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Autismus und Sehen « Le Syndrome de Schorderet- Munier ... - ophta

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ISSN 1420–6838<br />

Schweizerische Fachzeitschrift<br />

für augenärztliche Medizin<br />

<strong>und</strong> Technologie<br />

mit Mitteilungen SOG<br />

Revue Suisse spécialisée<br />

pour la mé<strong>de</strong>cine et la<br />

technique <strong>ophta</strong>lmologique<br />

avec les informations SSO<br />

04/2008<br />

<strong>Autismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sehen</strong><br />

<strong>«</strong> <strong>Le</strong> <strong>Syndrome</strong> <strong>de</strong> Schor<strong>de</strong>ret-<br />

<strong>Munier</strong>-Franceschetti »<br />

Binocular Alternation in<br />

Individually Flying Homing<br />

Pigeons<br />

Endokrine Orbitopathie:<br />

Ein Kongressbericht<br />

Moorfields International<br />

Glaucoma Symposium


EDITORIAL<br />

New Concept<br />

Es ist Mo<strong>de</strong> gewor<strong>de</strong>n, teure Image-Berater, Sanier-Spezialisten<br />

<strong>und</strong> Marketing-Experten zu engagieren, um dann in<br />

einem noch teureren Restrukturierungsprozess zu fraglichen<br />

Resultaten zu gelangen. O<strong>de</strong>r ein altes Rezept neu aufzukochen<br />

<strong>und</strong> sich damit auch am Kuchen zu beteiligen.<br />

So hat sich die swisscom z.B. eine neue CI (Corporate I<strong>de</strong>ntity)<br />

geschaffen, die so weit geht, dass sich alle Mitarbeiter duzen<br />

<strong>und</strong> gleichzeitig die Wie<strong>de</strong>rerkennbarkeit <strong>de</strong>s Produkts<br />

darin besteht, dass man an Swisscom <strong>de</strong>nkt, wenn man was<br />

Zerknülltes in Hän<strong>de</strong>n hält.<br />

Es muss ja nicht immer gleich so wild sein: Nach<strong>de</strong>nken be<strong>de</strong>utet<br />

Neu<strong>de</strong>nken. Darwins Konzept vom <strong>«</strong>survival of the<br />

fittest» hat gezeigt, dass in <strong>de</strong>r Regel die Innovativen <strong>und</strong><br />

Mutigen weiter kommen.<br />

So gibt es auch unter <strong>de</strong>m Namen Concept bereits seit mehr als<br />

einem Jahr ein neues Ophthalmologen-Magazin aus Deutschland.<br />

Das Bemerkenswerte an diesem Concept scheint mir<br />

nebst Name <strong>und</strong> Erscheinungsbild <strong>de</strong>r offen ausgesprochene<br />

Gedanke dahinter, die Gil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Augenärzte aus ihrem muf-<br />

figen Winkel bzw. ihrer Arbeitstier-Höhle herauszulocken.<br />

Sehr gut hat dies Kollege Thomas Unger in Heft 1/2008 formuliert:<br />

Patienten verwöhnen statt abschrecken.<br />

Seine Analyse ist prägnant <strong>und</strong> vollkommen richtig: Es gibt<br />

zwei Gruppen von Ärzten, erstens die Festhalter am System,<br />

die öffentlich <strong>de</strong>monstrieren <strong>und</strong> alte Zeiten zurück erhoffen,<br />

<strong>und</strong> zweitens die Ausweichler, die innerlich mit <strong>de</strong>m System abgeschlossen<br />

haben <strong>und</strong> realistischerweise von <strong>de</strong>r Politik keine<br />

Besserung erhoffen. <strong>Le</strong>tztere erwirtschaften im Stillen zunehmend<br />

ihr Einkommen mit Innovationen <strong>und</strong> Wahlleistungen.<br />

Seine Analyse läuft richtigerweise darauf hinaus, <strong>de</strong>n grossen<br />

Anteil an Augenges<strong>und</strong>en, welcher zwangsläufig unsere<br />

Praxen besucht (wir wollen ja genau diesen Anteil bei uns<br />

screenen <strong>und</strong> nicht <strong>de</strong>m Optiker o<strong>de</strong>r Optometristen überlassen)<br />

besser anzusprechen.<br />

Es gibt auch genau konträre Bestrebungen. In Deutschland<br />

haben sich junge Ophthalmologen zu einer Organisation formiert,<br />

die das Abdriften <strong>de</strong>s ärztlichen Stan<strong>de</strong>s ins Kaufmännische<br />

unterbin<strong>de</strong>n möchte. Ein Arzt sei sich zu scha<strong>de</strong>, Brillen<br />

o<strong>de</strong>r Kontaktlinsen anzupassen. Ob das nicht doch <strong>de</strong>r<br />

falsche Ansatz ist? Die Optiker (<strong>de</strong>r ZVA) grinsen. Obwohl:<br />

In ihren eigenen Reihen führt <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong> Wettbewerb<br />

auch bereits zur Unterwan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bestrebungen <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s.<br />

Neustes Beispiel: Die sogenannte Optiker Gil<strong>de</strong>, eine<br />

europäische Institution mit r<strong>und</strong> 1700 angeschlossenen Optikern,<br />

bewirbt Deutsche Augenärzte mit einer Kooperation<br />

beim Brillenverkauf! Es stimmt doch: Wenn sich Kompetenz<br />

irgendwo maximal konzentrieren lässt, dann bei <strong>de</strong>n Ophthalmologen.<br />

Immerhin sei hier angefügt, dass in Deutschland gleichzeitig<br />

ein wichtiger Prozess gewonnen wur<strong>de</strong>: Der sogenannte<br />

verkürzte Anpassungsweg (d.h., dass ein Ohrenarzt Hörgeräte<br />

anpassen darf o<strong>de</strong>r ein Augenarzt Brillen o<strong>de</strong>r Kontaktlinsen)<br />

wur<strong>de</strong> vom Stuttgarter Lan<strong>de</strong>sgericht offiziell gut<br />

geheissen. Dass dies nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s langen Rechtsweges<br />

darstellt, ist abzusehen.<br />

Wenn wir doch imstan<strong>de</strong> sind, unseren Patienten mit hochtechnisierten<br />

operativen Verfahren ein besseres <strong>Sehen</strong> zu ermöglichen,<br />

warum weigern wir uns, dies mit allen auf <strong>de</strong>m<br />

Markt zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n zu tun? Was ist<br />

das für eine innere Einstellung, welche <strong>de</strong>m Patienten einen<br />

vollen Service vorenthalten möchte? Motto: Ich bin Spezialist<br />

für <strong>de</strong>n kleinen Zehennagel, also interessiert mich <strong>de</strong>r Rest<br />

<strong>de</strong>s Fusses nicht, geschweige <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r sich auf<br />

diesen abstützt.<br />

Der Spagat zwischen unserem wissenschaftlichen Anspruch,<br />

aka<strong>de</strong>mischer Arbeitsweise <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s<br />

<strong>«</strong>Marktes» <strong>und</strong> <strong>de</strong>r politischen Realität wird immer schwieriger,<br />

was nicht heisst, dass wir uns dieser Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

nicht stellen sollten, im Gegenteil. Es ist allerdings gut möglich,<br />

dass es jeweils verschie<strong>de</strong>ne Antworten auf eine solche<br />

Problemstellung gibt.<br />

Einer neuen Herausfor<strong>de</strong>rung ist auch das Redaktionsteam<br />

begegnet. In <strong>de</strong>r bisherigen Crew, die Ihnen hoffentlich inzwischen<br />

ein bisschen ans Herz gewachsen ist, hat es einen<br />

kleinen Wechsel gegeben. Die Geschäftsführung liegt jetzt<br />

bei Herrn Habermehl, die Herausgeber sind Manfred Burth<br />

wie bisher <strong>und</strong> seit dieser Ausgabe Ulrike Novotny, die auch<br />

als Chefin vom Dienst weiter die Redaktion koordiniert.<br />

Herrn Johannes Eschmann danken wir dafür, dass er die<br />

<strong>ophta</strong> gut ins Rollen gebracht hat. Auf dieser Schiene fährt<br />

das bewährte Team gern weiter, mit <strong>de</strong>m Anspruch, Ihnen,<br />

liebe <strong>Le</strong>serinnen <strong>und</strong> <strong>Le</strong>ser, mit je<strong>de</strong>r Ausgabe praxisrelevante,<br />

unterhaltsame <strong>und</strong> zur Diskussion anregen<strong>de</strong> Beiträge<br />

zu liefern <strong>und</strong> dabei immer noch besser zu wer<strong>de</strong>n. Wir haben<br />

viele I<strong>de</strong>en, die wir in nächster Zeit umsetzen wollen.<br />

Bitte halten Sie sich auch weiterhin mit Ihrer Meinung <strong>und</strong><br />

Ihren Beiträgen nicht zurück. Wir freuen uns auf einen inspirieren<strong>de</strong>n<br />

Dialog mit Ihnen.<br />

Dietmar W. Thumm<br />

Verantwort. Red. Deutschschweiz<br />

Albert Franceschetti<br />

Chefredaktor<br />

Ulrike Novotny<br />

Chefin vom Dienst. Herausgeberin<br />

Das <strong>ophta</strong>-Team v.l.n.r.: Dr. Albert Franceschetti, Dr. Dietmar Thumm, Dr. Ulrike Novotny, Susanne Preisig, Michael Habermehl, Manfred Burth<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 251


EDITORIAL<br />

New Concept<br />

C’est <strong>de</strong>venu à la mo<strong>de</strong> <strong>de</strong> faire appel, à grands frais, à <strong>de</strong>s<br />

conseillers en image, <strong>de</strong>s spécialistes du redressement d’entreprises<br />

et autres experts en marketing, dans le cadre <strong>de</strong> processus <strong>de</strong><br />

restructuration dont les résultats laissent parfois songeurs. Une<br />

autre option consiste à accommo<strong>de</strong>r les restes, et à affubler ces<br />

nouvelles recettes d’appellations ronflantes, comme à la cantine.<br />

C’est ainsi que Swisscom, notamment, a dévoilé sa nouvelle CI<br />

(traduisez, Corporate I<strong>de</strong>ntity). On n’a pas fait les choses à moitié<br />

: tous les collaborateurs sont invités à se tutoyer, et la reconnaissance<br />

du produit se fera désormais à partir d’un logo qui<br />

ressemble vaguement à un machin en papier froissé. Est-ce bien<br />

nécessaire d’en arriver à <strong>de</strong> telles extrémités ? Réfléchir, c’est<br />

penser en termes d’innovation. <strong>Le</strong> concept <strong>de</strong> Darwin, <strong>«</strong> survival<br />

of the fittest », a montré que ce sont en général les individus les<br />

plus ingénieux et audacieux qui tirent leur épingle du jeu.<br />

Il y a un peu plus d’un an, une nouvelle revue spécialisée a été<br />

lancée en Allemagne, intitulée Concept Ophtalmologie. Sa<br />

particularité, outre son nom et son i<strong>de</strong>ntité visuelle, c’est que<br />

justement, elle se propose, <strong>de</strong> façon totalement revendiquée,<br />

<strong>de</strong> sortir les <strong>ophta</strong>lmologues <strong>de</strong>s cagibis pleins <strong>de</strong> toiles d’araignée<br />

où ces bourreaux <strong>de</strong> travail se tapissent (se complaisent ?).<br />

Thomas Unger l’a très bien résumé, dans le numéro 1 <strong>de</strong> l’année<br />

2008 : nous <strong>de</strong>vons chouchouter nos patients, plutôt que <strong>de</strong><br />

chercher à les impressionner. Son analyse est tout à fait pertinente<br />

et sensée. Il y a <strong>de</strong>ux catégories <strong>de</strong> mé<strong>de</strong>cins : d’une part<br />

ceux qui s’accrochent au système, et ne cessent <strong>de</strong> pleurnicher<br />

en évoquant le <strong>«</strong> bon vieux temps », et d’autre part les dissi<strong>de</strong>nts,<br />

qui en leur fort intérieur, ont cessé d’y croire, et n’atten<strong>de</strong>nt<br />

plus rien <strong>de</strong> la politique. Ces <strong>de</strong>rniers sont <strong>de</strong> plus en<br />

plus nombreux à optimiser leurs revenus par le biais d’innovations<br />

et <strong>de</strong> choix stratégiques en matière <strong>de</strong> prestations. Notre<br />

confrère insiste très justement sur la nécessité <strong>de</strong> se montrer<br />

convaincant auprès <strong>de</strong>s patients ne présentant pas <strong>de</strong> troubles<br />

oculaires, qui viennent nous consulter pour <strong>de</strong>s check-up. En<br />

effet, ces patients, nous ne voulons pas les perdre au profit <strong>de</strong>s<br />

opticiens ou <strong>de</strong>s optométristes.<br />

Mais toutes les initiatives ne vont pas dans ce sens, loin s’en<br />

faut. En Allemagne, <strong>de</strong> jeunes <strong>ophta</strong>lmologues ont ainsi formé<br />

une organisation en réaction aux <strong>«</strong> dérives commerciales » <strong>de</strong><br />

la profession. Selon eux, l’ajustement <strong>de</strong>s lunettes ou <strong>de</strong>s lentilles<br />

<strong>de</strong> contact ne serait pas une activité valorisante, pour un<br />

<strong>ophta</strong>lmologue. En voila une curieuse façon <strong>de</strong> voir les choses !<br />

Naturellement, les opticiens (par le biais <strong>de</strong> la ZVA) ricanent. Et<br />

pourtant : la compétition galopante a <strong>de</strong>s répercussions inattendues…<br />

au sein même <strong>de</strong> leurs propres rangs. En voici le <strong>de</strong>rnier<br />

avatar : l’Optiker Gil<strong>de</strong>, un groupement à vocation européenne<br />

basé en Allemagne, qui compte environ 1700 opticiens affiliés,<br />

propose aux <strong>ophta</strong>lmologues allemands une coopération en<br />

ce qui concerne la vente <strong>de</strong>s lunettes. Et en effet, qui mieux<br />

que les <strong>ophta</strong>lmologues peuvent se targuer d’une compétence<br />

maximale ? Il est vrai qu’en Allemagne, un pas important a été<br />

franchi : en regard du principe <strong>de</strong> l’accès le plus court à l’ai<strong>de</strong><br />

médicale, les mé<strong>de</strong>cins ORL et les <strong>ophta</strong>lmologues ont obtenu<br />

le droit <strong>de</strong> vendre à leurs patients <strong>de</strong>s appareils auditifs pour les<br />

uns, <strong>de</strong>s lunettes et lentilles <strong>de</strong> contact pour les autres. Ainsi<br />

en a décidé, tout à fait officiellement, le Tribunal régional <strong>de</strong><br />

Stuttgart. Il reste encore à voir si les choses vont en rester là, au<br />

niveau juridique.<br />

Nous sommes tous d’accord : nous voulons ai<strong>de</strong>r nos patients à<br />

mieux voir, grâce à <strong>de</strong>s procédés opératoires <strong>de</strong> haute technologie.<br />

Mais alors, pourquoi hésitons-nous à utiliser toutes les possibilités<br />

à disposition sur le marché? Quel genre <strong>de</strong> mentalité<br />

est-ce là, qui conduit à priver les patients d’un service optimal ?<br />

(Voyez-vous, ma spécialité, c’est l’ongle du petit orteil ; le reste<br />

du pied ne m’intéresse absolument pas, pas plus d’ailleurs que<br />

la personne à qui appartient ce pied …)<br />

Certes, il <strong>de</strong>vient <strong>de</strong> plus en plus difficile <strong>de</strong> concilier les considérations<br />

économiques, les métho<strong>de</strong>s <strong>de</strong> travail académiques,<br />

les exigences du marché et les réalités politiques, mais cela ne<br />

signifie pas que nous <strong>de</strong>vons baisser les bras, bien au contraire !<br />

Et il y a fort à parier qu’à toutes ces problématiques, il n’y ait pas<br />

qu’une seule solution possible, mais plusieurs.<br />

Ces nouveaux défis, la rédaction <strong>de</strong> notre revue y est également<br />

confrontée. Notre équipe, à laquelle nous espérons que vous<br />

vous êtes tout <strong>de</strong> même un peu attachés, au fil <strong>de</strong>s numéros,<br />

a été légèrement remaniée. C’est désormais Monsieur Habermehl<br />

qui assume la direction administrative. Manfred Burth<br />

<strong>de</strong>meure notre Editeur ; il sera secondé dans sa tâche par le Dr<br />

Ulrike Novotny, qui continue également, en tant que Chef <strong>de</strong><br />

service, à assurer la coordination rédactionnelle. Nous tenons<br />

ici à remercier Monsieur Eschmann, qui a su lancer <strong>ophta</strong> sur<br />

les bons rails.<br />

Et c’est dans cet esprit que nous voulons continuer à travailler,<br />

avec pour objectif <strong>de</strong> vous offrir, chères lectrices, chers lecteurs,<br />

dans chaque numéro d’Ophta, <strong>de</strong>s contributions à la fois utiles<br />

pour votre pratique quotidienne, distrayantes et stimulantes,<br />

tout en nous améliorant constamment. Nous avons <strong>de</strong> nombreuses<br />

idées, qu’il nous tient à cœur <strong>de</strong> mettre en œuvre, dans<br />

les prochains temps.<br />

N’hésitez pas à nous faire part <strong>de</strong> vos suggestions, et à nous<br />

envoyer vos propres contributions. Nous nous réjouissons<br />

d’avance <strong>de</strong> ces échanges inspirés.<br />

Dietmar W. Thumm<br />

Rédacteur responsable pour la Suisse alémanique<br />

Albert Franceschetti<br />

Rédacteur en chef<br />

Ulrike Novotny<br />

Chef <strong>de</strong> service ; Editeur<br />

<strong>Le</strong> team <strong>ophta</strong> <strong>de</strong> gauche à droite : Dr Albert Franceschetti, Dr Dietmar Thumm, Dr Ulrike Novotny, Susanne Preisig, Michael Habermehl, Manfred Burth<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 253


INHALT / SOMMAIRE<br />

ORIGINALIA<br />

257 <strong>Autismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sehen</strong><br />

Doris Safra <strong>und</strong> Fritz Steiner<br />

ORIGINALIA<br />

267 Evi<strong>de</strong>nce for Binocular Alternation in<br />

Individually Flying Homing Pigeons<br />

Phillip Hendrickson, Alexan<strong>de</strong>r Lage,<br />

Robert Marionneau<br />

Vielen <strong>Le</strong>sern ist Phillip Hendrickson bekannt<br />

als Chef <strong>de</strong>r ORO, welche in verdankenswerter<br />

Weise gebrauchte ophthalmologische<br />

Geräte <strong>und</strong> Material für Projekte in<br />

Entwicklungslän<strong>de</strong>rn organisiert. Manche<br />

kennen ihn auch noch als <strong>«</strong><strong>de</strong>n Labormenschen<br />

mit Herz», <strong>de</strong>r an unglaublich<br />

vielen Dingen in seinem Kämmerchen getüftelt<br />

hat <strong>und</strong> im USZ hilfreich zur Hand<br />

war. In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat er an faszinieren<strong>de</strong>n<br />

Forschungsarbeiten mitgewirkt. Wir<br />

haben ihn <strong>de</strong>shalb gebeten, etwas aus seiner<br />

Arbeit vorzustellen. Die hier präsentierten<br />

Forschungsresultate aus <strong>de</strong>m anatomischen<br />

Institut in Zürich haben sogar einen Impact<br />

auf unsere augenärztliche Tätigkeit. <strong>Le</strong>sen<br />

Sie seinen in <strong>de</strong>s Wortes mehrfacher Be<strong>de</strong>utung<br />

horizonterweitern<strong>de</strong>n Beitrag! – Red.<br />

ORIGINALIA<br />

273 Anomalie du développement <strong>de</strong> l’œil et<br />

<strong>de</strong> l’oreille due à une mutation dans<br />

le gène NKX5–3/HMX1<br />

Daniel Schor<strong>de</strong>ret et Francis <strong>Munier</strong><br />

EDITORIAL<br />

251/253 New Concept<br />

<strong>ophta</strong>INTERN<br />

274 Impressum<br />

319 Terminplan / Date limite <strong>de</strong>s envois<br />

KONGRESSE/CONGRES<br />

276 Was führt die Drüse nur im Schild?<br />

Dietmar W. Thumm<br />

283 Moorfields International Glaucoma<br />

Symposium<br />

Ioannis K. Petropoulos<br />

290 Welche Keratoplastik ist die beste –<br />

lamellär o<strong>de</strong>r perforierend?<br />

Ronald D. Gerste<br />

<strong>ophta</strong>QUIZ<br />

293/314 Eine kleine Knochenerhebung am Kopf<br />

rechts – über 16 Jahre<br />

HISTOIRE<br />

296 A. Franceschetti (1086–1968) –<br />

Un homage à mon père<br />

Albert Franceschetti<br />

FORUM<br />

302 Et voilà la médicine vétérinaire !<br />

<strong>ophta</strong>SZENE<br />

303 Ein gutes Jahr für die Ophthalmologie in<br />

Genf – Innovator’s <strong>Le</strong>cture über CXL –<br />

Neuer Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s IMCLC – Neue CD<br />

<strong>«</strong>OCT and Electrophysiology»<br />

MITTEILUNGEN SOG / INFORMATIONS SSO<br />

305 Prof. Haefliger neuer Vertreter<br />

<strong>de</strong>r SOG in <strong>de</strong>r SOE / Prof. Haefliger nouveau<br />

représentant <strong>de</strong> la SSO à la SOE<br />

306 AGENDA<br />

308 KLEINANZEIGEN / PETITES ANNONCES<br />

ophtART<br />

313 Dr. Faried Esmail<br />

Bitte beachten Sie die Beilagen /<br />

Veuillez consulter les suppléments<br />

CBM Global Vision / Breakfast with Experts<br />

35 315 FIRMEN-NEWS / NOUVELLES DE L’INDUSTRIE<br />

325 ZEITLUPE / VUE DU TEMPS<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 255


ORIGINALIA<br />

<strong>Autismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sehen</strong><br />

Doris Safra, St. Gallen, <strong>und</strong> Fritz Steiner, Dornach<br />

Seit <strong>de</strong>n Beschreibungen von Kanner 1 im<br />

Jahre 1943 <strong>und</strong> Asperger 2 1944 wur<strong>de</strong>n<br />

beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n letzten 20 Jahren zahlreiche<br />

Beiträge über <strong>Autismus</strong> publiziert.<br />

Z.T. sind sie mit Fallbeispielen versehen,<br />

da bei <strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>r Erscheinungsformen<br />

<strong>und</strong> Ausprägungen <strong>Autismus</strong><br />

sich nicht einheitlich <strong>de</strong>finieren <strong>und</strong> beschreiben<br />

lässt.<br />

Die Diagnose <strong>Autismus</strong> wird aufgr<strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r Verhaltensweise <strong>de</strong>r Betroffenen<br />

gestellt, <strong>und</strong> diese hängt von ihrem<br />

geistigen Zustand ab. Die von Kanner<br />

beschriebenen frühkindlichen Autisten<br />

sind meistens geistig mittelschwer bis<br />

schwer behin<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> wenig zugänglich<br />

bis vollkommen unansprechbar. Die von<br />

Asperger beschriebenen spätkindlichen<br />

Autisten sind meistens normal bis hoch<br />

intelligent, <strong>und</strong> ihr Verhalten kann bis<br />

zu einem gewissen Grad unauffällig sein.<br />

Die Verhaltensweisen erscheinen einem<br />

Nichtautisten unsinnig <strong>und</strong> bizarr. Eltern<br />

sind beispielsweise erschreckt, wenn<br />

das Kind auf <strong>de</strong>n Lärm <strong>de</strong>s Staubsaugers<br />

<strong>und</strong> nur auf diesen in lautes Gebrüll ausbricht<br />

o<strong>de</strong>r auf die feinste Berührung<br />

in Panik gerät. Manche zeigen schon<br />

als Säuglinge ein ungewöhnliches Verhalten,<br />

lächeln <strong>de</strong>m Gesicht <strong>de</strong>r Mutter<br />

nicht entgegen, sehen sie nicht an, wehren<br />

sich gegen zärtliche Berührungen.<br />

Allen Formen von <strong>Autismus</strong> gemeinsam<br />

sind nach Wissenschaftlern Störungen<br />

<strong>de</strong>r Kommunikation <strong>und</strong> sozialen Integration.<br />

Beobachtete Sehverhaltensweisen<br />

bei Autisten<br />

Auffällig <strong>und</strong> ebenfalls als Kommunikations<strong>de</strong>fizit<br />

interpretiert sind auch typische<br />

Sehverhaltensweisen:<br />

– <strong>de</strong>r seltene o<strong>de</strong>r ganz fehlen<strong>de</strong> Blickkontakt<br />

– das periphere <strong>Sehen</strong>, d.h. aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln<br />

schauen<br />

– die Scheu, Gesichter <strong>und</strong> Dinge zu fixieren<br />

– Den Blickkontakt, <strong>de</strong>n ein normaler<br />

Säugling schon mit 3–6 Wochen<br />

als Kommunikationsmittel einsetzt,<br />

scheint <strong>de</strong>r Autist nicht zu kennen o<strong>de</strong>r<br />

ist nach Frith 3 nicht daran interessiert.<br />

<strong>Autismus</strong>, eine angeborene psychische<br />

Störung, manifestiert sich in einer<br />

Vielfalt von Formen <strong>und</strong> Ausprägungen.<br />

Die Diagnose stellt sich auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

Verhaltens im täglichen <strong>Le</strong>ben, das<br />

bizarr <strong>und</strong> unverständlich erscheint. Als<br />

allen Formen gemeinsam ist das Fehlen<br />

<strong>de</strong>r normalen Kommunikation <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

sozialen Integration. In diese Richtung<br />

wird auch das auffällige Sehverhalten<br />

<strong>de</strong>r Autisten erklärt. Es ist gekennzeichnet<br />

durch <strong>de</strong>n seltenen bis fehlen<strong>de</strong>n<br />

Blickkontakt, das nicht direkte, son<strong>de</strong>rn<br />

aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln kommen<strong>de</strong> Schauen,<br />

die Scheu, einen Gegenstand <strong>und</strong> vor<br />

allem ein Gesicht zu fixieren.<br />

Viele Autisten zeigen Merkmale <strong>de</strong>s<br />

Irlen-Syndroms (u.a. Lichtüberempfindlichkeit,<br />

Scheinbewegungen regelmässiger<br />

Muster, <strong>Le</strong>seschwierigkeiten), bei<br />

<strong>de</strong>m individuell ausgewählte Farbfilterbrillen<br />

die Symptome vermin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />

sogar ganz eliminieren können. Wir<br />

beschreiben frappante Wirkungen einer<br />

Farbfilterbrille bei drei Autisten, die<br />

wegen <strong>Le</strong>sestörungen Hilfe suchten, <strong>und</strong><br />

bei einem Fall aus <strong>de</strong>r Literatur.<br />

Die Schil<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Sehwahrnehmungen<br />

dieser Autisten mit <strong>und</strong> ohne<br />

Filter lassen Zweifel an <strong>de</strong>r Kommunikationsstörung<br />

als alleinige Ursache <strong>de</strong>s<br />

Sehverhaltens aufkommen, eher scheint<br />

dies umgekehrt <strong>de</strong>r Fall. So wird z.B. ein<br />

Gesicht (ohne Farbfilter betrachtet) in<br />

einzelne, sich bewegen<strong>de</strong> Teile zerstückelt<br />

beschrieben.<br />

– Das periphere <strong>Sehen</strong>, d.h. aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln<br />

schauen, wird beson<strong>de</strong>rs<br />

bei geistig schwer behin<strong>de</strong>rten Autisten<br />

beobachtet <strong>und</strong> ebenfalls von Frith als<br />

Interesselosigkeit ge<strong>de</strong>utet.<br />

Die Fixationsscheu bezieht sich nach<br />

von Frith beschriebenen, experimentellen<br />

Untersuchungen, beim Vergleich<br />

mit Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r gleichen geistigen Stufe,<br />

nicht nur auf menschliche Gesichter,<br />

son<strong>de</strong>rn auch auf Bil<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Gegenstän<strong>de</strong><br />

<strong>und</strong> wird auch als mangeln<strong>de</strong>s Interesse<br />

ge<strong>de</strong>utet. Dahingegen berichtet die<br />

Mögliche Ursachen <strong>de</strong>r visuellen<br />

Störungen beim Irlen-Syndrom sind ein<br />

überempfindliches, überreagieren<strong>de</strong>s<br />

magnozelluläres System, primär o<strong>de</strong>r<br />

als Folge eines schwachen, das erstere<br />

ungenügend hemmen<strong>de</strong>n parvozellulären<br />

Systems; die Wirkung <strong>de</strong>r Farbfilter<br />

fin<strong>de</strong>t vermutlich in <strong>de</strong>n kortikalen Zentren<br />

statt. In Betracht kommt auch eine<br />

angeborene Systemanomalie <strong>de</strong>r kurz<br />

erregten <strong>und</strong> rasch leiten<strong>de</strong>n auditiven<br />

<strong>und</strong> somatosensorischen Nervenbahnen<br />

wie beim visuellen magnozellulären<br />

System. Es wird angeregt, autistische<br />

Kin<strong>de</strong>r, auch nicht ansprechbare, auf<br />

ihre Reaktion auf Farbfilter zu prüfen.<br />

Durch Farbfilter liesse sich eventuell ihre<br />

Kommunikationsfähigkeit verbessern.<br />

erfahrene Logopädin Maya Eichholzer, 4<br />

die sich während vielen Jahren mit autistischen<br />

Kin<strong>de</strong>rn befasst, dass diese doch<br />

an glänzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sich bewegen<strong>de</strong>n<br />

