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Das NLP-Praxisbuch für Lehrer

Schüler brauchen für effektives Lernen eine gute Beziehung zu ihrem Lehrer, Achtung und Aufmerksamkeit. Lehrer brauchen Charisma, eine innere Ausrichtung auf erfolgreiche Lern- und Veränderungsprozesse und die Fähigkeit, die Welt aus der Perspektive der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu sehen. Davon handelt „Das NLP-Praxisbuch für Lehrer“ von Dr. Petra und Ralf Dannemeyer. In diesem praxisorientierten Grundlagenwerk zum Neurolinguistischen Programmieren (NLP) im Schulalltag finden Lehrerinnen und Lehrer eine Fülle lösungsorientierter systemischer Methoden, um gute Beziehungen im Klassenzimmer aufzubauen, das Potenzial der Kinder und Jugendlichen zu fördern und auch bei Schulangst helfen zu können. Dabei steht die Lehrerpersönlichkeit mit ihren eigenen Veränderungsmöglichkeiten im Vordergrund. Gestützt auf die Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung zeigt das Buch, wie sich Glaubenssätze, Sprache, Mimik und Gestik auf den pädagogischen Erfolg und auf die Schüler auswirken. Dazu bietet das „NLP Übungsheft für Lehrer“ ein didaktisch aufbereitetes Lernprogramm. www.nlp-für-lehrer.de

Schüler brauchen für effektives Lernen eine gute Beziehung zu ihrem Lehrer, Achtung und Aufmerksamkeit. Lehrer brauchen Charisma, eine innere Ausrichtung auf erfolgreiche Lern- und Veränderungsprozesse und die Fähigkeit, die Welt aus der Perspektive der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu sehen. Davon handelt „Das NLP-Praxisbuch für Lehrer“ von Dr. Petra und Ralf Dannemeyer.
In diesem praxisorientierten Grundlagenwerk zum Neurolinguistischen Programmieren (NLP) im Schulalltag finden Lehrerinnen und Lehrer eine Fülle lösungsorientierter systemischer Methoden, um gute Beziehungen im Klassenzimmer aufzubauen, das Potenzial der Kinder und Jugendlichen zu fördern und auch bei Schulangst helfen zu können. Dabei steht die Lehrerpersönlichkeit mit ihren eigenen Veränderungsmöglichkeiten im Vordergrund.
Gestützt auf die Erkenntnisse der modernen Gehirnforschung zeigt das Buch, wie sich Glaubenssätze, Sprache, Mimik und Gestik auf den pädagogischen Erfolg und auf die Schüler auswirken. Dazu bietet das „NLP Übungsheft für Lehrer“ ein didaktisch aufbereitetes Lernprogramm.

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PETRA DANNEMEYER & RALF DANNEMEYER<br />

DAS <strong>NLP</strong>-PRAXISBUCH<br />

FÜR LEHRER<br />

HANDLUNGSSTRATEGIEN FÜR DEN SCHULISCHEN ALLTAG<br />

Was Schüler <strong>für</strong> effektives Lernen brauchen:<br />

Beziehung, Achtung und Aufmerksamkeit<br />

Junfermann Verlag<br />

Paderborn<br />

2015


Inhalt<br />

Vorwort............................................................................................................................. 13<br />

Einführung........................................................................................................................ 15<br />

Was ist <strong>NLP</strong>? ................................................................................................................... 15<br />

Was <strong>NLP</strong> den <strong>Lehrer</strong>n schenken kann........................................................................ 17<br />

<strong>Das</strong> Menschenbild fordert eine besondere Pädagogik.............................................. 19<br />

Schüler brauchen ... diese <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong>................................................... 21<br />

1. Rapport – Die Resonanz in der Klasse................................................................ 23<br />

1.1 Vom Unterschied, der den Unterschied macht................................................ 23<br />

1.2 Rapport und die Entdeckung der Spiegelneurone.......................................... 26<br />

1.3 So fängt der Rapportaufbau an: Die Schüler „spiegeln“................................. 28<br />

1.4 Strategien <strong>für</strong> Rapport im Klassenzimmer...................................................... 29<br />

1.4.1 Rapport im Einzelgespräch aufbauen............................................................... 30<br />

1.4.2 Rapport zu schwierigen Schülern aufbauen..................................................... 32<br />

1.4.3 Rapport zur ganzen Klasse aufbauen................................................................ 33<br />

1.5 Der zweite Schritt im Rapportaufbau: Die Schüler führen ........................... 38<br />

1.6 Die Kommunikation führen im Elterngespräch............................................. 39<br />

1.7 Schluss mit lustig: Auch „Rapportbruch“ will gekonnt sein......................... 41<br />

1.8 Resonante und dissonante Führungsstile im Klassenzimmer...................... 42<br />

2. Pawlows Entdeckung nutzen – mit „Ankern“ arbeiten.................................. 45<br />

2.1 Der pawlowsche Hund........................................................................................ 46<br />

2.2 Raumanker im Klassenzimmer: Fördern oder behindern sie Lernen?........ 49<br />

2.2.1 Tafel und Projektionswand als Anker <strong>für</strong> Aufmerksamkeit......................... 50<br />

2.2.2 Der „Jetzt-wird’s-ernst“-Raumanker................................................................. 53<br />

2.2.3 Der „Gute-Laune“-Raumanker.......................................................................... 53<br />

2.2.4 Der „Muss-auch-sein“-Raumanker................................................................... 54<br />

2.3 Der Raum als pädagogischer Assistent............................................................. 54<br />

2.4 Individuelle Anker im Unterricht..................................................................... 56<br />

2.4.1 Anker bei <strong>Lehrer</strong>n................................................................................................ 59<br />

