Baumportrait: Sorbus aucuparia
Baumportrait: Sorbus aucuparia
Baumportrait: Sorbus aucuparia
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Die Streu der Blätter zersetzt sich rasch und gut. Das Laub enthält relativ viel Kalk und Phosphor. Die<br />
Vogelbeere kann somit dazu beitragen, das Bodenleben und den Humusstand zu verbessern.<br />
Holzeigenschaften<br />
Das Holz unseres Baumes ist feinstrukturiert und gleichmäßig braun-rötlich verkernt. Es ist hart, dicht,<br />
zäh und elastisch, schwer spaltbar, aber wenig dauerhaft. Wegen der schlichten Textur und guten<br />
Färb- und Bedruckbarkeit wird es als Imitatholz benutzt. Es wird gelegentlich zum Drechseln und als<br />
Brennholz verwendet. Neuere Untersuchungen zeigten, dass das Holz bei Längszugfestigkeit,<br />
Biegefestigkeit und Schlagzähigkeit Vergleiche mit den Wirtschaftsbaumarten durchaus standhält.<br />
Auch für die Tischlerei und Möbelindustrie ist es ohne weiteres geeignet. Man kann daraus auch<br />
Schäl- und Messerfurniere gewinnen. Früher wurde die daraus gewonnene Holzkohle zur<br />
Pulverherstellung verwendet. Auch als Brennholz wurde es genutzt. Neuere Untersuchungen zeigten,<br />
dass es auch zur Zellstofferzeugung geeignet ist. Die Rinde enthält mit etwa 7% Gerbstoff, mehr als<br />
die Eiche. Das Laub hat ebenfalls einen hohen Gerbstoffgehalt.<br />
Verwendung im Wald-, Landschafts- und Gartenbau<br />
Als Vorwald- und Pionierbaumart ist die Eberesche für Frostlagen, Kahlschläge, Bergstürze,<br />
Schutthalden und Moorränder bestens geeignet. Da sie wenig konkurrenzstark ist, bedrängt sie auch<br />
später die Hauptbestockung wenig. Sie kann bis zum Alter von 45 Jahren die gleichen<br />
Wuchsleistungen wie die Fichte erbringen. Im subalpinen Bereich ist sie oft der einzige Laubbaum und<br />
wegen ihrer ökologischen Eigenschaften unersetzlich! Für Aufforstungen nahe der Waldgrenze ist die<br />
ssp. glabrata zu verwenden. Im Wald eignet sie sich vor allem zur Gestaltung von Waldrändern, für<br />
Alleen im Wald, für Wegsäume usw., da ihr dort der notwendige Lichtgenuss geboten wird und sie<br />
sich gegen die Konkurrenz behaupten kann. Eine besondere Eigenschaft der Vogelbeere ist es, in<br />
Bestandslücken den Boden rasch zu decken. Fazit: Insgesamt sollte ihr im Wald wieder mehr Platz -<br />
auch zur Holzproduktion – eingeräumt werden.<br />
Im Landschafts- und Gartenbau ist die Vogelbeere als Baum mit raschem Jugendwachstum, mit<br />
dichter Belaubung und ihrer verhältnismäßig großen Widerstandsfähigkeit gegen<br />
Luftverschmutzungen häufig in Parks und Gärten in der Stadt anzutreffen. In der freien Landschaft ist<br />
sie vielseitig verwendbar: Als Vorgehölz im Landschaftsbau, für Hecken und Windschutzstreifen und<br />
auf Urgesteinsböden und auch für Straßenbepflanzungen. Hervorragend wächst sie auch auf<br />
kalkarmen Sandböden. Auch ihr enormes Ausschlagsvermögen und die Fähigkeit zur Wurzelbrut ist<br />
besonders nützlich. Eine Besonderheit ist die Lagerverjüngung: umgedrückte Bäume wurzeln neu an<br />
und frische Triebe treiben senkrecht nach oben.<br />
Die Vogelbeere im Volksglauben<br />
Eine Bauernregel behauptet, dass in Jahren, in denen die Vogelbeere reich fruchtet, eine gute<br />
Getreideernte zu erwarten sei, aber auch ein strenger Winter folgen werde.<br />
Bei den Germanen war dieser Baum dem Gewittergott Thor geweiht. Die baltischen Völker verehrten<br />
die Vogelbeere als heiligen Baum. Den Zweigen der Vogelbeere wurde zugeschrieben, dass sie böse<br />
Geister abzuhalten vermögen. Ganz besondere Zauberkräfte schrieb man den auf anderen Bäumen<br />
wachsenden Vogelbeeren zu.<br />
Giftstoffe, Wirkung, Symptome und medizinische Anwendung<br />
Auch in der Volksmedizin spielte die Vogelbeere eine große Rolle. Die Früchte wurden gekocht als<br />
Stopfmittel, roh und frisch als Abführmittel eingesetzt. Unbewusst wurde auch der hohe Vitamin-C-<br />
Gehalt erkannt und die Früchte wurden gegen Skorbut verwendet. In den Früchten findet man unter<br />
anderem Parasorbinsäure. Bei dem Verzehr größerer Mengen roher Beeren kann es zu Reizungen<br />
der Schleimhäute kommen, unter Umständen auch zu Erbrechen und Durchfall. Da die Beeren herb<br />
und bitter schmecken, ist eine Vergiftung aber eigentlich nicht zu erwarten. Im gekochten Zustand<br />
(Marmelade) wird der Stoff unwirksam. Ein Mus aus den Beeren eignet sich bei Appetitlosigkeit und<br />
verdorbenem Magen.