Autismus und Sehen « Le Syndrome de Schorderet- Munier ... - ophta
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ISSN 1420–6838<br />
Schweizerische Fachzeitschrift<br />
für augenärztliche Medizin<br />
<strong>und</strong> Technologie<br />
mit Mitteilungen SOG<br />
Revue Suisse spécialisée<br />
pour la mé<strong>de</strong>cine et la<br />
technique <strong>ophta</strong>lmologique<br />
avec les informations SSO<br />
04/2008<br />
<strong>Autismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sehen</strong><br />
<strong>«</strong> <strong>Le</strong> <strong>Syndrome</strong> <strong>de</strong> Schor<strong>de</strong>ret-<br />
<strong>Munier</strong>-Franceschetti »<br />
Binocular Alternation in<br />
Individually Flying Homing<br />
Pigeons<br />
Endokrine Orbitopathie:<br />
Ein Kongressbericht<br />
Moorfields International<br />
Glaucoma Symposium
EDITORIAL<br />
New Concept<br />
Es ist Mo<strong>de</strong> gewor<strong>de</strong>n, teure Image-Berater, Sanier-Spezialisten<br />
<strong>und</strong> Marketing-Experten zu engagieren, um dann in<br />
einem noch teureren Restrukturierungsprozess zu fraglichen<br />
Resultaten zu gelangen. O<strong>de</strong>r ein altes Rezept neu aufzukochen<br />
<strong>und</strong> sich damit auch am Kuchen zu beteiligen.<br />
So hat sich die swisscom z.B. eine neue CI (Corporate I<strong>de</strong>ntity)<br />
geschaffen, die so weit geht, dass sich alle Mitarbeiter duzen<br />
<strong>und</strong> gleichzeitig die Wie<strong>de</strong>rerkennbarkeit <strong>de</strong>s Produkts<br />
darin besteht, dass man an Swisscom <strong>de</strong>nkt, wenn man was<br />
Zerknülltes in Hän<strong>de</strong>n hält.<br />
Es muss ja nicht immer gleich so wild sein: Nach<strong>de</strong>nken be<strong>de</strong>utet<br />
Neu<strong>de</strong>nken. Darwins Konzept vom <strong>«</strong>survival of the<br />
fittest» hat gezeigt, dass in <strong>de</strong>r Regel die Innovativen <strong>und</strong><br />
Mutigen weiter kommen.<br />
So gibt es auch unter <strong>de</strong>m Namen Concept bereits seit mehr als<br />
einem Jahr ein neues Ophthalmologen-Magazin aus Deutschland.<br />
Das Bemerkenswerte an diesem Concept scheint mir<br />
nebst Name <strong>und</strong> Erscheinungsbild <strong>de</strong>r offen ausgesprochene<br />
Gedanke dahinter, die Gil<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Augenärzte aus ihrem muf-<br />
figen Winkel bzw. ihrer Arbeitstier-Höhle herauszulocken.<br />
Sehr gut hat dies Kollege Thomas Unger in Heft 1/2008 formuliert:<br />
Patienten verwöhnen statt abschrecken.<br />
Seine Analyse ist prägnant <strong>und</strong> vollkommen richtig: Es gibt<br />
zwei Gruppen von Ärzten, erstens die Festhalter am System,<br />
die öffentlich <strong>de</strong>monstrieren <strong>und</strong> alte Zeiten zurück erhoffen,<br />
<strong>und</strong> zweitens die Ausweichler, die innerlich mit <strong>de</strong>m System abgeschlossen<br />
haben <strong>und</strong> realistischerweise von <strong>de</strong>r Politik keine<br />
Besserung erhoffen. <strong>Le</strong>tztere erwirtschaften im Stillen zunehmend<br />
ihr Einkommen mit Innovationen <strong>und</strong> Wahlleistungen.<br />
Seine Analyse läuft richtigerweise darauf hinaus, <strong>de</strong>n grossen<br />
Anteil an Augenges<strong>und</strong>en, welcher zwangsläufig unsere<br />
Praxen besucht (wir wollen ja genau diesen Anteil bei uns<br />
screenen <strong>und</strong> nicht <strong>de</strong>m Optiker o<strong>de</strong>r Optometristen überlassen)<br />
besser anzusprechen.<br />
Es gibt auch genau konträre Bestrebungen. In Deutschland<br />
haben sich junge Ophthalmologen zu einer Organisation formiert,<br />
die das Abdriften <strong>de</strong>s ärztlichen Stan<strong>de</strong>s ins Kaufmännische<br />
unterbin<strong>de</strong>n möchte. Ein Arzt sei sich zu scha<strong>de</strong>, Brillen<br />
o<strong>de</strong>r Kontaktlinsen anzupassen. Ob das nicht doch <strong>de</strong>r<br />
falsche Ansatz ist? Die Optiker (<strong>de</strong>r ZVA) grinsen. Obwohl:<br />
In ihren eigenen Reihen führt <strong>de</strong>r zunehmen<strong>de</strong> Wettbewerb<br />
auch bereits zur Unterwan<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Bestrebungen <strong>de</strong>s Verban<strong>de</strong>s.<br />
Neustes Beispiel: Die sogenannte Optiker Gil<strong>de</strong>, eine<br />
europäische Institution mit r<strong>und</strong> 1700 angeschlossenen Optikern,<br />
bewirbt Deutsche Augenärzte mit einer Kooperation<br />
beim Brillenverkauf! Es stimmt doch: Wenn sich Kompetenz<br />
irgendwo maximal konzentrieren lässt, dann bei <strong>de</strong>n Ophthalmologen.<br />
Immerhin sei hier angefügt, dass in Deutschland gleichzeitig<br />
ein wichtiger Prozess gewonnen wur<strong>de</strong>: Der sogenannte<br />
verkürzte Anpassungsweg (d.h., dass ein Ohrenarzt Hörgeräte<br />
anpassen darf o<strong>de</strong>r ein Augenarzt Brillen o<strong>de</strong>r Kontaktlinsen)<br />
wur<strong>de</strong> vom Stuttgarter Lan<strong>de</strong>sgericht offiziell gut<br />
geheissen. Dass dies nicht das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s langen Rechtsweges<br />
darstellt, ist abzusehen.<br />
Wenn wir doch imstan<strong>de</strong> sind, unseren Patienten mit hochtechnisierten<br />
operativen Verfahren ein besseres <strong>Sehen</strong> zu ermöglichen,<br />
warum weigern wir uns, dies mit allen auf <strong>de</strong>m<br />
Markt zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n zu tun? Was ist<br />
das für eine innere Einstellung, welche <strong>de</strong>m Patienten einen<br />
vollen Service vorenthalten möchte? Motto: Ich bin Spezialist<br />
für <strong>de</strong>n kleinen Zehennagel, also interessiert mich <strong>de</strong>r Rest<br />
<strong>de</strong>s Fusses nicht, geschweige <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Mensch, <strong>de</strong>r sich auf<br />
diesen abstützt.<br />
Der Spagat zwischen unserem wissenschaftlichen Anspruch,<br />
aka<strong>de</strong>mischer Arbeitsweise <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Erfor<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>s<br />
<strong>«</strong>Marktes» <strong>und</strong> <strong>de</strong>r politischen Realität wird immer schwieriger,<br />
was nicht heisst, dass wir uns dieser Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
nicht stellen sollten, im Gegenteil. Es ist allerdings gut möglich,<br />
dass es jeweils verschie<strong>de</strong>ne Antworten auf eine solche<br />
Problemstellung gibt.<br />
Einer neuen Herausfor<strong>de</strong>rung ist auch das Redaktionsteam<br />
begegnet. In <strong>de</strong>r bisherigen Crew, die Ihnen hoffentlich inzwischen<br />
ein bisschen ans Herz gewachsen ist, hat es einen<br />
kleinen Wechsel gegeben. Die Geschäftsführung liegt jetzt<br />
bei Herrn Habermehl, die Herausgeber sind Manfred Burth<br />
wie bisher <strong>und</strong> seit dieser Ausgabe Ulrike Novotny, die auch<br />
als Chefin vom Dienst weiter die Redaktion koordiniert.<br />
Herrn Johannes Eschmann danken wir dafür, dass er die<br />
<strong>ophta</strong> gut ins Rollen gebracht hat. Auf dieser Schiene fährt<br />
das bewährte Team gern weiter, mit <strong>de</strong>m Anspruch, Ihnen,<br />
liebe <strong>Le</strong>serinnen <strong>und</strong> <strong>Le</strong>ser, mit je<strong>de</strong>r Ausgabe praxisrelevante,<br />
unterhaltsame <strong>und</strong> zur Diskussion anregen<strong>de</strong> Beiträge<br />
zu liefern <strong>und</strong> dabei immer noch besser zu wer<strong>de</strong>n. Wir haben<br />
viele I<strong>de</strong>en, die wir in nächster Zeit umsetzen wollen.<br />
Bitte halten Sie sich auch weiterhin mit Ihrer Meinung <strong>und</strong><br />
Ihren Beiträgen nicht zurück. Wir freuen uns auf einen inspirieren<strong>de</strong>n<br />
Dialog mit Ihnen.<br />
Dietmar W. Thumm<br />
Verantwort. Red. Deutschschweiz<br />
Albert Franceschetti<br />
Chefredaktor<br />
Ulrike Novotny<br />
Chefin vom Dienst. Herausgeberin<br />
Das <strong>ophta</strong>-Team v.l.n.r.: Dr. Albert Franceschetti, Dr. Dietmar Thumm, Dr. Ulrike Novotny, Susanne Preisig, Michael Habermehl, Manfred Burth<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 251
EDITORIAL<br />
New Concept<br />
C’est <strong>de</strong>venu à la mo<strong>de</strong> <strong>de</strong> faire appel, à grands frais, à <strong>de</strong>s<br />
conseillers en image, <strong>de</strong>s spécialistes du redressement d’entreprises<br />
et autres experts en marketing, dans le cadre <strong>de</strong> processus <strong>de</strong><br />
restructuration dont les résultats laissent parfois songeurs. Une<br />
autre option consiste à accommo<strong>de</strong>r les restes, et à affubler ces<br />
nouvelles recettes d’appellations ronflantes, comme à la cantine.<br />
C’est ainsi que Swisscom, notamment, a dévoilé sa nouvelle CI<br />
(traduisez, Corporate I<strong>de</strong>ntity). On n’a pas fait les choses à moitié<br />
: tous les collaborateurs sont invités à se tutoyer, et la reconnaissance<br />
du produit se fera désormais à partir d’un logo qui<br />
ressemble vaguement à un machin en papier froissé. Est-ce bien<br />
nécessaire d’en arriver à <strong>de</strong> telles extrémités ? Réfléchir, c’est<br />
penser en termes d’innovation. <strong>Le</strong> concept <strong>de</strong> Darwin, <strong>«</strong> survival<br />
of the fittest », a montré que ce sont en général les individus les<br />
plus ingénieux et audacieux qui tirent leur épingle du jeu.<br />
Il y a un peu plus d’un an, une nouvelle revue spécialisée a été<br />
lancée en Allemagne, intitulée Concept Ophtalmologie. Sa<br />
particularité, outre son nom et son i<strong>de</strong>ntité visuelle, c’est que<br />
justement, elle se propose, <strong>de</strong> façon totalement revendiquée,<br />
<strong>de</strong> sortir les <strong>ophta</strong>lmologues <strong>de</strong>s cagibis pleins <strong>de</strong> toiles d’araignée<br />
où ces bourreaux <strong>de</strong> travail se tapissent (se complaisent ?).<br />
Thomas Unger l’a très bien résumé, dans le numéro 1 <strong>de</strong> l’année<br />
2008 : nous <strong>de</strong>vons chouchouter nos patients, plutôt que <strong>de</strong><br />
chercher à les impressionner. Son analyse est tout à fait pertinente<br />
et sensée. Il y a <strong>de</strong>ux catégories <strong>de</strong> mé<strong>de</strong>cins : d’une part<br />
ceux qui s’accrochent au système, et ne cessent <strong>de</strong> pleurnicher<br />
en évoquant le <strong>«</strong> bon vieux temps », et d’autre part les dissi<strong>de</strong>nts,<br />
qui en leur fort intérieur, ont cessé d’y croire, et n’atten<strong>de</strong>nt<br />
plus rien <strong>de</strong> la politique. Ces <strong>de</strong>rniers sont <strong>de</strong> plus en<br />
plus nombreux à optimiser leurs revenus par le biais d’innovations<br />
et <strong>de</strong> choix stratégiques en matière <strong>de</strong> prestations. Notre<br />
confrère insiste très justement sur la nécessité <strong>de</strong> se montrer<br />
convaincant auprès <strong>de</strong>s patients ne présentant pas <strong>de</strong> troubles<br />
oculaires, qui viennent nous consulter pour <strong>de</strong>s check-up. En<br />
effet, ces patients, nous ne voulons pas les perdre au profit <strong>de</strong>s<br />
opticiens ou <strong>de</strong>s optométristes.<br />
Mais toutes les initiatives ne vont pas dans ce sens, loin s’en<br />
faut. En Allemagne, <strong>de</strong> jeunes <strong>ophta</strong>lmologues ont ainsi formé<br />
une organisation en réaction aux <strong>«</strong> dérives commerciales » <strong>de</strong><br />
la profession. Selon eux, l’ajustement <strong>de</strong>s lunettes ou <strong>de</strong>s lentilles<br />
<strong>de</strong> contact ne serait pas une activité valorisante, pour un<br />
<strong>ophta</strong>lmologue. En voila une curieuse façon <strong>de</strong> voir les choses !<br />
Naturellement, les opticiens (par le biais <strong>de</strong> la ZVA) ricanent. Et<br />
pourtant : la compétition galopante a <strong>de</strong>s répercussions inattendues…<br />
au sein même <strong>de</strong> leurs propres rangs. En voici le <strong>de</strong>rnier<br />
avatar : l’Optiker Gil<strong>de</strong>, un groupement à vocation européenne<br />
basé en Allemagne, qui compte environ 1700 opticiens affiliés,<br />
propose aux <strong>ophta</strong>lmologues allemands une coopération en<br />
ce qui concerne la vente <strong>de</strong>s lunettes. Et en effet, qui mieux<br />
que les <strong>ophta</strong>lmologues peuvent se targuer d’une compétence<br />
maximale ? Il est vrai qu’en Allemagne, un pas important a été<br />
franchi : en regard du principe <strong>de</strong> l’accès le plus court à l’ai<strong>de</strong><br />
médicale, les mé<strong>de</strong>cins ORL et les <strong>ophta</strong>lmologues ont obtenu<br />
le droit <strong>de</strong> vendre à leurs patients <strong>de</strong>s appareils auditifs pour les<br />
uns, <strong>de</strong>s lunettes et lentilles <strong>de</strong> contact pour les autres. Ainsi<br />
en a décidé, tout à fait officiellement, le Tribunal régional <strong>de</strong><br />
Stuttgart. Il reste encore à voir si les choses vont en rester là, au<br />
niveau juridique.<br />
Nous sommes tous d’accord : nous voulons ai<strong>de</strong>r nos patients à<br />
mieux voir, grâce à <strong>de</strong>s procédés opératoires <strong>de</strong> haute technologie.<br />
Mais alors, pourquoi hésitons-nous à utiliser toutes les possibilités<br />
à disposition sur le marché? Quel genre <strong>de</strong> mentalité<br />
est-ce là, qui conduit à priver les patients d’un service optimal ?<br />
(Voyez-vous, ma spécialité, c’est l’ongle du petit orteil ; le reste<br />
du pied ne m’intéresse absolument pas, pas plus d’ailleurs que<br />
la personne à qui appartient ce pied …)<br />
Certes, il <strong>de</strong>vient <strong>de</strong> plus en plus difficile <strong>de</strong> concilier les considérations<br />
économiques, les métho<strong>de</strong>s <strong>de</strong> travail académiques,<br />
les exigences du marché et les réalités politiques, mais cela ne<br />
signifie pas que nous <strong>de</strong>vons baisser les bras, bien au contraire !<br />
Et il y a fort à parier qu’à toutes ces problématiques, il n’y ait pas<br />
qu’une seule solution possible, mais plusieurs.<br />
Ces nouveaux défis, la rédaction <strong>de</strong> notre revue y est également<br />
confrontée. Notre équipe, à laquelle nous espérons que vous<br />
vous êtes tout <strong>de</strong> même un peu attachés, au fil <strong>de</strong>s numéros,<br />
a été légèrement remaniée. C’est désormais Monsieur Habermehl<br />
qui assume la direction administrative. Manfred Burth<br />
<strong>de</strong>meure notre Editeur ; il sera secondé dans sa tâche par le Dr<br />
Ulrike Novotny, qui continue également, en tant que Chef <strong>de</strong><br />
service, à assurer la coordination rédactionnelle. Nous tenons<br />
ici à remercier Monsieur Eschmann, qui a su lancer <strong>ophta</strong> sur<br />
les bons rails.<br />
Et c’est dans cet esprit que nous voulons continuer à travailler,<br />
avec pour objectif <strong>de</strong> vous offrir, chères lectrices, chers lecteurs,<br />
dans chaque numéro d’Ophta, <strong>de</strong>s contributions à la fois utiles<br />
pour votre pratique quotidienne, distrayantes et stimulantes,<br />
tout en nous améliorant constamment. Nous avons <strong>de</strong> nombreuses<br />
idées, qu’il nous tient à cœur <strong>de</strong> mettre en œuvre, dans<br />
les prochains temps.<br />
N’hésitez pas à nous faire part <strong>de</strong> vos suggestions, et à nous<br />
envoyer vos propres contributions. Nous nous réjouissons<br />
