das gesamte Anwesen an Röllecke. Dieser hat<br />
be<strong>im</strong> erneuten Hausumbau noch Spuren von der jüdischen Vergangenheit<br />
vorgef<strong>und</strong>en, wie er dem Schreiber bereits i. J. 1990 erzählte (vgl. Foto<br />
in Hennen-Agenda I, Seite 65). - Heute wird das Haus Ohler Weg 7 vom<br />
Sohn Christoph Röllecke mit bewohnt. Dem Urkataster von 1821, Artikel<br />
119 ist ebenfalls zu entnehmen, dass ein größeres Gr<strong>und</strong>stück südlich der<br />
damaligen Parzelle 41 (Hof Storck - heutiger Pächter: Ingo Mallee) dem<br />
Juden Salomon König gehörte, dann seinem Sohn Levin Salomon. - Heute<br />
steht etwa dort das Haus Hennener Straße 36. *14)<br />
10) Vorn rechts wohnte Familie Reifenberg (1936 abgebrochen.) Reprofoto: A.Ferber<br />
Anfang des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts war der jüdische Anteil der Dorfbewohner<br />
nur noch gering. Auf natürliche Weise (Tod) <strong>und</strong> durch Wegzug schrumpfte<br />
er weiterhin, etwa bis <strong>zum</strong> 1. Weltkriege. Meyer Grüneberg – Metzgermeister<br />
- war der letzte jüdische Einwohner Hennens. Noch 1914 wohnte<br />
er <strong>im</strong> Fachwerkhaus Hennen Nr. 13. *15) Es ist das umgebaute, heutige<br />
Haus Angelkorte, Am Kirchplatz 13.. Wie Willi Angelkorte (+ 7/2006) dem<br />
Verfasser erzählte, zeigten sich Spuren der (koscheren) Schlachterei noch<br />
nach vielen Jahrzehnten. Meyer Grüneberg war bereits mit seiner Familie<br />
nach Gelsenkirchen gezogen, als er sein Haus <strong>im</strong> Januar 1920 an den<br />
Kettenschmied <strong>und</strong> späteren Hefehändler Ernst Angelkorte verkaufte. Der<br />
schon genannte Enkel Willi hütete sorgsam den zu Iserlohn notariell geschlossenen<br />
Kaufvertrag, dem sein Opa einst zugest<strong>im</strong>mt hatte. *16)<br />
Seit etwa 1918 gab es keine jüdischen Bewohner mehr in Hennen.<br />
Somit hat der Verlauf der Dorfgeschichte Hennen weitgehend vor bösen<br />
Versuchungen bewahrt, denn nur 15 Jahre später begann die unheilvolle<br />
National-Sozialistische Ära in Deutschland!<br />
Wie der Autor erst jetzt erfuhr, trübt doch ein Ereignis die guten Erinnerungen.<br />
Am Tage nach der so genannten „Kristallnacht“ (9.11.1938) soll<br />
eine Hennener Horde den Judenfriedhof verwüstet haben. So erklärt sich<br />
einiges für den Schreiber, was ihm bisher verborgen geblieben war.<br />
Dennoch hält der nun denkmalgeschützte, jüdische Friedhof ein Kapitel<br />
Hennener Geschichte in uns lebendig. Es bleibt die stille Hoffnung, dass<br />
dieser idyllisch gelegene Ort nun nicht durch seine leicht zugängliche Lage<br />
Schaden erleidet.<br />
Die überlieferte Flurbezeichnung Waldemey ist seit Mitte 2001 der Name<br />
einer nahegelegenen neuen Siedlungsstraße. *17)<br />
Quellen, Fußnoten:<br />
*1) Hermann Henniges, 1835 - 1914 (von 1865 bis 1909 Ev. Ref. Pfarrer in Hennen), Beiträge<br />
zur Geschichte von Hennen, 1885 (Adelssitze, Bauernhöfe, Kirchengeschichte, Reformation) / Hermann<br />
Esser, 1875 – 1935, He<strong>im</strong>atblätter für Hohenl<strong>im</strong>burg <strong>und</strong> Umgegend, Heft 11, Nov. 1930 *2)<br />
RN 10.02.2005: Steinerne Geschichtsbücher / IKZ 16.02.2005: Sieben Objekte werden Denkmal /<br />
RN 17.02.2005: Judenfriedhof ein Denkmal.<br />
*3) Herzlichen Dank dem Hebräischlehrer Adalbert Böning, Hagen / Ein Levit (Stamm Levi) war einst<br />
Tempeldiener zu Jerusalem. Alle Nachfahren berufen sich darauf. (Der Tempel wurde <strong>im</strong> Jahre 70<br />
