Präsentation - Frauenrat
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Diakonisches Werk<br />
an der Saar gGMBH<br />
Menschen<br />
Zwischen Ländern<br />
Beratungsstelle für<br />
Flüchtlinge<br />
in der<br />
Landesaufnahmestelle Lebach<br />
Pommernstr. 6<br />
6822 Lebach<br />
06881-4783<br />
fluechtlingsarbeit@dwsaar.de<br />
www.dwsaar.de
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Flüchtlinge im Saarland:<br />
Aufenthalts- und Lebenssituation unter<br />
besonderer Berücksichtigung der<br />
Situation von Flüchtlingsfrauen<br />
Präsentation anlässlich der Mitgliederversammlung des <strong>Frauenrat</strong>es<br />
Saarland am 19. November 2012 , Landtag des Saarlandes<br />
Maike Lüdeke-Braun
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Artikel 16a<br />
(1) „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.<br />
(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen,<br />
wer aus einem Mitgliedsstaat der Europäischen<br />
Gemeinschaften oder aus einem anderen<br />
Drittstaat einreist, im dem die Anwendung<br />
des Abkommens über die Rechtstellung<br />
der Flüchtlinge und der Konvention<br />
zum Schutz der Menschenrechte und<br />
Grundfreiheiten sichergestellt sind.“
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Definition des Begriffs „Flüchtling“ in der<br />
Genfer Flüchtlingskonvention von 1951<br />
„Ein Flüchtling ist eine Person, die ihr Heimatland<br />
verlassen musste und dorthin nicht mehr<br />
zurückkehren kann oder will, weil sie eine<br />
wohlbegründete Furch vor Verfolgung wegen<br />
ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit<br />
zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder<br />
politischen Meinung hat.“
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Zielgruppen<br />
der Arbeit mit Flüchtlingen:<br />
• Asylbewerber (§ 55AsylVfG): Aufenthaltsgestattung<br />
• Geduldete Flüchtlinge (§ 60.a AufenthG): Duldung<br />
• Asylberechtigte nach Art. 16a GG: AE § 25.1. AufenthG<br />
• Flüchtlinge nach der Genfer Flüchtlingskonvention<br />
(§60.1 AufenthG): AE § 25.2. AufenthG
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Personen mit subsidiärem Schutz (§ 60.2-7<br />
AufenthG): Aufenthaltserlaubnis (AE) § 25. 3/ 25.4. AufenthG<br />
• Flüchtlinge im Dublin II- Verfahren Aufenthaltsgestattung/<br />
Duldung<br />
• Personen in der Bleiberechtsregelung (§ 104a/<br />
104b AufenthG: AE § 23.1 AufenthG<br />
• Härtefallregelung (§ 23a AufenthG): Härtefallkommission<br />
• Resettlement- Flüchtlinge (§ 23.2 AufenthG):<br />
Übernahme von Flüchtlingskontingenten aus dem Ausland<br />
• Gut integrierte Jugendliche mit Duldung (§ 25a<br />
AufentG): Inkrafttreten 1.7.2011
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Herkunftsländer, aus denen Flüchtlinge in<br />
Lebach aufgenommen werden:<br />
• Afghanistan<br />
• Iran<br />
• Irak<br />
• Republik Kosovo<br />
• Republik Serbien<br />
• Türkei<br />
• Algerien<br />
• Und Staatenlose sowie ‚Ungeklärte‘
Diakonisches Werk<br />
an der Saar<br />
Beratungsstelle für<br />
Flüchtlinge
Diakonisches Werk<br />
an der Saar<br />
Beratungsstelle für<br />
Flüchtlinge
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Erstaufnahmeeinrichtung<br />
(EAE, § 47 AsylVfG, max. 3 Monate)<br />
• Sammelunterkunft<br />
(endet mit Erteilung AE oder Abschiebung, ansonsten zeitlich unbefristet)<br />
• Dichtbelegung/ Zentrale Duschen
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
•Taschengeld<br />
Seit Urteil Bundesverfassungsgericht Gleichstellung der<br />
AsylbLG- Leistungen mit SGB XII)<br />
Lebensmittelausgabe<br />
Grundleistung § 3 AsylbLG)<br />
•Akutbehandlung im<br />
Krankheitsfall<br />
(§ 4 AsylbLG)
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Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Arbeitsverbot<br />
(4.3 AufenthG/ § 61 AsylVfG/ : ein Jahr ab Erteilung der A- Gestattung/<br />
§ 11 BeschVerfV: „1a-Fälle“)<br />
• Zugang zum Arbeitsmarkt<br />
• (Nachrangig: § 10.1BeschVerfV/ unbeschränkt: § 10.2 BeschVerfV)<br />
• Nach 4 Jahren Aufenthaltsgestattung und Duldung uneingeschränkt
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Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Die Situation vieler Flüchtlingsfrauen<br />
im Herkunftsland: (z. Zt. in Lebach Hauptherkunftsland<br />
Afghanistan)<br />