d’avance <strong>de</strong> ces échanges inspirés.<br />
Dietmar W. Thumm<br />
Rédacteur responsable pour la Suisse alémanique<br />
Albert Franceschetti<br />
Rédacteur en chef<br />
Ulrike Novotny<br />
Chef <strong>de</strong> service ; Editeur<br />
<strong>Le</strong> team <strong>ophta</strong> <strong>de</strong> gauche à droite : Dr Albert Franceschetti, Dr Dietmar Thumm, Dr Ulrike Novotny, Susanne Preisig, Michael Habermehl, Manfred Burth<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 253
INHALT / SOMMAIRE<br />
ORIGINALIA<br />
257 <strong>Autismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sehen</strong><br />
Doris Safra <strong>und</strong> Fritz Steiner<br />
ORIGINALIA<br />
267 Evi<strong>de</strong>nce for Binocular Alternation in<br />
Individually Flying Homing Pigeons<br />
Phillip Hendrickson, Alexan<strong>de</strong>r Lage,<br />
Robert Marionneau<br />
Vielen <strong>Le</strong>sern ist Phillip Hendrickson bekannt<br />
als Chef <strong>de</strong>r ORO, welche in verdankenswerter<br />
Weise gebrauchte ophthalmologische<br />
Geräte <strong>und</strong> Material für Projekte in<br />
Entwicklungslän<strong>de</strong>rn organisiert. Manche<br />
kennen ihn auch noch als <strong>«</strong><strong>de</strong>n Labormenschen<br />
mit Herz», <strong>de</strong>r an unglaublich<br />
vielen Dingen in seinem Kämmerchen getüftelt<br />
hat <strong>und</strong> im USZ hilfreich zur Hand<br />
war. In <strong>de</strong>n letzten Jahren hat er an faszinieren<strong>de</strong>n<br />
Forschungsarbeiten mitgewirkt. Wir<br />
haben ihn <strong>de</strong>shalb gebeten, etwas aus seiner<br />
Arbeit vorzustellen. Die hier präsentierten<br />
Forschungsresultate aus <strong>de</strong>m anatomischen<br />
Institut in Zürich haben sogar einen Impact<br />
auf unsere augenärztliche Tätigkeit. <strong>Le</strong>sen<br />
Sie seinen in <strong>de</strong>s Wortes mehrfacher Be<strong>de</strong>utung<br />
horizonterweitern<strong>de</strong>n Beitrag! – Red.<br />
ORIGINALIA<br />
273 Anomalie du développement <strong>de</strong> l’œil et<br />
<strong>de</strong> l’oreille due à une mutation dans<br />
le gène NKX5–3/HMX1<br />
Daniel Schor<strong>de</strong>ret et Francis <strong>Munier</strong><br />
EDITORIAL<br />
251/253 New Concept<br />
<strong>ophta</strong>INTERN<br />
274 Impressum<br />
319 Terminplan / Date limite <strong>de</strong>s envois<br />
KONGRESSE/CONGRES<br />
276 Was führt die Drüse nur im Schild?<br />
Dietmar W. Thumm<br />
283 Moorfields International Glaucoma<br />
Symposium<br />
Ioannis K. Petropoulos<br />
290 Welche Keratoplastik ist die beste –<br />
lamellär o<strong>de</strong>r perforierend?<br />
Ronald D. Gerste<br />
<strong>ophta</strong>QUIZ<br />
293/314 Eine kleine Knochenerhebung am Kopf<br />
rechts – über 16 Jahre<br />
HISTOIRE<br />
296 A. Franceschetti (1086–1968) –<br />
Un homage à mon père<br />
Albert Franceschetti<br />
FORUM<br />
302 Et voilà la médicine vétérinaire !<br />
<strong>ophta</strong>SZENE<br />
303 Ein gutes Jahr für die Ophthalmologie in<br />
Genf – Innovator’s <strong>Le</strong>cture über CXL –<br />
Neuer Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s IMCLC – Neue CD<br />
<strong>«</strong>OCT and Electrophysiology»<br />
MITTEILUNGEN SOG / INFORMATIONS SSO<br />
305 Prof. Haefliger neuer Vertreter<br />
<strong>de</strong>r SOG in <strong>de</strong>r SOE / Prof. Haefliger nouveau<br />
représentant <strong>de</strong> la SSO à la SOE<br />
306 AGENDA<br />
308 KLEINANZEIGEN / PETITES ANNONCES<br />
ophtART<br />
313 Dr. Faried Esmail<br />
Bitte beachten Sie die Beilagen /<br />
Veuillez consulter les suppléments<br />
CBM Global Vision / Breakfast with Experts<br />
35 315 FIRMEN-NEWS / NOUVELLES DE L’INDUSTRIE<br />
325 ZEITLUPE / VUE DU TEMPS<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 255
ORIGINALIA<br />
<strong>Autismus</strong> <strong>und</strong> <strong>Sehen</strong><br />
Doris Safra, St. Gallen, <strong>und</strong> Fritz Steiner, Dornach<br />
Seit <strong>de</strong>n Beschreibungen von Kanner 1 im<br />
Jahre 1943 <strong>und</strong> Asperger 2 1944 wur<strong>de</strong>n<br />
beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n letzten 20 Jahren zahlreiche<br />
Beiträge über <strong>Autismus</strong> publiziert.<br />
Z.T. sind sie mit Fallbeispielen versehen,<br />
da bei <strong>de</strong>r Vielfalt <strong>de</strong>r Erscheinungsformen<br />
<strong>und</strong> Ausprägungen <strong>Autismus</strong><br />
sich nicht einheitlich <strong>de</strong>finieren <strong>und</strong> beschreiben<br />
lässt.<br />
Die Diagnose <strong>Autismus</strong> wird aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>de</strong>r Verhaltensweise <strong>de</strong>r Betroffenen<br />
gestellt, <strong>und</strong> diese hängt von ihrem<br />
geistigen Zustand ab. Die von Kanner<br />
beschriebenen frühkindlichen Autisten<br />
sind meistens geistig mittelschwer bis<br />
schwer behin<strong>de</strong>rt <strong>und</strong> wenig zugänglich<br />
bis vollkommen unansprechbar. Die von<br />
Asperger beschriebenen spätkindlichen<br />
Autisten sind meistens normal bis hoch<br />
intelligent, <strong>und</strong> ihr Verhalten kann bis<br />
zu einem gewissen Grad unauffällig sein.<br />
Die Verhaltensweisen erscheinen einem<br />
Nichtautisten unsinnig <strong>und</strong> bizarr. Eltern<br />
sind beispielsweise erschreckt, wenn<br />
das Kind auf <strong>de</strong>n Lärm <strong>de</strong>s Staubsaugers<br />
<strong>und</strong> nur auf diesen in lautes Gebrüll ausbricht<br />
o<strong>de</strong>r auf die feinste Berührung<br />
in Panik gerät. Manche zeigen schon<br />
als Säuglinge ein ungewöhnliches Verhalten,<br />
lächeln <strong>de</strong>m Gesicht <strong>de</strong>r Mutter<br />
nicht entgegen, sehen sie nicht an, wehren<br />
sich gegen zärtliche Berührungen.<br />
Allen Formen von <strong>Autismus</strong> gemeinsam<br />
sind nach Wissenschaftlern Störungen<br />
<strong>de</strong>r Kommunikation <strong>und</strong> sozialen Integration.<br />
Beobachtete Sehverhaltensweisen<br />
bei Autisten<br />
Auffällig <strong>und</strong> ebenfalls als Kommunikations<strong>de</strong>fizit<br />
interpretiert sind auch typische<br />
Sehverhaltensweisen:<br />
– <strong>de</strong>r seltene o<strong>de</strong>r ganz fehlen<strong>de</strong> Blickkontakt<br />
– das periphere <strong>Sehen</strong>, d.h. aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln<br />
schauen<br />
– die Scheu, Gesichter <strong>und</strong> Dinge zu fixieren<br />
– Den Blickkontakt, <strong>de</strong>n ein normaler<br />
Säugling schon mit 3–6 Wochen<br />
als Kommunikationsmittel einsetzt,<br />
scheint <strong>de</strong>r Autist nicht zu kennen o<strong>de</strong>r<br />
ist nach Frith 3 nicht daran interessiert.<br />
<strong>Autismus</strong>, eine angeborene psychische<br />
Störung, manifestiert sich in einer<br />
Vielfalt von Formen <strong>und</strong> Ausprägungen.<br />
Die Diagnose stellt sich auf Gr<strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />
Verhaltens im täglichen <strong>Le</strong>ben, das<br />
bizarr <strong>und</strong> unverständlich erscheint. Als<br />
allen Formen gemeinsam ist das Fehlen<br />
<strong>de</strong>r normalen Kommunikation <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />
sozialen Integration. In diese Richtung<br />
wird auch das auffällige Sehverhalten<br />
<strong>de</strong>r Autisten erklärt. Es ist gekennzeichnet<br />
durch <strong>de</strong>n seltenen bis fehlen<strong>de</strong>n<br />
Blickkontakt, das nicht direkte, son<strong>de</strong>rn<br />
aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln kommen<strong>de</strong> Schauen,<br />
die Scheu, einen Gegenstand <strong>und</strong> vor<br />
allem ein Gesicht zu fixieren.<br />
Viele Autisten zeigen Merkmale <strong>de</strong>s<br />
Irlen-Syndroms (u.a. Lichtüberempfindlichkeit,<br />
Scheinbewegungen regelmässiger<br />
Muster, <strong>Le</strong>seschwierigkeiten), bei<br />
<strong>de</strong>m individuell ausgewählte Farbfilterbrillen<br />
die Symptome vermin<strong>de</strong>rn o<strong>de</strong>r<br />
sogar ganz eliminieren können. Wir<br />
beschreiben frappante Wirkungen einer<br />
Farbfilterbrille bei drei Autisten, die<br />
wegen <strong>Le</strong>sestörungen Hilfe suchten, <strong>und</strong><br />
bei einem Fall aus <strong>de</strong>r Literatur.<br />
Die Schil<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Sehwahrnehmungen<br />
dieser Autisten mit <strong>und</strong> ohne<br />
Filter lassen Zweifel an <strong>de</strong>r Kommunikationsstörung<br />
als alleinige Ursache <strong>de</strong>s<br />
Sehverhaltens aufkommen, eher scheint<br />
dies umgekehrt <strong>de</strong>r Fall. So wird z.B. ein<br />
Gesicht (ohne Farbfilter betrachtet) in<br />
einzelne, sich bewegen<strong>de</strong> Teile zerstückelt<br />
beschrieben.<br />
– Das periphere <strong>Sehen</strong>, d.h. aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln<br />
schauen, wird beson<strong>de</strong>rs<br />
bei geistig schwer behin<strong>de</strong>rten Autisten<br />
beobachtet <strong>und</strong> ebenfalls von Frith als<br />
Interesselosigkeit ge<strong>de</strong>utet.<br />
Die Fixationsscheu bezieht sich nach<br />
von Frith beschriebenen, experimentellen<br />
Untersuchungen, beim Vergleich<br />
mit Kin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r gleichen geistigen Stufe,<br />
nicht nur auf menschliche Gesichter,<br />
son<strong>de</strong>rn auch auf Bil<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Gegenstän<strong>de</strong><br />
<strong>und</strong> wird auch als mangeln<strong>de</strong>s Interesse<br />
ge<strong>de</strong>utet. Dahingegen berichtet die<br />
Mögliche Ursachen <strong>de</strong>r visuellen<br />
Störungen beim Irlen-Syndrom sind ein<br />
überempfindliches, überreagieren<strong>de</strong>s<br />
magnozelluläres System, primär o<strong>de</strong>r<br />
als Folge eines schwachen, das erstere<br />
ungenügend hemmen<strong>de</strong>n parvozellulären<br />
Systems; die Wirkung <strong>de</strong>r Farbfilter<br />
fin<strong>de</strong>t vermutlich in <strong>de</strong>n kortikalen Zentren<br />
statt. In Betracht kommt auch eine<br />
angeborene Systemanomalie <strong>de</strong>r kurz<br />
erregten <strong>und</strong> rasch leiten<strong>de</strong>n auditiven<br />
<strong>und</strong> somatosensorischen Nervenbahnen<br />
wie beim visuellen magnozellulären<br />
System. Es wird angeregt, autistische<br />
Kin<strong>de</strong>r, auch nicht ansprechbare, auf<br />
ihre Reaktion auf Farbfilter zu prüfen.<br />
Durch Farbfilter liesse sich eventuell ihre<br />
Kommunikationsfähigkeit verbessern.<br />
erfahrene Logopädin Maya Eichholzer, 4<br />
die sich während vielen Jahren mit autistischen<br />
Kin<strong>de</strong>rn befasst, dass diese doch<br />
an glänzen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> sich bewegen<strong>de</strong>n<br />
Gegenstän<strong>de</strong>n, etwa einem bewegten<br />
Schlüsselb<strong>und</strong>, aber auch an einem glitzern<strong>de</strong>n<br />
Schmuckstück interessiert sind,<br />
aufstehen <strong>und</strong> es betasten, während sie<br />
sonst mit hängen<strong>de</strong>m Kopf mehr o<strong>de</strong>r<br />
weniger stumpf dasitzen.<br />
Margaret Creedon, 5 amerikanische <strong>Autismus</strong>forscherin,<br />
erklärt diese Sehverhaltensweisen<br />
<strong>de</strong>r Autisten als Abwehrreaktionen<br />
auf jegliche sensorische Stimuli<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 257
ORIGINALIA<br />
<strong>de</strong>r Aussenwelt, von <strong>de</strong>nen ja 70% visuell<br />
sind. Sie wür<strong>de</strong>n sie zu intensiv erleben<br />
<strong>und</strong> daher als Bedrohung empfin<strong>de</strong>n:<br />
<strong>«</strong>There are different ways to explain the<br />
difficulty with eye contact and maintaining<br />
gaze or direct viewing. Persons with<br />
autism often have a sensory integration<br />
disor<strong>de</strong>r and/or experience sensory <strong>de</strong>fensiveness.<br />
Defensive Responses from<br />
any stimulus (touch, so<strong>und</strong>, vestibular)<br />
that is threatening or overwhelming in<br />
intensity inclu<strong>de</strong> avoidance and emotional<br />
reactions. These can inclu<strong>de</strong>: visual<br />
inattention, gaze aversion or loss of eye<br />
contact (instead of orienting response).»<br />
Subjektive visuelle Erfahrungen<br />
von Autisten mit Farbfiltern<br />
Bei <strong>de</strong>r Erforschung <strong>de</strong>s Phänomens <strong>Autismus</strong><br />
stand vor allem die Beobachtung<br />
<strong>de</strong>s Verhaltens <strong>de</strong>r Betroffenen im täglichen<br />
<strong>Le</strong>ben im Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> ebenso<br />
die Beobachtung <strong>de</strong>r Eigenheiten <strong>de</strong>s<br />
Sehverhaltens. Wie ein von Geburt an<br />
Blin<strong>de</strong>r nicht weiss, was <strong>Sehen</strong> ist <strong>und</strong> ein<br />
von Geburt an Tauber nicht weiss, was<br />
Hören be<strong>de</strong>utet, ist sich auch ein geistig<br />
normaler Autist zwar seines An<strong>de</strong>rsseins<br />
bewusst, weiss aber nicht, dass sich seine<br />
Sinneswahrnehmungen von <strong>de</strong>nen<br />
normaler Menschen unterschei<strong>de</strong>t, da er<br />
keine Vergleichmöglichkeiten hat. Die<br />
Erfahrung, die die autistische Schriftstellerin<br />
<strong>und</strong> Künstlerin Donna Williams 6<br />
mit Farbfiltern erlebte, war daher sowohl<br />
für sie selber als auch für die Wissenschaft<br />
von grosser Be<strong>de</strong>utung.<br />
Williams stellte eine dramatische Än<strong>de</strong>rung<br />
ihrer Sehwahrnehmung fest <strong>und</strong><br />
konnte nun schil<strong>de</strong>rn, was sie vorher, also<br />
ohne Farbfilter wahrgenommen hatte.<br />
Ihre Aussagen brachten einen Durchbruch<br />
zum Verständnis min<strong>de</strong>stens einer<br />
Form von <strong>Autismus</strong>. Durch eine Farbfilterbrille<br />
eröffnete sich ihr eine neue Welt<br />
visueller Erfahrung. Das Erlebnis, als sie<br />
zum ersten Mal durch die Farbfiltergläser<br />
sah, beschreibt sie folgen<strong>de</strong>rmassen:<br />
<strong>«</strong>Ich schaute durch das Fenster in <strong>de</strong>n<br />
Garten. Anstatt von Baum zu Baum <strong>und</strong><br />
von Busch zu Busch zu blicken, sah ich<br />
das ganze Bild gleichzeitig: einen ganzen<br />
Garten….Was ich in <strong>de</strong>r Theorie gelernt<br />
hatte, dass die Welt verschie<strong>de</strong>ne Tiefen<br />
hat, die man erfährt, wenn man durch<br />
sie geht, konnte ich nun selber wahrnehmen<br />
… Ich sah das Gesicht von Jan <strong>und</strong><br />
stotterte: Dein Gesicht, das ich bisher<br />
Stück um Stück zusammengesetzt habe,<br />
um davon einen geistigen Eindruck zu<br />
konstruieren, sehe ich nun als Ganzes.<br />
Alle meine Sinne, meine Persönlichkeit,<br />
meine Umgebung waren Stücke gewesen,<br />
<strong>und</strong> nun war ich mehr imstan<strong>de</strong> als nur<br />
zu kämpfen, um mir ein unzerstückeltes<br />
Ganzes vorzustellen.»<br />
Mit Farbfiltern wer<strong>de</strong>n seit ca. 20 Jahren<br />
die Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndroms 7<br />
behan<strong>de</strong>lt <strong>und</strong> etliche Autisten weisen<br />
Symptome dieses Syndroms auf. Es han<strong>de</strong>lt<br />
sich dabei um einen visuellen Störungskomplex.<br />
Dieser besteht vor allem<br />
aus:<br />
1. Überempfindlichkeit sowohl auf Tageslicht<br />
als auch auf künstliches Licht<br />
2. Scheinbewegungen regelmässiger Muster<br />
wie z.B. die schwarzweissen Streifen<br />
<strong>de</strong>r Zeilenfolge in einem Text, karierte<br />