n. Chr. zerstört.)<br />
*4 - 9) > He<strong>im</strong>atbuch der Gemeinde Hennen, Wilhelm Rademacher / HKV 1972,<br />
*4) S. 296 oben / *5) S. 114, 115 / *6) S. 117–119 / *7) S. 124 / *8) S. 138 / *9) S. 292 (4. u. 6 Zeile<br />
v.u.) / S. 293 (5. u. 6. Zeile v. o.) // S. 293 (9. u. 10. Zeile v. o.) // S. 294 (i. d. Mitte)<br />
*10) Herzlichen Dank an Sina Weber, Schwerte. Durch ihre Suchaktion kam der Autor in den Besitz<br />
des Buches. (Anregung gab der RN Artikel v. 10.02.2005, F.A. Berthold)<br />
*11) Herzlichen Dank dem Nachfahren Dr. Jan Reifenberg (86), Brüssel (Belgien) für die Auskünfte<br />
*12) He<strong>im</strong>atbuch der Gemeinde Hennen 1972, Seite 224 unten, HKV / Wilhelm Rademacher 1972<br />
*13) Hennen-Agenda 21, Band I, 2001, Seite 63 unten / Dr. Wilhelm Bleicher<br />
*14) Hennen-Agenda 21, Band I, 2001, Seite 68 oben / Dr. Wilhelm Bleicher, bestätigt durch Ilse<br />
Stork in Reh<br />
*15) Adreßbuch 1913/14 für die Stadt Schwerte, das Amt <strong>Ergste</strong> u. die Gemeinde Hennen, <strong>im</strong> Stadtarchiv<br />
Schwerte / siehe Foto in Hennen-Agenda 21, Band I, 2001, Seite 104 unten: > Fachwerkhaus<br />
links.<br />
*16) Kaufvertrag v. 7. Januar 1920, Rechtsanwalt u. Notar Dr. juris Wilhelm Pohl, Iserlohn: Haus <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>besitz Wertgegenstand 9.000,00 Mark (Dokument <strong>im</strong> Besitz v. Bärbel Angelkorte)<br />
*17) Jahreschronik 2001, Seite 16: Planstraßen zieren echte Namen. HKV / F.A. Berthold, Hennen<br />
63
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64<br />
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ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
<strong>Wir</strong> Kinder vom Bahnhof <strong>Ergste</strong><br />
Erinnerungen von Ingrid Richter geb. Plätt dessen Familie von 1939 - 1952 in <strong>Ergste</strong> gewohnt haben. Der Vater war<br />
Bahnhofvorsteher. Hier bringen wir eine Dokumentation aus der Zeit. - 2. Teil<br />
Kurzfahrplan<br />
Ich werde diesen Anblick, wie unsere Eltern<br />
<strong>im</strong> langen Nachtgewand so fröhlich die Köpfe<br />
durch die Tür steckten, nie vergessen. Eine so<br />
lange Bescherungsnacht gab es nie mehr. Sie<br />
wurde von da ab auf Heiligabend verlegt.<br />
Mein Bruder <strong>und</strong> ich hatten einen weiten<br />
Weg <strong>zum</strong> Kindergarten <strong>und</strong> später zur Schule.<br />
Meinen Bruder musste ich fest an die Hand<br />
nehmen. Diese Aufgabe führte ich bis zur<br />
Pforte des Kindergartens streng durch. Jahre<br />
später, als die Schulzeit begann, ließ mein<br />
Bruder sich diese gewaltsame Führung nicht<br />
mehr gefallen.<br />
Unser Schulweg begann an einem schmalen<br />
Feldweg, der über die Heide führte, die damals<br />
noch schwach besiedelt war. Fast am<br />
Ende dieses Weges stand ein Haus, in dessen<br />
Garten ich oft ein kleines blondes Mädchen<br />
sah, das ich sehr hübsch fand. Es wurde „Iris“<br />
gerufen. Ganz träumerisch wünschte ich mir,<br />
wenn ich einmal verheiratet bin, <strong>und</strong> ein kleines<br />
Mädchen bekomme, möchte ich ihr auch<br />
den Namen Iris geben. Ich habe es niemals<br />
vergessen: Unsere „Iris“ wird <strong>im</strong> nächsten Jahr<br />
50 Jahre alt.<br />
Der Kindheitsfre<strong>und</strong> meines Bruders war Jürgen<br />
Stirnberg, genannt „Spitz“. Ich habe ihn<br />
<strong>im</strong>mer fröhlich in Erinnerung. Jürgen muss<br />
damals schon sehr musikalisch gewesen sein,<br />
