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EXTRACARE Freizeit, Sport und Reisen mit MS

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<strong>Freizeit</strong>, <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>Reisen</strong> <strong>mit</strong> <strong>MS</strong>


2<br />

<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong><br />

<strong>Freizeit</strong> ist etwas Kostbares. Alle, die beruflich oder familiär sehr eingespannt sind, wissen das.<br />

Und deshalb sollte man <strong>Freizeit</strong> bewusst <strong>und</strong> abwechslungsreich gestalten, nicht alles dem Zufall<br />

überlassen oder nur irgendwie die Zeit totschlagen. Dies gilt natürlich auch für <strong>MS</strong>-Kranke.<br />

Es gibt keinen Gr<strong>und</strong>, frühere Hobbys aufzugeben (<strong>mit</strong> wenigen Ausnahmen, auf die wir später<br />

zurückkommen werden) <strong>und</strong> genauso wenig gibt es einen Gr<strong>und</strong>, sich nicht neue Hobbys zu<br />

suchen <strong>und</strong> zu pflegen. Kurz gesagt: Auch <strong>mit</strong> <strong>MS</strong> kann man weiterleben wie bisher, am kulturellen<br />

<strong>und</strong> öffentlichen Leben teilnehmen, <strong>Sport</strong> treiben, Fre<strong>und</strong>e treffen, <strong>Reisen</strong> <strong>und</strong> vieles<br />

mehr. Einiges sollte man dabei aber dennoch beachten. Hierfür möchten wir Ihnen ein paar<br />

Tipps geben.<br />

<strong>Freizeit</strong>beschäftigung <strong>und</strong> Hobbys sind mehr als nur eine Methode, Zeit zu verbringen. Sie bringen<br />

Entspannung <strong>und</strong> Freude in unser Leben <strong>und</strong> setzen so Energien frei, die uns wiederum<br />

dabei helfen, den Alltag besser zu bewältigen.


Inhalt<br />

1. <strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong> ........................................................................................................ 3<br />

Welcher <strong>Freizeit</strong>typ bin ich? ...............................................................................................4<br />

Unbeschwerte Zeit <strong>mit</strong> Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Familie verbringen ........................................5<br />

Solange Sie sich körperlich <strong>und</strong> geistig wohl fühlen,<br />

gibt es keine Einschränkungen bei Ihren Aktivitäten ................................................. 6<br />

Mobilität kein Privileg von Ges<strong>und</strong>en..............................................................................7<br />

Die <strong>Freizeit</strong> gestalten – alles tun, was möglich ist ........................................................7<br />

Sie sind eher der Typ „Couch-potato“? .............................................................................8<br />

Bringen Sie Farbe in ihr Leben! ..........................................................................................8<br />

Bewegung, <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Wellness – Rezepte gegen Stress ........................................... 9<br />

<strong>Freizeit</strong>aktivitäten – das richige Maß finden ................................................................11<br />

2. <strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> ..........................................................................................................12<br />

<strong>Sport</strong> ist wichtig für Ihr Wohlbefinden .......................................................................... 12<br />

<strong>Sport</strong> hat überwiegend positive Effekte ...................................................................... 15<br />

Grenzen erkennen <strong>und</strong> respektieren – worauf sollte ich achten? ..........................16<br />

Wie macht man das am besten? .....................................................................................16<br />

Schwitzen beim <strong>Sport</strong> ....................................................................................................... 17<br />

Die <strong>Sport</strong>gruppe – Körper <strong>und</strong> Seele kräftigen ............................................................18<br />

<strong>Sport</strong>arten stellen sich vor ................................................................................................19<br />

Welche <strong>Sport</strong>art für welches Symptom? ......................................................................23<br />

3. <strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Reisen</strong> .......................................................................................................24<br />

<strong>MS</strong> – Kein Gr<strong>und</strong> auf Urlaub zu verzichten .................................................................. 24<br />

Das ideale Urlaubsziel....................................................................................................... 26<br />

Die wichtigsten Tipps für Auslandsreisen ................................................................... 30<br />

Impfungen – Risiken <strong>und</strong> Nutzen ................................................................................... 31<br />

Wie verhalte ich mich bei extremer Hitze? .................................................................. 31<br />

Das Uhthoff-Phänomen ...................................................................................................32<br />

4. Weiterführende Literatur ......................................................................................34<br />

3<br />

<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Freizeit</strong>


4<br />

Welcher <strong>Freizeit</strong>typ bin ich?<br />

Machen Sie zunächst eine kleine Bestandsaufnahme:<br />

• Waren Sie immer schon sportlich aktiv oder eher eine „Couch potato“?<br />

• Treffen Sie gerne Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Gleichgesinnte für gemeinsame<br />

Unternehmungen wie Ausflüge, kulturelle Veranstaltungen oder Tanzen?<br />

• Interessieren Sie sich für fremde Länder, Sprachen <strong>und</strong> Kulturen<br />

oder bleiben Sie lieber in vertrauter Umgebung?<br />

• Sind Sie eher der künstlerische Typ <strong>und</strong> haben Spaß daran zu musizieren,<br />

schreiben oder gestalten?<br />

Wenn Sie herausgef<strong>und</strong>en haben, welcher „<strong>Freizeit</strong>typ“ Sie sind, dann versuchen Sie,<br />

Ihre individuelle Leistungsfähigkeit unter Berücksichtigung Ihrer <strong>MS</strong> einzuschätzen.<br />

• Keine Einschränkungen, ich fühle mich fit <strong>und</strong> ges<strong>und</strong><br />

• Leichte Beeinträchtigung, ich ermüde rascher als früher<br />

bei körperlichen oder geistigen Aktivitäten<br />

• Mittlere Beeinträchtigung, ich fühle mich körperlich <strong>und</strong><br />

geistig nur eingeschränkt leistungsfähig<br />

• Stärkere Beeinträchtigung, ich kann infolge körperlicher<br />

oder geistiger Einschränkungen nicht alles machen wie früher<br />

• Starke Beeinträchtigung, zum Beispiel Rollstuhlpflicht<br />

Nun lassen Sie Revue passieren, welchen <strong>Freizeit</strong>beschäftigungen Sie früher gerne nachgegangen<br />

sind <strong>und</strong> wie diese sich <strong>mit</strong> Ihrer aktuellen Leistungsfähigkeit vereinbaren<br />

lassen. Sie werden feststellen, dass viele Aktivitäten auch <strong>mit</strong> Multipler Sklerose weiterhin<br />

möglich sind. Oft gibt es auch gute Alternativen, an die Sie bisher vielleicht noch gar nicht<br />

gedacht haben.<br />

Alles, was Ihnen Freude macht <strong>und</strong> Ablenkung <strong>und</strong> Entspannung in Ihren Alltag<br />

bringt, hilft gegen Stimmungstiefs, fördert die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> gibt Ihnen Kraft für<br />

Körper <strong>und</strong> Seele, um <strong>mit</strong> Ihrer <strong>MS</strong> <strong>und</strong> den da<strong>mit</strong> verb<strong>und</strong>enen Schwierigkeiten<br />

besser umzugehen.


Unbeschwerte Zeit <strong>mit</strong> Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Familie verbringen<br />

In der ersten Zeit nach der Diagnose <strong>MS</strong> ist es sicherlich nicht einfach, gerade im Zusammensein<br />

<strong>mit</strong> der Familie oder engen Fre<strong>und</strong>en einfach „nur“ unbeschwert zu sein <strong>und</strong><br />

eben nicht über die Krankheit zu sprechen. Auch meinen andere oft, sie müssten besondere<br />

Rücksicht auf den <strong>MS</strong>-Kranken nehmen, ihn schonen <strong>und</strong> nicht unnötig belasten. Auf<br />

Dauer ist dies aber keine Lösung, sondern erschwert eher den Umgang <strong>mit</strong> der Krankheit,<br />

auch <strong>und</strong> vor allem für den Kranken selbst. Es ist also notwendig, Abstand zu bekommen<br />

von trüben Gedanken über die weitere Zukunft <strong>und</strong> daran, was alles noch passieren <strong>und</strong><br />

welchen Verlauf die Krankheit nehmen könnte.<br />

Stellen Sie sich vor, wie es vor der Diagnose war. Denken Sie daran, dass niemand den individuellen<br />

Verlauf der <strong>MS</strong> genau vorhersagen kann. Sie können also nicht wissen, was die<br />

Zukunft Ihnen bringen wird. Versuchen Sie deshalb, die Gegenwart lebenswert zu gestalten<br />

<strong>und</strong> positiv nach vorne zu blicken.<br />

Besonders gut gelingt dies, wenn Sie <strong>mit</strong> der Familie oder guten Fre<strong>und</strong>en Beschäftigungen<br />

nachgehen, die vor allem in der Gruppe Spaß machen. Gemeinsame Unternehmungen<br />

wie Fahrradtouren, Wanderungen, Kino- oder Theaterbesuche, Konzerte, Tanzen<br />

oder sportliche Aktivitäten lenken nicht nur vom Thema <strong>MS</strong> ab, sondern stärken auch das<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl <strong>und</strong> geben Ihnen viel positive Energie sowie eine größere<br />

