A 1 Anhang A Steine- und Erden-Rohstoffe in NRW Geologische ...
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A 1<br />
<strong>Anhang</strong> A<br />
<strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>- <strong>und</strong> <strong>Erden</strong>-<strong>Rohstoffe</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />
<strong>Geologische</strong> Vorkommen, Eigenschaften <strong>und</strong> Verwendung<br />
Begriffbestimmungen<br />
1. <strong>Geologische</strong> Teilräume<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen verfügt über e<strong>in</strong> breites natürliches Angebot an <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Erden</strong>-<br />
<strong>Rohstoffe</strong>n, die Verbreitung der verschiedenen <strong>Rohstoffe</strong> ist jedoch regional ungleichmäßig<br />
(Abb. 1). Während der geologische Bau primär das Rohstoffangebot bestimmt, kommt der<br />
Abb. 1 : Rohstoffübersicht Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
der jeweiligen räumlichen Lage e<strong>in</strong>es <strong>Rohstoffe</strong>s h<strong>in</strong>sichtlich der Transportreichweite e<strong>in</strong>e<br />
weitere Bedeutung zu. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere im Kontext e<strong>in</strong>er nachhaltigen Rohstoffsicherung.<br />
Der räumliche Aspekt der Rohstoffverbreitung <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen wird im vorliegenden<br />
Arbeitsbericht durch die E<strong>in</strong>teilung des Landes <strong>in</strong> vier große Teilräume berücksichtigt.
A 2<br />
Diese s<strong>in</strong>d das Rhe<strong>in</strong>ische Schiefergebirge, das Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland, das<br />
Münsterland sowie das Niederrhe<strong>in</strong>gebiet (Abb. 2).<br />
Abb. 2: <strong>Geologische</strong> Teilräume von <strong>NRW</strong> (Quelle: B<strong>und</strong>esforschungsanstalt für Landesk<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Raumplanung<br />
1959 - 1978)<br />
Abb. 3 gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die zeitliche E<strong>in</strong>ordnung der <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Erden</strong>-<strong>Rohstoffe</strong> <strong>in</strong><br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen <strong>und</strong> deren Verwendung.<br />
Abb. 3: <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Erden</strong>-<strong>Rohstoffe</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong>: Stratigraphie <strong>und</strong> Verwendung
A 3<br />
1.1 Rhe<strong>in</strong>isches Schiefergebirge<br />
Im Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirge treten die ältesten Geste<strong>in</strong>e des Landes auf. Es umfasst<br />
l<strong>in</strong>ksrhe<strong>in</strong>isch die Eifel, rechtsrhe<strong>in</strong>isch das Bergische Land, Sauerland <strong>und</strong> Siegerland. Charakteristisch<br />
für das Rhe<strong>in</strong>ische Schiefergebirge s<strong>in</strong>d gefaltete Ton-, Schluff- <strong>und</strong> Sandste<strong>in</strong>e<br />
aus dem Paläozoikum. Die ältesten Geste<strong>in</strong>e kommen <strong>in</strong> der Westeifel (Kambrium, Ordovizium,<br />
Silur) <strong>und</strong> – räumlich begrenzt – im Ebbegebirge (Ordovizium) vor. Neben örtlich auftretenden<br />
Vulkaniten (Keratophyre <strong>und</strong> Metabasalte) ist das Devon, aus dem die Schichten des<br />
Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges ganz überwiegend stammen, durch Riffkalke (dem so genannten<br />
Massenkalk), Ton- <strong>und</strong> Sandste<strong>in</strong>e vertreten (Abb. 4). Vor allem diese devonischen Geste<strong>in</strong>e<br />
bilden heute die Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>er bedeutsamen <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>-Industrie, die vom nahen Ruhrgebiet<br />
als Absatzmarkt profitieren kann.<br />
Abb. 4: Teilraum Rhe<strong>in</strong>isches Schiefergebirge (Datengr<strong>und</strong>lage: <strong>Geologische</strong>s Landesamt <strong>NRW</strong><br />
(GLA <strong>NRW</strong>) 1996)<br />
Im Zuge der variszischen Gebirgsbildung wurde der über 10 000 m mächtige Geste<strong>in</strong>sstapel<br />
aus devonischen <strong>und</strong> karbonischen, z.T. flözführenden Schichten aufgefaltet <strong>und</strong> wellenartig<br />
auf die Hälfte der ursprünglichen Ablagerungsfläche zusammen geschoben. Aus dieser starken<br />
tektonischen Beanspruchung resultierten vielfältige Geste<strong>in</strong>sumprägungen. Unter anderem<br />
wurden Tonste<strong>in</strong>e geschiefert <strong>und</strong> die so entstandenen Schiefergeste<strong>in</strong>e werden bis<br />
heute für Wand- <strong>und</strong> Dachverkleidungen e<strong>in</strong>gesetzt. Zudem verdankt auch das Rhe<strong>in</strong>ische<br />
Schiefergebirge dieser Schieferung se<strong>in</strong>en Namen. Se<strong>in</strong> heutiges Ersche<strong>in</strong>ungsbild e<strong>in</strong>er<br />
Mittelgebirgslandschaft mit Höhen bis ca. + 800 m NN geht aber nicht auf die variszische<br />
Gebirgsbildung, sondern auf das erneute E<strong>in</strong>setzen tektonischer Hebungen <strong>und</strong> Talbildungen<br />
im Tertiär zurück (vgl. VOGLER 1977, DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit., GRABERT 1998).
A 4<br />
1.2 Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland<br />
Das Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland mit se<strong>in</strong>en Mittelgebirgen Teutoburger Wald, Eggegebirge,<br />
Weser- <strong>und</strong> Wiehengebirge wird <strong>in</strong> wesentlichen Teilen aus Geste<strong>in</strong>en des Mesozoikums<br />
(Trias, Jura <strong>und</strong> Kreide), untergeordnet des Paläozoikums (Oberkarbon, Perm) <strong>und</strong><br />
des Känozoikums (Tertiär, Quartär) aufgebaut. Nach den meist im festländischen Bereich<br />
abgelagerten Ton- <strong>und</strong> Sandste<strong>in</strong>en, untergeordnet auch Gips- <strong>und</strong> Salzgeste<strong>in</strong>en des Buntsandste<strong>in</strong>s<br />
(Trias), die z.T. heute als Werkste<strong>in</strong>e Verwendung f<strong>in</strong>den, wurden die unter mar<strong>in</strong>en<br />
Bed<strong>in</strong>gungen entstandenen, fossilreichen Kalkste<strong>in</strong>e der Muschelkalk-Zeit sedimentiert.<br />
Während diese früher noch als Rohstoff für die Bauste<strong>in</strong>e- <strong>und</strong> Zement<strong>in</strong>dustrie nachgefragt<br />
wurden, f<strong>in</strong>den sie heute ausschließlich als Straßenbaumaterial Verwendung. Der Jura ist<br />
gekennzeichnet durch mächtige, tonige Geste<strong>in</strong>sfolgen mit e<strong>in</strong>geschalteten Eisenerzflözen,<br />
Sandste<strong>in</strong>en, Kalkste<strong>in</strong>en, Gips- <strong>und</strong> Salzgeste<strong>in</strong>en. Vor allem <strong>in</strong> der Vergangenheit hatten<br />
die tonigen jurazeitlichen Geste<strong>in</strong>e als Ziegeleirohstoffe <strong>und</strong> die harten Sand- <strong>und</strong> Kalkste<strong>in</strong>e<br />
als Werkste<strong>in</strong>e Bedeutung. Die <strong>in</strong> der Unterkreide entstandenen, wechselschichtigen Ton<strong>und</strong><br />
Sandste<strong>in</strong>e mit zwischengeschalteten dünnen Kohlenflözen werden überlagert von mehreren<br />
h<strong>und</strong>ert Meter mächtigen, grauen, mar<strong>in</strong>en Ton- <strong>und</strong> Mergeltonste<strong>in</strong>en (Abb. 5).<br />
Abb. 5: Teilraum Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
Die Auffaltung der Alpen führte <strong>in</strong> der Oberkreide zu Bewegungen entlang tief reichender<br />
Verwerfungen der Erdkruste, die bis <strong>in</strong> den Betrachtungsraum h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>reichen. Es entstand e<strong>in</strong><br />
kompliziert strukturiertes Schollenmosaik mit den Mittelgebirgszügen Teutoburger Wald, Weser-<br />
<strong>und</strong> Wiehengebirge als morphologischem Rückgrat. Heute ragt das tief abgetragene<br />
Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland spornartig weit <strong>in</strong> die Norddeutsche Tiefebene h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>.
A 5<br />
Die jüngste Prägung dieses Raums stellen eiszeitliche Lockergeste<strong>in</strong>süberdeckungen (Löss<br />
<strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>moränenmaterial) dar.<br />
1.3 Münsterland<br />
Aufliegend auf e<strong>in</strong>em Sockel gefalteter paläozoischer Geste<strong>in</strong>e, der so genannten Rhe<strong>in</strong>ischen<br />
Masse, erstreckt sich das Münsterländer Kreide-Becken ausgehend vom Teutoburger<br />
Wald im Norden <strong>und</strong> Nordosten bis zum Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirge im Süden. Kennzeichnend<br />
für die geologische Entwicklung des Münsterlandes war vor allem der Anstieg des<br />
Meeresspiegels <strong>in</strong> der Oberkreide <strong>und</strong> die damit e<strong>in</strong>hergehende Ablagerung von überwiegend<br />
kalkigen Sedimenten. Diese ersche<strong>in</strong>en oft <strong>in</strong> Wechselfolgen von 10 – 40 cm dicken,<br />
biogenen Kalkbänken <strong>und</strong> dünnen Tonmergellagen. Bei Mächtigkeiten von bis zu mehreren<br />
h<strong>und</strong>ert Metern bilden sie heute die Gr<strong>und</strong>lage der Kalk- <strong>und</strong> Zement<strong>in</strong>dustrie am Teutoburger<br />
Wald <strong>und</strong> der Zement<strong>in</strong>dustrie im Raum Geseke – Erwitte – Paderborn sowie im Raum<br />
Beckum. Im Süden des Münsterlandes schaltet sich <strong>in</strong> Mächtigkeiten von ca. 2 m der Anröchte-Grünsandste<strong>in</strong><br />
zwischen die Kalkste<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>, der seit dem Mittelalter bis heute als<br />
Werkste<strong>in</strong> gewonnen wird. Durch die Heraushebung des im Norden anschließenden Niedersächsischen<br />
Beckens <strong>und</strong> der damit e<strong>in</strong>hergehenden Erosion nahm das Münsterland dessen<br />
Abtragungsschutt auf. Es bildete sich im südlichen Münsterland der bis 600 m mächtige, aus<br />
Abb. 6: Teilraum Münsterland (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
grauen Tonmergelste<strong>in</strong>en bestehende Emschermergel, der vere<strong>in</strong>zelt noch heute als Ziegeleirohstoff<br />
genutzt wird. Die lang andauernde tektonische Unruhe während der gesamten<br />
Oberkreide-Zeit führte zu unterschiedlich starken Verstellungen der mesozoischen Deckschichten<br />
<strong>in</strong>sbesondere im Bereich des Teutoburger Waldes <strong>und</strong> im südöstlichen Münsterland.<br />
Die Rohstoffverbreitung im Teilraum Münsterland zeigt Abb. 6.
A 6<br />
1.4 Niederrhe<strong>in</strong>gebiet<br />
Das Niederrhe<strong>in</strong>gebiet mit der Niederrhe<strong>in</strong>ischen Bucht <strong>und</strong> dem Niederrhe<strong>in</strong>ischen Tiefland<br />
birgt die bedeutendsten Vorräte an Locker- oder nur wenig verfestigten Geste<strong>in</strong>en des Landes.<br />
Geprägt wird die Landschaft von quartärzeitlichen Sedimenten des Rhe<strong>in</strong>s, der Maas<br />
Abb. 7: Teilraum Niederrhe<strong>in</strong>gebiet (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
<strong>und</strong> des nordischen Inlandeises, die teilweise den bedeutenden Braunkohlenablagerungen<br />
des Tertiärs aufliegen (GRABERT 1998:6). Innerhalb e<strong>in</strong>es großräumigen Bruchsystems gelegen,<br />
greift das Niederrhe<strong>in</strong>gebiet als aktive Senkungszone tief nach Süden <strong>in</strong> das Rhe<strong>in</strong>ische<br />
Schiefergebirge h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>und</strong> trennt das rechtsrhe<strong>in</strong>ische vom l<strong>in</strong>ksrhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirge.<br />
Die vulkanischen Geste<strong>in</strong>e im Raum Bonn zeugen von tertiärzeitlichen bruchtektonischen<br />
Ereignissen. Die nutzbaren Lockergeste<strong>in</strong>e des Tertiärs <strong>und</strong> Quartärs resultieren<br />
aus der Auffüllung des Senkungsgebiets mit mächtigen kiesigen, sandigen <strong>und</strong> tonigen Sedimenten<br />
(Abb. 7). Die quartärzeitlichen Ablagerungen erreichen örtlich e<strong>in</strong>e Mächtigkeit von<br />
bis zu 80 m (GLA <strong>NRW</strong> 1988:95 f.). Neben den überwiegend für die Bau<strong>in</strong>dustrie relevanten<br />
Kiesen <strong>und</strong> Sanden der Flussterrassen bedient sich die Glas, Keramik <strong>und</strong> Eisen verarbeitende<br />
Industrie e<strong>in</strong>er Reihe von Spezialsanden sowie wertvoller Tonvorkommen.
A 7<br />
2. Vorkommen, Beschreibung <strong>und</strong> Verwendung<br />
Die Beschreibung der Verbreitung der <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Erden</strong>-<strong>Rohstoffe</strong> <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
erfolgt <strong>in</strong> dieser Darstellung differenziert nach Fest- <strong>und</strong> Lockergeste<strong>in</strong>en. Letztere umfassen<br />
die <strong>Erden</strong>-<strong>Rohstoffe</strong> Sand <strong>und</strong> Kies sowie Schluff <strong>und</strong> Ton. E<strong>in</strong>e Unterteilung der Festgeste<strong>in</strong>e<br />
erfolgt – entsprechend ihrer Entstehung – <strong>in</strong> Sedimentgeste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Vulkanite aus der<br />
Gruppe der magmatischen Geste<strong>in</strong>e. Abgesehen von den schwach metamorphen Dachschiefern<br />
des Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges fehlen metamorphe Geste<strong>in</strong>e wie Gneis, Marmor<br />
oder Quarzit gänzlich (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.). Im Folgenden werden die Vorkommen<br />
der e<strong>in</strong>zelnen <strong>Rohstoffe</strong> 1 beschrieben sowie deren Eigenschaften <strong>und</strong> Verwendungsbereiche<br />
erläutert.<br />
2.1 Festgeste<strong>in</strong>e<br />
In Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen zählen vor allem Karbonatgeste<strong>in</strong>e, Sand-, Schluff- <strong>und</strong> Tonste<strong>in</strong>e,<br />
Diabase <strong>und</strong> Basalte zu den wirtschaftlich nutzbaren Festgeste<strong>in</strong>en (Abb. 8).<br />
Abb. 8: Vorkommen der Festgeste<strong>in</strong>srohstoffe <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
1 An dieser Stelle werden nur die primären <strong>Rohstoffe</strong> angesprochen; sie werden direkt aus e<strong>in</strong>er Lagerstätte<br />
gewonnen. Dem gegenüber entstehen die sek<strong>und</strong>ären <strong>Rohstoffe</strong> durch e<strong>in</strong>e Wieder- <strong>und</strong><br />
Weiterverwendung bereits verbauter <strong>Rohstoffe</strong> (siehe Kap. „Recycl<strong>in</strong>g“)
A 8<br />
Diese m<strong>in</strong>eralischen Massenrohstoffe s<strong>in</strong>d überwiegend <strong>in</strong> den Teilräumen Rhe<strong>in</strong>isches<br />
Schiefergebirge, Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland sowie dem Münsterland verbreitet <strong>und</strong><br />
werden im Ste<strong>in</strong>bruch gewonnen. Ungebrochen wird Festgeste<strong>in</strong> als Naturwerkste<strong>in</strong> verwendet,<br />
fand Jahrh<strong>und</strong>erte h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong> dieser Form Verwendung bei repräsentativen historischen<br />
Bauvorhaben <strong>und</strong> wird heute z.B. zu Fassadenverkleidungen, Bord- <strong>und</strong> Pflasterste<strong>in</strong>en,<br />
als Gr<strong>und</strong>körper für Ste<strong>in</strong>metz- <strong>und</strong> Bildhauerarbeiten sowie zu Grabste<strong>in</strong>en verarbeitet<br />
(die Verwendung von Naturwerkste<strong>in</strong>en ist rückläufig angesichts der Entwicklung kostengünstiger<br />
Baustoffe wie Beton oder Kalksandste<strong>in</strong>). Gegenwärtig werden Naturwerkste<strong>in</strong>e<br />
vornehmlich als Bodenbelag <strong>und</strong> als Wandverkleidung e<strong>in</strong>gesetzt. Naturwerkste<strong>in</strong>e zeichnen<br />
sich durch besondere Geste<strong>in</strong>seigenschaften aus. Damit die gewünschten Geste<strong>in</strong>seigenschaften<br />
der aus dem Festgeste<strong>in</strong> gelösten Rohblöcke den Anforderungen entsprechen,<br />
werden Naturwerkste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> der Regel nicht gesprengt, sondern mechanisch aus dem Geste<strong>in</strong>sverband<br />
gelöst oder herausgesägt. Trotz der weiten Verbreitung von Naturste<strong>in</strong>lagerstätten<br />
s<strong>in</strong>d Vorkommen, die sich für Werkste<strong>in</strong>gew<strong>in</strong>nung eignen, äußerst selten <strong>und</strong> demzufolge<br />
besonders wertvoll.<br />
Die überwiegende Verwendung der Festgeste<strong>in</strong>srohstoffe erfolgt jedoch – abhängig vom<br />
Endprodukt – <strong>in</strong> gebrochener Form (Naturste<strong>in</strong>) als Schotter, Splitt, Edelsplitt, Brechsand<br />
<strong>und</strong> Edelbrechsand (z.B. für den Straßen- <strong>und</strong> Wegebau), als Gleisbettungsschotter oder im<br />
Wasserbau als Ufer- <strong>und</strong> Schüttste<strong>in</strong>e (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.). Kle<strong>in</strong>ere Körnungen f<strong>in</strong>den<br />
als Geste<strong>in</strong>smehl (Füller), Mischkörnungen als korngestufte M<strong>in</strong>eralstoffgemische bzw.<br />
Zuschlagsmaterial für die Herstellung von Mörtel <strong>und</strong> Beton Verwendung.<br />
2.1.1 Sedimentgeste<strong>in</strong>e<br />
• Karbonatgeste<strong>in</strong><br />
Kalk- <strong>und</strong> Dolomitste<strong>in</strong><br />
Kalk- <strong>und</strong> Dolomitste<strong>in</strong>e umfassen alle Geste<strong>in</strong>e, die überwiegend aus den Karbonatm<strong>in</strong>eralien<br />
Kalkspat (Kalzit, CaCO 3 ) oder Dolomit (CaMg(CO 3 ) 2 ) zusammengesetzt s<strong>in</strong>d. Dazu zählen<br />
<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> die paläozoischen Kalkste<strong>in</strong>e des Massenkalks, des Kohlenkalks <strong>und</strong> des Zechste<strong>in</strong>-Kalks<br />
sowie die mesozoischen Kalkste<strong>in</strong>e der Trias, des Juras <strong>und</strong> der Oberkreide. Die<br />
größte Verbreitung weisen der devonische Massenkalk <strong>und</strong> die Kalkste<strong>in</strong>e <strong>und</strong> Kalkmergelste<strong>in</strong>e<br />
der Oberkreide auf.<br />
Verwendung <strong>und</strong> Beschreibung: Aufgr<strong>und</strong> der qualitativen Vielfalt sowie der Quantität<br />
<strong>und</strong> der Lage der Vorkommen im Landesgebiet Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens kommt den Kalk- <strong>und</strong><br />
Dolomitste<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e herausragende wirtschaftliche Bedeutung zu (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
Als Produkte der Kalk<strong>in</strong>dustrie s<strong>in</strong>d gebrannte <strong>und</strong> ungebrannte Produkte zu unterscheiden.<br />
Bei den ungebrannten Erzeugnissen handelt es sich um Produkte, die <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>brüchen<br />
gewonnen, gebrochen <strong>und</strong> klassiert <strong>in</strong> den Verkauf gelangen. Zu diesen Erzeugnissen<br />
werden Rohste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Form von <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>n, Schottern, Splitten <strong>und</strong> Sanden sowie Ste<strong>in</strong>mehl <strong>und</strong><br />
gemahlene kohlensaure Kalke gezählt. Zu den gebrannten 2 Kalk- <strong>und</strong> Dolomiterzeugnissen<br />
werden alle Produkte aus Branntkalk <strong>und</strong> Kalkhydrat sowie die hydraulischen Kalke gerechnet.<br />
Je nach stofflicher Zusammensetzung <strong>und</strong> Erzeugnisart liegen die Hauptverwendungsbereiche<br />
von Kalk- <strong>und</strong> Dolomitste<strong>in</strong> im Hoch- <strong>und</strong> Tiefbau, Straßen- <strong>und</strong> Wegebau, <strong>in</strong> der<br />
Kalk-, Zement-, Chemie-, Eisen- <strong>und</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie sowie <strong>in</strong> der Landwirtschaft <strong>und</strong> im Umweltschutz<br />
(DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
Der älteste Verwendungsbereich für Kalk ist das Baugewerbe. Schon seit Jahrtausenden<br />
wird Kalk zum Anmischen von Mörtel auf Baustellen e<strong>in</strong>gesetzt. Des Weiteren wird gebrochener<br />
<strong>und</strong> zu Schotter, Splitt oder Brechsand aufbereiteter Kalk- <strong>und</strong> Dolomitste<strong>in</strong> als Zuschlag<br />
für Beton e<strong>in</strong>gesetzt. Dieser Kalkbeton wird aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gen Wärmedehnung<br />