denn er summte ständig eine Melodie, auch<br />
be<strong>im</strong> Essen. Seinen verschmitzt pfiffigen Gesichtsausdruck<br />
hat er bis heute nicht verloren.<br />
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Wie viele andere Väter, musste auch unser<br />
Vater in den Krieg. Mutter schlug sich in den<br />
folgenden Jahren alleine mit uns durch. Wurden<br />
auch die Lebensmittel knapp, so hatten<br />
wir doch Obst, Gemüse <strong>und</strong> Kartoffeln aus<br />
dem Garten. Die Frauen waren sehr erfinderisch<br />
<strong>und</strong> halfen sich untereinander. Frau<br />
Rüggen, die Mutter meiner Fre<strong>und</strong>in Christel<br />
am Bürenbruch, strickte uns aus bunten<br />
Wollresten w<strong>und</strong>erschöne Sachen. Eine aus<br />
Mullbinden gestrickte Jacke, mit bunten Blumen<br />
bestickt, wer hatte das schon? Unsere<br />
Mutter, die Schneiderin war, zauberte aus<br />
alten Kleidungsstücken oder aus einer Wolldecke<br />
neue Kleidung für uns.<br />
Die Lebensmittel kauften wir in dem kleinen<br />
Laden „Else aus dem Siepen“ später Trompeter<br />
heute Fahrschule Schulz dem Stahlwerk<br />
gegenüber. Erinnern kann ich mich sehr gut<br />
an das Toilettenpapier, das uns während des<br />
Krieges zugemutet wurde. Die erfinderische<br />
Kauffrau hatte glattes Packpapier in Portionsstücke<br />
ca. 10x10 cm geschnitten. „Es gibt<br />
nichts anderes“ sagte sie, als meine Mutter ihr<br />
ohne Umschweife schilderte wie sie mit dem<br />
glatten Papier klar kommt.<br />
Das Brot bekamen wir be<strong>im</strong> Bäcker H. <strong>im</strong> Unterdorf.<br />
Oft wurde ich mit Lebensmittelmarken<br />
in der Hand dorthin geschickt. Da ich auf<br />
dem langen Weg meist Hunger bekam, war<br />
die Versuchung groß, dieses lecker duftende<br />
Brot anzuknabbern. Ermahnungen gab es nur<br />
wenn das Loch zu groß geraten war.<br />
Eine Zeitlang holten wir be<strong>im</strong> Landwirt Weyergraf<br />
unsere Milch. Ich ging einmal hinter<br />
Frau W. her in die Milchkammer <strong>und</strong> sah,<br />
wie diese die Milchkanne unter den Wasserkran<br />
hielt <strong>und</strong> unsere Milch „verdünnte“.<br />
Mit der Entschuldigung,<br />
die Milch reichte nicht<br />
ganz, schickte sie mich<br />
raus. Natürlich erzählte<br />
ich es meiner Mutter.<br />
Diese nahm sofort die<br />
Milchkanne <strong>und</strong> brachte<br />
alles wieder zurück<br />
mit den Worten: „Wasser<br />
haben wir selber“.<br />
Und verlangte wofür sie<br />
bezahlte. Am nächsten<br />
Tag, als ich wieder alleine<br />
erschien, machte mir<br />
Frau W. Vorwürfe, dass<br />
ich diese „Panscherei“<br />
zuhause verraten hatte.<br />
Schl<strong>im</strong>m war die Zeit der Obstkarte<br />
von Ingrid Richter<br />
Fliegeralarme. Meine Mutter war dann <strong>im</strong>mer<br />
sehr aufgeregt <strong>und</strong> hektisch. Alles musste<br />
schnell gehen: Anziehen, Tasche schnappen,<br />
Siegfried auf den Arm, ich meine Puppe <strong>und</strong><br />
dann losrennen <strong>zum</strong> Lager, wo unser Bunker<br />
war. Mutter redete mir <strong>im</strong>mer gründlich<br />
ein, wenn die Flieger schon zu hören sind,<br />
nicht mehr laufen. <strong>Wir</strong>f dich in den nächsten<br />
Straßengraben <strong>und</strong> rühr dich nicht, bis alles<br />
wieder still ist. Einmal passierte es tatsächlich,<br />
dass ich in der Dunkelheit der Nacht auf<br />
dem Weg <strong>zum</strong> Bunker meine Mutter verlor.<br />
Das Bombengeschwader dröhnte schon ganz<br />