Gegenstän<strong>de</strong>n, etwa einem bewegten<br />

Schlüsselb<strong>und</strong>, aber auch an einem glitzern<strong>de</strong>n<br />

Schmuckstück interessiert sind,<br />

aufstehen <strong>und</strong> es betasten, während sie<br />

sonst mit hängen<strong>de</strong>m Kopf mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger stumpf dasitzen.<br />

Margaret Creedon, 5 amerikanische <strong>Autismus</strong>forscherin,<br />

erklärt diese Sehverhaltensweisen<br />

<strong>de</strong>r Autisten als Abwehrreaktionen<br />

auf jegliche sensorische Stimuli<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 257


ORIGINALIA<br />

<strong>de</strong>r Aussenwelt, von <strong>de</strong>nen ja 70% visuell<br />

sind. Sie wür<strong>de</strong>n sie zu intensiv erleben<br />

<strong>und</strong> daher als Bedrohung empfin<strong>de</strong>n:<br />

<strong>«</strong>There are different ways to explain the<br />

difficulty with eye contact and maintaining<br />

gaze or direct viewing. Persons with<br />

autism often have a sensory integration<br />

disor<strong>de</strong>r and/or experience sensory <strong>de</strong>fensiveness.<br />

Defensive Responses from<br />

any stimulus (touch, so<strong>und</strong>, vestibular)<br />

that is threatening or overwhelming in<br />

intensity inclu<strong>de</strong> avoidance and emotional<br />

reactions. These can inclu<strong>de</strong>: visual<br />

inattention, gaze aversion or loss of eye<br />

contact (instead of orienting response).»<br />

Subjektive visuelle Erfahrungen<br />

von Autisten mit Farbfiltern<br />

Bei <strong>de</strong>r Erforschung <strong>de</strong>s Phänomens <strong>Autismus</strong><br />

stand vor allem die Beobachtung<br />

<strong>de</strong>s Verhaltens <strong>de</strong>r Betroffenen im täglichen<br />

<strong>Le</strong>ben im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> ebenso<br />

die Beobachtung <strong>de</strong>r Eigenheiten <strong>de</strong>s<br />

Sehverhaltens. Wie ein von Geburt an<br />

Blin<strong>de</strong>r nicht weiss, was <strong>Sehen</strong> ist <strong>und</strong> ein<br />

von Geburt an Tauber nicht weiss, was<br />

Hören be<strong>de</strong>utet, ist sich auch ein geistig<br />

normaler Autist zwar seines An<strong>de</strong>rsseins<br />

bewusst, weiss aber nicht, dass sich seine<br />

Sinneswahrnehmungen von <strong>de</strong>nen<br />

normaler Menschen unterschei<strong>de</strong>t, da er<br />

keine Vergleichmöglichkeiten hat. Die<br />

Erfahrung, die die autistische Schriftstellerin<br />

<strong>und</strong> Künstlerin Donna Williams 6<br />

mit Farbfiltern erlebte, war daher sowohl<br />

für sie selber als auch für die Wissenschaft<br />

von grosser Be<strong>de</strong>utung.<br />

Williams stellte eine dramatische Än<strong>de</strong>rung<br />

ihrer Sehwahrnehmung fest <strong>und</strong><br />

konnte nun schil<strong>de</strong>rn, was sie vorher, also<br />

ohne Farbfilter wahrgenommen hatte.<br />

Ihre Aussagen brachten einen Durchbruch<br />

zum Verständnis min<strong>de</strong>stens einer<br />

Form von <strong>Autismus</strong>. Durch eine Farbfilterbrille<br />

eröffnete sich ihr eine neue Welt<br />

visueller Erfahrung. Das Erlebnis, als sie<br />

zum ersten Mal durch die Farbfiltergläser<br />

sah, beschreibt sie folgen<strong>de</strong>rmassen:<br />

<strong>«</strong>Ich schaute durch das Fenster in <strong>de</strong>n<br />

Garten. Anstatt von Baum zu Baum <strong>und</strong><br />

von Busch zu Busch zu blicken, sah ich<br />

das ganze Bild gleichzeitig: einen ganzen<br />

Garten….Was ich in <strong>de</strong>r Theorie gelernt<br />

hatte, dass die Welt verschie<strong>de</strong>ne Tiefen<br />

hat, die man erfährt, wenn man durch<br />

sie geht, konnte ich nun selber wahrnehmen<br />

… Ich sah das Gesicht von Jan <strong>und</strong><br />

stotterte: Dein Gesicht, das ich bisher<br />

Stück um Stück zusammengesetzt habe,<br />

um davon einen geistigen Eindruck zu<br />

konstruieren, sehe ich nun als Ganzes.<br />

Alle meine Sinne, meine Persönlichkeit,<br />

meine Umgebung waren Stücke gewesen,<br />

<strong>und</strong> nun war ich mehr imstan<strong>de</strong> als nur<br />

zu kämpfen, um mir ein unzerstückeltes<br />

Ganzes vorzustellen.»<br />

Mit Farbfiltern wer<strong>de</strong>n seit ca. 20 Jahren<br />

die Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndroms 7<br />

behan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> etliche Autisten weisen<br />

Symptome dieses Syndroms auf. Es han<strong>de</strong>lt<br />

sich dabei um einen visuellen Störungskomplex.<br />

Dieser besteht vor allem<br />

aus:<br />

1. Überempfindlichkeit sowohl auf Tageslicht<br />

als auch auf künstliches Licht<br />

2. Scheinbewegungen regelmässiger Muster<br />

wie z.B. die schwarzweissen Streifen<br />

<strong>de</strong>r Zeilenfolge in einem Text, karierte<br />

Stoffe, konzentrische Kreise<br />

3. <strong>Le</strong>seschwierigkeiten, verursacht zum<br />

Einen durch sich bewegen<strong>de</strong> Zeilen <strong>und</strong><br />

sich bewegen<strong>de</strong> <strong>und</strong> verformen<strong>de</strong> Buchstaben<br />

<strong>und</strong> ein stark eingeengtes Fixationsfeld,<br />

wobei das umgeben<strong>de</strong> Feld<br />

aus <strong>«</strong>herumwirbeln<strong>de</strong>n» Schriftzeichen<br />

besteht, zum An<strong>de</strong>rn verursacht durch<br />

ein gestörtes Binokularsehen<br />

4. Eine gestörte Tiefenwahrnehmung –<br />

eine Treppe z.B. erscheint zweidimensional,<br />

als stufenlose Wand.<br />

Das Wesentliche dieses Syndroms besteht<br />

darin, dass sich die Symptome durch<br />

bestimmte Farbfilter, die <strong>de</strong>r Betroffene<br />

nach Farbe, Sättigung <strong>und</strong> Lichtdurchlässigkeit<br />

nach seinem eigenen Empfin<strong>de</strong>n<br />

selber wählt, weitgehend o<strong>de</strong>r ganz beheben<br />

lassen, wobei die Farbfilter die Zusammensetzung<br />

<strong>de</strong>r einfallen<strong>de</strong>n Lichtwellen<br />

verän<strong>de</strong>rn, in<strong>de</strong>m sie bestimmte<br />

Lichtwellenlängen eliminieren. Ob ein Irlen-Syndrom<br />

vorliegt, lässt sich meistens<br />

dadurch rasch feststellen, dass <strong>de</strong>r Betrof-<br />

fene schon eine <strong>de</strong>utliche Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Le</strong>seschwierigkeiten durch das selbst<br />

gewählte Farbfilter erfährt (Abb. 1).<br />

Abwehrreaktionen auf bestimmte Farben<br />

<strong>und</strong> Bevorzugung an<strong>de</strong>rer ist bei <strong>Autismus</strong><br />

nach Ludlow et al. 8 weit verbreitet,<br />

doch steht diese Beobachtung in keinem<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Irlen-Syndrom,<br />

bei welchem eine Allergie auf bestimmte<br />

Lichtwellenlängen besteht. Die typischen<br />

Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndroms sind bei<br />

Autisten sehr häufig <strong>und</strong> sogar stärker<br />

ausgeprägt, aber nicht je<strong>de</strong>r Autist lei<strong>de</strong>t<br />

an Irlen-Syndrom mit Unverträglichkeit<br />

bestimmter Wellenlängen <strong>und</strong> reagiert<br />

positiv auf Farbfilter.<br />

Doch in Fällen von Irlen-Syndrom erleben<br />

Autisten mit Farbfiltern wie Donna<br />

Williams nach ihren Aussagen eine<br />

dramatische Wen<strong>de</strong> in ihrem <strong>Le</strong>ben, da<br />

sie alles an<strong>de</strong>rs <strong>und</strong> besser wahrnehmen<br />

konnten.<br />

Abb. 1 Filterwirkung auf<br />

schwarz-weissem Druck.<br />

Schwarz-weisser Kontrast<br />

erregt vorwiegend das<br />

parvozelluläre System,<br />

schwarz-farbiger Kontrast<br />

erregt das magnozelluläre<br />

System, jedoch geringer,<br />

weil er energieärmer ist. Der<br />

weisse Hintergr<strong>und</strong> blen<strong>de</strong>t<br />

nicht mehr. Der Betroffene<br />

wählt <strong>de</strong>n Filter nach Farbe,<br />

Sättigung <strong>und</strong> Lichtdurchlässigkeit<br />

individuell.<br />

258 <strong>ophta</strong> • 4|2008


ORIGINALIA<br />

R.N.<br />

Zu Beginn litt ich unter leichter Übelkeit <strong>und</strong><br />

Schwin<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r sich im Lauf <strong>de</strong>s Tages jedoch verflüchtigte<br />

<strong>und</strong> vor allem dann ausblieb, wenn ich<br />

die Brille tagsüber ununterbrochen trug. Ein Wechseln<br />

<strong>de</strong>r Brille mit <strong>de</strong>r alten o<strong>de</strong>r ganz ohne Brille<br />

ertrage ich nicht. Als ich die neuen Gläser die erste<br />

Zeit trug, fiel mir auf, dass sich das Sehbild <strong>de</strong>utlich<br />

ruhiger gestaltete, was zu einer partiellen Stressreduzierung<br />

führte. Auch empfand ich bewegte Objekte<br />

<strong>und</strong> Subjekte als langsamer, als könnte ich sie<br />

besser wahrnehmen, als wür<strong>de</strong>n sie weniger ungeordnet<br />

<strong>und</strong> unvorhergesehen an mir vorbeiflitzen.<br />

Beim Gehen bemerkte ich, dass es auf Trottoiren<br />

<strong>und</strong> Treppen <strong>de</strong>utlich erkennbare <strong>und</strong> zahlreiche<br />

Höhenunterschie<strong>de</strong> gibt, was bei mir allerdings in<br />

<strong>de</strong>r Anfangsphase (<strong>und</strong> gelegentlich immer noch)<br />

zu motorischen Zögerlichkeiten führte.<br />

Eine Erklärung könnte sein, dass ich nun besser<br />

schauen kann, wohin ich gehe, wohingegen ich<br />

vorher manchmal wie ein Blin<strong>de</strong>r einfach die Füsse<br />

abwechslungsweise nach vorne bewegte, ohne mit<br />

<strong>de</strong>n Augen Richtung <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n zu verfolgen.<br />

Insgesamt sehe ich dreidimensionaler, erkenne die<br />

Tiefenunterschie<strong>de</strong> von Objekten, die nicht gleich<br />

weit von mir entfernt sind. Beim Eindunkeln allerdings<br />

nimmt das dreidimensionale Wahrnehmen<br />

ab, sodass ich dann ohne Irlen-Brille besser 3-D<br />

sehe als mit. Doch hilft mir die Brille durchgehend<br />

also auch abends, gegen die Lichtüberempfindlichkeit,<br />

was eine <strong>de</strong>r wichtigsten Erleichterungen<br />

bietet. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen kann ich mich länger konzentrieren<br />

<strong>und</strong> neige seltener zu brennen<strong>de</strong>m Kopf-<br />

schmerz.<br />

Mir fällt auf, dass ich länger in Gesichter blicken<br />

kann, sie mich sogar ein wenig mehr interessieren,<br />

weil sie mir mit Brille ruhiger erscheinen, weniger<br />

hektisch wirken. Wäre die Brille noch dunkler als<br />

sie ist, hätte ich Erkennungsprobleme, da ich ein<br />

Mensch bin, <strong>de</strong>r sich stark nach <strong>de</strong>n von mir abgespeicherten<br />

Farbunterschie<strong>de</strong>n orientiert. D.h.<br />

wenn ich die Farben nicht mehr gleich unterschiedlich<br />

wahrnehme, muss ich in Lä<strong>de</strong>n länger Gestelle<br />

absuchen, bis ich die richtigen Nahrungsmittelverpackungen<br />

gef<strong>und</strong>en habe o<strong>de</strong>r ich kann mich<br />

kaum mehr im Raum orientieren.<br />

Blau <strong>und</strong> violett eingefärbte Gläser verhelfen mir<br />

zur besseren 3-D-Wahrnehmung (Tiefenwahrnehmung),<br />

wohingegen das Orange das Panoramasehen<br />

einführt bzw. verbessert.<br />

Die für mich subjektiv wahrgenommene Erleichterung<br />

ist die positive Wirkung gegen die ständig<br />

belasten<strong>de</strong> Lichtüberempfindlichkeit.<br />

Für die Zukunft wünsche ich mir die Erfindung von<br />

Gläsern, die nicht farbig sind, also neutral wirken<br />

<strong>und</strong> trotz<strong>de</strong>m Frequenzen herausfiltern könnten.<br />

Das wäre i<strong>de</strong>al. Weil sie Nutzen erbringen wür<strong>de</strong>n,<br />

obwohl es keiner sieht.<br />

R.N. 3.6.07


ORIGINALIA<br />

W.M.<br />

Ich trage nun seit 1,5 Wochen meine neue<br />

Brille <strong>und</strong> habe Folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />

– die Objekte treten viel <strong>de</strong>utlicher vom<br />

Hintergr<strong>und</strong> hervor, alles wirkt grösser<br />

<strong>und</strong> klarer, viel weniger unscharf<br />

– ich kann ca. 2–3 Objekte in einem Moment<br />

wahrnehmen (sonst sehe ich nur<br />

ein Objekt in einem Bild)<br />

– ich kann zwischen 2 Objekten, die ich in<br />

einem Bild sehe, hin <strong>und</strong> her wechseln<br />

– die Farbnuancen fallen viel <strong>de</strong>utlicher<br />

aus, was sehr schön ist für mich<br />

– ich kann mittelgrosse Bäume als Ganzes/als<br />

Einheit wahrnehmen<br />

– ich sehe auch Wolken am Himmel<br />

o<strong>de</strong>r Häuser zusammenhängend<br />

(was für mich sehr schön ist – es gibt<br />

schöne Häuser, was ich bislang nicht<br />

wusste<br />

– ich kann <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong> (z.B. Wald)<br />

als Ganzes wahrnehmen<br />

– ich nehme die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Autos<br />

als viel schneller wahr als früher<br />

– ich sehe auch auf vertrauten Wegen<br />

Verkehrsschil<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Strassenschil<strong>de</strong>r,<br />

die ich nie gesehen habe früher<br />

– meine PC-Arbeiten kann ich 30–40%<br />

schneller absolvieren <strong>und</strong> das mit viel<br />

weniger Stress <strong>und</strong> Anstrengung<br />

– im Treppensteigen bin ich etwas sicherer<br />

<strong>und</strong> schneller<br />

– ich kann Menschen länger in die Augen<br />

schauen <strong>und</strong> es stresst mich viel weniger<br />

– Ich kann mehr Objekte wahrnehmen<br />

– diese Objekte ganzheitlich(er) wahrnehmen<br />

– zwischen Objekten besser differenzieren<br />

– meine Aufmerksamkeit besser auf ausgewählte<br />

Objekte lenken<br />

Ich sehe die Welt ganz neu <strong>und</strong> das ist zwar<br />

schön, aber auch anstrengend. Auch mein<br />

eigenes Gesicht scheint mir schöner, da ich<br />

es nicht so zerrissen sehe. Erschreckend<br />

fin<strong>de</strong> ich, dass ich Auto gefahren bin <strong>und</strong><br />

dabei so Vieles nicht gesehen habe!!! Eigentlich<br />

sollte es ein Politikum sein, dass<br />

eine so schwerwiegen<strong>de</strong> Sehstörung nicht<br />

routinemässig abgeklärt wird.<br />

Wenn ich etwas Neues bemerke, mel<strong>de</strong> ich<br />

mich wie<strong>de</strong>r. Wahrscheinlich ist das Kernproblem<br />

im <strong>Autismus</strong> die fragmentierte<br />

Wahrnehmung, die die Welt so chaotisch<br />

<strong>und</strong> angsterregend macht, zu einer solchen<br />

seelischen <strong>und</strong> geistigen Überfor<strong>de</strong>rung<br />

führt, dass man um zu überleben, soviel als<br />

möglich ausblen<strong>de</strong>n muss.<br />

W.M. 10.6.2007<br />

Abb. 2 Nach Beschreibung von Betroffenen <strong>de</strong>s<br />

Irlen-Syndroms wer<strong>de</strong>n nur kleine Teile eines<br />

Bil<strong>de</strong>s auf einmal gesehen. Das stark eingeengte<br />

Fixationsfeld ist von herumwirbeln<strong>de</strong>n Schriftzeichen<br />

umgeben, aus 7 .<br />

Zu Fritz Steiner gelangten u.a. drei Fälle<br />

von <strong>Autismus</strong>, zwei Erwachsene <strong>und</strong> ein<br />

Kind, die wegen <strong>Le</strong>seschwierigkeiten mit<br />

Irlen-Farbfilterbrillen behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n,<br />

nach<strong>de</strong>m er bei ihnen Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndroms<br />

festgestellt hatte. Sie hatten<br />

wegen <strong>Le</strong>sestörungen an<strong>de</strong>rweitig mit<br />

<strong>de</strong>n konventionellen Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n<br />

<strong>und</strong> Hilfsmitteln keine effektive<br />

Besserung ihrer Beschwer<strong>de</strong>n erfahren.<br />

Die Erfahrung mit <strong>de</strong>n Farbfiltern war<br />

frappant. Da sie nun imstan<strong>de</strong> waren zu<br />

vergleichen, was sie mit <strong>und</strong> ohne Farbfilter<br />

sahen, konnten sie schil<strong>de</strong>rn, was sie<br />

bis dahin gestört hat. Das Folgen<strong>de</strong> sind<br />

die schriftlich nie<strong>de</strong>rgelegten Aussagen<br />

<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n erwachsenen Asperger-Autisten<br />

mit <strong>de</strong>ren Erlaubnis wie<strong>de</strong>rgegeben:<br />

Eine an<strong>de</strong>re Aussage war die <strong>de</strong>s 10-jährigen<br />

Autisten, nach<strong>de</strong>m er die Filtergläser<br />

aufgesetzt bekam:<br />

<strong>«</strong>Ich sehe zum ersten Mal das Gesicht<br />

meiner Mutter!»<br />

Analyse <strong>de</strong>r subjektiven Seheindrücke<br />

von Autisten<br />

Allen ihren Aussagen gemeinsam war,<br />

dass vor <strong>de</strong>r Farbfilterbehandlung nur<br />

einzelne Objekte ohne Umfeld o<strong>de</strong>r Teile<br />

eines grösseren Objekts, die nicht zusammengebracht<br />

wer<strong>de</strong>n konnten, wahrgenommen<br />

wur<strong>de</strong>n (Abb. 2). Es bestand<br />

Scheu o<strong>de</strong>r kein Interesse in menschliche<br />

Gesichter zu blicken. Die Dreidimensionalität<br />

<strong>de</strong>r Dinge im alltäglichen <strong>Le</strong>ben<br />

wie <strong>de</strong>r Treppen beim Gehen, war nur<br />

theoretisch bekannt.<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r subjektiven Seherfahrung<br />

dieser drei Autisten <strong>und</strong> Donna<br />

Williams’ mit <strong>de</strong>r Farbfilterbrille stand<br />

die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

vor allem <strong>de</strong>s Gesichts als Ganzes. War<br />

dieses zerrissen <strong>und</strong> bestand ohne Filter<br />

aus einzelnen, sich bewegen<strong>de</strong>n Teilen,<br />

die mühsam zusammengesucht wer<strong>de</strong>n<br />

mussten, aber nicht zu einem Ganzen<br />

zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n konnten, sahen<br />

sie nun ein Gesicht mit allen seinen<br />

Teilen auf einmal.<br />

Wie in <strong>de</strong>n <strong>Le</strong>hrbüchern dargestellt, betrachten<br />

wir ein Gesicht unbewusst <strong>und</strong><br />

mühelos in mehreren Blickwendungen<br />

z.B. von Auge zu Auge, von Stirn zum<br />

Kinn etc. Das dies <strong>de</strong>n Autisten ohne<br />

Filter nicht gelingt, scheint uns mit einer<br />

Fehlfunktion <strong>de</strong>r Fixation zu tun zu haben.<br />

Fixation heisst: Festhalten eines Bil<strong>de</strong>s<br />

auf <strong>de</strong>m über das schärfste <strong>Sehen</strong> verfügen<strong>de</strong><br />

Netzhautzentrum, so lange bis<br />

das Bild erfasst wor<strong>de</strong>n ist.<br />

Sie wird unterbrochen durch die Sakka<strong>de</strong>,<br />

die Augenbewegung, die das Netzhautzentrum<br />

auf einen an<strong>de</strong>rn Teil <strong>de</strong>s<br />

Bil<strong>de</strong>s zur nächsten Fixation transportiert<br />

(=Einstellbewegung). Das normale<br />

Fixationsfeld ist die Projektion <strong>de</strong>r Netzhautmitte,<br />

<strong>de</strong>r Fovea, <strong>de</strong>s Ortes schärfsten<br />

<strong>Sehen</strong>s, ins Gesichtsfeld. Es umfasst<br />

<strong>de</strong>n zentralen Teil <strong>de</strong>s ganzen Bil<strong>de</strong>s ohne<br />

weitere Einstellbewegung. Es beträgt etwa<br />

2 Winkelgra<strong>de</strong>, das entspricht beim <strong>Le</strong>sen<br />

etwa 6 Buchstaben mittlerer Druck-<br />

grösse. Eine Fixation kann etwa 10 bis 15<br />

Sek<strong>und</strong>en aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />

260 <strong>ophta</strong> • 4|2008


ORIGINALIA<br />

Die Sakka<strong>de</strong> führt die Netzhautmitte zur<br />

nächsten ausserhalb <strong>de</strong>s Fixationsfel<strong>de</strong>s<br />

in <strong>de</strong>r Peripherie liegen<strong>de</strong>n anvisierten<br />

Stelle von Interesse, beim <strong>Le</strong>sen z.B. zur<br />

nächsten Buchstabengruppe, o<strong>de</strong>r beim<br />

Betrachten eines Gesichts z.B. von einem<br />

Auge zum an<strong>de</strong>rn.<br />

Nach <strong>de</strong>n Aussagen <strong>de</strong>r vier Autisten zu<br />

schliessen ist<br />

1. das Fixationsfeld eingeengt, es wird<br />

nur eine kleines Detail auf einmal<br />

wahrgenommen, z.B. <strong>de</strong>r M<strong>und</strong> beim<br />

Betrachten eines Gesichtes<br />

2. die Fixation flüchtig, sie kann nicht bis<br />

zum Erkennen aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n<br />

3. setzt die Sakka<strong>de</strong> zu früh ein <strong>und</strong> ist<br />

ungenau, sie führt nicht zielgerecht<br />

zur beabsichtigten Fixationstelle.<br />

Diese Gegebenheiten erklären vielleicht,<br />

warum Autisten nicht ein Gesicht anschauen<br />

mögen. Es mag, wie Donna<br />

Williams es schil<strong>de</strong>rt, etwa als angsterregen<strong>de</strong><br />

Fratze erscheinen, o<strong>de</strong>r als eigenartiges<br />

Objekt wie vielleicht ein Bild<br />

von Picasso in seiner Spätphase, wobei<br />

die einzelnen Teile sich noch dazu fortwährend<br />

bewegen. Möglicherweise sind<br />

damit die oben angeführten typischen<br />

autistischen Sehverhaltensweisen – <strong>de</strong>r<br />

fehlen<strong>de</strong> Blickkontakt, die Fixationsscheu,<br />

aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln schauen,<br />

<strong>de</strong>n gegenüberstehen<strong>de</strong>n Menschen nicht<br />

direkt, son<strong>de</strong>rn durch ihn hindurchschauen<br />

– zu erklären.<br />

Spekulation über die Pathogenese<br />

<strong>de</strong>r Fixationsanomalie<br />

Bei einem grossen Teil von Autisten<br />

fin<strong>de</strong>t man die typischen Zeichen eines<br />

Irlen-Syndroms <strong>und</strong> dabei wie oben<br />

geschil<strong>de</strong>rt eine z.T. dramatische Verbesserung<br />

ihrer autistischen Verhaltensweisen<br />

durch Farbfilter. Obschon<br />

Whiting <strong>und</strong> Robinson 9 in einer Studie<br />

bei nichtautistischen Kin<strong>de</strong>rn mit Irlen-<br />

Syndrom einen Mangel <strong>de</strong>s Erkennens<br />

<strong>de</strong>r Gemütslage am Gesicht eines an<strong>de</strong>rn<br />

Menschen feststellten, zeigen Kin<strong>de</strong>r<br />

mit Irlen-Syndrom keine Verhaltensstörungen.<br />

Ausser<strong>de</strong>m sind bei ihnen die<br />

Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndrom weniger<br />

ausgeprägt, <strong>und</strong> ausser <strong>de</strong>r Lichtscheu<br />

fällt auch ihr Sehverhalten <strong>de</strong>r Umgebung<br />

nicht auf.<br />

Unsere Theorie über die Pathogenese<br />

<strong>de</strong>r Fixationsanomalie stützt sich auf das<br />

Prinzip aller neuralen Aktivitäten:<br />

Diese beruhen auf zwei Systemen, die reziprok<br />

antagonistisch miteinen<strong>de</strong>r koordiniert<br />

sind <strong>und</strong> die Aktionen gegenseitig<br />

durch Hemmung begrenzen.<br />

Der Sehvorgang beim Betrachten eines<br />

Objekts o<strong>de</strong>r beim <strong>Le</strong>sen beruht auf <strong>de</strong>r<br />

Aktivität <strong>de</strong>s Parvozellulären Systems<br />

(= P-System) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Magnozellulären<br />

Systems (= M-System). Das P-System ist<br />

kleinzellig <strong>und</strong> anhaltend (sustained) erregt<br />

<strong>und</strong> leitet seine Informationen über<br />

die Farbe <strong>und</strong> durch Wahrnehmung von<br />

Details bei <strong>de</strong>r Fixation über die Form<br />

eines Sehobjekt im Gesichtsfeldzentrum<br />

langsam <strong>de</strong>n kortikalen Zentren im Temporallappen<br />

zu. Sein Gegenpart ist das<br />

M- System. Dieses ist nur kurz erregt <strong>und</strong><br />

leitet rasch (transient) über grosse Zellen<br />

Informationen über Lage <strong>und</strong> Bewegungen<br />

in <strong>de</strong>r Peripherie <strong>de</strong>s Gesichtsfeld<br />

liegen<strong>de</strong>n Sehobjekten, z.B. <strong>de</strong>m nächsten<br />

Wort beim <strong>Le</strong>sen, zu <strong>de</strong>n kortikalen<br />

Zentren <strong>de</strong>s hinteren Parietallappens zur<br />

weiteren Verarbeitung <strong>und</strong> Einleitung <strong>de</strong>r<br />

Augenbewegung für die Sakka<strong>de</strong>.<br />

Das P-System o<strong>de</strong>r »Wie-System» informiert<br />

somit über die Beschaffenheit eines<br />

Sehobjekt, ist aber bewegungsblind, das<br />

M-System o<strong>de</strong>r <strong>«</strong>Wo-System» informiert<br />

über <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Sehobjekts, ist farbenblind,<br />

aber auf Hell-Dunkelkontrast<br />

empfindlich.<br />

Seit min<strong>de</strong>stens zehn Jahren ist das koordinierte<br />

Zusammenspiel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

Systeme als Voraussetzung für die sinnvolle<br />

Wahrnehmung eines Sehobjekts beschrieben,<br />

wobei hinsichtlich <strong>de</strong>s Ablaufs<br />

Differenzen bestehen. Sicher ist, dass<br />

während <strong>de</strong>r Fixation das P-System aktiv,<br />

das M-System gehemmt ist <strong>und</strong> keine<br />

Sakka<strong>de</strong> erfolgt; während (vor? nach?)<br />

<strong>de</strong>r Sakka<strong>de</strong> ist das M-System aktiv <strong>und</strong><br />

die Fixation wird mit <strong>de</strong>r Unterdrückung<br />

<strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s vom fixierten Sehobjekt (=Metakontrast)<br />

unterbrochen. Eine Schwäche<br />

<strong>de</strong>s P-Systems mag somit eine Übererregbarkeit<br />

<strong>de</strong>s M-systems zur Folge haben,<br />

wobei die Fixation immer wie<strong>de</strong>r durch<br />

neue Sakka<strong>de</strong>n vorzeitig unterbrochen<br />

wird <strong>und</strong> das Fixierte sich weg bewegt.<br />

Bei Schwäche <strong>de</strong>s M-systems hingegen,<br />

erfolgt kein richtiger Metakontrast, was<br />

zur Überlagerung <strong>de</strong>s Fixierten mit <strong>de</strong>m<br />

neuen Fixationsobjekt <strong>und</strong> zu unregelmässigen<br />

<strong>und</strong> ungenauen Sakka<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

z.B. beim <strong>Le</strong>sen zur Überlagerung von<br />

Buchstaben <strong>und</strong> Wörtern führen wür<strong>de</strong>.<br />

Nach diesem Mo<strong>de</strong>ll weisen die oben beschriebenen<br />

Anomalien <strong>de</strong>r Fixation auf<br />

eine Übererregbarkeit <strong>de</strong>s M-Systems hin:<br />

– Durch <strong>de</strong>n stark ausgeprägten Metakontrast<br />

wird das Fixationsfeld <strong>und</strong> damit<br />

das Bild bis auf ein kleines Zentrum<br />

eingeengt, wobei nach Breitmeyer 10 , Alpern<br />

11 <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rn Autoren <strong>de</strong>r innerste<br />