2 Im Brennprozess erfolgt die Aufspaltung des CaCO 3 <strong>in</strong> CaO <strong>und</strong> CO 2.
A 9<br />
als Massenbeton bei Großbauwerken wie Talsperren oder Brücken verwendet. Die ger<strong>in</strong>ge<br />
Wärmedehnung bei Hitzeentwicklung führt zum vermehrten E<strong>in</strong>satz von Kalkste<strong>in</strong>zuschlag<br />
überall dort, wo Beton hohen Temperaturen ausgesetzt ist.<br />
Kalksandste<strong>in</strong>e, die aus e<strong>in</strong>er Mischung aus Fe<strong>in</strong>kalk, Sand <strong>und</strong> Wasser hergestellt werden,<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiger Baustoff im Wohnungsbau. So ist jeder dritte <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik verwendete<br />
Mauerste<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Kalksandste<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e Alternative zum Kalksandste<strong>in</strong> stellt der Porenbeton<br />
dar, der aus den Bestandteilen Quarzsand, Kalk, Zement <strong>und</strong> Wasser angemischt<br />
wird. Durch e<strong>in</strong>e Zugabe von Alum<strong>in</strong>ium kann das Gemisch aufgeschäumt werden <strong>und</strong> entwickelt<br />
so hervorragende Eigenschaften <strong>in</strong> der Wärmedämmung bei gleichzeitig sehr ger<strong>in</strong>gem<br />
Gewicht. E<strong>in</strong> weiteres E<strong>in</strong>satzgebiet von Kalk, Kalkste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Dolomitste<strong>in</strong> ist der Straßenbau.<br />
Kalkste<strong>in</strong> wird <strong>in</strong> allen Schichten der Straßenherstellung, von der Frostschutzschicht<br />
bis zur Asphaltdeckschicht verbaut.<br />
Kalk wird bei der Herstellung von Stahl <strong>in</strong> unterschiedlicher Form <strong>und</strong> großer Menge e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Für die Herstellung e<strong>in</strong>er Tonne Roheisen werden ca. 20 bis 30 Kilogramm Branntkalk<br />
<strong>und</strong> ca. 100 bis 200 Kilogramm Kalkste<strong>in</strong> verwendet. Der im Hochofen zugegebene Kalkste<strong>in</strong><br />
dient dabei e<strong>in</strong>er besseren Schlackenbildung.<br />
Kalk ist für e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>satz im Bereich der Bodenverbesserung <strong>und</strong> Bodenverfestigung geeignet.<br />
Kalk entzieht dem Boden Wasser, so dass die Tragfähigkeit des Bodens verbessert <strong>und</strong><br />
der Boden frostbeständig wird. Kalk ist zudem e<strong>in</strong> wichtiger Bodennährstoff. E<strong>in</strong> ausgewogener<br />
Kalkzustand e<strong>in</strong>es landwirtschaftlich genutzten Bodens bee<strong>in</strong>flusst die Fruchtbarkeit <strong>und</strong><br />
damit den landwirtschaftlichen Ertrag. Landwirtschaftliche Nutzflächen verlieren ihre Fruchtbarkeit<br />
im Laufe der Zeit, da zum e<strong>in</strong>en der Nährstoff CaO durch Niederschläge ausgewaschen<br />
wird <strong>und</strong> zum anderen durch die Pflanzen selbst, die bei ihrem Wachstum ebenfalls<br />
den Nährstoff CaO entziehen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist e<strong>in</strong>e regelmäßige Kalkung für die Aufrechterhaltung<br />
der Ertragsfähigkeit der Böden unerlässlich.<br />
Die chemische Industrie setzt bereits seit Jahrh<strong>und</strong>erten Kalk als besonders preiswerte Base<br />
für die Herstellung von anorganischen oder organischen Calciumverb<strong>in</strong>dungen e<strong>in</strong>. Zudem<br />
wird Kalk zur Veränderung von pH-Werten, als Reaktionsmittel bei chemischen Synthesen,<br />
bei physikalisch-chemischen Aufbereitungsverfahren, <strong>und</strong> für die Neutralisation e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Kalk wird beispielsweise für die Herstellung von Zitronensäure, Klebstoffen, Alkoholen, Lacken,<br />
Farben, Pharmazeutika, Kalkseifen für die Papier<strong>in</strong>dustrie, Propylenoxid für Weichmacher<br />
<strong>in</strong> der Kunststoff<strong>in</strong>dustrie sowie Glanzpigmenten e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Die nachfolgende Abb. 9 zeigt e<strong>in</strong>ige der bedeutenden E<strong>in</strong>satzgebiete der Kalk- <strong>und</strong> Dolomitprodukte.<br />
Verwendung von ungebrannten <strong>und</strong> gebrannten<br />
Kalk- <strong>und</strong> Dolomitprodukten<br />
Verwendungsbereich<br />
Eisen- <strong>und</strong> Stahl<strong>in</strong>dustrie<br />
Produkte<br />
Eisen- <strong>und</strong> Stahlerzeugung, Eisen- <strong>und</strong> Stahlverarbeitung<br />
Chemische <strong>und</strong> sonstige<br />
Industrie<br />
Bau<strong>in</strong>dustrie<br />
Umweltschutz<br />
Farb- <strong>und</strong> Kunstoffe, Pharmazeutika, Soda, Karbid, Glas,<br />
Fe<strong>in</strong>keramik, Papier, Zellstoff, Zucker, Düngemittel,<br />
Produkte der Gerberei <strong>und</strong> Färberei, Weiterverarbeitung<br />
von NE-Metallen, sonstige Chemikalien,<br />
Zement, Feuerfest, Kalksandste<strong>in</strong>, Leichtbeton, Mörtel,<br />
Kunstste<strong>in</strong>e,<br />
Produkte der Abwasser- <strong>und</strong> Abgasre<strong>in</strong>igung,<br />
Bodensanierung, Schlammbehandlung, Hygieneprodukte<br />
Landwirtschaft<br />
Düngemittel, Futtermittel, Konservierungsstoffe,<br />
Schädl<strong>in</strong>gsbekämpfungsmittel, Seuchenschutz<br />
Abb. 9: Verwendung von ungebrannten <strong>und</strong> gebrannten Kalk- <strong>und</strong> Dolomitprodukten
A 10<br />
Vorkommen: Kalk- <strong>und</strong> Dolomitste<strong>in</strong>vorkommen s<strong>in</strong>d, abhängig von der Stratigraphie,<br />
raumgeb<strong>und</strong>en an das Rhe<strong>in</strong>ische Schiefergebirge, das Münsterland sowie das Weser- <strong>und</strong><br />
Osnabrücker Bergland (Abb. 2). Im E<strong>in</strong>zelnen s<strong>in</strong>d dies der Massenkalk des Mittel- <strong>und</strong><br />
Oberdevons im Bergischen Land, dem Sauerland <strong>und</strong> der Eifel, die Karbonatgeste<strong>in</strong>e des<br />
Unterkarbons im Raum Stolberg, Menden <strong>und</strong> S<strong>und</strong>ern, die Kalkste<strong>in</strong>e des Zechste<strong>in</strong>s bei<br />
Marsberg, des Oberen Muschelkalks im Lipper Bergland <strong>und</strong> Teutoburger Wald, des Juras<br />
im Wiehen- <strong>und</strong> Wesergebirge sowie die Karbonatgeste<strong>in</strong>e der Oberkreide im Münsterland.<br />
Als Massenkalk wird der mittel- bis frühoberdevonische organogene, bis zu 1 000 m mächtige<br />
Riffkalkste<strong>in</strong> im Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirge bezeichnet (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
Wegen se<strong>in</strong>es hohen Karbonatgehaltes (> 95%) wird der Massenkalk vor allem als hochwertiger<br />
Industrie- <strong>und</strong> Chemiekalkste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gesetzt <strong>und</strong> erst <strong>in</strong> zweiter L<strong>in</strong>ie z.B. als Füllstoff im<br />
Straßenbau oder <strong>in</strong> der Zementherstellung verwendet (VOGLER et al. 1985: 54 f.). Massenkalk<br />
tritt besonders am Nordrand des Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges <strong>in</strong> Faltenstrukturen oder<br />
<strong>in</strong> lang gestreckten Zügen (Raum Wülfrath, Dornap, Hagen, Brilon) sowie <strong>in</strong> der Bergisch<br />
Gladbach-Paffrather Mulde <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Attendorn-Elsper Doppelmulde auf. Er ist rechtsrhe<strong>in</strong>isch<br />
dickbankig bis massiv ausgebildet; Ton- <strong>und</strong> Mergelste<strong>in</strong>zwischenlagen fehlen hier<br />
weitgehend. Im Vergleich zum rechtsrhe<strong>in</strong>ischen Massenkalk ist der l<strong>in</strong>ksrhe<strong>in</strong>ische am<br />
Nordrand der Eifel <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Eifelkalkmulden deutlich mergeliger ausgebildet (DROZD-<br />
ZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.). Schwankende CaCO 3 -Anteile von 65 – 95% bei wechselhaftem<br />
Schichtenaufbau favorisieren diese Kalkste<strong>in</strong>e als Rohstoffbasis vor allem für die Zement<strong>in</strong>dustrie<br />
<strong>und</strong> den Straßenbau (Sötenicher Mulde, Blankenheimer Mulde), teilweise auch als<br />
Naturwerkste<strong>in</strong> („Blauste<strong>in</strong>“) <strong>in</strong> der Baustoff<strong>in</strong>dustrie (Raum Aachen).<br />
Aus dem Oberdevon stammt der Knollenkalk im Raum Arnsberg <strong>und</strong> Warste<strong>in</strong>. Dieser dichte,<br />
dunkelgraue <strong>und</strong> grauschwarze Kalkste<strong>in</strong> ist schneid-, schleif- <strong>und</strong> polierfähig <strong>und</strong> hat<br />
dadurch se<strong>in</strong>e Bedeutung als technischer Marmor erlangt (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.). Die<br />
stark mergeligen Geste<strong>in</strong>svorkommen südlich Herdr<strong>in</strong>gen ersche<strong>in</strong>en dickbankig <strong>und</strong> tiefrot<br />
mit grünlicher Bänderung. Die unter der Handelsbezeichnung „Kattenfelser Marmor“ geführten<br />
Knollenkalke bei Rüthen weisen gegenüber dem Arnsberger Knollenkalk e<strong>in</strong>en noch höheren<br />
Karbonat- <strong>und</strong> Kieselsäureanteil auf.<br />
Stellenweise liegt der devonische Massenkalk <strong>in</strong> umgewandelter Form als Dolomitste<strong>in</strong> vor.<br />
Re<strong>in</strong>e Dolomitste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d massig entwickelt <strong>und</strong> erreichen, teilweise <strong>in</strong> Wechsellagerung mit<br />
anderen Karbonatgeste<strong>in</strong>en, Mächtigkeiten von bis zu 500 m (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
Im Wesentlichen konzentriert sich die Verbreitung des Dolomitste<strong>in</strong>s auf das rechtsrhe<strong>in</strong>ische<br />
Schiefergebirge im Raum Hagen, Lennestadt <strong>und</strong> Bergisch Gladbach. L<strong>in</strong>ksrhe<strong>in</strong>isch<br />
kommen Dolomitste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> den Eifel-Kalkmulden wie z.B. der Sötenicher Mulde bei Mechernich<br />
vor.<br />
Hochre<strong>in</strong>er Dolomitste<strong>in</strong>, wie er <strong>in</strong> der b<strong>und</strong>esweit bedeutendsten Lagerstätte Hagen-Halden<br />
ansteht, eignet sich bevorzugt für die Produktion von Feuerfestprodukten („S<strong>in</strong>terdolomit“),<br />
die <strong>in</strong> der Stahl<strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> <strong>in</strong> den Brennöfen der Zement- <strong>und</strong> Kalk<strong>in</strong>dustrie ihre Anwendungen<br />
f<strong>in</strong>den sowie als Zuschlagsstoff für die Flachglasherstellung. Dolomitqualitäten, die<br />
erhöhte Flussmittelgehalte (SiO 2 , Al 2 O 3 , Fe 2 O 3) ) aufweisen, werden für gebrannte <strong>und</strong> ungebrannte<br />
Produkte der Stahl<strong>in</strong>dustrie sowie <strong>in</strong> der Land- <strong>und</strong> Forstwirtschaft verwendet oder<br />
zu Straßenbaustoffen <strong>und</strong> Betonzuschlägen verarbeitet.<br />
Unterkarbonische Kalkste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d l<strong>in</strong>ks- <strong>und</strong> rechtsrhe<strong>in</strong>isch am Nordrand des Rhe<strong>in</strong>ischen<br />
Schiefergebirges verbreitet. Die etwa 200 m mächtigen Karbonatgeste<strong>in</strong>e der Kohlenkalk-<br />
Fazies im Raum Stolberg eignen sich für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Stahl<strong>in</strong>dustrie, der Wasseraufbereitung,<br />
der Landwirtschaft <strong>und</strong> <strong>in</strong> Kläranlagen. Örtlich können Dolomitisierungen <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralisierungen<br />
(Kalzit, Galenit) e<strong>in</strong>en selektiven Abbau erfordern (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
Rechtsrhe<strong>in</strong>isch werden zwei Kalkste<strong>in</strong>horizonte der Kulm-Fazies im Raum Menden <strong>und</strong><br />
S<strong>und</strong>ern abgebaut. Der bis zu 60 m mächtige, dunkelgraue <strong>und</strong> fe<strong>in</strong>körnige Hellefeld-Kalk
A 11<br />
f<strong>in</strong>det Verwendung im Straßenbau <strong>und</strong> der bis zu 100 m mächtige Kulm-Plattenkalk („Kulmkiesel“)<br />
wird im großen Umfang auch im Betonbau e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Im Raum Stolberg treten <strong>in</strong> zwei Horizonten Dolomitgeste<strong>in</strong>e des Unterkarbons auf, wovon<br />
der Obere Dolomit von bergwirtschaftlicher Bedeutung ist. Der mittlere CaCO 3 -Gehalt dieses<br />
bis zu 100 m mächtigen, re<strong>in</strong>en Dolomitste<strong>in</strong>s liegt bei 55%, der MgCO 3 -Gehalt bei ca. 45%<br />
(Aachen-Kornelimünster) (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
Kalkste<strong>in</strong>e des Zechste<strong>in</strong>s treten am Ostrand des Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges bei Marsberg<br />
auf. Die hohen CaCO 3 -Gehalte von bis zu 99,9% prädest<strong>in</strong>ieren den Zechste<strong>in</strong>-Kalk für<br />
die Produktion gemahlener Düngekalke.<br />
Der Trochitenkalk des Oberen Muschelkalks, der verhältnismäßig ger<strong>in</strong>g mächtig (8 – 15 m)<br />
an zahlreichen Stellen <strong>in</strong> Ostwestfalen (Lipper Bergland, Teutoburger Wald) ansteht, f<strong>in</strong>det<br />
vorwiegende Verwendung im Straßenbau. Mittel- bis dünnbankig ausgebildet wird er von<br />
Kalkmergelfolgen überlagert, die nur teilweise nutzbar s<strong>in</strong>d. Im Wiehen- <strong>und</strong> Wesergebirge<br />
treten die Schichten des Korallenooliths (Malm) oberflächennah auf. Auf nordrhe<strong>in</strong>westfälischem<br />
Gebiet bedeutsam s<strong>in</strong>d die bis zu 10 m mächtigen „Klippenkalke“. Diese sandigen<br />
Kalkste<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>den, wie der überlagernde, sehr feste „Hauptoolith“, Verwendung im<br />
Straßenbau.<br />
Die im Teutoburger Wald <strong>und</strong> südöstlichen Münsterland zutage tretenden fe<strong>in</strong>körnigen Kalkste<strong>in</strong>e<br />
der Oberkreide werden vor allem für die Zement- <strong>und</strong> Branntkalkherstellung genutzt,<br />
re<strong>in</strong>ere Kalkste<strong>in</strong>horizonte aber auch als Straßenbaustoffe.<br />
Toniger Kalkste<strong>in</strong><br />
Karbonatgeste<strong>in</strong>e enthalten neben Kalziumkarbonat <strong>in</strong> unterschiedlichen Mengen auch andere<br />
Bestandteile. Tonige Anteile, die die CaCO 3 -Konzentration senken, bestimmen unterschiedliche<br />
<strong>in</strong>dustrielle Nutzungen. Besondere Bedeutung <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> kommen hierbei den<br />
Mergelkalkste<strong>in</strong>en (70 – 90% CaCO 3 ) <strong>und</strong> den Kalkmergelste<strong>in</strong>en (50 – 70% CaCO 3 ) als<br />
Rohstoff der Zementbaustoff<strong>in</strong>dustrie zu.<br />
Vorkommen: Die Vorkommen toniger Kalkste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d beschränkt auf die Mergelkalk- <strong>und</strong><br />
Kalkmergelste<strong>in</strong>e der Oberkreide im Münsterland sowie im Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland.<br />
Räumliche Konzentrationen ergeben sich im Bereich des Teutoburger Waldes, im<br />
Raum Paderborn – Geseke – Erwitte – Wickede, im Raum Beckum – Ennigerloh – Ahlen<br />
sowie im Raum Coesfeld.<br />
Verwendung <strong>und</strong> Beschreibung: H<strong>in</strong>sichtlich der erforderlichen Rohstoffgemische, die<br />
zur Herstellung von Zement benötigt werden, be<strong>in</strong>halten <strong>in</strong>sbesondere Mergelkalk- <strong>und</strong><br />
Kalkmergelste<strong>in</strong>e die notwendigen Anteile u.a. an Kalziumkarbonat (CaCO 3 ), Quarz (SiO 2 ),<br />
Alum<strong>in</strong>iumoxid (Al 2 O 3 ) <strong>und</strong> Eisenoxid Fe 2 O 3 . Ihre bevorzugte Eignung drückt sich wirtschaftlich<br />
<strong>in</strong> der überregionalen Bedeutung der Vorkommen oberkretazischer toniger Kalkste<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen aus. Geme<strong>in</strong>sam mit den mitteldevonischen Eifel-Kalkste<strong>in</strong>en der Sötenicher<br />
Kalkmulde beträgt der Anteil an der b<strong>und</strong>esweiten Zementproduktion ca. 30%<br />
(DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).