nah. Ich erinnerte mich an Mutters Worte,<br />
legte mich schnell in den Straßengraben <strong>und</strong><br />
weinte laut. Da hörte ich eine St<strong>im</strong>me nicht<br />
weit von mir sagen: „Hab keine Angst, du bist<br />
nicht alleine.“ Es klang so wohltuend <strong>und</strong> ich<br />
konnte mich beruhigen. Als dann Bomben auf<br />
Schwerte fielen, zog mich diese Frau aus dem<br />
Graben <strong>und</strong> wir liefen gemeinsam <strong>zum</strong> Bunker.<br />
<strong>Wir</strong> drehten uns einmal um <strong>und</strong> sahen<br />
eine leuchtend rote Brandfläche in Schwerte.<br />
Heute noch erwecken Sirenen <strong>und</strong> alte Propellermaschinen<br />
in mir ein ungutes Gefühl.<br />
Ich werde auch niemals fliegen!<br />
Als in den Kriegswirren der Zugverkehr ruhte,<br />
<strong>im</strong> Bahnhofsbüro auch kein Mann mehr die<br />
Stellung hielt <strong>und</strong> aus der Bahnhofswirtschaft<br />
die St<strong>im</strong>me von „Lieschen Pütter“ nicht mehr<br />
zu hören war, wurde es unserer Mutter zu unhe<strong>im</strong>lich.<br />
Die Frauen hatten vor den <strong>im</strong> nahe<br />
gelegenen Lager wohnenden Zwangsarbeitern<br />
(Polen <strong>und</strong> Russen) Angst.<br />
Unsere Mutter entschloss sich mit uns für<br />
längere Zeit ins Sauerland zu fahren.<br />
<strong>Wir</strong> konnten bei unseren Großeltern unterkommen.<br />
Die nötigsten Sachen wurden gepackt<br />
<strong>und</strong> auf zwei Fahrrädern, (begleitet von
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
Plakat <strong>zum</strong> Spartag 1941<br />
dem Schwager meiner Mutter)Gepäck <strong>und</strong><br />
uns Kindern ging der ganze Umzug ins Sauerland<br />
über die Bühne. Dort blieben wir bis<br />
Kriegsende.<br />
In dieser Zeit geschah ein tragisches Unglück.<br />
In Schützengräben hatten Soldaten Munition<br />
<strong>und</strong> Handgranaten zurück gelassen. Mein<br />
Bruder <strong>und</strong> einige Fre<strong>und</strong>e entdeckten sie. Als<br />
sie damit herumhantierten, explodierte eine<br />
Handgranate. Die Kinder erlitten schwerste<br />
Verletzungen. Der rechte Arm meines Bruders<br />
wurde durchschossen, <strong>und</strong> das rechte<br />
Bein zerfetzt. Für unsere Mutter eine große<br />
Aufregung. Es dauerte lange bis unser 5jähriger<br />
Siegfried über dem Berg war. Er hat es<br />
überlebt <strong>und</strong> kam Ende des Krieges mit einem<br />
„Verw<strong>und</strong>etenabzeichen“ wieder nach <strong>Ergste</strong><br />
zurück. Dieses hatte ihm <strong>im</strong> Krankenhaus ein<br />
ehemaliger Soldat als „Trösterchen“ überreicht.<br />
Wieder in <strong>Ergste</strong> gab es eine böse Überraschung<br />
für uns. Während unserer Abwesenheit<br />
wurde unsere Wohnung geplündert. Verschlossene<br />
Möbelstücke aufgebrochen. Einige<br />
Haushaltsartikel, Spielsachen <strong>und</strong> Kleidung<br />
bekamen wir mit Hilfe des zuständigen Polizeibeamten<br />
später zurück.<br />
Das Lager am Bahnhof füllte sich nach dem<br />
Krieg <strong>im</strong>mer mehr mit Flüchtlingen. <strong>Wir</strong><br />
fre<strong>und</strong>eten uns mit einigen Familien an.<br />
Der Bahnverkehr lief wieder. Da der Arbeitsplatz<br />
meines Vaters wieder besetzt werden<br />
musste wurde Herr Schulte mit dieser Aufgabe<br />
betraut. Mit Familie Schulte, die einen<br />
Sohn hatte, mussten wir in Zukunft auch die<br />
Wohnung teilen. Jede Familie bekam drei<br />