2.4.2 Anker bei Schülern.............................................................................................. 61


3. Typgerechte Motivation...................................................................................... 63<br />

3.1 Sechs Metaprogramme, die <strong>für</strong> die Motivation<br />

von Schülern wichtig sind................................................................................... 64<br />

3.1.1 In welche Richtung bewegt sich der Mensch:<br />

hin zu Spaß oder weg von Leid?......................................................................... 65<br />

3.1.2 Denken in Möglichkeiten oder in Ergebnissen:<br />

Optional oder prozedural?.................................................................................. 67<br />

3.1.3 Kurz und knackig oder lieber alles ganz genau? Überblick oder Detail...... 69<br />

3.1.4 Proaktiv – reaktiv: Lieber gleich loslegen oder erst mal abwarten?............. 71<br />

3.1.5 Wer sagt, was gut ist? Internale und externale Leistungsmaßstäbe ............ 74<br />

3.1.6 „Sachtypen“ sehen die Schule anders als „Beziehungstypen“....................... 76<br />

3.2 Vom ethischen Umgang mit Typentheorien.................................................... 80<br />

4. Die Macht der Sprache......................................................................................... 81<br />

4.1 Finden Sie die richtigen Worte und den richtigen Ton?................................. 81<br />

4.2 Was von der „Realität“ übrig bleibt: Die Landkarte ist nicht<br />

die Landschaft....................................................................................................... 82<br />

4.3 Auf eine neue Art zuhören lernen:<br />

Die Repräsentationssysteme der Sprache......................................................... 85<br />

4.4 <strong>Das</strong> Gehirn braucht attraktive Angebote –<br />

sonst „tilgt“ es Informationen............................................................................ 86<br />

4.5 <strong>Das</strong> Kommunikationsmodell des <strong>NLP</strong>............................................................. 89<br />

4.6 Wer fragt, führt: <strong>Das</strong> Metamodell der Sprache............................................... 91<br />

4.7 Hypnotische Sprachmuster fördern das Lernen: <strong>Das</strong> Milton-Modell......... 100<br />

4.7.1 <strong>Das</strong> Unbewusste auf die Suche nach dem Sinn schicken............................... 100<br />

4.7.2 Die Kunst der Negation....................................................................................... 101<br />

4.7.3 Vage Worte: versuchen, möglicherweise, vielleicht ....................................... 102<br />

4.7.4 Verdeckte Fragen.................................................................................................. 104<br />

4.7.5 Mein lieber Onkel Jon – Von lehrreichen Storys............................................. 105<br />

5. Ohne Worte: Gestik und Mimik.......................................................................... 107<br />

5.1 Nonverbale Kommunikation im Schulalltag .................................................. 107<br />

5.2 Gesten im Schulalltag gezielt einsetzen: <strong>Das</strong> IPO-Modell............................. 108<br />

5.3 Mimik und Resonanz.......................................................................................... 112<br />

5.3.1 Was der Blick des Schülers Ihnen sagt: die Augenbewegungsmuster.......... 112<br />

5.3.2 Was ein Blick dem anderen sagt: Die Mimik von Schülern und <strong>Lehrer</strong>n.... 115<br />

5.3.3 Wie fühlen Sie sich, wenn Sie in die Klasse gehen?......................................... 116


5.3.4 Ein Lächeln und gute Laune stecken an........................................................... 117<br />

5.3.5 Augenkontakt mit allen Schülern – wie geht das?.......................................... 119<br />

5.3.6 Umarmen oder lieber Abstand halten?............................................................. 120<br />

5.4 Worte und Gesten geschickt kombinieren....................................................... 122<br />

5.5 Beruhigungsgesten und der innere Zustand von Schülern........................... 125<br />

5.6 Mit dem „Einfrieren“ von Gesten Aufmerksamkeit erwirken...................... 127<br />

6. Wie steht’s um Ihr Selbstmanagement?............................................................ 129<br />

6.1 Warum so viele <strong>Lehrer</strong> innerlich „ausbrennen“.............................................. 130<br />

6.2 Wie sehen Sie sich selbst? – Ihre Glaubenssätze.............................................. 131<br />

6.3 Selbstmanagement auf dem Persönlichkeitspentagramm............................. 134<br />

6.3.1 <strong>Das</strong> Erkenntnisfeld: Geben Sie Ihrer Intuition eine Chance?........................ 136<br />

6.3.2 <strong>Das</strong> Geschlechterfeld: Wie leben Sie Mann- oder Frau-Sein?....................... 138<br />

6.3.3 <strong>Das</strong> Kontaktfeld: Leben Sie Ihre Bedürfnisse?................................................. 140<br />

6.3.4 <strong>Das</strong> Hierarchiefeld: Können Sie Verantwortung auch mal abgeben?........... 142<br />

6.3.5 <strong>Das</strong> Kommunikationsfeld: Zuhören wie Momo oder immer nur reden?.... 144<br />

7. Umgang mit Schulangst und Lernblockaden.................................................... 147<br />

7.1 Von der Blockade zur generalisierten Angst.................................................... 147<br />

7.2 Was hat der <strong>Lehrer</strong> mit der Schulangst seiner Schülerin zu tun?................. 150<br />

7.3 Die Rolle der Eltern – wie das Familienklima Schulangst befördert........... 155<br />

7.4 „Starke“ Kinder haben keine Schulangst: Wie Sie Ihren Schülern<br />

helfen können....................................................................................................... 157<br />