A 12<br />
Im Bereich des Teutoburger Waldes treten Mergelkalk- <strong>und</strong> Kalkmergelste<strong>in</strong>e je nach stratigraphischer<br />
Lage <strong>in</strong> 50 – 80 m mächtigen Schichtenpaketen auf. Südlich des Teutoburger<br />
Waldes spannt sich von Paderborn über Geseke, Erwitte bis Wickede e<strong>in</strong> weiter Bogen mit<br />
großen Mergelkalkste<strong>in</strong>vorkommen. Bei für den Abbau günstiger, nur ger<strong>in</strong>g geneigter<br />
Schichtung weisen diese Geste<strong>in</strong>e im Mittel CaCO 3 -Gehalte von ca. 80% auf <strong>und</strong> entsprechen<br />
damit <strong>in</strong> idealer Weise dem Sollwert des Zementrohmehls von 76 – 80%. E<strong>in</strong>en hochqualitativen<br />
Rohstoff für die Herstellung von Portland-, Eisenportland-, Flugasche- <strong>und</strong><br />
Trasszement sowie Putz <strong>und</strong> Mauerb<strong>in</strong>der stellen zudem 15 – 40 m mächtige Mergelkalkste<strong>in</strong>e<br />
dar. Der Gr<strong>und</strong> hierfür ist ihre stoffliche Zusammensetzung (SiO 2 : 13,5 – 16%; Al 2 O 3 :<br />
1,6 – 2,6%; Fe 2 O 3 : 0,8 – 1,7%; MgCO 3 : 0,6 – 0,8% <strong>und</strong> SO 3 : 0,1 – 0,4). Auch die im Raum<br />
Beckum – Ennigerloh – Ahlen verbreiteten kreidezeitlichen Beckum- <strong>und</strong> Vorhelm-Schichten<br />
liefern reiche Rohstoffvorkommen an Mergelkalkste<strong>in</strong> für die Zement<strong>in</strong>dustrie. Die durchschnittliche<br />
Schichtmächtigkeit beträgt zwischen 11 – 13 m. Für die Zementerzeugung weisen<br />
die Kalkmergel- <strong>und</strong> Mergelkalkste<strong>in</strong>e der Beckum- <strong>und</strong> Vorhelm-Schichten e<strong>in</strong>en<br />
grenzwertigen mittleren CaCO 3 -Gehalt von 70 – 74% auf, was durch den Zusatz von re<strong>in</strong>em<br />
Kalkste<strong>in</strong> aus dem Warste<strong>in</strong>er Massenkalk aufgefangen werden kann (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
• Sandste<strong>in</strong><br />
Als Sandste<strong>in</strong>e werden hier Sedimentgeste<strong>in</strong>e verstanden, die im Wesentlichen aus verfestigten<br />
(Quarz-)Sanden, untergeordnet aus Feldspäten, Glimmer <strong>und</strong> weiteren M<strong>in</strong>eralien bestehen.<br />
Diese Rohstoffgruppe umfasst für Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen auch die im technischen S<strong>in</strong>n<br />
als Grauwacke bezeichneten, devonischen <strong>und</strong> karbonischen Sand- <strong>und</strong> Schluffste<strong>in</strong>e, die<br />
als Quarzit im Abbau stehenden quarzitischen Sandste<strong>in</strong>e im Raum Bad Berleburg <strong>und</strong><br />
Kalksandste<strong>in</strong>e. Letztere können als karbonatische Sandste<strong>in</strong>e bezeichnet werden. Sie unterscheiden<br />
sich petrografisch deutlich von dem künstlich hergestellten Baustoff „Kalksandste<strong>in</strong>“<br />
(s.o.).<br />
Mit dem Begriff „Sand“ wird e<strong>in</strong> def<strong>in</strong>iertes Korngrößen<strong>in</strong>tervall von 0,06 – 2 mm bezeichnet.<br />
Im Gegensatz zu den meisten anderen Geste<strong>in</strong>en ist der Sandste<strong>in</strong> nicht durch e<strong>in</strong>en bestimmten<br />
M<strong>in</strong>eralbestand def<strong>in</strong>iert, auch wenn Quarz das vorherrschende M<strong>in</strong>eral darstellt.<br />
Vorkommen: Eng verknüpft mit dem Verbreitungsgebiet der ältesten Geste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />
liegen die Vorkommen von Grauwacken <strong>und</strong> quarzitischen Sandste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> weiten Bereichen<br />
des Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges vor. Rohstoffkonzentrationen von karbonatischen Sandste<strong>in</strong>en<br />
s<strong>in</strong>d, geb<strong>und</strong>en an das Auftreten von Kalkmergel- <strong>und</strong> Mergelkalkste<strong>in</strong>en, im Süden<br />
des Münsterlandes (Soest – Anröchte) <strong>und</strong> lokal im Raum Coesfeld verbreitet (Abb. 8).<br />
Verwendung <strong>und</strong> Beschreibung: Sandste<strong>in</strong>e werden weitgehend als Schottermaterial<br />
im Straßen-, Beton-, Gleis- <strong>und</strong> Wasserbau, untergeordnet auch als Naturwerkste<strong>in</strong> verwendet.<br />
Die fe<strong>in</strong>körnigen, tonigen Sandste<strong>in</strong>e des Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges („Grauwacken“)<br />
weisen Quarzgehalte zwischen 70 <strong>und</strong> 80% auf. Aufgr<strong>und</strong> des recht e<strong>in</strong>heitlichen petrografischen<br />
Ersche<strong>in</strong>ungsbildes der devonischen Sandste<strong>in</strong>e orientiert sich die lokale Nutzung<br />
bevorzugt an Zugänglichkeit <strong>und</strong> Quantität der Rohstoffvorkommen (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.).<br />
Die Mächtigkeiten von nutzbaren Anteilen dieser Schichten variieren von 20 m (Mühlenberg-<br />
<strong>und</strong> Unnenberg-Sandste<strong>in</strong>) bis zu 200 m im Kernbereich der Attendorner Mulde<br />
(Rensselandia-Sandste<strong>in</strong>). E<strong>in</strong>e wirtschaftliche Nutzung dieser Vorkommen hängt stark von
A 13<br />
ihrer jeweiligen Beschaffenheit ab. Rasche Änderungen der Geste<strong>in</strong>szusammensetzungen,<br />
der Geste<strong>in</strong>sabfolgen <strong>und</strong> -mächtigkeiten s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Seltenheit.<br />
Karbonische Sandste<strong>in</strong>e treten <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen als Ruhr- <strong>und</strong> Ibbenbüren-Sandste<strong>in</strong><br />
auf, die überwiegend <strong>in</strong> der Naturste<strong>in</strong><strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> teilweise auch als Straßenbaustoff Verwendung<br />
f<strong>in</strong>den. Die Ruhr-Sandste<strong>in</strong>e enthalten durchschnittlich bis zu 60% Quarz. Der äußerst<br />
ger<strong>in</strong>ge Porenraum (Wasseraufnahme 1 – 2 Gew.-%) führt zudem zu e<strong>in</strong>er sehr hohen<br />
Frostbeständigkeit. Ihre Verbreitung ist mit den Ste<strong>in</strong>kohlenvorkommen im Ruhrgebiet eng<br />
verzahnt, so dass häufig e<strong>in</strong>e charakteristische, 10 – 30 m mächtige Wechselschichtung von<br />
Sandste<strong>in</strong>paketen, Kohlenflözen <strong>und</strong> Tonste<strong>in</strong>horizonten vorliegt. Der poröse Ibbenbüren-<br />
Sandste<strong>in</strong> besteht ebenfalls zu 60 – 70% aus Quarz. Typisch für ihn ist die hellgraue, mitunter<br />
auch rostbraune natürliche Maserung, die so genannte „Flammung“. Der Ibbenbüren-<br />
Sandste<strong>in</strong> ist wegen se<strong>in</strong>er besonderen Härte, Wetterfestigkeit <strong>und</strong> Farbgebung e<strong>in</strong> überregional<br />
gefragter Rohstoff sowohl als Naturwerkste<strong>in</strong> als auch im Straßenbau.<br />
Nutzbare Sandste<strong>in</strong>vorkommen der Trias (Buntsandste<strong>in</strong>) treten <strong>in</strong> 7 – 30 m mächtigen Bänken<br />
<strong>in</strong>selhaft im äußersten Südosten des Weserberglandes (Warburg, Bad Karlshafen) sowie<br />
<strong>in</strong> der Eifel (Mechernicher Trias-Senke) auf. Ihre Färbung reicht von Violettbraun über<br />
Rötlich Braun (Bad Karlshafen) bis Bräunlich Grau mitunter bei roter Flammung (Warburg).<br />
E<strong>in</strong> hoher Quarzgehalt von 70 – 80% charakterisiert diese Sandste<strong>in</strong>e, die überwiegend <strong>in</strong><br />
der Naturste<strong>in</strong>-Industrie Verwendung f<strong>in</strong>den.<br />
Überregionale Bedeutung kommt den Sandste<strong>in</strong>en der Kreide zu, die vor allem <strong>in</strong> Nord- <strong>und</strong><br />
Westdeutschland genutzt, aber auch bis <strong>in</strong> die Niederlande <strong>und</strong> Belgien geliefert werden<br />
(DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit.). Der etwa 2 m mächtige Anröchte-Grünsandste<strong>in</strong> im Raum<br />
Soest – Anröchte ist charakterisiert durch e<strong>in</strong>en Quarzgehalt von durchschnittlich 64%.<br />
Über die Verwendung von Sandste<strong>in</strong>en als Werkste<strong>in</strong> für Fassadenverkleidungen, Bodenplatten,<br />
Mauerste<strong>in</strong>e, Grabste<strong>in</strong>e usw. h<strong>in</strong>aus zeigt sich z.B. für den Rüthen-Grünsandste<strong>in</strong><br />
(Rüthen, Büren) e<strong>in</strong>e besondere Relevanz für die Rohstoffnachfrage im Bereich der Restauration<br />
<strong>und</strong> Sanierung historischer Bauwerke (ARBEITSGEMEINSCHAFT HISTORISCHE STADT-<br />
KERNE IN <strong>NRW</strong> 1992). Dieser grün melierte, verwitterungsresistente Sandste<strong>in</strong> enthält ca.<br />
77% Quarz (SIMPER 1991). Trotz se<strong>in</strong>er günstigen Eigenschaft erfolgt aufgr<strong>und</strong> des wechselhaften<br />
Bedarfs e<strong>in</strong> nur sporadischer Abbau.<br />
• Schluff- <strong>und</strong> Tonste<strong>in</strong><br />
Schluff- <strong>und</strong> Tonste<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d sedimentäre Festgeste<strong>in</strong>e, die aus M<strong>in</strong>eralkörnen mit e<strong>in</strong>em<br />
Durchmesser von 0,002 – 0,06 mm (Schluffste<strong>in</strong>) bzw. < 0,002 mm (Tonste<strong>in</strong>) bestehen <strong>und</strong><br />
die bei CaCO 3 -Anteilen von 25 – 50% als Mergelste<strong>in</strong> bezeichnet werden (Schluffmergelste<strong>in</strong>,<br />
Tonmergelste<strong>in</strong>).<br />
Vorkommen: Mit Ausnahme des Niederrhe<strong>in</strong>gebiets besitzt Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen weiträumige<br />
Rohstoffvorkommen an Schluff- <strong>und</strong> Tonste<strong>in</strong>en. Konzentrationsräume bilden das nördliche<br />
Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland, der Raum Paderborn <strong>und</strong> die Flanken des Kernmünsterlandes<br />
(Abb. 8). Schluff- <strong>und</strong> Tonste<strong>in</strong>e treten – meist <strong>in</strong> geschieferter <strong>und</strong> oberflächennah<br />
<strong>in</strong> verwitterter Form – im gesamten Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirgsraum auf. Diese<br />
Vorkommen werden aufgr<strong>und</strong> ungünstiger Qualitätsmerkmale (Beimengungen von Sand<br />
etc.) im Allgeme<strong>in</strong>en nicht <strong>in</strong>dustriell genutzt.
A 14<br />
Verwendung <strong>und</strong> Beschreibung: Ton- <strong>und</strong> Tonmergelste<strong>in</strong>e bilden die wichtigste<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die Ziegel<strong>in</strong>dustrie (H<strong>in</strong>termauerste<strong>in</strong>e, Kl<strong>in</strong>ker, Verblender, Dra<strong>in</strong>agerohre<br />
usw.) oder werden als Zuschlagstoff für Ziegeleierzeugnisse aus Tonmaterial anderer Herkunft<br />
verwandt. Es s<strong>in</strong>d besonders oberflächenahe Vorkommen verwitterter Tonste<strong>in</strong>e von<br />
Interesse, da sie <strong>in</strong> der Regel ke<strong>in</strong>e für die Produktion ungünstigen erhöhten Kalk- <strong>und</strong><br />
Schwefelgehalte aufweisen (GD <strong>NRW</strong> 2003:157 f.; DROZDZEWSKI 1995:139). In der Vergangenheit<br />
dienten Tonmergelste<strong>in</strong>e unter anderem auch zum Mergeln von land- oder forstwirtschaftlich<br />
genutzten Böden (Melioration) (DEUTLOFF et al. 1982:37 ff.).<br />
Die weiträumigen Vorkommen an devonischen, teilweise karbonischen Schluff-, Ton- <strong>und</strong><br />
Tonmergelste<strong>in</strong>en im Bereich des Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges s<strong>in</strong>d äußerst <strong>in</strong>homogen<br />
(DOLEZALEK 1978: 63 ff.). Sie weisen häufig e<strong>in</strong>e Wechsellagerung mit Sandste<strong>in</strong>en, Karbonatgeste<strong>in</strong>en<br />
oder Vulkaniten auf (DOLEZALEK 1978:59 ff.).<br />
Zu den paläozoischen Tonste<strong>in</strong>en zählen auch die hochre<strong>in</strong>en, überwiegend roten Tonste<strong>in</strong>e<br />
des Karbons im Raum Ibbenbüren (Ibbenbürener Karbon-Scholle).<br />
In unterschiedlicher Re<strong>in</strong>heit liegen die mesozoischen Tonste<strong>in</strong>e des Weserberglandes vor.<br />
Rohstoffkonzentrationen ergeben sich für das Lippische Bergland (Keuper-Tonste<strong>in</strong>e) <strong>und</strong><br />
für den Raum Bielefeld – Wiehengebirge mit den dunkel- bis schwarzgrauen Tonste<strong>in</strong>en des<br />
Juras <strong>und</strong> der Kreide. Günstige Vorkommen an Ton- <strong>und</strong> Tonmergelste<strong>in</strong>en der Kreide zeigen<br />
sich für das Gebiet um Ochtrup im Nordwesten des Münsterlandes, dem Kernmünsterland<br />
(Lüd<strong>in</strong>ghausen, Amelsbüren) sowie im Raum Lippstadt – Paderborn (Emschermergel).<br />
Die Abbautiefe der genannten Vorkommen beträgt durchschnittlich etwa 5 – 20 m.<br />
2.1.2 Vulkanite<br />
Vulkanite, von denen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen überwiegend devonische Metabasalte (Diabase)<br />
sowie tertiärzeitliche Basalte auftreten, s<strong>in</strong>d aufgr<strong>und</strong> ihrer geste<strong>in</strong>stechnischen Eigenschaften<br />
gefragte <strong>Rohstoffe</strong> vor allem für den Hoch-, Tief-, Straßen-, Wege- <strong>und</strong> Gleisbau<br />
(DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit., GRABERT 1998:261). Unabhängig von deren Genese <strong>und</strong> Zusammensetzung<br />
handelt es sich um fe<strong>in</strong>stkristall<strong>in</strong>e, besonders harte Geste<strong>in</strong>e, die bevorzugt<br />
zu gebrochenen Baustoffen verarbeitet werden. Trachyte, Tuffe <strong>und</strong> Keratophyre f<strong>in</strong>den<br />
zudem Verwendung <strong>in</strong> der Glas-, Keramik- <strong>und</strong> Baustoff<strong>in</strong>dustrie (LORENZ & GWOSDZ<br />
2000:104). Aufgr<strong>und</strong> des geologischen Baus Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens ist die Verbreitung von<br />
vulkanischen Geste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> damit e<strong>in</strong>e wirtschaftliche Nutzung eng auf das Rhe<strong>in</strong>ische<br />
Schiefergebirge begrenzt (Abb. 8).<br />
• Basalte <strong>und</strong> Metabasalte (Diabase)<br />
Der Begriff Basalt umfasst e<strong>in</strong>e Reihe tertiärzeitlicher Ergussgeste<strong>in</strong>e, die <strong>in</strong> der Landschaft<br />
aufgr<strong>und</strong> ihrer Verwitterungsresistenz häufig als Kuppen <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten. Geologisch<br />
ältere <strong>und</strong> überprägte Basalte des Paläozoikums werden als Metabasalte oder Diabase bezeichnet.