Stoffe, konzentrische Kreise<br />
3. <strong>Le</strong>seschwierigkeiten, verursacht zum<br />
Einen durch sich bewegen<strong>de</strong> Zeilen <strong>und</strong><br />
sich bewegen<strong>de</strong> <strong>und</strong> verformen<strong>de</strong> Buchstaben<br />
<strong>und</strong> ein stark eingeengtes Fixationsfeld,<br />
wobei das umgeben<strong>de</strong> Feld<br />
aus <strong>«</strong>herumwirbeln<strong>de</strong>n» Schriftzeichen<br />
besteht, zum An<strong>de</strong>rn verursacht durch<br />
ein gestörtes Binokularsehen<br />
4. Eine gestörte Tiefenwahrnehmung –<br />
eine Treppe z.B. erscheint zweidimensional,<br />
als stufenlose Wand.<br />
Das Wesentliche dieses Syndroms besteht<br />
darin, dass sich die Symptome durch<br />
bestimmte Farbfilter, die <strong>de</strong>r Betroffene<br />
nach Farbe, Sättigung <strong>und</strong> Lichtdurchlässigkeit<br />
nach seinem eigenen Empfin<strong>de</strong>n<br />
selber wählt, weitgehend o<strong>de</strong>r ganz beheben<br />
lassen, wobei die Farbfilter die Zusammensetzung<br />
<strong>de</strong>r einfallen<strong>de</strong>n Lichtwellen<br />
verän<strong>de</strong>rn, in<strong>de</strong>m sie bestimmte<br />
Lichtwellenlängen eliminieren. Ob ein Irlen-Syndrom<br />
vorliegt, lässt sich meistens<br />
dadurch rasch feststellen, dass <strong>de</strong>r Betrof-<br />
fene schon eine <strong>de</strong>utliche Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Le</strong>seschwierigkeiten durch das selbst<br />
gewählte Farbfilter erfährt (Abb. 1).<br />
Abwehrreaktionen auf bestimmte Farben<br />
<strong>und</strong> Bevorzugung an<strong>de</strong>rer ist bei <strong>Autismus</strong><br />
nach Ludlow et al. 8 weit verbreitet,<br />
doch steht diese Beobachtung in keinem<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Irlen-Syndrom,<br />
bei welchem eine Allergie auf bestimmte<br />
Lichtwellenlängen besteht. Die typischen<br />
Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndroms sind bei<br />
Autisten sehr häufig <strong>und</strong> sogar stärker<br />
ausgeprägt, aber nicht je<strong>de</strong>r Autist lei<strong>de</strong>t<br />
an Irlen-Syndrom mit Unverträglichkeit<br />
bestimmter Wellenlängen <strong>und</strong> reagiert<br />
positiv auf Farbfilter.<br />
Doch in Fällen von Irlen-Syndrom erleben<br />
Autisten mit Farbfiltern wie Donna<br />
Williams nach ihren Aussagen eine<br />
dramatische Wen<strong>de</strong> in ihrem <strong>Le</strong>ben, da<br />
sie alles an<strong>de</strong>rs <strong>und</strong> besser wahrnehmen<br />
konnten.<br />
Abb. 1 Filterwirkung auf<br />
schwarz-weissem Druck.<br />
Schwarz-weisser Kontrast<br />
erregt vorwiegend das<br />
parvozelluläre System,<br />
schwarz-farbiger Kontrast<br />
erregt das magnozelluläre<br />
System, jedoch geringer,<br />
weil er energieärmer ist. Der<br />
weisse Hintergr<strong>und</strong> blen<strong>de</strong>t<br />
nicht mehr. Der Betroffene<br />
wählt <strong>de</strong>n Filter nach Farbe,<br />
Sättigung <strong>und</strong> Lichtdurchlässigkeit<br />
individuell.<br />
258 <strong>ophta</strong> • 4|2008
ORIGINALIA<br />
R.N.<br />
Zu Beginn litt ich unter leichter Übelkeit <strong>und</strong><br />
Schwin<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r sich im Lauf <strong>de</strong>s Tages jedoch verflüchtigte<br />
<strong>und</strong> vor allem dann ausblieb, wenn ich<br />
die Brille tagsüber ununterbrochen trug. Ein Wechseln<br />
<strong>de</strong>r Brille mit <strong>de</strong>r alten o<strong>de</strong>r ganz ohne Brille<br />
ertrage ich nicht. Als ich die neuen Gläser die erste<br />
Zeit trug, fiel mir auf, dass sich das Sehbild <strong>de</strong>utlich<br />
ruhiger gestaltete, was zu einer partiellen Stressreduzierung<br />
führte. Auch empfand ich bewegte Objekte<br />
<strong>und</strong> Subjekte als langsamer, als könnte ich sie<br />
besser wahrnehmen, als wür<strong>de</strong>n sie weniger ungeordnet<br />
<strong>und</strong> unvorhergesehen an mir vorbeiflitzen.<br />
Beim Gehen bemerkte ich, dass es auf Trottoiren<br />
<strong>und</strong> Treppen <strong>de</strong>utlich erkennbare <strong>und</strong> zahlreiche<br />
Höhenunterschie<strong>de</strong> gibt, was bei mir allerdings in<br />
<strong>de</strong>r Anfangsphase (<strong>und</strong> gelegentlich immer noch)<br />
zu motorischen Zögerlichkeiten führte.<br />
Eine Erklärung könnte sein, dass ich nun besser<br />
schauen kann, wohin ich gehe, wohingegen ich<br />
vorher manchmal wie ein Blin<strong>de</strong>r einfach die Füsse<br />
abwechslungsweise nach vorne bewegte, ohne mit<br />
<strong>de</strong>n Augen Richtung <strong>und</strong> Bo<strong>de</strong>n zu verfolgen.<br />
Insgesamt sehe ich dreidimensionaler, erkenne die<br />
Tiefenunterschie<strong>de</strong> von Objekten, die nicht gleich<br />
weit von mir entfernt sind. Beim Eindunkeln allerdings<br />
nimmt das dreidimensionale Wahrnehmen<br />
ab, sodass ich dann ohne Irlen-Brille besser 3-D<br />
sehe als mit. Doch hilft mir die Brille durchgehend<br />
also auch abends, gegen die Lichtüberempfindlichkeit,<br />
was eine <strong>de</strong>r wichtigsten Erleichterungen<br />
bietet. Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen kann ich mich länger konzentrieren<br />
<strong>und</strong> neige seltener zu brennen<strong>de</strong>m Kopf-<br />
schmerz.<br />
Mir fällt auf, dass ich länger in Gesichter blicken<br />
kann, sie mich sogar ein wenig mehr interessieren,<br />
weil sie mir mit Brille ruhiger erscheinen, weniger<br />
hektisch wirken. Wäre die Brille noch dunkler als<br />
sie ist, hätte ich Erkennungsprobleme, da ich ein<br />
Mensch bin, <strong>de</strong>r sich stark nach <strong>de</strong>n von mir abgespeicherten<br />
Farbunterschie<strong>de</strong>n orientiert. D.h.<br />
wenn ich die Farben nicht mehr gleich unterschiedlich<br />
wahrnehme, muss ich in Lä<strong>de</strong>n länger Gestelle<br />
absuchen, bis ich die richtigen Nahrungsmittelverpackungen<br />
gef<strong>und</strong>en habe o<strong>de</strong>r ich kann mich<br />
kaum mehr im Raum orientieren.<br />
Blau <strong>und</strong> violett eingefärbte Gläser verhelfen mir<br />
zur besseren 3-D-Wahrnehmung (Tiefenwahrnehmung),<br />
wohingegen das Orange das Panoramasehen<br />
einführt bzw. verbessert.<br />
Die für mich subjektiv wahrgenommene Erleichterung<br />
ist die positive Wirkung gegen die ständig<br />
belasten<strong>de</strong> Lichtüberempfindlichkeit.<br />
Für die Zukunft wünsche ich mir die Erfindung von<br />
Gläsern, die nicht farbig sind, also neutral wirken<br />
<strong>und</strong> trotz<strong>de</strong>m Frequenzen herausfiltern könnten.<br />
Das wäre i<strong>de</strong>al. Weil sie Nutzen erbringen wür<strong>de</strong>n,<br />
obwohl es keiner sieht.<br />
R.N. 3.6.07
ORIGINALIA<br />
W.M.<br />
Ich trage nun seit 1,5 Wochen meine neue<br />
Brille <strong>und</strong> habe Folgen<strong>de</strong>s festgestellt:<br />
– die Objekte treten viel <strong>de</strong>utlicher vom<br />
Hintergr<strong>und</strong> hervor, alles wirkt grösser<br />
<strong>und</strong> klarer, viel weniger unscharf<br />
– ich kann ca. 2–3 Objekte in einem Moment<br />
wahrnehmen (sonst sehe ich nur<br />
ein Objekt in einem Bild)<br />
– ich kann zwischen 2 Objekten, die ich in<br />
einem Bild sehe, hin <strong>und</strong> her wechseln<br />
– die Farbnuancen fallen viel <strong>de</strong>utlicher<br />
aus, was sehr schön ist für mich<br />
– ich kann mittelgrosse Bäume als Ganzes/als<br />
Einheit wahrnehmen<br />
– ich sehe auch Wolken am Himmel<br />
o<strong>de</strong>r Häuser zusammenhängend<br />
(was für mich sehr schön ist – es gibt<br />
schöne Häuser, was ich bislang nicht<br />
wusste<br />
– ich kann <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong> (z.B. Wald)<br />
als Ganzes wahrnehmen<br />
– ich nehme die Geschwindigkeit <strong>de</strong>r Autos<br />
als viel schneller wahr als früher<br />
– ich sehe auch auf vertrauten Wegen<br />
Verkehrsschil<strong>de</strong>r <strong>und</strong> Strassenschil<strong>de</strong>r,<br />
die ich nie gesehen habe früher<br />
– meine PC-Arbeiten kann ich 30–40%<br />
schneller absolvieren <strong>und</strong> das mit viel<br />
weniger Stress <strong>und</strong> Anstrengung<br />
– im Treppensteigen bin ich etwas sicherer<br />
<strong>und</strong> schneller<br />
– ich kann Menschen länger in die Augen<br />
schauen <strong>und</strong> es stresst mich viel weniger<br />
– Ich kann mehr Objekte wahrnehmen<br />
– diese Objekte ganzheitlich(er) wahrnehmen<br />
– zwischen Objekten besser differenzieren<br />
– meine Aufmerksamkeit besser auf ausgewählte<br />
Objekte lenken<br />
Ich sehe die Welt ganz neu <strong>und</strong> das ist zwar<br />
schön, aber auch anstrengend. Auch mein<br />
eigenes Gesicht scheint mir schöner, da ich<br />
es nicht so zerrissen sehe. Erschreckend<br />
fin<strong>de</strong> ich, dass ich Auto gefahren bin <strong>und</strong><br />
dabei so Vieles nicht gesehen habe!!! Eigentlich<br />
sollte es ein Politikum sein, dass<br />
eine so schwerwiegen<strong>de</strong> Sehstörung nicht<br />
routinemässig abgeklärt wird.<br />
Wenn ich etwas Neues bemerke, mel<strong>de</strong> ich<br />
mich wie<strong>de</strong>r. Wahrscheinlich ist das Kernproblem<br />
im <strong>Autismus</strong> die fragmentierte<br />
Wahrnehmung, die die Welt so chaotisch<br />
<strong>und</strong> angsterregend macht, zu einer solchen<br />
seelischen <strong>und</strong> geistigen Überfor<strong>de</strong>rung<br />
führt, dass man um zu überleben, soviel als<br />
möglich ausblen<strong>de</strong>n muss.<br />
W.M. 10.6.2007<br />
Abb. 2 Nach Beschreibung von Betroffenen <strong>de</strong>s<br />
Irlen-Syndroms wer<strong>de</strong>n nur kleine Teile eines<br />
Bil<strong>de</strong>s auf einmal gesehen. Das stark eingeengte<br />
Fixationsfeld ist von herumwirbeln<strong>de</strong>n Schriftzeichen<br />
umgeben, aus 7 .<br />
Zu Fritz Steiner gelangten u.a. drei Fälle<br />
von <strong>Autismus</strong>, zwei Erwachsene <strong>und</strong> ein<br />
Kind, die wegen <strong>Le</strong>seschwierigkeiten mit<br />
Irlen-Farbfilterbrillen behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n,<br />
nach<strong>de</strong>m er bei ihnen Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndroms<br />
festgestellt hatte. Sie hatten<br />
wegen <strong>Le</strong>sestörungen an<strong>de</strong>rweitig mit<br />
<strong>de</strong>n konventionellen Untersuchungsmetho<strong>de</strong>n<br />
<strong>und</strong> Hilfsmitteln keine effektive<br />
Besserung ihrer Beschwer<strong>de</strong>n erfahren.<br />
Die Erfahrung mit <strong>de</strong>n Farbfiltern war<br />
frappant. Da sie nun imstan<strong>de</strong> waren zu<br />
vergleichen, was sie mit <strong>und</strong> ohne Farbfilter<br />
sahen, konnten sie schil<strong>de</strong>rn, was sie<br />
bis dahin gestört hat. Das Folgen<strong>de</strong> sind<br />
die schriftlich nie<strong>de</strong>rgelegten Aussagen<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n erwachsenen Asperger-Autisten<br />
mit <strong>de</strong>ren Erlaubnis wie<strong>de</strong>rgegeben:<br />
Eine an<strong>de</strong>re Aussage war die <strong>de</strong>s 10-jährigen<br />
Autisten, nach<strong>de</strong>m er die Filtergläser<br />
aufgesetzt bekam:<br />
<strong>«</strong>Ich sehe zum ersten Mal das Gesicht<br />
meiner Mutter!»<br />
Analyse <strong>de</strong>r subjektiven Seheindrücke<br />
von Autisten<br />
Allen ihren Aussagen gemeinsam war,<br />
dass vor <strong>de</strong>r Farbfilterbehandlung nur<br />
einzelne Objekte ohne Umfeld o<strong>de</strong>r Teile<br />
eines grösseren Objekts, die nicht zusammengebracht<br />
wer<strong>de</strong>n konnten, wahrgenommen<br />
wur<strong>de</strong>n (Abb. 2). Es bestand<br />
Scheu o<strong>de</strong>r kein Interesse in menschliche<br />
Gesichter zu blicken. Die Dreidimensionalität<br />
<strong>de</strong>r Dinge im alltäglichen <strong>Le</strong>ben<br />
wie <strong>de</strong>r Treppen beim Gehen, war nur<br />
theoretisch bekannt.<br />
Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r subjektiven Seherfahrung<br />
dieser drei Autisten <strong>und</strong> Donna<br />
Williams’ mit <strong>de</strong>r Farbfilterbrille stand<br />
die Wahrnehmung <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />
vor allem <strong>de</strong>s Gesichts als Ganzes. War<br />
dieses zerrissen <strong>und</strong> bestand ohne Filter<br />
aus einzelnen, sich bewegen<strong>de</strong>n Teilen,<br />
die mühsam zusammengesucht wer<strong>de</strong>n<br />
mussten, aber nicht zu einem Ganzen<br />
zusammengesetzt wer<strong>de</strong>n konnten, sahen<br />
sie nun ein Gesicht mit allen seinen<br />
Teilen auf einmal.<br />
Wie in <strong>de</strong>n <strong>Le</strong>hrbüchern dargestellt, betrachten<br />
wir ein Gesicht unbewusst <strong>und</strong><br />
mühelos in mehreren Blickwendungen<br />
z.B. von Auge zu Auge, von Stirn zum<br />
Kinn etc. Das dies <strong>de</strong>n Autisten ohne<br />
Filter nicht gelingt, scheint uns mit einer<br />
Fehlfunktion <strong>de</strong>r Fixation zu tun zu haben.<br />
Fixation heisst: Festhalten eines Bil<strong>de</strong>s<br />
auf <strong>de</strong>m über das schärfste <strong>Sehen</strong> verfügen<strong>de</strong><br />
Netzhautzentrum, so lange bis<br />
das Bild erfasst wor<strong>de</strong>n ist.<br />
Sie wird unterbrochen durch die Sakka<strong>de</strong>,<br />
die Augenbewegung, die das Netzhautzentrum<br />
auf einen an<strong>de</strong>rn Teil <strong>de</strong>s<br />
Bil<strong>de</strong>s zur nächsten Fixation transportiert<br />
(=Einstellbewegung). Das normale<br />
Fixationsfeld ist die Projektion <strong>de</strong>r Netzhautmitte,<br />
<strong>de</strong>r Fovea, <strong>de</strong>s Ortes schärfsten<br />
<strong>Sehen</strong>s, ins Gesichtsfeld. Es umfasst<br />
<strong>de</strong>n zentralen Teil <strong>de</strong>s ganzen Bil<strong>de</strong>s ohne<br />
weitere Einstellbewegung. Es beträgt etwa<br />
2 Winkelgra<strong>de</strong>, das entspricht beim <strong>Le</strong>sen<br />
etwa 6 Buchstaben mittlerer Druck-<br />
grösse. Eine Fixation kann etwa 10 bis 15<br />
Sek<strong>und</strong>en aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n.<br />
260 <strong>ophta</strong> • 4|2008
ORIGINALIA<br />
Die Sakka<strong>de</strong> führt die Netzhautmitte zur<br />
nächsten ausserhalb <strong>de</strong>s Fixationsfel<strong>de</strong>s<br />
in <strong>de</strong>r Peripherie liegen<strong>de</strong>n anvisierten<br />
Stelle von Interesse, beim <strong>Le</strong>sen z.B. zur<br />
nächsten Buchstabengruppe, o<strong>de</strong>r beim<br />
Betrachten eines Gesichts z.B. von einem<br />
Auge zum an<strong>de</strong>rn.<br />
Nach <strong>de</strong>n Aussagen <strong>de</strong>r vier Autisten zu<br />
schliessen ist<br />
1. das Fixationsfeld eingeengt, es wird<br />
nur eine kleines Detail auf einmal<br />
wahrgenommen, z.B. <strong>de</strong>r M<strong>und</strong> beim<br />
Betrachten eines Gesichtes<br />
2. die Fixation flüchtig, sie kann nicht bis<br />
zum Erkennen aufrecht erhalten wer<strong>de</strong>n<br />
3. setzt die Sakka<strong>de</strong> zu früh ein <strong>und</strong> ist<br />
ungenau, sie führt nicht zielgerecht<br />
zur beabsichtigten Fixationstelle.<br />
Diese Gegebenheiten erklären vielleicht,<br />
warum Autisten nicht ein Gesicht anschauen<br />
mögen. Es mag, wie Donna<br />
Williams es schil<strong>de</strong>rt, etwa als angsterregen<strong>de</strong><br />
Fratze erscheinen, o<strong>de</strong>r als eigenartiges<br />
Objekt wie vielleicht ein Bild<br />
von Picasso in seiner Spätphase, wobei<br />
die einzelnen Teile sich noch dazu fortwährend<br />
bewegen. Möglicherweise sind<br />