Z<strong>im</strong>mer. Eine enorme Umstellung war das für<br />
uns. Aber wir gewöhnten uns aneinander.<br />
Mein Vater kam 1948 krank aus russischer<br />
Kriegsgefangenschaft zurück. Meine Freun-<br />
dinnen Christel Rüggen <strong>und</strong> Inge Kil<strong>im</strong>ann<br />
hatten dieses Glück nicht.<br />
1949 bekam ich dann doch noch die gewünschte<br />
kleine Schwester. Sie selbst nennt<br />
sich öfter die „Wiedersehensfreude“.<br />
Es wurde lebhafter in der Familie. Dieses<br />
nicht nur wegen unserem Nachkömmling.<br />
<strong>Wir</strong> hatten einen sehr unternehmungslustigen<br />
Vater mit einem enormen Nachholbedarf.<br />
Da Eisenbahner eine best<strong>im</strong>mte Anzahl von<br />
Freifahrten <strong>im</strong> Jahr zur Verfügung hatten,<br />
wurden diese ausgenutzt. Vater wollte uns<br />
Deutschland zeigen. Be<strong>im</strong> höchsten Berg der<br />
„Zugspitze“ fingen wir an. So hatten wir tolle<br />
Erlebnisreisen bis wir in die Lehre kamen.<br />
Auch die Unterhaltung in der Familie wurde<br />
intensiver. Das Schachspiel brachte Vater uns<br />
bei. Auf dem großen Küchentisch spielten<br />
wir Tischtennis. Die mit Laubsäge gearbeiteten<br />
Schläger besitze ich noch. Das einfache<br />
Spielen reichte nicht. Es wurden so genannte<br />
Familienmeisterschaften ausgetragen. Das erweckte<br />
enorm unseren Ehrgeiz. Auch ein Musikinstrument<br />
sollte ich spielen lernen. Über<br />
Herrn Lehrer Lücke bekam ich eine Zither.<br />
Es war nicht unbedingt das Instrument, das<br />
ich gerne beherrscht hätte. Ein Klavier wäre<br />
mir lieber gewesen. Aber dafür reichte wahrscheinlich<br />
das Geld nicht. Drei Jahre lang fuhr<br />
ich dann nach Schwerte in die Jahnstraße zur<br />
Zitherst<strong>und</strong>e.<br />
Auch <strong>zum</strong> kath. sonntäglichen Gottesdienst<br />
mussten wir nach Schwerte. Damals gab es<br />
in <strong>Ergste</strong> noch keine kath. Kirche, da es nur<br />
wenige Katholiken gab. Hin <strong>und</strong> wieder hielt<br />
ein Priester aus Schwerte uns in der ev. Kirche<br />
eine Messe. Aber <strong>zum</strong> Kommunionunterricht<br />
mussten wir <strong>im</strong>mer nach Schwerte. Oft ging<br />
Tragen der Reichsbahn-Dienstbekleidung<br />
ich zu Fuß um die 15 Pfg Fahrgeld zu sparen.<br />
Damit stockte ich mein Taschengeld auf. Ich<br />
leistete mir davon ab <strong>und</strong> zu ein Tütchen Salmiakpastillen,<br />
das damals 5 Pfg. kostete.<br />
1952 wurde unser Vater dann nach Lendringsen<br />
versetzt. <strong>Wir</strong> zogen wieder in einen<br />
Bahnhof. Aber er war nicht zu vergleichen<br />
mit „unserem <strong>Ergste</strong>r Bahnhof“. Es dauerte<br />
sehr lange, bis wir uns an die neue Umgebung<br />
gewöhnt hatten. Siegfried <strong>und</strong> ich jammerten.<br />
<strong>Wir</strong> hatten schreckliches He<strong>im</strong>weh nach<br />
<strong>Ergste</strong>. Wie oft sind wir ausgerissen. Morgens<br />
früh, wenn unsere Eltern noch schliefen, die<br />
Fahrräder geschnappt <strong>und</strong> dann nach <strong>Ergste</strong><br />
zu unseren Fre<strong>und</strong>en geradelt. Unsere Eltern<br />
holten sich Rat be<strong>im</strong> Pfarrer der neuen Gemeinde.<br />
Ich war <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer nebenan <strong>und</strong> hörte<br />
wie er sagte: „ Lassen sie die beiden, halten<br />
sie sie nicht zurück. Es hört ganz von selber<br />
auf“. Er hatte Recht. Aber ganz tief<br />