Teil <strong>de</strong>s Netzhautzentrums am wenigsten<br />

auf Suppression empfindlich ist, <strong>und</strong><br />

nur ein kleiner, innerer Teil vom ganzen<br />

Sehobjekt wahrgenommen wird.<br />

– Die Sakka<strong>de</strong>n erfolgen rasch hintereinan<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> verursachen dadurch nur<br />

kurze, rasch hintereinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong><br />

unverarbeitete Fixationen, wodurch<br />

Teile <strong>de</strong>s Sehobjekts vorbeizuflitzen<br />

scheinen, ehe sie richrig wahrgenommen<br />

wer<strong>de</strong>n konnten.<br />

– Die Sakka<strong>de</strong>n erfolgen nicht zielgerecht,<br />

dadurch wird es schwierig, von<br />

einem Teil <strong>de</strong>s Sehobjekts zu einem an<strong>de</strong>rn<br />

zu wechseln <strong>und</strong> das Verlorengegangene<br />

wie<strong>de</strong>r aufzufin<strong>de</strong>n.<br />

Versuch zur Erklärung <strong>de</strong>r Farbfilterwirkung<br />

Farbfilter eliminieren einen Teil <strong>de</strong>s<br />

Lichtspektrums. Das gefilterte Licht erregt<br />

selektiv die Rezeptoren <strong>de</strong>r Netzhaut<br />

<strong>und</strong> ist energieärmer, Schwarzweiss-<br />

Kontrast wird in farbig-schwarzen Kontrast<br />

umgewan<strong>de</strong>lt. Die Wirkung <strong>de</strong>r<br />

Farbfilter bei <strong>de</strong>n oben beschriebenen<br />

Symptomen kann somit auf Schwächung<br />

<strong>de</strong>s hyperaktiven M-Systems o<strong>de</strong>r Stärkung<br />

<strong>de</strong>s antagonistischen, hemmen<strong>de</strong>n<br />

P-Systems beruhen, <strong>und</strong> zwar durch die<br />

selektive Erregung von Rezeptoren <strong>de</strong>r<br />

Netzhaut, von welcher die Signale auf<br />

<strong>de</strong>r P-Bahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>r M-Bahn zu ihren eigenen<br />

kortikalen Zentren weitergeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n (Abb. 3).<br />

Robinson al. 12 bearbeitete die an Studien,<br />

Mitteilungen <strong>und</strong> Theorien reiche<br />

Literatur über die Ursache <strong>de</strong>r Irlen-<br />

Symptome <strong>und</strong> die Wirkung <strong>de</strong>r Farbfilter,<br />

darunter auch <strong>de</strong>s Verhältnisses<br />

von P-System <strong>und</strong> M-System, wobei im<br />

Gegenteil von unserer Ansicht eher ein<br />

<strong>de</strong>fizitäres M-System mit ungenügen<strong>de</strong>r<br />

Hemmung <strong>de</strong>s P-Systems <strong>und</strong> die Farbfilterwirkung<br />

als <strong>«</strong> stärkend» auf das M-<br />

System angenommen wird. Vielfach wird<br />

eine Anomalie <strong>de</strong>r retinalen Rezeptoren<br />

– Anzahl, Verteilung, Qualität <strong>de</strong>r Zapfen,<br />

ihr morphologisches Verhältnis zum<br />

Pigmentepithel – diskutiert. Galaburda 13<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 263


ORIGINALIA<br />

Abb. 3 Schema <strong>de</strong>s magno- <strong>und</strong> parvozellulären Systems<br />

Das magnozelluläre System kommt von <strong>de</strong>n grossen Ganglionzellen <strong>de</strong>r Netzhaut, führt über <strong>de</strong>n kleinen<br />

unteren Teil <strong>de</strong>s Geniculatum laterale zum primären Sehzentrum <strong>und</strong> von hier zum posterior-parietalen Cortex.<br />

Es ist transient kurz erregt <strong>und</strong> leitet rasch. Das parvozelluläre System kommt von <strong>de</strong>n kleinen Ganglionzellen<br />

<strong>de</strong>r Netzhaut, führt über <strong>de</strong>n grösseren oberen Teil <strong>de</strong>s Geniculatum laterale zum primären Sehzentrum <strong>und</strong><br />

von hier zum inferior-temporalen Cortex. Es ist anhaltend erregt <strong>und</strong> leitet langsam<br />

fand atypische M-Zellen im seitlichen<br />

Kniehöcker von <strong>Le</strong>gasthenikern, <strong>und</strong><br />

Willkins 14 nimmt an, dass es sich bei<br />

<strong>de</strong>r Störung um eine übergreifen<strong>de</strong> Ausbreitung<br />

<strong>de</strong>r Erregung in übererregbare<br />

Regionen <strong>de</strong>s Kortex han<strong>de</strong>lt, wobei die<br />

selektive Wirkung <strong>de</strong>r Farbfilter <strong>de</strong>m<br />

entgegenwirke.<br />

Unsere Ansicht über <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r Störung,<br />

bzw. wo das gefilterte Licht wirkt <strong>und</strong> die<br />

Irlen-Symptome eliminiert, stützt sich<br />

zunächst auf einen Fall von erworbenem<br />

Irlen-Syndrom, <strong>de</strong>n wir beschrieben haben<br />

15 :<br />

Nach beidseitiger Entzündung <strong>de</strong>s Sehnerven<br />

(Neuritis optica retrobulbaris),<br />

die mit Schädigung <strong>de</strong>r zentralen vom<br />

Netzhautzentrum ableiten<strong>de</strong>n Nervenfasern<br />

einhergeht, nahmen wir eine<br />

Schwäche <strong>de</strong>s P-Systems an, da dieses<br />

das Netzhautzentrum dominiert. Weiter<br />

nahmen wir an, dass das durch die<br />

Entzündung geschwächte P-System das<br />

M-System vermin<strong>de</strong>rt hemmt <strong>und</strong> dieses<br />

dadurch vor allem auf Licht <strong>und</strong> Bewegung<br />

überempfindlich reagiere. Die Wirkung<br />

<strong>de</strong>r Farbfilter sahen wir in diesem<br />

Fall als Stärkung <strong>de</strong>s geschädigten P-Systems<br />

<strong>und</strong> damit seiner gesteigerten hemmen<strong>de</strong>n<br />

Wirkung auf das übererregte M-<br />

System an.<br />

In <strong>de</strong>n oben beschriebenen Fällen jedoch<br />

nehmen wir eher die direkte Einwirkung<br />

<strong>und</strong> <strong>«</strong>Beruhigung» <strong>de</strong>s hypersensiblen M-<br />

Systems in <strong>de</strong>n kortikalen Zentren durch<br />

Rot = Magnozelluläres System<br />

Blau = Parvozelluläres System<br />

GL = Geniculatum laterale<br />

(seitlicher Kniehöcker)<br />

PS = Primäres Sehzentrum<br />

(primärer visueller Cortex)<br />

IT = Inferior-temporaler Cortex<br />

PP = Posterior-parietaler Cortex<br />

die Ausschaltung bestimmter Wellenlängen<br />

an, vielleicht auch Abschwächung <strong>de</strong>s<br />

Reizes auf das M-System durch die Energievermin<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s filtrierten Lichts<br />

Autisme et vision<br />

L’autisme, trouble psychique congénital,<br />

prend <strong>de</strong>s formes et <strong>de</strong>s expressions<br />

diverses. Il est diagnostiqué à partir d’un<br />

comportement au quotidien qui semble<br />

bizarre et incompréhensible. Toutes<br />

les formes ont en commun l’absence <strong>de</strong><br />

communication normale et d’intégration<br />

sociale. C’est dans ce sens que l’on<br />

explique aussi le comportement visuel<br />

<strong>de</strong>s autistes, caractérisé par un contact<br />

visuel rare ou absent, par le fait que<br />

l’autiste ne regar<strong>de</strong> pas en face, mais du<br />

coin <strong>de</strong>s yeux, et évite <strong>de</strong> fixer les objets<br />

et surtout les visages.<br />

Beaucoup d’autistes présentent <strong>de</strong>s<br />

caractéristiques du syndrome d’Irlen<br />

(sensibilité à la lumière, formes régulières<br />

paraissant mouvantes, difficultés <strong>de</strong><br />

lecture) dont on peut réduire, voire éliminer<br />

les symptômes avec <strong>de</strong>s lunettes<br />

munies <strong>de</strong> filtres colorés. Nous décrivons<br />

les effets frappants, obtenus avec<br />

<strong>de</strong>s filtres colorés, chez trois autistes<br />

souffrant <strong>de</strong> problèmes <strong>de</strong> lecture, et<br />

dans un cas tiré <strong>de</strong> la littérature.<br />

<strong>und</strong> Umwandlung <strong>de</strong>s schwarz-weissen,<br />

auf welchen das M-System empfindlich<br />

ist, in farb-schwarzen Kontrast.<br />

Nach Beschreibungen bringen Farbfilter<br />

bei Menschen mit Irlen-Symptomen<br />

nicht nur eine Beruhigung <strong>de</strong>s visuellen,<br />

son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>s auditiven Systems. Zu<br />

Defiziten sowohl im visuellen, als auch<br />

im auditiven <strong>und</strong> taktilen Sinnessystem<br />

meint Livingstone, 16 könnten anatomische<br />

Anomalien, wie sie im rasch<br />

leiten<strong>de</strong>n M-System gef<strong>und</strong>en wur<strong>de</strong>n,<br />

auch im auditiven <strong>und</strong> taktilen System<br />

vorhan<strong>de</strong>n sein. Damit käme eine<br />

Systemstörung aller schnell leiten<strong>de</strong>n,<br />

transienten Nervenbahnen im visuellen,<br />

auditiven <strong>und</strong> somatosensorischen System<br />

in Betracht, welche die Überempfindlichkeit<br />

mancher Autisten auf Licht,<br />

Geräusche <strong>und</strong> Berührung erklären<br />

könnte, aber auch von nichtautistischen<br />

Menschen mit Irlen-Syndrom, die wegen<br />

<strong>de</strong>r Lichtüberfülle <strong>und</strong> <strong>de</strong>m penetranten<br />

Lärm ein Warenhaus zu betreten<br />

vermei<strong>de</strong>n; die selektive Wirkung <strong>de</strong>r<br />

Farbfilter wäre dann im hinteren posterioren<br />

Kortex, wo diese Nervenbahnen<br />

ihre Informationen hinführen, zu lokalisieren.<br />

La <strong>de</strong>scription que font les autistes <strong>de</strong><br />

leurs perceptions visuelles avec et sans<br />

filtres fait naître un doute sur le trouble<br />

<strong>de</strong> la communication comme seule cause<br />

<strong>de</strong> leur comportement visuel, il semble<br />

plutôt que ce soit l’inverse. Ainsi, un<br />

visage (vu sans filtres colorés) est décrit<br />

comme décomposé en plusieurs parties<br />

mouvantes.<br />

<strong>Le</strong>s troubles visuels du syndrome d’Irlen<br />

peuvent être dus à l’hypersensibilité et<br />

l’hyperréactivité du système magnocellulaire,<br />

soit comme cause primaire soit<br />

comme conséquence <strong>de</strong> la faiblesse du<br />

système parvocellulaire qui n’inhiberait<br />

pas suffisamment le précé<strong>de</strong>nt ; les filtres<br />

colorés agissent probablement dans<br />

les centres corticaux. Est également<br />

envisageable une anomalie congénitale<br />

<strong>de</strong>s voies nerveuses auditives et somatosensorielles<br />

qui reçoivent <strong>de</strong>s stimuli<br />

brefs et les transmettent rapi<strong>de</strong>ment,<br />

comme pour le système magnocellulaire<br />

visuel. Il est suggéré d’examiner la réaction<br />

<strong>de</strong>s enfants autistes aux filtres colorés.<br />

Ils pourraient permettre d’améliorer<br />

leur aptitu<strong>de</strong> à communiquer.<br />

264 <strong>ophta</strong> • 4|2008


ORIGINALIA<br />

Folgerung<br />

Ein grosser Teil <strong>de</strong>r Autisten, wenn auch<br />

nicht alle, weisen Irlen-Symptome auf. Wo<br />

immer ihre Ursache liegen mag, es bleibt<br />

die Tatsache, dass Farbfilter zumin<strong>de</strong>st<br />

einem Teil von Autisten zu einem normaleren<br />

<strong>Le</strong>ben verhelfen können. Somit<br />

drängt sich die Notwendigkeit gera<strong>de</strong>zu<br />

auf, autistische Kin<strong>de</strong>r, auch sprachunfähige,<br />

systematisch auf ihre Reaktion<br />

auf Farbfilter zu prüfen. Mit Farbfiltern<br />

könnte sich bei manchen evt. ihre Kommunikationsfähigkeit<br />

verbessern.<br />

Abb. 4 Mit Filter: Fixation <strong>und</strong> Beobachtung <strong>de</strong>s<br />

sich bewegen<strong>de</strong>n M<strong>und</strong>es.<br />

Ohne Filter: Vermeidung <strong>de</strong>r Fixation <strong>und</strong> damit<br />

Vermeidung <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>r Bewegung.<br />

Literatur<br />

1 Kanner L. Autistic Disturbances of Affective Contact.<br />

The Nervous Child, Vol.2 1943; 217–250.<br />

2 Asperger H. Die Autistischen Psychopathien im<br />

Kin<strong>de</strong>salter. Arch Psychiat Nervenkrankh 1944; 117:<br />

73–136.<br />

3 Frith U. <strong>Autismus</strong>. Ein kognitionspsychologisches<br />

Puzzle. Spektrum, Hei<strong>de</strong>lberg 1992.<br />

4 Eichholzer M. Han<strong>de</strong>ln, Denken, Sprache (noch unveröffentlicht)<br />

St.Gallen 2008.<br />

5 Creedon M. Differences and strategies in visual<br />

skills. Autism Society of America Conference, 1996<br />

Milwaukee, WI.<br />

6 Williams D. Like Colour to the Blind. London: Jessica<br />

Kingsley Publishers 1999.<br />

7 Irlen H. Reading by the Colours. Avery Publishing<br />

Group 1991.<br />

8 Ludlow AK et al. J Autism and Developmental Disor<strong>de</strong>rs,<br />

Springer Science + Business Media 2006.<br />

9 Whiting PR, Robinson GL. The interpretation of emotion<br />

from facial expression for people with a visual<br />

sub-type of dyslexia. 2001.<br />

10 Breitmeyer BG. The roles of sustained (P) and transient<br />

(M) channels in reading and reading disability.<br />

Facets of Dyslexia and its Remediation. Elsevier<br />

Science Publishers B.V. 1993.<br />

11 Alpern M. Metacontrast. J Optical Soc Amer 1993;<br />

43:648–57.<br />

12 Robinson GL et al. Un<strong>de</strong>rstanding the Causal<br />

Mechanism of Visual Processing Problems. Austral J<br />

<strong>Le</strong>arning Disabil 1999.<br />

13 Galaburda A, et al. Anatomical evi<strong>de</strong>nce for a magnocellular<br />

<strong>de</strong>fect in <strong>de</strong>velopmental dyslexia. Proc<br />

New York Acad Sci 1991.<br />

14 Wilkins AJ. Reading Through Colour. Wiley, Chichester<br />

2003.<br />

15 Safra D, Steiner F. Ungewöhnliche postneuritische<br />

Störungen. Strabologische <strong>und</strong> neuroophthalmologische<br />

Fall<strong>de</strong>monstrationen St.Gallen. Ophta 2005;<br />

11: Heft 6, Seite 18/50.<br />

16 Livingstone MS, et al. Physiological and anatomical<br />

evi<strong>de</strong>nce for a magnocellular <strong>de</strong>fect in <strong>de</strong>velopmental<br />

dyslexia. Proc New York Acad Sci 1991;88:<br />

7943–7947.<br />

Korrespon<strong>de</strong>nz:<br />

Dr. med. Doris Safra<br />

Myrtenstrasse 3, 9010 St. Gallen<br />

Tel. 071 245 4428<br />

dosafra@bluewin.ch


ORIGINALIA<br />

Evi<strong>de</strong>nce for Binocular Alternation in Individually<br />

Flying Homing Pigeons<br />

Phillip Hendrickson, 1,2 Alexan<strong>de</strong>r Lage, 1<br />

Robert Marionneau 1,3<br />

1 Division of Behavioral Neuroanatomy<br />

University of Zurich Irchel<br />

2 Private Docent for Experimental<br />

Ophthalmology & Physiological Optics,<br />

Basel University Medical Faculty<br />

3 l’Université Paul Sabatier Toulouse III<br />

Fig. 3<br />

Geographical<br />

features of the area.<br />

<strong>«</strong>One occupational hazard<br />

of researchers is that they tend<br />

to seek answers in places that<br />

confirm their preconceptions.»<br />

Steven Merritt Miner<br />

Backgro<strong>und</strong><br />

How homing pigeons find their way<br />

home has been of interest at least since<br />

Aristotle. Now, thanks to new technology,<br />

we can pursue this question 1,2 by<br />

<strong>de</strong>tailed study of what we term their<br />

<strong>«</strong>Macrobehavior».<br />

The original purpose of the present study<br />

was to evaluate potential navigational<br />

cues and levels of uncertainty (EEG)<br />

during homing-flight over sea, then over<br />

land – (behavioral findings reported<br />

elsewhere 3 ). Quite unexpectedly, close<br />

inspection of GPS tracks revealed evi<strong>de</strong>nce<br />

for a novel ophthalmological feature<br />

of pigeon flight.<br />

Materials & Methods<br />

Flights were tracked by on-board GPSloggers,<br />

4 while EEG-loggers 5 (Figure 1)<br />

recor<strong>de</strong>d simultaneous variations in<br />

brain-wave activity.<br />

Fig. 1 Mounting sites of GPS and EEG loggers<br />

prior to release.<br />

Nineteen homing-pigeon flights from<br />

25 June to 8 July 2006 were studied. Each<br />

pre-trained pigeon was released individually<br />

over the sea (• Figure 2) at 10 minute<br />

intervals. There was no land in sight, being<br />

at least 20 km away (Figure 3). As the<br />

home loft was located 10km inland from<br />

the coast and pigeons showed no individual<br />

landfall preference on different days,<br />

each homing flight-path from landfall to<br />

the loft was unique.<br />

To fully appreciate the challenge managed<br />

by such pigeons, the rea<strong>de</strong>r should<br />

consi<strong>de</strong>r the fact that homing pigeons can<br />

neither swim nor float. (Reassuringly,<br />

there were no losses in this experimental<br />

series – all pigeons returned safely home.<br />

Such pigeons successfully participate in<br />

the Sardinia-to-Rome Race, a consi<strong>de</strong>rably<br />

greater distance over water.)<br />

All pigeon releases were from the same<br />

GPS-maintained release site. Weather<br />

was always calm and clear, with excellent<br />

visibility.<br />

Local geography<br />

The home loft lies amidst some striking<br />

geographical features<br />

(Figure 3): to<br />

the north, an extinct<br />

545m-high volcano, to<br />

the east, Rome, and, to<br />

the south, Aeroporto<br />

Fig. 2 Individual<br />

releases out over<br />

the open sea.<br />

Internationale <strong>Le</strong>onardo<br />

da Vinci. The A12<br />

Autostrada and several<br />

roads criss-cross the<br />

region, as do rivers and<br />

irrigation canals.<br />

Result (Original Behavioral<br />

Experiment)<br />

All pigeons showed obvious uncertainty<br />

(elevated EEG-activity) at the releasesite,<br />

then settled down into direct flight<br />

towards the coast, each in its own way.<br />

Fig. 4 Confusion in all 19 individual flights<br />

superimposed at release site.<br />

One obvious macrobehavioral result was<br />

that flight over the sea clearly differed<br />

from that over land.<br />

Figure 5: All 19 individual flights superimposed<br />

over sea and land.<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 267


ORIGINALIA<br />

a b c<br />

d<br />

e<br />

f<br />

Fig. 6a–f EEG-activity elevation at release-segments in six typical pigeons.<br />

To inspect and evaluate the 1 Hz EEG<br />

responses from release to safe arrival<br />

at home, the flight tracks were digitally<br />

magnified (Figures 6a-f).<br />

Surprisingly, though, while displaying<br />

individual data-points with universally<br />

high EEG activity at release, the particular<br />

track-magnification chosen also<br />

revealed a fully unexpected but persisting,<br />

common, novel feature of stabilized<br />

individual pigeon flight:<br />

Fig. 7 After uncertainty at release, regular<br />

<strong>und</strong>ulations appear in flight-track.<br />

high<br />

EEG<br />

low<br />

Fig. 9 Undulations continue unchanged over land<br />

and varied geography.<br />

All flight-tracks showed regular<br />

(approximately 4cpm)<br />

<strong>und</strong>ulations!<br />

home<br />

high<br />

After a somewhat shaky start (Figure<br />

7), regular <strong>und</strong>ulations began spontaneously,<br />

in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt of EEG activity<br />

(red=high; blue=low). This phenomenon<br />

was observed throughout all 19 pigeon<br />

flights, both out over the open sea (Figure<br />

8) and over land, persisting even<br />

when criss-crossing roads and aquaducts<br />

(Figure 9), and after finding and following<br />

the Fiume Arrone (river), which<br />

seems their favorite path home (Figure<br />

10). Such <strong>und</strong>ulations were in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt<br />

of EEG-activity and geographical challenges.<br />

Fig. 8 Regular <strong>und</strong>ulations persist over the open<br />

sea, in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt of EEG.<br />

Discussion<br />

To <strong>de</strong>velop a plausible explanation for<br />

this surprising phenomenon, we first<br />

briefly review some pertinent clinical<br />

and experimental observations.<br />

Fig. 10 Undulations even along the favorite<br />

<strong>«</strong>home stretch» up the Fiume Arrone.<br />

EEG<br />

low<br />

Clinical Review<br />

The rea<strong>de</strong>rship will recall that exophoric<br />

subjects can report spontaneous diplopia,<br />

panoramic vision, or pseudo-myopia. 6<br />

Duke-El<strong>de</strong>r <strong>de</strong>scribes the condition as<br />

268 <strong>ophta</strong> • 4|2008


ORIGINALIA<br />

For pigeons to maximally benefit from<br />

the information-processing <strong>«</strong>biases» of<br />

both hemispheres, logic would dictate<br />

for them to alternate the eye performing<br />

primary, information-gathering. A moreforward-oriented<br />

observation period of 7<br />

to 8 seconds per view would seem reasonbeing<br />

of the divergence-excess (excessive<br />

innervation of the lateral rectus muscle)<br />

or convergence-weakness (diminished<br />

innervation of the medial rectus muscle)<br />

types. With advancing age, the ten<strong>de</strong>ncy<br />

to diverge increases, and the <strong>de</strong>viation<br />

becomes constant and permanent. An alternating<br />

divergence tends to result. 7 This<br />

condition has been reported to manifest<br />

itself through corporal or emotional<br />

stress, including insomnia due to shock,<br />

mental duress, or illnesses with high fever,<br />

such as mumps, measles, etc. Once<br />

the illness or stress has passed, the strabismus<br />

has become an acquired habit. 8 In<br />

many cases, one eye becomes dominant, 9<br />

but, when both eyes remain about equally<br />

<strong>«</strong>competitive», alternation can result. 10<br />

Thus, exophoria is often accompanied in<br />

humans by binocular alternation: Thus,<br />

they gaze at their listener first with one<br />

eye, then, with the other. Individually,<br />

each eye has normal function, but only<br />

alternately (Figure 11a-b).<br />

Morphometrical Review – Animal Studies<br />

Eye-head coordination occurs in monkeys<br />

and cats <strong>«</strong>when a visual target cannot<br />

be foveated by an eye-and-head movement<br />

because it is too eccentric...the body<br />

is turned». 13 According to Walls, granivorous<br />

birds never have over 25° of binocularity,<br />

and many have less than 10°. It<br />

seems that <strong>«</strong>most birds have little or no<br />

spontaneous (eye) mobility, relying upon<br />

the flexibility of the neck». 14 Even the<br />

shape of pigeon eyes hin<strong>de</strong>rs more than<br />

mo<strong>de</strong>st mobility (cf. Figures 12a,b). Close<br />

observation revealed that <strong>«</strong>birds in flight<br />

are commonly observed to tilt the head<br />

on one si<strong>de</strong> to look down to the gro<strong>und</strong><br />

monocularly». 15 The homing pigeon, for<br />

instance, has been fo<strong>und</strong> to have a 24°<br />

binocular field upon full convergence<br />

(Figure 12c), with a total field of 340° –<br />

342°. 16 In discussing <strong>«</strong>eye-min<strong>de</strong>dness»,<br />

Walls implies that granivorous birds do<br />

not <strong>«</strong>need» binocularity to perceive their<br />

food with sufficient accuracy to feed. 17<br />

What advantage could homing pigeons<br />

possibly gain from combining left- and<br />

right-eye information garnered from gaze<br />

alternation during flight?<br />

In studies on lateralization of information-processing<br />

in pigeon brains, a remarkably<br />

distinct asymmetry has been<br />

noted. 18–20 Ulrich et al. <strong>de</strong>termined a<br />

pronounced left hemispheric superiority<br />

for visuospatial orientation in homing<br />

pigeons. The opposite is true in the<br />

right hemisphere, where higher resolution<br />

seems to predominate. The right eye<br />

provi<strong>de</strong>s the left hemisphere with information;<br />

the left eye does so for the right<br />

hemisphere.<br />

a<br />

b<br />

b<br />

a<br />

c<br />

Fig. 12a–c<br />

Schematic of<br />

proportional eye<br />

cross-sections and<br />

shapes in human (a)<br />

and pigeons (b);<br />

schematic of juxtaposition<br />

of pigeon<br />

eyes in the skull (c).<br />

Fig. 11a–b Schematic of human exophoric<br />

alternation of right- and left-eye gaze.<br />

Clinical alternating exophoria and<br />

<strong>«</strong>si<strong>de</strong>dness»<br />

Visual field temporal characteristics in<br />

binocular rivalry were observed to conform<br />

to han<strong>de</strong>dness in humans. In righthan<strong>de</strong>d<br />

persons, responses were faster<br />

when visual stimuli were presented to the<br />

right visual field, in left-han<strong>de</strong>d persons,<br />

the opposite held true. 11 Asymmetries in<br />

binocular coordination were also seen in<br />

alternating exophoria. 12<br />

Fig. 13a–b Schematic of a visual-mechanical<br />

explanation of head-turning alternation contributing<br />

to regular <strong>und</strong>ulations in flight-path.<br />

ably a<strong>de</strong>quate. Pigeon flight is just that, not<br />

gliding; most of the time they flap their<br />

wings continually. Thus, by turning their<br />

heads from si<strong>de</strong>-to-si<strong>de</strong> to fully exploit<br />

their <strong>«</strong>exophoric» and <strong>«</strong>visual lateralization»<br />

maximally, pigeons could inadvertently<br />

impart rhythmic asymmetry to their<br />

flight exertions, and, thus, to their flightpath<br />

(Figure 13). Try walking straight with<br />

your head and hips turned to one si<strong>de</strong>.<br />

270 <strong>ophta</strong> • 4|2008


ORIGINALIA<br />

Fig. 14 Tracing of group-released flock of five pigeons. Pigeon 827 broke away.<br />

Pigeons are social creatures, hence, usually<br />

fly in groups. In another set of GPStracked<br />

group-flying pigeon flocks, individual<br />

alternating behavior seemed<br />

subordinated to that of the flock, at least<br />

until an individual pigeon – for whatever<br />

reason – breaks away from the flock to<br />

pursue in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt flight. Flight-tracks<br />

of group-flying flocks show smooth,<br />

<strong>«</strong>disciplined», and efficient curves (Figure<br />

14), compared to the track of an individual<br />

pigeon which has just abandoned<br />

the group, immediately reverting to <strong>und</strong>ulations<br />

(and far less <strong>«</strong>discipline»).<br />

Dedication<br />

Dedicated to the fond memory<br />

of Professor Roland Brückner,<br />

who kindly and patiently taught<br />

the first author (ph) to be alert to<br />

visual aspects of avian behavior.<br />

Fig. 15 Pigeon 904, safely lan<strong>de</strong>d at its home loft<br />

at Testa di <strong>Le</strong>pre, ca 25 km NW of Rome, after<br />

another experimental homing flight from 20 km<br />

out at sea.<br />

References<br />

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Finding home: the final step of the pigeon’s homing<br />

process studied with a GPS data logger. J Exp Biol<br />

2007 Apr;210(pt7): 1132–8.<br />

2 Lipp HP, Vyssotski AL, Wolfer DP, Renaudineau S,<br />

Savini M, Tröster G, Dell’Omo G. Pigeon homing<br />

along highways and exits. Curr Biol 2004 Jul 27;<br />

14(14):1239–49.<br />

3 Lage A, Vyssotski AL, Wolfer DP, Marionneau R,<br />

Dell’Omo G, Lipp HP. GPS and EEG analysis of pigeon<br />

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4 Steiner I, Bürgi C, Werffeli S, Dell’Omo G, Valenti<br />