Lebensqualität. Jede Beschäftigung, die sich positiv auf die Stimmung auswirkt <strong>und</strong> Sie<br />

so zufriedener <strong>und</strong> ausgeglichener macht, stärkt gleichzeitig auch Ihr Immunsystem <strong>und</strong><br />

hilft, krankheitsauslösende Faktoren einzudämmen.<br />

Nehmen Sie am sozialen<br />

Leben teil, unternehmen<br />

Sie etwas <strong>und</strong> igeln Sie<br />

sich nicht zu oft alleine<br />

zu Hause ein!<br />

Seien Sie kein Stubenhocker!<br />

Öfter mal was anders<br />

machen heißt: raus aus<br />

dem Alltag, „raus aus<br />

der Krankheit“!<br />

5


6<br />

Solange Sie sich körperlich <strong>und</strong> geistig wohl fühlen,<br />

gibt es keine Einschränkungen bei Ihren Aktivitäten<br />

Sprechen Sie <strong>mit</strong> Ihren Begleitern darüber, wenn Sie rasch ermüden, da<strong>mit</strong> diese sich darauf<br />

einrichten können. Für Ges<strong>und</strong>e ist es manchmal schwer nachvollziehbar, dass bereits<br />

geringe Belastungen so sehr ermüden können, dass man sich ausruhen muss. Erwarten<br />

Sie bitte nicht, dass andere dies immer sofort merken <strong>und</strong> wie selbstverständlich berücksichtigen!<br />

Andererseits sollten Sie aber auch nicht von vornherein immer Angst vor jeder<br />

Anstrengung haben. Dadurch würden Sie Ihren Aktionsradius nur unnötig einschränken.<br />

Vor allem bei körperlichen Aktivitäten gilt, dass Sie zunächst langsam beginnen<br />

<strong>und</strong> dann, angepasst an Ihre Leistungsfähigkeit, den Grad der Aktivität steigern.<br />

Planen Sie bei längeren Ausflügen ausreichend Ruhepausen ein. Sagen Sie rechtzeitig,<br />

wenn Sie eine Pause benötigen <strong>und</strong> versuchen Sie nicht, ohne Rücksicht auf Ihr<br />

Befinden wei terzumachen. Dies gilt vor allem im Sommer, wenn es draußen heiß ist<br />

<strong>und</strong> <strong>MS</strong>-Betroffene besonders unter ihrer Krankheit leiden. Hierzu mehr im Kapitel<br />

„<strong>Sport</strong> bei <strong>MS</strong>“.


Aber auch, wenn größere Unternehmungen für Sie zu anstrengend sind, gibt es eine Menge<br />

Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Sehr hilfreich sind die Informationen der örtlichen<br />

Selbsthilfegruppen, die gemeinsame Aktivitäten für <strong>MS</strong>-Kranke <strong>und</strong> deren Familien oder<br />

Fre<strong>und</strong>e anbieten. Sie organisieren Gruppen <strong>mit</strong> Mal- oder Sprachkursen, machen gemeinsam<br />

Musik oder stellen einfach Kontakte zwischen den Betroffenen her, um Gleichgesinnte<br />

<strong>und</strong> Partner für gemeinsame Hobbys zu finden.<br />

Mobilität kein Privileg von Ges<strong>und</strong>en<br />

Ganz im Gegenteil: Dank weitreichender Verbesserungen der öffentlichen Infrastruktur ist<br />

es auch Rollstuhlfahrern möglich, Museen, Kinos, Theater oder andere öffentliche Einrichtungen<br />

praktisch barrierefrei zu besuchen. Viele Selbsthilfegruppen für körperlich Behinderte<br />

(nicht nur <strong>MS</strong>-Kranke!) bieten zum Beispiel Tanz- <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>gruppen an, die speziell<br />

auf die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern zugeschnitten sind. Es wäre vielleicht auch einen<br />

Versuch wert selbst Theater zu spielen oder Musik zu machen.<br />

Bedenken Sie immer, dass Mobilität kein Privileg von Ges<strong>und</strong>en ist. Nehmen Sie Kontakt<br />

zu anderen Betroffenen auf <strong>und</strong> finden Sie heraus, wo Sie Hilfe <strong>und</strong> Anregungen bekommen<br />

können.<br />

Die <strong>Freizeit</strong> gestalten – alles tun, was möglich ist<br />

Zur <strong>Freizeit</strong>gestaltung gibt es eine Menge Möglichkeiten – angefangen vom gemütlichen<br />

Lesen auf dem Sofa bis hin zur aktiven Teilnahme an Gruppen <strong>mit</strong> verschiedensten Interessen<br />

aus sportlichen oder künstlerischen Bereichen.<br />

Auch Sie haben bestimmt ein Hobby, dem Sie sich in Ihrer <strong>Freizeit</strong> besonders gerne zuwenden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich gilt: Sie können alles im Rahmen Ihrer körperlichen <strong>und</strong> geistigen<br />

Möglichkeiten weitermachen.<br />

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8<br />

Sie sind eher der Typ „Couch-potato“?<br />

Eigentlich waren Sie nie der „aktive“ <strong>Freizeit</strong>mensch, sondern beschäftigen sich lieber<br />

alleine zu Hause? Natürlich gibt es nichts Gemütlicheres, an einem Regentag zu Hause auf<br />

dem Sofa bei einer guten Tasse Tee ein schönes Buch zu lesen oder einen spannenden Film<br />

anzusehen.<br />

Der Mensch ist aber auch ein soziales Wesen <strong>und</strong> braucht Kontakte zu anderen, um nicht<br />

zu vereinsamen <strong>und</strong> zu „eigenbrötlerisch“ zu werden. Geistige Anregungen findet man vor<br />

allem im Gespräch <strong>und</strong> bei gemeinsamen Unternehmungen <strong>mit</strong> anderen. Also, raffen Sie<br />

sich auf <strong>und</strong> versuchen <strong>mit</strong> Ihrer Familie oder Ihren Fre<strong>und</strong>en herauszufinden, was Sie zusammen<br />

machen können. Dies hilft Ihnen auch über Phasen hinweg, in denen Sie wegen<br />

der <strong>MS</strong> traurig <strong>und</strong> besorgt sind <strong>und</strong> es Ihnen nicht so gut geht.<br />

Bringen Sie Farbe in Ihr Leben!<br />

Sind Sie handwerklich oder künstlerisch begabt? Oder haben Sie noch nie ausprobiert, ob<br />

Sie eine solche Begabung haben? Dann sollten Sie das jetzt tun. Kreatives Gestalten ist<br />

außerordentlich entspannend. Man taucht ein in eine andere Welt, beschäftigt sich <strong>mit</strong><br />

schönen Dingen <strong>und</strong> sieht, wie etwas <strong>mit</strong> den eigenen Händen Gestalt annimmt. Auch<br />

wenn man körperlich nicht so fit ist, sind solche Beschäftigungen problemlos möglich, wie<br />

zum Beispiel:<br />

• Malen <strong>und</strong> Zeichnen, z. B. Aquarellmalerei, Seidenmalerei, Glasmalerei,<br />

Wachsbrennmalerei<br />

• Schreiben, z.B. kleine Kurzgeschichten oder Gedichte. Sie können diese auch<br />

im Internet veröffentlichen!<br />

• Handwerkliche Hobbys wie Töpfern oder die künstlerische Bearbeitung<br />

von Specksteinen (da<strong>mit</strong> trainiert man auch die motorischen Fähigkeiten)<br />

oder wie wäre es <strong>mit</strong> einem Kochkurs <strong>mit</strong> Ihrem Partner?<br />

• Singen in einem Chor, gemeinsames Musizieren oder ein Tanzkurs<br />

<strong>mit</strong> dem Partner (gibt es auch für Rollstuhl-Fahrer)<br />

• Theaterspielen in einer Laienspielgruppe


Im Gr<strong>und</strong>e sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt, <strong>mit</strong> Ausnahme derer, die sich<br />

aus Ihren Talenten, Fähigkeiten <strong>und</strong> Neigungen ergeben. Die notwendigen Techniken kann<br />

man beispielsweise in Kursen an den Volkshochschulen lernen. Oder man versucht, über<br />

Kontakte zu den <strong>MS</strong>-Selbsthilfegruppen Gleichgesinnte zu finden, <strong>mit</strong> denen man gemeinsam<br />

an solchen Projekten arbeiten kann.<br />

Bewegung, <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Wellness –<br />

Rezepte gegen Stress<br />

Sind Sie angespannt, beruflich stark gefordert oder psychischen Stresssituationen ausgesetzt?<br />

Dagegen kann <strong>und</strong> sollte man aktiv etwas tun. Es ist inzwischen unbestritten, dass<br />

körperliche Bewegung ein hervorragendes Mittel ist, Stress abzubauen. Dabei ist es besonders<br />

wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Aktivität <strong>und</strong> Entspannung zu finden.<br />

9


10<br />

Ein möglichst tägliches, leichtes Bewegungsprogramm ist gut für die Kondition <strong>und</strong> entspannt.<br />