<strong>im</strong> Herzen sitzt <strong>im</strong>mer noch die Liebe zur He<strong>im</strong>at<br />
<strong>Ergste</strong> <strong>und</strong> dem Bahnhof.<br />
Von einer Bekannten, die in <strong>Ergste</strong> wohnt,<br />
wurde ich <strong>im</strong> September 2004 informiert,<br />
dass der Bahnhof, der nun von der Fa. Hermes<br />
genutzt wird, einen „Tag der offenen Tür“<br />
veranstaltet. Dankbar für diesen Hinweis fuhr<br />
ich recht aufgeregt nach <strong>Ergste</strong>. Das Ehepaar<br />
Hermes nahm mich, als ich mich zu erkennen<br />
gab, fre<strong>und</strong>lich auf. Ich bin Frau Hermes<br />
heute noch dankbar, dass sie sich an diesem<br />
Tag die Zeit nahm <strong>und</strong> mit mir eine Begehung<br />
des ganzen Hauses vornahm .Ich stand in den<br />
Räumen, in denen wir eine geborgene Kindheit<br />
verbrachten. Es gab viel zu erzählen <strong>und</strong><br />
die Tränen ließen sich einfach nicht zurückhalten.<br />
Ingrid Richter, geborene Plett<br />
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Beste Bank<br />
in Schwerte<br />
Jeder Mensch hat etwas, das ihn antreibt.<br />
www.volksbank-schwerte.de<br />
<strong>Wir</strong> machen den Weg frei.<br />
Be<strong>im</strong> lokalen Bankentest 2011 von FOCUS MONEY errang die Volksbank Schwerte<br />
den 1. Platz. In den für eine Bank maßgeblichen Faktoren Erreichbarkeit, Fre<strong>und</strong>lichkeit,<br />
Fachkom petenz, transparente Konditionen <strong>und</strong> k<strong>und</strong>enorientierte Beratung<br />
wurden wir als beste Bank in Schwerte ausgezeichnet.<br />
<strong>Wir</strong> freuen uns über diese Auszeichnung, die unsere Arbeit <strong>und</strong> Ziele bestätigt<br />
<strong>und</strong> bestärkt. Sie ist ein Lob an unsere Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeiter <strong>und</strong> steht<br />
für das, was uns jeden Tag aufs Neue antreibt.<br />
Herzliche Einladung an alle, die noch nicht bei Schwertes »Bester Bank« sind. Testen Sie uns!
ERGSTE . . . UND WIR IM RUHRTAL! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s Mai 2012<br />
140 Jahre Trinkwasser aus dem <strong>Ruhrtal</strong><br />
Ulrike Hütter <strong>und</strong> Helmut Sommer (Wasserwerke Westfalen GmbH)<br />
Vor 140 Jahren, genau am 2. Oktober des Jahres 1872, nahmen die<br />
Städtischen Wasserwerke Dortm<strong>und</strong> ihren Betrieb auf <strong>und</strong> erstmals<br />
wurde Leitungswasser - gewonnen aus den Gr<strong>und</strong>wasserstrom der<br />
Ruhr bei Schwerte-Villigst - über den Schwerter Wald nach Dortm<strong>und</strong><br />
geleitet.<br />
Diese Maßnahme war erforderlich geworden, weil die ab Mitte des<br />
19. Jahrh<strong>und</strong>erts in Dortm<strong>und</strong> entstehenden Zechen den Dortm<strong>und</strong>ern<br />
buchstäblich das Wasser abgruben. Der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel sank so<br />
rapide, dass die private Wasserversorgung Dortm<strong>und</strong>s über Brunnen,<br />
Teiche etc. gefährdet war. Am 18. November 1865 beschloss deshalb<br />
der Magistrat der Stadt Dortm<strong>und</strong> die Errichtung einer zentralen Wasserversorgung<br />
<strong>und</strong> am 19. Januar 1870 war Baubeginn für das erste<br />
Pumpwerk in Villigst <strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong> bei Schwerte. Die Stadt Schwerte war<br />
in dieser Gründungsphase nicht geneigt, sich an dem Vorhaben zu beteiligen.<br />
Man habe „kein disponibles Geld sowie auch kein besonderes<br />
Interesse an dem Unternehmen“, kann in einem Magistratsbeschluss<br />