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AV, Wolfer DP, Lipp HP. Miniature neurologgers<br />

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field potentials in combination with GPS recording. J<br />

Neurophysiol 2006 Feb; 95(2): 1263–73.<br />

6 Kaufmann H. Strabismus, p.200, Ferdinand Enke<br />

Publishers, Stuttgart, 1995.<br />

7 Duke-El<strong>de</strong>r S. System of Ophthalmology, V.6: Ocular<br />

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Publishers, London, 1973.<br />

8 Brückner R. Das schielen<strong>de</strong> Kind, p.24, Schwabe &<br />

Co, Publishers, Basel/Stuttgart, 1976.<br />

9 Ibid, p.25.<br />

10 Ibid, p.29.<br />

11 Chen X, He S. Temporal characterization of binocular<br />

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12 van <strong>Le</strong>euwen AF, Collewijn H, <strong>de</strong> Faber JT, van<br />

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13 Berthoz, A. Adaptive mechanisms in eye-head coordination.<br />

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p.184 Elsevier Publishers, Amsterdam, New York,<br />

London, 1985.<br />

14 Walls, GL: The Vertebrate Eye and its Adaptive Radiations.<br />

p.307, Hafner Publishers, New York, 1963.<br />

15 Ibid, p. 310.<br />

16 Ibid, p. 295.<br />

17 Ibid, p. 323.<br />

18 Diekamp B, Prior H, Ioalè P, Güntürkün O, Gagliardo<br />

A. Effects of monocular viewing on orientation in an<br />

arena at the release site and homing performance<br />

in pigeons. Behav Brain Res 2002 Oct 17; 136(1):<br />

103–11.<br />

19 Prior H, Wiltschko R, Stapput K, Güntürkün O,<br />

Wiltschko W. Visual lateralization and homing in<br />

pigeons. Behav Brain Res 2004 Oct 5; 154(2):<br />

301–10.<br />

20 Ulrich C, Prior H, Duka T, <strong>Le</strong>schchins’ka I, Valenti P,<br />

Güntürkün O, Lipp HP. <strong>Le</strong>ft hemispheric superiority<br />

for visuospatial orientation in homing pigeons.<br />

Behav Brain Res. 1999 Oct; 104(1–2):169–78.<br />

Correspon<strong>de</strong>nce:<br />

Priv. Doz. Dr. phil. II<br />

Phillip Hendrickson<br />

Sierenzerstrasse 21, 4055 Basel<br />

Tel. 079 764 1135<br />

oroswiss@gmail.com<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 271


EPILOGUE<br />

Anomalie du développement <strong>de</strong> l’œil et <strong>de</strong> l’oreille due à une mutation dans le<br />

gène NKX5–3/HMX1 – Epilogue d’une histoire commencée il y a plus <strong>de</strong> 60 ans.<br />

Daniel Schor<strong>de</strong>ret 1,2 et Francis <strong>Munier</strong> 1,2<br />

1 IRO – Insitut <strong>de</strong> Recherche en Ophtalmologie, Sion et<br />

2 Hôpital Ophtalmique Jules-Gonin, Lausanne<br />

Alors que le développement <strong>de</strong> l’œil est<br />

initié par une évagination bilatérale du<br />

télencéphale, celui <strong>de</strong> l’oreille commence<br />

par la différentiation d’une région <strong>de</strong><br />

l’ecto<strong>de</strong>rme qui s’enfonce dans le mésenchyme<br />

pour former la vésicule otique.<br />

A priori, rien ne <strong>de</strong>vrait relier ces <strong>de</strong>ux<br />

événements et pourtant <strong>de</strong> nombreux<br />

syndromes héréditaires affectent simultanément<br />

ces <strong>de</strong>ux organes.<br />

Parmi les plus connus, on peut citer le<br />

syndrome <strong>de</strong> Gol<strong>de</strong>nhar ou celui <strong>de</strong> Fraser.<br />

Dans le premier, décrit d’ailleurs pour<br />

la première fois par le Dr Maurice Gol<strong>de</strong>nhar,<br />

1 on retrouve, une asymétrie du<br />

visage avec hypoplasie <strong>de</strong> la mandibule,<br />

<strong>de</strong>s fistules pré auriculaires, une malformation<br />

<strong>de</strong> l’oreille externe, souvent<br />

unilatérale, qui peut aller d’un pavillon<br />

simplement malformé à une hypoplasie<br />

complète avec hypoacousie associée.<br />

Sur le plan <strong>ophta</strong>lmique, micr<strong>ophta</strong>lmie,<br />

<strong>de</strong>rmoi<strong>de</strong>s épibulbaires et colobome <strong>de</strong><br />

la paupière sont les signes principaux.<br />

On peu aussi retrouver <strong>de</strong>s atteintes vertébrales<br />

à type <strong>de</strong> fusion, <strong>de</strong>s malformations<br />

du cœur, <strong>de</strong>s poumons et <strong>de</strong>s reins.<br />

La gran<strong>de</strong> variabilité du syndrome rend<br />

difficile l’analyse <strong>de</strong> son hérédité. Bien<br />

que considéré comme sporadique, il<br />

existe plusieurs familles avec Gol<strong>de</strong>nhar<br />

à transmission dominante.<br />

<strong>Le</strong> syndrome <strong>de</strong> Fraser associe crypt<strong>ophta</strong>lmie<br />

(atteinte <strong>de</strong>s paupières qui<br />

sont remplacées par un lambeau cutané<br />

en continuation avec le front), micro ou<br />

anophatalmie, racine large du nez, dysplasies<br />

<strong>de</strong>s oreilles externes et anomalies<br />

<strong>de</strong> l’oreille moyenne, syndactylie, agénésie<br />

ou hyploasie <strong>de</strong>s reins, atrésie vaginale<br />

et hypospadias. La transmission est<br />

récessive autosomique et <strong>de</strong>ux gènes ont<br />

été impliqués à ce jour : FRAS1 et FREM2,<br />

tout <strong>de</strong>ux codant <strong>de</strong>s protéines impliquées<br />

dans le développement <strong>de</strong> la peau.<br />

Dans les années 50, le Prof. Franceschetti<br />

a i<strong>de</strong>ntifié <strong>de</strong>ux enfants souffrant<br />

<strong>de</strong> malformations oculaires. 2 <strong>Le</strong> premier<br />

était pratiquement aveugle et présentait<br />

un nystagmus horizontal, ainsi qu’une<br />

sclérocornée bilatérale dans un contexte<br />

micr<strong>ophta</strong>lmique. <strong>Le</strong> second avait une<br />

vision limitée à 1/60 avec un nystagmus,<br />

une microcornée, une micr<strong>ophta</strong>lmie, un<br />

colobome <strong>de</strong> l’iris, une cataracte et une<br />

microphakie. Un examen <strong>de</strong>s oreilles<br />

externes montrait un pavillon normal<br />

avec un lobule hypoplasique. <strong>Le</strong>s <strong>de</strong>ux<br />

enfants étant issus d’un couple consanguin<br />

à la 5 e génération, le Prof. Franceschetti<br />

évoquait à juste titre un syndrome<br />

héréditaire <strong>de</strong> transmission récessive<br />

autosomique. Cinquante ans plus tard,<br />

nous avons pu observer un autre enfant,<br />

neveu <strong>de</strong>s <strong>de</strong>ux enfants précités, et qui<br />

présentait les mêmes anomalies <strong>ophta</strong>lmiques<br />

et auriculaires. Ce <strong>de</strong>rnier cas<br />

confirmait l’existence d’un nouveau syndrome<br />

oculo-auriculaire à transmission<br />

récessive autosomique.<br />

<strong>Le</strong>s outils <strong>de</strong> génétique moléculaire dont<br />

nous disposons aujourd’hui et la structure<br />

familiale particulière permettent<br />

<strong>de</strong> localiser un locus par la technique <strong>de</strong><br />

la cartographie par homozygotie. Dans<br />

cette approche, on fait l’hypothèse que le<br />

gène muté est transmis aux mala<strong>de</strong>s par<br />

un ancêtre commun à travers chacune<br />

<strong>de</strong>s branches parentales. Puisque les<br />

<strong>de</strong>ux segments chromosomiques transmis<br />

proviennent d’un seul ancêtre, ils<br />

seront i<strong>de</strong>ntiques et les marqueurs analysés<br />

seront tous homozygotes. L’analyse<br />

génétique pratiquée chez les 3 individus<br />

mala<strong>de</strong>s a i<strong>de</strong>ntifié une région unique<br />

d’homozygotie entre les marqueurs<br />

D4S1582 et D4S419 situés sur le bras<br />

court du chromosome 4. Cet intervalle<br />

<strong>de</strong> 8 millions <strong>de</strong> bases comprenait une<br />

cinquantaine <strong>de</strong> gènes plus ou moins<br />

bien caractérisés. Nous nous sommes<br />

donc concentrés sur les facteurs <strong>de</strong> transcription<br />

et <strong>de</strong>s gènes impliqués dans le<br />

développement <strong>de</strong> l’œil. Après plusieurs<br />

années <strong>de</strong> recherche, nous avons i<strong>de</strong>ntifié<br />

une délétion <strong>de</strong> 26 nucléoti<strong>de</strong>s dans<br />

le gène NKX5–3 que nous avons temporairement<br />

appelé TRIS1. NKX5–3, aussi<br />

appelé HMX1 avait été rapporté en 1992<br />

par Stadler et al, 3 mais la séquence publiée<br />

était très différente <strong>de</strong> ce que nous trouvions<br />

chez nos contrôles. En particulier,<br />

elle avait une insertion d’un nucléoti<strong>de</strong><br />

supplémentaire qui modifiait complètement<br />

la traduction du cDNA jusqu’au<br />

<strong>de</strong>ux-tiers du gène où la délétion d’un<br />

nucléoti<strong>de</strong> remettait le cadre <strong>de</strong> lecture<br />

correct et rétablissait la traduction <strong>de</strong><br />

l’homeobox caractéristique <strong>de</strong>s membres<br />

<strong>de</strong> la famille <strong>de</strong>s gènes NKX5.<br />

Chez les vertébrés, la famille NKX5 comprend<br />

4 membres, NKX5–1, NKX5–2,<br />

NKX5–3 (aussi appelés HMX3, HMX2<br />

et HMX1) et SOHO1. Alors que chez<br />

l’homme, seuls NKX5–1, NKX5–2 et<br />

NKX5–3 étaient connus, TRIS1, le gène<br />

que nous avions i<strong>de</strong>ntifié, représentait-il<br />

un nouveau membre <strong>de</strong> la famille, possiblement<br />

SOHO1 ou la séquence publiée<br />

<strong>de</strong> NKX5–3/HMX1 était-elle erronée ?<br />

Et alors TRIS1 représenterait le vrai<br />

NKX5–3/HMX1. Nous sommes d’avis<br />

que la secon<strong>de</strong> hypothèse est correcte. Et<br />

ceci pour plusieurs raisons. Tout d’abord,<br />

nous avons étudié l’expression <strong>de</strong> TRIS1<br />

dans l’œil et l’oreille au cours <strong>de</strong> développement<br />

tant chez la souris que chez<br />

l’homme et chez danio rerio, le poisson<br />

zèbre.<br />

Chez la souris TRIS1 est exprimé dans le<br />

pavillon <strong>de</strong> l’oreille, le cristallin et la rétine<br />

dès le 13.5 e jour post fertilisation. Dans<br />

la rétine, l’expression est préférentiellement<br />

présente dans la rétine inférieure<br />

et la pôle postérieur du cristallin (fig. 1).<br />

Chez l’embryon humain <strong>de</strong> 20 semaines,<br />

Fig. 1 Coupe histologique d’un œil d’embryon <strong>de</strong><br />

souris à 19.5 jours.<br />

L’expression <strong>de</strong> NKX5–3 est visible sous la forme<br />

<strong>de</strong> petits points blancs dans la rétine inférieure<br />

et la partie postérieure du cristallin.<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 273


EPILOGUE<br />

nous retrouvons également une expression<br />

asymétrique principalement dans la<br />

couche nucléaire interne <strong>de</strong> la rétine postérieure.<br />

Chez ce même fœtus, le pavillon<br />

<strong>de</strong> l’oreille exprime TRIS1, alors que la<br />

peau autour du pavillon ne l’exprime pas.<br />

Il semble donc bien que, compte tenu <strong>de</strong><br />

l’homologie <strong>de</strong> séquence qui existe entre<br />

TRIS1 et Nkx5–3/Hmx1 <strong>de</strong> la souris et<br />

<strong>de</strong> l’expression <strong>de</strong> ce gène durant la vie<br />

embryonnaire, TRIS1 représente le vrai<br />

NKX5–3/HMX1 et que la séquence présente<br />

dans Genbank à l’époque n’était<br />

pas correcte. Inci<strong>de</strong>mment, Genbank a<br />

remplacé l’ancienne entrée par une nouvelle,<br />

i<strong>de</strong>ntique à notre gène.<br />

L’i<strong>de</strong>ntification d’une délétion dans un<br />

gène n’est pas suffisante pour prouver<br />

la causalité <strong>de</strong> ce gène dans la pathogenèse<br />

d’une maladie héréditaire, surtout<br />

si l’analyse ne porte que sur une seule<br />

famille. Nous avons donc décidé d’invali<strong>de</strong>r<br />

le gène NKX5–3/HMX1 chez le<br />

zebrafish pour voir les effets sur le développement<br />

<strong>de</strong> l’œil. Mais tout d’abord,<br />

il fallait montrer que NKX5–3/HMX1<br />

était également exprimé dans ce poisson<br />

et aux mêmes endroits. A notre gran<strong>de</strong><br />

surprise, le gène annoté comme Hmx1<br />

chez le zebrafish était également erroné.<br />

Après plusieurs semaines d’analyses et en<br />

se basant sur l’homologie entre les différents<br />

membres <strong>de</strong> la famille <strong>de</strong>s NKX5, <strong>de</strong><br />

leur position respective sur les différents<br />

chromosomes, nous avons i<strong>de</strong>ntifié le vrai<br />

gène Nkx5–3 du zebrafish et montré que<br />

le gène précé<strong>de</strong>mment annoté <strong>«</strong> Hmx1 »<br />

était, en fait, Soho1, le 4 e membre <strong>de</strong> la<br />

famille. Nkx5–3/Hmx1 du zebrafish est<br />

également exprimé dans l’œil et dans<br />

l’oreille, ce qui indique que la famille <strong>de</strong>s<br />

gènes Nkx5 est très ancienne et, si elle<br />

persiste dans <strong>de</strong>s organismes aussi divergents<br />

que le zebrafish et l’homme, c’est<br />

qu’elle doit jouer un rôle important dans<br />

le développement <strong>de</strong> l’œil.<br />

<strong>Le</strong> zebrafish est un modèle animal particulièrement<br />

intéressant puisque l’embryon<br />

se développe à l’extérieur <strong>de</strong> la<br />

mère et qu’il est transparent. Il est donc<br />

possible <strong>de</strong> suivre en continu son développement.<br />

Vingt-quatre heures après<br />

fertilisation, l’œil est déjà formé (fig. 2).<br />

<strong>Le</strong> zebrafish est également intéressant<br />

parce qu’il est possible <strong>de</strong> freiner l’expression<br />

d’un gène particulier durant<br />

3–5 jours en injectant dans l’œuf une<br />

Fig. 2 Zebrafish à 24 h post fertilisation.<br />

A ce sta<strong>de</strong>, l’œil (à gauche <strong>de</strong> l’image) est déjà<br />

bien formé.<br />

molécule qui va inhiber spécifiquement<br />

la traduction du mRNA <strong>de</strong> ce gène. Nous<br />

avons utilisé cette technique pour bloquer<br />

transitoirement la fonction <strong>de</strong> Tris1 chez<br />

le zebrafish. L’œil du zebrafish se développe<br />

moins bien, il est micr<strong>ophta</strong>lme et<br />

les différentes couches <strong>de</strong> la rétine sont en<br />

retard par rapport à un embryon normal.<br />

De manière fort intéressante, l’injection<br />

simultanée d’un cDNA <strong>de</strong> NKX5–3 est<br />

capable <strong>de</strong> corriger l’absence <strong>de</strong> NKX5–3<br />

endogène et l’œil retrouve sa taille normale.<br />

Ainsi, ces expériences sur le zebrafish<br />

confirment l’implication <strong>de</strong> NKX5–3/<br />

HMX1 dans la pathogenèse <strong>de</strong> ce nouveau<br />

syndrome oculo-auriculaire qui pourrait<br />

s’appeler syndrome <strong>de</strong> Schor<strong>de</strong>ret-<br />

<strong>Munier</strong>-Franceschetti. 4<br />

Références<br />

1 Gol<strong>de</strong>nhar M. Associations malformatives <strong>de</strong> l’œil<br />

et <strong>de</strong> l’oreille, en particulier le syndrome <strong>de</strong>rmoï<strong>de</strong><br />

epibulbaire-appendices auriculaires-fistula auris<br />

congenita et ses relations avec la dysostose mandibulo-faciale.<br />

J génét hum, Genève 1952 ;1: 243–282.<br />

2 Franceschetti A, Valerio M. Confin. Neurol. 1945;<br />

6:255–257.<br />

3 Stadler HS, et al. I<strong>de</strong>ntification and genetic mapping<br />

of a homeobox gene to the 4p16.1 region of human<br />

chromosome 4. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1992;<br />

89:11579–11583.<br />

4 Schor<strong>de</strong>ret DF, Nichini O, Boisset G, Polok B, Tiab<br />

L, Mayeur H, Raji B, <strong>de</strong> la Housaye G, Abitbol MM,<br />

<strong>Munier</strong> FL. Mutation in the human homeobox gene<br />

NKX5–3 causes an oculo-auricular syndrome. Am J<br />

Hum Genet 2008; 82(5):1178–84.<br />

4|2008 14. Jahrgang / 14 e Année<br />

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274 <strong>ophta</strong> • 4|2008


KONGRESSE/CONGRES<br />

Was führt die Drüse nur im Schild?<br />

Dietmar Thumm, Luzern<br />

Am Kongress sprachen zahlreiche hochrangige<br />

<strong>und</strong> fachlich ausseror<strong>de</strong>ntlich versierte<br />

PräsentatorInnen. Sie mögen entschuldigen,<br />

dass im Folgen<strong>de</strong>n nur anekdotisch einzelne<br />

Referenten genannt wer<strong>de</strong>n – dies be<strong>de</strong>utet<br />

keine Wertung. Auch die w<strong>und</strong>erbare lockere<br />

Atmosphäre in Pontresina <strong>und</strong> die anregen<strong>de</strong>n<br />

Diskussionen zwischen <strong>de</strong>n Vorträgen, in <strong>de</strong>n<br />

Pausen <strong>und</strong> während <strong>de</strong>r Social Events können<br />

hier nicht wie<strong>de</strong>r gegeben wer<strong>de</strong>n. Es lohnt<br />

sich eben unbedingt, persönlich eine solche<br />

Veranstaltung zu besuchen!<br />

Vom 6.–8. Dezember führte basedow.ch,<br />

die Schweizerische Interessengemeinschaft<br />

für endokrine Orbitopathie (EO),<br />

unter <strong>Le</strong>itung <strong>und</strong> auf Initiative von<br />

Dr. Georg von Arx <strong>de</strong>n ersten internationalen<br />

interdisziplinären Kongress<br />

zum Thema Schilddrüse <strong>und</strong> endokrine<br />

Orbitopathie in Pontresina durch. Obwohl<br />

von nur wenigen Schweizer Ophthalmologen<br />

besucht, war dieser Kongress ein<br />

kleines Schmankerl in sehr persönlicher<br />

<strong>und</strong> befruchten<strong>de</strong>r Atmosphäre. Gera<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r etwas privater anmuten<strong>de</strong> Anlass<br />

bot Gelegenheit zu fachübergreifen<strong>de</strong>r<br />

Diskussion <strong>und</strong> zur Bildung neuer<br />

Fre<strong>und</strong>schaften.<br />

Obwohl <strong>de</strong>r Kongress schon einige Zeit<br />

her ist, möchten wir <strong>de</strong>m Thema <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />

Anliegen <strong>de</strong>r EUGOGO (European Group On<br />

Graves’ Orbithopathy) Platz einräumen.<br />

Natürlich ist es nicht möglich, in einem<br />

solchen Bericht die Endokrine Orbitopathie<br />

umfassend abzuhan<strong>de</strong>ln. Einige<br />

Akzente über das aktuelle Wissen r<strong>und</strong><br />

um die Graves’ Orbitopathy (GO) sollen<br />

aber hervorgehoben wer<strong>de</strong>n, auch um<br />

die Lust auf <strong>de</strong>n Besuch eines ähnlichen<br />

Anlasses aufkeimen zu lassen.<br />

Geschichte<br />

Zwischen 1825 <strong>und</strong> 1840 beschrieben<br />

drei Ärzte unabhängig voneinan<strong>de</strong>r ein<br />

Krankheitsbild, das bis zu diesem Zeitpunkt<br />

als solches noch nicht bekannt<br />

war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Hauptmerkmale eine<br />

Tachykardie <strong>und</strong> eine Vergrösserung <strong>de</strong>r<br />

Schilddrüse waren. Das waren Parry in<br />

England, Graves in Irland <strong>und</strong> Basedow<br />

in Deutschland. Zwei <strong>de</strong>r drei beschrieben<br />

ausser<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Exophthalmus.<br />

Die Ursachen wur<strong>de</strong>n zuerst in einer primären<br />

Herzkrankheit vermutet, dann in<br />

einer sympathischen Nervenüberreizung<br />

<strong>und</strong> schliesslich wur<strong>de</strong> die Schilddrüsenüberfunktion<br />

in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />

gestellt.<br />

Allerdings konnte man <strong>de</strong>n Exophthalmus<br />

damit nicht erklären, <strong>de</strong>nn ein hoher<br />

Thyroxinspiegel allein bewirkt keine<br />

Orbitopathie. Die Erklärungsversuche<br />

waren vielfältig <strong>und</strong> dauern bis heute an,<br />

obwohl inzwischen das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Autoantikörper<br />

generell anerkannt ist.<br />

1957 wur<strong>de</strong> ein Faktor ent<strong>de</strong>ckt, <strong>de</strong>n man<br />

LATS nannte (Long Acting Thyroi<strong>de</strong>a<br />

Stimulator), erst 1974 wur<strong>de</strong>n die Zusammenhänge<br />

erstmals erkannt: LATS ist<br />

ein Antikörper für die TSH-Rezeptoren<br />

(TSH-Rezeptor Antikörper = TRAK).<br />

Man geht heute davon aus, dass die bei<br />

<strong>de</strong>r Autoimmunhyperthyreose gef<strong>und</strong>enen<br />

Autoantikörper gegen die thyreoidalen<br />

TSH-Rezeptoren auch gegen ebensolche<br />

im retroorbitalen Gewebe wirken.<br />

So hat je<strong>de</strong> Forschergeneration die EO<br />

mit <strong>de</strong>n aktuell zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />

Möglichkeiten zu erklären versucht, <strong>und</strong><br />

zukünftige Forschung ist schon <strong>de</strong>shalb<br />

gut, um nicht weiteren unangenehmen<br />

Überraschungen zu begegnen.<br />

Um klinisches Wissen, Ausbildung <strong>und</strong><br />

Forschung auf diesem Sektor zu optimieren,<br />

wur<strong>de</strong> 1998 die EUGOGO gegrün<strong>de</strong>t.<br />

EUGOGO…<br />

Wilmar W Wiersinga, einer <strong>de</strong>r echten<br />

<strong>«</strong>Cracks», <strong>Le</strong>iter <strong>de</strong>s Dept. of Endocrinology,<br />

Aca<strong>de</strong>mic Medical Center in<br />

Amsterdam, erläuterte die Funktion <strong>de</strong>r<br />

EUGOGO (EUropean Group On Graves’<br />

Orbitopathy) wie folgt: Ein multidisziplinäres<br />

Konsortium von Klinikern<br />

aus <strong>de</strong>n Gebieten <strong>de</strong>r Endokrinologie,<br />

Augenheilk<strong>und</strong>e, Epi<strong>de</strong>miologie <strong>und</strong><br />

Radiologie zur Verbesserung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit,<br />

zur Festlegung gemeinsamer<br />

Untersuchungs- <strong>und</strong> Messkriterien <strong>und</strong><br />

zum Austausch von Forschungsresultaten.<br />

Hauptzweck von EUGOGO ist die<br />

Durchführung grosser multizentrischer<br />

randomisierter Studien, <strong>de</strong>nn einzelne<br />

Zentren können in <strong>de</strong>r Regel nicht genügend<br />

Patienten für grosse Studien rekrutieren.<br />

1998 wur<strong>de</strong> ein krankheitsspezifischer<br />

validierter Fragebogen zur Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität von Patienten mit<br />

EO veröffentlicht (GO-QoL=Graves’<br />

Orbitopathy Quality of Life), <strong>und</strong> die Resultate<br />

rüttelten auf: Bei einer Inzi<strong>de</strong>nz<br />

von 0.05 Promille schränkt diese Krankheit<br />

die <strong>Le</strong>bensqualität vergleichbar ein<br />

wie schwerer Diabetes o<strong>de</strong>r Status nach<br />

Herzinfarkt.<br />

Das Wissen um möglichst frühe Diagnostik<br />

<strong>und</strong> therapeutische Möglichkeiten<br />

muss also dringend erweitert <strong>und</strong><br />

koordiniert wer<strong>de</strong>n: Je seltener eine Kondition<br />

ist, <strong>de</strong>sto notwendiger wird eine<br />

international <strong>und</strong> interdisziplinär vernetzte<br />

Zusammenarbeit.<br />

Acht europäische sogenannte Zuweisungs-Zentren<br />

haben sich ursprünglich zu<br />

EUGOGO zusammengeschlossen. Sie arbeiten<br />

alle nach <strong>de</strong>n gleichen Prinzipien:<br />

– Multidisziplinäre Diagnostik <strong>und</strong> Therapie<br />

mit Ophthalmologen, Endokrinologen,<br />

Radiologen <strong>und</strong> Orbita-Chirurgen<br />

– Konzentration auf klinische Forschung<br />

zur EO<br />

– Weiträumige Zuweisungen bzw. Zentrumsfunktion<br />

276 <strong>ophta</strong> • 4|2008


KONGRESSE /CONGRES<br />

Die Zentren benutzen viele einheitliche<br />

Verfahren, wie z.B.<br />

– einheitliches Krankenblatt bzw. Erfassungsformular<br />

(Case Record Form =<br />

CRF)<br />

– einheitlicher Fragebogen (GO-QoL)<br />

zur Erfassung <strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität, in<br />

sechs Sprachen erhältlich <strong>und</strong> auch<br />

in Bezug auf ethno-kulturelle Unterschie<strong>de</strong><br />

angepasst<br />

– zentrale Erfassung aller MRI-Daten, die<br />

in einem einzigen Zentrum mit speziell<br />

ausgebil<strong>de</strong>ten Radiologen gesammelt<br />

<strong>und</strong> interpretiert wer<strong>de</strong>n (noch nicht<br />

vollständig in Betrieb)<br />

– zentrales Datenlager für zukünftige<br />

Multizenterstudien. Dies wur<strong>de</strong> durch<br />

die Pisa-Gruppe ermöglicht<br />

– Ausbildung von Spezialisten aus <strong>de</strong>r<br />

ganzen Welt auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapie<br />

Es ist ein gutes Zeichen, dass man es geschafft<br />

hat, verschie<strong>de</strong>nste Europäische<br />

Zentren ins gleiche Boot zu holen. Man<br />

erreicht so auch die notwendige kritische<br />

Masse für gute klinische multizentrische<br />

Studien. Es wur<strong>de</strong>n bereits mehrere<br />

wegweisen<strong>de</strong> Arbeiten veröffentlicht,<br />

die auch international als Richtlinien<br />

gelten, 1,2 sowie ein Buch herausgegeben.<br />

Bereits drei internationale Kongresse<br />

in Griechenland, Italien <strong>und</strong> Deutschland<br />

wur<strong>de</strong>n abgehalten. Heute umfasst<br />

EUGOGO 13 Zentren aus ganz Europa.<br />

… <strong>und</strong> Basedow.ch<br />

Da auch in <strong>de</strong>r Schweiz verschie<strong>de</strong>ne<br />

Generalisten <strong>und</strong> Spezialisten sich mit<br />

<strong>de</strong>r Problematik auseinan<strong>de</strong>rsetzen, aber<br />

keine spezialisierte TED-Klinik o<strong>de</strong>r ein<br />

Schilddrüsen-Zentrum existiert, haben<br />

sich 2003 diverse Spezialisten zur basedow.ch<br />

zusammengeschlossen. Im Jahre<br />

2005 wur<strong>de</strong> basedow.ch Mitglied <strong>de</strong>r<br />

EUGOGO <strong>und</strong> vertritt seither die Schweiz<br />

in diesem Gremium. Basedow.ch ist offen<br />

für alle Interessenten, Wissenschafter<br />

<strong>und</strong> Kliniker mit Interesse an <strong>de</strong>r EO.<br />

Das Ziel muss sein, einen Konsens zu fin<strong>de</strong>n,<br />

wie man mit dieser seltenen, das <strong>Le</strong>ben<br />

<strong>de</strong>r Patienten aber stark beeinträchtigen<strong>de</strong>n<br />

Krankheit umgeht. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

die Forschung zur Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität<br />

<strong>und</strong> eventuell auch präventiv<br />

möglicher Massnahmen muss unsere<br />

vornehme Aufgabe sein. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r mit<br />

