Ausgabe Nr. 41, Advent 2012 - Schottenpfarre

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2 Schotten-aktuell Editorial Liebe Gemeinde, mit dem ersten Adventsonntag beginnt ein neues Kirchenjahr – für die Kirche von Wien vermutlich ein ziemlich spannendes. Die ersten Schritte der schon länger diskutierten Diözesanreform werden nun umgesetzt. Ohne Vergangenes abzuwerten oder gering zu achten geht es darum, für unsere Zeit eine passende Form zu finden, die Botschaft Jesu zu leben. Wie können wir als Kirche heute ganz konkret in Wien das Evangelium Christi als Weg des Heiles verkünden? Im Zuge dieses Prozesses wurde das Schlagwort „Jüngerschulung“ zu einem zentralen Begriff. Zielvorstellung ist es, wie die Jünger in die „Schule Jesu“ zu gehen und sich von seinem Evangelium anrühren zu lassen, um dann auch glaubwürdig von dieser Botschaft Zeugnis ablegen zu können. In der Schottenpfarre gibt es seit Jahren gut besuchte und hochrangig besetzte Seminarreihen zu verschiedenen Themen unseres Glaubens. Das Neue bei der auf S. 6 vorgestellten „Schottentankstelle Christentum“ ist nun, dass die Impulsreferate in persönliche Glaubensgespräche münden. Das gemeinsame Hören und miteinander ins Gespräch Kommen ist auf dem Weg der Jüngerschulung unersetzbar. Daher halte ich diese neue Initiative für besonders wertvoll; nicht zuletzt deshalb, weil sie ganz bewusst der Vernetzung zwischen den Mönchen der Schottenabtei und der Pfarrgemeinde dienen will. Auf S. 3 wird die Serie von P. Georg Braulik über die „Heiligen im Alten Testament“ weitergeführt. P. Georg nennt die biblische Rut eine „Frau mit Migrationshintergrund“ und macht damit deutlich, wieviel das Volk Gottes seit jeher „fremden“ Männern und Frauen verdankt. „Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen“, heißt es im „großen“ Glaubensbekenntnis von Christus. Eine gesegnete, von dieser Erfahrung geprägte Adventzeit wünscht Ihnen / Euch P. Nikolaus Spenden für die Pfarr-Caritas Friedenslicht Bei den Schotten ... Wenn Sie anlässlich des SCHOTTENADVENT die caritativen Projekte der Schottenpfarre unterstützen wollen: Spendenkonto SCHOTTEN+SOLIDARITÄT: KtoNr. 8.204.265, BLZ 32.000. Falls Sie die Spenden steuerlich absetzen wollen, verwenden Sie bitte die Zahlscheine, die Sie im Blattinneren, am Schriftenstand der Kirche oder am Pfarrinfostand beim Schottenadvent finden. Herzlichen Dank! Sternsingen Die Sternsinger sind wieder vom 4.–13. Jänner 2013 in der Schottenpfarre unterwegs. Auch persönliche Terminvereinbarungen sind möglich. Anmeldungen bitte im Pfarrbüro oder per E-Mail. Für diese „Hilfe unter gutem Stern 2013“ werden noch Kinder und Jugendliche gesucht, die gerne mitmachen. Informationen per Mail oder auch via Telefon: 0650 611 22 98 E-Mail: sternsinger@schottenstift.at Probetermine (in der Schottenpfarre): So 2., 9., 16., u. 23.12.2012 jeweils nach der Messe um 10.40 in der Johanneskapelle. „Hilfe unter gutem Stern“ An diesen Tagen üben wir gemeinsam die Texte und Lieder, spielen die typischen Szenen der Hausbesuche nach, und lernen die unterstützten Spendenprojekte kennen. Natürlich probieren wir vorher auch die bunten Kostüme an. So 13.1.2013: 9.30 Hl. Messe mit den Sternsingern, anschl. Verleihung des Titels „Sternsinger des Jahres“. Wir freuen uns auf Dein Kommen. Ingrid Schrank / Hemma Giglleitner Am Mo, 24.Dezember wird vor der Schottenkirche von 10.00 –13.30 das Friedenslicht verteilt, das von Bethlehem aus in die ganze Welt getragen wird. Die gesammelten Spenden kommen wie jedes Jahr einem Hilfsprojekt zugute.