Geeignet für zu Hause sind Übungen, die Sie auch in der Physiotherapie erlernen<br />

können: Lockerungs- <strong>und</strong> Entspannungsübungen, Gleichgewichtsübungen, leichtes Muskelaufbautraining<br />

<strong>und</strong> so weiter.<br />

Für <strong>Sport</strong>lichere eignen sich <strong>Sport</strong>gruppen. Je nach Leistungsfähigkeit kann man sich<br />

einem normalen <strong>Sport</strong>verein oder einer Behindertensportgruppe anschließen. Auch für<br />

Rollstuhlfahrer gibt es eigene Vereine (siehe zum Beispiel unter www.handicap.de). Weitere<br />

Hinweise finden Sie unter den speziellen Internetseiten für <strong>MS</strong>-Kranke.<br />

Ein Wellness-Tag kann W<strong>und</strong>er gegen Stress wirken! Genießen Sie die entspannende Wirkung<br />

von Massagen, Duftbädern oder einer Behandlung <strong>mit</strong> asiatischen Klangschalen. Sie<br />

werden ein Gefühl tiefen Wohlbefindens erleben.<br />

Zahlreiche Entspannungsübungen können Sie auch zu Hause durchführen. Neben Autogenem<br />

Training oder Yoga sind dies vor allem die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen<br />

oder spezielle Bewegungsübungen, die Sie in VHS-Kursen, bei Ihrem Physiotherapeuten<br />

oder bei einem Psychologen erlernen können.


<strong>Freizeit</strong>aktivitäten – das richtige Maß finden<br />

Allgemein gilt, dass man sich nicht überfordern, aber auch nicht übermäßig vorsichtig<br />

sein sollte. Wechseln Sie Zeiten körperlicher Aktivität <strong>mit</strong> ausreichenden Ruhephasen ab.<br />

Folgende Punkte sind dabei zu beachten:<br />

Achten Sie auf Ihre persönlichen Schubauslöser. Es gibt Hinweise, dass <strong>MS</strong>-Schübe<br />

zum Beispiel durch akute Infektionen oder stressige Lebenssituationen ausgelöst<br />

werden können. Wenn dies bei Ihnen der Fall ist, sollten Sie sich bewusst zurücknehmen.<br />

Hitze kann das subjektive Befinden <strong>MS</strong>-Kranker verschlechtern (sogenannter „Pseudoschub“).<br />

Daher werden anstrengende körperliche Aktivitäten bei hohen Außentemperaturen<br />

nicht empfohlen.<br />

Ein ges<strong>und</strong>er Lebensstil wirkt sich günstig auf Ihr Immunsystem aus. Deshalb sollten<br />

Sie auf genügend Schlaf <strong>und</strong> eine ges<strong>und</strong>e, abwechslungsreiche Ernährung <strong>mit</strong> viel<br />

frischem Obst <strong>und</strong> Gemüse, eher wenig Fett <strong>und</strong> Fleisch <strong>und</strong> ausreichend Flüssigkeitszufuhr<br />

achten.<br />

Alkohol sollten Sie nur bei seltenen Gelegenheiten <strong>und</strong> in geringen Mengen genießen.<br />

Mehr als ein Glas kann Müdigkeit oder Gleichgewichtsstörungen verstärken.<br />

Außerdem können Wechselwirkungen <strong>mit</strong> Medikamenten auftreten.<br />

Das Rauchen sollten Sie einstellen.<br />

Das Auto ist auch für <strong>MS</strong>-Kranke ein unentbehrliches Hilfs<strong>mit</strong>tel, um sich die Mobilität<br />

zu erhalten. Die Fahrtüchtigkeit hängt im Wesentlichen von den Symptomen ab,<br />

die Sie haben. Bei Sehstörungen dürfen Sie nicht selbst fahren. Im Zweifel lassen Sie<br />

Ihre Fahrtüchtigkeit zu Ihrer eigenen Sicherheit von einem Arzt überprüfen.<br />

Das Wichtigste bei allem ist, positiv zu denken. Trauen Sie sich etwas zu, sprechen<br />

Sie über Probleme <strong>mit</strong> Ihrem Partner oder einem guten Fre<strong>und</strong>. Lassen Sie sich helfen,<br />

wenn etwas nicht so klappt. Bei ausgeprägten oder über längere Zeit anhaltenden<br />

depressiven Verstimmungen kann eine Psychotherapie helfen.<br />

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12<br />

<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong><br />

Bewegung <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> machen nicht nur Freude, sondern sind auch ganz besonders wichtig,<br />

um die Muskulatur <strong>und</strong> das Gleichgewicht zu trainieren. Und ganz nebenbei wirkt<br />

<strong>Sport</strong> gegen Stress <strong>und</strong> depressive Verstimmungen, verbessert das Selbstwertgefühl <strong>und</strong><br />

steigert die Lebensfreude.<br />

<strong>Sport</strong> ist wichtig für Ihr Wohlbefinden<br />

<strong>Sport</strong> wird empfohlen, soweit er im Rahmen der eventuell vorhandenen Behinderungen<br />

möglich ist. Je nach Trainingszustand, persönlichen Neigungen <strong>und</strong> Vorlieben, lässt sich<br />

ein abwechslungsreiches Programm zusammenstellen. Dieses kann tägliche leichte Übungen<br />

zur Lockerung <strong>und</strong> Dehnung der Muskulatur oder Ausdauersportarten wie Laufen,<br />

Schwimmen oder Radfahren beinhalten.<br />

Vor dem Einstieg in eine neue <strong>Sport</strong>art sollten Sie sich von Ihrem Arzt untersuchen <strong>und</strong><br />

beraten lassen, ob dieser <strong>Sport</strong> für Sie geeignet ist. Allgemein bieten sich folgende Möglichkeiten<br />

an, je nach Leistungsfähigkeit bzw. Behinderungsgrad, sportlich aktiv zu sein:<br />

• Breitensport<br />

Breitensport kann von <strong>MS</strong>-Kranken auch in normalen <strong>Sport</strong>vereinen, gemeinsam<br />

<strong>mit</strong> Ges<strong>und</strong>en, betrieben werden. Teilen Sie dem Trainer jedoch unbedingt <strong>mit</strong>,<br />

dass Sie unter <strong>MS</strong> leiden. Dann wird er eher auf Ihre Leistungsgrenzen Rücksicht<br />

nehmen <strong>und</strong> gegebenenfalls eine Übung vorzeitig beenden.<br />

• Leistungsport<br />

Hochleistungssport <strong>mit</strong> hartem Training ist nicht geeignet.<br />

• <strong>Sport</strong> während eines Schubes<br />

Im Schub sollten Sie auf sportliche Aktivitäten verzichten. Lediglich die Übungen,<br />

die der Physiotherapeut <strong>mit</strong> Ihnen durchführt, sind weiterhin sinnvoll.<br />

• Reha-<strong>Sport</strong><br />

Besonders ausgebildete <strong>Sport</strong>therapeuten wählen gezielt Übungen <strong>und</strong> Belastungsgrad<br />

für jeden einzelnen Teilnehmer aus. Besonderer Wert wird dabei auch<br />

auf eine ganzheitliche Betrachtung gelegt, so dass auch pädagogische, psychologische<br />

<strong>und</strong> soziale Aspekte <strong>mit</strong> einbezogen werden. Reha-<strong>Sport</strong>gruppen stehen<br />

unter ärztlicher Betreuung.


13<br />

<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>


<strong>Sport</strong> hat überwiegend positive Effekte<br />

In zahlreichen Studien wurde nachgewiesen, dass Bewegung <strong>und</strong> <strong>Sport</strong> nicht nur bei Ges<strong>und</strong>en,<br />

sondern auch bei <strong>MS</strong>-Kranken vielfältige positive Wirkungen auf die Lebensqualität<br />

haben. Man muss sich nur einen Ruck geben <strong>und</strong> selbst aktiv werden.<br />

<strong>Sport</strong> ist wichtig für Ihr Wohlbefinden, weil<br />

• körperliche Funktionsstörungen ausgeglichen werden (Verbesserung der Koordination,<br />

Normalisierung von Herz-Kreislauffunktion, Blutdruck, Blutzucker usw.),<br />

Gewichtsreduktion, Stabilisierung des Immunsystems.<br />

• Folgekomplikationen vorgebeugt wird (Verspannungen, Muskelschwäche,<br />

Kontrakturen <strong>mit</strong> Fehlstellungen der Gelenke, Thrombosen, Osteoporose usw.).<br />

• Sie sich im Alltag sicherer fühlen, eventuell auch im Gebrauch von Hilfs<strong>mit</strong>teln,<br />

wie einem Rollstuhl.<br />

• Sie unter „die Leute“ kommen <strong>und</strong> sich nicht nur <strong>mit</strong> sich <strong>und</strong> Ihrer Krankheit<br />

beschäftigen.<br />

• Ihr Selbstwertgefühl durch Erfolgserlebnisse durch Erreichen sportlicher Ziele<br />

gestärkt wird.<br />

• Ihre Lebensqualität durch aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben<br />

gestärkt wird.<br />

Nehmen Sie Kontakt zu einer örtlichen <strong>MS</strong>-Selbsthilfegruppe auf oder wenden Sie sich an<br />

den Deutschen Behindertensportverband. Dort wird man Ihnen sicherlich <strong>mit</strong> vielen Tipps<br />