damit die oben angeführten typischen<br />
autistischen Sehverhaltensweisen – <strong>de</strong>r<br />
fehlen<strong>de</strong> Blickkontakt, die Fixationsscheu,<br />
aus <strong>de</strong>n Augenwinkeln schauen,<br />
<strong>de</strong>n gegenüberstehen<strong>de</strong>n Menschen nicht<br />
direkt, son<strong>de</strong>rn durch ihn hindurchschauen<br />
– zu erklären.<br />
Spekulation über die Pathogenese<br />
<strong>de</strong>r Fixationsanomalie<br />
Bei einem grossen Teil von Autisten<br />
fin<strong>de</strong>t man die typischen Zeichen eines<br />
Irlen-Syndroms <strong>und</strong> dabei wie oben<br />
geschil<strong>de</strong>rt eine z.T. dramatische Verbesserung<br />
ihrer autistischen Verhaltensweisen<br />
durch Farbfilter. Obschon<br />
Whiting <strong>und</strong> Robinson 9 in einer Studie<br />
bei nichtautistischen Kin<strong>de</strong>rn mit Irlen-<br />
Syndrom einen Mangel <strong>de</strong>s Erkennens<br />
<strong>de</strong>r Gemütslage am Gesicht eines an<strong>de</strong>rn<br />
Menschen feststellten, zeigen Kin<strong>de</strong>r<br />
mit Irlen-Syndrom keine Verhaltensstörungen.<br />
Ausser<strong>de</strong>m sind bei ihnen die<br />
Symptome <strong>de</strong>s Irlen-Syndrom weniger<br />
ausgeprägt, <strong>und</strong> ausser <strong>de</strong>r Lichtscheu<br />
fällt auch ihr Sehverhalten <strong>de</strong>r Umgebung<br />
nicht auf.<br />
Unsere Theorie über die Pathogenese<br />
<strong>de</strong>r Fixationsanomalie stützt sich auf das<br />
Prinzip aller neuralen Aktivitäten:<br />
Diese beruhen auf zwei Systemen, die reziprok<br />
antagonistisch miteinen<strong>de</strong>r koordiniert<br />
sind <strong>und</strong> die Aktionen gegenseitig<br />
durch Hemmung begrenzen.<br />
Der Sehvorgang beim Betrachten eines<br />
Objekts o<strong>de</strong>r beim <strong>Le</strong>sen beruht auf <strong>de</strong>r<br />
Aktivität <strong>de</strong>s Parvozellulären Systems<br />
(= P-System) <strong>und</strong> <strong>de</strong>s Magnozellulären<br />
Systems (= M-System). Das P-System ist<br />
kleinzellig <strong>und</strong> anhaltend (sustained) erregt<br />
<strong>und</strong> leitet seine Informationen über<br />
die Farbe <strong>und</strong> durch Wahrnehmung von<br />
Details bei <strong>de</strong>r Fixation über die Form<br />
eines Sehobjekt im Gesichtsfeldzentrum<br />
langsam <strong>de</strong>n kortikalen Zentren im Temporallappen<br />
zu. Sein Gegenpart ist das<br />
M- System. Dieses ist nur kurz erregt <strong>und</strong><br />
leitet rasch (transient) über grosse Zellen<br />
Informationen über Lage <strong>und</strong> Bewegungen<br />
in <strong>de</strong>r Peripherie <strong>de</strong>s Gesichtsfeld<br />
liegen<strong>de</strong>n Sehobjekten, z.B. <strong>de</strong>m nächsten<br />
Wort beim <strong>Le</strong>sen, zu <strong>de</strong>n kortikalen<br />
Zentren <strong>de</strong>s hinteren Parietallappens zur<br />
weiteren Verarbeitung <strong>und</strong> Einleitung <strong>de</strong>r<br />
Augenbewegung für die Sakka<strong>de</strong>.<br />
Das P-System o<strong>de</strong>r »Wie-System» informiert<br />
somit über die Beschaffenheit eines<br />
Sehobjekt, ist aber bewegungsblind, das<br />
M-System o<strong>de</strong>r <strong>«</strong>Wo-System» informiert<br />
über <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>s Sehobjekts, ist farbenblind,<br />
aber auf Hell-Dunkelkontrast<br />
empfindlich.<br />
Seit min<strong>de</strong>stens zehn Jahren ist das koordinierte<br />
Zusammenspiel <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />
Systeme als Voraussetzung für die sinnvolle<br />
Wahrnehmung eines Sehobjekts beschrieben,<br />
wobei hinsichtlich <strong>de</strong>s Ablaufs<br />
Differenzen bestehen. Sicher ist, dass<br />
während <strong>de</strong>r Fixation das P-System aktiv,<br />
das M-System gehemmt ist <strong>und</strong> keine<br />
Sakka<strong>de</strong> erfolgt; während (vor? nach?)<br />
<strong>de</strong>r Sakka<strong>de</strong> ist das M-System aktiv <strong>und</strong><br />
die Fixation wird mit <strong>de</strong>r Unterdrückung<br />
<strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s vom fixierten Sehobjekt (=Metakontrast)<br />
unterbrochen. Eine Schwäche<br />
<strong>de</strong>s P-Systems mag somit eine Übererregbarkeit<br />
<strong>de</strong>s M-systems zur Folge haben,<br />
wobei die Fixation immer wie<strong>de</strong>r durch<br />
neue Sakka<strong>de</strong>n vorzeitig unterbrochen<br />
wird <strong>und</strong> das Fixierte sich weg bewegt.<br />
Bei Schwäche <strong>de</strong>s M-systems hingegen,<br />
erfolgt kein richtiger Metakontrast, was<br />
zur Überlagerung <strong>de</strong>s Fixierten mit <strong>de</strong>m<br />
neuen Fixationsobjekt <strong>und</strong> zu unregelmässigen<br />
<strong>und</strong> ungenauen Sakka<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
z.B. beim <strong>Le</strong>sen zur Überlagerung von<br />
Buchstaben <strong>und</strong> Wörtern führen wür<strong>de</strong>.<br />
Nach diesem Mo<strong>de</strong>ll weisen die oben beschriebenen<br />
Anomalien <strong>de</strong>r Fixation auf<br />
eine Übererregbarkeit <strong>de</strong>s M-Systems hin:<br />
– Durch <strong>de</strong>n stark ausgeprägten Metakontrast<br />
wird das Fixationsfeld <strong>und</strong> damit<br />
das Bild bis auf ein kleines Zentrum<br />
eingeengt, wobei nach Breitmeyer 10 , Alpern<br />
11 <strong>und</strong> an<strong>de</strong>rn Autoren <strong>de</strong>r innerste<br />
Teil <strong>de</strong>s Netzhautzentrums am wenigsten<br />
auf Suppression empfindlich ist, <strong>und</strong><br />
nur ein kleiner, innerer Teil vom ganzen<br />
Sehobjekt wahrgenommen wird.<br />
– Die Sakka<strong>de</strong>n erfolgen rasch hintereinan<strong>de</strong>r<br />
<strong>und</strong> verursachen dadurch nur<br />
kurze, rasch hintereinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong><br />
unverarbeitete Fixationen, wodurch<br />
Teile <strong>de</strong>s Sehobjekts vorbeizuflitzen<br />
scheinen, ehe sie richrig wahrgenommen<br />
wer<strong>de</strong>n konnten.<br />
– Die Sakka<strong>de</strong>n erfolgen nicht zielgerecht,<br />
dadurch wird es schwierig, von<br />
einem Teil <strong>de</strong>s Sehobjekts zu einem an<strong>de</strong>rn<br />
zu wechseln <strong>und</strong> das Verlorengegangene<br />
wie<strong>de</strong>r aufzufin<strong>de</strong>n.<br />
Versuch zur Erklärung <strong>de</strong>r Farbfilterwirkung<br />
Farbfilter eliminieren einen Teil <strong>de</strong>s<br />
Lichtspektrums. Das gefilterte Licht erregt<br />
selektiv die Rezeptoren <strong>de</strong>r Netzhaut<br />
<strong>und</strong> ist energieärmer, Schwarzweiss-<br />
Kontrast wird in farbig-schwarzen Kontrast<br />
umgewan<strong>de</strong>lt. Die Wirkung <strong>de</strong>r<br />
Farbfilter bei <strong>de</strong>n oben beschriebenen<br />
Symptomen kann somit auf Schwächung<br />
<strong>de</strong>s hyperaktiven M-Systems o<strong>de</strong>r Stärkung<br />
<strong>de</strong>s antagonistischen, hemmen<strong>de</strong>n<br />
P-Systems beruhen, <strong>und</strong> zwar durch die<br />
selektive Erregung von Rezeptoren <strong>de</strong>r<br />
Netzhaut, von welcher die Signale auf<br />
<strong>de</strong>r P-Bahn <strong>und</strong> <strong>de</strong>r M-Bahn zu ihren eigenen<br />
kortikalen Zentren weitergeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n (Abb. 3).<br />
Robinson al. 12 bearbeitete die an Studien,<br />
Mitteilungen <strong>und</strong> Theorien reiche<br />
Literatur über die Ursache <strong>de</strong>r Irlen-<br />
Symptome <strong>und</strong> die Wirkung <strong>de</strong>r Farbfilter,<br />
darunter auch <strong>de</strong>s Verhältnisses<br />
von P-System <strong>und</strong> M-System, wobei im<br />
Gegenteil von unserer Ansicht eher ein<br />
<strong>de</strong>fizitäres M-System mit ungenügen<strong>de</strong>r<br />
Hemmung <strong>de</strong>s P-Systems <strong>und</strong> die Farbfilterwirkung<br />
als <strong>«</strong> stärkend» auf das M-<br />
System angenommen wird. Vielfach wird<br />
eine Anomalie <strong>de</strong>r retinalen Rezeptoren<br />
– Anzahl, Verteilung, Qualität <strong>de</strong>r Zapfen,<br />
ihr morphologisches Verhältnis zum<br />
Pigmentepithel – diskutiert. Galaburda 13<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 263
ORIGINALIA<br />
Abb. 3 Schema <strong>de</strong>s magno- <strong>und</strong> parvozellulären Systems<br />
Das magnozelluläre System kommt von <strong>de</strong>n grossen Ganglionzellen <strong>de</strong>r Netzhaut, führt über <strong>de</strong>n kleinen<br />
unteren Teil <strong>de</strong>s Geniculatum laterale zum primären Sehzentrum <strong>und</strong> von hier zum posterior-parietalen Cortex.<br />
Es ist transient kurz erregt <strong>und</strong> leitet rasch. Das parvozelluläre System kommt von <strong>de</strong>n kleinen Ganglionzellen<br />
<strong>de</strong>r Netzhaut, führt über <strong>de</strong>n grösseren oberen Teil <strong>de</strong>s Geniculatum laterale zum primären Sehzentrum <strong>und</strong><br />
von hier zum inferior-temporalen Cortex. Es ist anhaltend erregt <strong>und</strong> leitet langsam<br />
fand atypische M-Zellen im seitlichen<br />
Kniehöcker von <strong>Le</strong>gasthenikern, <strong>und</strong><br />
Willkins 14 nimmt an, dass es sich bei<br />
<strong>de</strong>r Störung um eine übergreifen<strong>de</strong> Ausbreitung<br />
<strong>de</strong>r Erregung in übererregbare<br />
Regionen <strong>de</strong>s Kortex han<strong>de</strong>lt, wobei die<br />
selektive Wirkung <strong>de</strong>r Farbfilter <strong>de</strong>m<br />
entgegenwirke.<br />
Unsere Ansicht über <strong>de</strong>n Ort <strong>de</strong>r Störung,<br />
bzw. wo das gefilterte Licht wirkt <strong>und</strong> die<br />
Irlen-Symptome eliminiert, stützt sich<br />
zunächst auf einen Fall von erworbenem<br />
Irlen-Syndrom, <strong>de</strong>n wir beschrieben haben<br />
15 :<br />
Nach beidseitiger Entzündung <strong>de</strong>s Sehnerven<br />
(Neuritis optica retrobulbaris),<br />
die mit Schädigung <strong>de</strong>r zentralen vom<br />
Netzhautzentrum ableiten<strong>de</strong>n Nervenfasern<br />
einhergeht, nahmen wir eine<br />
Schwäche <strong>de</strong>s P-Systems an, da dieses<br />
das Netzhautzentrum dominiert. Weiter<br />
nahmen wir an, dass das durch die<br />
Entzündung geschwächte P-System das<br />
M-System vermin<strong>de</strong>rt hemmt <strong>und</strong> dieses<br />
dadurch vor allem auf Licht <strong>und</strong> Bewegung<br />
überempfindlich reagiere. Die Wirkung<br />
<strong>de</strong>r Farbfilter sahen wir in diesem<br />
Fall als Stärkung <strong>de</strong>s geschädigten P-Systems<br />
<strong>und</strong> damit seiner gesteigerten hemmen<strong>de</strong>n<br />
Wirkung auf das übererregte M-<br />
System an.<br />
In <strong>de</strong>n oben beschriebenen Fällen jedoch<br />
nehmen wir eher die direkte Einwirkung<br />
<strong>und</strong> <strong>«</strong>Beruhigung» <strong>de</strong>s hypersensiblen M-<br />
Systems in <strong>de</strong>n kortikalen Zentren durch<br />
Rot = Magnozelluläres System<br />
Blau = Parvozelluläres System<br />
GL = Geniculatum laterale<br />
(seitlicher Kniehöcker)<br />
PS = Primäres Sehzentrum<br />
(primärer visueller Cortex)<br />
IT = Inferior-temporaler Cortex<br />
PP = Posterior-parietaler Cortex<br />
die Ausschaltung bestimmter Wellenlängen<br />
an, vielleicht auch Abschwächung <strong>de</strong>s<br />
Reizes auf das M-System durch die Energievermin<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s filtrierten Lichts<br />
Autisme et vision<br />
L’autisme, trouble psychique congénital,<br />
prend <strong>de</strong>s formes et <strong>de</strong>s expressions<br />
diverses. Il est diagnostiqué à partir d’un<br />
comportement au quotidien qui semble<br />
bizarre et incompréhensible. Toutes<br />
les formes ont en commun l’absence <strong>de</strong><br />
communication normale et d’intégration<br />
sociale. C’est dans ce sens que l’on<br />
explique aussi le comportement visuel<br />
<strong>de</strong>s autistes, caractérisé par un contact<br />
visuel rare ou absent, par le fait que<br />
l’autiste ne regar<strong>de</strong> pas en face, mais du<br />
coin <strong>de</strong>s yeux, et évite <strong>de</strong> fixer les objets<br />
et surtout les visages.<br />
Beaucoup d’autistes présentent <strong>de</strong>s<br />
caractéristiques du syndrome d’Irlen<br />
(sensibilité à la lumière, formes régulières<br />
paraissant mouvantes, difficultés <strong>de</strong><br />
lecture) dont on peut réduire, voire éliminer<br />
les symptômes avec <strong>de</strong>s lunettes<br />
munies <strong>de</strong> filtres colorés. Nous décrivons<br />
les effets frappants, obtenus avec<br />
<strong>de</strong>s filtres colorés, chez trois autistes<br />
souffrant <strong>de</strong> problèmes <strong>de</strong> lecture, et<br />
dans un cas tiré <strong>de</strong> la littérature.<br />
<strong>und</strong> Umwandlung <strong>de</strong>s schwarz-weissen,<br />
auf welchen das M-System empfindlich<br />
ist, in farb-schwarzen Kontrast.<br />
Nach Beschreibungen bringen Farbfilter<br />
bei Menschen mit Irlen-Symptomen<br />
nicht nur eine Beruhigung <strong>de</strong>s visuellen,<br />
son<strong>de</strong>rn auch <strong>de</strong>s auditiven Systems. Zu<br />
Defiziten sowohl im visuellen, als auch<br />
im auditiven <strong>und</strong> taktilen Sinnessystem<br />
meint Livingstone, 16 könnten anatomische<br />
Anomalien, wie sie im rasch<br />
leiten<strong>de</strong>n M-System gef<strong>und</strong>en wur<strong>de</strong>n,<br />
auch im auditiven <strong>und</strong> taktilen System<br />
vorhan<strong>de</strong>n sein. Damit käme eine<br />
Systemstörung aller schnell leiten<strong>de</strong>n,<br />
transienten Nervenbahnen im visuellen,<br />
auditiven <strong>und</strong> somatosensorischen System<br />
in Betracht, welche die Überempfindlichkeit<br />
mancher Autisten auf Licht,<br />
Geräusche <strong>und</strong> Berührung erklären<br />
könnte, aber auch von nichtautistischen<br />
Menschen mit Irlen-Syndrom, die wegen<br />
<strong>de</strong>r Lichtüberfülle <strong>und</strong> <strong>de</strong>m penetranten<br />
Lärm ein Warenhaus zu betreten<br />
vermei<strong>de</strong>n; die selektive Wirkung <strong>de</strong>r<br />
Farbfilter wäre dann im hinteren posterioren<br />
Kortex, wo diese Nervenbahnen<br />
ihre Informationen hinführen, zu lokalisieren.<br />
La <strong>de</strong>scription que font les autistes <strong>de</strong><br />
leurs perceptions visuelles avec et sans<br />
filtres fait naître un doute sur le trouble<br />
<strong>de</strong> la communication comme seule cause<br />
<strong>de</strong> leur comportement visuel, il semble<br />
plutôt que ce soit l’inverse. Ainsi, un<br />
visage (vu sans filtres colorés) est décrit<br />
comme décomposé en plusieurs parties<br />
mouvantes.<br />
<strong>Le</strong>s troubles visuels du syndrome d’Irlen<br />
peuvent être dus à l’hypersensibilité et<br />
l’hyperréactivité du système magnocellulaire,<br />
soit comme cause primaire soit<br />
comme conséquence <strong>de</strong> la faiblesse du<br />
système parvocellulaire qui n’inhiberait<br />
pas suffisamment le précé<strong>de</strong>nt ; les filtres<br />
colorés agissent probablement dans<br />
les centres corticaux. Est également<br />
envisageable une anomalie congénitale<br />
<strong>de</strong>s voies nerveuses auditives et somatosensorielles<br />
qui reçoivent <strong>de</strong>s stimuli<br />
brefs et les transmettent rapi<strong>de</strong>ment,<br />
comme pour le système magnocellulaire<br />
visuel. Il est suggéré d’examiner la réaction<br />