Anstelle einer Zusammenfassung: Die fünf Gaben des Perspektivus ..................... 163<br />

Verwendete Literatur...................................................................................................... 167<br />

Weiterführende Literatur............................................................................................... 168


Vorwort<br />

Ein Buch <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong>. Eines, das wirklich Neues bringt. <strong>Das</strong> anfängt, wo andere aufhören.<br />

<strong>Das</strong> unsere Methode – das Neurolinguistische Programmieren (<strong>NLP</strong>) und<br />

seinen lösungsorientierten, systemischen Ansatz – <strong>für</strong> den Schulalltag nutzbar<br />

macht. <strong>Das</strong> ist unser Anspruch an dieses Buchprojekt.<br />

Damit das gelingt, muss zuvor eine Wahl getroffen werden. <strong>Das</strong> Buch könnte den<br />

Schüler in den Fokus nehmen und <strong>Lehrer</strong>n pädagogische Methodik an die Hand<br />

geben, die darauf abzielt, den Schüler, sein Verhalten, seine Motivation zu verändern.<br />

Auch da<strong>für</strong> bietet <strong>NLP</strong> zahlreiche Ansätze. Doch darüber haben Kollegen bereits viel<br />

Hilfreiches geschrieben.<br />

Ein anderer Ansatz wäre, den <strong>Lehrer</strong> in den Fokus zu nehmen: seine Persönlichkeit,<br />

seine Sicht auf Schule, Schüler, Eltern, Kollegen, Umfeld und sein Potenzial, die<br />

Dinge zu verändern. Da<strong>für</strong> haben wir uns entschieden. Denn als Lehrtrainer und<br />

Coaches <strong>für</strong> <strong>NLP</strong> sind wir überzeugt: Wir können das Verhalten anderer Menschen<br />

nicht ändern – unsere Reaktion darauf sehr wohl.<br />

Alle Veränderung beginnt bei uns selbst<br />

Wer dieser Sichtweise folgt, reflektiert Fragen wie diese:<br />

• Welche Konsequenzen haben meine Glaubenssätze <strong>für</strong> mein Handeln und meine<br />

pädagogischen Strategien?<br />

• Welche Konsequenzen haben mein Handeln und meine pädagogischen Strategien<br />

<strong>für</strong> das Verhalten meiner Schüler?<br />

• Welche Konsequenzen hat das Verhalten meiner Schüler <strong>für</strong> meinen inneren Zustand?<br />

• Welche Konsequenzen hat mein innerer Zustand <strong>für</strong> meine Glaubenssätze?<br />

• Wenn ich etwas verändern wollte – wo liegt der „Generalschlüssel“?<br />

In dieser Sichtweise blickt der <strong>Lehrer</strong> auf sich selbst, auf sein Inneres, auf seine Vorannahmen<br />

und auf seine Wirkung. Der <strong>Lehrer</strong> wird zum Objekt seines eigenen<br />

Veränderungsprozesses. Dieses Buch ist also ein Veränderungsbuch <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong>. Sie<br />

erfahren viel über sich selbst, Ihre Erfolgs- und Misserfolgsstrategien, Ihre inneren<br />

Coaches und Ihre inneren Saboteure. Wie Sie das Wesen eines Ihnen anvertrauten<br />

Kindes oder Jugendlichen erkennen und eine tragfähige Beziehung aufbauen können.<br />

Wie Sie das nachhaltige „JA“ der Schülerin erwerben, das die Bedingung <strong>für</strong><br />

jede erfolgreiche Lernbeziehung ist. Wie Sie Ihren Unterricht magnetisieren, sodass


14 · <strong>Das</strong> <strong>NLP</strong>-<strong>Praxisbuch</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong><br />

Ihre Schüler gespannt und mit Vorfreude auf die Zeit mit Ihnen warten. Und wie Sie<br />

in Ihrem Beruf langfristig glücklich und gesund werden und bleiben.<br />

Wenn sich dabei Schüler, Schule – und überhaupt: das Leben an sich – verändern,<br />

dann geschieht das weder beabsichtigt noch versehentlich. Es ist unvermeidlich.<br />

Wir wünschen Ihnen viel Freude und gute neue Erkenntnisse.<br />

Ihre<br />

Petra & Ralf Dannemeyer<br />

P. S.: Wir wechseln im Text zwischen den Geschlechtern, sprechen also mal von <strong>Lehrer</strong>innen,<br />

mal von <strong>Lehrer</strong>n oder mal von Schülerinnen, mal von Schülern. Gemeint<br />

sind Männer und Frauen, Mädchen und Jungen.<br />

P. P. S.: Zu diesem Buch ist ein Begleitheft erschienen: <strong>Das</strong> „<strong>NLP</strong>-Übungsheft <strong>für</strong><br />

<strong>Lehrer</strong>“. Darin finden Sie ein Trainingsprogramm aus 66 Aufgaben zu jedem Thema<br />

dieses Buches. Ideal <strong>für</strong> die sofortige Anwendung Ihres neuen Wissens.<br />

(ISBN 978-3-95571-337-9)


Einführung<br />

Was ist <strong>NLP</strong>?<br />

Die in diesem Buch vorgestellten Methoden, Interventionen und Ideen zur Erleichterung<br />

des pädagogischen Alltags basieren auf dem Modell des Neurolinguistischen<br />

Programmierens (<strong>NLP</strong>), ergänzt durch die Weiterentwicklungen an unserem „perspektiven<br />

