Transferarbeit Dokumentationsprofil oder Samplebildung?
Transferarbeit Dokumentationsprofil oder Samplebildung?
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nicht in der Lage. 127 Das Ergebnis steht damit im Widerspruch zu den „Empfehlungen zur<br />
Archivierung von Massenakten der Rechtspflege“, in der die Auswahl nach xter-Akte,<br />
Nummernblöcken, Buchstaben und Jahr als repräsentative Stichproben betrachtet werden. 128 Die<br />
Ausführungen über die Buchstabenauswahl zeigen zwar die große Praktikabilität dieser Methode,<br />
jedoch eignet sie sich für die 1950er Jahre nicht zur Dokumentation bestimmter Schichten.<br />
Hierbei erweisen sich auch die Informationen zu den betroffenen Personen in den Abgabelisten<br />
als zu dürftig, so dass weitere Informationen erst mühsam durch Aktenautopsie recherchiert<br />
werden müssen. Außerdem lassen sich ausländerspezifische Delikte erst an den Akteneinheiten<br />
seit den 1960er Jahre analysieren. Des Weiteren bleibt es dem Archivar unbenommen, besonders<br />
dicke Akten als Kennzeichen spektakulärer Fälle zu übernehmen. Gerade wegen der großen<br />
Überlieferungszahlen aus der Staatsanwaltschaft bietet sich ein variantenreiches<br />
Auswahlverfahren an, um eine vielfältige Überlieferungsbildung zu erhalten. 129 Zu denken wäre<br />
an die Verbindung der systematischen Auswahl mit einer Zufallsstichprobe <strong>oder</strong> der<br />
Klumpenstichprobe mit einer Zufallsstichprobe, die im unterschiedlichen Turnus bei der<br />
Staatsanwaltschaft durchgeführt werden kann. Im Vergleich der untersuchten Auswahlverfahren<br />
erzeugt die Auswahl nach einem breit angelegten <strong>Dokumentationsprofil</strong> in Verbindung mit<br />
Zufallszahlen den geringsten Auswahlsatz. Dieses Verfahren geht auch nicht notwendigerweise<br />
auf Kosten der Qualität und stellt daher aufgrund der erzeugten „Massenakten“ bei der<br />
Staatsanwaltschaft eine überlegenswerte Bewertungsalternative dar. Die Ergebnisse der<br />
Evaluation machen also deutlich, dass die Auswahlverfahren ständig überprüft und, um eine<br />
vielfältige Überlieferungsbildung zu erhalten, stets neu zusammengestellt werden müssen. Im<br />
Gegensatz zur gegenwärtigen Praxis sollten die angewandte(n) Methode(n) auf jeden Fall<br />
dokumentiert werden, um dem Benutzer wichtige Kontextinformationen zu geben.<br />
5. Ergebnisse und Zusammenfassung<br />
Zum Abschluss sollen die Ergebnisse der Arbeit zusammengeführt werden. Dabei wird der Frage<br />
nachgegangen, ob und wie die ermittelten Stichproben in die Praxis umgesetzt werden können. Es<br />
sollte klar sein, dass die Analyse keine abschließenden Ergebnisse für das komplizierte<br />
Bewertungsgeschäft im LAV-NRW liefern können. Sie sollte lediglich einige theoretische<br />
Möglichkeiten umsetzen. Die beschriebenen Bewertungsverfahren gelten nur für massenhaft<br />
gleichförmiges Schriftgut, das in seinem Umfang deutlich reduziert werden sollte. Es zeigt sich,<br />
127 Das Ergebnis deckt sich mit dem Resümee von Matthias Buchholz für die Untersuchung der massenhaften<br />
Sozialhilfeakten. Vgl. Buchholz, bei massenhaft gleichförmigen Einzelfallakten, cit., S. 224 und dem von Kluge,<br />
Stichprobenverfahren zur archivischen Auswahl, cit., S. 547 ff.<br />
128 Stahlschmidt, Empfehlungen zur Archivierung von Massenakten, cit., S. 13.<br />
129 Vgl. Kluge, Stichprobenverfahren zur archivischen Auswahl, cit., Sp. 551-556. Eine weitere sinnvolle Variante stellt<br />
beispielsweise die so genannte geschichtete Auswahl dar. Hierbei wird die Grundgesamtheit in verschiedene Schichten<br />
(Gruppen) mit gleichen Merkmalen unterteilt, dabei darf jedes Element der Grundgesamtheit nur einer Schicht angehören.<br />
Danach wird nach einfacher Zufallsauswahl innerhalb jeder Schicht eine Stichprobe gebildet. Stimmen diese Stichproben<br />
jeweils mit dem Anteil der Schichten in der Grundgesamtheit überein, gilt das Sample als proportional geschichtet. Ist dies<br />
nicht der Fall spricht man von einer disproportionalen Schichtung. Durch eine proportionale Schichtung wird ein besseres<br />
Abbild der Grundgesamtheit durch das Sample in Bezug auf das Merkmal erreicht, nach dem geschichtet wurde. Eine<br />
disproportionale Schichtung ermöglicht die Berücksichtigung kleiner Merkmalsgruppen innerhalb der Grundgesamtheit.<br />
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