<strong>de</strong>s enfants autistes aux filtres colorés.<br />
Ils pourraient permettre d’améliorer<br />
leur aptitu<strong>de</strong> à communiquer.<br />
264 <strong>ophta</strong> • 4|2008
ORIGINALIA<br />
Folgerung<br />
Ein grosser Teil <strong>de</strong>r Autisten, wenn auch<br />
nicht alle, weisen Irlen-Symptome auf. Wo<br />
immer ihre Ursache liegen mag, es bleibt<br />
die Tatsache, dass Farbfilter zumin<strong>de</strong>st<br />
einem Teil von Autisten zu einem normaleren<br />
<strong>Le</strong>ben verhelfen können. Somit<br />
drängt sich die Notwendigkeit gera<strong>de</strong>zu<br />
auf, autistische Kin<strong>de</strong>r, auch sprachunfähige,<br />
systematisch auf ihre Reaktion<br />
auf Farbfilter zu prüfen. Mit Farbfiltern<br />
könnte sich bei manchen evt. ihre Kommunikationsfähigkeit<br />
verbessern.<br />
Abb. 4 Mit Filter: Fixation <strong>und</strong> Beobachtung <strong>de</strong>s<br />
sich bewegen<strong>de</strong>n M<strong>und</strong>es.<br />
Ohne Filter: Vermeidung <strong>de</strong>r Fixation <strong>und</strong> damit<br />
Vermeidung <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>r Bewegung.<br />
Literatur<br />
1 Kanner L. Autistic Disturbances of Affective Contact.<br />
The Nervous Child, Vol.2 1943; 217–250.<br />
2 Asperger H. Die Autistischen Psychopathien im<br />
Kin<strong>de</strong>salter. Arch Psychiat Nervenkrankh 1944; 117:<br />
73–136.<br />
3 Frith U. <strong>Autismus</strong>. Ein kognitionspsychologisches<br />
Puzzle. Spektrum, Hei<strong>de</strong>lberg 1992.<br />
4 Eichholzer M. Han<strong>de</strong>ln, Denken, Sprache (noch unveröffentlicht)<br />
St.Gallen 2008.<br />
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Kingsley Publishers 1999.<br />
7 Irlen H. Reading by the Colours. Avery Publishing<br />
Group 1991.<br />
8 Ludlow AK et al. J Autism and Developmental Disor<strong>de</strong>rs,<br />
Springer Science + Business Media 2006.<br />
9 Whiting PR, Robinson GL. The interpretation of emotion<br />
from facial expression for people with a visual<br />
sub-type of dyslexia. 2001.<br />
10 Breitmeyer BG. The roles of sustained (P) and transient<br />
(M) channels in reading and reading disability.<br />
Facets of Dyslexia and its Remediation. Elsevier<br />
Science Publishers B.V. 1993.<br />
11 Alpern M. Metacontrast. J Optical Soc Amer 1993;<br />
43:648–57.<br />
12 Robinson GL et al. Un<strong>de</strong>rstanding the Causal<br />
Mechanism of Visual Processing Problems. Austral J<br />
<strong>Le</strong>arning Disabil 1999.<br />
13 Galaburda A, et al. Anatomical evi<strong>de</strong>nce for a magnocellular<br />
<strong>de</strong>fect in <strong>de</strong>velopmental dyslexia. Proc<br />
New York Acad Sci 1991.<br />
14 Wilkins AJ. Reading Through Colour. Wiley, Chichester<br />
2003.<br />
15 Safra D, Steiner F. Ungewöhnliche postneuritische<br />
Störungen. Strabologische <strong>und</strong> neuroophthalmologische<br />
Fall<strong>de</strong>monstrationen St.Gallen. Ophta 2005;<br />
11: Heft 6, Seite 18/50.<br />
16 Livingstone MS, et al. Physiological and anatomical<br />
evi<strong>de</strong>nce for a magnocellular <strong>de</strong>fect in <strong>de</strong>velopmental<br />
dyslexia. Proc New York Acad Sci 1991;88:<br />
7943–7947.<br />
Korrespon<strong>de</strong>nz:<br />
Dr. med. Doris Safra<br />
Myrtenstrasse 3, 9010 St. Gallen<br />
Tel. 071 245 4428<br />
dosafra@bluewin.ch
ORIGINALIA<br />
Evi<strong>de</strong>nce for Binocular Alternation in Individually<br />
Flying Homing Pigeons<br />
Phillip Hendrickson, 1,2 Alexan<strong>de</strong>r Lage, 1<br />
Robert Marionneau 1,3<br />
1 Division of Behavioral Neuroanatomy<br />
University of Zurich Irchel<br />
2 Private Docent for Experimental<br />
Ophthalmology & Physiological Optics,<br />
Basel University Medical Faculty<br />
3 l’Université Paul Sabatier Toulouse III<br />
Fig. 3<br />
Geographical<br />
features of the area.<br />
<strong>«</strong>One occupational hazard<br />
of researchers is that they tend<br />
to seek answers in places that<br />
confirm their preconceptions.»<br />
Steven Merritt Miner<br />
Backgro<strong>und</strong><br />
How homing pigeons find their way<br />
home has been of interest at least since<br />
Aristotle. Now, thanks to new technology,<br />
we can pursue this question 1,2 by<br />
<strong>de</strong>tailed study of what we term their<br />
<strong>«</strong>Macrobehavior».<br />
The original purpose of the present study<br />
was to evaluate potential navigational<br />
cues and levels of uncertainty (EEG)<br />
during homing-flight over sea, then over<br />
land – (behavioral findings reported<br />
elsewhere 3 ). Quite unexpectedly, close<br />
inspection of GPS tracks revealed evi<strong>de</strong>nce<br />
for a novel ophthalmological feature<br />
of pigeon flight.<br />
Materials & Methods<br />
Flights were tracked by on-board GPSloggers,<br />
4 while EEG-loggers 5 (Figure 1)<br />
recor<strong>de</strong>d simultaneous variations in<br />
brain-wave activity.<br />
Fig. 1 Mounting sites of GPS and EEG loggers<br />
prior to release.<br />
Nineteen homing-pigeon flights from<br />
25 June to 8 July 2006 were studied. Each<br />
pre-trained pigeon was released individually<br />
over the sea (• Figure 2) at 10 minute<br />
intervals. There was no land in sight, being<br />
at least 20 km away (Figure 3). As the<br />
home loft was located 10km inland from<br />
the coast and pigeons showed no individual<br />
landfall preference on different days,<br />
each homing flight-path from landfall to<br />
the loft was unique.<br />
To fully appreciate the challenge managed<br />
by such pigeons, the rea<strong>de</strong>r should<br />
consi<strong>de</strong>r the fact that homing pigeons can<br />
neither swim nor float. (Reassuringly,<br />
there were no losses in this experimental<br />
series – all pigeons returned safely home.<br />
Such pigeons successfully participate in<br />
the Sardinia-to-Rome Race, a consi<strong>de</strong>rably<br />
greater distance over water.)<br />
All pigeon releases were from the same<br />
GPS-maintained release site. Weather<br />
was always calm and clear, with excellent<br />
visibility.<br />
Local geography<br />
The home loft lies amidst some striking<br />
geographical features<br />
(Figure 3): to<br />
the north, an extinct<br />
545m-high volcano, to<br />
the east, Rome, and, to<br />
the south, Aeroporto<br />
Fig. 2 Individual<br />
releases out over<br />
the open sea.<br />
Internationale <strong>Le</strong>onardo<br />
da Vinci. The A12<br />
Autostrada and several<br />
roads criss-cross the<br />
region, as do rivers and<br />
irrigation canals.<br />
Result (Original Behavioral<br />
Experiment)<br />
All pigeons showed obvious uncertainty<br />
(elevated EEG-activity) at the releasesite,<br />
then settled down into direct flight<br />
towards the coast, each in its own way.<br />
Fig. 4 Confusion in all 19 individual flights<br />
superimposed at release site.<br />
One obvious macrobehavioral result was<br />
that flight over the sea clearly differed<br />
from that over land.<br />
Figure 5: All 19 individual flights superimposed<br />
over sea and land.<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 267
ORIGINALIA<br />
a b c<br />
d<br />
e<br />
f<br />
Fig. 6a–f EEG-activity elevation at release-segments in six typical pigeons.<br />
To inspect and evaluate the 1 Hz EEG<br />
responses from release to safe arrival<br />
at home, the flight tracks were digitally<br />
magnified (Figures 6a-f).<br />
Surprisingly, though, while displaying<br />
individual data-points with universally<br />
high EEG activity at release, the particular<br />
track-magnification chosen also<br />
revealed a fully unexpected but persisting,<br />
common, novel feature of stabilized<br />
individual pigeon flight:<br />
Fig. 7 After uncertainty at release, regular<br />
<strong>und</strong>ulations appear in flight-track.<br />
high<br />
EEG<br />
low<br />
Fig. 9 Undulations continue unchanged over land<br />
and varied geography.<br />
All flight-tracks showed regular<br />
(approximately 4cpm)<br />
<strong>und</strong>ulations!<br />
home<br />
high<br />
After a somewhat shaky start (Figure<br />
7), regular <strong>und</strong>ulations began spontaneously,<br />
in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt of EEG activity<br />
(red=high; blue=low). This phenomenon<br />
was observed throughout all 19 pigeon<br />
flights, both out over the open sea (Figure<br />
8) and over land, persisting even<br />
when criss-crossing roads and aquaducts<br />
(Figure 9), and after finding and following<br />
the Fiume Arrone (river), which<br />
seems their favorite path home (Figure<br />
10). Such <strong>und</strong>ulations were in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt<br />
of EEG-activity and geographical challenges.<br />
Fig. 8 Regular <strong>und</strong>ulations persist over the open<br />
sea, in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt of EEG.<br />
Discussion<br />
To <strong>de</strong>velop a plausible explanation for<br />
this surprising phenomenon, we first<br />
briefly review some pertinent clinical<br />
and experimental observations.<br />
Fig. 10 Undulations even along the favorite<br />
<strong>«</strong>home stretch» up the Fiume Arrone.<br />
EEG<br />
low<br />
Clinical Review<br />
The rea<strong>de</strong>rship will recall that exophoric<br />
subjects can report spontaneous diplopia,<br />
panoramic vision, or pseudo-myopia. 6<br />
Duke-El<strong>de</strong>r <strong>de</strong>scribes the condition as<br />
268 <strong>ophta</strong> • 4|2008
ORIGINALIA<br />
For pigeons to maximally benefit from<br />
the information-processing <strong>«</strong>biases» of<br />
both hemispheres, logic would dictate<br />
for them to alternate the eye performing<br />
primary, information-gathering. A moreforward-oriented<br />
observation period of 7<br />
to 8 seconds per view would seem reasonbeing<br />
of the divergence-excess (excessive<br />
innervation of the lateral rectus muscle)<br />
or convergence-weakness (diminished<br />
innervation of the medial rectus muscle)<br />
types. With advancing age, the ten<strong>de</strong>ncy<br />
to diverge increases, and the <strong>de</strong>viation<br />
becomes constant and permanent. An alternating<br />
divergence tends to result. 7 This<br />
condition has been reported to manifest<br />
itself through corporal or emotional<br />
stress, including insomnia due to shock,<br />
mental duress, or illnesses with high fever,<br />
such as mumps, measles, etc. Once<br />
the illness or stress has passed, the strabismus<br />
has become an acquired habit. 8 In<br />
many cases, one eye becomes dominant, 9<br />
but, when both eyes remain about equally<br />
<strong>«</strong>competitive», alternation can result. 10<br />
Thus, exophoria is often accompanied in<br />
humans by binocular alternation: Thus,<br />
they gaze at their listener first with one<br />
eye, then, with the other. Individually,<br />
each eye has normal function, but only<br />
alternately (Figure 11a-b).<br />
Morphometrical Review – Animal Studies<br />
Eye-head coordination occurs in monkeys<br />
and cats <strong>«</strong>when a visual target cannot<br />
be foveated by an eye-and-head movement<br />
because it is too eccentric...the body<br />
is turned». 13 According to Walls, granivorous<br />
birds never have over 25° of binocularity,<br />
and many have less than 10°. It<br />
seems that <strong>«</strong>most birds have little or no<br />
spontaneous (eye) mobility, relying upon<br />
the flexibility of the neck». 14 Even the<br />
shape of pigeon eyes hin<strong>de</strong>rs more than<br />
mo<strong>de</strong>st mobility (cf. Figures 12a,b). Close<br />
observation revealed that <strong>«</strong>birds in flight<br />
are commonly observed to tilt the head<br />
on one si<strong>de</strong> to look down to the gro<strong>und</strong><br />
monocularly». 15 The homing pigeon, for<br />
instance, has been fo<strong>und</strong> to have a 24°<br />
binocular field upon full convergence<br />
(Figure 12c), with a total field of 340° –<br />
342°. 16 In discussing <strong>«</strong>eye-min<strong>de</strong>dness»,<br />
Walls implies that granivorous birds do<br />
not <strong>«</strong>need» binocularity to perceive their<br />
food with sufficient accuracy to feed. 17<br />
What advantage could homing pigeons<br />
possibly gain from combining left- and<br />
right-eye information garnered from gaze<br />
alternation during flight?<br />
In studies on lateralization of information-processing<br />
in pigeon brains, a remarkably<br />
distinct asymmetry has been<br />
noted. 18–20 Ulrich et al. <strong>de</strong>termined a<br />
pronounced left hemispheric superiority<br />
for visuospatial orientation in homing<br />
pigeons. The opposite is true in the<br />
right hemisphere, where higher resolution<br />
seems to predominate. The right eye<br />
provi<strong>de</strong>s the left hemisphere with information;<br />
the left eye does so for the right<br />
hemisphere.<br />
a<br />
b<br />
b<br />
a<br />
c<br />
Fig. 12a–c<br />
Schematic of<br />
proportional eye<br />
cross-sections and<br />
shapes in human (a)<br />
and pigeons (b);<br />
schematic of juxtaposition<br />
of pigeon<br />
eyes in the skull (c).<br />
Fig. 11a–b Schematic of human exophoric<br />
alternation of right- and left-eye gaze.<br />
Clinical alternating exophoria and<br />
<strong>«</strong>si<strong>de</strong>dness»<br />
Visual field temporal characteristics in<br />
binocular rivalry were observed to conform<br />
to han<strong>de</strong>dness in humans. In righthan<strong>de</strong>d<br />
persons, responses were faster<br />
when visual stimuli were presented to the<br />
right visual field, in left-han<strong>de</strong>d persons,<br />
the opposite held true. 11 Asymmetries in<br />
binocular coordination were also seen in<br />
alternating exophoria. 12<br />
Fig. 13a–b Schematic of a visual-mechanical<br />
explanation of head-turning alternation contributing<br />
to regular <strong>und</strong>ulations in flight-path.<br />
ably a<strong>de</strong>quate. Pigeon flight is just that, not<br />
gliding; most of the time they flap their<br />
wings continually. Thus, by turning their<br />
heads from si<strong>de</strong>-to-si<strong>de</strong> to fully exploit<br />
their <strong>«</strong>exophoric» and <strong>«</strong>visual lateralization»<br />
maximally, pigeons could inadvertently<br />
impart rhythmic asymmetry to their<br />
flight exertions, and, thus, to their flightpath<br />
(Figure 13). Try walking straight with<br />
your head and hips turned to one si<strong>de</strong>.<br />
270 <strong>ophta</strong> • 4|2008
ORIGINALIA<br />
Fig. 14 Tracing of group-released flock of five pigeons. Pigeon 827 broke away.<br />
Pigeons are social creatures, hence, usually<br />
fly in groups. In another set of GPStracked<br />
group-flying pigeon flocks, individual<br />
alternating behavior seemed<br />
subordinated to that of the flock, at least<br />
until an individual pigeon – for whatever<br />
reason – breaks away from the flock to<br />
pursue in<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nt flight. Flight-tracks<br />
of group-flying flocks show smooth,<br />
<strong>«</strong>disciplined», and efficient curves (Figure<br />
14), compared to the track of an individual<br />
pigeon which has just abandoned<br />
the group, immediately reverting to <strong>und</strong>ulations<br />
(and far less <strong>«</strong>discipline»).<br />
Dedication<br />
Dedicated to the fond memory<br />
of Professor Roland Brückner,<br />
who kindly and patiently taught<br />
the first author (ph) to be alert to<br />
visual aspects of avian behavior.<br />