– Institut <strong>für</strong> Mentaltraining“ in Weimar. Wir präsentieren Ihnen also<br />

eine der zahlreichen Anwendungsgebiete des <strong>NLP</strong>, speziell zugeschnitten auf Ihre<br />

Bedürfnisse als <strong>Lehrer</strong> und Pädagogen. Da macht es Sinn, zunächst einmal zu erläutern,<br />

was <strong>NLP</strong> eigentlich ist und auf welchen Theorien, Ideen und Idealen dieses<br />

Modell basiert.<br />

<strong>NLP</strong> ist ein Forschungsfeld aus dem Bereich der Verhaltens- und Kognitionswissenschaften.<br />

Die Aufmerksamkeit gilt dem subjektiven Empfinden von Menschen<br />

und dessen Veränderbarkeit. Ausgehend von den Erkenntnissen der modernen Systemtheorie,<br />

Linguistik, Neurophysiologie und Neurobiologie sowie Psychologie beschreibt<br />

<strong>NLP</strong>, wie Menschen<br />

• sich selbst und ihre Umwelt wahrnehmen,<br />

• diese Informationen auf ihre eigene Weise verarbeiten,<br />

• auf dieser Grundlage fühlen, denken und handeln,<br />

• entsprechend miteinander kommunizieren,<br />

• lernen und<br />

• sich verändern.<br />

Wie alles begann<br />

Die frühen 70er-Jahre in Kalifornien. Die Woodstock-Generation rüttelt an den<br />

Grundfesten gesellschaftlicher Vorstellungen. Der Zeitgeist ist geprägt von Flower<br />

Power, Bewusstseinserweiterung, Spiritualität und Aufbruch. Die jungen Menschen<br />

haben die Auswüchse einer autoritären, mitunter menschenverachtenden Pädagogik<br />

erlebt. Sie stehen zudem unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs und des<br />

Vietnamkriegs. Sie haben den Glauben daran verloren, von den Repräsentanten alter<br />

Weltbilder das Richtige lernen zu können. In dieser kreativ-wilden Zeit entsteht<br />

<strong>NLP</strong>. Es ist sozusagen ein Kind dieser Zeit.<br />

Kinder dieser Zeit sind auch Richard Bandler, John Grinder und Frank Pucelik, die<br />

im Umfeld der University of California in Santa Cruz (USA) das <strong>NLP</strong> „erfinden“. Sie<br />

sind brennend an der Frage interessiert, wie bestimmte „Zauberer“ in der Psycho-


16 · <strong>Das</strong> <strong>NLP</strong>-<strong>Praxisbuch</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong><br />

therapie ihre Klienten so beeinflussen, dass Zwänge, Ängste und psychosomatische<br />

Beschwerden in kurzer Zeit geheilt werden. Warum schaffen das einige Therapeuten,<br />

während die große Mehrheit diese Erfolge nicht erzielt? „Gute“ wie „schlechte“ Therapeuten<br />

verfügen doch über die gleichen theoretischen Erkenntnisse – was also ist<br />

der Unterschied, der den Unterschied macht?<br />

Ein wissenschaftliches Forschungsprojekt ist geboren. Grinder, Bandler und Pucelik<br />

analysieren die Arbeit dreier Startherapeuten:<br />

• Virginia Satir, Begründerin der systemischen Familientherapie und Erfinderin<br />

der Familienrekonstruktion,<br />

• Fritz Perls, Begründer der Gestalttherapie,<br />

• Milton Erickson, Psychiater und Begründer der „erlaubenden“ Hypnose.<br />

Perls’ (✝ 1970) Vermächtnis waren umfangreiche Live-Transskripte seiner Sitzungen,<br />

deren Essenz das Projekt bereichert. Virginia Satir und Milton Erickson beteiligen<br />

sich gern an dem interessanten Experiment und laden die <strong>NLP</strong>-Begründer in ihre<br />

Therapiesitzungen und Seminare ein. Grinder, Bandler und Pucelik untersuchen die<br />

Sprache ihrer „Modelle“, ihr nonverbales Verhalten und ihre mentalen Prozesse. Sie<br />

beobachten, filmen, vergleichen: Wie verhalten sich Satir und Erickson? Wie reagieren<br />

sie? Wann und wie sagen sie etwas? Und wie bewegen sie sich dabei? Dann<br />

trennen sie „Zufälle“ von wiederholbaren Mustern des Erfolgs – also Strategien, mit<br />

denen Satir und Erickson immer wieder gute Ergebnisse erzielen: Diese Suche nach<br />

Exzellenz führt zu ebenso verblüffenden wie faszinierenden Ergebnissen. Was Satir,<br />

Perls und Erickson tun, geschieht intuitiv, denn sie selbst haben da<strong>für</strong> (noch) keine<br />

theoretische Begründung. Gleichwohl gibt es eine Grammatik. Denn die drei Therapeuten<br />

– die verschiedene Richtungen vertreten und voneinander kaum wissen<br />

– machen in bestimmten therapeutischen Kontexten das Gleiche – immer wieder,<br />

scheinbar unbeabsichtigt, meist mit Erfolg. Bandler, Pucelik und Grinder wird klar,<br />

was sie hier entdeckt haben: Spezifische Muster des Erfolgs, die nun standardisiert,<br />

gelernt und gelehrt werden können. Sie haben die „Struktur der Magie“ entdeckt 1 .<br />

Die Erfolge aus Kalifornien verbreiten sich in Fachkreisen wie ein Lauffeuer. Mit<br />

brennenden Herzen reisen Menschen von überall her an, lernen und entwickeln mit<br />

Bandler, Pucelik und Grinder deren Ideen weiter. Auch die bei der Beobachtung von<br />

Satir, Erickson und Perls angewandte Informationssammlung wird systematisiert<br />

und unter der Bezeichnung „Modelling“ in die <strong>NLP</strong>-Schatzkiste aufgenommen. Damit<br />

gelingt es, unbewusste Fertigkeiten von „Modellen“ nicht nur zu beschreiben,<br />

1 <strong>Das</strong> erste Buch aus der Disziplin <strong>NLP</strong> heißt: „The Structure of Magic“; deutsch: „Metasprache und<br />

Psychotherapie. Die Struktur der Magie I“. Neu übersetzte Auflage 2011, Junfermann.