<strong>und</strong> Anregungen bei der Suche nach dem idealen <strong>Sport</strong> weiterhelfen können.<br />

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Grenzen erkennen <strong>und</strong> respektieren –<br />

worauf sollte ich achten?<br />

Ziele des <strong>Sport</strong>s sind eine Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit, des Allgemeinbefindens<br />

<strong>und</strong> der Alltagskompetenzen. Auch hier gilt, wie bei jeder <strong>Freizeit</strong>aktivität,<br />

dass Sie nicht zu ängstlich sein sollten <strong>und</strong> sich deshalb nichts zutrauen. Achten Sie jedoch<br />

auf Ihre Leistungsgrenzen.<br />

Wie macht man das am besten?<br />

Folgende Faktoren helfen Ihnen bei der Beurteilung Ihrer Leistungsfähigkeit:<br />

Das <strong>Sport</strong>tagebuch<br />

Ausgeprägter als bei Ges<strong>und</strong>en kommt es bei <strong>MS</strong>-Kranken zu täglichen Schwankungen<br />

der individuellen Leistungsfähigkeit. Um diese besser beurteilen zu können, sollten Sie ein<br />

<strong>Sport</strong>tagebuch führen, in dem Sie Ihre sportlichen Aktivitäten (auch die Physiotherapie)<br />

eintragen <strong>und</strong> bewerten.<br />

Die „Borg-Skala“<br />

Mit Hilfe der Borg-Skala lernen Sie, Ihre Belastungsgrenzen<br />

besser einzuschätzen. Dies<br />

ist eine einfache Selbstbeurteilungsskala, in<br />

der Sie jede körperliche Belastung <strong>mit</strong> einem<br />

Punktwert (von 6– 20) versehen. Die optimale<br />

Aktivität wird <strong>mit</strong> Punktwerten zwischen<br />

10 <strong>und</strong> 13 (entsprechend einer leichten<br />

bis wenig anstrengenden Belastung)<br />

angegeben. Die ursprünglich eingeführte<br />

Skala reichte von 1– 20. Es zeigte sich eine<br />

nichtlineare Beziehung des Anstrengungsempfindens<br />

zur Leistung, so dass die Skala<br />

von 6 – 20 geändert wurde. Diese Skala hat<br />

daneben die Eigenschaft, dass durch Multiplikation<br />

<strong>mit</strong> 10 die zugehörige Herzfrequenz<br />

unter dynamischer Belastung näherungweise<br />

bestimmt werden kann (Skalenwert x 10 =<br />

Herzfrequenz).<br />

Die „Borg-Skala“<br />

06 überhaupt keine Anstrengung<br />

07<br />

08 extrem locker<br />

09<br />

10 sehr locker<br />

11 locker<br />

12<br />

13 ein wenig anstrengend<br />

14<br />

15 anstrengend<br />

16<br />

17 sehr anstrengend<br />

18<br />

19 extrem anstrengend<br />

20 maximale Anstrengung


Schwitzen beim <strong>Sport</strong><br />

Schwitzen kann für etwa zwei Drittel der <strong>MS</strong>-Kranken sehr unangenehm sein. Der Körper<br />

reagiert <strong>mit</strong> einer Leistungsverschlechterung der Nervenfasern, die zu einer Verstärkung<br />

bestehender neurologischer Symptome führt („Pseudoschub“). Dieses vorübergehende,<br />

temperaturabhängige Verschlechterung nennt man Uhthoff-Phänomen (siehe Seite 32).<br />

Sie darf nicht <strong>mit</strong> einem echten <strong>MS</strong>-Schub verwechselt werden.<br />

Die Symptome gehen nach Abkühlung, zum Beispiel durch eine kühle Dusche oder eine<br />

spezielle Kühlweste, rasch zurück. Für <strong>MS</strong>-Kranke, die unter einem ausgeprägten Uhthoff-<br />

Phänomen leiden, sind <strong>Sport</strong>arten in kühlerer Umgebung, zum Beispiel Schwimmen, zu<br />

empfehlen.<br />

Trainingtipps<br />

• Beginnen Sie immer <strong>mit</strong> leichten Aufwärmübungen.<br />

• Halten Sie die Trainingseinheiten so kurz, dass Sie sich noch wohlfühlen.<br />

Sobald Sie müde werden, ruhen Sie sich aus.<br />

• Nach dem Training sollten Sie sich entspannen. Haben Sie sich nach einer St<strong>und</strong>e<br />

spätestens nicht erholt, haben Sie sich möglicherweise überanstrengt. Reduzieren<br />

Sie dann Ihr Trainingspensum entsprechend <strong>und</strong> sprechen Sie gegebenenfalls <strong>mit</strong><br />

Ihrem Arzt.<br />

• Trinken Sie ausreichend.<br />

• Halten Sie für den Fall der Überwärmung Kühlelemente bereit.<br />

• Vermeiden Sie körperliche Anstrengung im Freien bei hohen Außentemperaturen.<br />

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Die <strong>Sport</strong>gruppe – Körper <strong>und</strong> Seele kräftigen<br />

Beim <strong>Sport</strong> geht es nicht ausschließlich um die positiven Wirkungen auf den Körper. Vielmehr<br />

sollte man ihn auch dazu nutzen, soziale Kontakte zu knüpfen, Fre<strong>und</strong>schaften zu<br />

pflegen <strong>und</strong> neben den sportlichen Aktivitäten in der Gruppe auch sonst mehr am gesellschaftlichen<br />

Leben teilzunehmen. In der Gruppe ist es nicht so leicht, sich zurückzuziehen<br />

<strong>und</strong> einfach zu sagen: Ich habe keine Lust, heute mache ich mal nichts.<br />

Das heißt natürlich nicht, dass Sie sich übermäßig ehrgeizig zeigen müssen <strong>und</strong> dadurch<br />

überfordern. Dagegen hilft, wenn Sie den anderen in der Gruppe <strong>und</strong> auch den Trainern<br />

sagen, dass Sie <strong>MS</strong> haben <strong>und</strong> sie bitten, ein wenig darauf zu achten, dass Sie sich nicht<br />

zuviel zumuten oder verletzen.<br />

Das soziale Netzwerk, das in solchen <strong>Sport</strong>gruppen entsteht, hilft auch über manchen<br />

Tiefpunkt hinweg. Niemand ist jeden Tag in Topform, das gilt nicht nur für <strong>MS</strong>-Kranke.<br />

Ablenkung durch die <strong>Sport</strong>gruppe kann hier manchmal W<strong>und</strong>er wirken. Man kommt auf<br />

andere Gedanken, spricht auch über anderes als die Krankheit, hat Spaß <strong>und</strong> findet vielleicht<br />

auch jemanden <strong>mit</strong> dem man außer dem <strong>Sport</strong> noch andere Hobbys teilen kann.<br />

Wählen Sie nach Ihren Neigungen <strong>und</strong> Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit die <strong>Sport</strong>art<br />

<strong>und</strong> den <strong>Sport</strong>verein aus, der am besten zu Ihnen passt. Wenn Sie keine oder nur geringe<br />

Einschränkungen haben, kann es ein ganz normaler Verein sein, ansonsten bieten sich die<br />

vielfältigen Möglichkeiten des Behindertensports an.<br />

Gr<strong>und</strong>lage der nicht-medikamentösen Therapie bei <strong>MS</strong> sind die Physiotherapie <strong>und</strong> die<br />

Ergotherapie, die vor allem bei Bewegungsstörungen zum Einsatz kommen. Daneben können<br />

für jede Art der Störung auch bestimmte <strong>Sport</strong>arten besonders gut geeignet sein.