Patienten mit endokriner Orbitopathie<br />

Severity<br />

GO<br />

Dynamic<br />

phase<br />

<strong>«</strong>R<strong>und</strong>le’s Curve»<br />

zu tun hat, ist eingela<strong>de</strong>n, bei basedow.<br />

ch mitzumachen. Interessenten können<br />

sich über die Homepage (www. basedow.<br />

ch), informieren o<strong>de</strong>r sich direkt bei Dr.<br />

Georg von Arx in Olten mel<strong>de</strong>n.<br />

Basedow.ch ist seit 2005 Mitglied<br />

<strong>de</strong>r EUGOGO <strong>und</strong> steht allen<br />

an <strong>de</strong>r Endokrinen Orbitopathie<br />

Interessierten offen.<br />

Diagnostik: Einteilungsprobleme<br />

Um gute Klinik <strong>und</strong> Forschung zu betreiben,<br />

müssen alle beteiligten Forscher<br />

<strong>und</strong> Zentren vom Gleichen re<strong>de</strong>n. Bei<br />

einem so multifaktoriell <strong>und</strong> heterogen<br />

auftreten<strong>de</strong>n Krankheitsbild stösst man<br />

hier auf Schwierigkeiten, beispielsweise<br />

aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Klassifikationen<br />

in Europa <strong>und</strong> Nordamerika.<br />

Hier benutzt man einen CAS (Clinical<br />

Activity Score), <strong>de</strong>r sehr an die alte<br />

Static phase<br />

Time<br />

Abb. 3<br />

Schweregrad <strong>de</strong>r GO über<br />

die Zeit (©Maarten P.<br />

Mourits, Orbital Center,<br />

Amsterdam).<br />

TuRuDoCa-Regel <strong>de</strong>s <strong>«</strong>alten Pathologen»<br />

Zollinger erinnert (Entzündungszeichen<br />

= Tumor, Rubor, Dolor, Calor, <strong>und</strong>: Functio<br />

laesa). In <strong>de</strong>n USA <strong>und</strong> in Kanada<br />

wird ein VISA-System benutzt (Vision,<br />

Inflammation, Strabism, Appearance).<br />

Je<strong>de</strong> Untergruppe erhält eine Skala von<br />

0 bis 2. Je höher <strong>de</strong>r Score, <strong>de</strong>sto aktiver<br />

die Erkrankung. So kann man <strong>de</strong>n Aktivitätsgrad<br />

bestimmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verlauf<br />

dokumentieren. Nach diesem System<br />

scheint sich auch heraus zu kristallisieren,<br />

dass <strong>de</strong>r Verlauf umso maligner ist,<br />

je früher die GO nach Hyperthyreose<br />

auftritt.<br />

Der CAS ist aber genauer <strong>und</strong> nimmt<br />

viele Einzelteile wie Schwellungen von<br />

Lid, Bin<strong>de</strong>haut, o<strong>de</strong>r auch Läsionen <strong>de</strong>r<br />

Cornea, Proptosis <strong>und</strong> Duktion exakter<br />

auseinan<strong>de</strong>r.<br />

Der Clinical Activity Score (CAS)<br />

hilft bei <strong>de</strong>r Einteilung <strong>de</strong>r EO.<br />

Abb. 4 Voluminöse entzündliche Schwellung aller Augenmuskeln, pathognomonisch für schilddrüsenbedingte<br />

Orbitopathie, im ersten Bild coronaler Schnitt, T2-gewichtet mit Fettsuppression, im zweiten<br />

Bild T1, Fettsättigung, Gadolinium-unterstützt (Courtesy Eberhard Hirsch, Hirslan<strong>de</strong>n-Klinik, Aarau).<br />

278 <strong>ophta</strong> • 4|2008


KONGRESSE /CONGRES<br />

Faktor Thyreostatika Radiojod<br />

Übliche Dauer bis zur Verbesserung 2–4 Wochen in > 90% <strong>de</strong>r Patienten 4–8 Wochen in 70% <strong>de</strong>r Patienten<br />

Rezidivrisiko nach Therapie 60–70% 5–20%<br />

Risiko für Hypothyreose 10–15% 15 Jahre nach Therapie 10–30% in <strong>de</strong>n ersten 2 Jahren nach Therapie,<br />

danach 5% pro Jahr<br />

Risiko für an<strong>de</strong>re Nebenwirkungen geringe unerwünschte Wirkungen bei 5%


KONGRESSE /CONGRES<br />

Behandlung<br />

Zwei verschie<strong>de</strong>ne Organe müssen separat<br />

betrachtet wer<strong>de</strong>n: Es führt kein<br />

Weg an <strong>de</strong>r Behandlung einer Schilddrüsen-Dysfunktion<br />

vorbei. Wie das zu<br />

bewerkstelligen sei, darüber gibt es viele<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Meinungen. Je nach<br />

Fachgebiet unterschei<strong>de</strong>n sich auch Vorlieben<br />

o<strong>de</strong>r Erfahrungen.<br />

Was sicherlich entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n<br />

Verlauf <strong>de</strong>r GO ist, sei noch einmal hervorgehoben:<br />

Die Entwicklung einer Hypothyreose<br />

ist schlecht. Es kann dann<br />

sogar eine bereits gebesserte TED wie<strong>de</strong>r<br />

exazerbieren. Eine Euthyreose über viele<br />

Jahre aufrecht zu erhalten, ist aber nicht<br />

einfach. Tabelle 1 erläutert Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile von Radio-Iod <strong>und</strong> antithyroidalen<br />

Medikamenten.<br />

Das Hauptproblem antithyroidaler Pharmakaa<br />

liegt in <strong>de</strong>r notwendigen Behand-<br />

lungsdauer (12–18 Monate) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit<br />

von über 60%, nach 10<br />

Jahren doch nicht euthyreot zu bleiben.<br />

Die Radiojodbehandlung bei <strong>de</strong>r Au-<br />

toimmunhyperthyreose hat in Europa<br />

einen etwas an<strong>de</strong>ren Stellenwert als in<br />

<strong>de</strong>n angelsächsischen Län<strong>de</strong>rn. Sie wird<br />

bei uns restriktiver <strong>und</strong> immer mehr erst<br />

nach erfolgloser thyreostatischer Therapie<br />

verordnet. Vor allem bei <strong>de</strong>r kleinen<br />

Struma ohne Knoten gilt sie als Therapie<br />

<strong>de</strong>r Wahl. Bei aktiver EO <strong>und</strong> Risikopatienten<br />

(Raucher, hoher T3- o<strong>de</strong>r<br />

fT3-Spiegel, hohe TRAK) sollten die Patienten<br />

mittels oralen Steroi<strong>de</strong>n während<br />

2 Monaten abgeschirmt wer<strong>de</strong>n. um eine<br />

Exazerbation <strong>de</strong>r EO zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />

Die chirurgische Entfernung <strong>de</strong>r Schilddrüse<br />

ist auch nicht immer das Beste,<br />

<strong>und</strong> die Chirurgen selber sind sich nicht<br />

ganz einig, ob subtotal, fast-total o<strong>de</strong>r die<br />

totale Resektion die beste Variante darstellt<br />

in bezug auf optimale Resultate <strong>und</strong><br />

niedrige Komplikationsraten.<br />

Rainer Hoffmann <strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n Klinik<br />

in Aarau nahm die Evi<strong>de</strong>nz-<strong>Le</strong>vel <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Publikationen auseinan<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> kam zum Resultat, dass man<br />

eine Empfehlung geben könne: Keine<br />

subtotale Resektion, bilateral total, wenn<br />

die Grösse über 2 Gramm geht <strong>und</strong> sonst<br />

unilateral fast-total <strong>und</strong> die an<strong>de</strong>re Seite<br />

total. Das be<strong>de</strong>utet, dass unter Monitorisierung<br />

<strong>und</strong> Schonung <strong>de</strong>s Rekurrens<br />

eine möglichst totale Resektion angestrebt<br />

wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Das an<strong>de</strong>re Problem ist die Behandlung<br />

<strong>de</strong>r Endokrinen Orbitopathie. Hier gibt<br />

es viele interessante Entwicklungen <strong>und</strong><br />

Forschungsresultate.<br />

Zwar sind die Steroi<strong>de</strong> nach wie vor das<br />

Rückgrat <strong>de</strong>r immunsuppressiven Behandlung<br />

<strong>de</strong>r EO, aber sie sollten heute<br />

nur noch intravenös gegeben wer<strong>de</strong>n. Bei<br />

<strong>de</strong>r sogenannten gepulsten Immunsuppression<br />

erhalten die Patienten mit mittelschwerer<br />

<strong>und</strong> schwerer EO während 6<br />

Wochen wöchentlich eine Infusion mit<br />

500mg Kortison <strong>und</strong> danach während 6<br />

Wochen wöchentlich 250mg.<br />

Aktuell läuft dazu eine EUGOGO-Multizenterstudie<br />

mit <strong>de</strong>m Ziel, die optimale<br />

Dosierung zu <strong>de</strong>finieren <strong>und</strong> zu prüfen,<br />

ob man <strong>de</strong>rart hohe Dosen o<strong>de</strong>r gar noch<br />

höhere braucht.<br />

Steroi<strong>de</strong> sind das Rückgrat<br />

<strong>de</strong>r immunsuppressiven<br />

Behandlung, sollten aber<br />

intravenös gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r autoimmunen Charakteristik<br />

<strong>de</strong>r EO wur<strong>de</strong>n auch schon fast alle<br />

Biologica geprüft: Die Tumor-Nekrose-<br />

Faktor-Blocker Infliximab, Adalimumab<br />

o<strong>de</strong>r Etanercept genau so wie <strong>de</strong>r IL-1<br />

Rezeptor-Blocker Anakinra scheinen attraktive<br />

Kandidaten.<br />

Die besten Voraussetzungen hat aber<br />

Rituximab. Erste vielversprechen<strong>de</strong> Resultate<br />

diesbezüglich wur<strong>de</strong>n von Mario<br />

Salvi von <strong>de</strong>r Universität Mailand vorgestellt:<br />

Min<strong>de</strong>stens bei einem <strong>de</strong>r mit RTX<br />

behan<strong>de</strong>lten Patienten konnte man zeigen,<br />

dass keine lymphatische Infiltration<br />

<strong>de</strong>r Orbita nachweisbar war, wohingegen<br />

an<strong>de</strong>re Gewebe keine Än<strong>de</strong>rung aufwiesen,<br />

was ein selektives Ansprechen <strong>de</strong>r<br />

orbitalen Lymphozyten vermuten liesse.<br />

Die Rolle <strong>de</strong>r intraorbitalen B-Zellen im<br />

Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Antigen-Präsentation<br />

ist aber noch unklar, wie auch<br />

aus Studien mit Etanercept hervorgeht.<br />

Auch die orbitale Radiotherapie, also Bestrahlung,<br />

lässt noch viele Fragen offen.<br />

Die meisten grossen Studien haben ihre<br />

Wirksamkeit vor allem bei restriktiven<br />

Motilitätsstörungen nachweisen können.<br />

So wird heute meist mit 10–20 Gy<br />

bestrahlt. Höhere Dosen scheinen ausser<br />

einem höheren Nebenwirkungsrisiko keinen<br />

wesentlichen Vorteil zu bringen, für<br />

die Dosierung <strong>und</strong> Fraktionierung gibt es<br />

aber noch keinen gol<strong>de</strong>nen Standard, <strong>und</strong><br />

die Frage <strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>n Medikation ist<br />

nicht gelöst.<br />

Gemäss Christian von Briel, Hirslan<strong>de</strong>n<br />

Klinik Aarau, sollte zwischen einer entzündungshemmen<strong>de</strong>n<br />

Dosierung mit<br />

niedrigeren Dosen <strong>und</strong> einer antiproliferativen<br />

Dosierung mit höheren Dosen<br />

<strong>und</strong> längeren Dosisintervallen unterschie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n. Es zeige sich auch, dass die<br />

Kombination mit vorgängig verabreichten<br />

hochdosierten Steroi<strong>de</strong>n einen Vorteil gegenüber<br />

<strong>de</strong>r Monotherapie darstelle.<br />

Die chirurgischen Korrekturen<br />

wur<strong>de</strong>n uns unter an<strong>de</strong>rem von <strong>Le</strong>lio<br />

Bal<strong>de</strong>schi aus <strong>de</strong>m Orbita Centrum <strong>de</strong>r<br />

Universität Amsterdam nahegebracht.<br />

Was kann man operieren? Fast alles!<br />

Praktisch pathognomonisch ist die Oberlidretraktion<br />

(>90% vorhan<strong>de</strong>n), häufig<br />

im Zusammenhang mit M. Basedow,<br />

selten bei Hashimoto-Thyreoiditis <strong>und</strong><br />

ganz selten auch ohne Schilddrüsenerkrankung<br />

o<strong>de</strong>r bei Hypothyreose.<br />

Die konservative Therapie muss abgeschlossen<br />

<strong>und</strong> die EO inaktiv sowie während<br />

min<strong>de</strong>stens 6 Monaten ruhig sein.<br />

Die verschie<strong>de</strong>nen Operationen sollten<br />

aus medizinisch-pathogenetischen <strong>und</strong><br />

biomechanischen Überlegungen in einer<br />

festgelegten Reihenfolge durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Ziel <strong>de</strong>r Orbita<strong>de</strong>kompression<br />

ist die Reduktion <strong>de</strong>s<br />

Ex<strong>ophta</strong>lmus, die Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r Durchblutung, die Entlastung<br />

<strong>de</strong>s N. opticus <strong>und</strong> die<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s Augendruckes.<br />

Ist die Protrusio klinisch o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Patienten<br />

subjektiv erheblich <strong>und</strong> eine Orbita<strong>de</strong>kompression<br />

(>22mm) in engerer<br />

Wahl, muss als erster Schritt zuerst diese<br />

durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Ziel ist die Reduktion<br />

<strong>de</strong>s Exophthalmus, die Entlastung<br />

<strong>de</strong>s orbitalen Gewebes, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />

Kompression <strong>de</strong>s Nervus opticus, die<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Durchblutung <strong>und</strong> die<br />

Reduktion <strong>de</strong>s intraorbitalen <strong>und</strong> intraokularen<br />

Drucks.<br />

Oft ist eine Dreiwand-Dekompression<br />

notwendig, damit sind sehr gute Resultate<br />

mit Rückgang <strong>de</strong>s Exopthalmus bzw.<br />

<strong>de</strong>r Protrusio um 5 – 8 mm erreichbar.<br />

Von Beat Hammer vom Cranio Facialen<br />

Centrum <strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n Klinik Aarau<br />

wur<strong>de</strong> dazu die Hypothese aufgestellt,<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 281


KONGRESSE /CONGRES<br />

dass es keine universale Operationstechnik<br />

geben könne, son<strong>de</strong>rn dass diese im<br />

individuellen Fall auf die vorliegen<strong>de</strong><br />

klinische <strong>und</strong> anatomischen Situation<br />

abgestimmt wer<strong>de</strong>n müsse. Dazu seien<br />

aber morphologische Untersuchungen<br />

nötig, weshalb in Zusammenarbeit mit<br />

<strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese<br />

(AO) Davos zur Zeit eine Studie zu diesem<br />

Thema durchgeführt wer<strong>de</strong>, welche<br />

diese Hypothese belegen solle.<br />

Manchmal genügt auch eine orbitale Dekompression<br />

mit kleinem Schnitt, im Orbital<br />

Center in Amsterdam hat man sich<br />

zu <strong>de</strong>n unterschiedlichen Zugängen sehr<br />

viel Wissen angeeignet. Relativ oft ist danach<br />

kein Eingriff mehr notwendig.<br />

Bei Doppelbil<strong>de</strong>rn infolge eines Schielens<br />

muss als zweiter Schritt nicht selten eine<br />

Augenmuskeloperation durchgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Im englischen Sprachraum sind nachjustierbare<br />

Nähte sehr populär. Alternativ<br />

ist im <strong>de</strong>utschen Sprachraum (Münchner<br />

Technik) eine Muskeloperation in Tropf-<br />

anästhesie eingeführt wor<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r intraoperativ<br />

überprüft wer<strong>de</strong>n kann, bei<br />

welcher Muskelstellung keine Doppelbil<strong>de</strong>r<br />

mehr auftreten. Viele Muskeln sind<br />

fibrosiert, man muss also zu verhin<strong>de</strong>rn<br />

versuchen, dass nicht nach einer gewissen<br />

Zeit eine Überdosierung feststellbar wird.<br />

Bei <strong>de</strong>n verbliebenen Schwellungen r<strong>und</strong><br />

um die Orbita muss unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

zwischen Fett(prolaps) <strong>und</strong> Ö<strong>de</strong>m.<br />

Das Ö<strong>de</strong>m geht unter Kortison o<strong>de</strong>r auch<br />

im Spontanverlauf wie<strong>de</strong>r zurück, sodass<br />

das prolabieren<strong>de</strong> Fett übrig bleibt.<br />

Dieses kann dann entsprechend exzidiert<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Achtung: Die Tränendrüse prolabiert sehr<br />

leicht bei <strong>de</strong>r EO, sie muss im Oberlid genau<br />

lokalisiert <strong>und</strong> freigelegt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />

kann dann auf <strong>de</strong>m Orbitaseptum nach<br />

hinten geschoben <strong>und</strong> allenfalls an <strong>de</strong>r<br />

Periorbita wie<strong>de</strong>r befestigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die letzte Operation in <strong>de</strong>r Reihe rehabilitativer<br />

Massnahmen ist die Korrektur <strong>de</strong>r<br />

Li<strong>de</strong>r. Die Lidretraktion kann im einen<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Fall mittels Botulinumtoxin-<br />

Injektion (ab interno bei doppelter Ektropionierung<br />

in <strong>de</strong>n Müller-Muskel) vorübergehend<br />

reduziert wer<strong>de</strong>n. Es können<br />

sich bei <strong>de</strong>r Oberlidretraktion aber auch<br />

Fallen stellen. Ein narbig verkürzter M.<br />

rectus inferior kann eine Pseudoretrak-<br />

tion vortäuschen, welche nach Rücklagerung<br />

<strong>de</strong>s verkürzten Muskels <strong>und</strong> somit<br />

Beseitigung <strong>de</strong>s vertikalen Schielens verschwin<strong>de</strong>t.<br />

Somit gilt <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>satz: Orbitaerweiterung<br />

zur Reduktion <strong>de</strong>s Exophthalmus<br />

vor Schieloperation <strong>und</strong> erst am<br />

Schluss lidchirurgische Massnahmen.<br />

Die Reduktion <strong>de</strong>r Oberlidretraktion wie<br />

auch die Orbita<strong>de</strong>kompression verbessert<br />

die Benetzung <strong>de</strong>s Auges, bringt also<br />

genauso eine funktionelle Besserung, wie<br />

die Beseitigung <strong>de</strong>r Doppelbil<strong>de</strong>r durch<br />

eine Schieloperation. Dies kann als Argumentation<br />

gegenüber <strong>de</strong>n Versicherern<br />

unter Umstän<strong>de</strong>n von Be<strong>de</strong>utung sein,<br />

da ja praktisch alle Patienten auch immer<br />

unter einer schweren Keratopathia<br />

e sicca seu e lagophthalmo lei<strong>de</strong>n. Nicht<br />

so selten sind auch Unterlid-Verlängerungen<br />

notwendig, insbeson<strong>de</strong>re nach<br />

Muskeloperationen.<br />

Wichtiger Gr<strong>und</strong>satz:<br />

Erst Orbitaerweiterung,<br />

dann Schieloperation <strong>und</strong> dann<br />

eventuell noch Lidoperation.<br />

Das EUGOGO-<strong>Le</strong>hrbuch<br />

In interessanten R<strong>und</strong>tischgesprächen<br />

<strong>und</strong> Diskussionen wur<strong>de</strong>n in Pontresina<br />

alle Themen aufgearbeitet. Gera<strong>de</strong><br />

im chirurgischen Bereich bewegen wir<br />

uns ja gelegentlich in einem Grenzgebiet<br />

zwischen notwendiger Funktionalität<br />

<strong>und</strong> am En<strong>de</strong> reiner Kosmetik. Wir kommen<br />

dabei aber wie<strong>de</strong>r zurück auf <strong>de</strong>n so<br />

wichtigen Fragebogen über die <strong>Le</strong>bensqualität<br />

(GO-QoL), wobei die Ästhetik<br />

beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n noch jüngeren Frauen<br />

eine erhebliche Rolle spielt.<br />

Für das Jahr 2010 ist in Pontresina das<br />

zweite Swiss Symposium on Thyroid Eye<br />

Disease geplant, welches vor allem auch<br />

um die Aspekte Gr<strong>und</strong>lagenforschung im<br />

Bereich <strong>de</strong>r Autoimmunerkrankung erweitert<br />

wer<strong>de</strong>n wird. Es wäre sehr schön,<br />

bei diesem Anlass noch mehr Schweizer<br />

Augenärzte in Pontresina anzutreffen.<br />

Referenzen <strong>und</strong> Literatur<br />

1 Bartalena L, Bal<strong>de</strong>schi L, Dickinson A, Eckstein A,<br />

Kendall-Taylor P, Marcocci C, Mourits M, Perros P,<br />

Boboridis K, Boschi A, Currò N, Daumerie C,<br />

Kahaly GJ, Krassas GE, Lane CM, Lazarus JH, Marinò<br />

M, Nardi M, Neoh C, Orgiazzi J, Pearce S, Pinchera A,<br />

Pitz S, Salvi M, Sivelli P, Stahl M, von Arx G,<br />

Wiersinga WM; European Group on Graves’ Orbitopathy<br />

(EUGOGO). Consensus statement of the<br />

European Group on Graves’ orbitopathy (EUGOGO)<br />

on management of GO. Eur J Endocrinol 2008<br />

Mar;158(3):273–85.<br />

2 European Group on Graves’ Orbitopathy (EUGOGO),<br />

Wiersinga WM, Perros P, Kahaly GJ, Mourits MP,<br />

Bal<strong>de</strong>schi L, Boboridis K, Boschi A, Dickinson AJ,<br />

Kendall-Taylor P, Krassas GE, Lane CM, Lazarus JH,<br />

Marcocci C, Marino M, Nardi M, Neoh C, Orgiazzi J,<br />

Pinchera A, Pitz S, Prummel MF, Sartini MS,<br />

Stahl M, von Arx G. Clinical assessment of patients<br />

with Graves’ orbitopathy: the European Group<br />

on Graves’ Orbitopathy recommendations to<br />

generalists, specialists and clinical researchers.<br />

Eur J Endocrinol 2006 Sep;155(3):387–9.<br />

Autor:<br />

Dietmar W. Thumm<br />

Augenchirurgie FMH<br />

Bahnhofplatz 4 / PF 4844<br />

6002 Luzern<br />

Tel. 041 226 30 10, Fax 041 226 30 15<br />

dietmar.thumm@augentagesklinik.com<br />

W.M. Wiersinga, G.J. Kahaly: Graves’ Orbitopathy.<br />

Karger, 2007. 260 S., 83 Abb., 38 Tab.<br />

ISBN 978-3-8055-8342-8<br />

Das Buch führt von <strong>de</strong>n klinischen<br />

Zeichen über Epi<strong>de</strong>miologie, Pathogenese,<br />

Orbitale Bildgebung, Dif-<br />

ferentialdiagnose zur Therapie mit<br />

generellen <strong>und</strong> spezifischen Management-Plänen,<br />

inklusive Rehabilitative<br />

Chirurgie, Orbitale Dekompression,<br />

Augenmuskel- <strong>und</strong> Lidchirurgie. Spezielle<br />

Kapitel widmen sich <strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität,<br />

atypischen Manifestationen,<br />

<strong>de</strong>r Problematik bei Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Jugendlichen<br />

sowie <strong>de</strong>r Prävention <strong>und</strong><br />

zukünftigen Entwicklungen. Die Kapitel<br />

wer<strong>de</strong>n mit praktischen Fragen<br />

eingeleitet, z.B. <strong>«</strong>Was ist wichtig, um<br />

Aktivität <strong>und</strong> Schweregrad zu unterschei<strong>de</strong>n,<br />

wenn ich <strong>de</strong>n Patienten evaluiere?»<br />

o<strong>de</strong>r <strong>«</strong>Ist Tabak schlecht für<br />

die EO?»<br />

Das Werk stellt das aktuelle Standardwerk<br />

zu allen Fragen <strong>de</strong>r TED dar. ddt<br />

282 <strong>ophta</strong> • 4|2008


KONGRESSE /CONGRES<br />

Moorfields International Glaucoma Symposium, 1 er –3ème février 2008<br />

Ioannis K. Petropoulos, Genève<br />

<strong>Le</strong> symposium international <strong>«</strong> Moor-<br />

fields International Glaucoma Symposium<br />

», organisé par l’hôpital<br />

<strong>ophta</strong>lmique Moorfields*, s’est tenu<br />

à Londres du 1 er au 3 février 2008.<br />

<strong>Le</strong>s séances scientifiques ont eu lieu<br />

du 2 au 3 février dans le bâtiment prestigieux<br />

du Royal College of Physicians,<br />

situé à proximité du Regent’s Park.<br />

<strong>Le</strong>s différents exposés du symposium<br />

ont touché <strong>de</strong>s thèmes d’actualité<br />

concernant le diagnostic, les nouvelles<br />

métho<strong>de</strong>s d’imagerie, et la prise en<br />

charge <strong>de</strong>s divers types <strong>de</strong> glaucome.<br />

<strong>Le</strong> diagnostic du glaucome<br />

Dans son discours inaugural, le Dr<br />

Richard Wormald a signalé les difficultés<br />

<strong>de</strong> la détection <strong>de</strong> nouveaux cas <strong>de</strong><br />

glaucome par les métho<strong>de</strong>s actuelles ;<br />

celles-ci, malgré une sensibilité et une<br />

spécificité élevées, présentent une valeur<br />

prédictive positive modérée. Comme<br />

résultat, le nombre <strong>de</strong>s cas non détectés<br />

est plus important que l’on imagine, et<br />

ce sont souvent les formes agressives qui<br />

échappent au screening. Une étu<strong>de</strong> randomisée<br />

pourrait démontrer si le screening<br />

actuel est utile pour sauver la vision<br />

ou s’il ajoute seulement à l’anxiété du<br />

patient.<br />

Ce sont souvent les formes<br />

agressives qui échappent au<br />

screening.<br />

<strong>Le</strong> Dr David Crabb a analysé l’effet <strong>de</strong>s<br />

altérations campimétriques sur les mouvements<br />

oculaires et la conduite automobile.<br />

Suite à une analyse par vidéo, il a<br />

démontré que les patients glaucomateux<br />

font plus <strong>de</strong> sacca<strong>de</strong>s et <strong>de</strong> mouvements<br />

<strong>de</strong> poursuite quand ils conduisent que<br />

les sujets normaux. En outre, les patients<br />

avec <strong>de</strong>s déficits campimétriques sont<br />

plus susceptibles à <strong>de</strong>s acci<strong>de</strong>nts <strong>de</strong> la voie<br />

publique. <strong>Le</strong>s avantages du test <strong>de</strong> l’intégration<br />

<strong>de</strong>s champs visuels <strong>de</strong>s <strong>de</strong>ux yeux<br />

pour i<strong>de</strong>ntifier les sujets <strong>de</strong> capacité diminuée<br />

pour conduire ont été présentés. 1<br />

<strong>Le</strong>s patients avec <strong>de</strong>s déficits<br />

campimétriques sont plus<br />

susceptibles à <strong>de</strong>s acci<strong>de</strong>nts <strong>de</strong> la<br />

voie publique.<br />

L’estimation du risque <strong>de</strong> cécité unilatérale<br />

chez les patients avec une hypertonie<br />

oculaire a fait l’objet <strong>de</strong> l’exposé du<br />

Professeur Roger Hitchings ; ce risque<br />

est <strong>de</strong> 1,5 % à 10,5 % pour les patients<br />

non traités et <strong>de</strong> 0,3 % à 2,4 % pour les<br />

patients traités, sur 15 ans. 2 En outre, le<br />

Dr Ted Garway-Heath a dénoncé certains<br />

mythes en relation avec le continuum<br />

du glaucome, comme par exemple<br />

l’hypothèse d’une atteinte préférentielle<br />

<strong>de</strong>s grands axones neuronaux, prouvée<br />

fausse par Yücel. 3 L’importance <strong>de</strong>s<br />

20 <strong>de</strong>grés centraux du champ visuel a<br />

pourtant été confirmée du fait que 50 %<br />

<strong>de</strong>s ganglions rétiniens se trouvent dans<br />

cette zone. Enfin, le Dr Garway-Heath a<br />

montré <strong>de</strong>s résultats expérimentaux intéressants<br />

concernant l’affection <strong>de</strong>s voies<br />

magno-, parvo-, et konio-cellulaires dans<br />

le noyau géniculé latéral et dans le cortex<br />

visuel lors <strong>de</strong> glaucome. 3<br />

<strong>Le</strong> Dr Patricio Schlottman a présenté les<br />

nouveautés concernant la tomographie à<br />

cohérence optique (OCT) utilisée dans le<br />

diagnostic du glaucome, et plus spécifiquement<br />

les avantages <strong>de</strong> l’intégration<br />

<strong>de</strong> la technologie du domaine spectral<br />

ou <strong>de</strong> l’analyse <strong>de</strong> Fourier. En effet, grâce<br />