Einführung · 17<br />

sondern diese auch auf eigenes Verhalten zu übertragen: Eine Grundlage <strong>für</strong> eine<br />

neue Sicht auf Lernen, Erfolgsorientierung und Mentaltraining. Die Strategien von<br />

Menschen mit exzellenten Fähigkeiten auf ihrem Gebiet können nun erforscht und<br />

praktisch jedem zugänglich gemacht werden, der dies möchte. Doch damit nicht genug.<br />

Die zweite Sensation ist diese: Auch Limitationen wie etwa Zwänge, einschränkende<br />

Glaubenssätze, Phobien, innere Widersprüche können bald besser erklärt<br />

werden – <strong>NLP</strong> liefert die Grundlagen <strong>für</strong> kurzzeittherapeutische Konzepte (Bandler<br />

& Grinder, 2013). Ausschlaggebend da<strong>für</strong> ist die Fähigkeit, sich im Gespräch sowohl<br />

körperlich als auch sprachlich präzise in die subjektive Erlebenswelt des anderen hineinzuversetzen.<br />

Dabei gewinnt der <strong>NLP</strong>-Kundige Informationen, um zu verstehen,<br />

wie der andere sein inneres Erleben – und somit auch seine Möglichkeiten und Einschränkungen<br />

– bewusst und unbewusst organisiert und aufrechterhält. Auf dieser<br />

Basis können dann – <strong>für</strong> den Klienten maßgeschneidert – neue Alternativen und<br />

Lösungen <strong>für</strong> Probleme, Konflikte, unerwünschte Zustände oder Verhaltensweisen<br />

gefunden werden.<br />

Was <strong>NLP</strong> den <strong>Lehrer</strong>n schenken kann<br />

Was hat das alles mit Ihrem Beruf als <strong>Lehrer</strong>in oder <strong>Lehrer</strong> zu tun? Was können<br />

Sie damit im Klassenzimmer anfangen? Diese Fragen beantworten wir, indem wir<br />

noch einmal an die ersten „Modelle“ von Bandler, Pucelik und Grinder erinnern:<br />

Fritz Perls, Virginia Satir und Milton H. Erickson. Deren herausragende Bedeutung<br />

bestand in ihren Grundüberzeugungen, mit denen sie die damaligen Grenzen der<br />

Psychologie sprengten – und die auch heute noch viele Antworten <strong>für</strong> den <strong>Lehrer</strong>beruf<br />

bereithalten:<br />

• Fritz Perls fokussierte auf das Potenzial des Menschen, im Unterschied zu seinen<br />

Symptomen.<br />

• Seine Sicht auf den Menschen als Einheit von Körper und Geist – damals revolutionär!<br />

– gehört zu den zentralen Anliegen des <strong>NLP</strong>. Auch die Betrachtung von<br />

positiven Absichten hinter dem Verhalten von Menschen beruht auf Perls.<br />

• Seine Liebe <strong>für</strong> Theatermethoden in therapeutischen Kontexten inspirierte <strong>NLP</strong><br />

zu verschiedenen erlebnisorientierten Herangehensweisen, die alle Sinne ansprechen.<br />

Sie finden in diesem Buch und im Begleitheft einige Beispiele <strong>für</strong> deren<br />

Anwendungsmöglichkeiten im Unterricht und <strong>für</strong> Ihr Selbstmanagement.<br />

• Virginia Satir entdeckte das Familiensystem und damit die systemische Therapie.<br />

Sie nahm nicht allein den „Star“, wie sie den Symptomträger nannte, in den Fokus,<br />

sondern dessen ganze Familie. Sie zeigte, dass die Veränderung eines Teils<br />

dieses Systems sich auf alle anderen Teile auswirkt. Für das Familiensystem be-


18 · <strong>Das</strong> <strong>NLP</strong>-<strong>Praxisbuch</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong><br />

nutzte sie die Metapher des „Mobile“: Gerät ein Teil in Bewegung (ins Ungleichgewicht),<br />

so bewegen sich alle anderen Teile mit. Doch das Mobile sucht immer<br />

wieder sein Gleichgewicht. Allerdings kann es sich auch um ein destruktives<br />

Gleichgewicht handeln. Daher soll nicht das Ungleichgewicht verhindert werden.<br />

Therapeuten und Pädagogen sollen vielmehr helfen, ein gutes neues Gleichgewicht<br />

herzu stellen 2 .<br />

• Sie unterschied zwischen kongruenter und inkongruenter Kommunikation und<br />

verdeutlichte, dass ein inkongruenter Kommunikationsstil viel Leid verursacht.<br />

<strong>Das</strong> ist <strong>für</strong> die Beziehungsgestaltung und die Veränderungsarbeit im Klassenzimmer<br />

ein wahrer Schatz (siehe „Die Macht der Sprache“ ab Seite 81).<br />

• Virginia beschrieb zwei <strong>für</strong> Pädagogen relevante Sichtweisen: das hierarchische<br />