Fig. 15 Pigeon 904, safely lan<strong>de</strong>d at its home loft<br />
at Testa di <strong>Le</strong>pre, ca 25 km NW of Rome, after<br />
another experimental homing flight from 20 km<br />
out at sea.<br />
References<br />
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Savini M, Tröster G, Dell’Omo G. Pigeon homing<br />
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6 Kaufmann H. Strabismus, p.200, Ferdinand Enke<br />
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7 Duke-El<strong>de</strong>r S. System of Ophthalmology, V.6: Ocular<br />
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Publishers, London, 1973.<br />
8 Brückner R. Das schielen<strong>de</strong> Kind, p.24, Schwabe &<br />
Co, Publishers, Basel/Stuttgart, 1976.<br />
9 Ibid, p.25.<br />
10 Ibid, p.29.<br />
11 Chen X, He S. Temporal characterization of binocular<br />
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13 Berthoz, A. Adaptive mechanisms in eye-head coordination.<br />
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p.184 Elsevier Publishers, Amsterdam, New York,<br />
London, 1985.<br />
14 Walls, GL: The Vertebrate Eye and its Adaptive Radiations.<br />
p.307, Hafner Publishers, New York, 1963.<br />
15 Ibid, p. 310.<br />
16 Ibid, p. 295.<br />
17 Ibid, p. 323.<br />
18 Diekamp B, Prior H, Ioalè P, Güntürkün O, Gagliardo<br />
A. Effects of monocular viewing on orientation in an<br />
arena at the release site and homing performance<br />
in pigeons. Behav Brain Res 2002 Oct 17; 136(1):<br />
103–11.<br />
19 Prior H, Wiltschko R, Stapput K, Güntürkün O,<br />
Wiltschko W. Visual lateralization and homing in<br />
pigeons. Behav Brain Res 2004 Oct 5; 154(2):<br />
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20 Ulrich C, Prior H, Duka T, <strong>Le</strong>schchins’ka I, Valenti P,<br />
Güntürkün O, Lipp HP. <strong>Le</strong>ft hemispheric superiority<br />
for visuospatial orientation in homing pigeons.<br />
Behav Brain Res. 1999 Oct; 104(1–2):169–78.<br />
Correspon<strong>de</strong>nce:<br />
Priv. Doz. Dr. phil. II<br />
Phillip Hendrickson<br />
Sierenzerstrasse 21, 4055 Basel<br />
Tel. 079 764 1135<br />
oroswiss@gmail.com<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 271
EPILOGUE<br />
Anomalie du développement <strong>de</strong> l’œil et <strong>de</strong> l’oreille due à une mutation dans le<br />
gène NKX5–3/HMX1 – Epilogue d’une histoire commencée il y a plus <strong>de</strong> 60 ans.<br />
Daniel Schor<strong>de</strong>ret 1,2 et Francis <strong>Munier</strong> 1,2<br />
1 IRO – Insitut <strong>de</strong> Recherche en Ophtalmologie, Sion et<br />
2 Hôpital Ophtalmique Jules-Gonin, Lausanne<br />
Alors que le développement <strong>de</strong> l’œil est<br />
initié par une évagination bilatérale du<br />
télencéphale, celui <strong>de</strong> l’oreille commence<br />
par la différentiation d’une région <strong>de</strong><br />
l’ecto<strong>de</strong>rme qui s’enfonce dans le mésenchyme<br />
pour former la vésicule otique.<br />
A priori, rien ne <strong>de</strong>vrait relier ces <strong>de</strong>ux<br />
événements et pourtant <strong>de</strong> nombreux<br />
syndromes héréditaires affectent simultanément<br />
ces <strong>de</strong>ux organes.<br />
Parmi les plus connus, on peut citer le<br />
syndrome <strong>de</strong> Gol<strong>de</strong>nhar ou celui <strong>de</strong> Fraser.<br />
Dans le premier, décrit d’ailleurs pour<br />
la première fois par le Dr Maurice Gol<strong>de</strong>nhar,<br />
1 on retrouve, une asymétrie du<br />
visage avec hypoplasie <strong>de</strong> la mandibule,<br />
<strong>de</strong>s fistules pré auriculaires, une malformation<br />
<strong>de</strong> l’oreille externe, souvent<br />
unilatérale, qui peut aller d’un pavillon<br />
simplement malformé à une hypoplasie<br />
complète avec hypoacousie associée.<br />
Sur le plan <strong>ophta</strong>lmique, micr<strong>ophta</strong>lmie,<br />
<strong>de</strong>rmoi<strong>de</strong>s épibulbaires et colobome <strong>de</strong><br />
la paupière sont les signes principaux.<br />
On peu aussi retrouver <strong>de</strong>s atteintes vertébrales<br />
à type <strong>de</strong> fusion, <strong>de</strong>s malformations<br />
du cœur, <strong>de</strong>s poumons et <strong>de</strong>s reins.<br />
La gran<strong>de</strong> variabilité du syndrome rend<br />
difficile l’analyse <strong>de</strong> son hérédité. Bien<br />
que considéré comme sporadique, il<br />
existe plusieurs familles avec Gol<strong>de</strong>nhar<br />
à transmission dominante.<br />
<strong>Le</strong> syndrome <strong>de</strong> Fraser associe crypt<strong>ophta</strong>lmie<br />
(atteinte <strong>de</strong>s paupières qui<br />
sont remplacées par un lambeau cutané<br />
en continuation avec le front), micro ou<br />
anophatalmie, racine large du nez, dysplasies<br />
<strong>de</strong>s oreilles externes et anomalies<br />
<strong>de</strong> l’oreille moyenne, syndactylie, agénésie<br />
ou hyploasie <strong>de</strong>s reins, atrésie vaginale<br />
et hypospadias. La transmission est<br />
récessive autosomique et <strong>de</strong>ux gènes ont<br />
été impliqués à ce jour : FRAS1 et FREM2,<br />
tout <strong>de</strong>ux codant <strong>de</strong>s protéines impliquées<br />
dans le développement <strong>de</strong> la peau.<br />
Dans les années 50, le Prof. Franceschetti<br />
a i<strong>de</strong>ntifié <strong>de</strong>ux enfants souffrant<br />
<strong>de</strong> malformations oculaires. 2 <strong>Le</strong> premier<br />
était pratiquement aveugle et présentait<br />
un nystagmus horizontal, ainsi qu’une<br />
sclérocornée bilatérale dans un contexte<br />
micr<strong>ophta</strong>lmique. <strong>Le</strong> second avait une<br />
vision limitée à 1/60 avec un nystagmus,<br />
une microcornée, une micr<strong>ophta</strong>lmie, un<br />
colobome <strong>de</strong> l’iris, une cataracte et une<br />
microphakie. Un examen <strong>de</strong>s oreilles<br />
externes montrait un pavillon normal<br />
avec un lobule hypoplasique. <strong>Le</strong>s <strong>de</strong>ux<br />
enfants étant issus d’un couple consanguin<br />
à la 5 e génération, le Prof. Franceschetti<br />
évoquait à juste titre un syndrome<br />
héréditaire <strong>de</strong> transmission récessive<br />
autosomique. Cinquante ans plus tard,<br />
nous avons pu observer un autre enfant,<br />
neveu <strong>de</strong>s <strong>de</strong>ux enfants précités, et qui<br />
présentait les mêmes anomalies <strong>ophta</strong>lmiques<br />
et auriculaires. Ce <strong>de</strong>rnier cas<br />
confirmait l’existence d’un nouveau syndrome<br />
oculo-auriculaire à transmission<br />
récessive autosomique.<br />
<strong>Le</strong>s outils <strong>de</strong> génétique moléculaire dont<br />
nous disposons aujourd’hui et la structure<br />
familiale particulière permettent<br />
<strong>de</strong> localiser un locus par la technique <strong>de</strong><br />
la cartographie par homozygotie. Dans<br />
cette approche, on fait l’hypothèse que le<br />
gène muté est transmis aux mala<strong>de</strong>s par<br />
un ancêtre commun à travers chacune<br />
<strong>de</strong>s branches parentales. Puisque les<br />
<strong>de</strong>ux segments chromosomiques transmis<br />
proviennent d’un seul ancêtre, ils<br />
seront i<strong>de</strong>ntiques et les marqueurs analysés<br />
seront tous homozygotes. L’analyse<br />
génétique pratiquée chez les 3 individus<br />
mala<strong>de</strong>s a i<strong>de</strong>ntifié une région unique<br />
d’homozygotie entre les marqueurs<br />
D4S1582 et D4S419 situés sur le bras<br />
court du chromosome 4. Cet intervalle<br />
<strong>de</strong> 8 millions <strong>de</strong> bases comprenait une<br />
cinquantaine <strong>de</strong> gènes plus ou moins<br />
bien caractérisés. Nous nous sommes<br />
donc concentrés sur les facteurs <strong>de</strong> transcription<br />
et <strong>de</strong>s gènes impliqués dans le<br />
développement <strong>de</strong> l’œil. Après plusieurs<br />
années <strong>de</strong> recherche, nous avons i<strong>de</strong>ntifié<br />
une délétion <strong>de</strong> 26 nucléoti<strong>de</strong>s dans<br />
le gène NKX5–3 que nous avons temporairement<br />
appelé TRIS1. NKX5–3, aussi<br />
appelé HMX1 avait été rapporté en 1992<br />
par Stadler et al, 3 mais la séquence publiée<br />
était très différente <strong>de</strong> ce que nous trouvions<br />
chez nos contrôles. En particulier,<br />
elle avait une insertion d’un nucléoti<strong>de</strong><br />
supplémentaire qui modifiait complètement<br />
la traduction du cDNA jusqu’au<br />
<strong>de</strong>ux-tiers du gène où la délétion d’un<br />
nucléoti<strong>de</strong> remettait le cadre <strong>de</strong> lecture<br />
correct et rétablissait la traduction <strong>de</strong><br />
l’homeobox caractéristique <strong>de</strong>s membres<br />
<strong>de</strong> la famille <strong>de</strong>s gènes NKX5.<br />
Chez les vertébrés, la famille NKX5 comprend<br />
4 membres, NKX5–1, NKX5–2,<br />
NKX5–3 (aussi appelés HMX3, HMX2<br />
et HMX1) et SOHO1. Alors que chez<br />
l’homme, seuls NKX5–1, NKX5–2 et<br />
NKX5–3 étaient connus, TRIS1, le gène<br />
que nous avions i<strong>de</strong>ntifié, représentait-il<br />
un nouveau membre <strong>de</strong> la famille, possiblement<br />
SOHO1 ou la séquence publiée<br />
<strong>de</strong> NKX5–3/HMX1 était-elle erronée ?<br />
Et alors TRIS1 représenterait le vrai<br />
NKX5–3/HMX1. Nous sommes d’avis<br />
que la secon<strong>de</strong> hypothèse est correcte. Et<br />
ceci pour plusieurs raisons. Tout d’abord,<br />
nous avons étudié l’expression <strong>de</strong> TRIS1<br />
dans l’œil et l’oreille au cours <strong>de</strong> développement<br />
tant chez la souris que chez<br />
l’homme et chez danio rerio, le poisson<br />
zèbre.<br />
Chez la souris TRIS1 est exprimé dans le<br />
pavillon <strong>de</strong> l’oreille, le cristallin et la rétine<br />
dès le 13.5 e jour post fertilisation. Dans<br />
la rétine, l’expression est préférentiellement<br />
présente dans la rétine inférieure<br />
et la pôle postérieur du cristallin (fig. 1).<br />
Chez l’embryon humain <strong>de</strong> 20 semaines,<br />
Fig. 1 Coupe histologique d’un œil d’embryon <strong>de</strong><br />
souris à 19.5 jours.<br />
L’expression <strong>de</strong> NKX5–3 est visible sous la forme<br />
<strong>de</strong> petits points blancs dans la rétine inférieure<br />
et la partie postérieure du cristallin.<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 273
EPILOGUE<br />
nous retrouvons également une expression<br />
asymétrique principalement dans la<br />
couche nucléaire interne <strong>de</strong> la rétine postérieure.<br />
Chez ce même fœtus, le pavillon<br />
<strong>de</strong> l’oreille exprime TRIS1, alors que la<br />
peau autour du pavillon ne l’exprime pas.<br />
Il semble donc bien que, compte tenu <strong>de</strong><br />
l’homologie <strong>de</strong> séquence qui existe entre<br />
TRIS1 et Nkx5–3/Hmx1 <strong>de</strong> la souris et<br />
<strong>de</strong> l’expression <strong>de</strong> ce gène durant la vie<br />
embryonnaire, TRIS1 représente le vrai<br />
NKX5–3/HMX1 et que la séquence présente<br />
dans Genbank à l’époque n’était<br />
pas correcte. Inci<strong>de</strong>mment, Genbank a<br />
remplacé l’ancienne entrée par une nouvelle,<br />
i<strong>de</strong>ntique à notre gène.<br />
L’i<strong>de</strong>ntification d’une délétion dans un<br />
gène n’est pas suffisante pour prouver<br />
la causalité <strong>de</strong> ce gène dans la pathogenèse<br />
d’une maladie héréditaire, surtout<br />
si l’analyse ne porte que sur une seule<br />
famille. Nous avons donc décidé d’invali<strong>de</strong>r<br />
le gène NKX5–3/HMX1 chez le<br />
zebrafish pour voir les effets sur le développement<br />
<strong>de</strong> l’œil. Mais tout d’abord,<br />
il fallait montrer que NKX5–3/HMX1<br />
était également exprimé dans ce poisson<br />
et aux mêmes endroits. A notre gran<strong>de</strong><br />
surprise, le gène annoté comme Hmx1<br />
chez le zebrafish était également erroné.<br />
Après plusieurs semaines d’analyses et en<br />
se basant sur l’homologie entre les différents<br />
membres <strong>de</strong> la famille <strong>de</strong>s NKX5, <strong>de</strong><br />
leur position respective sur les différents<br />
chromosomes, nous avons i<strong>de</strong>ntifié le vrai<br />
gène Nkx5–3 du zebrafish et montré que<br />
le gène précé<strong>de</strong>mment annoté <strong>«</strong> Hmx1 »<br />
était, en fait, Soho1, le 4 e membre <strong>de</strong> la<br />
famille. Nkx5–3/Hmx1 du zebrafish est<br />
également exprimé dans l’œil et dans<br />
l’oreille, ce qui indique que la famille <strong>de</strong>s<br />
gènes Nkx5 est très ancienne et, si elle<br />
persiste dans <strong>de</strong>s organismes aussi divergents<br />
que le zebrafish et l’homme, c’est<br />
qu’elle doit jouer un rôle important dans<br />
le développement <strong>de</strong> l’œil.<br />
<strong>Le</strong> zebrafish est un modèle animal particulièrement<br />
intéressant puisque l’embryon<br />
se développe à l’extérieur <strong>de</strong> la<br />
mère et qu’il est transparent. Il est donc<br />
possible <strong>de</strong> suivre en continu son développement.<br />
Vingt-quatre heures après<br />
fertilisation, l’œil est déjà formé (fig. 2).<br />
<strong>Le</strong> zebrafish est également intéressant<br />
parce qu’il est possible <strong>de</strong> freiner l’expression<br />
d’un gène particulier durant<br />
3–5 jours en injectant dans l’œuf une<br />
Fig. 2 Zebrafish à 24 h post fertilisation.<br />
A ce sta<strong>de</strong>, l’œil (à gauche <strong>de</strong> l’image) est déjà<br />
bien formé.<br />
molécule qui va inhiber spécifiquement<br />
la traduction du mRNA <strong>de</strong> ce gène. Nous<br />
avons utilisé cette technique pour bloquer<br />
transitoirement la fonction <strong>de</strong> Tris1 chez<br />
le zebrafish. L’œil du zebrafish se développe<br />
moins bien, il est micr<strong>ophta</strong>lme et<br />
les différentes couches <strong>de</strong> la rétine sont en<br />
retard par rapport à un embryon normal.<br />
De manière fort intéressante, l’injection<br />
simultanée d’un cDNA <strong>de</strong> NKX5–3 est<br />
capable <strong>de</strong> corriger l’absence <strong>de</strong> NKX5–3<br />
endogène et l’œil retrouve sa taille normale.<br />
Ainsi, ces expériences sur le zebrafish<br />
confirment l’implication <strong>de</strong> NKX5–3/<br />
HMX1 dans la pathogenèse <strong>de</strong> ce nouveau<br />
syndrome oculo-auriculaire qui pourrait<br />
s’appeler syndrome <strong>de</strong> Schor<strong>de</strong>ret-<br />
<strong>Munier</strong>-Franceschetti. 4<br />
Références<br />
1 Gol<strong>de</strong>nhar M. Associations malformatives <strong>de</strong> l’œil<br />
et <strong>de</strong> l’oreille, en particulier le syndrome <strong>de</strong>rmoï<strong>de</strong><br />
epibulbaire-appendices auriculaires-fistula auris<br />
congenita et ses relations avec la dysostose mandibulo-faciale.<br />
J génét hum, Genève 1952 ;1: 243–282.<br />
2 Franceschetti A, Valerio M. Confin. Neurol. 1945;<br />
6:255–257.<br />
3 Stadler HS, et al. I<strong>de</strong>ntification and genetic mapping<br />
of a homeobox gene to the 4p16.1 region of human<br />
chromosome 4. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1992;<br />
89:11579–11583.<br />
4 Schor<strong>de</strong>ret DF, Nichini O, Boisset G, Polok B, Tiab<br />
L, Mayeur H, Raji B, <strong>de</strong> la Housaye G, Abitbol MM,<br />
<strong>Munier</strong> FL. Mutation in the human homeobox gene<br />
NKX5–3 causes an oculo-auricular syndrome. Am J<br />
Hum Genet 2008; 82(5):1178–84.<br />
4|2008 14. Jahrgang / 14 e Année<br />