Schotten-spirituell 3 Rut – eine Frau mit Migrationshintergrund, doch Stammmutter des Messias Gedenktag: 1. September Heilige im Alten Testament Serie: 5. Teil von P. Georg Braulik OSB Sie ist Moabiterin, somit eine Ausländerin und Heidin. Trotzdem geht sie nach Betlehem in Judäa und wird dort ins Volk Gottes aufgenommen. Ihr bewegendes Schicksal findet sich im alttestamentlichen Buch Rut. Es erzählt eine kleinbäuerliche Familiengeschichte, eigentlich eine Flüchtlingsgeschichte. Denn Noomi war wegen einer Hungersnot aus Betlehem ins „Grünland“ Moab, östlich des Jordan, ausgewandert. Dort waren ihr Mann und ihre beiden Söhne gestorben. Die Söhne hatten Moabiterinnen geheiratet. Nun kehrt Noomi, begleitet von ihrer Schwiegertochter Rut, in die alte Heimat zurück. In Betlehem nimmt Rut das Armenrecht in Anspruch und sammelt auf dem Feld eines reichen Bauern die liegengebliebenen Ähren. Er ist ein entfernt Verwandter Noomis. Nach dem Gesetz soll der Bruder eines Verstorbenen dessen kinderlose Witwe zur Frau nehmen und mit ihr dem Verstorbenen einen Nachkommen zeugen. Die Voraussetzungen treffen zwar weder für den Bauern Boas noch für Rut zu. Dennoch legt sich Rut in der Nacht auf der Tenne zu Füssen des schlafenden Boas nieder und deckt sich mit seinem Mantel zu, um sich ganz seinem Schutz anzuvertrauen – die Wenzelsbibel zeigt diese Szene. Daraufhin nimmt Boas, sobald er die rechtlichen Schwierigkeiten überwunden hat, Rut zur Frau. Und als sie einen Sohn gebiert, sagen die Nachbarinnen zu Noomi: „Deine Schwiegertochter, die dich liebt, die mehr wert ist als sieben Söhne, hat ihn geboren. … Und sie gaben ihm den Namen Obed. Er ist der Vater Isais, des Vaters David.“ (Rut 4,15 und 17). Wer ist Rut? Schon der Zusammenhang der Heiligen Schrift, in den das Buch Rut eingebettet ist, hebt wichtige Züge hervor. In der hebräischen Bibel steht die Novelle nach dem „Lob der tüchtigen Frau“, mit dem das Sprichwörterbuch schließt, und vor dem Hohenlied der Liebe. Rut erscheint deshalb in diesem Kontext einerseits als die vorbildliche Frau und andererseits als die „Freundin“, wie übrigens ihr Name zu übersetzen ist. Das griechische Alte Testament und auch unsere Heilige Schrift haben das Buch Rut an anderer Stelle, nämlich zwischen das Richterbuch und erste Buch Samuel, eingeordnet. Rut ist dadurch in die Volksgeschichte Israels eingebunden und wird zum Werkzeug der göttlichen Vorsehung. Hier wird die Frauengeschichte und Geschichte einer Freundschaft zur Vorgeschichte der davidischen Dynastie. Weil Gott in der Generationenkette von Abraham auf Christus hin Rut brauchen will, führt er sie nach Betlehem. In dieser heilsgeschichtlichen Aufgabe wird Rut zu einer Heiligen des Alten Testaments. Entscheidend ist Ruts erstes Wort, mit dem sie sich ihrer heimkehrenden Schwiegermutter anschließt: „Wohin du gehst, da gehe auch ich, und wo du bleibst, da bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.“ (Rut 1,16). Das ist mehr als ein berührendes Zeugnis menschlicher Treue und außergewöhnlicher Güte. Hier bittet eine Moabiterin stellvertretend für die Völkerwelt um Einlass in Israel. So bekommen die Heiden durch Rut eine Heimat im Volk Gottes. Boas Die Bibel Wenzels IV (1390-1400), 2. Bd, fol. 31v : Rut schläft zu Boas’ Füßen Österreichische Nationalbibliothek Wien erkennt, welche Grenze Rut mit diesem Wort überschritten hat. Deshalb sagt er zu ihr, als er sie beim Ährenlesen auf dem Feld trifft: „Mir wurde alles berichtet, … wie du dein Land und deine Verwandtschaft verlassen hast und zu einem Volk gegangen bist, das dir zuvor unbekannt war. Der Herr, der Gott Israels, zu dem du gekommen bist, um dich unter seinen Flügeln zu bergen, möge dir dein Tun vergelten und dich reich belohnen.“ (Rut 2,11f). Diese Geborgenheit unter den Flügeln Gottes erfährt Rut konkret durch den Schutz, den ihr die Ehe mit Boas gewährt. Das zeigen ihre Worte, mit denen sie sich Boas, als er sie in der Nacht zu seinen Füssen liegend entdeckt, zu erkennen gibt: „Ich bin Rut, deine Magd. Breite doch den Saum deines Gewandes über deine Magd.“ (Rut 3,9). Denn im Hebräischen bedeutet das Wort für „Flügel“ auch „Gewandsaum“. Das Bedecken mit dem Gewand auf der Tenne aber bereitet die Heirat vor. Boas handelt somit wie Gott, der Rut unter seinen Flügeln birgt. Mehr noch: Im Verhältnis zwischen Boas und Rut spiegelt sich sogar die Erwählungsgeschichte Israels. Denn nach einer Metapher des Propheten Ezechiel ging Gott an der jungen Frau Jerusalem vorüber, „breitete seinen Gewandsaum über sie“ und nahm sie damit zur Frau (Ezechiel 16,8). Im Stammbaum Jesu Das Geschlechtsregister, mit dem das Matthäusevangelium beginnt und das knapp vor dem Fest der Geburt Jesu Christi in Betlehem in der Liturgie verlesen wird, nennt vier Frauen. Sie werden trotz des Makels, der ihnen anhaftet, zu Ahnfrauen des Messias: die blutschänderische Tamar, die Dirne Rahab, die ehebrecherische Frau des Urija und die als Ausländerin stigmatisierte Rut. In diesem Beziehungsgewirr verkörpert Rut leuchtende Güte und unbeirrbare Treue. Vor allem aber steht sie dafür, dass die Völker zum Volk Gottes werden. Später hat ihr Nachkomme Jesus die Menschen endgültig zur Familie Gottes gesammelt. Zum Nachlesen: • Rut 1-4: Die Erzählung • Matthäus 1,1-17: Der Stammbaum Jesu
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