Grenzen erkennen <strong>und</strong> respektieren –<br />

worauf sollte ich achten?<br />

Hier möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick über die verschiedenen <strong>Sport</strong>arten geben.<br />

Wichtig ist, dass Sie die Übungen richtig lernen, um Fehl- oder Überbelastungen zu vermeiden.<br />

Entsprechende Kurse werden von der VHS, <strong>Sport</strong>vereinen oder Physiotherapeuten<br />

angeboten.<br />

Aerobic<br />

Aerobic stärkt das gesamte Herz-Kreislaufsystem <strong>und</strong> die da<strong>mit</strong><br />

verb<strong>und</strong>ene Ausdauer. Die rhythmische Musik motiviert <strong>und</strong> das<br />

<strong>Sport</strong>treiben im Team macht noch mal so viel Spaß. Die Auswahl<br />

des Kurses sollte vom persönlichen Fitness-Niveau abhängig gemacht<br />

werden.<br />

Bergwandern / Wandern<br />

Bergwandern ist ein <strong>Sport</strong>, bei dem weder Körper noch Seele zu<br />

kurz kommen. Dabei werden Muskeln aller Körperpartien beansprucht<br />

<strong>und</strong> das Herz- <strong>und</strong> Kreislaufsystem gestärkt. Untrainierte<br />

Menschen sollten <strong>mit</strong> dem Flachlandwandern beginnen <strong>und</strong><br />

sich langsam bis hin zum richtigen Bergwandern im Mittel- <strong>und</strong><br />

Hochgebirge steigern.<br />

Bogenschießen<br />

Dies ist ein <strong>Sport</strong>, der auch sehr gut von Rollstuhl-Fahrern ausgeübt<br />

werden kann. Insbesondere werden die Muskulatur des<br />

Oberkörpers <strong>und</strong> die Koordination trainiert, dazu kognitive Fähigkeiten<br />

wie Konzentration <strong>und</strong> Aufmerksamkeit. Bogenschießen<br />

wird auch von zahlreichen Reha-Kliniken angeboten.<br />

Feldenkrais<br />

Mit dem ganzheitlichen Bewegungskonzept sollen vor allem die<br />

Bewegungsabläufe bewusst gemacht <strong>und</strong> optimiert werden. Das<br />

verbesserte Körpergefühl führt auch zu innerer Harmonie <strong>und</strong><br />

mehr Selbstvertrauen sowie Lebensqualität. Die Methode ist als<br />

alternative Therapie anerkannt <strong>und</strong> auch für Menschen <strong>mit</strong> ausgeprägten<br />

Behinderungen geeignet.<br />

19


20<br />

Fitness-Studio<br />

Besonders für das Krafttraining bietet sich ein regelmäßiges<br />

Training im Fitness-Studio an. Achten Sie darauf, dass dort speziell<br />

ausgebildete Trainer ein für Sie angemessenes Trainingsprogramm<br />

ausarbeiten <strong>und</strong> auch darauf, dass Sie sich nicht<br />

überbelasten. Lassen Sie sich unbedingt vorher von Ihrem Physiotherapeuten<br />

beraten.<br />

Golf<br />

Golfen ist nicht nur deshalb so vorteilhaft, weil man sich ausdauernd<br />

an der frischen Luft bewegt, sondern auch weil es sich<br />

positiv auf so genannte kognitive Störungen (Nachlassen der<br />

Aufmerksamkeit, Konzentration, Gedächtnis) auswirkt. Voraussetzung<br />

ist die Gehfähigkeit, bei leichteren Gehstörungen kann man<br />

<strong>mit</strong> Hilfe eines Caddies trotzdem Golfen.<br />

Gymnastik<br />

Selbst bei körperlichen Beeinträchtigungen kann hier jeder Bewegungsmöglichkeiten<br />

finden, von gymnastisch-tänzerischen<br />

Übungen bis hin zu zweckgymnastischen Trainingsformen. Man<br />

kann die Beweglichkeit erhalten <strong>und</strong> verbessern, Haltungsaufbau<br />

<strong>und</strong> Körperkontrolle entwickeln, Koordinationsfähigkeit (z. B.<br />

Gleichgewicht, Bewegungskopplung, Rhythmus), Kraft <strong>und</strong> Ausdauer<br />

trainieren.<br />

Inlineskating<br />

Mit dem Inlineskating werden Kraft, Ausdauer <strong>und</strong> Koordination<br />

nachhaltig gefördert. Die harmonischen Bewegungsabläufe schonen<br />

Gelenke <strong>und</strong> trainieren optimal die Bein- <strong>und</strong> Gesäßmuskulatur.<br />

Ein <strong>Sport</strong> für die ganze Familie.<br />

Kanufahren / Rudern<br />

Kanufahren/Rudern bietet Ges<strong>und</strong>en wie Behinderten die Gelegenheit,<br />

sich je nach Leistungsvermögen fit zu halten <strong>und</strong> in<br />

selbst bestimmtem Tempo <strong>Sport</strong> zu treiben. Nahezu alle Muskelgruppen<br />

werden aktiviert. In kaum einer anderen <strong>Sport</strong>art<br />

werden gleichzeitig so gut Ausdauer, Koordination, Kreislauf <strong>und</strong><br />

Kraft trainiert.


Laufen / Walking / Nordic Walking<br />

Da das Tempo beim Laufen beliebig variiert werden kann <strong>und</strong><br />

auch ein gemächliches Tempo Trainingseffekte bringt, lässt sich<br />

der Laufsport gut an das jeweilige Leistungsniveau anpassen. Das<br />

sportliche Gehen (Walking) ist als Einstiegssportart für Untrainierte<br />

<strong>und</strong> Übergewichtig geeignet. Walking hat gegenüber dem<br />

Laufen den Vorteil, dass die Belastungen für den Rücken sowie<br />

die Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenke wesentlich geringer sind. Beim Nordic<br />

Walking wird der Rhythmus beim Gehen durch Stöcke unterstützt<br />

<strong>und</strong> auch die Oberkörpermuskeln beim Gehen trainiert.<br />

Qigong<br />

Dahinter steht die Lehre des ungehinderten Energieflusses im<br />

Körper, ein zentraler Gedanke der traditionellen chinesischen<br />

Medizin. Qigong kann sehr gut als Vorbereitung auf die Übungen<br />

des Tai Chi eingesetzt werden. Ziel ist die allgemeine Stärkung<br />

der Selbstheilungskräfte durch eine harmonische Verbindung von<br />

Aufmerksamkeit, Atmung <strong>und</strong> langsamen, fließenden Bewegungen.<br />

Rad fahren<br />

Rad fahren steigert rasch die Gr<strong>und</strong>fitness <strong>und</strong> kräftigt die Lunge<br />

sowie das Herz-Kreislaufsystem. Der Stütz- <strong>und</strong> Bewegungsapparat,<br />

insbesondere die Fuß-, Hüft- <strong>und</strong> Kniegelenke, werden auf<br />

dem Fahrrad kaum belastet. Deshalb ermöglicht das Radfahren<br />

auch dann ein freizeitsportliches Training, wenn Ihre Beweglichkeit<br />

eingeschränkt sein sollte.<br />

Reiten, therapeutisches Reiten („Hippotherapie“)<br />

Beim Reiten wird der ganze Körper aktiv <strong>und</strong> es entsteht eine<br />

Wechselbeziehung zwischen Reiter <strong>und</strong> Pferd. Die Hippotherapie<br />

dagegen ist eine Form der Physiotherapie, bei der speziell geschulte<br />

Pferde eingesetzt werden. Der Patient liegt meist auf dem<br />

Rücken des Pferdes <strong>und</strong> ist selbst nicht aktiv. Die Übertragung der<br />

Bewegungsimpulse des Pferdes auf den Körper des Patienten soll<br />

vor allem das Körpergefühl verbessern.<br />

21


22<br />

Schwimmen <strong>und</strong> Wassertherapie<br />

Bewegung im Wasser fällt oftmals leichter, weil durch den Auftrieb<br />

das Körpergewicht verringert wird <strong>und</strong> die Muskulatur<br />

trotzdem trainiert wird. Allerdings kann der Auftrieb eventuell<br />

die Spastik verstärken, so dass Bewegungen zunehmend schwerfallen.<br />

Achten Sie auch auf die Wassertemperatur. Ideal ist warmes<br />

Wasser bis 30 °C, bei ausgeprägtem Uhthoff-Phänome<br />

sollte es nicht wärmer als 28 °C sein.<br />

Tanzen<br />

Tanzsport ist mehr als tänzerische Bewegung zu Musik.<br />

Tanzsport dient der Ausdauer <strong>und</strong> da<strong>mit</strong> der gesamten Fitness.<br />

Zudem fördert er die Koordinationsfähigkeit sowie die Gedächtnisleistung.<br />

Tai Chi<br />

Diese auch „Schattenboxen“ genannte Form der chinesischen<br />

Kampfkunst hat sich inzwischen zu eher meditativ geprägten<br />

Bewegungsübungen gewandelt. Mit meist stark verlangsamten,<br />

fließenden Bewegungsabläufen werden so genannte „Bilder“<br />

dargestellt. Vor allem in Asien ist es ein Volksport, der als Frühsport<br />

oft im Freien ausgeübt wird.<br />

Yoga<br />

Yoga ist ursprünglich eine indische Philosophie, bei der <strong>mit</strong> Hilfe<br />

verschiedener meditativer <strong>und</strong> körperlicher Übungen Körper <strong>und</strong><br />

Seele in Einklang gebracht werden. Es gibt verschiedene Formen<br />

des Yoga, von denen wir hier die mehr körperlich orientierten<br />

Aspekte berücksichtigen. Die Übungen werden in einem ruhigen<br />

Raum, eventuell <strong>mit</strong> leiser Entspannungsmusik <strong>und</strong> in bequemer<br />

Kleidung durchgeführt.