A 15<br />
Abb. 10: Vorkommen von Basalt <strong>und</strong> Metabasalt <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
Vorkommen: Tertiäre Basalte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen ausschließlich auf den Raum<br />
südlich <strong>und</strong> östlich von Bonn, speziell auf das Siebengebirge, begrenzt. Großflächiger verbreitet<br />
s<strong>in</strong>d die Metabasalte des Sauerlandes im Raum Brilon – W<strong>in</strong>terberg (Abb. 10).<br />
Verwendung <strong>und</strong> Beschreibung: Basalte f<strong>in</strong>den als Edelsplitte <strong>und</strong> Schotter Verwendung<br />
im Straßen-, Beton- <strong>und</strong> Gleisbau sowie als Wasserbauste<strong>in</strong>e. Ferner wird Basalt zu<br />
e<strong>in</strong>er Reihe von Sonderprodukten verarbeitet (z.B. Sandstrahlmittel, Bodenverbesserer) oder<br />
geschmolzen zu Pflasterste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> feuerfesten Fasern (Basaltwolle) zur Wärme- <strong>und</strong><br />
Schallisolierung. Größtenteils als Edelsplitt, Brechsand <strong>und</strong> Schotter werden Metabasalte im<br />
Straßen-, Gleis-, Hoch- <strong>und</strong> Wasserbau verwendet. Auch im Deichbau werden Basalte e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Hier ergeben sich teilweise beträchtliche Transportreichweiten.<br />
Die Bedeutung als Rohstoff basiert auf der ger<strong>in</strong>gen Verwitterungsneigung <strong>und</strong> dem hohen<br />
spezifischen Gewicht. Im Gegensatz zu den weiträumigen Vorkommen der Sedimentgeste<strong>in</strong>e<br />
bed<strong>in</strong>gt die kle<strong>in</strong>flächige Verbreitung der Basalte zu be<strong>in</strong>ahe identischen theoretischen<br />
<strong>und</strong> praktischen Rohstoffpotenzialen. Neben den zahlreichen, meist kle<strong>in</strong>en Basaltdurchbrüchen<br />
im Raum Bonn mit relativ ger<strong>in</strong>ger wirtschaftlicher Bedeutung gilt der Hühnerberg im<br />
Osten des Siebengebirges als weitaus größtes Basaltvorkommen <strong>und</strong> letzte, noch verfügbare<br />
Lagerstätte <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. Der Basalt wie auch andere Vulkanite, die die Kuppen<br />
des Siebengebirges aufbauen (z.B. Petersberg, Drachenfels, Wolkenburg), stehen aus<br />
Gründen des Natur- <strong>und</strong> Landschaftsschutzes nicht mehr als Rohstoff zur Verfügung.<br />
Als <strong>in</strong>trusive <strong>und</strong> effusive Ausprägung treten devonische Metabasalte im Sauerland auf.<br />
Intrusivdiabase eignen sich <strong>in</strong>sbesondere für verschleißfeste Straßendecken, für Bahnschotter<br />
<strong>und</strong> Wasserbauste<strong>in</strong>e. Sie s<strong>in</strong>d durch das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von dünnflüssigem, basaltischem<br />
Magma <strong>in</strong> horizontal gelagerte Schichten entstanden <strong>und</strong> wurden <strong>in</strong> der nachfolgenden variszischen<br />
Gebirgsbildung gefaltet <strong>und</strong> m<strong>in</strong>eralogisch verändert. Dieser über e<strong>in</strong>en langen
A 16<br />
Zeitraum entstandene m<strong>in</strong>eralogische Aufbau (Feldspatleisten, Augit, Hornblende, Chlorit,<br />
Serizit, Oliv<strong>in</strong> <strong>und</strong> Titanomagnetit) verleiht dem Geste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e hohe Zähigkeit <strong>und</strong> damit die<br />
sehr günstigen geste<strong>in</strong>stechnischen Eigenschaften.<br />
Der räumlichen Verbreitung <strong>in</strong>trusiver, gangförmiger Metabasalte im Norden W<strong>in</strong>terbergs<br />
schließt sich e<strong>in</strong> von Meschede über Brilon <strong>und</strong> Giershagen verlaufendes Band effusiver<br />
Metabasalte an (Hauptgrünste<strong>in</strong>zug; DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit., VOGLER 1985:51). Neben<br />
der charakteristischen grünlichen Farbe zeichnen sich die häufig geklüfteten <strong>in</strong>trusiven Metabasalte<br />
durch e<strong>in</strong>e heterogene m<strong>in</strong>eralogische Zusammensetzung mit entsprechend unterschiedlichen<br />
Festigkeitseigenschaften aus. Sie werden zum überwiegenden Teil als Schotter<br />
<strong>und</strong> Splitt im Straßen- <strong>und</strong> Hochbau e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Abb. 11: Vorkommen von Trachyt, Tuff <strong>und</strong> Keratophyr <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
• Andere Vulkanite<br />
Vorkommen: Beachtliche Trachyt- <strong>und</strong> Tuffvorkommen weist das Siebengebirge auf, dessen<br />
Status als Naturschutzgebiet e<strong>in</strong>e potenzielle Bedeutung als Lagerstätte allerd<strong>in</strong>gs ausschließt.<br />
Quarzkeratophyre s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unterschiedlichem Umfang im Bereich des zentralen<br />
Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirges verbreitet (Abb. 11).
A 17<br />
Verwendung <strong>und</strong> Beschreibung: Die tertiärzeitlichen Trachyte werden maßgeblich <strong>in</strong><br />
der Glas- <strong>und</strong> Keramik<strong>in</strong>dustrie verwendet sowie vielfach auch als Baustoff, besonders für<br />
historische Bauten wie zum Beispiel den Kölner Dom (GRABERT 1998:322 f., LORENZ &<br />
GWOSDZ 2000:104). Tuffe werden als Flussmittel Ste<strong>in</strong>zeugmassen zugesetzt, aus denen<br />
Fliesen, Abwasserrohre, Sanitär- <strong>und</strong> Haushaltsporzellan hergestellt werden. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
können Tuffe <strong>in</strong> der Zement<strong>in</strong>dustrie, <strong>in</strong> der Wasserenthärtung, oder auch als Leichtbetonzuschläge<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden (LORENZ & GWOSDZ 2000:65). Keratophyre f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Baustoff<strong>in</strong>dustrie<br />
Verwendung.<br />
Der hellgraue bis rötliche Trachyt ist e<strong>in</strong> poröses Ergussgeste<strong>in</strong>. Trachyte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalen ausschließlich im Siebengebirgsraum nahe Königsw<strong>in</strong>ter verbreitet, wo sie z.B.<br />
den „Drachenfels“ aufbauen. Die verkehrsgünstige Lage dieses Vorkommens am Rhe<strong>in</strong> führte<br />
vor allem <strong>in</strong> der Vergangenheit zu weiten Lieferwegen des begehrten Drachenfels-<br />
Trachyts vom Mittelrhe<strong>in</strong>gebiet bis <strong>in</strong> die Niederrhe<strong>in</strong>ische Tiefebene (Xanten), dem Bergischen<br />
Land <strong>und</strong> das Aachener Hügelland (GRABERT 1998:322 ff.). Industriell wird Trachyt als<br />
Feldspatersatz für die Herstellung von Sanitärkeramik <strong>und</strong> Porzellan sowie für die Produktion<br />
von Glas (Röhren, Isolatoren) nachgefragt, <strong>in</strong> der 80 – 88% des E<strong>in</strong>satzmaterials aus Trachyt<br />
bestehen können. Das entstehende Glas weist e<strong>in</strong>e äußerst hohe chemische, mechanische<br />
<strong>und</strong> thermische Beständigkeit auf (LORENZ & GWOSDZ 2000:104). Vom Siebengebirge<br />
bis an das nördlich angrenzende Pleiser Hügelland s<strong>in</strong>d die Tuffe des Trachyts ausgebildet,<br />
die sich <strong>in</strong> der Zement<strong>in</strong>dustrie als hydraulische Zementb<strong>in</strong>demittel (natürliche Puzzolane)<br />
eignen (LORENZ & GWOSDZ 2000:65).<br />
Als Keratophyre werden paläozoische Porphyre (Rhyolithe) bezeichnet. Neben e<strong>in</strong>em<br />
schmalen Verbreitungsband vom Westsauerland bis <strong>in</strong> die Bergischen Hochflächen s<strong>in</strong>d<br />
Mächtigkeiten von bis zu 300 m im Bereich des westlichen Hochsauerlandes südlich Kirchh<strong>und</strong>em<br />
verbreitet (VOGLER 1977:50).<br />
Die Geste<strong>in</strong>shärte zeigt sich <strong>in</strong> der Erosionsbeständigkeit der unterdevonischen Keratophyrdecken,<br />
die oft aus den weichen Geste<strong>in</strong>en der Umgebung herausmodelliert auftreten (z.B.<br />
Albaumer Klippen, Kirchh<strong>und</strong>em; CLAUSEN 1985:32 ff.). Neben der Verwendung beim Bau<br />
regionaler historischer Bauwerke f<strong>in</strong>den Keratophyre E<strong>in</strong>satz als Pflaster- <strong>und</strong> Bordste<strong>in</strong>e,<br />
sowie als Wasserbau- <strong>und</strong> Bruchste<strong>in</strong>e (DROZDZEWSKI <strong>in</strong> Vorbereit., BURGHARDT 1981:24).<br />
2.2 Lockergeste<strong>in</strong>e<br />
Zu den Lockergeste<strong>in</strong>s- oder so genannten <strong>Erden</strong>-<strong>Rohstoffe</strong>n zählen Sand, Kies, Schluff <strong>und</strong><br />
Ton. Von den nutzbaren Lockerste<strong>in</strong>en steht die Gew<strong>in</strong>nung von Sanden <strong>und</strong> Kiesen für<br />
Bauzwecke nach Bedarf <strong>und</strong> Menge deutlich an der Spitze, sie s<strong>in</strong>d die weltweit <strong>und</strong> b<strong>und</strong>esweit<br />
mengenmäßig bedeutendsten m<strong>in</strong>eralischen <strong>Rohstoffe</strong>. Der Bedarf kann aus heimischen<br />
Lagerstätten gedeckt werden. So werden <strong>in</strong> Deutschland an jeden Arbeitstag mehr als<br />
1 Mio. t Kies <strong>und</strong> Sand abgebaut, transportiert <strong>und</strong> verarbeitet. Das größte Verbreitungsgebiet<br />
dieser Rohstoffgruppe ist der Teilraum des Niederrhe<strong>in</strong>gebiets. Fe<strong>in</strong>sand, Schluff <strong>und</strong><br />
Ton s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen stärker im Münsterland <strong>und</strong> Weserbergland verbreitet (Abb. 12). Die<br />
größten Massen an Sand <strong>und</strong> Kies wurden im Quartär abgelagert. In diesem jüngsten
A 18<br />
Abb. 12: Vorkommen der Lockergeste<strong>in</strong>srohstoffe <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
Zeitabschnitt der Erdgeschichte s<strong>in</strong>d die oft weitflächigen, durch Absenkung der Niederrhe<strong>in</strong>ischen<br />
Bucht besonders mächtigen Flussablagerungen des Rhe<strong>in</strong>s <strong>und</strong> der Maas aufgeschottert<br />
worden. Sie enthalten, abhängig von der jeweils herrschenden Transportkraft des<br />
fließenden Wassers, e<strong>in</strong> Gemisch unterschiedlicher Korngrößen, das vom Block bis zum Ton<br />
reicht (GRABERT 1998:264). Nach ihrem Korndurchmesser unterscheidet man die Fraktionen<br />
(DOLEZALEK 1978:16):<br />
Ste<strong>in</strong>/ Block : > 60 mm<br />
Fe<strong>in</strong>-, Mittel- <strong>und</strong> Grobkies : 2 – 60 mm<br />
Grobsand : 0,6 – 2 mm<br />
Mittelsand : 0,2 – 0,6 mm<br />
Fe<strong>in</strong>sand : 0,06 – 0,2 mm<br />
Schluff<br />
: 0,002 – 0,06 mm<br />
Ton : < 0,002 mm.
A 19<br />
• Kies <strong>und</strong> Sand<br />
Vorkommen: Die wichtigsten Lagerstätten der Sande <strong>und</strong> Kiese stellen die Gebiete zwischen<br />
Donau <strong>und</strong> Alpen, das Oberrhe<strong>in</strong>tal, die niederrhe<strong>in</strong>ische Bucht sowie die Flussregionen<br />
des norddeutschen Tieflandes dar. Von diesen potentiellen Lagerstätten ist allerd<strong>in</strong>gs<br />
wohl nur e<strong>in</strong> Drittel gew<strong>in</strong>nbar, bei den verbleibenden zwei Dritteln treten Nutzungskonflikte<br />
verschiedener Art auf, die e<strong>in</strong>en Abbau der Vorkommen verh<strong>in</strong>dern. Die Vorkommen von<br />
Kiesen <strong>und</strong> Sanden <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen konzentrieren sich auf die verschieden alten<br />
Flussablagerungsgebiete des Rhe<strong>in</strong>s, der Maas, der Weser <strong>und</strong> deren Nebenflüsse. Dort ist<br />
e<strong>in</strong> breites natürliches Angebot dieser Rohstoffgruppe vorhanden. Lediglich das Rhe<strong>in</strong>ische<br />
Schiefergebirge ist relativ arm an diesen <strong>Rohstoffe</strong>n. Kiese <strong>und</strong> Sande der quartärzeitlichen<br />
Niederterrassen, der Mittelterrassen <strong>und</strong> der Hauptterrassen weisen <strong>in</strong> den verschiedenen<br />
Teilräumen sowohl Unterschiede <strong>in</strong> der prozentualen Verteilung der Geste<strong>in</strong>s- <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralkomponenten<br />
als auch <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>zusetzenden Abbautechnik auf.<br />
Verwendung <strong>und</strong> Beschreibung: R<strong>und</strong> 95% der gewonnenen Sande <strong>und</strong> Kiese f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> Form von Bausanden <strong>und</strong> –kiesen ihren Abnehmer im Bauwesen. Die Aufteilung dieser<br />
Menge <strong>in</strong> die e<strong>in</strong>zelnen Baubranchen zeigt Abb. 13. Die Sand- <strong>und</strong> Kies<strong>in</strong>dustrie leistet damit<br />
e<strong>in</strong>en bedeutenden Beitrag zur reibungslosen Versorgung des Bauhauptgewerbes.<br />
Öffentl. Hoch/Tiefbau<br />
53%<br />
Gewerblicher Bau<br />
26%<br />
Wohnungsbau<br />
21%<br />
Abb. 13: E<strong>in</strong>satzbereiche der Bausande <strong>und</strong> –kiese<br />
Mit e<strong>in</strong>em Anteil von knapp 5% werden hochwertige Spezialsanden <strong>und</strong> –kiesen mit speziellen<br />
Qualitätsanforderungen vor allem <strong>in</strong> der Glas- <strong>und</strong> Keramik<strong>in</strong>dustrie, <strong>in</strong> der Eisen schaffenden<br />
<strong>und</strong> Eisen verarbeitenden Industrie sowie <strong>in</strong> der chemischen Industrie e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Die nachstehende Abb. 14 zeigt die Verwendungsbereiche <strong>und</strong> Produkte der Bausande <strong>und</strong><br />
–kiese, Abb. 16 die der Spezialsande <strong>und</strong> -kiese.<br />
Die verschiedenen Verbraucher s<strong>in</strong>d wesentlich von der Verfügbarkeit von Sand <strong>und</strong> Kies<br />
aus verbrauchernahen Lagerstätten abhängig, da die Transportkosten dieser Massenrohstoffe<br />
bei größeren Entfernungen (ab etwa 50-60 km) die Kosten für die Gew<strong>in</strong>nung <strong>und</strong> die<br />
Aufbereitung leicht um e<strong>in</strong> Mehrfaches übersteigen.