à cette nouveauté, l’OCT <strong>de</strong> domaine<br />

spectral apporte aujourd’hui <strong>de</strong>s images<br />

65 fois plus rapi<strong>de</strong>s (d’environ 26 000 A-<br />

scans/sec), avec une résolution <strong>de</strong>ux fois<br />

plus élevée (à 5 μm actuellement), et avec<br />

moins d’artéfacts par rapport à l’OCT-3<br />

Stratus. Plus <strong>de</strong> détails et une meilleure<br />

définition <strong>de</strong>s couches rétiniennes sont<br />

ainsi apportés, ce qui permettrait une<br />

meilleure analyse <strong>de</strong>s altérations <strong>de</strong> la<br />

couche <strong>de</strong>s fibres nerveuses.<br />

<strong>Le</strong> Dr Ted Garway-Heath a fait un<br />

résumé <strong>de</strong>s différentes métho<strong>de</strong>s utilisées<br />

aujourd’hui pour le diagnostic précoce<br />

du glaucome (HRT, GDx, OCT pour<br />

la structure ; SAP ou standard automated<br />

perimetry, SWAP ou short-wavelength<br />

automated perimetry, FDT ou frequencydoubling<br />

technology perimetry, HPRP ou<br />

high-pass resolution perimetry pour la<br />

fonction). Ces tests semblent être complémentaires<br />

et aucun n’est 100 % sensible<br />

en cas <strong>de</strong> maladie présente. 4<br />

L’initiation du traitement antiglaucomateux<br />

et la réponse au<br />

traitement<br />

<strong>Le</strong> Dr Keith Barton a noté le besoin<br />

d’agir <strong>de</strong> façon plus réaliste quant à la<br />

réponse attendue. Il existe, en effet, <strong>de</strong>s<br />

patients nécessitant <strong>de</strong>s pressions intraoculaires<br />

(PIO) plus basses que la pression<br />

dite <strong>«</strong> cible » : leur glaucome continue à<br />

progresser tout en étant au niveau <strong>de</strong> la<br />

pression cible, et ce sont les patients les<br />

plus difficiles à traiter. Une efficacité et<br />

une tolérance maximales du traitement<br />

utilisé constituent le but thérapeutique<br />

pour ces patients.<br />

Quelques patients nécessitent<br />

les pressions intraoculaires (PIO)<br />

plus basses que la pression<br />

dite <strong>«</strong> cible ».<br />

<strong>Le</strong> Professeur Anastasios Konstas <strong>de</strong><br />

Thessaloniki est intervenu pour proposer<br />

une approche logique concernant<br />

l’initiation du traitement. Selon une méta<br />

analyse <strong>de</strong> la littérature, 5 le bimatoprost<br />

s’est avéré comme la préparation topique<br />

la plus efficace pour baisser la PIO,<br />

mais avec beaucoup d’effets secondaires.<br />

D’autre part, la dorzolami<strong>de</strong> est plus<br />

appropriée pour baisser la PIO pendant<br />

la nuit, contrairement à la brimonidine.<br />

Enfin, la combinaison fixe <strong>de</strong> dorzolami<strong>de</strong><br />

+ timolol a démontré une efficacité<br />

hypotonique sur 24 heures comparable<br />

à celle du latanoprost. 6 <strong>Le</strong> Prof. Konstas<br />

a par ailleurs rappelé l’importance <strong>de</strong><br />

l’adhérence du patient au traitement et a<br />

finalement proposé <strong>de</strong> baser la décision<br />

pour le traitement initial sur les données<br />

<strong>de</strong>s étu<strong>de</strong>s randomisées.<br />

Jamais oublier l’importance <strong>de</strong><br />

l’adhérence du patient !<br />

A cette occasion, le Dr Nicholas Strouthidis<br />

a décrit la méthodologie suivie<br />

dans l’hôpital Moorfields pour évaluer<br />

l’efficacité d’une thérapie anti-glaucomateuse.<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 283


KONGRESSE /CONGRES<br />

<strong>Le</strong> Dr Antoine Labbé <strong>de</strong> Paris a signalé<br />

l’importance <strong>de</strong>s modifications <strong>de</strong> la<br />

surface oculaire pour l’efficacité du traitement<br />

anti-glaucomateux. Une allergie<br />

(très fréquente), une sécheresse oculaire<br />

avec diminution du BUT, un pseudopemphigoï<strong>de</strong><br />

toxique, une cicatrisation<br />

sous-conjonctivale peuvent apparaître ;<br />

ils constituent <strong>de</strong>s problèmes significatifs<br />

aussi bien pour l’efficacité d’une trabéculectomie.<br />

Fait remarquable, le chlorure<br />

<strong>de</strong> benzalkonium, présent dans la plupart<br />

<strong>de</strong>s préparations topiques, augmente<br />

l’action pré-inflammatoire <strong>de</strong>s cellules<br />

conjonctivales et l’apoptose à la surface<br />

oculaire. 7<br />

<strong>Le</strong> Professeur Fred Fitzke a conclu par<br />

une <strong>de</strong>scription <strong>de</strong>s différentes chaînes<br />

<strong>de</strong> transmission visuelle <strong>de</strong>puis la rétine,<br />

notamment celles transmettant la perception<br />

<strong>de</strong>s couleurs et <strong>de</strong> la forme <strong>de</strong>s<br />

objets et celles responsables <strong>de</strong> la perception<br />

du mouvement. 8<br />

<strong>Le</strong>s facteurs <strong>de</strong> risque du<br />

glaucome, outre la PIO<br />

Dans son exposé, le Professeur Lutz Pillunat<br />

<strong>de</strong> Dres<strong>de</strong> a développé les mécanismes<br />

<strong>de</strong> la régulation du débit sanguin<br />

dans la tête du nerf optique ; il a ainsi<br />

mis en évi<strong>de</strong>nce l’importance <strong>de</strong> la baisse<br />

nocturne <strong>de</strong> la pression systémique dans<br />

la progression du glaucome. 9 En effet, la<br />

baisse <strong>de</strong> la pression systémique pendant<br />

la nuit diminue le débit sanguin vers la<br />

tête du nerf optique. Par ailleurs, les<br />

sujets sains ont la capacité d’autorégulation<br />

du débit sanguin <strong>de</strong> la tête du nerf<br />

optique, qui semble être altérée chez les<br />

glaucomateux. 10<br />

La baisse nocturne <strong>de</strong><br />

la pression systémique est<br />

importante dans la progression<br />

du glaucome.<br />

Sur le plan thérapeutique, l’inhalation<br />

<strong>de</strong> carbogène (95 % d’O2 + 5 % <strong>de</strong> CO2)<br />

pourrait être bénéfique pour améliorer<br />

les champs visuels chez certains patients<br />

avec glaucome à pression normale qui<br />

sont répondants au CO2 ; 11 ceci serait dû<br />

à une meilleure oxygénation <strong>de</strong> la tête<br />

du nerf optique liée à une vasodilatation<br />

grâce au CO2. 12 La nimodipine serait<br />

également d’utilité pour améliorer la<br />

fonction visuelle <strong>de</strong> ces patients grâce à<br />

ses propriétés vasodilatatrices. 13, 14 Enfin,<br />

la combinaison fixe <strong>de</strong> dorzolami<strong>de</strong> +<br />

timolol semble être capable d’augmenter<br />

le débit sanguin vers la tête du nerf optique,<br />

démontrant ainsi une action combinée<br />

hypotensive et hémodynamique. 15<br />

La combinaison fixe <strong>de</strong><br />

dorzolami<strong>de</strong> et timolol semble<br />

être capable d’augmenter le débit<br />

sanguin vers la tête du nerf<br />

optique, démontrant ainsi une<br />

action combinée hypotensive et<br />

hémodynamique.<br />

<strong>Le</strong> Dr James Tsai du Yale University<br />

School of Medicine a parlé sur les facteurs<br />

<strong>de</strong> risque cardiovasculaires et/ou<br />

provenant <strong>de</strong> la mo<strong>de</strong> <strong>de</strong> vie. Une variation<br />

circadienne marquée <strong>de</strong> la pression<br />

<strong>de</strong> perfusion oculaire est associée à une<br />

baisse nocturne <strong>de</strong> la pression systémique,<br />

16 et présente donc un risque élevé<br />

<strong>de</strong> glaucome à pression normale. 16, 17 En<br />

outre, un risque élevé <strong>de</strong> glaucome à pression<br />

haute est plutôt liée à une anamnèse<br />

cardiovasculaire positive, tandis qu’un<br />

risque élevé <strong>de</strong> glaucome à pression basse<br />

est plutôt associé à la présence d’une<br />

hypotension systémique. 18 Des exercices<br />

<strong>de</strong> type yoga avec inversion du corps 19 ou<br />

les cravates serrées 20 sont associés à <strong>de</strong>s<br />

PIO plus élevées. <strong>Le</strong> magnésium, le sel ou<br />

la fludrocortisone contre l’hypotension<br />

nocturne, et les anti-oxidants tels que le<br />

Gingko biloba, le chocolat noir, et les flavonoï<strong>de</strong>s<br />

polyphénoliques du thé, du café<br />

et du vin rouge, semblent protéger d’une<br />

progression du glaucome. 21<br />

Des exercices <strong>de</strong> type yoga avec<br />

inversion du corps ou les cravates<br />

serrées sont associés à <strong>de</strong>s PIO<br />

plus élevées.<br />

<strong>Le</strong> rôle <strong>de</strong> la neuro-protection dans le<br />

glaucome a été analysé par le Dr Keith<br />

Martin. Malgré <strong>de</strong>s résultats prometteurs<br />

démontrant l’efficacité <strong>de</strong> la mémantine<br />

pour diminuer les changements liées au<br />

glaucome expérimental chez le singe 22<br />

et pour protéger les neurones du noyau<br />

géniculé latéral, 23 les résultats <strong>de</strong> l’étu<strong>de</strong><br />

clinique multicentrique sur la mémantine<br />

administrée per os, annoncés le 31.01.08,<br />

étaient décourageants. Il est certes difficile<br />

<strong>de</strong> démontrer une neuro-protection<br />

chez l’humain. Pour l’avenir, <strong>de</strong>s métho<strong>de</strong>s<br />

plus sensibles pour détecter la progression<br />

du glaucome seront nécessaires,<br />

ainsi qu’i<strong>de</strong>ntifier <strong>de</strong> nouvelles cibles thérapeutiques,<br />

dans le but <strong>de</strong> rompre le lien<br />

entre le traumatisme axonal et la mort<br />

neuronale. La possibilité <strong>de</strong> remplacer<br />

les cellules ganglionnaires et la thérapie<br />

génique constituent <strong>de</strong>s pistes complémentaires<br />

à investiguer.<br />

A la fin <strong>de</strong> cette conférence, le Dr Debbie<br />

Kamal a développé la prise en charge du<br />

glaucome à pression normale dans l’hôpital<br />

Moorfields.<br />

Généralement, après une pério<strong>de</strong> <strong>de</strong> surveillance,<br />

les patients à risque élevé et<br />

ceux avec une progression documentée<br />

du champ visuel sont mis sous traitement.<br />

<strong>Le</strong>s prostaglandines sont préférées<br />

comme traitement initial, tandis que les<br />

bêtabloquants sont évités en raison <strong>de</strong><br />

leur effet négatif sur la pression <strong>de</strong> perfusion<br />

durant la nuit. <strong>Le</strong> traitement est<br />

d’abord essayé sur un œil. En cas <strong>de</strong> progression<br />

malgré le traitement, la PIO cible<br />

est mise plus bas et, s’il n’existe toujours<br />

pas <strong>de</strong> réponse, une chirurgie est envisagée.<br />

Comme traitements complémentaires,<br />

le Gingko biloba, <strong>de</strong>s anti-oxidants,<br />

et/ou la nimodipine sont utilisés.<br />

Dans l’hôpital Moorfields,<br />

comme traitements<br />

complémentaires, le Gingko<br />

biloba, <strong>de</strong>s anti-oxidants,<br />

et/ou la nimodipine sont utilisés.<br />

La chirurgie du glaucome et le<br />

traitement au laser<br />

<strong>Le</strong>s Drs Clive Migdal et James Tsai<br />

ont analysé la perspective britannique<br />

et américaine, respectivement, quant à<br />

l’utilisation du laser dans le traitement<br />

du glaucome. De son côté, le Dr Migdal<br />

a présenté les indications et les contreindications<br />

<strong>de</strong> l’application <strong>de</strong> la trabéculoplastie<br />

au laser au Royaume-Uni<br />

(Tableau 1). Quant aux résultats, la trabéculoplastie<br />

sélective (SLT) apporte une<br />

efficacité sur une année comparable à<br />

celle <strong>de</strong> la trabéculoplastie au laser argon<br />

(ALT) pour diminuer la PIO. 24 <strong>Le</strong> Dr<br />

Migdal a proposé pour la SLT <strong>de</strong>ux séances<br />

<strong>de</strong> traitement, sur 180 o chacune et<br />

284 <strong>ophta</strong> • 4|2008


KONGRESSE /CONGRES<br />

Tableau 1 Application <strong>de</strong> la trabéculoplastie au laser au Royaume-Uni.<br />

Indications<br />

– Glaucome primitif à angle ouvert<br />

– Glaucome pseudo-exfoliatif<br />

– Glaucome pigmentaire<br />

– Noirs (AGIS 2001 27 )<br />

Contre-indications<br />

– Glaucome uvéitique<br />

– Glaucome post-traumatique<br />

– Glaucome à angle étroit<br />

– Glaucome néovasculaire<br />

– Glaucome juvénile<br />

Situations appropriées<br />

– PIO non équilibrée par les médicaments<br />

– Contre-indications <strong>de</strong>s médicaments<br />

– Adhérence problématique (eg. personnes âgées)<br />

avec un intervalle <strong>de</strong> <strong>de</strong>ux semaines, sans<br />

sur-traiter et avec l’apraclonidine comme<br />

traitement <strong>de</strong> prévention contre les pics<br />

hypertensifs post-opératoires.<br />

Par ailleurs, d’après le Dr Tsai, la SLT est<br />

<strong>de</strong> plus en plus utilisée aux Etats-Unis,<br />

faute d’un énorme problème d’adhérence<br />

au traitement médicamenteux dans ce<br />

pays 25 mais en plus grâce aux résultats<br />

favorables démontrant une efficacité <strong>de</strong><br />

la SLT comparable à celle <strong>de</strong> l’ALT, aussi<br />

bien chez les patients déjà traités par ALT<br />

auparavant. 26 <strong>Le</strong> Dr Tsai a ainsi noté<br />

l’utilité <strong>de</strong> répéter ce traitement en cas <strong>de</strong><br />

besoin.<br />

Concernant le traitement chirurgical du<br />

glaucome pseudo-exfoliatif (PEX), le Professeur<br />

Anastasios Konstas a signalé que<br />

l’efficacité <strong>de</strong> la trabéculectomie diminue<br />

avec le temps, beaucoup plus vite qu’en<br />

cas <strong>de</strong> glaucome primitif à angle ouvert,<br />

<strong>de</strong> façon que plus <strong>de</strong> 40 % <strong>de</strong>s patients<br />

nécessitent un traitement médicamenteux<br />

après 4 ans. Il a attribué cette dif-<br />

férence à une composition différente <strong>de</strong><br />

l’humeur aqueuse et à une production<br />

élevée <strong>de</strong> TGFβ 1 chez les patients avec<br />

une PEX, ce qui augmenterait la cicatrisation<br />

post-opératoire chez ces <strong>de</strong>rniers<br />

patients. La sclérectomie profon<strong>de</strong> a par<br />

ailleurs un taux <strong>de</strong> réussite complète <strong>de</strong><br />

seulement 25 % après 30 mois. L’aspiration<br />

du trabéculum est une métho<strong>de</strong> prometteuse,<br />

28 surtout utilisée en combinaison<br />

avec une phacoémulsification. 29<br />

De nouvelles techniques chirurgicales<br />

du glaucome sont au cours <strong>de</strong> développement<br />

; les résultats préliminaires <strong>de</strong> dif-<br />

férents essais cliniques en cours ont été<br />

présentés. <strong>Le</strong> Dr Dilani Siriwar<strong>de</strong>na a<br />

parlé <strong>de</strong> l’étu<strong>de</strong> <strong>«</strong> Moreflow » ou <strong>«</strong> Moorfields<br />

5FU » et le Dr Ian Murdoch a<br />

décrit une étu<strong>de</strong> sur la bêta irradiation<br />

menée par l’hôpital Moorfields en collaboration<br />

avec un hôpital <strong>de</strong> l’Afrique du<br />

sud. <strong>Le</strong> Dr Sheng Lim a démontré l’utilité<br />

<strong>de</strong> différents types <strong>de</strong> valves dans le<br />

traitement du glaucome. <strong>Le</strong> Dr Barton<br />

Keith et le Dr Peng Khaw ont récapitulé<br />

le rôle actuel <strong>de</strong> la chirurgie du glaucome<br />

et ses perspectives pour l’avenir.<br />

<strong>Le</strong> glaucome pédiatrique<br />

En grosses lignes, le Dr Maria Papadopoulos<br />

a décrit l’approche <strong>de</strong> l’hôpital<br />

Moorfields en ce qui concerne le traitement<br />

du glaucome pédiatrique. Entre<br />

autres, elle a noté que les prostaglandines<br />

ne sont pas aussi efficaces chez les enfants<br />

que chez les adultes, et que l’apraclonidine<br />

est préférée à la brimonidine pour<br />

les enfants d’âge inférieur à 6 ans puisqu’elle<br />

ne traverse pas la barrière hématoencéphalique.<br />

<strong>Le</strong>s prostaglandines ne sont<br />

pas aussi efficaces chez les enfants<br />

que chez les adultes.<br />

Comme règle générale, un traitement<br />

topique constitue l’approche initiale,<br />

suivi dans les cas réfractaires d’un cycloaffaiblissement<br />

trans-scléral au laser<br />

dio<strong>de</strong> ; dans les échecs, la chirurgie avec<br />

l’utilisation d’une valve <strong>de</strong> drainage est<br />

envisagée.<br />

<strong>Le</strong> glaucome par fermeture <strong>de</strong><br />

l’angle<br />

<strong>Le</strong>s problèmes diagnostiques concernant<br />

la fermeture <strong>de</strong> l’angle ont été traités par<br />

le Dr Paul Foster. Dans ce contexte, il a<br />

été rapporté que seulement 30 à 40 % <strong>de</strong><br />

tous les cas <strong>de</strong> fermeture <strong>de</strong> l’angle chez<br />

les patients asiatiques sont symptomatiques.<br />

Par ailleurs, il est estimé que 22 %<br />

<strong>de</strong>s patients avec une suspicion <strong>de</strong> fermeture<br />

<strong>de</strong> l’angle vont développer une vraie<br />

fermeture <strong>de</strong> l’angle dans les 5 ans qui<br />

suivent, 30 et que 28 % <strong>de</strong>s patients avec<br />

une fermeture <strong>de</strong> l’angle vont développer<br />

un glaucome dans les 5 ans qui suivent.<br />

Pour ces <strong>de</strong>rniers cas, l’importance <strong>de</strong><br />

l’histopathologie du trabéculum a été<br />

mise en cause : en effet, une perte <strong>de</strong> cellules<br />

endothéliales et un processus réactif<br />

<strong>de</strong> cicatrisation est constaté loin <strong>de</strong>s sites<br />

<strong>de</strong>s synéchies visibles à la gonioscopie, 31<br />

<strong>de</strong> façon que l’évaluation gonioscopique<br />

ne suffise pas pour déterminer les altérations<br />

anatomiques chroniques <strong>de</strong> la fermeture<br />

<strong>de</strong> l’angle.<br />

<strong>Le</strong> Dr Winnie Nolan a présenté les résultats<br />

<strong>de</strong> son travail concernant la détection<br />

<strong>de</strong> la fermeture <strong>de</strong> l’angle par tomographie<br />

à cohérence optique (OCT) du<br />

segment antérieur versus gonioscopie :<br />

l’OCT du segment antérieur s’est avérée<br />

plus sensible et capable <strong>de</strong> détecter plus<br />

<strong>de</strong> cas <strong>de</strong> fermeture <strong>de</strong> l’angle. 32 Cependant,<br />

chez 28 % <strong>de</strong>s cas l’éperon scléral<br />

n’est pas visible. 33 En outre, une variabilité<br />

inter-observateur est notable, la<br />

visibilité <strong>de</strong>s quadrants supérieur et inférieur<br />

(où la fermeture est plus probable)<br />

est diminuée, 33 et la pénétration <strong>de</strong>rrière<br />

l’iris n’est pas satisfaisante. Donc, la<br />

gonioscopie reste la métho<strong>de</strong> standard<br />

pour visualiser les points <strong>de</strong> repère anatomiques<br />

<strong>de</strong> la fermeture <strong>de</strong> l’angle, mais<br />

l’OCT du segment antérieur a un rôle<br />

important pour confirmer le diagnostic<br />

et le mécanisme <strong>de</strong> fermeture et pour suivre<br />

<strong>de</strong> façon objective les changements<br />

anatomiques après traitement.<br />

<strong>Le</strong> Dr Guss Gazzard a récapitulé les<br />

traits principaux <strong>de</strong>s trois modalités<br />

thérapeutiques utilisées pour le glaucome<br />

par fermeture <strong>de</strong> l’angle (l’iridotomie,<br />

l’iridoplastie et l’extraction du<br />

cristallin) basé sur <strong>de</strong>s données bibliographiques.<br />

En conclusion, le symposium international<br />

<strong>«</strong> Moorfields International Glaucoma<br />

Symposium » a été reçu avec un intérêt<br />

particulier, ayant traité avec succès plusieurs<br />

thèmes d’actualité concernant le<br />

diagnostic, l’imagerie et le traitement<br />

du glaucome. <strong>Le</strong>s messages pour une<br />

meilleure prise en charge <strong>de</strong>s patients<br />

glaucomateux dans l’avenir étaient encourageants.<br />

286 <strong>ophta</strong> • 4|2008


KONGRESSE /CONGRES<br />

Références<br />

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field component of fitness to drive. Br J Ophthalmol<br />

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10 Pillunat LE, An<strong>de</strong>rson DR, Knighton RW, et al. Autoregulation<br />

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14 Luksch A, Rainer G, Koyuncu D, et al. Effect of<br />

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15 Rolle T, Tofani F, Brogliatti B, Grignolo FM. The<br />

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16 Choi J, Jeong J, Cho HS, Kook MS. Effect of nocturnal<br />

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normal tension glaucoma. Invest Ophthalmol Vis Sci<br />

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17 Choi J, Kim KH, Jeong J, et al. Circadian fluctuation<br />

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Ophthalmol Vis Sci 2007;48:104–111.<br />

18 <strong>Le</strong>ske MC, Heijl A, Hyman L, et al. Predictors of longterm<br />

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19 Bertschinger DR, Mendrinos E, Dosso A. Yoga can<br />

be dangerous – glaucomatous visual field <strong>de</strong>fect<br />

worsening due to postural yoga. Br J Ophthalmol<br />

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20 Teng C, Gurses-Oz<strong>de</strong>n R, Liebmann JM, et al. Effect<br />

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Ophthalmol 2003;87:946–948.<br />

21 Mozaffarieh M, Flammer J. Is there more to glaucoma<br />

treatment than lowering IOP? Surv Ophthalmol<br />

2007;52 Suppl.2:S174–179.<br />

22 Hare WA, Wol<strong>de</strong>Mussie E, Weinreb RN, et al. Efficacy<br />

and safety of memantine treatment for reduction of<br />

changes associated with experimental glaucoma in<br />

monkey, II: Structural measures. Invest Ophthalmol<br />

Vis Sci 2004;45:2640–2651.<br />

23 Yücel YH, Gupta N, Zhang Q, et al. Memantine<br />

protects neurons from shrinkage in the lateral<br />

geniculate nucleus in experimental glaucoma. Arch<br />

Ophthalmol 2006;124:217–225.<br />

24 Damji KF, Bovell AM, Hodge WG, et al. Selective laser<br />

trabeculoplasty versus argon laser trabeculoplasty:<br />

results from a 1-year randomised clinical trial. Br J<br />

Ophthalmol 2006;90:1490–1494.<br />

25 Tsai JC, McClure CA, Ramos SE, et al. Compliance<br />

barriers in glaucoma: a systematic classification. J<br />

Glaucoma 2003;12:393–398.<br />

26 Birt CM. Selective laser trabeculoplasty retreatment<br />

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29 Jakobi PC, Dietlein TS, Krieglstein GK. Comparative<br />

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30 Thomas R, George R, Parikh R, et al. Five year risk<br />

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primary angle closure: a population based study. Br<br />

J Ophthalmol 2003;87:450–454.<br />

31 Sihota R, Lakshmaiah NC, Walia KB, et al. The<br />

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32 Nolan WP, See JL, Chew PT, et al. Detection of primary<br />

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33 Sakata LM, Lavanya R, Friedman DS, et al. Assessment<br />

of the scleral spur in anterior segment optical<br />

coherence tomography images. Arch Opththalmol<br />

2008;126:181–185.<br />

Correspondance :<br />

Dr Ioannis K. Petropoulos<br />

Centre Ophtalmologique<br />

<strong>de</strong> la Terrassière<br />

Rue <strong>de</strong> la Terrassière 31<br />

1207 Genève<br />

Tél. 022 7 35 48 33<br />

Fax 022 735 49 57<br />

ipetropoulos@cot-ge.ch<br />

* <strong>Le</strong> symposium était organisé par<br />

l’hôpital <strong>ophta</strong>lmique Moorfields et<br />

sponsorisé par MSD Ophthalmics.<br />

288 <strong>ophta</strong> • 4|2008


KONGRESSE /CONGRES<br />

Welche Keratoplastik ist die beste – lamellär o<strong>de</strong>r perforierend?<br />

Ronald D. Gerste, Gaithersburg<br />

Lamellär o<strong>de</strong>r perforierend? Bei <strong>de</strong>r Frage,<br />

welches Vorgehen bei <strong>de</strong>r Keratoplastik<br />

die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zukunft ist, stehen sich<br />

zwei Schulen leicht kontrovers gegenüber.<br />

Diesen Eindruck bekam <strong>de</strong>r Besucher <strong>de</strong>r<br />

Augenärztlichen Aka<strong>de</strong>mie Deutschland in<br />

Düsseldorf aus <strong>de</strong>n Referaten von Prof.<br />

Friedrich E. Kruse (Erlangen) <strong>und</strong> Prof.<br />

Thomas Reinhard (Freiburg) .<br />

Mit neuen Techniken zur posterioren lamellären<br />

Plastik sollen nach Prof. Kruses<br />

Einschätzung die prinzipiellen Risiken<br />

<strong>de</strong>r Chirurgie am offenen Auge ebenso<br />

vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wie fa<strong>de</strong>nassoziierte<br />

Komplikationen. Das Arbeiten in einem<br />

geschlossenen System reduziert das Risiko<br />

expulsiver Blutungen <strong>und</strong> trägt zur<br />

schnelleren visuellen Rehabilitation bei<br />

– diese dauert Wochen, nicht Monate. Da<br />

keine Fa<strong>de</strong>nentfernung notwendig ist,<br />

kommt es auch nicht zur nennenswerten<br />

Refraktionsän<strong>de</strong>rung.<br />

Descemet Stripping Automated Endothelial<br />

Keratoplasty (DSAEK)<br />

Die erfolgversprechendste Technik <strong>de</strong>r<br />

posterioren lamellären Keratoplastik ist<br />

die Descemet Stripping Automated Endothelial<br />

Keratoplasty (DSAEK). Hierbei<br />

wird die Wirts-Descemetmembran isoliert<br />

durch <strong>«</strong>Descemetstripping» entfernt,<br />

die posteriore Spen<strong>de</strong>rlamelle mit <strong>de</strong>m<br />

Mikrokeratom gewonnen <strong>und</strong> dann en<br />

bloc in die Vor<strong>de</strong>rkammer transplantiert.<br />

Die DSAEK ist beson<strong>de</strong>rs<br />

geeignet bei Fuchs’scher<br />

Endotheldystrophie <strong>und</strong> pseudophaker<br />

bullöser Keratopathie.<br />

Die Metho<strong>de</strong> ist geeignet bei endothelialen<br />

Hornhauterkrankungen, die zur reversiblen<br />

Trübung <strong>de</strong>r Hornhaut durch Guttae<br />

<strong>und</strong> stromales o<strong>de</strong>r epitheliales Ö<strong>de</strong>m<br />

sowie dadurch zur Visusvermin<strong>de</strong>rung<br />

geführt haben. Dies gilt vor allem für die<br />

Fuchs’sche Endotheldystrophie <strong>und</strong> die<br />

pseudophake bullöse Keratopathie.<br />

Bei <strong>de</strong>r Fuchs’schen Dystrophie kann<br />

die DSAEK zusammen mit einer Keratoplastik<br />

als Tripel-Prozedur erfolgen. Die<br />

Hornhauttrübungen sollten sich noch in<br />

einem reversiblen Stadium befin<strong>de</strong>n, d.h.<br />

es sollten noch keine narbigen Sek<strong>und</strong>ärverän<strong>de</strong>rungen<br />

o<strong>de</strong>r ausge<strong>de</strong>hnte stromale<br />

Neovaskularisationen vorliegen.<br />

Weitere relative Kontraindikationen sind<br />

ein sehr junges Patientenalter, eine Aphakie<br />

(wegen <strong>de</strong>r Gefahr eines Flapverlustes<br />

nach posterior) <strong>und</strong> die Unfähigkeit <strong>de</strong>s<br />

Patienten, die postoperativ notwendige<br />

Rückenlage einzuhalten.<br />

Die DSAEK-Technik<br />

Die Gewinnung <strong>de</strong>s 14 bis 16 mm grossen<br />

korneoskleralen Spen<strong>de</strong>rgewebes erfolgt<br />

in einer künstlichen Vor<strong>de</strong>rkammerbank.<br />

Dort wird es mit einem <strong>«</strong>intraokularen»<br />

Druck von 60 mm Hg fixiert; mit<br />

einem Mikrokeratom wird das vor<strong>de</strong>re<br />

Stroma auf einer Dicke von ca. 350 μm<br />

entfernt. Das verbliebene Reststroma von<br />

etwa 150 μm Dicke wird unter Ansaugung<br />

mit niedrigem Vakuum mit einem<br />

Trepan <strong>de</strong>r Grösse 8 mm, 8,5 mm o<strong>de</strong>r 9<br />

mm ausgestanzt.<br />

Am Patienten wird ein korneoskleraler<br />

Tunnel auf einer Länge von 8 mm nasal<br />

präpariert. Mit einem 9 mm-Marker wird<br />

<strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r zu entfernen<strong>de</strong>n<br />

