Kulturzentrum Trudering 2005 – 2015
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1990 übernimmt Georg Scheffer, der bereits das bestens<br />
angenommene Familienzentrum gegründet hat, den<br />
Vorstandsposten, und viele sind begeistert, erhoffen sich<br />
den dringend nötigen neuen Schwung. Scheffer plädiert<br />
für Familienzentrum, Frauenstammtisch und Bürgerhaus<br />
unter einem Dach, denn die Stadt wolle Auslastung „von<br />
Montag in der Früh bis Sonntag nachts“. Er kann zunächst<br />
den Vorstand überzeugen, dieser schließt schon einen Kooperationsvertrag<br />
mit dem Familienzentrum.<br />
Doch Scheffers Idee von einem Dach für alle ist Dressel ein Dorn im Auge: Per Einschreiben schickt<br />
er im Juni 1991 einen Misstrauensantrag: „Herr Georg Scheffer nützt erwiesenermaßen seine Position, um dem<br />
Familienzentrum Bestand und Domizil zu sichern, und dies eindeutig zu finanziellen und ideellen Lasten des<br />
Bürgerhausvereins sowie dessen erklärten Vereinszielen.“ Scheffer mache sich „zum Totengräber der Bürgerhausidee“.<br />
Dressel erreicht mit diesem Brandbrief eine Mitgliederversammlung und in dieser sichert er sich durch Mitgliederwerbung<br />
seine Hausmacht: Er hat 44 HALLO-Mitarbeitern die Vereinsbeiträge bezahlt, sie sind zwei Tage vor<br />
der Sitzung beigetreten. Es erweisen sich alle als stimmberechtigt. Scheffer wirbt in der Versammlung für seine<br />
integrative Idee, wird beschimpft, beleidigt. Mandatsträger bemühen sich um Sachlichkeit, vor allem Versammlungsleiter<br />
Memmel und Friedrich Winklmaier. Doch Otto Vogginger, zweiter Vorsitzender und inhaltlich auf<br />
Dressels Seite, behauptet, Scheffer habe sein Konzept schon vor dem O.K. aus dem Vorstand dem Kulturreferat<br />
vorgelegt. Scheffers „seit Jahren ausgetüfteltes Ziel“ sei, dass dem Familienzentrum „als Morgengabe überreicht<br />
werde, was die Mitglieder des Bürgerhausvereins in 13 Jahren schwer erkämpft haben“. Das sei unmoralisch.<br />
Scheffer sagt, er sei Pensionär und habe gewiss nicht „seine Schäfchen ins Trockene“ bringen wollen. Er<br />
tritt zurück. „Weitere Wortmeldungen werden nach diesem Abgang nicht mehr<br />
Der Anti-Putsch-<br />
Paragraph<br />
Es ist noch heute so, dass nur<br />
der Gesamtvorstand über den<br />
Antrag eines potentiellen Neumitglieds<br />
entscheiden kann.<br />
Das ist entsprechend in der<br />
Satzung verankert.<br />
Scheffers Vision eines Bürgerhauses<br />
entgegengenommen“, so Memmel laut Protokoll. Die Abstimmung ergibt 37<br />
gegen und 30 Stimmen für das Integrationsmodell. Sieben Mitglieder enthalten<br />
sich. Mit Scheffer erklären auch Irmi Mies, die Schriftführerinnen Renate Raths<br />
und Barbara Kinne und Hartmut Posch ihren Rücktritt von Vereinsposten. Um<br />
23.15 Uhr endet die Sitzung. Dressel ist zufrieden: „Das Ruder behalten“ titelt<br />
HALLO. Vogginger leitet die geschrumpfte Truppe zunächst kommissarisch.<br />
Man zieht eine Lehre: Über jeden neuen Aufnahmeantrag entscheidet künftig<br />
der Gesamtvorstand.<br />
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