Transferarbeit Dokumentationsprofil oder Samplebildung?
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die insgesamt 42 Jahre der Anfangszeit sind dagegen nur 128 Akten in 32 Kartons, also 2,9<br />
laufende Meter, überliefert. Das entspricht einem Übernahmequotienten von nur drei Akten pro<br />
Jahr und einem Verhältnis von ca. 1 % an der Gesamtmenge.<br />
Die erste Gruppe von 1880 bis 1932 umfasst nur sehr wenige Verfahren. Diese Zeit hat<br />
bei den Übernahmen seitens des Staatsarchivs Münster in den 1960er kaum eine Rolle für die<br />
Überlieferungsbildung gespielt, da bis dahin das Bewusstsein vom Wert der Aktenüberlieferung<br />
erst schwach entwickelt war und man den Schwerpunkt auf die Urkundenverzeichnung legte. In<br />
der Tabelle folgen die Verfahren der NS-Zeit von 1933 bis 1945 an zweiter Stelle mit einem<br />
Anteil von 24 % an der Gesamtaktenzahl. Im Verhältnis zu den Akten von 1950 bis 1957 liegen<br />
für diesen Zeitraum 72 % weniger Akten vor. Die 2.573 Akten in 643 Kartons (57,8 laufende<br />
Meter) machen ein Viertel der überlieferten Gesamtmenge aus. Aus dieser Zeit übernahm das<br />
StaMs durchschnittlich 214,4 Akten pro Jahr. 65 Diese Gruppe umfasst hauptsächlich solche<br />
Akten, die das Staatsarchiv Münster Ende der 1960er Jahre aufgrund ihrer Bedeutung für die NS-<br />
Geschichte verstärkt übernommen hatte. Ein deutlicher Abfall stellt dann die drittgrößte Gruppe<br />
des Bestandes dar. Für die Jahre von 1958 bis 1988 befinden sich „nur“ noch 1.950 Akten in 488<br />
Kartons (246 laufende Meter) im Magazin des Staatsarchivs, was einer jährlichen<br />
Übernahmequote von 65 Akten entspricht. Im Vergleich mit den anderen aufgeführten Gruppen<br />
entspricht das dem vorletzten Platz in der Statistik der jährlichen Übernahmequotienten. Auch der<br />
Anteil an der Gesamtmenge ist mit 18 % recht niedrig. Die Zahlen belegen, dass die<br />
Überlieferungsmenge aus der Staatsanwaltschaft Bochum drastisch auf einen konstanten Wert von<br />
durchschnittlich nur noch 8 % der Übernahmequote von 1950 bis 1957 heruntergefahren wurde.<br />
Im Verhältnis dazu ist die Überlieferungssituation für die Jahre von 1946 bis 1949 mit 941 Akten<br />
in 235 Kartons (21,1 laufende Meter) durchaus als reichhaltig einzustufen. Die durchschnittliche<br />
jährliche Übernahme von 331,7 Akten bedeutet die zweitgrößte Quote, auch wenn der Anteil an<br />
der Aktenmenge nur 9 % ausmacht. 66<br />
Bei der Frage, wie es zu der Bestandsbildung im StaMs kam, lohnt sich ein Blick in die<br />
Korrespondenzen mit der Staatsanwaltschaft Bochum seit 1970. 67 Bei der Aussonderung für die<br />
Jahrgänge 1947 und 1948 seit dem 2. April 1970 wurde „jede einzelne Akte auf ihre<br />
Archivwürdigkeit überprüft“. 68 Das Bewertungskriterium war die Übernahme der besonderen<br />
65 Zu berücksichtigen ist, dass die Behörde kaum Bauschäden mit Aktenverlusten durch Luftangriffe zu verzeichnen hatte.<br />
Eine Reihe der Verfahrensakten wurde bei Kriegsende von der Behörde selbst vernichtet. Siehe Behördengeschichte der<br />
„Staatsanwaltschaft Bochum“ im Internet unter: http://www.sta-bochum.nrw.de/wir/geschich/intro.htm.<br />
66 Die aktuellen Bestandsdaten seit der Nachkassation im September 2004 sind für die Gesamtlaufzeit: 7.262 Akten (2.067<br />
Kartons, 185,8 lfd. m.); 1880-1932 104 Akten (26 Kartons, 2,3 lfd. m); 1933-1945 2.463 Akten (609 Kartons, 54,8 lfd. m);<br />
1946-1957 1950 Akten (737 Akten 66, 3 lfd. m.) und 1958-1888 1950 (488 Kartons 43,9 lfd. m.). Damit beträgt die<br />
Nachkassationsquote 33,6 Prozent. Die Gesamtzahl stimmt mit der angegebenen Gesamtmenge des StaMs überein. Vgl. Die<br />
Bestände des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, S. 497.<br />
67 Für die Untersuchung wurden 15 Aussonderungsberichte der ehemaligen Münsteraner Oberstaatsarchivrätin Dr. Gerlinde<br />
Niemeyer ausgewertet. Siehe hierzu: die in der Altregistratur des StaMs befindlichen Aussonderungsberichte mit den<br />
Eingangsstempeln „Staatsarchiv Münster, 6. April 1970, Tagebuchnummer 1409“ bis „Staatsarchiv Münster, 6. Februar<br />
1974, Tagebuchnummer 1078“. Aus den Korrespondenzen geht hervor, dass seit 1970 alle zwei Jahre eine<br />
Aktenaussonderung bei der Staatsanwaltschaft Bochum vorgenommen wurde. Vor dem Jahr 1970 sind keine<br />
Aussonderungsberichte für die Staatsanwaltschaft Bochum überliefert.<br />
68 Vgl. Handschriftlicher Bericht über den Besuch der Staatsanwaltschaft beim Landgericht Bochum am 2.4.70 mit dem<br />
Stempel „Staatsarchiv Münster, 6. April 1970, Tagebuchnummer 1409“.<br />
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