A 20<br />
E<strong>in</strong>e Gew<strong>in</strong>nung von Kies- <strong>und</strong> Sandvorkommen kann sowohl im Trocken- als auch im Nassabbau<br />
geschehen. Während die Lagerstätte beim Trockenabbau oberhalb der Gr<strong>und</strong>wasserl<strong>in</strong>ie<br />
ausgekiest wird, geschieht dies beim Nassabbau unterhalb des Gr<strong>und</strong>wassers. Zwei<br />
Drittel der Abbauflächen werden im Nassbetrieb abgebaut. Gewonnen wird der so genannte<br />
Rohkies, der anschließend gewachsen <strong>und</strong> sortiert wird.<br />
Neben der Verwendung als Zuschlag für Beton <strong>und</strong> Mörtel dienen Kies <strong>und</strong> Sand zur Herstellung<br />
von Kalksandste<strong>in</strong>en, zementgeb<strong>und</strong>enen Formste<strong>in</strong>en (Pflasterste<strong>in</strong>e, Gehwegplatten,<br />
Randste<strong>in</strong>e etc.) <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Reihe von Fertigbauteilen wie Betonrohre, Brunnenr<strong>in</strong>ge <strong>und</strong><br />
Eisenbahnschwellen. Tief-, Gleis-, Straßen- <strong>und</strong> Wegebau benötigen Kiese <strong>und</strong> Sande u.a.<br />
als Tragschichtenkies, Frostschutzmaterial, Kiessplitt <strong>und</strong> Teerschotter. Unaufbereitete Kiessande<br />
(Gemenge von Sand <strong>und</strong> Kies) <strong>und</strong> Sande werden <strong>in</strong> großen Mengen als Füll- <strong>und</strong><br />
Dammschüttmaterial e<strong>in</strong>gesetzt. Zudem wird Sand für den Straßenumbau zur Herstellung<br />
von Asphalt sowie von Frostschutzschichten <strong>und</strong> Tragschichten verwendet. Mit den überwiegend<br />
im Nassabbau gewonnenen Betonkiesen ergeben sich im Zuge der Aufbereitung<br />
(Kiessandaussiebung) komb<strong>in</strong>ierte Förderungen von Mauer- <strong>und</strong> Putzsanden. Für die Herstellung<br />
z.B. von Formste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> Fertigbauteilen werden zum Teil hohe qualitative Anforderungen<br />
an die Zusammensetzung, Kornverteilung <strong>und</strong> Re<strong>in</strong>heit der <strong>Rohstoffe</strong> gestellt. Als<br />
Füll- <strong>und</strong> Dammschüttmaterial h<strong>in</strong>gegen können <strong>in</strong> der Regel auch Kiessande verwendet<br />
werden, <strong>in</strong> denen die sonst störenden, b<strong>in</strong>digen Beimengungen mitunter sogar erwünscht<br />
s<strong>in</strong>d (DOLEZALEK 1978:20).<br />
Die nachstehende Abb. 14 zeigt die Verwendungsbereiche <strong>und</strong> Produkte der Bausande <strong>und</strong><br />
–kiese im Überblick:<br />
Verwendungsbereich<br />
Bausande <strong>und</strong> -kiese<br />
Produkte<br />
Gewerblicher <strong>und</strong> <strong>in</strong>dustrieller<br />
Hoch-, Tief-, Straßen- <strong>und</strong><br />
Gleisbau<br />
Zuschlag für Beton <strong>und</strong> Mörtel, Dachkies,<br />
Landschaftsbau, Schotterrasen, Dammschüttmaterial,<br />
Füllkies, Frostschutzkies, Tragschichtkies, Sand <strong>und</strong><br />
Kiessplitt für Straßendecken <strong>und</strong> Gussasphalt im<br />
Hochbau, Gleisunterbau, Dra<strong>in</strong>agekies<br />
Transportbeton<strong>in</strong>dustrie<br />
Mörtel<strong>in</strong>dustrie<br />
Kalksandste<strong>in</strong>-Industrie<br />
Beton- <strong>und</strong> Fertigteil<strong>in</strong>dustrie<br />
Ziegel<strong>in</strong>dustrie<br />
Zement<strong>in</strong>dustrie<br />
Transportbeton<br />
Mauer- <strong>und</strong> Putzmörtel, Estriche<br />
Kalksandste<strong>in</strong>e<br />
Beton- <strong>und</strong> Stahlbetonrohre, Sickerrohre,<br />
Schachtr<strong>in</strong>ge, Kle<strong>in</strong>kläranlagen, Kabelkanalformste<strong>in</strong>e<br />
<strong>und</strong> Abdeckplatten, Gehwegplatten, Bordste<strong>in</strong>e,<br />
Muldenste<strong>in</strong>e, Pflasterste<strong>in</strong>e, Fertigteile für den<br />
Montagebau <strong>und</strong> die Mischbauweise, Deckenste<strong>in</strong>e<br />
Stahlleichtträgerbalken, Großflächendecken,<br />
Fertiggaragen, Hohlblock <strong>und</strong> Vollste<strong>in</strong>e, Erzeugnisse<br />
für das landwirtschaftliche Bauensowie für die Garten<strong>und</strong><br />
Landschaftsgestaltung,<br />
Betonwerkste<strong>in</strong>erzeugnisse <strong>und</strong> dekorative Elemente,<br />
Dachste<strong>in</strong>e, Kam<strong>in</strong>formste<strong>in</strong>e, Gasbetonerzeugnisse,<br />
Masten <strong>und</strong> Schwellen<br />
Ziegel (Sand als Rohstoffzusatz)<br />
Zement (Sand als Rohstoffzusatz)<br />
Abb.14: Verwendung von Bausanden <strong>und</strong> -kiesen
A 21<br />
Die ältesten Terrassen (Hauptterrassen <strong>und</strong> Obere Mittelterrassen) zeichnen sich gegenüber<br />
den jüngeren (Untere Mittelterrassen <strong>und</strong> Niederterrassen) durch Quarz- <strong>und</strong> Quarzitanteile<br />
von ca. 60 – 80% gegenüber r<strong>und</strong> 30 – 50% aus (GRABERT 1998:264). Sande setzen sich<br />
überwiegend aus Quarzkörnern zusammen <strong>und</strong> enthalten nur ger<strong>in</strong>ge Bestandteile an Feldspat<br />
<strong>und</strong> Glimmer; dieser M<strong>in</strong>eralbestand ist von der Dauer <strong>und</strong> der Intensität des jeweiligen<br />
Sedimenttransportes abhängig. Kiese zeigen <strong>in</strong>nerhalb der Verbreitungsräume deutliche<br />
Unterschiede <strong>in</strong> ihrer m<strong>in</strong>eralogisch-petrografischen Beschaffenheit <strong>und</strong> Kornform. Dies wirkt<br />
sich landesweit <strong>in</strong> Form stark heterogener Baukiesqualitäten aus (DOLEZALEK 1978:17).<br />
Kies <strong>und</strong> Sand im Niederrhe<strong>in</strong>gebiet<br />
Die seit dem auskl<strong>in</strong>genden Mesozoikum e<strong>in</strong>s<strong>in</strong>kende Niederrhe<strong>in</strong>ische Bucht wurde während<br />
des Tertiärs <strong>und</strong> des Quartärs mit kiesigen, sandigen <strong>und</strong> tonigen Sedimenten aufgefüllt.<br />
Für die Kies- <strong>und</strong> Sandgew<strong>in</strong>nung <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen hat das Niederrhe<strong>in</strong>gebiet so<br />
die bei weitem größte Bedeutung. Über 70% der im Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen für die Bau<strong>in</strong>dustrie<br />
abgebauten Kiese <strong>und</strong> Sande stammen aus diesem Raum (GLA <strong>NRW</strong> 1988:95).<br />
Kiese <strong>und</strong> Sande der Jüngeren Hauptterrassen werden <strong>in</strong> den höher gelegenen Geländepartien<br />
vorwiegend trocken abgebaut. Im Verbreitungsgebiet der Mittelterrassen erfolgt die Gew<strong>in</strong>nung<br />
teils trocken, teils nass. In den Flussniederungen werden die Ablagerungen der<br />
Niederterrassen vorwiegend im Nassabbau gewonnen. Die <strong>in</strong> der Niederrhe<strong>in</strong>ischen Bucht<br />
weit verbreiteten altpleistozänen Ablagerungen der Hauptterrassen enthalten häufig an ihrer<br />
Basiszone besonders grobkörniges <strong>und</strong> quarzreiches Material. In weiten Gebieten s<strong>in</strong>d die<br />
Kiessande der Älteren Hauptterrassen durch mehrere Meter starke, fe<strong>in</strong>sandige oder tonigschluffige<br />
sowie humose, warmzeitliche Zwischenlagen von den Kiesen <strong>und</strong> Sanden der<br />
Jüngeren Hauptterrassen getrennt. Innerhalb der <strong>in</strong> großem Umfang abgebauten Ablagerungen<br />
der Jüngeren Hauptterrassen bef<strong>in</strong>den sich l<strong>in</strong>senförmige, fe<strong>in</strong>sandig-schluffige E<strong>in</strong>lagerungen,<br />
die wenige Dezimeter bis e<strong>in</strong>ige Meter mächtig s<strong>in</strong>d. Schluffig-tonige E<strong>in</strong>lagerungen,<br />
Eisenhydroxide <strong>und</strong> -karbonate, humose E<strong>in</strong>schaltungen <strong>und</strong> grobe Gerölle setzen örtlich<br />
den Wert der Ablagerungen als Baurohstoffe herab. Dies gilt z.B. für die Betonkiesproduktion<br />
<strong>in</strong>sbesondere dann, wenn das Material trocken abgebaut <strong>und</strong> dadurch das Fe<strong>in</strong>stmaterial<br />
nicht automatisch ausgewaschen wird. E<strong>in</strong> selektiver Abbau ermöglicht im Allgeme<strong>in</strong>en die<br />
Gew<strong>in</strong>nung von Straßenbaumaterial auch ohne Aufbereitung.<br />
Die jüngeren Ablagerungen der Unteren Mittel- <strong>und</strong> der Niederterrassen s<strong>in</strong>d generell ärmer<br />
an b<strong>in</strong>digen Bestandteilen <strong>und</strong> eignen sich somit für die meist im Nassabbau durchgeführte<br />
Betonkiesproduktion <strong>in</strong> großem Umfang.<br />
Neben den quartärzeitlichen Terrassenablagerungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der südlichen <strong>und</strong> südwestlichen<br />
Niederrhe<strong>in</strong>ischen Bucht quarzreichere Kiese <strong>und</strong> Sande des Pliozäns verbreitet.<br />
Kies <strong>und</strong> Sand im Münsterland<br />
Im Münsterland s<strong>in</strong>d die tertiär- <strong>und</strong> quartärzeitlichen Lockergeste<strong>in</strong>sablagerungen wesentlich<br />
ger<strong>in</strong>ger mächtig entwickelt als im Niederrhe<strong>in</strong>gebiet. In vergleichsweise ger<strong>in</strong>ger Menge<br />
s<strong>in</strong>d örtlich sandige Ablagerungen der Oberkreide <strong>und</strong> tertiärzeitlicher Meeressande verbreitet.<br />
E<strong>in</strong>e Ausnahme bilden die Sande der Haltern-Schichten („Halterner Sande“) zwischen<br />
Coesfeld <strong>und</strong> Dorsten, die unter schwach ausgebildeten quartärzeitlicher Überdeckungen<br />
Mächtigkeiten von über 250 m erreichen können. Sie bestehen aus Fe<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelsanden<br />
mit e<strong>in</strong>igen Grobsand- <strong>und</strong> vere<strong>in</strong>zelten Fe<strong>in</strong>kieslagen. Örtlich enthalten sie Ton- oder Mergelste<strong>in</strong>e<strong>in</strong>lagerungen<br />
sowie Bänke von Kalksandste<strong>in</strong> oder quarzitischen Sandste<strong>in</strong>lagen.<br />
Die weit verbreiteten, weniger quarzreichen Partien der Haltern-Schichten eignen sich als<br />
Putz- <strong>und</strong> Mörtelsande, zur Herstellung von Kalksandste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> als Füll- <strong>und</strong> Dammschüttmaterial.<br />
Die äußerst quarzreichen Sande im östlichen Verbreitungsbereich gelten h<strong>in</strong>-
A 22<br />
gegen als hochwertige Spezialsande mit überregionaler Bedeutung <strong>und</strong> werden im Kapitel<br />
„Spezialsande“ gesondert beschrieben.<br />
Die im Münsterland gewonnenen Kiese <strong>und</strong> Sande des Quartärs f<strong>in</strong>den Verwendung als<br />
Füll- <strong>und</strong> Schüttmaterial im Tiefbau, als Mauer- <strong>und</strong> Putzsande, als Betonzuschlag, zur Herstellung<br />
von Kalksandste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> zementgeb<strong>und</strong>enen Formste<strong>in</strong>en sowie als Zuschlag für<br />
Teerschotter. Ihre Vorkommen konzentrieren sich vorwiegend auf das West- <strong>und</strong> Ostmünsterland<br />
bei e<strong>in</strong>er scharfen Abgrenzung zum Kernmünsterland. Der Nordwesten dieses<br />
Verbreitungsbandes zwischen Vreden <strong>und</strong> Ste<strong>in</strong>furt ist geprägt durch vere<strong>in</strong>zelte Vorkommen<br />
kiesarmer <strong>und</strong> kiesfreier Niederterrassen-, Tal- oder Flugsande. Örtlich werden Bausande<br />
auch aus leicht zerfallenden Sandste<strong>in</strong>en der Unterkreide gewonnen („Gildehaus-<br />
Sandste<strong>in</strong>“).<br />
Der etwa 1 km breite <strong>und</strong> 70 km lange Münsterländer Kiessandzug zwischen Rhe<strong>in</strong>e <strong>und</strong><br />
Münster besteht aus bis zu 40 m mächtigen Kiesen <strong>und</strong> Sanden. An der Basis auftretende<br />
kiesige Grobsande können eiszeitliche Gerölle <strong>und</strong> Geschiebe aus e<strong>in</strong>heimischem oder nordischem<br />
Material enthalten.<br />
Östlich der bis zu 20 m mächtigen sandigen Niederterrassenablagerungen der Ems schließt<br />
parallel zum Teutoburger Wald verlaufend e<strong>in</strong> weites Verbreitungsgebiet meist fe<strong>in</strong>- bis mittelkörniger<br />
Tal- <strong>und</strong> Niederterrassensande an. Im Tecklenburger Land <strong>und</strong> im Münsterland<br />
von Gütersloh bis <strong>in</strong> den Raum Paderborn erreichen diese Vorkommen Mächtigkeiten von<br />
20 – 30 m, örtlich sogar bis 50 m (Augustdorf, nördlich Paderborn) <strong>und</strong> werden sowohl als<br />
Mauer- <strong>und</strong> Füllsande als auch zur Herstellung von Kalksandste<strong>in</strong>en verwendet. Das Kiessandgebiet<br />
der Lippeniederung zwischen Paderborn <strong>und</strong> Lippstadt ist ebenfalls größtenteils<br />
der Niederterrassenebene zuzuordnen. Auf Kalk- <strong>und</strong> Mergelkalkste<strong>in</strong>en der Oberkreide lagern<br />
dort bis über 20 m mächtige Kiese <strong>und</strong> Sande des Quartärs. Hierbei s<strong>in</strong>d die Sande vor<br />
allem im oberen Teil verbreitet, im tieferen Teil stellen sich zunehmend Kiese aus Mergelkalkste<strong>in</strong>-,<br />
Sandste<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Quarzitgeröllen e<strong>in</strong>. Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d Kieselschiefer, Feuerste<strong>in</strong>e,<br />
selten nordische kristall<strong>in</strong>e Gerölle <strong>in</strong> diese Kiesbänke e<strong>in</strong>gelagert.<br />
Kies <strong>und</strong> Sand im Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland<br />
Abweichend von den weitflächigen Kies- <strong>und</strong> Sandarealen des Niederrhe<strong>in</strong>gebiets <strong>und</strong> des<br />
Münsterlandes s<strong>in</strong>d die Kiessandvorkommen des Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Berglandes auf<br />
die engeren Flussgebiete der Weser <strong>und</strong> ihrer Nebenflüsse beschränkt. In den westlichen<br />
Zuflüssen des Werre- <strong>und</strong> Begatals bei Bad Salzuflen, Lemgo <strong>und</strong> Lage stehen im Nassabbau<br />
gew<strong>in</strong>nbare Kiese <strong>und</strong> Sande aus Niederterrassenmaterial <strong>in</strong> 10 – 15 m Tiefe sowie<br />
über kaltzeitliche Schmelzwässer abgelagerte Kiese <strong>und</strong> Sande <strong>in</strong> Tiefen bis über 20 m an.<br />
E<strong>in</strong>e breite Verwendung f<strong>in</strong>den diese Vorkommen als Mauer- <strong>und</strong> Putzsande, Teerschotterzuschlag,<br />
Bausand, Füllmaterial oder Betonkies.<br />
Zwischen R<strong>in</strong>teln <strong>und</strong> Schlüsselburg werden die „Talkiese“ der Weserniederung teilweise<br />
von den höher gelegenen „Bergkiesen“ begleitet. Letztere s<strong>in</strong>d vor allem bei Veltheim südlich<br />
des Wesergebirges anzutreffen <strong>und</strong> wurden dort von den Gletschern der Saale-Kaltzeit zurückgelassen.<br />
Die quartärzeitlichen Kiessande der Niederterrassen <strong>in</strong> der Weseraue enthalten u.a. Gerölle<br />
aus Buntsandste<strong>in</strong> <strong>und</strong> Muschelkalk. Dieses im Nassabbau gewonnene Terrassenmaterial<br />
der Weser gehört mit Mächtigkeiten zwischen 5 <strong>und</strong> 15 m zu den qualitativ besten Zuschlägen<br />
für Beton <strong>und</strong> Mörtel. Neben den Niederterrassenablagerungen der Flussniederungen<br />
s<strong>in</strong>d Kiessande z.B. im Bereich Porta Westfalica etwa 70 m oberhalb der Weseraue verbreitet.<br />
Bei ähnlicher Zusammensetzung wie die der „Talkiese“ treten <strong>in</strong> diesen Schmelzwasserablagerungen<br />
(„Bergkiese“) erhebliche Unterschiede <strong>in</strong> der Korngrößenverteilung auf. Bei
A 23<br />
Mächtigkeiten von 10 – 60 m <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em mittleren Kiesgehalt von ca. 50% ist das abgelagerte<br />
Material von e<strong>in</strong>er stark wechselhaften Lagerung geprägt.<br />
Die Kiese der „Bergkiesregion“ eignen sich für die Herstellung von Betonkies, die sandigen<br />
Partien als Mauer-, Putz- <strong>und</strong> Füllsand sowie als Material für Kalksandste<strong>in</strong>produktion. Über<br />
den örtlichen Bedarf an Kiesen <strong>und</strong> Sanden h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d die Vorkommen im Bereich M<strong>in</strong>den<br />
auch überregional bis Bremen, Oldenburg <strong>und</strong> – über den Wasserweg – bis nach Berl<strong>in</strong> bedeutsam.<br />
Auch im oberen Wesertal s<strong>in</strong>d im Raum Höxter Kiese <strong>und</strong> Sande aus den Niederterrassen<br />
vorhanden. Die 7 – 12 m mächtigen, abbauwürdigen Ablagerungen werden von 1 – 3 m<br />
schluffigen Hochflutablagerungen bedeckt. Die Härte der e<strong>in</strong>zelnen Komponenten prädest<strong>in</strong>iert<br />
dieses Material für die Verwendung als Betonzuschlag. Der nass abzubauende Kiessand<br />
eignet sich z.B. als Frostschutzschicht im Straßenbau, die abgesiebten Sande als Putz<strong>und</strong><br />
Mauersand. An den Talhängen der Weser s<strong>in</strong>d nur wenige kle<strong>in</strong>e bauwürdige Vorkommen<br />
anzutreffen, so dass die beschriebenen Standorte trotz ihrer vergleichsweise ger<strong>in</strong>gen<br />
Mächtigkeit von großer regionalwirtschaftlicher Bedeutung s<strong>in</strong>d.<br />
• Spezialkies („Weißer Quarzkies“)<br />
„Weißer Quarzkies“ ist e<strong>in</strong> besonders wertvoller Rohstoff, der überwiegend aus re<strong>in</strong>em<br />
Quarz besteht <strong>und</strong> bei Korndurchmessern > 2 mm e<strong>in</strong>en hohen SiO 2 -Gehalt von bis zu 98%<br />
aufweist. Für Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen beschränkt sich das Vorkommen des Weißen Quarzkieses<br />
auf den Raum Kottenforst/Ville im Nordwesten von Bonn. Zu den Hauptkies-Schichten<br />
des Oberen Miozäns gehörend s<strong>in</strong>d sie nicht mit den jüngeren <strong>und</strong> weniger re<strong>in</strong>en Quarzkiesen<br />
der Hauptterrassen von Maas <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong> gleichzusetzen, die meist über den tertiärzeitlichen<br />
Weißen Quarzkiesen liegen. Die Mächtigkeit der <strong>in</strong> den Hauptkies-Schichten auftretenden<br />
Quarzkiese liegt durchschnittlich zwischen 10 <strong>und</strong> 50 m. Stellenweise e<strong>in</strong>gelagerte tonig-schluffige<br />
Zwischenmittel können Mächtigkeiten von 1 – 10 m erreichen. Der überwiegende<br />
Teil des Vorkommens ist zu ca. 85% für den Trockenabbau geeignet (GD <strong>NRW</strong><br />
2004 b:22).<br />
Neben se<strong>in</strong>er Verwendung <strong>in</strong> der Bau<strong>in</strong>dustrie besitzt der Weiße Quarzkies e<strong>in</strong> breites Anwendungsspektrum.<br />
So wird er als Filterkies für Brunnen <strong>und</strong> die Tr<strong>in</strong>kwasseraufbereitung,<br />
bei der Herstellung von Waschbetonplatten, als Zier- <strong>und</strong> Dekorationskies, für die Herstellung<br />
von Rohsilizium für die Produktion von Mikrochips, für die Oberflächenveredlung von<br />
Betonwaren, <strong>in</strong> der Chemie<strong>in</strong>dustrie als Katalysator <strong>in</strong> der Phosphorproduktion <strong>und</strong> für die<br />
Alum<strong>in</strong>iumoxidaufbereitung, <strong>in</strong> der Feuerfest<strong>in</strong>dustrie sowie <strong>in</strong> der Roheisen- <strong>und</strong> Stahlerzeugung<br />
als Kieselsäureträger e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
• Spezialsand<br />
Außerhalb des Bausektors werden Sande auch als so genannte Spezialsande anderen Verwendungen<br />
zugeführt. Zu den Spezialsanden zählen Form-, Kern-, Quarz- <strong>und</strong> Klebsande,<br />
die mit Ausnahme der Sande der Haltern-Schichten im Münsterland ausnahmslos im Bereich<br />
des Niederrhe<strong>in</strong>gebietes verbreitet s<strong>in</strong>d (Abb. 15).<br />
Unpräparierte Form- oder Gießereisande sollten möglichst gleichkörnige Fe<strong>in</strong>sande mit tonigen<br />
Anteilen zwischen 6 <strong>und</strong> 20% oder anderen Beimengungen wie z.B. Glaukonit (Fe-Al-<br />
Silikat) se<strong>in</strong>. Neben der Formbarkeit liegen die Gr<strong>und</strong>anforderungen dieser Sande <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
guten Gasdurchlässigkeit <strong>und</strong> Feuerresistenz. Angereichert mit Bentonit, Wasserglas, Zement,<br />
Ölen oder Kunstharzen können re<strong>in</strong>e, gleichförmige Quarzsande als präparierte Formsande<br />
dem jeweiligen Gießverfahren angepasst werden. Form- oder Kernsande werden <strong>in</strong><br />
der Eisen verarbeitenden Industrie sowie <strong>in</strong> der Leichtmetall-, Grau- <strong>und</strong> Tempergießerei<br />
benötigt.
