Kulturzentrum Trudering 2005 – 2015
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SPENDENAKTIONEN<br />
Jedem sein Stuhl: Auch so kommt Geld rein<br />
Gepolstert sind sie nicht. Aber interessant. Jeder der 452 stapelbaren Einheitsstühle<br />
im <strong>Kulturzentrum</strong> <strong>Trudering</strong> trägt einen Namen. Die einen sind<br />
bekannt in <strong>Trudering</strong> wie Memmel, Kronawitter oder die BMW Niederlassung.<br />
Die anderen Stühle heißen etwa Müller, Meier, Schulze, Schmid. Verewigt ist<br />
auf der Rückseite jeder Sitzgelegenheit ihr Spender. Pro Stuhl hat ein jeder<br />
dieser Gönner 69 Euro gegeben. Und damit verhindert, dass in dem Musentempel<br />
nur Stehpartys gefeiert werden können. Das Baubudget ist ja streng<br />
auf Kante genäht. So muss der Vorstand aus der Not eine Tugend machen<br />
und kreativ für Inventar sorgen. Dass bei der Einweihung <strong>2005</strong> dann wie versprochen jeder auf „seinem“ Stuhl<br />
sitzen darf, ist eine logistische Meisterleistung mit Langfrist-Identifikationswirkung. Die Leute fühlen sich auch<br />
bei der zweiten Stuhlspenderaktion 2013 wieder angesprochen und öffnen bereitwillig ihre Börsen. Der Preis ist<br />
gleich geblieben. Weichere Sitzgelegenheiten wären laut Mittermaier deutlich teurer gewesen.<br />
Der Flügel: Tastenkäufer gesucht<br />
Links liegen die tiefen Töne. Kein Wunder also, dass sich dort Christian Ude<br />
verewigt hat, der damalige OB mit der auffallend tiefen Stimme. Vielleicht ist<br />
es aber auch nur Zufall und Ude will einfach mit gutem Beispiel vorangehen,<br />
als er nach seinem Kabarettauftritt am 19. Mai 2006 gebeten wird, dem <strong>Kulturzentrum</strong><br />
zu einem eigenen Flügel zu verhelfen. Im Baubudget ist nicht einmal<br />
eine kleine Flöte vorgesehen, erst recht kein so edles Instrument. Für jedes<br />
große Konzert aber eines zu leihen, ist teuer.<br />
Der BA gibt im April 2006 immerhin einen<br />
Teil-Zuschuss von 3.000 Euro, aber ein generöser Geber für den ganzen, fast<br />
18.000 Euro teuren Flügel hat sich nicht gefunden. Also versteigert Ude mit<br />
seiner unnachahmlichen Rhetorik die Tasten einzeln. Mancher Kabarettgast<br />
ersteigert gleich eine ganze Oktave. 106 Tasten kommen so an den Mann, der<br />
Erlös beträgt 5.057 Euro. Den Rest stottert der Verein in monatlichen Raten<br />
von jeweils 443 Euro ab. Wer als Tastenspender sein Scherflein beigetragen<br />
hat, wird auf einer unübersehbaren Spendertafel in Form einer Klaviatur verewigt,<br />
die die Rückwand des Saales rechts vom Eingang ziert <strong>–</strong> und natürlich<br />
allen Vorbild sein möge.<br />
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