Descemet auf <strong>de</strong>r epithelialen Seite <strong>de</strong>r<br />

Hornhaut angezeichnet. Mit einer Art<br />

umgebogenem Schielhaken wird die Descemet<br />

zirkulär inzidiert <strong>und</strong> komplett<br />

abgelöst, was nach Prof. Kruses Erfahrungen<br />

auch bei ö<strong>de</strong>matös gequollenen<br />

Hornhäuten gut <strong>und</strong> meist in einem<br />

Stück gelingt.<br />

Der Korneoskleralschnitt wird auf seiner<br />

ganzen Länge erweitert <strong>und</strong> die posteriore<br />

Lamelle en bloc mit einer Vitrektomiepinzette<br />

in die Vor<strong>de</strong>rkammer gezogen,<br />

möglichst atraumatisch über eine Gleitschiene.<br />

Dann wird die posteriore Lamelle<br />

zentral im Bereich <strong>de</strong>r posterioren Hornhaut<br />

positioniert <strong>und</strong> mit einer Luftinjek-<br />

tion in die Vor<strong>de</strong>rkammer fixiert. Die<br />

korneoskleralen Öffnungen wer<strong>de</strong>n verschlossen,<br />

die Bin<strong>de</strong>haut wird readaptiert<br />

<strong>und</strong> die Luftfüllung <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer<br />

auf Transplantatgrösse reduziert.<br />

Am Operationstag sollte <strong>de</strong>r Patient Rückenlage<br />

einhalten, um ein Andrücken <strong>de</strong>r<br />

posterioren Lamelle zu ermöglichen. Zur<br />

Vermeidung eines Pupillarblockglaukoms<br />

sollte intraoperativ unbedingt eine chirurgische<br />

Iri<strong>de</strong>ktomie durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die postoperative Nachsorge besteht in<br />

<strong>de</strong>r systemischen Gabe von Steroi<strong>de</strong>n,<br />

Diamox <strong>und</strong> für 3 Tage Antibiotika. Lokal<br />

beschleunigen hypertone Augentropfen<br />

die Aufklarung <strong>de</strong>s Transplantats.<br />

Topische Steroi<strong>de</strong> müssen in allmählich<br />

absteigen<strong>de</strong>r Dosierung für min<strong>de</strong>stens<br />

ein Jahr fortgeführt wer<strong>de</strong>n, bei pseudophaken<br />

Patienten auch länger.<br />

Die Ergebnisse bei mehr als 300 DSAEK-<br />

Patienten (Price&Price, Ophthalmology<br />

2008) zeigten keine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s sphärischen<br />

Äquivalentes zwischen prä- <strong>und</strong><br />

6 Monaten postoperativ. Die Flapdislokationsrate<br />

lag nach Kruse bei


KONGRESSE /CONGRES<br />

bezeichnete. Die Präparation mit <strong>de</strong>m<br />

Femtosek<strong>und</strong>enlaser kann zukünftig<br />

möglicherweise zu einer Minimierung <strong>de</strong>s<br />

postoperativen Astigmatismus beitragen.<br />

Entsprechen<strong>de</strong> Studien laufen <strong>de</strong>rzeit.<br />

Die PKP erzielt bei Fuchs-Endotheldystrophie<br />

<strong>und</strong> Keratokonus ein<br />

90% klares Transplantatüberleben<br />

bei hoher Patientenzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />

Bei Keratokonus hat die PKP eine exzellente<br />

Prognose hinsichtlich klarem<br />

Transplantatüberleben <strong>und</strong> im Vergleich<br />

zu <strong>de</strong>n lamellären Verfahren im Hinblick<br />

auf die maximal erreichbare Sehschärfe,<br />

hier ist sie nach wie vor Goldstandard.<br />

An<strong>de</strong>rs mag es bei <strong>de</strong>r Fuchs’schen Endotheldystrophie<br />

aussehen, wo die lamellären<br />

Metho<strong>de</strong>n möglicherweise das<br />

Potenzial haben, die PKP bei ausschliesslich<br />

endothelialen Bef<strong>und</strong>en zu ersetzen.<br />

Längerfristige Ergebnisse zu dieser noch<br />

neuen Metho<strong>de</strong> stehen allerdings aus.<br />

Bei Risikosituationen nach Verätzung o<strong>de</strong>r<br />

wie bei <strong>de</strong>r Peters-Anomalie wird es nach<br />

Bei Keratokonus ist die<br />

PKP Goldstandard. Auch bei<br />

Verätzung <strong>und</strong> Peters-Anomalie<br />

bleibt sie indiziert.<br />

Reinhards Einschätzung in<strong>de</strong>s auch künf-<br />

tig nicht ohne die PKP gehen. Über <strong>de</strong>n<br />

endgültigen Erfolg <strong>de</strong>s Eingriffs entschei<strong>de</strong>t<br />

neben <strong>de</strong>r Operationstechnik auch ganz<br />

beson<strong>de</strong>rs die adäquate Nachbehandlung.<br />

Immunreaktionen vermei<strong>de</strong>n<br />

Zur Vermeidung von Immunreaktionen<br />

kann die I<strong>de</strong>ntifizierung von Patienten<br />

mit erhöhtem Abstossungspotential helfen.<br />

Einen Hinweis hierauf kann vor <strong>de</strong>r<br />

Keratoplastik die Messung <strong>de</strong>s aktiven<br />

TGF-β 2-Spiegels o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konzentration<br />

an<strong>de</strong>rer Zytokine in <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer<br />

geben.<br />

Nach <strong>de</strong>r Operation gibt es verschie<strong>de</strong>ne<br />

Optionen zur Vermeidung von Abstossungsreaktionen.<br />

Standard ist <strong>de</strong>rzeit<br />

die Applikation von 5 Steroidtropfen<br />

täglich <strong>und</strong> ausschleichend. Bei Steroidresponse<br />

kann alternativ Ciclosporin A<br />

2% bis zu viermal täglich appliziert wer<strong>de</strong>n,<br />

wobei für die Effektivität dieser<br />

Massnahme nach Keratoplastik <strong>de</strong>r Beweis<br />

nach wie vor aussteht.<br />

Neue lokale Massnahmen wie die lokale<br />

Applikation von Pimecrolimus (das <strong>de</strong>m<br />

Ciclosporin A in <strong>de</strong>r Wirksamkeit vergleichbar<br />

ist <strong>und</strong> beispielsweise als Salbe<br />

in <strong>de</strong>r Therapie <strong>de</strong>s atopischen Ekzems<br />

Verwendung fin<strong>de</strong>t) o<strong>de</strong>r von FK 506<br />

(Tacrolimus, das in <strong>de</strong>r Transplantationsmedizin<br />

u.a. nach <strong>Le</strong>ber- <strong>und</strong> Nierenübertragungen<br />

eingesetzt wird) müssen<br />

hinsichtlich ihrer Effektivität noch weiter<br />

evaluiert wer<strong>de</strong>n. Nach Standard-<br />

Keratoplastiken konnten in einer Pilotstudie<br />

mit lokalem FK506 bei r<strong>und</strong> 95%<br />

<strong>de</strong>r Patienten Abstossungen vermie<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n, dagegen nur bei etwa 80% in <strong>de</strong>r<br />

Kontrollgruppe mit lokalen Steroi<strong>de</strong>n.<br />

Wenn eine Abstossungsreaktion auftritt,<br />

lässt sich diese wahrscheinlich besser beherrschen,<br />

wenn die vor<strong>de</strong>re Augenkammer<br />

mit Steroi<strong>de</strong>n gespült wird. Hierbei<br />

darf die Neigung mancher Augen zu<br />

einem Druckanstieg nicht ausser Acht<br />

gelassen wer<strong>de</strong>n.


HISTOIRE<br />

A. Franceschetti (1896 –1968) Un hommage à mon père<br />

A. Franceschetti fut chef <strong>de</strong> service<br />

au Département d’Ophtalmologie <strong>de</strong><br />

Genève <strong>de</strong> 1933 à 1966 et parvint à lui<br />

conférer une renommée mondiale.<br />

Il n’était pas le premier <strong>de</strong> sa famille<br />

à avoir choisi l’<strong>ophta</strong>lmologie. Il avait<br />

en effet été précédé par sa mère, une<br />

<strong>de</strong>s premières femmes-mé<strong>de</strong>cin, qui<br />

avait pratiqué à Zurich au début du<br />

XX ème siècle. Elle s’était notamment<br />

occupée <strong>de</strong> dépistage visuel. Pour<br />

l’anecdote, j’ai moi-même occupé un<br />

poste similaire à Genève, au Service<br />

<strong>de</strong> Santé <strong>de</strong> la Jeunesse. J’appartiens<br />

donc la troisième génération. Mon fils<br />

Nicolas, qui travaille avec moi, en est<br />

la quatrième.<br />

A. Franceschetti (il fallait se gar<strong>de</strong>r<br />

d’utiliser son prénom Adolphe, qu’il<br />

détestait) est né le 11 octobre 1896.<br />

Il avait donc un pied dans le XIX ème<br />

siècle, mais sa carrière se fit au XX e<br />

siècle. Il survit dans le nôtre, au travers<br />

<strong>de</strong> la mémoire <strong>de</strong> ceux qui ont eu<br />

le privilège <strong>de</strong> le connaître.<br />

Dans cette présentation, j’aimerais<br />

essayer, à travers la figure <strong>de</strong> mon<br />

père, <strong>de</strong> définir ce qui fait un grand<br />

homme ou, si l’on préfère, ce qui fit <strong>de</strong><br />

lui un grand <strong>ophta</strong>lmologiste doublé<br />

d’un chef <strong>de</strong> service remarquable.<br />

Il faut d’abord une personnalité<br />

enthousiaste. Franceschetti était prêt<br />

à embrasser toute nouveauté utile, il<br />

était intéressé aux nouveaux aspects<br />

<strong>de</strong> la vie et <strong>de</strong> sa profession.<br />

Ensuite, il faut suffisamment <strong>de</strong><br />

confiance en soi et <strong>de</strong> générosité afin<br />

<strong>de</strong> ne pas craindre la concurrence <strong>de</strong><br />

ses collègues. Dans sa jeunesse, il avait<br />

vécu un exemple à ne pas suivre. Il<br />

avait commencé sa carrière auprès du<br />

Professeur Vogt <strong>de</strong> Zurich, un excellent<br />

<strong>ophta</strong>lmologue qui cependant ne<br />

pouvait tolérer l’idée qu’un collègue<br />

puisse un jour lui faire ombrage. C’est<br />

pourquoi il exigeait <strong>de</strong> ses assistants<br />

qu’ils signent un engagement <strong>de</strong> ne<br />

jamais s’installer en clientèle privée à<br />

Zurich.<br />

Fig. 1 Franceschetti arrive à Genève<br />

Franceschetti quitta donc Zurich pour<br />

Bâle, où il <strong>de</strong>vint chef <strong>de</strong> clinique. Son<br />

patron, Arthur Brückner, au moment<br />

d’accé<strong>de</strong>r au poste <strong>de</strong> Chef <strong>de</strong> Service,<br />

avait fait une déclaration péremptoire :<br />

<strong>«</strong> Maintenant que je suis professeur ,<br />

avait-il dit, geschlossen ist die Karriere<br />

», soit, en français, <strong>«</strong> ma carrière<br />

est close. » Franceschetti se trouva<br />

par conséquent à la tête du service à<br />

la place <strong>de</strong> son patron. Ce <strong>de</strong>rnier le<br />

chargea même <strong>de</strong> rédiger le chapitre<br />

Génétique et Ophtalmologie dans<br />

le traité allemand qui restera dans<br />

les annales comme le grand traité <strong>de</strong><br />

Schiek et Brückner. Brückner et Franceschetti<br />

travaillèrent en harmonie et<br />

leur service se développa.<br />

De cette expérience, Franceschetti<br />

tira une leçon importante qu’il mit en<br />

pratique dès son accession au professorat<br />

à Genève : il œuvra toujours avec<br />

l’idée que <strong>de</strong>s collaborateurs capables<br />

et plein d’avenir ne pourraient que<br />

contribuer au renom et à la réussite<br />

<strong>de</strong> son service. Il s’entoura ainsi <strong>de</strong><br />

spécialistes, <strong>de</strong>vint le maître d’une<br />

<strong>«</strong> école » d’<strong>ophta</strong>lmologie renommée,<br />

et c’est ainsi qu’il est resté dans nos<br />

mémoires.<br />

Lorsque survint la <strong>de</strong>uxième guerre<br />

mondiale et que les temps s’assombrirent<br />

pour <strong>de</strong> nombreux collègues juifs,<br />

il leur offrit une hospitalité généreuse,<br />

allant jusqu’à l’action concrète pour<br />

les ai<strong>de</strong>r. C’est ainsi qu’il sortit <strong>de</strong> ses<br />

propres mains le professeur Jacques<br />

Mawas <strong>de</strong> <strong>de</strong>ssous les barbelés à la<br />

frontière entre la Suisse et la France.<br />

Mawas était ron<strong>de</strong>let : tandis que le<br />

passeur le poussait d’un côté, Franceschetti<br />

le tirait <strong>de</strong> l’autre.<br />

La conséquence <strong>de</strong> ce geste, fut qu’il<br />

s’acquit la reconnaissance et la collaboration<br />

d’un grand pathologue <strong>ophta</strong>lmologique.<br />

Mawas développa sa<br />

spécialité à la clinique <strong>de</strong> Genève et<br />

l’enseigna à Jean Babel, qui succé<strong>de</strong>ra<br />

par la suite à Franceschetti à la chaire<br />

<strong>de</strong> Genève. Il semblerait d’ailleurs que<br />

Mawas poursuivit également une activité<br />

plus secrète, pendant toute la durée<br />

<strong>de</strong> la guerre. Bien <strong>de</strong>s années plus tard<br />

l’on découvrit, en effet, dans un coin<br />

oublié <strong>de</strong> son ancien laboratoire, un<br />

grand bocal <strong>de</strong> cyanure : Mawas préparait<br />

apparemment <strong>de</strong>s capsules <strong>de</strong><br />

cyanure pour les Résistants français.<br />

Parmi les collègues juifs qui travaillèrent<br />

avec Franceschetti durant<br />

la <strong>de</strong>uxième guerre mondiale, il faut<br />

aussi mentionner le français Jean<br />

Nordmann, qui avait réussi à envoyer<br />

ses bagages en Suisse par la Reichspost<br />

mais avait dû passer la frontière<br />

à pied, dans un coin dangereux <strong>de</strong>s<br />

montagnes du Jura. Un autre fut le<br />

milanais Valerio, que Franceschetti<br />

avait lui-même été extraire d’un camp<br />

<strong>de</strong> réfugiés. Ce foisonnement <strong>de</strong> collaborateurs<br />

entraîna une internationalisation<br />

du service <strong>de</strong> Genève et créa<br />

aussi <strong>de</strong>s liens personnels qui perdurent<br />

jusqu’à nos jours. J’ai gardé <strong>de</strong>s<br />

contacts <strong>de</strong> travail empreints d’affection<br />

avec le neveu <strong>de</strong> Jacques Mawas,<br />

Edy, et sa femme Jacqueline, tout <strong>de</strong>ux<br />

strabologues et contactologues.<br />

Un autre collègue accueilli par mon<br />

père fut Peter Halberg, un célèbre<br />

contactologue mort il y a quelques<br />

années. Halberg put quitter la Hongrie<br />

communiste en 1956 et venir à<br />

Genève, grâce à l’invitation <strong>de</strong> Franceschetti,<br />

qui l’avait remarqué comme<br />

que pionnier <strong>de</strong> la photographie dia-<br />

296 <strong>ophta</strong> • 4|2008


HISTOIRE<br />

gnostique. De Genève, Halberg partit<br />

ensuite pour les États-Unis où il fit<br />

une carrière brillante.<br />

Nous voyons ainsi que Franceschetti<br />

était un homme ouvert, qui recherchait<br />

la collaboration <strong>de</strong>s gran<strong>de</strong>s personnalités<br />

<strong>de</strong> son époque. J’aimerais<br />

néanmoins insister sur l’intérêt qu’il<br />

portait aux représentants <strong>de</strong>s nouvelles<br />

générations <strong>de</strong> mé<strong>de</strong>cins. Voici une<br />

anecdote qui m’a été relatée récemment<br />

: mon père avait comme assistant<br />

un réfugié iranien, qui travaille encore<br />

aujourd’hui à Genève. Un jour, le chef<br />

<strong>de</strong> la Police secrète du Shah d’Iran se<br />

présenta à la Clinique d’<strong>ophta</strong>lmologie<br />

pour y être traité. Selon l’usage, Franceschetti<br />

envoya son premier assistant<br />

commencer la consultation. <strong>Le</strong><br />

ministre se rebiffa, refusant <strong>de</strong> se faire<br />

examiner par un ennemi du régime.<br />

Furieux, Franceschetti le convoqua<br />

dans son bureau et lui signifia sans<br />

ménagement que le mé<strong>de</strong>cin mis en<br />

cause était son meilleur assistant : si<br />

le ministre ne souhaitait pas être examiné<br />

par lui, il pouvait tout aussi bien<br />

s’en aller. <strong>Le</strong> ministre resta. Il eut par<br />

la suite besoin d’être opéré. Pendant<br />

l’intervention, pratiquée en anesthésie<br />

locale, Franceschetti lui dit qu’il serait<br />

bon que le gouvernement iranien<br />

octroie une bourse à ce jeune homme<br />

si talentueux. Et, comme par miracle,<br />

l’assistant obtint cette bourse.<br />

Troisièmement, pour faire un grand<br />

homme, il faut un esprit novateur qui<br />

ne redoute pas le changement. Dans<br />

les années quarante, chose inouïe, il<br />

nomma au poste <strong>de</strong> chef <strong>de</strong> clinique le<br />

Dr. Vera Bischler, la préférant à Jean<br />

Babel. Il s’agissait d’une femme exceptionnelle<br />

qui avait travaillé avec le<br />

célèbre généticien genevois Guyénot,<br />

l’un <strong>de</strong>s pionniers <strong>de</strong> cette science. Par<br />

la suite, elle <strong>de</strong>vint la responsable <strong>ophta</strong>lmologique<br />

du Service <strong>de</strong> Santé <strong>de</strong> la<br />

Jeunesse, un poste que j’ai également<br />

occupé.<br />

Fig. 2 Caricature <strong>de</strong> Franceschetti par<br />

Dubois-Poulsen (1935)<br />

Quatrièmement, il faut une capacité <strong>de</strong><br />

travail exceptionnelle, bien au-<strong>de</strong>ssus<br />

la normale. Franceschetti travaillait<br />

dans son service le matin, rentrait<br />

déjeuner à la maison, puis voyait ses<br />

patients privés tout au long <strong>de</strong> l’aprèsmidi<br />

dans son cabinet médical à l’étage<br />

en-<strong>de</strong>ssous <strong>de</strong> son appartement. Après<br />

un dîner rapi<strong>de</strong> et une petite sieste, il<br />

retournait à la clinique et passait la<br />

soirée à préparer ses communications<br />

scientifiques.<br />

Il y travaillait avec un assistant ou bien<br />

l’un <strong>de</strong> ses collaborateurs, toujours en<br />

présence <strong>de</strong> sa secrétaire perpétuelle,<br />

Lise Mayor, qui le suivit pendant toute<br />

sa carrière. Ma<strong>de</strong>moiselle Mayor était<br />

connue pour son cycle <strong>de</strong> sommeil<br />

inversé, car elle continuait à travailler<br />

au plus profond <strong>de</strong> la nuit bien après<br />

le départ du patron. Elle finissait les<br />

documents, préparait les diapositives,<br />

puis allait se coucher à son tour. <strong>Le</strong><br />

len<strong>de</strong>main, Franceschetti pouvait se<br />

rendre à sa communication avec ses<br />

papiers scientifiques soigneusement<br />

rangés dans sa célébrissime <strong>«</strong> mappe »,<br />

ce mot allemand qu’il utilisait pour<br />

désigner la grosse serviette qui le suivait<br />

partout. Elle contenait tous ses<br />

dossiers en cours.<br />

Un autre aspect est qu’il faut connaître<br />

plusieurs langues. Comme il avait<br />

grandit à Zurich, ses premières langues<br />

avaient été l’allemand et le suisse-allemand.<br />

Il parlait évi<strong>de</strong>mment le français,<br />

l’italien puisque son père avait<br />

émigré en Italie et ma mère était italienne,<br />

et enfin l’anglais par nécessité<br />

scientifique, tout cela imprégné d’un<br />

fort accent zurichois.<br />

<strong>Le</strong> suisse-allemand mérite quelques<br />

commentaires à part, car c’est l’un <strong>de</strong>s<br />

éléments essentiel <strong>de</strong> la vie helvétique,<br />

parlé par trois-quarts <strong>de</strong> la population.<br />

Lorsque Franceschetti faisait<br />

ses recherches en génétique, il allait<br />

rechercher <strong>de</strong>s cas intéressants dans<br />

les régions rurales <strong>de</strong> Suisse. Sans<br />

le suisse-allemand, il lui aurait été<br />

impossible <strong>de</strong> reconstituer les nombreux<br />

arbres généalogiques qui firent<br />

l’objet <strong>de</strong> ses publications. Il disait<br />

volontiers : <strong>«</strong> une fois que vous êtes<br />

assis à la cuisine avec la famille, vous<br />

saurez tout d’eux, s’ils ont un problème<br />

oculaire, mental ou autre, car c’est là<br />

qu’ils gar<strong>de</strong>nt leurs enfants. »<br />

Il prépara un long rapport sur la<br />

génétique, qu’il présenta au premier<br />

congrès international d’Opthalmologie<br />

qui se tint après la guerre, à<br />

Londres, en 1950. Il fut le fondateur<br />

<strong>de</strong>s congrès internationaux <strong>de</strong> génétique<br />

ainsi que membre <strong>de</strong>s groupes<br />

<strong>de</strong> travail en Neuro-opthalmologie<br />

et Neuro-génétique <strong>de</strong> la Fédération<br />

internationale <strong>de</strong> Neurologie.<br />

Dans les années soixante, il écrivit<br />

avec Waar<strong>de</strong>nburg Genetics and<br />

Ophthalmology, une œuvre en <strong>de</strong>ux<br />

volumes, qu’il se proposait <strong>de</strong> compléter<br />

par un troisième sur les dégénérescences<br />

tapéto-rétiniennes. En<br />

1963, avec François et Babel, il rédigea,<br />

sur ce sujet, un rapport <strong>de</strong>stiné<br />

à la Société française d’Ophtalmologie.<br />

Au moment <strong>de</strong> son décès, une<br />

<strong>de</strong>uxième édition <strong>de</strong> Genetics and<br />

Ophthalmology était en préparation.<br />

Je la terminai et ce volume <strong>de</strong>vint, <strong>de</strong><br />

facto, le troisième <strong>de</strong> la série.<br />

Un autre aspect intéressant d’un grand<br />

<strong>ophta</strong>lmologue est le <strong>«</strong> networking »,<br />

ce mot d’aujourd’hui qui désigne une<br />

réalité qui n’est pas nouvelle. Franceschetti<br />

voyait le patient comme un tout<br />

et, pour le traiter, il impliquait toutes<br />

les spécialités médicales. Il travaillait<br />

en étroite collaboration avec ses collègues<br />

<strong>de</strong> Genève, le Professeur Bamat-<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 299


HISTOIRE<br />

Fig. 3 Franceschetti peint par Benoit di<br />

Stetto (1953)<br />

ter, pédiatre, le Professeur <strong>de</strong> Morsier,<br />

neurologue, les professeurs Bickel et<br />

Mach, les <strong>de</strong>ux grands maîtres <strong>de</strong>s<br />

services <strong>de</strong> mé<strong>de</strong>cine, Klein le généticien,<br />

mais aussi avec <strong>de</strong>s mé<strong>de</strong>cins<br />

privés comme Brocher le radiologue,<br />

et Barazzone le généraliste.<br />

Il visitait d’abord un patient dans son<br />

propre cabinet au 3 <strong>de</strong> l’avenue <strong>de</strong><br />

Miremont ; il <strong>de</strong>mandait ensuite, lorsque<br />

cela s’avérait nécessaire, <strong>de</strong>s examens<br />

complémentaires dans le service<br />

d’<strong>ophta</strong>lmologie et chez les spécialistes<br />

d’autres branches <strong>de</strong> la mé<strong>de</strong>cine.<br />

<strong>Le</strong>s assistants se faisaient ainsi quelque<br />

argent avec ces examens. Puis l’on<br />

arrivait à la discussion finale du cas<br />

dans la célèbre <strong>«</strong> chambre verte », une<br />

petite pièce peinte en vert, où se poussaient<br />

et pressaient tous les assistants,<br />

avec le patient assis à la lampe-à-fente.<br />

La tradition voulait que ce soit l’assistant<br />

qui avait fait les examens complémentaires<br />

à présenter le cas. À ce propos,<br />

quelqu’un m’a récemment raconté<br />

l’anecdote suivante : l’assistant venait<br />

<strong>de</strong> présenter une longue série <strong>de</strong> diagnostics<br />

marqués sur une feuille <strong>de</strong><br />

papier. Franceschetti l’écoutait parler,<br />

en approuvant <strong>de</strong> la tête : <strong>«</strong> oui, oui..<br />

oui, oui », tout en rayant chaque diagnostic<br />

<strong>de</strong> la liste. Plus tard, l’assistant<br />

reçut une liste <strong>de</strong> travaux à lire pour<br />

compléter ses connaissances.<br />

<strong>Le</strong>s cours cliniques dispensés dans<br />

la chambre verte étaient réellement<br />

incomparables, puisque non seulement<br />

ils faisaient intervenir un patient<br />

réel, mais ils étaient truffés <strong>de</strong> nouvelles<br />

et <strong>de</strong> détails provenant <strong>de</strong> congrès<br />

ou <strong>de</strong> publications récentes (parfois<br />

même <strong>de</strong> nouvelles sportives ou<br />

familiales). C’était <strong>de</strong> l’enseignement<br />

au sens le plus strict du terme ainsi<br />

qu’une expérience inoubliable pour<br />

assistants et collaborateurs. Car Franceschetti<br />

recevait et traitait les cas les<br />

plus extraordinaires <strong>de</strong> l’époque en<br />

génétique et en <strong>ophta</strong>lmologie.<br />

Il fut l’<strong>ophta</strong>lmologue <strong>de</strong> nombreux<br />

personnages illustres, telle que l’exreine<br />

d’Italie, qui résidait à Genève.<br />

Rois, prési<strong>de</strong>nts et ministres défilaient<br />

dans la salle d’attente <strong>de</strong> son service.<br />

Parfois, c’était lui qui était invité à se<br />

rendre dans les pays <strong>de</strong> ces personnalités.<br />

Je me rappelle du moment où<br />

il refusa <strong>de</strong> se rendre en Haïti pour<br />

examiner le dictateur Duvallier. Il<br />

se rendit en revanche en Roumanie<br />

dans les années cinquante, alors qu’il<br />

n’existait pas <strong>de</strong> relations diplomatiques<br />

ni d’échanges avec ce pays du<br />

bloc communiste. Ce fut pour y visiter<br />

le grand violoniste Enescu. Après la<br />

consultation, quand on lui <strong>de</strong>manda<br />

ses honoraires, il donna la liste <strong>de</strong>s<br />

ressortissants suisses encore retenus<br />

dans le pays <strong>de</strong>puis la fin <strong>de</strong> la guerre.<br />

Tous purent quitter la Roumanie.<br />

Ensuite, pour avoir du succès comme<br />

chef <strong>de</strong> service, il faut savoir générer<br />

un esprit <strong>de</strong> corps dans une équipe,<br />

ce qui nécessite un investissement<br />

personnel. Franceschetti l’avait bien<br />

compris. Il veillait à ce qu’il y ait toujours<br />

une série d’évènements sociaux<br />

impliquant ses collaborateurs, afin<br />

que ceux-ci puissent le rencontrer en<br />

<strong>de</strong>hors du travail ou parfois même au<br />

cours <strong>de</strong> celui-ci.<br />

A l’époque, le service d’<strong>ophta</strong>lmologie<br />

avait un système d’appel <strong>de</strong>s patients<br />

par <strong>de</strong>s numéros qui s’affichaient sur<br />

un tableau électrique. <strong>Le</strong> numéro 13<br />

signifiait qu’il fallait tout abandonner<br />

sur-le-champ et qu’il y avait <strong>de</strong>s petits<br />

gâteaux à la bibliothèque. Celle-ci était<br />

le centre vital du service. <strong>Le</strong> matin,<br />

après les opérations, Franceschetti<br />

venait y prendre son thé. La table était<br />

immense et pouvait accommo<strong>de</strong>r au<br />

moins six personnes <strong>de</strong> chaque côté.<br />

C’était l’occasion <strong>de</strong>s questions et<br />

réponses. Franceschetti trônait d’un<br />

côté avec sa secrétaire Lise Mayor, qui<br />

prenait <strong>de</strong>s notes pour pouvoir exécuter<br />

les décisions. <strong>Le</strong>s hôtes s’asseyaient<br />

du même côté que le patron.<br />

Une fois par année, à l’approche <strong>de</strong><br />

Noël, il donnait une gran<strong>de</strong> soirée à<br />

la maison pour l’ensemble du personnel<br />

du service. Il tenait absolument à<br />

organiser les tables – cela se faisait par<br />

un tirage au sort – <strong>de</strong> telle façon que<br />

les maris et leurs femmes ne puissent<br />

jamais se voir durant le dîner.<br />

Il y avait un ca<strong>de</strong>au pour chacun, ainsi<br />

qu’un ca<strong>de</strong>au tout spécial accompagné<br />

d’une lettre qu’il fallait lire en public –<br />

une blague, bien sûr. Par exemple, qui<br />

arrivait toujours en retard, se voyait<br />

offrir l’horaire <strong>de</strong>s trams envoyé par<br />

le Directeur <strong>de</strong>s transports publics en<br />

personne et ainsi <strong>de</strong> suite.<br />

Après dîner, il y avait la danse. Un<br />

assistant qui ne savait pas danser ne<br />

pouvait trouver place dans le service.<br />

Franceschetti adorait danser mais<br />

aussi jouer du piano.<br />

Fig. 4 Caricature <strong>de</strong> Kit-Kat (1957)<br />

300 <strong>ophta</strong> • 4|2008


HISTOIRE<br />

Au temps <strong>de</strong> sa jeunesse à Zurich,<br />

il avait été invité à toutes les soirées<br />

avec mission <strong>de</strong> les faire démarrer. Il<br />

avait le secret d’une boisson spéciale,<br />

appelée <strong>«</strong> baule », qui permettait <strong>de</strong><br />

boire sans s’enivrer. Il la préparait <strong>de</strong><br />

ses mains. <strong>Le</strong>s dames s’agglutinaient<br />

autour <strong>de</strong> lui pour écouter ses blagues,<br />

dont il était intarissable.<br />

A Zurich, il appartenait à la célèbre<br />

guil<strong>de</strong> <strong>«</strong> Meise ». Du balcon du superbe<br />

bâtiment <strong>de</strong> cette corporation, en face<br />

<strong>de</strong> la cathédrale, Churchill, à la fin <strong>de</strong><br />

la guerre, avait prononcé son fameux<br />

discours sur l’Europe. En tant que<br />

membre <strong>de</strong> la guil<strong>de</strong>, chaque année<br />

à l’occasion du <strong>«</strong> Sechseläuten », la<br />

fête zurichoise <strong>de</strong> la fin <strong>de</strong> l’hiver, il<br />

défilait en cortège, chapeau haut-<strong>de</strong>forme<br />

sur la tête, dirigeant le groupe<br />

<strong>de</strong>s enfants.<br />

Pour un être généreux et plein <strong>de</strong> ressources<br />

comme lui – son surnom était<br />

Jupiter – il fallait une femme toujours<br />

prête à préparer ses valises. Mon père<br />

ne les préparait jamais : même en<br />

voyage il s’arrangeait pour trouver<br />

quelqu’un qui se dévoue à cette tâche.<br />

Sa propre femme était aussi toujours<br />

prête à être la maîtresse <strong>de</strong> maison<br />

<strong>de</strong> ses nombreuses réceptions. Il était<br />

d’ailleurs d’usage que chaque visiteur<br />

<strong>de</strong> la clinique soit invité à déjeuner à la<br />

maison, et c’était toujours à l’improviste.<br />

C’est grâce au sens <strong>de</strong> l’hospitalité<br />

<strong>de</strong> mes parents que j’ai pu rencontrer<br />

tous les grands <strong>ophta</strong>lmologues <strong>de</strong><br />

l’époque. Lorsque je vois le nom d’un<br />

<strong>ophta</strong>lmologue ou <strong>de</strong> l’instrument<br />

qui lui est lié, je peux généralement<br />

lui associer un visage familier. Ce<br />

qui est peut-être à l’origine <strong>de</strong> mon<br />

intérêt pour l’histoire <strong>de</strong> l’<strong>ophta</strong>lmologie.<br />

