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Die gelbe Blume
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Erzählt von Renate Schupp
Gezeichnet von Marie-José Sacré
Der König und die kleine Prinzessin wohnen in
einem Schloss.
Das Schloss hat vier Türme.
Das Schloss hat viele Fenster.
1

Auf dem Platz vor dem Schloss steht ein
Soldat.
Wenn der König kommt, legt der Soldat die
Hand an die Mütze und grüsst.
Hinter dem Schloss arbeitet der Gärtner.
Der Gärtner pflegt die Rosen.
Der Gärtner giesst die Blumen.
Der Gärtner mäht den Rasen.
2

Der Rasen ist ihm das wichtigste.
Der Gärtner mag kein Unkraut im Rasen.
Und niemand darf mit gewöhnlichen
Strassenschuhen über den Rasen laufen – nicht
einmal die kleine Prinzessin.
Am Nachmittag spaziert der König mit der
ganzen Schlossgesellschaft im Park.
Bevor die Prinzessin auf dem Rasen
herumpurzelt, schlüpft sie aus ihren kleinen,
hübschen Lackschuhen. Vor lauter Übermut
macht sie 27 Purzelbäume hintereinander.
Danach ist ihr ganz zwirbelig im Kopf. Und ein
kleiner gelber Fleck tanzt vor ihren Augen. Als
der Fleck endlich still steht, sieht sie, dass es
eine kleine gelbe Blume ist.
3

Noch nie hat die kleine Prinzessin eine gelbe
Blume gesehen. Die kleine Prinzessin kennt
nur rote Blumen. Aufgeregt winkt sie dem
König.
Der König zieht seine goldenen Schuhe aus
und geht quer über den Rasen. Alle können
sehen, dass er geringelte Socken anhat.
4

Auch der Gärtner will sich die gelbe Blume
anschauen. „Ein Unkraut, ein hundsgemeines,
tückisches Unkraut!“, ruft er. Der Gärtner
bückt sich und...
Fast hätte er die kleine Blume ausgerissen.
5

Da kommt die Prinzessin zurück.
Die Prinzessin sucht ihr goldenes Krönlein.
Das goldene Krönlein ist ihr beim Purzeln vom
Kopf gefallen.
Aber ganz früh am anderen Morgen geht der
Gärtner hinaus. Er mäht den Rasen. Dabei
fährt er mit dem Rasenmäher – RITSCH-
RATSCH – über die kleine, gelbe Blume und
mäht sie ab. „Pech!“, sagt er und läuft noch
extra mit seinen grossen Füssen darüber
hinweg.
6

Zeichne den Gärtner!
Nach dem Frühstück will die kleine Prinzessin
die gelbe Blume besuchen. Sie will der kleinen,
gelben Blume einen Guten Morgen wünschen.
Aber da ist nichts. Soweit man sehen kann,
nichts als grüngrünes Gras. „Meine Blume ist
weg! Jemand hat meine Blume gestohlen!“,
ruft die Prinzessin.
Die Prinzessin läuft ins Schloss zurück.
Die Prinzessin sperrt sich in ihrem Zimmer ein.
Die Prinzessin weint den ganzen Tag.
7

Zeichne die Prinzessin!
Eine Woche später ist die kleine Blume wieder
nachgewachsen.
Die ganze Schlossgesellschaft kommt und
bestaunt das Wunder.
Der Gärtner aber ist böse.
Der Gärtner will kein Unkraut im Rasen.
Der Gärtner will nur grüngrünes Gras im
Rasen.
8

Um vier Uhr versammelt sich die
Schlossgesellschaft drinnen zum Tee trinken.
Da geht der Gärtner hinters Schloss und gräbt
die gelbe Blume aus. „Heraus mit Stumpf und
Stiel!“ brummelt er.
9