von Schwerte nachgelesen werden.<br />
Das <strong>im</strong> Oktober 1872 durch die Städtischen Wasserwerke Dortm<strong>und</strong><br />
in Betrieb genommene Pumpwerk Villigst war ausgestattet mit 2 Wasserhebemaschinen<br />
mit je 160 PS. Angeschlossen waren ein 500 m3<br />
Ausgleichsbehälter auf dem Freischütz <strong>und</strong> ein 7000 m3 Hochbehälter<br />
in Berghofen sowie ein 50 Kilometer langes Rohrnetz. Ende 1873<br />
hatte das Werk 939 Abnehmer, <strong>und</strong> die Jahresförderung betrug knapp<br />
1,5 Millionen Kubikmeter. Im November 1880 vereinbarten dann auch<br />
die Städtischen Wasserwerke Dortm<strong>und</strong> <strong>und</strong> die Stadt Schwerte einen<br />
Wasserlieferungsvertrag.<br />
Das Pumpwerk Villigst blieb bis 1966 in Betrieb. In den Jahren 1975<br />
– 1978 wurde es zu einem modernen Werkstattkomplex mit einer neuen<br />
Kfz-Werkstatthalle umgebaut <strong>und</strong> wird seitdem als sogenannter<br />
Ansicht des Pumpwerkes Villigst (altes Pumpwerk) ca. 1910 - Foto: Helmut Sommer<br />
Betriebshof Villigst in diesen Funktionen genutzt. Der unaufhaltsame<br />
wirtschaftliche Aufschwung Dortm<strong>und</strong>s <strong>und</strong> die schnell wachsenden<br />
Bevölkerungszahlen führten zu einer ständigen Erweiterung des Rohrnetzes,<br />
zu <strong>im</strong>mer mehr Hausanschlüssen <strong>und</strong> auch <strong>zum</strong> Bau von Anschlussleitungen<br />
mit größerem Durchmesser für die Industrie.<br />
1888 begannen die Städtischen Wasserwerke Dortm<strong>und</strong> deshalb auch<br />
mit dem Bau einer zweiten Pumpstation auf Schwerter Stadtgebiet.<br />
Das Pumpwerk Schwerte lag nördlich der Ruhr <strong>und</strong> ist heute als Rohrmeisterei<br />
bekannt. Im Oktober 1890 erfolgte <strong>hier</strong> die Inbetriebnahme.<br />
2 Kolbenpumpenverb<strong>und</strong>maschinen mit je 400 PS förderten das<br />
Trinkwasser in das Versorgungsnetz; die Gesamtförderleistung des<br />
Pumpwerkes lag <strong>im</strong>merhin bei ca. 6 Millionen Kubikmeter Trinkwasser<br />
<strong>im</strong> Jahr. Wegen fehlender <strong>Wir</strong>tschaftlichkeit wurde dieses Pumpwerk<br />
bereits 1924 stillgelegt.<br />
Bild 2: Pumpwerk Schwerte (heute Rohrmeisterei) - Luftbildaufnahme<br />
etwa um 1936<br />
Die Bereitstellung ausreichender Wassermengen aus dem Gr<strong>und</strong>wasservorkommen<br />
des <strong>Ruhrtal</strong>s konnte Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts nicht<br />
mehr ausreichend gewährleistet werden. Der ständig steigende Bedarf<br />
hatte dazu geführt, dass der Gr<strong>und</strong>wasserspiegel kontinuierlich<br />
sank. Die Wasserfassungen, die Brunnen <strong>und</strong> Sammelbehälter, wurden<br />
<strong>im</strong>mer näher an das Ruhrufer heran gelegt, was durch Kurzschlüsse<br />
zwischen Fluss- <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>wasser ges<strong>und</strong>heitliche Risiken mit sich<br />
brachte. Dies führte zur Entwicklung eines Wassergewinnungsverfahrens,<br />
das auch heute noch die Gr<strong>und</strong>lage der Trinkwassergewinnung<br />
an der Ruhr bildet: die künstliche Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung. Bei diesem<br />
Verfahren werden die natürlichen Gr<strong>und</strong>wasservorkommen mit<br />
vorgereinigtem Ruhrwasser angereichert.<br />
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An Wasserwerken gehen in den folgenden Jahren <strong>im</strong> Raum Schwerte<br />