Modell, welches auf Macht und Unterordnung aufbaut und dessen Werkzeuge<br />

Belohnung und Strafe sind; und das von ihr so benannte „Wachstumsmodell“.<br />

Danach verfügen alle Menschen über die Ressourcen, ein glückliches Leben zu<br />

führen. Therapeuten können den Menschen helfen, ihre „Weisheitsdose“, wie Virginia<br />

es nannte, zu finden. Diese Idee und deren Methodik schwingen in diesem<br />

Buch an jeder Stelle mit.<br />

• Milton Erickson kreierte eine „Hypnogrammatik“, aus der Sie zahlreiche lernfördernde<br />

und motivierende Suggestionen ableiten können (siehe Seite 100).<br />

• Er fokussierte auf die Einmaligkeit eines jeden Menschen. Finde das Einzigartige<br />

und beginne dann mit der Veränderungsarbeit – so lautete seine Botschaft. Sie<br />

schwingt in diesem Buch mit, besonders, wenn es um Ihre Beziehung zu Schülern<br />

geht, die Sie als schwierig empfinden.<br />

• Er „utilisierte“ (utilisieren = nutzbar machen) alles, was seine Patienten ihm anboten:<br />

Mit dem Gärtner sprach er zunächst über Pflanzen, mit dem Ingenieur<br />

über Technik, mit dem Kind über ein Spiel. Er hielt es <strong>für</strong> unabdingbar, sich über<br />

die Interessen, Hobbys und Werte eines Menschen zu informieren (siehe „Motivation“<br />

ab Seite 63).<br />

• Er war ein exzellenter Beobachter. Er achtete auf Mikroausdrücke und nahm die<br />

nonverbalen Signale seiner Klienten wahr, die ihm anzeigten, ob ein Mensch bereit<br />

und in der Lage <strong>für</strong> eine Veränderung war, oder ob er diese bereits vollzogen<br />

hatte. Doch da<strong>für</strong> brauchte Milton eine präzise, geschulte Wahrnehmung.<br />

Er musste wissen, worauf er achten sollte, welcher Mikroausdruck was bedeutet.<br />

Wie wäre es, wenn Sie diesen Wissensschatz in der Arbeit mit Ihren Schülern<br />

anwenden könnten? Mehr darüber in den Kapiteln „Rapport“ (ab Seite 23) und<br />

„Nonverbale Kommunikation“ (ab Seite 107).<br />

2 Diese Betrachtungsweise ist heute Grundlage der systemischen Theorie. Sie wird in der Familientherapie<br />

und auch in der Organisations- und Teamentwicklung in Unternehmen oder Organisationen<br />

umgesetzt – auch <strong>für</strong> Schulen bietet sich dieses Konzept an.


Einführung · 19<br />

Fritz Perls, Virginia Satir und Milton Erickson glaubten fest daran, dass jeder<br />

Mensch das Bedürfnis hat zu wachsen. Sie bezogen die nonverbale Kommunikation<br />

als entscheidendes Element in die Veränderungsarbeit ein. Gemeinsam war den<br />

Dreien überdies ein auf Autonomie, Gleichberechtigung und Entwicklung zielendes<br />

Menschenbild. Es ist so grundlegend <strong>für</strong> alle weiteren Erkenntnisse in diesem Buch,<br />

dass wir näher darauf eingehen.<br />

<strong>Das</strong> Menschenbild fordert eine besondere Pädagogik<br />

In europäischen Fachkreisen machte Ende der 1970er-Jahre das Gerücht über eine<br />

Gruppe „durchgeknallter Amis“ die Runde, die merkwürdige Therapien ausprobierten<br />

und damit gigantische Erfolge erzielten. Die Österreicherin Gundl Kutschera,<br />

damals Lehrtrainerin <strong>für</strong> Familientherapie am Max-Planck-Institut <strong>für</strong> Psychiatrie<br />

in München, befand sich zu dieser Zeit mit ihrem Mann auf einer Studienreise in<br />

den USA. „Ich wollte einfach eine gute Therapeutin sein“, erzählte sie uns, „deshalb<br />

wollte ich diese Leute kennenlernen.“ Sie begegnete nicht nur Richard Bandler und<br />

John Grinder, sondern belegte auch Seminare in systemischer Therapie bei Virginia<br />

Satir. Zurück in ihrer Heimat war Gundl Kutschera die erste Frau, die <strong>NLP</strong> im<br />

deutschsprachigen Raum einführte. Wir hatten das Glück, einige Jahre mit der heute<br />

über 70-jährigen Grande Dame unserer Disziplin zusammenarbeiten zu dürfen. Sie<br />

bildete uns zu Trainern und Coaches aus.<br />

Abends erzählte sie gern von ihrer Zeit mit Virginia Satir. Ihre ohnehin stets strahlenden<br />

Augen wurden noch weicher, ihr Herz schien sich noch weiter zu öffnen, wenn<br />

sie über ihre <strong>Lehrer</strong>in sprach, die 1988 gestorben war. Sie erzählte uns, Virginia Satir<br />

sei immer ganz bei den Menschen gewesen. Von allen Dingen, die sie tat, war sie voll<br />

und ganz überzeugt. Sie liebte die Menschen und glaubte an ihre Wachstumsfähigkeit.<br />

