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kultur<br />
Please don’t slam<br />
the door.<br />
Man bleibt stilecht im<br />
English Theatre Frankfurt.<br />
Bis ins Detail.<br />
Auf <strong>de</strong>m Weg zur Bühne<br />
muss man durch so<br />
manche Tür und je<strong>de</strong> ist<br />
fein säuberl<strong>ic</strong>h in englischer<br />
Sprache beschriftet.<br />
Wo will man auch die<br />
Grenze ziehen?<br />
„A P<strong>ic</strong>asso“, 2008<br />
<strong>Das</strong> größte englischsprachige Theater auf <strong>de</strong>m europäischen Festland zu sein, verpfl<strong>ic</strong>htet gera<strong>de</strong>zu zu dieser Detailtreue. Und<br />
als man 1997 mit <strong>de</strong>r Planung begann, mit <strong>de</strong>m Traditionsunternehmen von <strong>de</strong>r Kaiserstraße in <strong>de</strong>n Neubau <strong>de</strong>r Dresdner Bank<br />
an <strong>de</strong>r Gallusanlage umzuziehen, taten s<strong>ic</strong>h enorme Chancen auf. Zwar liegen die Eingänge <strong>de</strong>s alten und <strong>de</strong>s neuen Hauses nur<br />
ein paar Schritte auseinan<strong>de</strong>r, „um die Ecke“ gewissermaßen. Aber wenn man M<strong>ic</strong>hael Neitzert, <strong>de</strong>m technischen Direktor o<strong>de</strong>r –<br />
wie man hier natürl<strong>ic</strong>h sagt – techn<strong>ic</strong>al director, so zuhört, ist hinter <strong>de</strong>n nüchternen Zahlen und Fakten ein Stolz herauszuhören,<br />
<strong>de</strong>r s<strong>ic</strong>h nur in <strong>de</strong>r Rückschau auf große und auch schwierige Leistungen einstellt.<br />
Neitzert steht auf <strong>de</strong>r Bühne, die in ein schmuckloses, n<strong>ic</strong>hts beschönigen<strong>de</strong>s Arbeitsl<strong>ic</strong>ht getaucht ist. Manchmal grüßt er kurz in<br />
<strong>de</strong>n dunklen Zuschauerraum, weil ihm aus diesem Gegenl<strong>ic</strong>ht ein Gruß zugerufen wird. Gle<strong>ic</strong>h ist Probenbeginn <strong>de</strong>s Drama Club,<br />
<strong>de</strong>r Jugendgruppe <strong>de</strong>s Hauses. Noch stehen die Kulissen für „The Little Shop of Horrors“ auf <strong>de</strong>r Bühne, hinter <strong>de</strong>r Fassa<strong>de</strong> liegt<br />
die sprechen<strong>de</strong> fleischfressen<strong>de</strong> Pflanze in unterschiedl<strong>ic</strong>hen Größen. Irgendwo hämmert ein Techniker. Und jemand ruft eine technische<br />
Anweisung. Auf Englisch, natürl<strong>ic</strong>h. <strong>Das</strong> versteht s<strong>ic</strong>h von selbst. „Englisch ist hier die Geschäftssprache“, erklärt M<strong>ic</strong>hael<br />
Neitzert. Wie sollte das auch an<strong>de</strong>rs funktionieren bei einer Truppe, <strong>de</strong>ren technisches Personal aus <strong>de</strong>m internationalen Frankfurt<br />
und <strong>de</strong>ren Künstler für je<strong>de</strong> Produktion in Großbritannien gecastet wer<strong>de</strong>n?<br />
„Machen wir einen kleinen Rundgang?“, fragt Neitzert und geht voran. „Please don’t slam the door“ – gle<strong>ic</strong>h neben <strong>de</strong>r Bühne liegt<br />
die Werkstatt. Hier wird gera<strong>de</strong> die Dekoration für die nächste Produktion, „Gaslight“, gebaut. Noch sieht das alles sehr roh aus,<br />
aber mit etwas Phantasie.<br />
„Ja, Phantasie brauchten wir alle viel, als wir unseren neuen Ort planten“, nimmt Neitzert das Gespräch wie<strong>de</strong>r auf und lässt doch<br />
keinen Zweifel daran, dass Planungen von Theaterbauten selten etwas Phantastisches, son<strong>de</strong>rn eher etwas Kämpferisches haben.<br />
„Schließl<strong>ic</strong>h gehörten wir n<strong>ic</strong>ht von Anfang an in die Pläne für das neue Hochhaus <strong>de</strong>r Dresdner Bank.“ Letztendl<strong>ic</strong>h fand die Theatertruppe<br />
doch ihren Platz im Keller <strong>de</strong>s Neubaus, dort, wo eigentl<strong>ic</strong>h Parkplätze und Klimaanlagen geplant waren. „Die sind wirkl<strong>ic</strong>h<br />
für uns zusammengerückt“, sagt M<strong>ic</strong>hael Neitzert. Zusammenrücken fürs Theater – wenn das keinen guten Slogan abgeben<br />
wür<strong>de</strong>! Und es ist auch ein Bekenntnis. Denn die Beteiligten nahmen so einiges auf s<strong>ic</strong>h, um <strong>de</strong>r inzwischen fast 30 Jahre alten<br />
Frankfurter Traditionsinstitution, die 1979 als Hinterhoftheater in Sachsenhausen gegrün<strong>de</strong>t wor<strong>de</strong>n war, Raum zur Entfaltung<br />
zu geben.<br />
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Sonya Kraus in „A P<strong>ic</strong>asso“<br />
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