• Diskriminierung/ Gewalterfahrung/ Verfolgung in vielen<br />
Ländern aufgrund ihres Geschlechtes: genitale<br />
Verstümmelung, Zwangsheirat, Kinderehen, Giftmorde,<br />
Steinigung, Witwenverbrennung, Zwangsabtreibung,<br />
Zwangsprostitution, Säureanschläge, Tötung zur<br />
‚Wiederherstellung der Familienehre’<br />
oft keine strafrechtliche Ahndung
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Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Diskriminierung im Kontext traditioneller Werte und Normen<br />
in autoritär-patriarchalischen Gesellschaftssystemen (z. B.<br />
Iran, Afghanistan):<br />
• Strenges Ehrkonzept: Verhalten der Frau ist eng an die Ehre<br />
des Mannes geknüpft , wirkungsvolle Kontrolle des Verhaltens<br />
der Frau innerhalb der Familie und außerhalb<br />
• Einschränkte Bewegungsfreiheit<br />
• Häufig Verweigerung/ geringerer Zugang zu Bildung,<br />
Ausbildung
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Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Finanzielle Abhängigkeit von Ehemann und Familie<br />
• Restriktive Kleiderordnung/ Zwangsverschleierung<br />
• Gewalterfahrungen verschiedenster Art<br />
• Kaum Möglichkeiten, sich ohne gravierende und oft<br />
lebensbedrohliche Konsequenzen gegen das meist gegen sie<br />
gerichtete Verhalten zur Wehr zu setzen
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Als Flüchtlingsfrau in Deutschland<br />
• Zugang von Flüchtlingsfrauen aus ganz verschiedenen Länder,<br />
Kulturkreisen, Bildungsschichten und Sozialisationen<br />
• Flüchtlingsfrauen bringen teilweise hohe Kompetenzen aus<br />
ihrem Heimatland mit, die sie jedoch oft unter normalen<br />
Bedingungen hier nicht einbringen können.<br />
• Für viele Zugang zum Arbeitsmarkt schon aufgrund der<br />
familiären Situation und der damit verbundenen<br />
Rollenerwartung und aufgrund ihrer Bildungsvoraussetzungen<br />
in der Regel erschwert.
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Durch ihre Fluchterfahrungen in und außerhalb ihres<br />
Familienverbundes, einhergehend häufig mit<br />
geschlechtsspezifischen Erlebnissen, oft nicht in der Lage, ihre<br />
Notwendigkeiten und Bedürfnisse im Aufnahmeland unter den<br />
meist schlechten Lebensbedingungen selbst adäquat zu<br />
formulieren und zu bearbeiten
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Durch Regelungen des Asylverfahrens, die Vorgaben der<br />
Unterbringung und der sozialen Leistungen und insbesondere<br />
durch restriktive Zugangsmöglichkeiten zum Arbeitsmarkt oft<br />
in besonderer Weise benachteiligt bzw. ausgeschlossen.<br />
Aufgrund des eigenen kulturellen Hintergrundes und aufgrund<br />
der bei uns geltenden gesetzlichen Rahmenbedingung somit<br />
oft auch in ihren Bewegungs-, Handlungs- und<br />
Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt
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Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• U. U. Schwierigkeit der Artikulierung von<br />
geschlechtsspezifischer Verfolgung in kürzester Zeit bei der<br />
Anhörung bei der betroffenen Flüchtlingsfrauen gegenüber<br />
fremden Menschen (BAMF etc.)<br />
U. U. Probleme der Glaubhaftmachung der<br />
Verfolgungsgründe, da aus Furcht vor gesellschaftlicher<br />
Isolation viele Frauen verschweigen, dass sie Opfer von z. B.<br />
sexueller Gewalt geworden sind<br />
• Anerkennung frauenspezifischer Fluchtgründe im<br />
Asylverfahren, § 60.1 (25.2) AufenthG
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Schwierige Lebensbedingungen bei Dichtestunterbringung<br />
auf lange Dauer in der Landesaufnahmestelle, da meist die<br />
Frau die Familie auf engstem Raum organisieren muss
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Aufgrund der der unter Umständen fehlenden oder<br />
unzureichenden Beschulung von Flüchtlingsfrauen (z. B.<br />
Afghanistan) aus verschieden Herkunftsländern und aufgrund<br />
fehlender Sprachkenntnisse häufiges Empfinden eines<br />
Funktionsverlustes im Zuzugsland.<br />
• Belastungen durch die Erwartungen an Frauenrolle: Von<br />
Seiten der deutschen Gesellschaft wird von den Frauen<br />
erwartet, dass sie sich im Rahmen der Erziehung ihrer Kinder<br />
in die schulische und außerschulische Arbeit einbringen, wozu<br />
sie entweder aufgrund ihrer bisherigen Sozialisation oder<br />
aufgrund ihres eigenen Bildungsstandes nicht in der Lage<br />
sind.
