Transferarbeit Dokumentationsprofil oder Samplebildung?

Gruppe umfasst mit 46 % der Delikte aus der Datenbank eher zivilrechtliche Betreffe, die in 29 %
der Akten vorkommen. Die Gruppe ist damit erwartungsgemäß die größte für die Aktenjahrgänge
der Staatsanwaltschaft von 1950 bis 1953. Mit deutlichem Abstand folgt die Gruppe der
Sexualdelikte. Sie machen zwar „nur“ 18 % der erwähnten Delikte in der Gesamtliste aus, jedoch
ist der Vergleich zur Grundmenge bemerkenswert. Nahezu ein Drittel der Anklagen (28 %), die
zu einem Strafverfahren geführt haben, entfallen bei der Staatsanwaltschaft Bochum im
Untersuchungszeitraum auf sexuelle Vergehen. 98 Sie bildet die zweitgrößte Aktengruppe in der
Datenbank. Es folgt die Gruppe der Sach- und Eigentumsdelikte. Sie umfasst 20 % der Delikte
und ist mit 25 % an der Menge der staatsanwaltschaftlichen Verfahren beteiligt. Damit sind sie die
drittgrößte Aktengruppe. Die vierte und letzte Gruppe ist der Bereich der Kapitalverbrechen
(Mord, Todschlag etc.). Sie machen 16 % der Deliktliste aus, die in 17 % der gesamten
Aktenmenge genannt werden. Damit stellt dieser Bereich die kleinste Aktengruppe in der
Staatsanwaltschaft Bochum dar.
Es stellt sich nun die Frage, ob den Deliktfeldern jeweils einzelne Abteilungen der
Staatsanwaltschaft entsprechen. Nach den Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum erfolgt die
Aufgabenverteilung in einer Staatsanwaltschaft in erster Linie nach Delikten und nach
Personenmerkmalen (z.B. Jugendabteilung). Weiter kommt eine Zuständigkeitsverteilung nach
den Anfangsbuchstaben der Namen der Beschuldigten oder nach dem Tatort in Betracht. 99 Die
Akteneinheiten der Datenbank entspringen insgesamt 20 Abteilungen der Staatsanwaltschaft. 100
Darunter befinden sich keine Sonderabteilungen. 101 Der Vergleich zwischen den im Aktenzeichen
angegebenen Abteilungsnummern und dem betreffenden Delikt der Verfahrensakte (siehe Anhang
10) belegt eindeutig, dass die Staatsanwaltschaft die Verfahren nach keinem erkennbaren
Ordnungsprinzip bearbeitete. Vielmehr hat die innerbehördliche Organisation der
Staatsanwaltschaft die eingehenden Vorgänge gleichmäßig auf die einzelnen Abteilungen verteilt.
Damit soll wohl eine möglichst gleichmäßige Belastung aller Staatsanwälte erreicht werden.
Lediglich in den Abteilungen 8 und 19 stellt man eine auffällige Häufung von Verfahren wegen
fahrlässiger Tötung fest. In den anderen Abteilungen wird dagegen bis auf wenige Ausnahmen
(z.B. Rauschgiftdelikte) das dargestellte proportionale Verhältnis innerhalb der Gesamtmenge der
Delikte abgebildet. 102
98 Hätte es keine Differenzierung von Delikten gegeben, die in der Datenbank extra ausgewiesen werden, wäre die
Deliktform „Unzucht“ (mit Abhängigen, mit Willenlosen, mit Säuglingen, mit Tieren etc.) das mit Abstand am meisten
genannte Delikt bei der Bochumer Staatsanwaltschaft.
99 Siehe: http://www.justiz.nrw.de.
100 Die Verteilung der aus der Datenbank individualisierten Delikte auf die einzelnen Abteilungen der Staatsanwaltschaft
Bochum ist folgende: Abt. 2 (257 Gesamtdelikte, davon 65 unterschiedliche Delikte), Abt. 3 (232, 51), Abt. 4 (275, 51), Abt.
5 (63, 24), Abt. 6 (172, 51), Abt. 7 (6, 5), Abt. 8 (121, 16), Abt. 9 (226, 43), Abt. 15 (34, 13), Abt. 17 (4, 4), Abt. 18 (1, 1),
Abt. 19 (16, 2), Abt. 5/15 /2, 2), Abt. 15/5 (46, 14) und Abt. 17/7 (46, 23).
101 Die erste Sonderabteilung wurde 1963 für Kapitalstrafsachen eingerichtet. Am 01. Juni 1968 wurde die
Schwerpunktstaatsanwaltschaft zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität und 1970 eine erste Sonderabteilung für die
Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität gegründet. 1982 kam es zu den Einrichtungen der Sonderabteilung für die
Verfolgung von Umweltstrafsachen und des Sonderdezernats für Verfahren aus dem Bereich der Schwer- und organisierten
Kriminalität. 1989 gründete die Staatsanwaltschaft ein Sonderdezernat für Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung
und zuletzt 2000 eine Schwerpunktabteilung für Ermittlungsverfahren zur Bekämpfung der Korruption. Siehe:
http://www.sta-bochum.nrw.de/wir/geschich/intro.htm.
102 Einen Geschäftsverteilungsplan für die 50er Jahre konnte leider nicht ermittelt werden. Aus dem Geschäftsverteilungsplan
der Staatsanwaltschaft Bochum ab 1.1.1991 ergeben sich aber für die einzelnen Abteilungsleiter einige
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