Besonders <strong>für</strong> die Kinder war sie da. In der Familientherapie stellte sie die Kleinen<br />

auf einen Stuhl, damit sie immer auf Augenhöhe mit den Erwachsenen sprechen<br />

konnten. Sie war eine unermüdliche Arbeiterin, verfolgte ihre Ideen und war absolut<br />

autonom. Wenn sie auf Widerstand stieß oder Rückschläge erlitt, betrachtete sie das<br />

niemals als Versagen, sondern als Feedback. Zeit ihres Lebens war sie eine Suchende<br />

nach dem Glück der Menschen.<br />

Mit Jeffrey Zeig trafen wir einen langjährigen Schüler Milton H. Ericksons. Er begegnete<br />

dem Großmeister der Hypnose 1973, studierte dessen Arbeit intensiv, promovierte<br />

1977 zu einem Aspekt der Hypnotherapie und lebte und arbeitete mit seinem<br />

<strong>Lehrer</strong> bis zu dessen Tod 1980 in Phoenix, Arizona. Dort begründete Jeffrey<br />

Zeig danach die international tätige Milton H. Erickson Foundation, veröffentlichte


20 · <strong>Das</strong> <strong>NLP</strong>-<strong>Praxisbuch</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong><br />

zahlreiche Publikationen und verhalf dieser Therapierichtung mit seiner Lehrtätigkeit<br />

zu internationaler Anerkennung. In der Fachwelt wird seine Erklärung, Systematisierung<br />

und Strukturierung der Ericksonschen Hypnotherapie als besonderes<br />

Verdienst anerkannt.<br />

2013 trafen wir Jeffrey Zeig anlässlich eines hypnotherapeutischen Workshops.<br />

Während eines Abendessens erzählte er uns von seiner Zeit mit Milton Erickson. Es<br />

war der warmherzige, herzöffnende und aufschlussreiche Bericht eines inzwischen<br />

über 65 Jahre alten Psychotherapeuten, Hypnotiseurs und Dozenten, der seinen <strong>Lehrer</strong><br />

mehr als verehrte.<br />

Danach sei Milton Ericksons Arbeit von tiefer Liebe zu seinen Patienten geprägt gewesen.<br />

Er interessierte sich weniger <strong>für</strong> deren Limitationen; sein Interesse galt ihrem<br />

Wesen und ihrem Veränderungspotenzial. In diesem Zusammenhang sprach<br />

Erickson die, wie er es nannte, „Weisheit des Unbewussten“ an. Er, der Therapeut,<br />

habe diese nur anzuregen; die Veränderungskraft werde dann von allein wirksam.<br />

Er „übte“ ständig und entwickelte sich stets weiter, erzählte uns Zeig. Er verlangte,<br />

dass alle Therapeuten und Lehrenden ihre Methodik ständig auf die Probe stellten<br />

und optimierten. „Faule Therapeuten“, wie er sie nannte, bekamen bei Erickson keine<br />

Chance; seine Freundlichkeit konnte in beißende Provokation umschlagen, sobald<br />

er bemerkte, dass ein Therapeut oder ein Schüler konzeptlos daherredete oder<br />

seine Kunst der Wahrnehmung, der Wortwahl, des Stimmeinsatzes und der Körpersprache<br />

nicht ständig verfeinerte. So hatte auch Jeffrey Zeig bei ihm harte Nüsse zu<br />

knacken.<br />

Uns ist niemand begegnet, der Fritz Perls persönlich kannte. Doch wir sind sicher,<br />

dass die Beschreibungen ähnlich wären. In Biografien wird er als ewig Suchender beschrieben,<br />

der über die Verzweiflung einer selbst erlittenen existenziellen Krise zum<br />

„großen alten Mann“ der Gestalttherapie wurde. Er selbst erklärte seine Arbeit so:<br />

„<strong>Das</strong> Ziel dieser Wissenschaften ist nicht, uns Erklärungen <strong>für</strong> Verhaltensweisen zu<br />

geben, vielmehr, uns Selbsterkenntnis, Befriedigung und Selbständigkeit erreichen<br />

zu helfen.“ (Walker, 2000, S. 151)<br />

Satirs, Ericksons und Perls’ Ideale sind nicht vergessen. Pädagogen, Psychologen, Soziologen<br />

und Neurobiologen debattieren sie heute besonders intensiv. Die moderne<br />

Gehirnforschung hat in den letzten Jahren bahnbrechende Erkenntnisse gewonnen.<br />

Aus ihnen lässt sich ableiten, dass der <strong>Lehrer</strong>persönlichkeit größte Bedeutung <strong>für</strong><br />

Lust oder Unlust am Lernen zukommt. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut<br />

Joachim Bauer etwa sagt, dass gelingende Beziehungen zwischen <strong>Lehrer</strong> und Klasse<br />

das Erfolgsgeheimnis guten Unterrichts seien (Bauer, 2008). Gerald Hüther fordert<br />

ein Umdenken in Erziehung und Schule und sagt: „Jedes Kind ist hochbegabt.“ Entscheidend<br />

sei, zu erkennen, „welch wunderbare Talente jedes Kind bei seiner Geburt


Einführung · 21<br />

mit auf die Welt bringt und was wir daraus machen.“ (Hüther & Hauser, 2012, S. 36)<br />

Neueste neurobiologische Forschung bestätigt: „Entscheidende Voraussetzung <strong>für</strong><br />

die biologische Funktionstüchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse,<br />

die soziale Anerkennung und die persönliche Wertschätzung, die einem Menschen<br />

von anderen entgegengebracht wird.“ (Bauer, 2008, S. 21)<br />

Schüler brauchen ... diese <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong><br />

Was <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong> brauchen Schüler also? Was sind die Schlüsselkompetenzen, damit<br />