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Erlebnisse von Gewalterfahrung im Herkunftsland und Flucht<br />
sowie durch die Lebenssituation im Aufnahmeland führen bei<br />
vielen Flüchtlingsfrauen zu starken psychischen Belastungen,<br />
unter Umständen zu Traumatisierung (Posttraumatische<br />
Belastungsstörungen, PTBS) und sind i. d. R. nicht in der<br />
Lage, ihre Problematik im familiären Umfeld zu thematisieren<br />
und sich dort Hilfe zu erbitten.<br />
Oft starke psychosomatische Beschwerden<br />
• Keine geschützte Unterbringung und intensive Betreuung von<br />
alleinreisenden oder allein erziehenden Flüchtlingsfrauen
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Aufgrund ihres Geschlechts und der Flüchtlingssituation<br />
besonderen Gefahren ausgesetzt.<br />
• Dennoch ist es falsch, sie nur als Hilfeempfängerinnen oder<br />
als Opfer von Gewalt zu betrachten.<br />
• Hohe Gefährdungswahrscheinlichkeit von Flüchtlingsfrauen<br />
bei Rückkehr in streng patriarchale Systeme mit engen<br />
Normen und Werten (gerade in Afghanistan)
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Trotz einem hohen Grad von Diskriminierung und struktureller<br />
Gewalt an Flüchtlingsfrauen unterschiedlicher Ausprägung und<br />
Akteure in Deutschland große Anstrengungen von<br />
Flüchtlingsfrauen, um ihr Leben und vor allem das der Familie<br />
zu regeln und ‚am Laufen zu halten’.<br />
• i. d. R. Vorhandensein großer Ressourcen, die häufig nicht<br />
anerkannt und gefördert werden.
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Fähigkeit, einen positiven Beitrag zur Verbesserung der<br />
Lebensqualität für sich uns ihre Familie und auch für die<br />
Gemeinschaft zu leisten.<br />
• Voraussetzung dafür ist allerdings auch eine adäquate<br />
Unterstützung, um ihre Fähigkeiten weiter zu entwickeln.
Diakonisches Werk an der Saar<br />
Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
• Dublin II- Verordnung (Verordnung EG Nr. 343/2003<br />
des Rates v. 18.2.2003):<br />
EU- Zuständigkeitsverordnung für die Durchführung<br />
eines Asylverfahrens<br />
(EU- Staaten sowie Schweiz, Norwegen, Island)<br />
– Prüfung durch BAMF, ob Dublin II-Fall vorliegt, dann Abgabe an Dublin II-Referat 430 in<br />
Dortmund oder Nürnberg<br />
– i. d. R. keine aufschiebende Wirkung von Rechtsmitteln<br />
– Rückführung durch die zuständige Ausländerbehörde im Wege der Amtshilfe<br />
– Rückführung im Normalfall bis max. 6 Monate, bei Inhaftierung bis max. 12 Monate, bei<br />
Untertauchen bis max. 18 Monate nach Zustimmung (oder Zustimmungsfiktion) zu<br />
Rückübernahme durch MS
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Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Wenn keine Rückführung in der entsprechenden Frist,<br />
dann sog. Selbsteintrittsrecht:<br />
Prüfung des Asylantrages in Deutschland<br />
Seit Januar 2011 werden keine Flüchtlinge<br />
aus Deutschland nach Griechenland<br />
zurückgeführt!
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Beratungsstelle für Flüchtlinge<br />
Unbegleitete minderjährige<br />
Flüchtlinge:<br />
• Rücknahme des Vorbehaltes zur UN- Kinderrechtskonvention<br />
• im Oktober 2010<br />
• Inobhutnahme von UmF und Unterbringung in<br />
Jugendhilfeeinrichtungen bis zur Volljährigkeit<br />
• Bestellung von Amtsvormündern, eigene<br />
Handlungsfähigkeit im AsylVfG u. AufenthG ab 16. Lbj.<br />
• Einreise von ca. 200 UmF allein in 2011 im Saarland<br />
(Einreise über EurobahnhofSaarbrücken und Aufgreifen durch Bundespolizei)<br />
• Nach Erreichen der Volljährigkeit Unterbringung LAST Lebach (wenn im Besitz<br />
von Aufenthaltsgestattung oder Duldung)<br />
• Clearinghaus Völklingen/ „ UmF- Mobil“