in Betrieb:<br />
Wasserwerk Hengsen 1908, Wasserwerk Westhofen 2 1922, Wasserwerk<br />
<strong>Ergste</strong> 1944, Wasserwerk Westhofen 1 (als Ersatz für das alte<br />
Hörder Wasserwerk Westhofen von 1912) 1955 <strong>und</strong> Wasserwerk Villigst<br />
1961.<br />
Das Wasserwerk <strong>Ergste</strong> wurde 1944 mit drei elektrisch betriebenen<br />
Förderpumpen errichtet. Die Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung erfolgte durch<br />
Überstauwiesen; die Wasserfassung durch eine parallel zur Ruhr verlaufende<br />
Sickerleitung. Ende 1979 wurde ein Teil der Überstauwiesen<br />
durch zwei Kiesvorfilterbecken <strong>und</strong> vier Langsamsandfilterbecken zur<br />
künstlichen Gr<strong>und</strong>wasseranreicherung ersetzt. 1981/1982 erfolgte die<br />
Neuverlegung einer 1100 m langen Sickerleitung in größerer Entfernung<br />
zur Ruhr.<br />
Die Wasserwerke in Schwerte wurden <strong>im</strong> Laufe der Jahrzehnte von<br />
verschiedenen Unternehmen betrieben. Von 1939 bis 1994 lag die<br />
Aufgabe der Trinkwassererzeugung in den Händen der Dortm<strong>und</strong>er<br />
Stadtwerke AG <strong>und</strong> wechselte dann 1995 zur Dortm<strong>und</strong>er Energie-<br />
<strong>und</strong> Wasserversorgung GmbH. Seit 2001 betreibt die Wasserwerke<br />
Westfalen GmbH u.a. die Wasserwerke <strong>im</strong> Schwerter Raum.<br />
Die Trinkwassergewinnung aus der Ruhr ist eine lange Erfolgsgeschichte<br />
<strong>und</strong> gewährleistet bis heute die Versorgung der Bevölkerung<br />
mit bestem Trinkwasser, welches alle Anforderungen, die die Ges<strong>und</strong>heitsbehörden<br />
an das Produkt stellen, erfüllt. Gleichzeitig bieten die<br />
vor der Öffentlichkeit geschützten Bereiche der Trinkwassergewinnungsanlagen<br />
<strong>im</strong> <strong>Ruhrtal</strong> ungestörte Lebensräume für zahlreiche<br />
Pflanzen <strong>und</strong> Tierarten. An der Ruhr <strong>und</strong> in ihrer Umgebung konnten<br />
sich so <strong>im</strong> Laufe der Jahre zahlreiche Landschaft- <strong>und</strong> Naturschutzgebiete<br />
entwickeln.<br />
70<br />
Wer hinter die Kulissen eines Wasserwerkes schauen möchte, hat<br />
kostenlos die Möglichkeit dazu. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit<br />
bieten die Wasserwerke Westfalen ganzjährig Besichtigungen des<br />
Wasserwerkes Hengsen in Schwerte-Geisecke an. Eine Führung dauert<br />
2 – 3 St<strong>und</strong>en. Einleitend werden erst Informationen über die Wassergewinnung<br />
<strong>und</strong> -versorgung gegeben <strong>und</strong> anschließend erfolgt<br />
ein R<strong>und</strong>gang durch das Wasserwerk. Besichtigungen werden – nach<br />
Voranmeldung – montags bis freitags zwischen 8 <strong>und</strong> 16 Uhr durchgeführt.<br />
Die Teilnehmerzahl liegt bei mindestens 15 Personen. Terminabsprachen<br />
können unter 02304 9575-204 erfolgen.<br />
Pumpwerk Schwerte (heute Rohrmeisterei) - Luftbildaufnahme etwa um<br />
1936 - Foto: Helmut Sommer<br />
Quellen:<br />
Die Dortm<strong>und</strong>er Wasserversorgung. Chronik anlässlich des 125jährigen Jubiläums der Dortm<strong>und</strong>er Stadtwerke<br />
AG. Dortm<strong>und</strong>er Stadtwerke AG (Hrsg.).<br />
Wasserversorgung für Dortm<strong>und</strong>. Ein erfrischender Leitfaden durch die Geschichte 1827 - 1997. Dortm<strong>und</strong>er<br />
Energie- <strong>und</strong> Wasserversorgung GmbH (Hrsg.).
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