Motivation und Leistungsbereitschaft geweckt werden?<br />

Schüler brauchen selbstbewusste <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong><br />

Warum sollten sich Schüler von einem <strong>Lehrer</strong> führen lassen, der nicht an sich selbst<br />

glaubt? Ein selbstbewusster Pädagoge strahlt so etwas aus wie: „Ich bin Pädagoge mit<br />

Leib und Seele und überzeugt von dem, was ich tue.“ Seine Umwelt bemerkt das an<br />

seiner verbalen und nonverbalen Kommunikation und daran, dass er „da ist“, wenn<br />

er vor der Klasse steht: Präsent, den Schülern zugewandt, freundlich und souverän.<br />

Eine charismatische <strong>Lehrer</strong>persönlichkeit mit starker Wirkung.<br />

Schüler brauchen authentische <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong><br />

Schüler achten <strong>Lehrer</strong>, die „Typen“ sind. Die sich begeistern können, zum Beispiel<br />

<strong>für</strong> einen Lernerfolg oder ein tolles Erlebnis. Und die Grenzen setzen können – wertschätzend,<br />

ja, doch auch klar.<br />

Schüler brauchen unabhängige <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong><br />

Wir wissen um die Schwierigkeiten, im System Schule seinen Standpunkt zu vertreten.<br />

Doch will der <strong>Lehrer</strong> in erster Linie äußere Anforderungen erfüllen, richtet er<br />

seinen Fokus kaum auf die Individualität des einzelnen Schülers. Seine Methodik,<br />

sein Tempo und sein Auftreten in der Klasse werden mehr von Notwendigkeiten<br />

wie Lehrplänen, der Zufriedenheit von Schulleitern, Eltern oder Kollegen oder der<br />

vorgegebenen Gestaltung des Klassenzimmers bestimmt. Machen Sie sich davon so<br />

gut es geht frei – jeden Tag ein Stück mehr. Die Qualität Ihres Unterrichts wird gewinnen!


22 · <strong>Das</strong> <strong>NLP</strong>-<strong>Praxisbuch</strong> <strong>für</strong> <strong>Lehrer</strong><br />

Schüler brauchen leidenschaftliche <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong><br />

<strong>Lehrer</strong>, die ihre Schüler wirklich erreichen wollen, müssen ihren Beruf und die Schülerinnen<br />

und Schüler lieben. Sie mögen es übertrieben finden – wir meinen es genau<br />

so: Schule muss <strong>für</strong> den <strong>Lehrer</strong> so schön sein, dass er in der Mitte der Ferien beginnt,<br />

sich nach seinen Schülern zu sehnen. Sein Unterricht muss so schön sein, dass sich<br />

Kinder und Jugendliche in den letzten Ferienwochen mit fröhlicher Spannung auf<br />

das Wiedersehen freuen. Eine leidenschaftliche <strong>Lehrer</strong>in entzündet in ihren Schülern<br />

das Feuer, das in ihr selbst brennt.<br />

Schüler brauchen <strong>Lehrer</strong>innen und <strong>Lehrer</strong>, die an Veränderung glauben<br />

Zu den Grundirrtümern unserer Zeit gehört der genetische Determinismus, die<br />

Auffassung also, Verhalten und Entwicklung des Menschen seien durch genetische<br />

Programme gesteuert. Demzufolge kann es <strong>für</strong> auffälliges Verhalten oder Lernprobleme<br />

nur zwei Gründe geben: Entweder das Kind hat genetisch oder durch Krankheit<br />

verursacht die falschen biologischen Ressourcen, oder es wurde nicht genug instruiert,<br />

also falsch erzogen. Diese fatale Auffassung bestimmte über Jahrhunderte<br />

und bestimmt zum Teil heute noch die Logik vieler Bildungskonzepte.<br />

<strong>Das</strong> ist traurig. Denn <strong>NLP</strong> und seine Wegbereiter – Satir, Erickson, Perls und andere<br />

– machten das Veränderungspotenzial der Menschen schon seit den 70er-Jahren zur<br />

Grundlage ihrer Arbeit. Die Konzepte lagen seitdem vor. Doch der genetische Determinismus<br />

blieb stärker. Neurowissenschaftler haben erst in den vergangenen Jahren<br />

erkundet, welche Verknüpfungen im Gehirn zu dem führen, was wir unseren „Geist“<br />

nennen – also alles, was wir wahrnehmen, fühlen und denken, was wir lernen und<br />

wie sich das Gehirn verändert. Aus dieser Perspektive geben sie sehr klare Antworten<br />

auf die Frage, welche Bedingungen zu einer guten geistigen Entwicklung führen:<br />

Menschen, und Kinder besonders, brauchen zwischenmenschliche Beziehungen,<br />

Einfühlung und Empathie, um ihr Motivationssystem zu entfalten 3 . Erst in zweiter<br />

Linie brauchen sie Lernstoff.<br />

<strong>Das</strong> bedeutet auch: Wer Bindung, Gefühl, Liebe und Mitmenschlichkeit zum „Botenstoff“<br />

<strong>für</strong> seine Lerninhalte macht, motiviert und schafft den Rahmen <strong>für</strong> Veränderung<br />

und Entwicklung.<br />

3 Eine ausführliche, leicht lesbare Darstellung der neurobiologischen Zusammenhänge liefert: Bauer,<br />

Joachim, Lob der Schule – Sieben Perspektiven <strong>für</strong> Schüler, <strong>Lehrer</strong> und Eltern, Heyne Verlag, 2008.

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