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274 <strong>ophta</strong> • 4|2008
KONGRESSE/CONGRES<br />
Was führt die Drüse nur im Schild?<br />
Dietmar Thumm, Luzern<br />
Am Kongress sprachen zahlreiche hochrangige<br />
<strong>und</strong> fachlich ausseror<strong>de</strong>ntlich versierte<br />
PräsentatorInnen. Sie mögen entschuldigen,<br />
dass im Folgen<strong>de</strong>n nur anekdotisch einzelne<br />
Referenten genannt wer<strong>de</strong>n – dies be<strong>de</strong>utet<br />
keine Wertung. Auch die w<strong>und</strong>erbare lockere<br />
Atmosphäre in Pontresina <strong>und</strong> die anregen<strong>de</strong>n<br />
Diskussionen zwischen <strong>de</strong>n Vorträgen, in <strong>de</strong>n<br />
Pausen <strong>und</strong> während <strong>de</strong>r Social Events können<br />
hier nicht wie<strong>de</strong>r gegeben wer<strong>de</strong>n. Es lohnt<br />
sich eben unbedingt, persönlich eine solche<br />
Veranstaltung zu besuchen!<br />
Vom 6.–8. Dezember führte basedow.ch,<br />
die Schweizerische Interessengemeinschaft<br />
für endokrine Orbitopathie (EO),<br />
unter <strong>Le</strong>itung <strong>und</strong> auf Initiative von<br />
Dr. Georg von Arx <strong>de</strong>n ersten internationalen<br />
interdisziplinären Kongress<br />
zum Thema Schilddrüse <strong>und</strong> endokrine<br />
Orbitopathie in Pontresina durch. Obwohl<br />
von nur wenigen Schweizer Ophthalmologen<br />
besucht, war dieser Kongress ein<br />
kleines Schmankerl in sehr persönlicher<br />
<strong>und</strong> befruchten<strong>de</strong>r Atmosphäre. Gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r etwas privater anmuten<strong>de</strong> Anlass<br />
bot Gelegenheit zu fachübergreifen<strong>de</strong>r<br />
Diskussion <strong>und</strong> zur Bildung neuer<br />
Fre<strong>und</strong>schaften.<br />
Obwohl <strong>de</strong>r Kongress schon einige Zeit<br />
her ist, möchten wir <strong>de</strong>m Thema <strong>und</strong> <strong>de</strong>n<br />
Anliegen <strong>de</strong>r EUGOGO (European Group On<br />
Graves’ Orbithopathy) Platz einräumen.<br />
Natürlich ist es nicht möglich, in einem<br />
solchen Bericht die Endokrine Orbitopathie<br />
umfassend abzuhan<strong>de</strong>ln. Einige<br />
Akzente über das aktuelle Wissen r<strong>und</strong><br />
um die Graves’ Orbitopathy (GO) sollen<br />
aber hervorgehoben wer<strong>de</strong>n, auch um<br />
die Lust auf <strong>de</strong>n Besuch eines ähnlichen<br />
Anlasses aufkeimen zu lassen.<br />
Geschichte<br />
Zwischen 1825 <strong>und</strong> 1840 beschrieben<br />
drei Ärzte unabhängig voneinan<strong>de</strong>r ein<br />
Krankheitsbild, das bis zu diesem Zeitpunkt<br />
als solches noch nicht bekannt<br />
war, <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Hauptmerkmale eine<br />
Tachykardie <strong>und</strong> eine Vergrösserung <strong>de</strong>r<br />
Schilddrüse waren. Das waren Parry in<br />
England, Graves in Irland <strong>und</strong> Basedow<br />
in Deutschland. Zwei <strong>de</strong>r drei beschrieben<br />
ausser<strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Exophthalmus.<br />
Die Ursachen wur<strong>de</strong>n zuerst in einer primären<br />
Herzkrankheit vermutet, dann in<br />
einer sympathischen Nervenüberreizung<br />
<strong>und</strong> schliesslich wur<strong>de</strong> die Schilddrüsenüberfunktion<br />
in <strong>de</strong>n Vor<strong>de</strong>rgr<strong>und</strong><br />
gestellt.<br />
Allerdings konnte man <strong>de</strong>n Exophthalmus<br />
damit nicht erklären, <strong>de</strong>nn ein hoher<br />
Thyroxinspiegel allein bewirkt keine<br />
Orbitopathie. Die Erklärungsversuche<br />
waren vielfältig <strong>und</strong> dauern bis heute an,<br />
obwohl inzwischen das Mo<strong>de</strong>ll <strong>de</strong>r Autoantikörper<br />
generell anerkannt ist.<br />
1957 wur<strong>de</strong> ein Faktor ent<strong>de</strong>ckt, <strong>de</strong>n man<br />
LATS nannte (Long Acting Thyroi<strong>de</strong>a<br />
Stimulator), erst 1974 wur<strong>de</strong>n die Zusammenhänge<br />
erstmals erkannt: LATS ist<br />
ein Antikörper für die TSH-Rezeptoren<br />
(TSH-Rezeptor Antikörper = TRAK).<br />
Man geht heute davon aus, dass die bei<br />
<strong>de</strong>r Autoimmunhyperthyreose gef<strong>und</strong>enen<br />
Autoantikörper gegen die thyreoidalen<br />
TSH-Rezeptoren auch gegen ebensolche<br />
im retroorbitalen Gewebe wirken.<br />
So hat je<strong>de</strong> Forschergeneration die EO<br />
mit <strong>de</strong>n aktuell zur Verfügung stehen<strong>de</strong>n<br />
Möglichkeiten zu erklären versucht, <strong>und</strong><br />
zukünftige Forschung ist schon <strong>de</strong>shalb<br />
gut, um nicht weiteren unangenehmen<br />
Überraschungen zu begegnen.<br />
Um klinisches Wissen, Ausbildung <strong>und</strong><br />
Forschung auf diesem Sektor zu optimieren,<br />
wur<strong>de</strong> 1998 die EUGOGO gegrün<strong>de</strong>t.<br />
EUGOGO…<br />
Wilmar W Wiersinga, einer <strong>de</strong>r echten<br />
<strong>«</strong>Cracks», <strong>Le</strong>iter <strong>de</strong>s Dept. of Endocrinology,<br />
Aca<strong>de</strong>mic Medical Center in<br />
Amsterdam, erläuterte die Funktion <strong>de</strong>r<br />
EUGOGO (EUropean Group On Graves’<br />
Orbitopathy) wie folgt: Ein multidisziplinäres<br />
Konsortium von Klinikern<br />
aus <strong>de</strong>n Gebieten <strong>de</strong>r Endokrinologie,<br />
Augenheilk<strong>und</strong>e, Epi<strong>de</strong>miologie <strong>und</strong><br />
Radiologie zur Verbesserung <strong>de</strong>r Zusammenarbeit,<br />
zur Festlegung gemeinsamer<br />
Untersuchungs- <strong>und</strong> Messkriterien <strong>und</strong><br />
zum Austausch von Forschungsresultaten.<br />
Hauptzweck von EUGOGO ist die<br />
Durchführung grosser multizentrischer<br />
randomisierter Studien, <strong>de</strong>nn einzelne<br />
Zentren können in <strong>de</strong>r Regel nicht genügend<br />
Patienten für grosse Studien rekrutieren.<br />
1998 wur<strong>de</strong> ein krankheitsspezifischer<br />
validierter Fragebogen zur Ermittlung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität von Patienten mit<br />
EO veröffentlicht (GO-QoL=Graves’<br />
Orbitopathy Quality of Life), <strong>und</strong> die Resultate<br />
rüttelten auf: Bei einer Inzi<strong>de</strong>nz<br />
von 0.05 Promille schränkt diese Krankheit<br />
die <strong>Le</strong>bensqualität vergleichbar ein<br />
wie schwerer Diabetes o<strong>de</strong>r Status nach<br />
Herzinfarkt.<br />
Das Wissen um möglichst frühe Diagnostik<br />
<strong>und</strong> therapeutische Möglichkeiten<br />
muss also dringend erweitert <strong>und</strong><br />
koordiniert wer<strong>de</strong>n: Je seltener eine Kondition<br />
ist, <strong>de</strong>sto notwendiger wird eine<br />
international <strong>und</strong> interdisziplinär vernetzte<br />
Zusammenarbeit.<br />
Acht europäische sogenannte Zuweisungs-Zentren<br />
haben sich ursprünglich zu<br />
EUGOGO zusammengeschlossen. Sie arbeiten<br />
alle nach <strong>de</strong>n gleichen Prinzipien:<br />
– Multidisziplinäre Diagnostik <strong>und</strong> Therapie<br />
mit Ophthalmologen, Endokrinologen,<br />
Radiologen <strong>und</strong> Orbita-Chirurgen<br />
– Konzentration auf klinische Forschung<br />
zur EO<br />
– Weiträumige Zuweisungen bzw. Zentrumsfunktion<br />
276 <strong>ophta</strong> • 4|2008
KONGRESSE /CONGRES<br />
Die Zentren benutzen viele einheitliche<br />
Verfahren, wie z.B.<br />
– einheitliches Krankenblatt bzw. Erfassungsformular<br />
(Case Record Form =<br />
CRF)<br />
– einheitlicher Fragebogen (GO-QoL)<br />
zur Erfassung <strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität, in<br />
sechs Sprachen erhältlich <strong>und</strong> auch<br />
in Bezug auf ethno-kulturelle Unterschie<strong>de</strong><br />
angepasst<br />
– zentrale Erfassung aller MRI-Daten, die<br />
in einem einzigen Zentrum mit speziell<br />
ausgebil<strong>de</strong>ten Radiologen gesammelt<br />
<strong>und</strong> interpretiert wer<strong>de</strong>n (noch nicht<br />
vollständig in Betrieb)<br />
– zentrales Datenlager für zukünftige<br />
Multizenterstudien. Dies wur<strong>de</strong> durch<br />
die Pisa-Gruppe ermöglicht<br />
– Ausbildung von Spezialisten aus <strong>de</strong>r<br />
ganzen Welt auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Diagnostik<br />
<strong>und</strong> Therapie<br />
Es ist ein gutes Zeichen, dass man es geschafft<br />
hat, verschie<strong>de</strong>nste Europäische<br />
Zentren ins gleiche Boot zu holen. Man<br />
erreicht so auch die notwendige kritische<br />
Masse für gute klinische multizentrische<br />
Studien. Es wur<strong>de</strong>n bereits mehrere<br />
wegweisen<strong>de</strong> Arbeiten veröffentlicht,<br />
die auch international als Richtlinien<br />
gelten, 1,2 sowie ein Buch herausgegeben.<br />
Bereits drei internationale Kongresse<br />
in Griechenland, Italien <strong>und</strong> Deutschland<br />
wur<strong>de</strong>n abgehalten. Heute umfasst<br />
EUGOGO 13 Zentren aus ganz Europa.<br />
… <strong>und</strong> Basedow.ch<br />
Da auch in <strong>de</strong>r Schweiz verschie<strong>de</strong>ne<br />
Generalisten <strong>und</strong> Spezialisten sich mit<br />
<strong>de</strong>r Problematik auseinan<strong>de</strong>rsetzen, aber<br />
keine spezialisierte TED-Klinik o<strong>de</strong>r ein<br />
Schilddrüsen-Zentrum existiert, haben<br />
sich 2003 diverse Spezialisten zur basedow.ch<br />
zusammengeschlossen. Im Jahre<br />
2005 wur<strong>de</strong> basedow.ch Mitglied <strong>de</strong>r<br />
EUGOGO <strong>und</strong> vertritt seither die Schweiz<br />
in diesem Gremium. Basedow.ch ist offen<br />
für alle Interessenten, Wissenschafter<br />
<strong>und</strong> Kliniker mit Interesse an <strong>de</strong>r EO.<br />
Das Ziel muss sein, einen Konsens zu fin<strong>de</strong>n,<br />
wie man mit dieser seltenen, das <strong>Le</strong>ben<br />
<strong>de</strong>r Patienten aber stark beeinträchtigen<strong>de</strong>n<br />
Krankheit umgeht. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
die Forschung zur Steigerung <strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität<br />
<strong>und</strong> eventuell auch präventiv<br />
möglicher Massnahmen muss unsere<br />
vornehme Aufgabe sein. Je<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r mit<br />
Patienten mit endokriner Orbitopathie<br />
Severity<br />
GO<br />
Dynamic<br />
phase<br />
<strong>«</strong>R<strong>und</strong>le’s Curve»<br />
zu tun hat, ist eingela<strong>de</strong>n, bei basedow.<br />
ch mitzumachen. Interessenten können<br />
sich über die Homepage (www. basedow.<br />
ch), informieren o<strong>de</strong>r sich direkt bei Dr.<br />
Georg von Arx in Olten mel<strong>de</strong>n.<br />
Basedow.ch ist seit 2005 Mitglied<br />
<strong>de</strong>r EUGOGO <strong>und</strong> steht allen<br />
an <strong>de</strong>r Endokrinen Orbitopathie<br />
Interessierten offen.<br />
Diagnostik: Einteilungsprobleme<br />
Um gute Klinik <strong>und</strong> Forschung zu betreiben,<br />
müssen alle beteiligten Forscher<br />
<strong>und</strong> Zentren vom Gleichen re<strong>de</strong>n. Bei<br />
einem so multifaktoriell <strong>und</strong> heterogen<br />
auftreten<strong>de</strong>n Krankheitsbild stösst man<br />
hier auf Schwierigkeiten, beispielsweise<br />
aufgr<strong>und</strong> unterschiedlicher Klassifikationen<br />
in Europa <strong>und</strong> Nordamerika.<br />
Hier benutzt man einen CAS (Clinical<br />
Activity Score), <strong>de</strong>r sehr an die alte<br />
Static phase<br />
Time<br />
Abb. 3<br />
Schweregrad <strong>de</strong>r GO über<br />
die Zeit (©Maarten P.<br />
Mourits, Orbital Center,<br />
Amsterdam).<br />
TuRuDoCa-Regel <strong>de</strong>s <strong>«</strong>alten Pathologen»<br />
Zollinger erinnert (Entzündungszeichen<br />
= Tumor, Rubor, Dolor, Calor, <strong>und</strong>: Functio<br />
laesa). In <strong>de</strong>n USA <strong>und</strong> in Kanada<br />
wird ein VISA-System benutzt (Vision,<br />
Inflammation, Strabism, Appearance).<br />
Je<strong>de</strong> Untergruppe erhält eine Skala von<br />
0 bis 2. Je höher <strong>de</strong>r Score, <strong>de</strong>sto aktiver<br />
die Erkrankung. So kann man <strong>de</strong>n Aktivitätsgrad<br />
bestimmen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Verlauf<br />
dokumentieren. Nach diesem System<br />
scheint sich auch heraus zu kristallisieren,<br />
dass <strong>de</strong>r Verlauf umso maligner ist,<br />
je früher die GO nach Hyperthyreose<br />
auftritt.<br />
Der CAS ist aber genauer <strong>und</strong> nimmt<br />
viele Einzelteile wie Schwellungen von<br />
Lid, Bin<strong>de</strong>haut, o<strong>de</strong>r auch Läsionen <strong>de</strong>r<br />
Cornea, Proptosis <strong>und</strong> Duktion exakter<br />
auseinan<strong>de</strong>r.<br />
Der Clinical Activity Score (CAS)<br />
hilft bei <strong>de</strong>r Einteilung <strong>de</strong>r EO.<br />
Abb. 4 Voluminöse entzündliche Schwellung aller Augenmuskeln, pathognomonisch für schilddrüsenbedingte<br />
Orbitopathie, im ersten Bild coronaler Schnitt, T2-gewichtet mit Fettsuppression, im zweiten<br />
Bild T1, Fettsättigung, Gadolinium-unterstützt (Courtesy Eberhard Hirsch, Hirslan<strong>de</strong>n-Klinik, Aarau).<br />
278 <strong>ophta</strong> • 4|2008
KONGRESSE /CONGRES<br />
Faktor Thyreostatika Radiojod<br />
Übliche Dauer bis zur Verbesserung 2–4 Wochen in > 90% <strong>de</strong>r Patienten 4–8 Wochen in 70% <strong>de</strong>r Patienten<br />
Rezidivrisiko nach Therapie 60–70% 5–20%<br />
Risiko für Hypothyreose 10–15% 15 Jahre nach Therapie 10–30% in <strong>de</strong>n ersten 2 Jahren nach Therapie,<br />
danach 5% pro Jahr<br />
Risiko für an<strong>de</strong>re Nebenwirkungen geringe unerwünschte Wirkungen bei 5%
KONGRESSE /CONGRES<br />
Behandlung<br />
Zwei verschie<strong>de</strong>ne Organe müssen separat<br />
betrachtet wer<strong>de</strong>n: Es führt kein<br />
Weg an <strong>de</strong>r Behandlung einer Schilddrüsen-Dysfunktion<br />
vorbei. Wie das zu<br />
bewerkstelligen sei, darüber gibt es viele<br />
Möglichkeiten <strong>und</strong> Meinungen. Je nach<br />
Fachgebiet unterschei<strong>de</strong>n sich auch Vorlieben<br />
o<strong>de</strong>r Erfahrungen.<br />
Was sicherlich entschei<strong>de</strong>nd für <strong>de</strong>n<br />
Verlauf <strong>de</strong>r GO ist, sei noch einmal hervorgehoben:<br />
Die Entwicklung einer Hypothyreose<br />
ist schlecht. Es kann dann<br />
sogar eine bereits gebesserte TED wie<strong>de</strong>r<br />
exazerbieren. Eine Euthyreose über viele<br />
Jahre aufrecht zu erhalten, ist aber nicht<br />
einfach. Tabelle 1 erläutert Vor- <strong>und</strong><br />
Nachteile von Radio-Iod <strong>und</strong> antithyroidalen<br />
Medikamenten.<br />
Das Hauptproblem antithyroidaler Pharmakaa<br />
liegt in <strong>de</strong>r notwendigen Behand-<br />
lungsdauer (12–18 Monate) <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Wahrscheinlichkeit<br />
von über 60%, nach 10<br />
Jahren doch nicht euthyreot zu bleiben.<br />
Die Radiojodbehandlung bei <strong>de</strong>r Au-<br />
toimmunhyperthyreose hat in Europa<br />
einen etwas an<strong>de</strong>ren Stellenwert als in<br />
<strong>de</strong>n angelsächsischen Län<strong>de</strong>rn. Sie wird<br />
bei uns restriktiver <strong>und</strong> immer mehr erst<br />
nach erfolgloser thyreostatischer Therapie<br />
verordnet. Vor allem bei <strong>de</strong>r kleinen<br />
Struma ohne Knoten gilt sie als Therapie<br />
<strong>de</strong>r Wahl. Bei aktiver EO <strong>und</strong> Risikopatienten<br />
(Raucher, hoher T3- o<strong>de</strong>r<br />
fT3-Spiegel, hohe TRAK) sollten die Patienten<br />
