Transferarbeit Dokumentationsprofil oder Samplebildung?
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Weiteren besteht zwischen Sample und Gesamtmenge bei der Häufigkeit der einzelnen Delikte<br />
ein deutlicher Unterschied. Während in der Grundmenge das häufigste Delikt „Diebstahl“ und das<br />
zweithäufigste Delikt „Unzucht mit Kindern“ nur durch drei Akteneinheiten auseinander liegt,<br />
beträgt das Verhältnis der beiden Delikte im Sample 9 zu 16 Akteneinheiten. Bei der<br />
geschlechtsspezifischen Trennung für den Jahrgang 1953 ergibt sich eine noch deutlichere<br />
Abweichung von der Grundmenge. 107 Im Vergleich zu den 10 % der Grundmenge werden im<br />
vorliegenden Sample nur 2,6 % Frauen abgebildet. Im Ergebnis handelt es sich bei der Stichprobe<br />
jeder zehnten Akte also um keine repräsentative Stichprobe. Eine Stichprobe kann erst als<br />
repräsentativ bezeichnet werden, wenn in ihr die Merkmale der Grundgesamtheit möglichst genau<br />
widergespiegelt werden. Das Auswahlverfahren trägt in der Praxis ein großes Bewertungsrisiko in<br />
sich. Zudem ist bei der Ziehung jeder zehnten Akte nur selten die Grundmenge bekannt.<br />
Bei der Auswahl nach den Buchstaben D, O und T der Namensanfänge gelangen 104<br />
Archiveinheiten (Auswahlsatz: 6,9 %) in die Stichprobe, in denen 43 unterschiedliche Delikte<br />
(31,1 %) enthalten sind (siehe Anhang 14 u. 15). 108 Die baden-württembergische<br />
Archivverwaltung bevorzugt die Buchstabenkombination, um vor allem Ausländer seit den<br />
1960er Jahren in die Auswahl zu nehmen. 109 Im Falle der Bochumer Akten für die beginnenden<br />
1950er Jahre ist eine ausschlaggebende Gruppe ausländischer Straftäter noch nicht zu erwarten.<br />
Zwar liegt in der Datenbank ein Anteil von 14,4 % polnisch klingender Namen vor, jedoch ist<br />
davon auszugehen, dass es sich dabei wohl durchweg um deutsche Staatsangehörige handelt. Der<br />
Anteil für die polnisch klingende Namensgruppe weicht nur um 2 % der 12,3 % in der<br />
Gesamtmenge ab. Außerdem ergibt die Auswahl nach Buchstaben 43 unterschiedliche Delikte.<br />
Der Vergleich zwischen den jeweils zehn häufigsten Delikten von Buchstabenauswahl und<br />
Grundmenge zeigt keine größeren Abweichungen. Die Buchstabenauswahl umfasst diejenigen<br />
sieben Delikte, die auch in der Gesamtüberlieferung genannt werden. 110 Die Unterschiede<br />
beziehen sich lediglich auf die unterschiedliche Reihenfolge. Auch bei der Einordnung in die vier<br />
Obergruppen, gibt es im Vergleich zur Auswahl jeder zehnten Akte keine großen Veränderungen.<br />
Während bei der Buchstabenauswahl das Verhältnis für die Aktengruppen der Sach- und<br />
Eigentumsdelikte und für Kapitalverbrechen identisch (jeweils 17,7 %) ist, ist die Gruppe der<br />
zivilrechtlichen Vergehen vergleichsweise über- (42, 2 %) und die Gruppe der Sexualdelikte (22,2<br />
%) unterrepräsentiert. Die Gegenprobe der Buchstabenauswahl H (Auswahlsatz: 9,1 %) spiegelt<br />
grundsätzlich das gleiche Verhältnis zur Grundmenge wider (siehe Anhang 16). 111 Der<br />
Frauenanteil von 6,5 % für 1953 bei der Buchstabenauswahl birgt ein besseres Auswahlergebnis<br />
107 Wie bereits erwähnt, lässt sich eine geschlechtsspezifische Auswertung nur an dem Jahrgang 1953 durchführen. In den<br />
Abgabelisten wurden von den 1016 Fällen zwischen 1950 und 1952 nur neun Frauen angegeben.<br />
108 Von der Auswahl fallen 58 Einheiten auf den Buchstaben D, 21 Einheiten auf den Buchstaben O und 25 Fälle auf den<br />
Buchstaben T.<br />
109 Vgl. dazu: K. Hochstuhl, Bewertung von Personalakten. Das baden-württembergische Modell, in: R. Kretzschmar (Hrsg.),<br />
Historische Überlieferung aus Verwaltungsunterlagen. Zur Praxis der archivischen Bewertung in Baden Württemberg<br />
(Werkhefte der Staatlichen Archivverwaltung Baden Württemberg A 7), Stuttgart 1997, S. 227-234.<br />
110 In der Auswahl fallen die Delikte „Abtreibung“, „Meineid“ und „Unzucht zwischen Männern“ nicht unter den ersten zehn<br />
häufigsten Fällen.<br />
111 Bei der Auswahl des Buchstaben H werden 138 Akteneinheiten (Auswahlsatz: 9,2 %) und 45 Delikte (Auswahlsatz: 32<br />
%) ausgehoben. Die erste Aktengruppe ist mit 43,5 %, die zweite mit 21,7 %, die dritte mit 15,2 % und die vierte mit 19,6 %<br />
vertreten.<br />
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