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Transferarbeit Dokumentationsprofil oder Samplebildung?

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umzusetzen. Der Bewertungsansatz, gezielt auf einzelne Deliktgruppen am Regal der<br />

Staatsanwaltschaft zugreifen zu können, kommt damit einem <strong>Dokumentationsprofil</strong> sehr nahe.<br />

Auf den folgenden Seiten wird nun ein statistisches Auswahlverfahren durchgeführt, das<br />

als einzige Methode in der Lage ist, ein getreues Abbild der Gesamtheit zu erzeugen (siehe<br />

Anhang 18). Das Charakteristikum einer echten Zufallstichprobe besteht darin, dass jedes<br />

Element der Grundgesamtheit mit gleicher Wahrscheinlichkeit für die Stichprobe ausgewählt<br />

wird. 113 Mit MS-Excel wurden 100 Zufallszahlen zwischen 1 und 1501 erstellt, um ein<br />

zufallsgesteuertes Auswahlverfahren zu erzeugen, die alle Merkmalsausprägungen proportional<br />

zur Grundgesamtheit aufweist. 114 In die Stichprobe gelangen 97 Elemente (Auswahlsatz: 6,5 %),<br />

in denen 38 Delikte aus der Grundmenge (27,5 %) genannt werden. Die jeweils zehn<br />

meistgenannten Delikte der Auswahl sind nahezu identisch, auch wenn die Reihenfolge der<br />

einzelnen Merkmalsausprägungen geringfügig auseinander geht. Stellvertretend für weitere gute<br />

Ergebnisse, die die Zufallszahlen zu Tage bringen, sei auf die schon häufiger erwähnte<br />

geschlechtsspezifische Verteilung der Delikte verwiesen. Die Abweichung der Auswahl nach<br />

Zufallszahlen beträgt hier im Vergleich nur 1,9 Prozentpunkte (8,2 % zu 10,1 %). Matthias<br />

Buchholz betont jedoch ausdrücklich, dass nicht notwendigerweise die Ergebnisse einer <strong>oder</strong><br />

mehrerer Zufallsstichproben genauso eng an den Ergebnissen der Grundgesamtheit liegen<br />

müssen. 115 Außerdem lassen sich innerhalb der Stichprobenergebnisse keine weiteren<br />

repräsentativen Aussagen durchführen, weil sich nur noch eine geringe Anzahl von Fällen in der<br />

Stichprobe belegen lässt. Das steht dem Grundsatz einer genügend großen Grundmenge entgegen.<br />

In der durchgeführten Stichprobe werden beispielsweise nur 55 Akten mit der Registernummer<br />

KLs ausgeworfen. In der Grundgesamtheit sind es 832 Akten.<br />

Durch die Klumpenstichprobe werden aus der Grundgesamtheit keine einzelnen Elemente,<br />

sondern Klumpen (Cluster) ausgewählt, die nach bestimmten Merkmalen vorher definiert werden.<br />

Eine Klumpenstichprobe besteht aus allen Einheiten, die sich zufällig in einer Auswahl von<br />

Klumpen befinden. Durch die einfache Handhabe der Sampleziehung ist das Verfahren zwar sehr<br />

attraktiv, jedoch sinkt die Repräsentativität der Stichprobe erheblich. Zur Vermeidung des so<br />

genannten Klumpeneffekts wurden die Registerzeichen Ls für Verbrechensdelikte und KMs für<br />

Vergehensdelikte (siehe Anhang 19) ausgewählt. 116 Hierbei kommen 607 Akteneinheiten in die<br />

113 Streng genommen handelt es sich in der Untersuchung um eine künstliche Grundgesamtheit, die eine Teilmenge einer<br />

nicht definierten Menge der Staatsanwaltschaft Bochum darstellt. Die daraus resultierenden Stichprobenziehungen gelten<br />

jedoch noch als repräsentatives Abbild des Ganzen. Siehe: J. Sensch, Statistische Modelle in der Historischen<br />

Sozialforschung I: Allgemeine Grundlagen Deskriptivität – Auswahlbibliographie, in: Historische Sozialforschung, Beiheft<br />

7, Köln 1995, S. 77-80. Vgl. auch Kluge, Stichprobenverfahren zur archivischen Auswahl, cit., S. 547.<br />

114 Für eine solche Zufallsauswahl muss die Grundgesamtheit bekannt und genau definiert sein. Jedes Element darf nur<br />

einmal in der Grundgesamtheit vorkommen. Die Auswahl muss so erfolgen, dass jedes Element die gleiche <strong>oder</strong> eine<br />

berechenbare Auswahlchance (größer 0) hat, in die Stichprobe zu gelangen. Auswahl erfolgt in der Regel nach Zufallszahlen,<br />

die einfach mittels jedes Tabellenkalkulationsprogramms erzeugt werden können. Das Verfahren gewährleistet eine<br />

Sicherheitswahrscheinlichkeit von 95 % bei einer Fehlertoleranz von 5 %. Vgl. M. Buchholz, Mehr als nur Sampling, S. 89.<br />

115 Buchholz, Überlieferungsbildung bei massenhaft gleichförmigen Einzelfallakten, cit., S. 219. Zur Kritik an den<br />

Ergebnissen der Zufallsauswahl vgl. ders., S. 222.<br />

116 Um Verzerrungen in der Stichprobe zu vermeiden, ist darauf zu achten, ein homogenes Verhältnis der Klumpen<br />

zueinander und zugleich die Heterogenität der Merkmalsausprägungen analog zur Grundgesamtheit innerhalb der Klumpen<br />

zu erreichen. Vgl.: J. Sensch, Statistische Modelle in der Historischen Sozialforschung I: Allgemeine Grundlagen<br />

Deskriptivität – Auswahlbibliographie, in: Historische Sozialforschung, Beiheft 7, Köln 1995, S. 74 f.<br />

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