Welche <strong>Sport</strong>art für welches Symptom?<br />

Spastik<br />

Ataxie<br />

Paresen<br />

Tremor<br />

Fatigue<br />

Kognitive<br />

Symptome<br />

Erhöhte Muskelspannung, die durch fehlerhafte Übertragung der Nervenimpulse<br />

aus den geschädigten Nerven auf die Muskulatur entsteht.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> stehen Dehnübungen, passives <strong>und</strong> aktives Bewegen, Übungen<br />

zur Verbesserung des Gleichgewichts <strong>und</strong> der Koordination.<br />

Geeignete <strong>Sport</strong>arten sind u.a. Tanzen, Aerobic, Walking, Yoga, Tai Chi, Schwimmen,<br />

Reiten, Golf.<br />

Störungen der Feinmotorik <strong>und</strong> der Bewegungskoordination, zum Beispiel beim<br />

Schreiben, Essen usw. Diese sind abhängig von der Tagesform des Patienten.<br />

Trainiert werden insbesondere rhythmische Bewegungen, Koordination, Gleichgewicht,<br />

Ausdauer, Kraft für Rumpf <strong>und</strong> Arme.<br />

Geeignete <strong>Sport</strong>arten sind u.a. Nordic Walking, Tanzen, Gymnastik, Schwimmen,<br />

Reiten, Bogenschießen, Tai Chi, Yoga, Kanufahren <strong>und</strong> Golf.<br />

Lähmungserscheinungen in einzelnen oder mehreren Extre<strong>mit</strong>äten.<br />

Hier wird besonderer Wert auf die Kräftigung der Rumpfmuskulatur <strong>und</strong> der Arme<br />

gelegt, außerdem auch auf Bewegungskoordination <strong>und</strong> Gleichgewichtstraining.<br />

Geeignete <strong>Sport</strong>arten sind Aerobic, Bogenschießen, Nordic Walking, Schwimmen,<br />

Golf, Yoga, Tai Chi <strong>und</strong> Reiten.<br />

Ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Zittern, überwiegend der Hände.<br />

Tritt meist bei gezielten Bewegungen auf, zum Beispiel wenn man ein Glas greifen<br />

möchte.<br />

Tremor ist leider durch <strong>Sport</strong> kaum zu verbessern. Es gibt Hinweise, dass Tauchen<br />

eine positive Wirkung haben könnte.<br />

Überdurchschnittliche Ermüdbarkeit bei körperlicher oder geistiger Aktivität.<br />

Trainiert werden soll vor allem die Ausdauer.<br />

Geeignete <strong>Sport</strong>arten sind alle Ausdauersportarten wie z.B. Aerobic, Wandern,<br />

Inlineskating, Nordic Walking <strong>und</strong> Schwimmen.<br />

Störung höherer geistiger Leistungen wie Konzentration, Aufmerksamkeit <strong>und</strong><br />

Gedächtnis.<br />

Trainiert werden kann vor allem die Konzentration.<br />

Geeignete <strong>Sport</strong>arten sind u.a. Aerobic, Feldenkrais, Qigong, Tai Chi, Yoga,<br />

Bogenschießen <strong>und</strong> Golf.<br />

23


24<br />

<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Reisen</strong><br />

Verreisen Sie gerne <strong>mit</strong> der Familie? Lernen Sie gerne fremde Länder <strong>und</strong> Kulturen kennen?<br />

Möchten Sie einen sportlichen Aktivurlaub machen oder mal was ganz Neues erleben?<br />

Einmal raus aus dem Alltag?<br />

Und Sie glauben, dass das jetzt vorbei ist? Nein, ganz <strong>und</strong> gar nicht. <strong>Reisen</strong>, auch Auslandsreisen<br />

<strong>und</strong> spannender Erlebnisurlaub sind auch trotz Ihrer Krankheit weiter möglich.<br />

Wie bei allen anderen Aktivitäten müssen Sie sich dabei nur auf Ihre Leistungsfähigkeit<br />

einstellen <strong>und</strong> ein paar Regeln beachten. Unterstützung bei der Auswahl des Urlaubsortes<br />

<strong>und</strong> der Gestaltung des Urlaubs finden Sie an verschiedensten Stellen, die wir Ihnen hier<br />

vorstellen möchten.<br />

Genießen Sie den Urlaub, gönnen Sie sich <strong>und</strong> Ihrer Familie eine erholsame <strong>und</strong><br />

anregende Alternative zum Alltag!<br />

<strong>MS</strong> – Kein Gr<strong>und</strong> auf Urlaub zu verzichten<br />

Das Wichtigste, das bei <strong>Reisen</strong> zu beachten ist: die richtige Vorbereitung. Dann kann ein<br />

Urlaub im In- <strong>und</strong> Ausland zum ungetrübten Genuss werden! Last-minute-<strong>Reisen</strong> sind<br />

eher ungünstig, weil nicht genügend Zeit für eine gute Vorbereitung bleibt.<br />

Bei der Urlaubsplanung denken Sie zunächst nicht an Ihre Krankheit, sondern an Ihre<br />

Wünsche <strong>und</strong> Ziele. Einmal in das quirlige Leben einer fremden Großstadt eintauchen?<br />

Oder eine Studienreise in das antike Griechenland? Oder doch lieber eine Fernreise zu<br />

w<strong>und</strong>erschönen Stränden <strong>und</strong> exotischen Landschaften?<br />

Überlegen Sie, was Sie gerne unternehmen möchten <strong>und</strong> suchen Sie dann nach Möglichkeiten,<br />

diesen Traum zu verwirklichen. Umfangreiche Hinweise zu den verschiedensten<br />

Urlaubsarten, seien es Flug-, Bus- oder Schiffsreisen, individuell geplanter Urlaub <strong>mit</strong> der<br />

Familie oder Studienreisen finden Sie unter anderem auf den Internetseiten für <strong>MS</strong>-Kranke<br />

www.ms-<strong>und</strong>-ich.de, www.dmsg.de, www.reisen-ohne-barrieren.eu<br />

Bevor Sie die Reise endgültig planen, sollten Sie Rücksprache <strong>mit</strong> Ihrem Arzt halten. Er<br />

kann Ihnen wertvolle Hinweise zu Vorsichtsmaßnahmen <strong>und</strong> eventuell notwendigen<br />

Schutzimpfungen geben.


25<br />

<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Reisen</strong>


26<br />

Das ideale Urlaubsziel<br />

Das „ideale“ Urlaubsziel sieht für jeden anders aus. Denn jeder hat seine individuellen<br />

Vorlieben <strong>und</strong> Bedürfnisse. Doch sollten Sie bei der Planung bestimmte Kriterien beachten,<br />

die der von Ihnen gewählte Urlaubsort erfüllen sollte. Eine Übersicht der wichtigsten<br />

Punkte geben wir Ihnen hier.<br />

Das Klima<br />

Falls Sie zu den Patienten gehören, die Hitze nicht gut vertragen,<br />

dann sollten Sie einen Urlaub an Nord- <strong>und</strong> Ostsee vorziehen oder<br />

eine Reise in heiße Länder lieber für die kühlere Jahreszeit planen.<br />

In allen Reisekatalogen finden Sie Graphiken zur Temperaturverteilung<br />

über das ganze Jahr <strong>und</strong> Hinweise auf die beste Reisezeit.<br />

Meiden Sie tropische Länder <strong>mit</strong> hoher Luftfeuchtigkeit <strong>und</strong> hoher<br />

Lufttemperatur.


Ärztliche Versorgung am Urlaubsort<br />

Erk<strong>und</strong>igen Sie sich rechtzeitig, ob <strong>MS</strong>-erfahrene Ärzte vor Ort sind. Bei Auslandsreisen<br />

kann es auch wichtig sein, deutschsprachige Ärzte als Ansprechpartner bei ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Problemen zu haben, wenn Sie die Landessprache nicht beherrschen. Erlaubt es<br />

Ihr Ges<strong>und</strong>heitszustand, können Sie natürlich auch R<strong>und</strong>reisen ohne besondere ärztliche<br />

Betreuung machen. Ganz auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie eine Reise buchen, die<br />

speziell für Behinderte organisiert wird.<br />

Anreise<br />

Kürzere Strecken können gut <strong>mit</strong> Bus oder Auto<br />

bewältigt werden. Auf längeren Strecken kann unter<br />

Umständen die Bahn das bessere Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />

sein, weil Sie sich dort auch einmal bewegen können<br />

oder das Flugzeug, weil sich dann die Dauer der Anreise<br />

erheblich verkürzt. Die Bahn <strong>und</strong> viele Deutsche<br />

Fluggesellschaften bieten einen speziellen Begleit-<br />

<strong>und</strong> Transportservice für Behinderte. Fragen Sie Ihren<br />

Reiseveranstalter.<br />

Urlaubsprogramm<br />

Gestalten Sie Ihr Programm nach Ihren Interessen <strong>und</strong> Ihrer individuellen Belastbarkeit.<br />