A 24<br />
Abb. 15: Vorkommen von Spezialsanden <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> (Datengr<strong>und</strong>lage: GLA <strong>NRW</strong> 1996)<br />
Re<strong>in</strong>e Quarzsande enthalten über 97%, <strong>in</strong> vielen Fällen sogar über 99% SiO 2 . Von besonderer<br />
Bedeutung s<strong>in</strong>d die Fe 2 O 3 -Gehalte, die für verschiedene <strong>in</strong>dustrielle Verwendungen (z.B.<br />
Herstellung von Weißgläsern) nur ger<strong>in</strong>gste Anteile aufweisen dürfen. Re<strong>in</strong>e Quarzsande,<br />
meist zu Quarzmehl vermahlen, f<strong>in</strong>den z.B. als Scheuer-, Schleif- <strong>und</strong> Poliermittel sowie als<br />
Füllstoff für Kunststoffprodukte Anwendung <strong>in</strong> der Metallgießerei, Keramik- <strong>und</strong> ferner der<br />
chemischen Industrie (DOLEZALEK 1978: 53). Weiterh<strong>in</strong> werden diese Sande zur Herstellung<br />
verschiedener Glasarten (Flachglase, z.B. Fensterglas, Spezial- <strong>und</strong> Behälterglase, Glasfasern<br />
<strong>und</strong> Glaswolle) verwendet. Abhängig von der jeweiligen Marktlage werden diese Spezialsande<br />
auch e<strong>in</strong>er bautechnischen Verwendung zugeführt.<br />
Die als Spezialsande geeigneten alttertiärzeitlichen Meeressande des Oberoligozän stehen<br />
zwischen Düsseldorf <strong>und</strong> Bergisch Gladbach am östlichen Gebirgsrand der Niederrhe<strong>in</strong>ischen<br />
Bucht an. Es s<strong>in</strong>d fe<strong>in</strong>körnige, helle, gelbliche bis bräunliche, glimmerhaltige Sande<br />
mit wechselnder Ton- <strong>und</strong> Glaukonitführung. In den oberen Lagen s<strong>in</strong>d die Glaukonite meist<br />
verwittert, so dass dort braunfleckige, eisenschüssige Sande verblieben s<strong>in</strong>d.<br />
Der Viersener Höhenzug führt Vorkommen an oberoligozänen, gelbbraunen, eisenschüssigen<br />
<strong>und</strong> fe<strong>in</strong>körnigen Quarzsanden mit zur Tiefe h<strong>in</strong> zunehmender Glaukonitführung. Unter<br />
2 – 6 m starken pleistozänen Kiessanden s<strong>in</strong>d im Raum Bottrop Formsande der Oberkreide<br />
verbreitet. Es handelt sich um graubraune bis rostrote, fe<strong>in</strong>körnige, Glaukonit führende Mergelsande.
A 25<br />
Im Raum Herzogenrath s<strong>in</strong>d Quarzsande als wichtiger Rohstoff für die Glas<strong>in</strong>dustrie verbreitet.<br />
Stratigrafisch <strong>in</strong> den Grenzbereich vom Oberoligozän/Miozän gehörend, zeichnen sich<br />
diese Sande mit SiO 2 -Anteilen von bis zu 99,8% durch e<strong>in</strong>e sehr hohe Re<strong>in</strong>heit aus. Bei<br />
nutzbaren Mächtigkeiten von etwa 30 m enthalten diese „Glassande“ e<strong>in</strong>zelne Feuerste<strong>in</strong>lagen<br />
sowie Gangquarz- oder Quarzitgerölle.<br />
Bis zu 70 m mächtige tertiärzeitliche Sande liegen im Bergheimer Raum unter e<strong>in</strong>er 8 – 15 m<br />
starken Decke aus Hauptterrassenablagerungen. Dieser „Frechen-Sand“ des Miozäns bis<br />
Oligozäns enthält bei sehr ger<strong>in</strong>gen Anteilen von Eisen- <strong>und</strong> Alum<strong>in</strong>iumhydroxid bis zu<br />
99,7% Quarz.<br />
Die oberkreidezeitlichen Sande der Haltern-Schichten („Halterner Sande“) des Münsterlandes<br />
s<strong>in</strong>d im Ostteil ihres Vorkommens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er etwa 10 km breiten Zone bis maximal 60 m<br />
Tiefe zu hellgrauen bis weißen Quarzsanden gebleicht. In ihrer Zusammensetzung mit dem<br />
„Frechen-Sand“ vergleichbar, enthalten die Quarzsande im Raum Haltern bis zu 99,8%<br />
Quarz. Durch die sehr hohe Re<strong>in</strong>heit kommt den „Halterner Sanden“ ebenfalls e<strong>in</strong>e starke<br />
überregionale Bedeutung zu.<br />
Die tertiärzeitlichen Klebsande im Südwestbereich der Kölner Bucht bei Euskirchen bewegen<br />
sich im Übergangsbereich zwischen den Rohstoffgruppen Kies <strong>und</strong> Sand e<strong>in</strong>erseits sowie<br />
Schluff <strong>und</strong> Ton andererseits. Neben relativ re<strong>in</strong>en Quarzsanden wurden <strong>in</strong> diesem Bereich<br />
auch Kaol<strong>in</strong> führende Sande abgelagert, so dass sich heute e<strong>in</strong>e Verzahnung von Tonen<br />
<strong>und</strong> Klebsanden ergibt. Kaol<strong>in</strong>- oder Klebsande f<strong>in</strong>den vor allem <strong>in</strong> der Stahl<strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />
der Kokereitechnik als Rohstoff für feuerfeste Mörtel <strong>und</strong> Stampfmassen Verwendung (GLA<br />
<strong>NRW</strong> 1988: 96).<br />
E<strong>in</strong>en Überblick über die Verwendungsbereiche für Spezialsande <strong>und</strong> –kiese, deren Produktionsanteil<br />
bei knapp 5% liegt, gibt die nachfolgende Abb. 16:<br />
Verwendungsbereich<br />
Glas<strong>in</strong>dustrie<br />
Keramische Industrie<br />
Eisenschaffende Industrie,<br />
Gießerei<strong>in</strong>dustrie<br />
Chemische Industrie<br />
Elektronik<strong>in</strong>dustrie<br />
Verkehr<br />
Anstrich<br />
Wasserwirtschaft<br />
Luftschutzbau<br />
Spezialsande <strong>und</strong> -kiese<br />
Produkte<br />
Flachglas, Spiegelglas, Hohlglas, Glasbauste<strong>in</strong>e,<br />
Glaswolle, Glasfliesen, Fe<strong>in</strong>glas für Optik <strong>und</strong> Labor,<br />
Glasfaser zur Armierung von Kunststoffen<br />
Ste<strong>in</strong>gut, Porzellan, technisches Porzellan, feuerfeste<br />
Baustoffe für Industrieöfen, Sanitärkeramik, Baukeramik<br />
Formsand, Kernsand<br />
Kleber, B<strong>in</strong>der, Re<strong>in</strong>igungsmittel, Waschmittel,<br />
Katalysatoren, Filter für Öl <strong>und</strong> Wasser,<br />
Spachtelmassen, Dispersionsfarben <strong>und</strong> viele andere<br />
Erzeugnisse<br />
Glasfaserkabel, Computer<br />
Bremssand, Streusand, Streusplitt<br />
Strahlsand<br />
Filtersand <strong>und</strong> -kiese für Brunnenfilter,<br />
Hochwasserschutz, Sand- <strong>und</strong> Kiessplitt für<br />
Dichtungsbeläge<br />
Filtersande<br />
Abb. 16: Verwendung von Spezialsanden <strong>und</strong> -kiesen
A 26<br />
• Schluff <strong>und</strong> Ton<br />
Schluff (0,002 – 0,06 mm) ist die Hauptkomponente von Löss bzw. Lösslehm oder geme<strong>in</strong>sam<br />
mit sandigem <strong>und</strong> tonigem Material e<strong>in</strong> Bestandteil von Lehmen 3 . Abhängig von der<br />
Entstehung <strong>und</strong> der Herkunft können Schluffe als kaltzeitliche W<strong>in</strong>dablagerungen (Löss,<br />
Lösslehm), <strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>moränen (Geschiebelehm) oder als Hochwasserablagerungen (Auenlehm)<br />
vorliegen.<br />
Bei Korngrößen < 0,002 mm bezeichnet Ton e<strong>in</strong> erdiges, sehr fe<strong>in</strong>körniges M<strong>in</strong>eralgemisch,<br />
das durch An- <strong>und</strong> E<strong>in</strong>lagerung von Wasser <strong>in</strong> der Regel überwiegend plastisch reagiert<br />
(LORENZ & GWOSDZ 1997: 13). Abseits e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>teilung nach den jeweils typischen Tonm<strong>in</strong>eralen<br />
(Kaol<strong>in</strong>it, Montmorillonit, Sepiolith etc.) oder Tonm<strong>in</strong>eralgruppen (z.B. Phyllosilikate,<br />
Smektite, Hormite) können Tone unabhängig von ihrem Tonm<strong>in</strong>eralbestand nach ihrem jeweiligen<br />
<strong>in</strong>dustriellen Endprodukt (z.B. Ziegeltone, Keramiktone) oder ihren technischen Eigenschaften<br />
(z.B. Feuerfesttone, Blähtone) def<strong>in</strong>iert werden.<br />
Im Vergleich zu Kies <strong>und</strong> Sand nimmt der trocken <strong>und</strong> nass abgebaute Schluff bzw. der im<br />
Allgeme<strong>in</strong>en trockene Abbau von Ton bedeutend weniger Fläche <strong>in</strong> Anspruch. Das ger<strong>in</strong>gere<br />
Transportvolumen dieser Rohstoffgruppe <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Erzeugnisse erlaubt die wirtschaftliche<br />
Gew<strong>in</strong>nung <strong>und</strong> Verarbeitung auch <strong>in</strong> Gebieten, die e<strong>in</strong>e größere Distanz zum Absatzraum<br />
aufweisen.<br />
Vorkommen <strong>und</strong> Verwendung: In den Flachlandgebieten s<strong>in</strong>d häufig Löss, Lösslehm,<br />
Geschiebelehm oder Auenlehm verbreitet. Diese schluffig-sandigen, mehr oder weniger tonhaltigen<br />
Lockersedimente eignen sich, teilweise als Mischungsbestandteil, angesichts ihrer<br />
Formbarkeit im feuchten Zustand <strong>und</strong> des Austrocknens zu harten Körpern zur Herstellung<br />
von Baustoffen <strong>und</strong> grobkeramischer Erzeugnisse oder als Zusatzstoff bei der Verarbeitung<br />
keramischer Tone.<br />
E<strong>in</strong>e Beschreibung der Verbreitung von Tonen <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen erfolgt anhand der<br />
stratigraphischen Zugehörigkeit der Rohstoffvorkommen. Demnach ergibt sich e<strong>in</strong> Bereich<br />
mesozoischer Tone im Norden der Teilräume Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland sowie<br />
Münsterland <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Verbreitung tertiär- <strong>und</strong> altpleistozänzeitlicher Tone im Niederrhe<strong>in</strong>gebiet,<br />
im Rhe<strong>in</strong>ischen Schiefergebirge sowie im südlichen Münsterland (Abb. 12). Tone liefern<br />
den Rohstoff für grob-, fe<strong>in</strong>- <strong>und</strong> kunstkeramische Erzeugnisse, z.B. Ste<strong>in</strong>gutwaren, Schamotte,<br />
Kl<strong>in</strong>ker, Wand- <strong>und</strong> Bodenfliesen sowie technische Porzellane. Sie werden zudem <strong>in</strong><br />
großem Umfang zur Herstellung von Ziegelprodukten (Mauerziegel, Kl<strong>in</strong>ker, Dach- <strong>und</strong> Deckenziegel),<br />
Gitterste<strong>in</strong>en, Leichtbauste<strong>in</strong>en oder Baufertigteilen sowie als Deponieabdichtungen<br />
verwendet (GLA <strong>NRW</strong> 1988:95 ff.).Absatzmärkte s<strong>in</strong>d u.a. die Sanitärkeramik, die<br />
Ste<strong>in</strong>zeugröhren<strong>in</strong>dustrie, die Herstellung von technischer Keramik, die Feuerfest- <strong>und</strong> Säurefest<strong>in</strong>dustrie,<br />
die Kunststoff<strong>in</strong>dustrie sowie die Gummi- <strong>und</strong> Futtermittel<strong>in</strong>dustrie.<br />
Kaol<strong>in</strong>e oder kaol<strong>in</strong>itische Tone, wie sie <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> an der südöstlichen Landesgrenze im Raum<br />
Burbach abgebaut werden, f<strong>in</strong>den Verwendung <strong>in</strong> der Papier-, Keramik- <strong>und</strong> Feuerfest<strong>in</strong>dustrie,<br />
als Füllstoffe bei der Herstellung von Farben, Lacken, Gummi <strong>und</strong> Kunststoff, als Keramikträger<br />
<strong>in</strong> Abgaskatalysatoren sowie als Dichtungsmaterial für Deponien.<br />
Feuerfestprodukte werden für alle <strong>in</strong>dustriellen Prozesse benötigt, die mit sehr hohen Temperaturen<br />
e<strong>in</strong>hergehen. Ohne die gefertigten Spezialprodukte lässt sich weder Stahl noch<br />
Glas, Alum<strong>in</strong>ium, Kupfer, Kalk oder Zement herstellen. Daher kommt der Feuerfest<strong>in</strong>dustrie,<br />
obwohl ke<strong>in</strong>e der großen Branchen, doch e<strong>in</strong>e unverzichtbare Schlüsselstellung zu.<br />
3 Lehm wird verstanden als Gemisch aus Ton, Schluff <strong>und</strong> Sand, das Beimengungen von kiesigen<br />
Geste<strong>in</strong>spartikeln sowie von organischem Material enthalten kann; Ton dient dem Lehm als B<strong>in</strong>demittel.