Il a quelques années, j’ai présenté<br />

une recherche sur l’<strong>ophta</strong>lmologie<br />

et la génétique à Genève durant la<br />

<strong>de</strong>uxième guerre mondiale et les <strong>de</strong>ux<br />

décennies qui ont suivi. Je me suis<br />

posé la question <strong>de</strong> savoir pourquoi<br />

Genève, qui était à l’époque la Mecque<br />

<strong>de</strong> la mé<strong>de</strong>cine, n’est plus aujourd’hui<br />

dans les premières places.<br />

Ma conclusion a été que<br />

l’Université <strong>de</strong> Genève avait<br />

alors eu la chance <strong>de</strong> compter<br />

sur <strong>de</strong>s personnalités<br />

exceptionnelles. Elle leur<br />

avait offert la possibilité<br />

d’enseigner. Aujourd’hui,<br />

au nom d’une égalité mal<br />

comprise qui est en réalité<br />

<strong>de</strong>venu une médiocratie,<br />

ils n’auraient jamais fait <strong>de</strong><br />

carrière.<br />

Quel est l’héritage <strong>de</strong> l’immense<br />

travail <strong>de</strong> Franceschetti?<br />

Environ un millier d’articles<br />

écrits par moitié sous<br />

son nom et par moitié<br />

sous celui <strong>de</strong> ses collaborateurs. Aux<br />

congrès, il ne ratait jamais une occasion<br />

<strong>de</strong> discuter une communication.<br />

Dès qu’il levait la main, le conférencier<br />

du moment commençait à se<br />

préoccuper. Car Franceschetti savait<br />

recalculer rapi<strong>de</strong>ment les statistiques<br />

sur un bout <strong>de</strong> papier et, si jamais il s’y<br />

était glissé une erreur, il ne manquait<br />

pas <strong>de</strong> mettre le doigt <strong>de</strong>ssus !<br />

Je tiens à rappeler ici la citation favorite<br />

<strong>de</strong> mon ancien maître Burian,<br />

mon mentor. Il aimait à répéter que<br />

<strong>«</strong> l’originalité est l’ignorance <strong>de</strong> la<br />

littérature ». Franceschetti, lui, ne<br />

publiait jamais un travail scientifique<br />

avant d’avoir procédé à un examen<br />

très attentif <strong>de</strong> la bibliographie.<br />

Sa bibliothécaire, Madame Revillod<br />

(qui était issue <strong>de</strong> la famille qui avait<br />

offert le terrain pour la construction<br />

le Palais <strong>de</strong>s Nations à Genève,<br />

aujourd’hui siège <strong>de</strong> l’Office européen<br />

<strong>de</strong>s Nations Unies), était connue pour<br />

ne jamais accepter la moindre information<br />

sans l’avoir vérifiée <strong>de</strong> ses<br />

propres yeux. Elle avait coutume <strong>de</strong><br />

répéter <strong>«</strong> Je dois toucher la preuve ! ».<br />

Franceschetti, avant <strong>de</strong> citer un article,<br />

<strong>de</strong>vait l’avoir vu, d’où la qualité <strong>de</strong><br />

ses bibliographies. Nordmann, dans sa<br />

nécrologie <strong>de</strong> Franceschetti, affirme<br />

que c’est à cause <strong>de</strong> lui que les éditeurs<br />

sont aujourd’hui si rigi<strong>de</strong>s avec<br />

les bibliographies. J’étais si convaincu<br />

<strong>de</strong> l’importance d’une bibliographie<br />

rigoureuse, qu’après la parution <strong>de</strong> ma<br />

Fig. 5 A. Franceschetti avec H. M. Burian<br />

thèse sur la maladie <strong>de</strong> Fabry, j’annonçai<br />

que j’offrirais un bon dîner à quiconque<br />

trouverait un travail sur cette<br />

maladie ne figurant pas dans la bibliographie.<br />

J’attends toujours.<br />

Cet hommage ne serait pas complet<br />

si je ne disais pas que mon père était<br />

un grand collectionneur. Lorsque<br />

l’administration hospitalière refusa<br />

d’acquérir un certain nombre <strong>de</strong><br />

séries médicales, il commença sa propre<br />

bibliothèque, connue aujourd’hui<br />

sous le nom <strong>de</strong> Bibliothèque Professeur<br />

Franceschetti. Nous sommes à la<br />

recherche d’un sponsor qui offrirait<br />

une place à cette bibliothèque et lui<br />

assurerait un avenir.<br />

En plus <strong>de</strong>s publications médicales,<br />

il collectionnait aussi <strong>de</strong>s livres d’art,<br />

<strong>de</strong>s timbres et <strong>de</strong>s tableaux.<br />

J’ai essayé <strong>de</strong> brosser les traits plus<br />

marquants <strong>de</strong> la personnalité <strong>de</strong> mon<br />

père, le professeur Franceschetti.<br />

Pour moi, il fut l’exemple du grand<br />

homme : un lea<strong>de</strong>r toujours prêt à<br />

prendre <strong>de</strong> nouveaux chemins, débordant<br />

<strong>de</strong> vie, vivant pleinement, et<br />

désireux <strong>de</strong> partager son savoir et ses<br />

intérêts avec tous ; et pourtant tendre<br />

au <strong>de</strong>dans, voire timi<strong>de</strong>. Mon espoir<br />

est que l’Université <strong>de</strong> Genève puisse<br />

trouver à l’avenir d’autres hommes tels<br />

que lui.<br />

Albert Franceschetti<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 301


<strong>ophta</strong>SZENE<br />

Ein gutes Jahr für die Ophthalmologie in Genf<br />

Gleich mehrere Erfolgsmeldungen<br />

kommen dieses Jahr vom Service<br />

d’Ophtalmologie in Genf: Im Februar<br />

wur<strong>de</strong> vom Team um Professor Avinoam<br />

Safran <strong>und</strong> Dr. Joel Salzmann die erste<br />

künstliche Retina in Europa implantiert.<br />

Dr. Tarek Shaarawy wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />

American Aca<strong>de</strong>my of Ophthalmology mit<br />

<strong>de</strong>m American Aca<strong>de</strong>my of Ophthalmogy<br />

Achievement Award 2009 geehrt. Prof.<br />

Pournaras publizierte <strong>de</strong>n Bericht <strong>de</strong>r<br />

Französischen Gesellschaft für Ophthalmologie,<br />

<strong>und</strong> noch in diesem Jahr wird<br />

Dr. Shaarawy ein <strong>Le</strong>hrbuch zum Glaukom<br />

in zwei Bän<strong>de</strong>n mit 130 Kapiteln herausgeben.<br />

Im Februar gelang an <strong>de</strong>n Abteilungen<br />

für Neuroophthalmologie <strong>und</strong> Retinologie<br />

die erste europäische Implantation<br />

<strong>de</strong>s SecondSight Argus II Epiretinal<br />

Implantat bei einem blin<strong>de</strong>n Patienten<br />

mit Retinitis Pigmentosa (am SOG-<br />

Kongress in Interlaken wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />

vorgestellt). Der Patient war<br />

<strong>de</strong>r erste, <strong>de</strong>r für eine Multicenter-Realisierbarkeitsstudie<br />

rekrutiert wur<strong>de</strong>;<br />

die Studie läuft aktuell.<br />

Das Implantat soll <strong>de</strong>n Blin<strong>de</strong>n zu<br />

mehr Autonomie verhelfen, in<strong>de</strong>m sie<br />

Formen, Objekte <strong>und</strong> Plätze erkennen<br />

können <strong>und</strong> sich so sicherer bewegen<br />

können. Eine auf einer Brille montierte<br />

Kamera liefert Informationen an das<br />

Implantat. Der Implantation gingen<br />

zehn Jahre intensiver Forschung<br />

in Genf, vernetzt<br />

mit Wissenschaftlern in<br />

Paris <strong>und</strong> <strong>de</strong>n USA, voraus.<br />

Die American Aca<strong>de</strong>my<br />

of Ophthalmology<br />

zeichnet jährlich Wissenschaftler<br />

aus, die hinsichtlich<br />

ihrer Signifikanz<br />

<strong>und</strong> ihrer Quantität<br />

in hohem Mass zum wissenschaftlichen<br />

Kongressprogramm<br />

beitragen. Die Auszeichnung ging<br />

nicht das erste Mal in die Schweiz:<br />

Auch Prof. André Mermoud, Privatdozent<br />

Dr. Carl Herbort <strong>und</strong><br />

Privatdozent Dr. Thomas Wolfensberger<br />

hatten ihn bereits erhalten – ein<br />

Hinweis darauf, wie aktiv Schweizer<br />

Ophthalmologen zu diesem Forum<br />

beitragen. Üblicherweise dauert es 10–15<br />

Jahre, bis die hohe Messlatte <strong>de</strong>r AAO<br />

für die Auszeichnung erreicht ist. Dr.<br />

Shaarawy berichtete, dass er erstmals<br />

im Jahr 2000 zum wissenschaftlichen<br />

Programm <strong>de</strong>r AAO beitrug. Wir beglückwünschen<br />

ihn zu diesem Erfolg.<br />

Seine bei<strong>de</strong>n grossen Interessengebiete,<br />

mit <strong>de</strong>nen er auch an <strong>de</strong>n AAO-<br />

Kongressen an die Öffentlichkeit tritt,<br />

sind die Forschung <strong>und</strong> auch die Ausbildung<br />

<strong>de</strong>r Teilnehmer auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />

<strong>de</strong>r Glaukomchirurgie sowie die<br />

globale Glaukom-Belastung.<br />

Das <strong>Le</strong>hrbuch zum Glaukom gibt<br />

Tarek Shaarawy, <strong>de</strong>r lange mit Professor<br />

Flammer in Basel sowie mit<br />

Professor Mermoud in Lausanne gearbeitet<br />

hat <strong>und</strong> jetzt im 5. Jahr <strong>Le</strong>iter<br />

<strong>de</strong>r Glaukomabteilung in Genf ist,<br />

mit einem Team von international<br />

herausragen<strong>de</strong>n Kollegen heraus: mit<br />

Mark B. Sherwood, Roger A. Hitchings<br />

<strong>und</strong> Jonathan G. Crowston<br />

(Sa<strong>und</strong>ers Elsevier).<br />

Über 400 Autoren aus allen Gegen<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r Welt trugen dazu bei, <strong>und</strong><br />

noch nie wur<strong>de</strong> das Thema Glaukom<br />

so <strong>de</strong>tailliert aufgearbeitet. Das zweibändige<br />

Werk wird noch dieses Jahr<br />

erscheinen <strong>und</strong> soll das Referenz.–<br />

<strong>Le</strong>hrbuch zum Thema Glaukom wer<strong>de</strong>n.<br />

Es reiht sich in eine ganze Serie<br />

von <strong>Le</strong>hrbüchern Genfer Provenienz<br />

ein, zu <strong>de</strong>nen auch das in französischer<br />

Sprache erschienene Werk<br />

von Prof. Safran gehört. UNo<br />

Innovator’s <strong>Le</strong>cture über Crosslinking<br />

Die American Society of Cataract and<br />

Refractive Surgery ehrt jährlich eine<br />

Persönlichkeit, <strong>de</strong>ren innovative I<strong>de</strong>en<br />

für Augenärzte <strong>und</strong> ihre Patienten be<strong>de</strong>utsam<br />

sind. Dieses Jahr wur<strong>de</strong><br />

Prof. Theo Seiler, IROC in Zürich, die<br />

Ehre zuteil, die mit dieser Auszeichnung<br />

verb<strong>und</strong>ene Charles D. Kelman<br />

Innovator’s <strong>Le</strong>cture zu halten.<br />

Sein Vortrag trug <strong>de</strong>n Titel The Stony<br />

Way of Development of a Clinical<br />

Procedure – Collagen Cross Linking.<br />

Prof. Seiler skizzierte die drei Phasen<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung einer Innovation:<br />

die präklinischen Experimente, die<br />

beim Collagen Cross Linking (CXL)<br />

von 1996 bis 2003 dauerten, die Pilotphase<br />

(von 1999 bis zur Publikation<br />

im Jahr 2003) <strong>und</strong> die Phase <strong>de</strong>r prospektiven<br />

Studien, die 2005 begann.<br />

Heute sind etliche Studien unterwegs<br />

(siehe <strong>ophta</strong> 3/2008). Bis zur Realisierung<br />

<strong>de</strong>s CXL beim Patienten waren<br />

jedoch nicht nur Laborarbeiten <strong>und</strong><br />

tierexperimentelle Studien notwendig,<br />

son<strong>de</strong>rn auch die Motivation von<br />

Mitarbeitern, das Vertrautwer<strong>de</strong>n mit<br />

einer neuen I<strong>de</strong>e <strong>und</strong> das Überwin<strong>de</strong>n<br />

regulatorischer Schwierigkeiten,<br />

berichtete Prof. Seiler.<br />

Der Laureat studierte Medizin, Mathematik<br />

<strong>und</strong> Physik in Hei<strong>de</strong>lberg <strong>und</strong><br />

Berlin. Seine beruflichen Stationen<br />

waren Berlin, Dres<strong>de</strong>n als <strong>Le</strong>iter <strong>de</strong>r<br />

Abteilung für Ophthalmologie <strong>und</strong><br />

Zürich. Die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Crosslinkings<br />

fin<strong>de</strong>t jetzt auch in <strong>de</strong>r Schweiz<br />

allmählich mehr Verbreitung. UNo<br />

Crosslinking: Applikation <strong>de</strong>r Riboflavintropfen<br />

auf die abradierte Hornhaut<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 303


<strong>ophta</strong>SZENE<br />

Neuer Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s IMCLC<br />

(International Medical Contact <strong>Le</strong>ns Council)<br />

Nach je<strong>de</strong>m Internationalen Kongress<br />

beginnt die Zeit eines neuen<br />

Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r IMCLC. Dr. Albert<br />

Franceschetti wur<strong>de</strong> zum neuen<br />

Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r International Contact<br />

<strong>Le</strong>ns Society gewählt. Die Gesellschaft<br />

besteht <strong>de</strong>rzeit aus vier<br />

Mitglie<strong>de</strong>rn:<br />

• ECLSO (European Contact <strong>Le</strong>ns<br />

Society of Ophthalmologists)<br />

• JCLS (Japanese Contact <strong>Le</strong>ns<br />

Society, die letztes Jahr ihr 50-<br />

jähriges Bestehen feierte)<br />

• CLAO (the Contact <strong>Le</strong>ns Association<br />

of Ophthalmologists, USA)<br />

• SOBLEC (Society Ophthalmolgists<br />

of Brazil for Contact <strong>Le</strong>ns).<br />

Weitere Gesellschaften sollen hinzu<br />

kommen.<br />

Der IMCLC organisiert für <strong>de</strong>n<br />

Weltkongress das Programm über<br />

Kontaktlinsen <strong>und</strong> Refraktion. Dr.<br />

Franceschetti bereitete das Programm<br />

für Sao Paulo 2006 <strong>und</strong><br />

Hong Kong 2008 vor <strong>und</strong> wird auch<br />

für das Programm in Berlin planen.<br />

Dort fin<strong>de</strong>t vom 5. bis zum 9.<br />

Juni 2010 <strong>de</strong>r nächste Weltkongress<br />

statt.<br />

Das jeweilige Programm bietet die<br />

aktuellste Information über wichtige<br />

Themen zur Kontaktologie an.<br />

Der International Medical Contact<br />

<strong>Le</strong>ns Council arbeitet immer mit<br />

einem Vize-Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s jeweiligen<br />

Gastlan<strong>de</strong>s, für 2010 mit Frau<br />

Dr. Gudrun Bischoff, Hamburg. UNo<br />

... <strong>und</strong> zum Schluss<br />

Ein aufmerksamer Kongressbeobachter<br />

berichtete vom World Ophthalmology<br />

Congress in Hong Kong,<br />

dass <strong>de</strong>r ehemalige Basler <strong>und</strong> Zürcher<br />

Augenarzt Prof. emer. Bal<strong>de</strong>r<br />

Gloor nach Swaziland ausgewan<strong>de</strong>rt<br />

ist. Wir fügen ein Dokument bei. Sofern<br />

er dort Zugang zu seinen Mails<br />

hat, ist er noch über seine bekannte<br />

Adresse bgloor@access.unizh.ch erreichbar.<br />

(Nein, er hat dort keine refraktive<br />

Klinik eröffnet.) UNo<br />

Aktuelle CD als Informationsquelle <strong>und</strong> zum Selbststudium<br />

Structure meets Function: OCT and Electrophysiology<br />

von Hannes G.H. Wildberger, Universitätsaugenklinik Zürich USZ<br />

Anlässlich <strong>de</strong>s 30-Jahre-Jubiläums als<br />

Konsiliararzt für Elektrophysiologie<br />

an <strong>de</strong>r Universitätsaugenklinik Zürich<br />

USZ wur<strong>de</strong> diese CD vom Autor rechtzeitig<br />

auf die Jahresversammlung <strong>de</strong>r<br />

SOG 2008 in Interlaken fertiggestellt.<br />

Sie gibt eine Übersicht über die aktuellsten<br />

elektrophysiologischen Metho<strong>de</strong>n<br />

mit gleichzeitiger Darstellung <strong>de</strong>r<br />

dazugehören<strong>de</strong>n strukturellen Verän<strong>de</strong>rungen<br />

im OCT.<br />

Anhand zahlreicher klinischer Beispiele<br />

wer<strong>de</strong>n Bef<strong>und</strong>e bei Makulaerkrankungen,<br />

bei retinalen Erkrankungen<br />

am hinteren Augenpol, bei<br />

Sehnervenerkrankungen, bei psychogenen<br />

Sehstörungen <strong>und</strong> schliesslich<br />

bei strabologischen Amblyopien dargestellt.<br />

Die Fallberichte beruhen hauptsächlich<br />

auf OCT-Bef<strong>und</strong>en, welche<br />

während <strong>de</strong>r letzten drei Jahre an <strong>de</strong>r<br />

Universitäts-Augenklinik USZ erhoben<br />

<strong>und</strong> vergleichend elektrophysiologisch<br />

untersucht wur<strong>de</strong>n. Technische<br />

<strong>und</strong> diagnostische Tricks, Fallgruben<br />

<strong>und</strong> Fehlinterpretationen ebenso wie<br />

differentialdiagnostische Lösungen<br />

bei <strong>«</strong>normalem» F<strong>und</strong>usaspekt wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>monstriert.<br />

Der begleiten<strong>de</strong> Text ist in englischer<br />

Sprache abgefasst. Die CD wird kostenlos<br />

abgegeben, an <strong>de</strong>r SOG Interlaken<br />

o<strong>de</strong>r direkt bei Hannes Wildberger, wo<br />

sie per e-mail o<strong>de</strong>r SMS angefor<strong>de</strong>rt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Die CD entstand mit<br />

logistischer Begleitung durch die Universitäts-Augenklinik<br />

USZ Zürich. Die<br />

technische Herstellung <strong>de</strong>r CD wur<strong>de</strong><br />

ermöglicht durch die Unterstützung<br />

von Seiten <strong>de</strong>r Firmen Allergan AG,<br />

Bausch & Lomb Swiss AG <strong>und</strong> Novartis<br />

Ophthalmics Pharma Schweiz AG,<br />

<strong>de</strong>nen an dieser Stelle gedankt sei.<br />

PD Dr. Hannes G.H. Wildberger<br />

Univ.–Augenklinik USZ<br />

Frauenklinikstrasse 24, 8091 Zürich<br />

eyemile@bluewin.ch<br />

mobile für SMS: +41 79 442 22 14<br />

Prof. Ivan O. Haefliger<br />

neuer Vertreter <strong>de</strong>r SOG<br />

in <strong>de</strong>r SOE<br />

Am SOE Council Meeting<br />

vom 17. Mai 2008 in Dubrovnik<br />

wur<strong>de</strong> Prof. Ivan O. Haefliger<br />

zum Nachfolger von Prof.<br />

Körner als neuer Vertreter <strong>de</strong>r<br />

SOG gewählt.<br />

Prof. Ivan O. Haefliger<br />

nouveau représentant <strong>de</strong> la<br />

SSO à la SOE<br />

A l’assemblée du conseil <strong>de</strong><br />

la SOE du 17 mai 2008 le Prof.<br />

Ivan O. Haefliger a été élu<br />

successeur du Prof. Körner<br />

comme représentant <strong>de</strong> la SSO.<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 305


ophtART<br />

Dr. Faried Esmail<br />

Vita<br />

Dr. med. Faried Esmail ist am 5. 6.<br />

1956 in Kabul/Afghanistan geboren.<br />

Als 10-Jähriger kam er in die Schweiz,<br />

besuchte Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> Gymnasium<br />

im Kanton Zug, welche er mit<br />

<strong>de</strong>r Matura Typ B 1976 abschloss.<br />

Anschliessend ging’s gleich weiter mit<br />

<strong>de</strong>m Medizinstudium an <strong>de</strong>r Universität<br />

Zürich.<br />

1981 erhielt er das Baarer Bürgerrecht,<br />

1983 absolvierte er das Staatsexamen,<br />

1984 schliesslich folgte die Heirat, aus<br />

welcher zwei Kin<strong>de</strong>r hervorgingen.<br />

Nach einigen Praxisvertretungen <strong>und</strong><br />

eineinhalb Jahren Innerer Medizin in<br />

Zug folgte <strong>de</strong>r Einstieg in die Ophthalmologie<br />

in Zürich unter Professor<br />

Witmer <strong>und</strong> später unter Professor<br />

Gloor, 1½ Jahre verbrachte er in Luzern<br />

unter Priv.Doz. Dr. Schipper.<br />

Im April 1990 schloss <strong>de</strong>r Kollege die<br />

Ausbildung mit <strong>de</strong>m Diplom zum<br />

Facharzt Ophthalmologie <strong>und</strong> Ophthalmochirurgie<br />

ab.<br />

Anfänglich praktizierte Dr. Esmail in<br />

Wä<strong>de</strong>nswil <strong>und</strong> operierte in Thalwil,<br />

1995 zog es ihn in seine <strong>«</strong>alte Heimat»,<br />

<strong>und</strong> er verlegte die Praxis nach Zug.<br />

Aktuell ist er Belegarzt in <strong>de</strong>r Andreasklinik<br />

<strong>und</strong> im Augencenter Talwiesen<br />

Zürich <strong>und</strong> in einer sehr schönen, mit<br />

seinen eigenen Bil<strong>de</strong>rn ausgestatteten<br />

Praxis in einer mo<strong>de</strong>rnen Überbauung<br />

tätig.<br />

Pinctura<br />

Schon in <strong>de</strong>r Schulzeit ent<strong>de</strong>ckte Faried<br />

Esmail <strong>de</strong>n visuellen Überhang<br />

unseres Sinnessystems, er konnte<br />

sich alles besser merken, was er mit<br />

<strong>de</strong>n Augen erfasste. Die Freu<strong>de</strong> am<br />

Zeichnen entwickelte sich vor allem<br />

im Gymnasium. Sein Zeichenlehrer<br />

Otto Hellmüller, selbst Kunstmaler,<br />

regte ihn gar zum Besuch <strong>de</strong>r Kunstgewerbeschule<br />

an, überzeugt von seinem<br />

Talent. Der Wunsch Medizin zu<br />

studieren war aber grösser, er wollte<br />

schon als Kind immer Arzt wer<strong>de</strong>n.<br />

So blieb es beim Skizzieren <strong>und</strong> Ausprobieren<br />

<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Maltechniken.<br />

Das meiste eignete sich Esmail<br />

autodidaktisch an. Während <strong>de</strong>r Stu-<br />

dienzeit besuchte er an <strong>de</strong>r ETH Akt-<br />

Mal-Kurse, auch während Nachtwachen<br />

<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Assistentenzeit begleiteten<br />

ihn Stifte, Farben <strong>und</strong> kleine<br />

<strong>Le</strong>inwän<strong>de</strong> in die Dienstzimmer. Heute<br />

darf er ein Atelier sein eigen nennen, wo<br />

er nach Herzenslust malen kann, ohne<br />

die Familie zu stören, welche <strong>de</strong>s Farben-<br />

<strong>und</strong> Terpentingeruches im Laufe<br />

<strong>de</strong>r Zeit etwas überdrüssig wur<strong>de</strong>.<br />

Faried Esmail ist ein ewig Suchen<strong>de</strong>r.<br />

Das Malen hilft ihm, das <strong>Le</strong>ben besser<br />

in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen, wie er sich<br />

selbst ausdrückt. Es zählt <strong>de</strong>r kreative<br />

Moment. Innere Spannung <strong>und</strong> Freu<strong>de</strong>,<br />

ja Begeisterung, die unter <strong>de</strong>m<br />

Operationsmikroskop entsteht, breitet<br />

sich auch vor <strong>de</strong>r leeren <strong>Le</strong>inwand<br />

aus, <strong>und</strong> es ist in bei<strong>de</strong>n Fällen faszinierend,<br />

das Werk im Entstehungsprozess<br />

zu begleiten <strong>und</strong> befriedigt<br />

das Resultat zu begutachten.<br />

Seine Themenwahl ist vielfältig, <strong>und</strong><br />

doch gibt es immer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong><br />

Motive wie die Augen – nach Esmail<br />

das grösste Geschenk <strong>de</strong>r Natur -, Gesichter,<br />

Pflanzen, Vögel als Symbol<br />

<strong>de</strong>r Freiheit, Landschaften sowie organisches<br />

<strong>Le</strong>ben.<br />

ddt<br />

Korrespon<strong>de</strong>nz an:<br />

Dr. med. Faried Esmail<br />

Feldhof 7<br />

6300 Zug<br />

Tel 041 710 33 43<br />

Fax 041 710 31 23<br />

<strong>ophta</strong> • 4|2008 313

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