Am Abend will die kleine Prinzessin die gelbe
Blume besuchen. Sie will der kleinen, gelben
Blume eine Gute Nacht wünschen.
Aber da ist nichts. Soweit man sehen kann,
nichts als grüngrünes Gras.
Die Prinzessin läuft ins Schloss zurück.
Die Prinzessin sperrt sich in ihrem Zimmer ein.
Die Prinzessin weint drei Tage und drei Nächte
lang.
10

Die gelbe Blume hat aber eine lange, tiefe
Wurzel. Davon ist ein kleines Stück
abgebrochen und im Boden geblieben. So kann
in der Erde eine neue Blume wachsen.
Zwei Wochen später ist die kleine Blume
wieder da. Die gelbe Blume leuchtet heller als
vorher. Vor lauter Freude macht die kleine
Prinzessin 28 Purzelbäume. So viele
Purzelbäume hat sie Prinzessin nie vorher
hintereinander gemacht.
11

Der Gärtner aber ist böse.
Der Gärtner hasst die Blume.
Der Gärtner will kein Unkraut im Rasen.
Der Gärtner will nur grüngrünes Gras im
Rasen.
Heimlich rührt er eine giftige Brühe
zusammen.
12

In der Nacht schleicht der Gärtner hinaus.
Aber da tritt er auf einen Rechen. Der Stiel
schlägt ihm hart gegen die Stirn. Vor Schreck
lässt er die Dose fallen. Die Giftbrühe läuft ins
Rosenbeet.
13

Am Morgen erwacht der König früh. Er geht
im Park spazieren. Da sieht er, dass alle Rosen
verdorrt sind.
Schnell geht er zum Rasen, um nach der gelben
Blume zu schauen. „Ich werde die gelbe
14

Blume bewachen lassen“, denkt der König.
„Wozu habe ich einen Soldaten!“
Von jetzt an bewacht der Soldat die kleine,
gelbe Blume. Jeden Nachmittag gibt ihr die
Prinzessin Wasser.
Die Blume wächst.
Die Blume wird gross.
Die Blume bekommt eine neue Blüte.
Die Blume bekommt zwei, drei neue Blüten.
Der Gärtner aber ist böse.
Der Gärtner will nur grüngrünes Gras im
Rasen.
15

Er holt den Rasenmäher aus dem Schuppen
und fährt ihn hin und her über den Rasen. Der
Soldat zieht die Zehen ein. Aber er passt gut
auf die kleine, gelbe Blume auf. Der Gärtner
muss einen Bogen machen – links herum und
rechts herum.
Die kleine Blume leuchtet mitten im
grüngrünen Gras.
16

Eines Tages hat sich die gelbe Blüte in eine
flauschige Kugel aus lauter kleinen
Samenschirmchen verwandelt.
Der Wind bläst hinein und trägt die Samen-
schirmchen fort.
Überall wo ein Schirmchen hinfällt wächst eine
neue Blume. Es sind sooo viele.
17

Kannst du die Blumen zählen?
Es sind ____ Blumen.
Der Gärtner rennt mit der Hacke hierhin und
dorthin. Aber der ganze Park ist gelb. Da wirft
er voller Zorn die Hacke weg.
Der Gärtner läuft in sein Häuschen.
Der Gärtner wirft alles, was gelb ist, aus dem
Fenster.
Der Gärtner kümmert sich um nichts mehr.
18

Zeichne, was der Gärtner alles aus dem
Fenster wirft.
Jetzt wächst alles im Park, wie es will.
Aus dem Rasen wird eine bunte Wiese.
In der Wiese summt und brummt es.
Wenn der König nicht regieren muss, setzt er
sich mit der Prinzessin ins Gras und geniesst
den schönen Park.
19

Zeichne die Wiese!
Und der Gärtner?
Der Gärtner langweilt sich in seinem
Häuschen.
An einem Morgen geht er ganz früh zu der
Wiese.
Er schaut sie lange an.
Die Wiese gefällt ihm.
Der Gärtner steckt sich eine gelbe Blume ins
Knopfloch.
Der König lächelt, als er das hört.
Alle freuen sich
20