A 27<br />
Der Rohstoff Ton wird dabei nicht nur <strong>in</strong> Deutschland verarbeitet, sondern ist, wie der hohe<br />
Exportanteil beweist, <strong>in</strong> ganz Europa begehrt. Vor allem deutsche Feuerfestprodukte s<strong>in</strong>d<br />
weltweit führend. Der Exportanteil liegt hier bei r<strong>und</strong> 50%.<br />
Schluff<br />
Schluffige Lockersedimente s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Teilräumen Niederrhe<strong>in</strong>gebiet, Münsterland sowie im<br />
Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland weit verbreitet (Abb. 12).<br />
Im Niederrhe<strong>in</strong>gebiet konzentrieren sich Vorkommen von Löss <strong>und</strong> Lösslehm auf den Raum<br />
Erkelenz <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>dahlen. Der kaltzeitlich entstandene, über den W<strong>in</strong>d transportierte, gelbgraue<br />
Löss enthält neben Schluff als Hauptgemengeteil Ton (10 – 20%) <strong>und</strong> Fe<strong>in</strong>sand<br />
(5 – 15%). Korngröße <strong>und</strong> m<strong>in</strong>eralische Zusammensetzung variieren <strong>in</strong> Abhängigkeit von<br />
Herkunft <strong>und</strong> Transportweite des äolischen Materials. Durch Witterungse<strong>in</strong>flüsse entkalkter<br />
<strong>und</strong> verlehmter Löss wird als Lösslehm bezeichnet.<br />
Bei Erkelenz <strong>und</strong> Rhe<strong>in</strong>dahlen stehen Löss <strong>und</strong> Lösslehm <strong>in</strong> Mächtigkeiten bis ca. 10 m an,<br />
die für die Herstellung von Hartbrandziegeln <strong>und</strong> Kl<strong>in</strong>kern geeignet s<strong>in</strong>d. Ger<strong>in</strong>gere Mächtigkeiten<br />
bis etwa 6 m weisen holozäne, unter Hochwasserbed<strong>in</strong>gungen abgelagerte Auenlehme<br />
im Bereich Kleve – Emmerich auf. Teilweise sandig, häufig kalkig <strong>und</strong> tonhaltig, lagern<br />
diese Ziegellehme unter flachgründigen humosen Auflagen auf den Sanden <strong>und</strong> Kiesen der<br />
Niederterrassen. Je nach Lage des Gr<strong>und</strong>wasserspiegels s<strong>in</strong>d diese Auenlehme nass oder<br />
trocken als Ziegelrohstoff gew<strong>in</strong>nbar (GLA <strong>NRW</strong> 1988: 97).<br />
Im Münsterland s<strong>in</strong>d vielfach Geschiebelehme <strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>moränen der Saale-Kaltzeit verbreitet.<br />
Die ungeschichteten <strong>und</strong> unsortierten Gr<strong>und</strong>moränen bestehen aus e<strong>in</strong>er sandigmergeligen<br />
bis schluffig-tonigen Gr<strong>und</strong>masse, <strong>in</strong> die regellos sedimentierte Geschiebe unterschiedlicher<br />
Größe e<strong>in</strong>gelagert s<strong>in</strong>d. In Mächtigkeiten von etwa 1 m kommen Geschiebelehme<br />
im Westen des Münsterlandes zwischen Stadtlohn <strong>und</strong> Gescher vor, im weiteren Verlauf<br />
über Coesfeld <strong>und</strong> Haltern lagern Geschiebelehme über den tiefer liegenden, noch kalkhaltigen<br />
Geschiebemergeln. Unter Beimengung von Tonen <strong>in</strong> Anteilen von 5 – 30% eignen sich<br />
diese Vorkommen für die Herstellung von Vor-, H<strong>in</strong>termauer- <strong>und</strong> Hochlochste<strong>in</strong>en.<br />
Lösslehm der jüngeren Weichsel-Kaltzeit tritt <strong>in</strong> Mächtigkeiten von 2 – 3 m im Westen von<br />
Münster bei Schapdetten auf.<br />
An se<strong>in</strong>en Rändern weist das Münsterland weitere mit Geschiebelehmvorkommen vorwiegend<br />
lokaler Bedeutung im Südwesten Bielefelds, <strong>in</strong> Lippstadt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Paderborn auf. Die<br />
Mächtigkeiten schwanken hierbei zwischen 4 <strong>und</strong> 6 m.<br />
Von untergeordneter Bedeutung s<strong>in</strong>d die holozänen Auenlehme, die stellenweise <strong>in</strong> Stärken<br />
von 1,5 m bis 3 m im Weserbergland <strong>in</strong>nerhalb des Wesertals vorliegen.<br />
Ton<br />
Die ältesten Tone s<strong>in</strong>d im Norden des Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Berglandes sowie im nordwestlichen<br />
Münsterland verbreitet. Es handelt sich überwiegend um dunkle, graue <strong>und</strong> graubraune<br />
bis schwarze <strong>und</strong> schwarzgraue Verwitterungstone der Trias, des Juras <strong>und</strong> der<br />
Kreide <strong>in</strong> Mächtigkeiten von bis 5 bis 15 m (DEUTLOFF et al. 1986: 43 ff.). Räumliche Konzentrationen<br />
ergeben sich im Raum Bielefeld, im Bereich des Wiehengebirges <strong>und</strong> des Lippischen<br />
Berglandes sowie im Norden Tecklenburgs. E<strong>in</strong>zelne Rohstoffqualitäten, vor allem<br />
die Tone der Unterkreide, besitzen <strong>in</strong> der Ziegel<strong>in</strong>dustrie <strong>und</strong> für die Herstellung baukeramischer<br />
Erzeugnisse überregionale, z.T. <strong>in</strong>ternationale Bedeutung.
A 28<br />
In den tertiär- <strong>und</strong> altpleistozänzeitlichen Schichten der Niederrhe<strong>in</strong>ischen Bucht s<strong>in</strong>d vielfach<br />
tonige E<strong>in</strong>schaltungen vorhanden. Für das Niederrhe<strong>in</strong>gebiet ergeben sich Vorkommen<br />
alttertiärzeitlicher Tone im Raum Euskirchen (Antweiler-Graben), im Bereich Meckenheim<br />
(Köln-Schichten) <strong>und</strong> im Westen Bonns bei Swisttal.<br />
Die Köln-Schichten enthalten zwischen Bonn <strong>und</strong> Brühl Tone, die e<strong>in</strong>e ca. 20 m mächtige<br />
Folge von hellgrauen bis braunen Rohstoffvorkommen bilden (DOLEZALEK 1978:74 f.). Im<br />
Pleiser Ländchen zwischen Königsw<strong>in</strong>ter <strong>und</strong> St. August<strong>in</strong> erreichen die oberoligozänen <strong>und</strong><br />
miozänen Tone Mächtigkeiten zwischen 7 <strong>und</strong> 20 m <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d teils für feuerfeste Produkte,<br />
teils für die Verwendung <strong>in</strong> der Keramik<strong>in</strong>dustrie geeignet.<br />
Tonvorkommen von wirtschaftlicher Bedeutung treten auch <strong>in</strong> zwei Bereichen des deutschniederländischen<br />
Grenzgebietes auf. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d dies die 5 – 15 m mächtigen, grauen<br />
Tone des Pliozäns <strong>in</strong>nerhalb der Tevener Heide im Westen Geilenkirchens (KLOSTERMANN et<br />
al. 1984:32 f.). Zum anderen s<strong>in</strong>d es die altpleistozänen Tegelen-Tone <strong>und</strong> die pliozänen<br />
Reuver-Tone, die im Raum Brüggen, Nettetal, Schwalmtal <strong>in</strong> Mächtigkeiten von 2 - 5 m verbreitet<br />
s<strong>in</strong>d. Beim Abbau können über- <strong>und</strong> zwischenlagernde altpleistozäne Kiese <strong>und</strong> Sande<br />
mitgewonnen werden. Vor der Weiterverarbeitung zu Ziegel- <strong>und</strong> Grobkeramikprodukten<br />
ist die Entfernung von häufig enthaltenen torfigen <strong>und</strong> holzreichen E<strong>in</strong>lagerungen notwendig<br />
(KLOSTERMANN et al. 1990:46).<br />
Rechtsrhe<strong>in</strong>isch erstreckt sich über e<strong>in</strong>e Länge von etwa 15 km im Norden Düsseldorfs über<br />
Breitscheid bis Mühlheim e<strong>in</strong> Vorkommen von fe<strong>in</strong>sandig-schluffigem Ton der Rat<strong>in</strong>gen-<br />
Schichten („Septarienton“) <strong>in</strong> Mächtigkeiten bis zu 40 m. Der vorwiegend für die Herstellung<br />
von Ziegeln <strong>und</strong> baukeramische Erzeugnisse verwendete Ton des Tertiärs (Mitteloligozän)<br />
setzt sich überwiegend zusammen aus Kaol<strong>in</strong>it (25%), Illit <strong>und</strong> Serizit (30%) sowie Quarz<br />
(25%). Weitere Septarienton-Vorkommen f<strong>in</strong>det man weiter nördlich im Raum D<strong>in</strong>slaken,<br />
Dorsten <strong>und</strong> Bocholt. Hier kommt auch vere<strong>in</strong>zelt, jedoch teilweise <strong>in</strong> Mächtigkeiten von über<br />
50 m, miozäner Glimmerton vor, der aufgr<strong>und</strong> der bestimmenden Korngröße den Übergang<br />
zum Schluff markiert.<br />
2.3 Abbau- <strong>und</strong> Abgrabungsstellen<br />
E<strong>in</strong> Abwägungsprozess der Folgen e<strong>in</strong>er oberflächennahen Rohstoffgew<strong>in</strong>nung muss die<br />
flächenhafte<br />
Abb. 17: Anteile aktiver Abgrabungsflächen an den Flächen der Kreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte<br />
(Datengr<strong>und</strong>lage: GD <strong>NRW</strong> 2004 a)
A 29<br />
Beanspruchung des Raumes berücksichtigen. Die Flächenanteile aktiver Abbaumaßnahmen<br />
<strong>in</strong> den Kreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten des Landes zeigt Abb. 17. Die Datenbasis hierfür bildet<br />
das „Informationssystem Gew<strong>in</strong>nungsstellen“ des GD <strong>NRW</strong>. Dieses be<strong>in</strong>haltet Gew<strong>in</strong>nungsstellen,<br />
die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens von den zuständigen Genehmigungsbehörden<br />
(Bergämter, Kreise usw.) an den GD <strong>NRW</strong> weitergeleitet wurden. Verfahrensgr<strong>und</strong>lage<br />
ist das Gesetz zur Ordnung von Abgrabungen (Abgrabungsgesetz; siehe<br />
Kap. Rechtsgr<strong>und</strong>lagen).<br />
Ungeachtet des Nutzungsstatus (aktive Gew<strong>in</strong>nung; Gew<strong>in</strong>nung abgeschlossen/ungenutzt/<br />
beantragt) werden ca. 1,4% der Landesfläche von der oberflächennahen Gew<strong>in</strong>nung nichtenergetischer<br />
<strong>Rohstoffe</strong> berührt. Bezogen auf die derzeit aktiven Abgrabungsflächen reduziert<br />
sich der Umfang auf e<strong>in</strong>en Flächenanteil von etwa 0,35% (GD <strong>NRW</strong> 2004 a).<br />
Abbaustellen von Festgeste<strong>in</strong>srohstoffen dom<strong>in</strong>ieren deutlich <strong>in</strong> weiten Bereichen des Rhe<strong>in</strong>ischen<br />
Schiefergebirges, <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem Maße im Weser- <strong>und</strong> Osnabrücker Bergland sowie<br />
<strong>in</strong> Teilen des Münsterlandes. Im Verhältnis 4:1 überwiegen <strong>in</strong> <strong>NRW</strong> jedoch die Flächen des<br />
Lockergeste<strong>in</strong>sabbaues gegenüber dem Festgeste<strong>in</strong>sabbau.<br />
Flächenhafte Konzentrationen lassen sich etwa im Erftkreis sowie <strong>in</strong> den Kreisen He<strong>in</strong>sberg,<br />
Viersen <strong>und</strong> Kleve (<strong>in</strong>sbesondere im deutsch-niederländischen Grenzgebiet) feststellen, wo<br />
der Anteil der Abgrabungen am Kreisgebiet 0,5 – 2,0% erreichen kann; bezogen auf das<br />
gesamte Landesgebiet beträgt der durchschnittliche Gew<strong>in</strong>nungsflächenanteil pro Kreis bzw.<br />
kreisfreier Stadt dagegen ca. 0,27%.<br />
Neben dem natürlichen Rohstoffangebot <strong>und</strong> den Restriktionen, die sich aus der Ausweisung<br />
von Schutzflächen ergeben, gilt es, e<strong>in</strong>e Reihe weiterer Faktoren seitens der Rohstoffbetriebe<br />
als Nachfrager zu beachten, um zukünftig e<strong>in</strong>e angestrebte räumliche Konzentration von<br />
Bereichen für den oberflächennahen Abbau von Bodenschätzen zu erreichen (LEP <strong>NRW</strong>).<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist die Rohstoffgew<strong>in</strong>nung standortgeb<strong>und</strong>en, setzt also das Vorhandense<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Lagerstätte voraus; allerd<strong>in</strong>gs die Auswahl neuer Erweiterungsflächen folgt häufig jedoch<br />
nicht den optimalen geologischen Gr<strong>und</strong>lagen, sondern primär wirtschaftlichen Überlegungen.<br />
Hierzu zählen u.a. die Verfügbarkeit von nutzbaren Flächen wie auch die unmittelbare<br />
Nähe zum Betriebsstandort, um Transportwege von der Abgrabungsstelle z.B. zu den<br />
Aufbereitungsanlagen zu m<strong>in</strong>imieren. Vollständige, aber auch – soweit möglich – partielle<br />
Betriebsverlagerungen s<strong>in</strong>d gr<strong>und</strong>sätzlich als kosten<strong>in</strong>tensive Investitionen zu sehen, die mit<br />
e<strong>in</strong>er angestrebten optimalen Nutzung von Rohstoffvorkommen konkurrieren.<br />
H<strong>in</strong>sichtlich der vom LEP <strong>NRW</strong> geforderten gebündelten Gew<strong>in</strong>nung unterschiedlicher <strong>Rohstoffe</strong><br />
an e<strong>in</strong>em Standort (LEP <strong>NRW</strong>) können sich Konflikte ergeben, wenn beibrechende,<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich nutzbare Materialien für e<strong>in</strong> Unternehmen nicht unmittelbar verwertbar s<strong>in</strong>d,<br />
sondern als Abraum betrachtet werden müssen.<br />
Im Zusammenhang mit der Forderung nach Ausweitung e<strong>in</strong>er gebündelten Gew<strong>in</strong>nung übere<strong>in</strong>ander<br />
liegender <strong>Rohstoffe</strong> werden regelmäßig die Rhe<strong>in</strong>ischen Braunkohlentagebaue<br />
<strong>in</strong>s Gespräch gebracht. H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> ist der Gedanke, das zur Freilegung der Kohleflöze abzutragende<br />
Lockergeste<strong>in</strong> des Deckgebirges, soweit es die Eignung hat, <strong>in</strong> den Markt zu<br />
geben, um auf Abbaumaßnahmen an anderer Stelle zum Schutz der Landschaft verzichten<br />
zu können. Jährlich fallen etwa 460 Mio. m³ Abraum <strong>in</strong> den Tagebauen Hambach, Garzweiler<br />
<strong>und</strong> Inden an. Der bei weitem größte Teil davon weist ke<strong>in</strong>e marktgängigen Qualitäten<br />
auf, so dass derzeit lediglich r<strong>und</strong> 3,8 Mio. m³ Kies <strong>und</strong> Sand selektiv ausgehalten werden.<br />
Davon kommen etwa 1/3 <strong>in</strong> den Tagebauen zum E<strong>in</strong>satz, während 2/3 <strong>in</strong> den Baustoffmarkt<br />
fließen <strong>und</strong> <strong>in</strong> dieser Größenordnung rechnerisch anteilig <strong>in</strong> der regionalplanerischen Rohstoffsicherung<br />
der Regierungsbezirke Düsseldorf <strong>und</strong> Köln berücksichtigt s<strong>in</strong>d (überdies
A 30<br />
werden etwa 200.000 m³ Ton gewonnen <strong>und</strong> <strong>in</strong>sbesondere zu Abdichtungszwecken verwendet).<br />
Gegen e<strong>in</strong>e Ausweitung dieser Massenabsteuerung aus dem Braunkohlenrevier - jedenfalls<br />
<strong>in</strong> erheblicher Größenordnung – gibt es planungsseitig aus verschiedenen Gründen Bedenken.<br />
Zum e<strong>in</strong>en bestehen Rechtsansprüche betroffener Gr<strong>und</strong>eigentümer auf weitestgehende<br />
Wiederherstellung der <strong>in</strong> Anspruch genommenen Flächen nach Tagebauende; dafür werden<br />
im Rahmen der Rekultivierung die Abraummassen gr<strong>und</strong>sätzlich ungeschmälert benötigt.<br />
Zum anderen verlangt die potentielle Versauerungsgefahr gefluteter Restlöcher <strong>und</strong> der<br />
sie umgebenden Gr<strong>und</strong>wasserlandschaft e<strong>in</strong> differenziertes Kippenmanagement, das dem<br />
gezielten E<strong>in</strong>bau der jeweiligen Kiese, Sande <strong>und</strong> Tone gr<strong>und</strong>sätzlich Priorität gibt gegenüber<br />
e<strong>in</strong>er weitergehenden Freigabe für den Markt.<br />
Literatur, Karten, Rechtsgr<strong>und</strong>lagen/F<strong>und</strong>stellen<br />
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Geowissenschaftliche Begriffbestimmungen<br />
äolisch<br />
Auenlehm<br />
durch den W<strong>in</strong>d bewirkt<br />
fe<strong>in</strong>körnige, überwiegend schluffig-tonige Hochwasserablagerung von Bächen<br />
<strong>und</strong> Flüssen <strong>in</strong> Talauen<br />
b<strong>in</strong>dig<br />
biogen<br />
Bruch<br />
durch e<strong>in</strong>em hohen Anteil an fe<strong>in</strong>körnigem Material (Ton, Schluff) von schwerer,<br />
zäher Konsistenz<br />
von Lebewesen stammend<br />
sichtbare Trennfläche im Geste<strong>in</strong><br />
Deckgebirge<br />
Dolomitisierung<br />
die nicht oder wenig gefalteten Sedimente, die e<strong>in</strong>en tiefgründig abgetragenen,<br />
<strong>in</strong>tensiv gefalteten, älteren Unterbau überlagern<br />
sek<strong>und</strong>äre Umwandlung von Kalzit (CaCO 3 ) <strong>in</strong> Dolomit (CaMg[CO 3<br />
] 2<br />
), mit<br />