Denken Sie daran, dass der Körper, vor allem nach längerer Anreise in Länder <strong>mit</strong> anderen<br />

klimatischen Bedingungen, eine gewisse Zeit benötigt, sich umzustellen. Planen Sie deshalb<br />

in den ersten Tagen des Urlaubs keine zu anstrengenden Unternehmungen ein. Auch<br />

nach Anpassung an das Klima ist es notwendig, dass<br />

Sie Ruhepausen einplanen. Verhalten Sie sich dann<br />

genauso wie zu Hause, wenn Sie körperlich aktiv<br />

sind.<br />

Krankheiten, Impfungen<br />

Vor allem bei <strong>Reisen</strong> in die Tropen muss man auf<br />

einen ausreichenden Impfschutz achten. Über die<br />

für die einzelnen Länder notwendigen Schutzimpfungen<br />

<strong>und</strong> den Zeitraum den Sie dafür vor der Reise<br />

einplanen müssen, berät Sie Ihr Arzt oder das Ges<strong>und</strong>heitsamt. Beachten Sie bitte, dass<br />

Schutzimpfungen nicht während eines akuten Schubes oder einer Kortisonbehandlung<br />

durchgeführt werden sollen.<br />

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28<br />

Mit Medikamenten unterwegs<br />

Ernährung, Infektionsrisiken<br />

Vor allem in südlichen <strong>und</strong> besonders in tropischen Ländern gilt<br />

der Spruch „peel it, wash it or leave it“. Das heißt, essen Sie nichts,<br />

was Sie weder schälen noch gründlich waschen können. Seien Sie<br />

vorsichtig bei fremden Speisen <strong>und</strong> probieren Sie erst, was Sie gut<br />

vertragen.<br />

Durchfallerkrankungen können den ganzen Urlaub verderben,<br />

denken Sie also daran, geeignete Medikamente dagegen <strong>mit</strong>zunehmen<br />

(nach Rücksprache <strong>mit</strong> dem Arzt). Achten Sie auf das<br />

Wasser, das nur in wenigen Ländern so gut auf Krankheitskeime<br />

kontrolliert wird wie in Deutschland. Trinken Sie nur Wasser aus<br />

gut verschlossenen Flaschen <strong>und</strong> nehmen Sie dies auch zum Zähneputzen.<br />

Lassen Sie sich keine Eiswürfel in die Getränke geben!<br />

Die Langzeittherapie muss auch im Urlaub unbedingt fortgesetzt werden. Spritzen, Kanülen,<br />

Medikamente, Tupfer <strong>und</strong> Desinfektions<strong>mit</strong>tel sollten <strong>MS</strong>-Patienten von zu Hause<br />

<strong>mit</strong>nehmen. Die Medikamente müssen kühl gelagert werden, deshalb sollte die Kühlkette<br />

im Zug, Flugzeug, Hotel usw. sichergestellt werden. Viele Fluggesellschaften bieten inzwischen<br />

einen speziellen Service für diese Medikamente. Für unterwegs gibt es spezielle<br />

Kühltaschen, im Hotel tut es aber auch die Minibar oder ein Kühlschrank.<br />

Während einer Flugreise sollten die Medikamente, Spritzen <strong>und</strong><br />

Kanülen im Handgepäck bleiben <strong>und</strong> auf keinen Fall <strong>mit</strong> dem<br />

Gepäck aufgegeben werden, weil im Gepäckraum des Flugzeugs<br />

die Gefahr des Einfrierens besteht. Das kann die Medikamente<br />

unwirksam machen. Auch bei einem Verlust des Gepäcks gingen<br />

die wichtigen Präparate <strong>mit</strong> verloren.<br />

Seit dem 11. September 2001 sind überall strengere Flughafenkontrollen<br />

eingeführt worden, besonders in den USA. Eine Bescheinigung<br />

(Therapiepass) über die medizinische Notwendigkeit


der <strong>mit</strong>geführten Medikamente (am besten auf Eng lisch) <strong>und</strong> eine vom Neurologen abgestempelte<br />

Zollerklärung, sollte jederzeit griffbereit zur Verfügung stehen.<br />

Der <strong>EXTRACARE</strong>®-Service hält mehrsprachige vorbereitete Zollbescheinigungen bereit, die<br />

vorgelegt werden können. Diese muss der Arzt nur noch unterschreiben <strong>und</strong> abstempeln.<br />

Da<strong>mit</strong> dürfen Medikamente, Kanülen <strong>und</strong> Spritzen auch <strong>mit</strong> ins Flugzeug. Je nach Flughafen<br />

gibt es doch viele Einzelbestimmungen, deshalb kann es sich lohnen, vorsorglich<br />

vorher anzufragen.<br />

29


30<br />

Die wichtigsten Tipps für Auslandsreisen<br />

Einige wichtige Dinge, an Sie denken sollten:<br />

Reiseapotheke<br />

Impfungen<br />

Dokumente<br />

Hilfs<strong>mit</strong>tel<br />

Versicherungen<br />

Kleidung<br />

Besorgen Sie sich rechtzeitig alle Medikamente, die sie für den geplanten<br />

Reisezeitraum benötigen. <strong>MS</strong>-Medikamente gehören immer in ausreichender<br />

Menge ins Handgepäck!<br />

Außerdem: Elektrolytgetränke bzw. -tabletten, nach Absprache <strong>mit</strong> dem<br />

Arzt Schmerz<strong>mit</strong>tel <strong>und</strong> Tabletten gegen Durchfall <strong>und</strong> Reisekrankheit<br />

Insektenspray, Pflaster, bei längeren Flug- oder Busreisen Thromboseprophylaxe<br />

<strong>mit</strong> Kompressionsstrümpfen<br />

Sind alle erforderlichen Impfungen <strong>und</strong> ggf. eine Malariaprophylaxe<br />

gemacht?<br />

Reisepass bzw. Personalausweis, Tickets, ggf. Blutgruppenausweis, Europäischer<br />

Notfallausweis, Behindertenausweis (Kopien von allen Dokumenten<br />

getrennt voneinander aufbewahren)<br />

Mehrsprachige ärztliche Bescheinigung (<strong>mit</strong> Stempel <strong>und</strong> Unterschrift)<br />

über alle benötigten Medikamente <strong>und</strong> Gegenstände, z. B. Spritzen (gibt es<br />

als Vordruck u. a. beim Extracare-Service, Auswärtigen Amt oder ADAC)<br />

Beipackzettel aller Medikamente<br />

Ggf. vorab Genehmigung zur Einfuhr einholen. Die Bestimmungen variieren<br />

von Land zu Land <strong>und</strong> betreffen vor allem starke Schmerz<strong>mit</strong>tel (Opiate),<br />

Beruhigungs<strong>mit</strong>tel <strong>und</strong> Psychopharmaka. Informationen beim Auswärtigen<br />

Amt <strong>und</strong> beim Zoll<br />

Kühlelemente oder Kühlweste, Miniventilatoren, Gehstock bzw. Gehhilfe,<br />

kleiner Klappsitz, ggf. Rollator, Essbesteck etc.<br />

Unbedingt zu empfehlen sind eine Auslands-Krankenversicherung <strong>und</strong> eine<br />

Reiserücktrittsversicherung. Für den Fall eines Schubes im Urlaub ist vorab<br />

<strong>mit</strong> der (Auslands-)Krankenversicherung im Detail<br />

zu klären, welche Kosten übernommen werden.<br />

Packen Sie vor allem leichte, luftdurchlässige Kleidungsstücke ein,<br />

die Sie bei Bedarf in mehreren Schichten übereinander tragen können.<br />

Bequeme, leichte Schuhe <strong>und</strong> dünne Regenbekleidung


Impfungen – Risiken <strong>und</strong> Nutzen<br />

In der Vergangenheit gab es immer wieder Befürchtungen, dass durch bestimmte Impfungen,<br />

wie zum Beispiel gegen Hepatitis B, ein <strong>MS</strong>-Schub ausgelöst werden könnte. Neueste<br />

Studienergebnisse zeigen sogar eine möglicherweise schützende Wirkung durch die<br />

Impfungen.<br />

Welche Impfungen Sie benötigen, hängt von dem jeweiligen<br />

Land ab, in das Sie reisen möchten. Informationen<br />

dazu bekommen Sie entweder beim Ges<strong>und</strong>heitsamt,<br />

beim Paul-Ehrlich-Institut oder bei einem<br />

Tropenmedizinischen Institut. Die Adressen finden<br />

Sie auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft<br />

für Tropenmedizin, die auch viele Informationen zu<br />

empfohlenen Impfungen <strong>und</strong> eine Malariakarte bietet.<br />

Besprechen Sie mögliche Impfungen <strong>und</strong> deren<br />

Nebenwirkungen auf alle Fälle <strong>mit</strong> Ihren Arzt.<br />

Wie verhalte ich mich bei extremer Hitze?<br />

Sicher kennen Sie das aus dem Sommer der Fußballweltmeisterschaft: Wochenlange<br />

Hitze, auch nachts kaum Abkühlung. Das macht selbst einem ges<strong>und</strong>en Organismus zu<br />

schaffen. Ganz besonders haben aber <strong>MS</strong>-Kranke darunter zu leiden. Über das Uhthoff-<br />

Phänomen haben wir bereits im Kapitel „<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>“ gesprochen. Es ist sehr wichtig,<br />

diese temperaturabhängige Verschlechterung der Nervenfunktion von einem echten <strong>MS</strong>-<br />

