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Transferarbeit Dokumentationsprofil oder Samplebildung?

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„Finanzen“, die ebenfalls einen erheblichen Anteil „Massenakten“ produzieren. Neben einem<br />

breiten Mittelfeld, das die Verwaltungsbereiche von der „Gesundheit“ bis zum „Datenschutz“<br />

umfasst, folgt am Ende der Bereich „Wissenschaft und Forschung“, der wegen seiner komplexen<br />

Aufgabenstellung nur bedingt für ein Archivierungsmodell in Frage kommt. 35 Die<br />

Bewertungsarbeit bleibt nicht bei der formalen Analyse der Behördenteile, Kompetenzen und<br />

Funktionen der genannten Verwaltungszweige stehen, sondern sieht vor allem eine intensive<br />

Analyse derjenigen Unterlagen vor, die aus der behördlichen Aufgabenerfüllung entstanden<br />

sind. 36 Dabei geht es nicht nur – wie bei P.I.V.O.T. – um die Art und Weise der<br />

Aufgabenerfüllung: Ein wesentlicher Bestandteil der Archivierungsmodelle ist vielmehr auch die<br />

genaue Untersuchung des Informationswertes. Damit ähnelt die Herangehensweise dem Projekt<br />

„vertikale und horizontale Bewertung“ des baden-württembergischen Landesarchivs. 37 Außerdem<br />

sieht das nordrhein-westfälische Modell eine verstärkte archivübergreifende Zusammenarbeit mit<br />

Vertretern aus den nordrhein-westfälischen Kommunalarchiven, Behörden und aus dem Bereich<br />

der Forschung vor, weil die zunehmende Kommunalisierung öffentlicher Aufgaben eine<br />

angemessene Berücksichtigung der Belange lokaler und regionaler Überlieferung erforderlich<br />

macht. Das LAV strebt ausdrücklich eine „Überlieferungsbildung im Verbund“ und das<br />

Nebeneinander unterschiedlicher „<strong>Dokumentationsprofil</strong>e“ in einer pluralistischen<br />

Archivlandschaft an. Um die einzelnen Modelle besser miteinander abzustimmen, finden seit<br />

2004 regelmäßig Workshops statt. 38<br />

Für die vorliegende Arbeit ist die im Herbst 2004 eingerichtete Projektgruppe Justiz (PG<br />

Justiz) besonders interessant. Neben der Finanzverwaltung gehört die Justiz zur größten<br />

Aktenproduzentin des Landes. Laut den Angaben von Martina Wiech zählen 37 % aller an das<br />

LAV abgabepflichtigen Dienststellen zur Justiz und Finanzverwaltung. Im Jahre 2004 entfielen<br />

zudem fast 50 % aller Aktenübernahmen auf die Dezernate des HSA 44, 45 und 64, welche die<br />

nachgeordneten Justiz- und Finanzbehörden betreffen. 39 Mit Hilfe der Archivierungsmodelle soll<br />

baldmöglichst ein Großteil der Überlieferungsbildung in NRW gesteuert werden. Die Justiz hat<br />

insofern eine Sonderstellung bezüglich der Archivierungsmodelle inne, als im Gegensatz zu<br />

anderen Bereichen hier nicht zuerst eine komplette Bestandsaufnahme der gesamten<br />

Überlieferung zu erfolgen hat. Vielmehr kann die PG Justiz an den 1999 publizierten Ergebnissen<br />

35 Wiech, Kurzfassung, cit., S. 3. Zur Diskussion im LAV-NRW steht derzeit (Stand: 20.03.2005), den Bereich „Schule und<br />

Weiterbildung“ durch „Übernahme elektronischer Unterlagen“ und „Personalakten“ auszutauschen. Dabei handelt es sich<br />

zwar um keine „Verwaltungszweige“, jedoch sind „Personalakten“ auch Massenakten.<br />

36 Wiech, Steuerung der Überlieferungsbildung (Fassung 20.07.04), cit., S. 12.<br />

37 Treffeisen, Jürgen, Erste Überlegungen zum Sinn (und Unsinn) von <strong>Dokumentationsprofil</strong>en angeregt durch die Analyse<br />

von Prozessakten der Gerichtsbarkeit, in: http://www.forum-bewertung.de/beitraege/1003.pf.<br />

38 Siehe für den Forschungsbereich das DFG-Kolloqium vom 05. Oktober 2004. Zu den Bereich der Behörden vgl. die<br />

Berichte im Internet zum Workshop im November 2003 in Düsseldorf zu Polizeiakten und im Dezember 2004 in der<br />

Oberfinanzdirektion Münster zu Finanzakten. Für den Justizbereich ist für Juni 2005 ein Workshop geplant. Hierbei soll es<br />

um den Quellenwert m<strong>oder</strong>ner Verfahrensakten und um die archivarischen Anforderungen gehen. Im Zusammenhang mit<br />

den Kommunen wäre ein Abgleich einiger Aktengruppen (Vormundschaftsakten, Handelsregister) zwischen LAV und<br />

Kommunalarchiven auf der Grundlage der aktuellen Rechtslage denkbar. Siehe hierzu insbesondere die Stellungnahme des<br />

LAV-NRW: W. Reininghaus: Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und die Kommunalarchive, im Intranet des LAV. Vgl.<br />

auch die Ansätze zur archivübergreifenden Bewertung in Baden-Württemberg: R. Kretzschmar, Archivübergreifende<br />

Bewertung. Zum Ertrag einer Tagung, in: Der Archivar 54 (2001), S. 284-290.<br />

39 Wiech, Kurzfassung, cit., S. 3.<br />

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