e<strong>in</strong>er Volumenabnahme des Geste<strong>in</strong>s e<strong>in</strong>hergehend<br />
effusiv<br />
Eiszeit<br />
Ergussgeste<strong>in</strong><br />
Erosion<br />
durch Erguss gebildet, Ergussgeste<strong>in</strong><br />
längerer Abschnitt der Erdgeschichte (bis zu 100 000 Jahre), <strong>in</strong> dem es <strong>in</strong>folge<br />
abs<strong>in</strong>kender Temperaturen <strong>in</strong> den Polarregionen zur Bildung zusätzlicher<br />
Schnee- <strong>und</strong> Eismassen kam, die sich <strong>in</strong> Form von Gletschern oder Inlandeis<br />
<strong>in</strong> sonst eisfreie Regionen ausdehnten<br />
Magmatit oder magmatisches Geste<strong>in</strong>, durch Auskristallisation (Erstarrung)<br />
aus dem irdischen Schmelzfluss (Magma) entstandenes Geste<strong>in</strong><br />
(Abtragung), ausfurchende <strong>und</strong> abtragende Wirkung von Wasser, W<strong>in</strong>d oder<br />
Eis<br />
Flöz<br />
Flugsand<br />
geklüftet<br />
wirtschaftlich nutzbare Geste<strong>in</strong>sschicht, durch Sedimentation entstanden (z.B.<br />
Kohlenflöz)<br />
durch W<strong>in</strong>d transportierter, meist fe<strong>in</strong>körniger Sand<br />
von Klüften durchsetzt (Schicht, Geste<strong>in</strong>sverband)
A 33<br />
geologisches Vorkommen beschreibt e<strong>in</strong> natürliches Vorkommen von Geste<strong>in</strong>en, welche durch geologische<br />
Prozesse transportiert <strong>und</strong> umgelagert bzw. abgelagert wurden; es gibt<br />
ke<strong>in</strong>e Auskunft über die Quantität oder Qualität e<strong>in</strong>es Geste<strong>in</strong>s; <strong>in</strong> der Rohstoffgeologie<br />
wird zwischen nicht wirtschaftlich abbaubaren Vorkommen <strong>und</strong><br />
bauwürdigen Vorkommen ( Lagerstätten) unterschieden<br />
Geotop<br />
Geschiebe<br />
Geschiebelehm<br />
Geschiebemergel<br />
Grauwackensandste<strong>in</strong><br />
Gr<strong>und</strong>moräne<br />
Naturschöpfung, natürlicher Landschaftsteil oder geologischer Aufschluss, die<br />
Kenntnis über die Entwicklung der Erde oder des Lebens vermittelt<br />
von Gletschern oder Inlandeis transportierte, unsortierte <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong> <strong>und</strong> Blöcke<br />
(F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>ge)<br />
durch e<strong>in</strong>sickernde CO 2<br />
-haltige Niederschlagswässer entkalkter <strong>und</strong> dadurch<br />
verlehmter Geschiebemergel<br />
kalkhaltige, tonig-sandige, mit Geschieben durchsetzte, <strong>in</strong> der Regel ungeschichtete<br />
Ablagerung von meist dunkelgrauer Färbung, die als Gr<strong>und</strong>moräne<br />
abgesetzt wurde<br />
<strong>in</strong>dustrielle Geste<strong>in</strong>sbezeichnung; geologisch handelt es sich um fe<strong>in</strong>körnige,<br />
schluffige Sandste<strong>in</strong>e mit 70 – 80% Quarzgehalt <strong>und</strong> ger<strong>in</strong>gen Anteilen von<br />
Feldspat <strong>und</strong> Karbonat, bei hohen Quarzgehalten (chemisch SiO 2 ) <strong>und</strong> guter<br />
Kornb<strong>in</strong>dung quarzitisch<br />
meist ungeschichteter <strong>und</strong> unsortierter, von Ton über Sand bis zu <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>n <strong>und</strong><br />
Blöcken reichender Geste<strong>in</strong>sschutt, der sich an der Basis von Gletschern oder<br />
Inlandeis ablagert<br />
Hauptterrassen<br />
zwischen ca. 2,4 Mio. <strong>und</strong> 780.000 J. v. h. abgelagerte Terrassenkörper<br />
Intrusion, <strong>in</strong>trusiv<br />
E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen von Magma <strong>in</strong> die Erdkruste<br />
Kaltzeit<br />
Känozoikum<br />
Kaol<strong>in</strong><br />
Kluft<br />
längerer Abschnitt der Erdgeschichte (bis zu 100.000 Jahre) mit stark abgesunkenen<br />
Temperaturen <strong>und</strong> verstärkter Akkumulation von Schnee- <strong>und</strong> Eismassen<br />
<strong>in</strong> den Polarregionen, die <strong>in</strong> Form von Gletschern oder Inlandeis unterschiedlich<br />
weit <strong>in</strong> sonst eisfreie Gebiete vorstoßen (s. auch Eiszeit)<br />
die die Quartär- <strong>und</strong> Tertiär-Zeit umfassende erdgeschichtliche Neuzeit<br />
toniges Lockergeste<strong>in</strong> mit hohen Anteilen an silikatischen Tonm<strong>in</strong>eralen, Kaol<strong>in</strong>it<br />
(silikatisches Zweischicht-Alum<strong>in</strong>ium-Tonm<strong>in</strong>eral) <strong>und</strong> Quarz (Porzellanerde),<br />
Verwitterungsprodukt aus feldspatreichen Geste<strong>in</strong>en unter feuchtwarmen<br />
Klimabed<strong>in</strong>gungen<br />
e<strong>in</strong>e das Geste<strong>in</strong> <strong>und</strong> die Schichtung durchziehende, mehr oder weniger geöffnete<br />
Fuge<br />
Lagerstätte<br />
e<strong>in</strong> natürliches Rohstoffvorkommen, welches nach Ausdehnung, Inhalt, Qualität<br />
<strong>und</strong> der Lage im Raum so beschaffen ist, dass nach dem gegenwärtigen<br />
Stand der Technik, den <strong>in</strong>frastrukturellen Voraussetzungen <strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />
der mittel- bis langfristigen Bedarfsentwicklung e<strong>in</strong>e wirtschaftliche<br />
Gew<strong>in</strong>nung über längere Zeiträume möglich ist; die Bedarfs- bzw. Marktentwicklung,<br />
wechselhafte Anforderungen <strong>in</strong> Bezug auf die Geste<strong>in</strong>squalitäten<br />
<strong>und</strong> -quantitäten, die künftige Erschöpfung heute <strong>in</strong> Abbau stehender Vorkommen<br />
<strong>und</strong> die Entwicklung der Abbautechniken <strong>und</strong> Aufbereitung erschweren<br />
lagerstättenk<strong>und</strong>liche Prognosen
A 34<br />
sehr fe<strong>in</strong>körniges, gelbgraues, <strong>in</strong> Kaltzeiten durch W<strong>in</strong>d abgelagertes Staub-<br />
Löss<br />
sediment<br />
Lösslehm<br />
durch e<strong>in</strong>sickernde CO 2<br />
-haltige Niederschlagswässer entkalkter <strong>und</strong> dadurch<br />
verlehmter Löss<br />
Magmatit; magmatisch aus Magma (Geste<strong>in</strong>sschmelze im Erd<strong>in</strong>nern) im Zuge vulkanischer Aktivität<br />
durch Erstarrung entstandenes Geste<strong>in</strong> wie Basalt, Diabas oder Trachyt; aus<br />
Magma entstanden<br />
massig<br />
Mesozoikum<br />
ungebankt, kompakt<br />
das die Kreide-, Jura- <strong>und</strong> Trias-Zeit umfassende Erdmittelalter<br />
Metamorphose; metamorph Umprägung von Geste<strong>in</strong>en <strong>in</strong> der Erdkruste durch Druck- <strong>und</strong> Temperaturänderungen<br />
mit Umgestaltung des M<strong>in</strong>eralbestandes <strong>und</strong> oft auch des Gefüges;<br />
durch Metamorphose verändert<br />
M<strong>in</strong>eral<br />
M<strong>in</strong>eralisierung/<br />
M<strong>in</strong>eralisation<br />
Mittelterrassen<br />
Morphologie<br />
bezüglich se<strong>in</strong>er physikalischen <strong>und</strong> chemischen Beschaffenheit stofflich e<strong>in</strong>heitlicher,<br />
natürlicher Bestandteil der Geste<strong>in</strong>e, der sich häufig durch e<strong>in</strong>e gesetzmäßig<br />
gebildete Form (Kristallform) auszeichnet<br />
Vorgang der M<strong>in</strong>eralbildung, z.B. Umwandlung von organischer <strong>in</strong> anorganische<br />
Substanz<br />
zwischen ca. 780.000 <strong>und</strong> 127.000 J. v. h. abgelagerte Terrassenkörper<br />
Oberflächenform e<strong>in</strong>er Landschaft<br />
Niederterrassen<br />
nordische Gerölle/<br />
zwischen ca. 110 00 <strong>und</strong> 10 000 J. v. h. abgelagerte Terrassenkörper<br />
nordische Geschiebe von Gletschern oder Inlandeis während der Eis- bzw. Kaltzeiten aus dem<br />
skand<strong>in</strong>avischen Raum herantransportierte, unsortierte <strong>Ste<strong>in</strong>e</strong> <strong>und</strong> Blöcke<br />
(Geschiebe, s. auch Gr<strong>und</strong>moräne)<br />
oberkretazisch<br />
organogen<br />
während der Oberkreide-Zeit (ca. 65 – 97 Mio. J. v. h.) entstanden<br />
organischen Ursprungs<br />
Paläontologie;<br />
paläotologisch<br />
Paläozoikum<br />
Petrografie;<br />
petrografisch<br />
Porenraum<br />
Lehre von den pflanzlichen <strong>und</strong> tierischen Organismen (Fossilien) der erdgeschichtlichen<br />
Vergangenheit, oft für e<strong>in</strong>e relative Altersbestimmung von Geste<strong>in</strong>en<br />
herangezogen; die Paläontologie betreffend, auf ihr beruhend<br />
das die Kambrium-, Ordovizium-, Silur-, Devon-, Karbon- <strong>und</strong> Perm-Zeit umfassende<br />
Erdaltertum<br />
Beschreibung der Geste<strong>in</strong>e nach Zusammensetzung, Gefüge <strong>und</strong> Vorkommen;<br />
geste<strong>in</strong>sbeschreibend<br />
der Hohlraumanteil e<strong>in</strong>es Geste<strong>in</strong>s oder Bodens, der mit Gasen oder Flüssigkeiten<br />
gefüllt ist<br />
Quarzit, quarzitisch<br />
durch Gebirgsdruck <strong>und</strong> Temperatur verdichteter Sandste<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em Quarzgehalt<br />
(chemisch SiO 2 ) von > 80% <strong>und</strong> großem Verwitterungswiderstand;<br />
durch e<strong>in</strong>en hohen Anteil an verdichtetem Quarz festes <strong>und</strong> widerstandsfähiges<br />
Geste<strong>in</strong>
A 35<br />
Rohstoff<br />
e<strong>in</strong> unbearbeitetes ursprüngliches Geste<strong>in</strong>, welches als natürliches Vorkommen<br />
<strong>in</strong> der Erdkruste auftritt <strong>und</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich durch Gew<strong>in</strong>nungs- <strong>und</strong> Produktionsprozesse<br />
nutzbar gemacht werden kann; entweder kann der Rohstoff<br />
direkt verbraucht werden (Energieträger wie Kohle, Erdöl) oder er geht stofflich<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Fertigprodukt e<strong>in</strong> (z.B. Sand <strong>in</strong> der Glas<strong>in</strong>dustrie); es können Locker-<br />
<strong>und</strong> Festgeste<strong>in</strong>srohstoffe, so wie energetische <strong>und</strong> nicht energetische<br />
<strong>Rohstoffe</strong> unterschieden werden; bei der Klassifizierung von <strong>Rohstoffe</strong>n steht<br />
<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie die für e<strong>in</strong> Endprodukt erforderliche Qualität im Vordergr<strong>und</strong>; die<br />
wirtschaftliche Bedeutung von Vorkommen spielt bei der Klassifizierung von<br />
<strong>Rohstoffe</strong>n ke<strong>in</strong>e Rolle<br />
Sand<br />
Schichtung<br />
Schieferung<br />
Schluff<br />
Sediment,<br />
Sedimentgeste<strong>in</strong><br />
Sedimentation;<br />
sedimentär<br />
Senkungszone<br />
<strong>Ste<strong>in</strong>e</strong>-<strong>und</strong>-<strong>Erden</strong><br />
Stratigraphie<br />
Lockergeste<strong>in</strong> aus m<strong>in</strong>destens 40% M<strong>in</strong>eralkörnern der Korngrößenklassen<br />
von 0,06 – 2 mm (Fe<strong>in</strong>sand 0,06 – 0,2 mm; Mittelsand 0,2 – 0,6 mm; Grobsand<br />
0,6 – 2 mm)<br />
Absonderungsflächen e<strong>in</strong>zelner Lagen oder Schichten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Sedimentgeste<strong>in</strong>,<br />
entstanden durch e<strong>in</strong>e Änderung im abgelagerten Geste<strong>in</strong>smaterial oder<br />
durch zeitweilige Unterbrechung der Ablagerung <strong>und</strong> Verfestigung der<br />
Schichtoberflächen<br />
eng ständiges Spaltflächengefüge ebener Flächen, das dem Geste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
gute Teilbarkeit verleiht. Schieferung entsteht durch parallel orientierte Tonm<strong>in</strong>erale,<br />
die sich durch tektonischen Druck entlang der Schieferungsflächen<br />
bilden.<br />
Lockergeste<strong>in</strong> aus m<strong>in</strong>destens 40% M<strong>in</strong>eralkörnern der Korngrößenklasse<br />
0,002 – 0,06 mm<br />
Absätze aus Verwitterungsprodukten älterer Geste<strong>in</strong>e, die durch Wasser,<br />
W<strong>in</strong>d oder Eis transportiert <strong>und</strong> abgelagert werden oder sich aus wässerigen<br />
Lösungen ausscheiden; es gibt unverfestigte (Lockergeste<strong>in</strong>e) <strong>und</strong> verfestigte<br />
(Festgeste<strong>in</strong>e) Sedimente bzw. Sedimentgeste<strong>in</strong>e (z.B. Sand <strong>und</strong> Sandste<strong>in</strong>)<br />
Ablagerung oder Abscheidung von Sedimenten (Verwitterungsprodukte von<br />
Geste<strong>in</strong>en, die durch Wasser, W<strong>in</strong>d oder Eis transportiert wurden), auch Reste<br />
von Lebewesen <strong>und</strong> chemische Ausfällungen; durch Sedimentation entstanden<br />
Bereich der Erdkruste, der <strong>in</strong>folge tektonischer Vorgänge entlang von Verwerfungen,<br />
meist über lange Zeiträume h<strong>in</strong>weg, relativ zur Umgebung e<strong>in</strong>s<strong>in</strong>kt<br />
(z.B. die Niederrhe<strong>in</strong>ische Bucht)<br />
<strong>in</strong>dustriell verwertbare Fest- <strong>und</strong> Lockergeste<strong>in</strong>e (z B. Kalkste<strong>in</strong>, Diabas,<br />
Sand, Kies)<br />
Schichtenbeschreibung, Teilgebiet der Geologie, befasst sich mit der Untersuchung<br />
<strong>und</strong> Beschreibung der Geste<strong>in</strong>e, ihrer anorganischen <strong>und</strong> organischen<br />
Merkmale <strong>und</strong> Inhalte zur Festlegung der zeitlichen Aufe<strong>in</strong>anderfolge -<br />
der Geste<strong>in</strong>sschichten<br />
Talsand<br />
u.a. im Münsterland weit verbreitete, vorherrschend sandige Lockergeste<strong>in</strong>sschicht,<br />
zur Niederterrasse gehörend<br />
Tektonik; tektonisch Teilgebiet der Geologie, befasst sich mit den Bewegungsvorgängen <strong>in</strong> der<br />
Erdkruste <strong>und</strong> den dadurch hervorgerufenen Lagerungsverhältnissen der Geste<strong>in</strong>e<br />
(z.B. Faltenbau, Schollenbau); durch Tektonik entstanden
A 36<br />
Terrasse<br />
Ton<br />
ebene Fläche e<strong>in</strong>er durch e<strong>in</strong>en Fluss erzeugten Abtragung (Abtragungsterrasse)<br />
oder Aufschüttung (Aufschüttungsterrasse), wobei dieser Begriff nicht<br />
nur die ebene Oberfläche, sondern auch den aufgeschütteten Sedimentkörper<br />
bezeichnet. Je nach Ablagerungsalter werden z.B. Haupt-, Mittel-, oder Niederterrassen<br />
unterschieden<br />
sedimentäres Lockergeste<strong>in</strong> aus m<strong>in</strong>destens 40% M<strong>in</strong>eralkörnern der Korngrößenklasse<br />
< 0,002 mm<br />
Variszisches Gebirge;<br />
variszische Gebirgsbildung während der karbonisch-permischen Gebirgsbildung entstandenes, zentraleuropäisches<br />
Faltengebirge, das <strong>in</strong> der Perm- <strong>und</strong> Trias-Zeit e<strong>in</strong>geebnet wurde.<br />
Teilstücke des Gebirgsrumpfes (z.B. Rhe<strong>in</strong>isches Schiefergebirge, Harz)<br />
s<strong>in</strong>d heute <strong>in</strong>folge Hebungen an der Erdoberfläche sichtbar; die zur Bildung<br />
des Variszischen Gebirges führenden, tektonischen Prozesse<br />
Verwerfung<br />
Verwitterung<br />
Vulkanit<br />
Verstellung zweier Geste<strong>in</strong>sschollen an e<strong>in</strong>er Bruchfläche<br />
Zerstörung, Zersetzung oder Umwandlung von Geste<strong>in</strong>en <strong>und</strong> M<strong>in</strong>eralen an<br />
oder nahe der Erdoberfläche durch exogene Kräfte wie Sonnenstrahlung,<br />
Frost, Wasser (<strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Lösungs<strong>in</strong>halt), W<strong>in</strong>d, atmosphärische Gase oder<br />
Organismen. Art, Stärke <strong>und</strong> Wirkung der Kräfte s<strong>in</strong>d abhängig vom jeweiligen<br />
Klima.<br />
(Ergussgeste<strong>in</strong>), Magmatit, entstanden aus an der Erdoberfläche erstarrten<br />
Magmen, die aus tieferen Teilen der Erdkruste oder dem oberen Erdmantel <strong>in</strong><br />
klüftigen, tektonischen Schwächezonen nach oben dr<strong>in</strong>gen. Zusammen mit<br />
den unterirdisch kristallisierenden Plutoniten bilden Vulkanite die große Familie<br />
der Magmatite; z.B. Basalt, Diabas, Trachyt<br />
Warmzeit; warmzeitlich, längerer Zeitabschnitt zwischen zwei Kaltzeiten mit wärmeren, dem heutigen<br />
ähnlichen Klima; <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Warmzeit entstanden