Schub zu unterscheiden.<br />

Kennzeichnend für das Uhthoff-Phänomen ist, dass<br />

es nur bei hohen Außentemperaturen, körperlicher<br />

Überanstrengung oder fiebrigen Infekten auftritt.<br />

Die Symptome können denen eines <strong>MS</strong>-Schubs ähneln,<br />

also zum Beispiel als Sehstörungen, Müdigkeit,<br />

Lähmungen, Muskelsteifigkeit oder Koordinationsstörungen<br />

in Erscheinung treten. Deshalb wird dieses<br />

Phänomen auch als „Pseudoschub“ bezeichnet.<br />

Gewöhnlich klingen die Beschwerden nach Abkühlung<br />

innerhalb von wenigen St<strong>und</strong>en ab.<br />

31


32<br />

Wenn die Symptome plötzlich auftreten, intensiver werden oder länger als 24 St<strong>und</strong>en<br />

anhalten, dann kann es sich um einen echten <strong>MS</strong>-Schub handeln!<br />

Die Unterscheidung ist vor allem deshalb so wichtig, weil ein echter Schub <strong>mit</strong> Kortison-<br />

Präparaten behandelt werden muss, während diese beim „Pseudoschub“ gar nicht helfen,<br />

da es sich nicht um eine akute Entzündung des Zentralnervensystems handelt.<br />

Das Uhthoff-Phänomen<br />

Wenn Sie zu den hitzeempfindlichen Patienten gehören, dann sollten Sie folgende Regeln<br />

beachten:<br />

• Meiden Sie den Aufenthalt in zu warmer Umgebung, zum<br />

Beispiel Sauna, Thermalbäder, lange Sonnenbäder, überhitzte<br />

Räume.<br />

• Meiden Sie eine Überhitzung des Körpers durch zu starke<br />

körperliche Aktivität. Verlegen Sie diese lieber in die kühleren<br />

Morgen- oder Abendst<strong>und</strong>en.<br />

• Halten Sie sich bei hohen Außentemperaturen lieber in<br />

kühleren Räumen auf.<br />

• Tragen Sie helle Baumwollbekleidung <strong>und</strong> legen Sie sich<br />

eventuell ein kühles, feuchtes Handtuch in den Nacken.<br />

• <strong>Reisen</strong> Sie nicht in Länder <strong>mit</strong> zu großen Temperaturunterschieden.<br />

• Nehmen Sie bei fiebrigen Infekten rechtzeitig fiebersenkende<br />

Medikamente ein (nach Rücksprache <strong>mit</strong> dem Arzt).<br />

• Trinken Sie ausreichend.


Letztendlich müssen Sie selbst herausfinden, wo Ihre Belastungsgrenzen sind. Diese können<br />

individuell sehr unterschiedlich sein. Sollte es aber dennoch einmal zu einem „Pseudoschub“<br />

kommen, dann helfen abkühlende Maßnahmen:<br />

• Kühle Dusche oder Fußbad, kühles Wasser über die Handgelenke laufen lassen.<br />

Eiswürfel auf die Stirn oder in den Nacken (Vorsicht! Nicht zu lange, da es sonst<br />

zu Erfrierungen kommen kann).<br />

• Bei vermehrter Spastik: gelgefüllte Kühlelemente oder Kühlwesten. Bei tiefgefrorenen<br />

Kühlakkus: in ein Handtuch einwickeln <strong>und</strong> nur kurz auflegen, da Erfrierungsgefahr.<br />

• Reichlich kühle Getränke wie Wasser, Saftschorlen, Kräuter- oder Früchtetees.<br />

Kein Kaffee oder Alkohol!<br />

33


34<br />

Weiterführende Literatur<br />

<strong>Freizeit</strong> <strong>und</strong> <strong>Reisen</strong><br />

www.natko.de<br />

Nationale Koordinationsstelle Tourismus für Alle e. V.<br />

Angebot r<strong>und</strong> um das Thema „Barrierefreies <strong>Reisen</strong>“.<br />

www.deutschland-tourismus.de<br />

Gibt Tipps für barrierefreies <strong>Reisen</strong> in Deutschland.<br />

www.reisen-ohne-barrieren.eu<br />

Sie finden hier barrierefreie Reiseziele nicht nur in Deut schland, sondern auch in<br />

vielen interessanten Urlaubsländern in Europa <strong>und</strong> in Übersee.<br />

www.bsk-ev.org<br />

Interessante Reiseinformationen <strong>und</strong> -angebote vom B<strong>und</strong>esverband<br />

Selbsthilfe Körperbehinderter e. V.<br />

www.rollstuhl-urlaub.de<br />

Auf diesen Seiten finden Sie rollstuhlgerechte <strong>und</strong> behindertenfre<strong>und</strong>liche Urlaubsquartiere.<br />

Handicapped-<strong>Reisen</strong> Deutschland<br />

Reiseführer für Menschen <strong>mit</strong> Behinderung. Escales-Verlag;<br />

23 Auflage, Ausgabe 2012, ISBN: 978-3-9813233-2-0<br />

Anschriften für Impfinformationen<br />

www.rki.de<br />

Robert Koch Institut: Auf dieser Seite finden Sie aktuelle Empfehlungen der Ständigen Impfkommission.<br />

www.dtg.org<br />

Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Deutsche Gesellschaft für<br />

Tropenmedizin <strong>und</strong> Internationale Ges<strong>und</strong>heit (DTG) e. V., Info Service,<br />

Postfach 40 04 66, 80704 München, Telefon 089 2180-3830<br />

www.pei.de<br />

Paul-Ehrlich-Institut: Multiple Sklerose <strong>und</strong> Impfungen.<br />

Paul-Ehrlich-Institut, Paul-Ehrlich-Straße 51–59, 63225 Langen, Telefon 0610377-0<br />

www.auswaertiges-amt.de<br />

Auswärtiges Amt: Informationen zu Einreise- <strong>und</strong> Zollbestimmungen, Klima,<br />

Schutzimpfungen <strong>und</strong> Sicherheit


<strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Bewegung<br />

„<strong>MS</strong> <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>“<br />

Diese Broschüre des D<strong>MS</strong>G B<strong>und</strong>esverbandes hält praktische Tipps für Fitness <strong>und</strong><br />

körperliches Wohlbefinden bereit.<br />

„Entspannung – Harmonie durch Bewegung“<br />

In dieser Broschüre des D<strong>MS</strong>G B<strong>und</strong>esverbandes werden die Therapiekonzepte Feldenkrais,<br />

Eutonie <strong>und</strong> Qigong vorgestellt <strong>und</strong> ausführlich erläutert.<br />

„Bewegungstraining bei Multipler Sklerose“<br />

dmv – Deutscher Medizin Verlag;<br />

Münster 2009, ISBN 978-3-936525-50-2<br />

www.sportproges<strong>und</strong>heit.de<br />

Informationen r<strong>und</strong> um das Thema Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> <strong>Sport</strong>.<br />

www.dbs-npc.de<br />

Deutscher Behindertensportverband e. V.: Informationen über mögliche <strong>Sport</strong>arten,<br />

Vereine <strong>und</strong> Verbände.<br />

www.bsnw.de<br />

Behinderten-<strong>Sport</strong>verband Nordrhein-Westfalen e. V.: Neues <strong>und</strong> Wissenswertes zum Reha- <strong>und</strong><br />

Behindertensport.<br />

„Innere Ruhe finden“<br />

Eine Broschüre der D<strong>MS</strong>G zum Thema Progressive Muskelentspannung,<br />

Klangschalen <strong>und</strong> Spiritualität.<br />

Allgemeine Informationen<br />

www.msif.org<br />

Internationale Multiple Sklerose Gesellschaft bietet unabhängige Information von<br />

<strong>MS</strong>-Experten aus der ganzen Welt.<br />

www.handicap-info.de<br />

Alles r<strong>und</strong> um das Thema <strong>Reisen</strong>, <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> Handicap.<br />

www.dmsg.de<br />

Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft, B<strong>und</strong>esverband e. V.,<br />

Küsterstr. 8, 30519 Hannover, Telefon 0511 96834-0<br />

Wir wünschen Ihnen, Ihrer Familie <strong>und</strong> Ihren Fre<strong>und</strong>en nun noch alles Gute <strong>und</strong> viel<br />

Freude bei der erfolgreichen Gestaltung einer abwechslungsreichen <strong>und</strong> erfüllten<br />

<strong>Freizeit</strong>.<br />

35<br />

Weiterführende Literatur


Weitergehende Informationen<br />

finden Sie im Internet unter:<br />

www.ms-<strong>und</strong>-ich.de<br />

Falls Sie Fragen haben, steht Ihnen unser<br />

Berater-Team gerne zur Verfügung.<br />

<strong>EXTRACARE</strong>-Servicehotline:<br />

0 800-987 00 08<br />

(gebührenfrei<br />

Mo. bis Fr. von 8.30 bis 18.30 Uhr)<br />

<strong>EXTRACARE</strong>-Sevicecenter:<br />

info@extracare.de<br />

Novartis Pharma GmbH<br />

90327 Nürnberg<br />

www.novartis.de<br />

06 / 2012 312027

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