mittels oralen Steroi<strong>de</strong>n während<br />
2 Monaten abgeschirmt wer<strong>de</strong>n. um eine<br />
Exazerbation <strong>de</strong>r EO zu verhin<strong>de</strong>rn.<br />
Die chirurgische Entfernung <strong>de</strong>r Schilddrüse<br />
ist auch nicht immer das Beste,<br />
<strong>und</strong> die Chirurgen selber sind sich nicht<br />
ganz einig, ob subtotal, fast-total o<strong>de</strong>r die<br />
totale Resektion die beste Variante darstellt<br />
in bezug auf optimale Resultate <strong>und</strong><br />
niedrige Komplikationsraten.<br />
Rainer Hoffmann <strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n Klinik<br />
in Aarau nahm die Evi<strong>de</strong>nz-<strong>Le</strong>vel <strong>de</strong>r<br />
verschie<strong>de</strong>nen Publikationen auseinan<strong>de</strong>r<br />
<strong>und</strong> kam zum Resultat, dass man<br />
eine Empfehlung geben könne: Keine<br />
subtotale Resektion, bilateral total, wenn<br />
die Grösse über 2 Gramm geht <strong>und</strong> sonst<br />
unilateral fast-total <strong>und</strong> die an<strong>de</strong>re Seite<br />
total. Das be<strong>de</strong>utet, dass unter Monitorisierung<br />
<strong>und</strong> Schonung <strong>de</strong>s Rekurrens<br />
eine möglichst totale Resektion angestrebt<br />
wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Das an<strong>de</strong>re Problem ist die Behandlung<br />
<strong>de</strong>r Endokrinen Orbitopathie. Hier gibt<br />
es viele interessante Entwicklungen <strong>und</strong><br />
Forschungsresultate.<br />
Zwar sind die Steroi<strong>de</strong> nach wie vor das<br />
Rückgrat <strong>de</strong>r immunsuppressiven Behandlung<br />
<strong>de</strong>r EO, aber sie sollten heute<br />
nur noch intravenös gegeben wer<strong>de</strong>n. Bei<br />
<strong>de</strong>r sogenannten gepulsten Immunsuppression<br />
erhalten die Patienten mit mittelschwerer<br />
<strong>und</strong> schwerer EO während 6<br />
Wochen wöchentlich eine Infusion mit<br />
500mg Kortison <strong>und</strong> danach während 6<br />
Wochen wöchentlich 250mg.<br />
Aktuell läuft dazu eine EUGOGO-Multizenterstudie<br />
mit <strong>de</strong>m Ziel, die optimale<br />
Dosierung zu <strong>de</strong>finieren <strong>und</strong> zu prüfen,<br />
ob man <strong>de</strong>rart hohe Dosen o<strong>de</strong>r gar noch<br />
höhere braucht.<br />
Steroi<strong>de</strong> sind das Rückgrat<br />
<strong>de</strong>r immunsuppressiven<br />
Behandlung, sollten aber<br />
intravenös gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>de</strong>r autoimmunen Charakteristik<br />
<strong>de</strong>r EO wur<strong>de</strong>n auch schon fast alle<br />
Biologica geprüft: Die Tumor-Nekrose-<br />
Faktor-Blocker Infliximab, Adalimumab<br />
o<strong>de</strong>r Etanercept genau so wie <strong>de</strong>r IL-1<br />
Rezeptor-Blocker Anakinra scheinen attraktive<br />
Kandidaten.<br />
Die besten Voraussetzungen hat aber<br />
Rituximab. Erste vielversprechen<strong>de</strong> Resultate<br />
diesbezüglich wur<strong>de</strong>n von Mario<br />
Salvi von <strong>de</strong>r Universität Mailand vorgestellt:<br />
Min<strong>de</strong>stens bei einem <strong>de</strong>r mit RTX<br />
behan<strong>de</strong>lten Patienten konnte man zeigen,<br />
dass keine lymphatische Infiltration<br />
<strong>de</strong>r Orbita nachweisbar war, wohingegen<br />
an<strong>de</strong>re Gewebe keine Än<strong>de</strong>rung aufwiesen,<br />
was ein selektives Ansprechen <strong>de</strong>r<br />
orbitalen Lymphozyten vermuten liesse.<br />
Die Rolle <strong>de</strong>r intraorbitalen B-Zellen im<br />
Zusammenhang mit <strong>de</strong>r Antigen-Präsentation<br />
ist aber noch unklar, wie auch<br />
aus Studien mit Etanercept hervorgeht.<br />
Auch die orbitale Radiotherapie, also Bestrahlung,<br />
lässt noch viele Fragen offen.<br />
Die meisten grossen Studien haben ihre<br />
Wirksamkeit vor allem bei restriktiven<br />
Motilitätsstörungen nachweisen können.<br />
So wird heute meist mit 10–20 Gy<br />
bestrahlt. Höhere Dosen scheinen ausser<br />
einem höheren Nebenwirkungsrisiko keinen<br />
wesentlichen Vorteil zu bringen, für<br />
die Dosierung <strong>und</strong> Fraktionierung gibt es<br />
aber noch keinen gol<strong>de</strong>nen Standard, <strong>und</strong><br />
die Frage <strong>de</strong>r begleiten<strong>de</strong>n Medikation ist<br />
nicht gelöst.<br />
Gemäss Christian von Briel, Hirslan<strong>de</strong>n<br />
Klinik Aarau, sollte zwischen einer entzündungshemmen<strong>de</strong>n<br />
Dosierung mit<br />
niedrigeren Dosen <strong>und</strong> einer antiproliferativen<br />
Dosierung mit höheren Dosen<br />
<strong>und</strong> längeren Dosisintervallen unterschie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n. Es zeige sich auch, dass die<br />
Kombination mit vorgängig verabreichten<br />
hochdosierten Steroi<strong>de</strong>n einen Vorteil gegenüber<br />
<strong>de</strong>r Monotherapie darstelle.<br />
Die chirurgischen Korrekturen<br />
wur<strong>de</strong>n uns unter an<strong>de</strong>rem von <strong>Le</strong>lio<br />
Bal<strong>de</strong>schi aus <strong>de</strong>m Orbita Centrum <strong>de</strong>r<br />
Universität Amsterdam nahegebracht.<br />
Was kann man operieren? Fast alles!<br />
Praktisch pathognomonisch ist die Oberlidretraktion<br />
(>90% vorhan<strong>de</strong>n), häufig<br />
im Zusammenhang mit M. Basedow,<br />
selten bei Hashimoto-Thyreoiditis <strong>und</strong><br />
ganz selten auch ohne Schilddrüsenerkrankung<br />
o<strong>de</strong>r bei Hypothyreose.<br />
Die konservative Therapie muss abgeschlossen<br />
<strong>und</strong> die EO inaktiv sowie während<br />
min<strong>de</strong>stens 6 Monaten ruhig sein.<br />
Die verschie<strong>de</strong>nen Operationen sollten<br />
aus medizinisch-pathogenetischen <strong>und</strong><br />
biomechanischen Überlegungen in einer<br />
festgelegten Reihenfolge durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Ziel <strong>de</strong>r Orbita<strong>de</strong>kompression<br />
ist die Reduktion <strong>de</strong>s<br />
Ex<strong>ophta</strong>lmus, die Verbesserung<br />
<strong>de</strong>r Durchblutung, die Entlastung<br />
<strong>de</strong>s N. opticus <strong>und</strong> die<br />
Verbesserung <strong>de</strong>s Augendruckes.<br />
Ist die Protrusio klinisch o<strong>de</strong>r für <strong>de</strong>n Patienten<br />
subjektiv erheblich <strong>und</strong> eine Orbita<strong>de</strong>kompression<br />
(>22mm) in engerer<br />
Wahl, muss als erster Schritt zuerst diese<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Ziel ist die Reduktion<br />
<strong>de</strong>s Exophthalmus, die Entlastung<br />
<strong>de</strong>s orbitalen Gewebes, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r<br />
Kompression <strong>de</strong>s Nervus opticus, die<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Durchblutung <strong>und</strong> die<br />
Reduktion <strong>de</strong>s intraorbitalen <strong>und</strong> intraokularen<br />
Drucks.<br />
Oft ist eine Dreiwand-Dekompression<br />
notwendig, damit sind sehr gute Resultate<br />
mit Rückgang <strong>de</strong>s Exopthalmus bzw.<br />
<strong>de</strong>r Protrusio um 5 – 8 mm erreichbar.<br />
Von Beat Hammer vom Cranio Facialen<br />
Centrum <strong>de</strong>r Hirslan<strong>de</strong>n Klinik Aarau<br />
wur<strong>de</strong> dazu die Hypothese aufgestellt,<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 281
KONGRESSE /CONGRES<br />
dass es keine universale Operationstechnik<br />
geben könne, son<strong>de</strong>rn dass diese im<br />
individuellen Fall auf die vorliegen<strong>de</strong><br />
klinische <strong>und</strong> anatomischen Situation<br />
abgestimmt wer<strong>de</strong>n müsse. Dazu seien<br />
aber morphologische Untersuchungen<br />
nötig, weshalb in Zusammenarbeit mit<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft Osteosynthese<br />
(AO) Davos zur Zeit eine Studie zu diesem<br />
Thema durchgeführt wer<strong>de</strong>, welche<br />
diese Hypothese belegen solle.<br />
Manchmal genügt auch eine orbitale Dekompression<br />
mit kleinem Schnitt, im Orbital<br />
Center in Amsterdam hat man sich<br />
zu <strong>de</strong>n unterschiedlichen Zugängen sehr<br />
viel Wissen angeeignet. Relativ oft ist danach<br />
kein Eingriff mehr notwendig.<br />
Bei Doppelbil<strong>de</strong>rn infolge eines Schielens<br />
muss als zweiter Schritt nicht selten eine<br />
Augenmuskeloperation durchgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Im englischen Sprachraum sind nachjustierbare<br />
Nähte sehr populär. Alternativ<br />
ist im <strong>de</strong>utschen Sprachraum (Münchner<br />
Technik) eine Muskeloperation in Tropf-<br />
anästhesie eingeführt wor<strong>de</strong>n, bei <strong>de</strong>r intraoperativ<br />
überprüft wer<strong>de</strong>n kann, bei<br />
welcher Muskelstellung keine Doppelbil<strong>de</strong>r<br />
mehr auftreten. Viele Muskeln sind<br />
fibrosiert, man muss also zu verhin<strong>de</strong>rn<br />
versuchen, dass nicht nach einer gewissen<br />
Zeit eine Überdosierung feststellbar wird.<br />
Bei <strong>de</strong>n verbliebenen Schwellungen r<strong>und</strong><br />
um die Orbita muss unterschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />
zwischen Fett(prolaps) <strong>und</strong> Ö<strong>de</strong>m.<br />
Das Ö<strong>de</strong>m geht unter Kortison o<strong>de</strong>r auch<br />
im Spontanverlauf wie<strong>de</strong>r zurück, sodass<br />
das prolabieren<strong>de</strong> Fett übrig bleibt.<br />
Dieses kann dann entsprechend exzidiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Achtung: Die Tränendrüse prolabiert sehr<br />
leicht bei <strong>de</strong>r EO, sie muss im Oberlid genau<br />
lokalisiert <strong>und</strong> freigelegt wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong><br />
kann dann auf <strong>de</strong>m Orbitaseptum nach<br />
hinten geschoben <strong>und</strong> allenfalls an <strong>de</strong>r<br />
Periorbita wie<strong>de</strong>r befestigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die letzte Operation in <strong>de</strong>r Reihe rehabilitativer<br />
Massnahmen ist die Korrektur <strong>de</strong>r<br />
Li<strong>de</strong>r. Die Lidretraktion kann im einen<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Fall mittels Botulinumtoxin-<br />
Injektion (ab interno bei doppelter Ektropionierung<br />
in <strong>de</strong>n Müller-Muskel) vorübergehend<br />
reduziert wer<strong>de</strong>n. Es können<br />
sich bei <strong>de</strong>r Oberlidretraktion aber auch<br />
Fallen stellen. Ein narbig verkürzter M.<br />
rectus inferior kann eine Pseudoretrak-<br />
tion vortäuschen, welche nach Rücklagerung<br />
<strong>de</strong>s verkürzten Muskels <strong>und</strong> somit<br />
Beseitigung <strong>de</strong>s vertikalen Schielens verschwin<strong>de</strong>t.<br />
Somit gilt <strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong>satz: Orbitaerweiterung<br />
zur Reduktion <strong>de</strong>s Exophthalmus<br />
vor Schieloperation <strong>und</strong> erst am<br />
Schluss lidchirurgische Massnahmen.<br />
Die Reduktion <strong>de</strong>r Oberlidretraktion wie<br />
auch die Orbita<strong>de</strong>kompression verbessert<br />
die Benetzung <strong>de</strong>s Auges, bringt also<br />
genauso eine funktionelle Besserung, wie<br />
die Beseitigung <strong>de</strong>r Doppelbil<strong>de</strong>r durch<br />
eine Schieloperation. Dies kann als Argumentation<br />
gegenüber <strong>de</strong>n Versicherern<br />
unter Umstän<strong>de</strong>n von Be<strong>de</strong>utung sein,<br />
da ja praktisch alle Patienten auch immer<br />
unter einer schweren Keratopathia<br />
e sicca seu e lagophthalmo lei<strong>de</strong>n. Nicht<br />
so selten sind auch Unterlid-Verlängerungen<br />
notwendig, insbeson<strong>de</strong>re nach<br />
Muskeloperationen.<br />
Wichtiger Gr<strong>und</strong>satz:<br />
Erst Orbitaerweiterung,<br />
dann Schieloperation <strong>und</strong> dann<br />
eventuell noch Lidoperation.<br />
Das EUGOGO-<strong>Le</strong>hrbuch<br />
In interessanten R<strong>und</strong>tischgesprächen<br />
<strong>und</strong> Diskussionen wur<strong>de</strong>n in Pontresina<br />
alle Themen aufgearbeitet. Gera<strong>de</strong><br />
im chirurgischen Bereich bewegen wir<br />
uns ja gelegentlich in einem Grenzgebiet<br />
zwischen notwendiger Funktionalität<br />
<strong>und</strong> am En<strong>de</strong> reiner Kosmetik. Wir kommen<br />
dabei aber wie<strong>de</strong>r zurück auf <strong>de</strong>n so<br />
wichtigen Fragebogen über die <strong>Le</strong>bensqualität<br />
(GO-QoL), wobei die Ästhetik<br />
beson<strong>de</strong>rs bei <strong>de</strong>n noch jüngeren Frauen<br />
eine erhebliche Rolle spielt.<br />
Für das Jahr 2010 ist in Pontresina das<br />
zweite Swiss Symposium on Thyroid Eye<br />
Disease geplant, welches vor allem auch<br />
um die Aspekte Gr<strong>und</strong>lagenforschung im<br />
Bereich <strong>de</strong>r Autoimmunerkrankung erweitert<br />
wer<strong>de</strong>n wird. Es wäre sehr schön,<br />
bei diesem Anlass noch mehr Schweizer<br />
Augenärzte in Pontresina anzutreffen.<br />
Referenzen <strong>und</strong> Literatur<br />
1 Bartalena L, Bal<strong>de</strong>schi L, Dickinson A, Eckstein A,<br />
Kendall-Taylor P, Marcocci C, Mourits M, Perros P,<br />
Boboridis K, Boschi A, Currò N, Daumerie C,<br />
Kahaly GJ, Krassas GE, Lane CM, Lazarus JH, Marinò<br />
M, Nardi M, Neoh C, Orgiazzi J, Pearce S, Pinchera A,<br />
Pitz S, Salvi M, Sivelli P, Stahl M, von Arx G,<br />
Wiersinga WM; European Group on Graves’ Orbitopathy<br />
(EUGOGO). Consensus statement of the<br />
European Group on Graves’ orbitopathy (EUGOGO)<br />
on management of GO. Eur J Endocrinol 2008<br />
Mar;158(3):273–85.<br />
2 European Group on Graves’ Orbitopathy (EUGOGO),<br />
Wiersinga WM, Perros P, Kahaly GJ, Mourits MP,<br />
Bal<strong>de</strong>schi L, Boboridis K, Boschi A, Dickinson AJ,<br />
Kendall-Taylor P, Krassas GE, Lane CM, Lazarus JH,<br />
Marcocci C, Marino M, Nardi M, Neoh C, Orgiazzi J,<br />
Pinchera A, Pitz S, Prummel MF, Sartini MS,<br />
Stahl M, von Arx G. Clinical assessment of patients<br />
with Graves’ orbitopathy: the European Group<br />
on Graves’ Orbitopathy recommendations to<br />
generalists, specialists and clinical researchers.<br />
Eur J Endocrinol 2006 Sep;155(3):387–9.<br />
Autor:<br />
Dietmar W. Thumm<br />
Augenchirurgie FMH<br />
Bahnhofplatz 4 / PF 4844<br />
6002 Luzern<br />
Tel. 041 226 30 10, Fax 041 226 30 15<br />
dietmar.thumm@augentagesklinik.com<br />
W.M. Wiersinga, G.J. Kahaly: Graves’ Orbitopathy.<br />
Karger, 2007. 260 S., 83 Abb., 38 Tab.<br />
ISBN 978-3-8055-8342-8<br />
Das Buch führt von <strong>de</strong>n klinischen<br />
Zeichen über Epi<strong>de</strong>miologie, Pathogenese,<br />
Orbitale Bildgebung, Dif-<br />
ferentialdiagnose zur Therapie mit<br />
generellen <strong>und</strong> spezifischen Management-Plänen,<br />
inklusive Rehabilitative<br />
Chirurgie, Orbitale Dekompression,<br />
Augenmuskel- <strong>und</strong> Lidchirurgie. Spezielle<br />
Kapitel widmen sich <strong>de</strong>r <strong>Le</strong>bensqualität,<br />
atypischen Manifestationen,<br />
<strong>de</strong>r Problematik bei Kin<strong>de</strong>rn <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
sowie <strong>de</strong>r Prävention <strong>und</strong><br />
zukünftigen Entwicklungen. Die Kapitel<br />
wer<strong>de</strong>n mit praktischen Fragen<br />
eingeleitet, z.B. <strong>«</strong>Was ist wichtig, um<br />
Aktivität <strong>und</strong> Schweregrad zu unterschei<strong>de</strong>n,<br />
wenn ich <strong>de</strong>n Patienten evaluiere?»<br />
o<strong>de</strong>r <strong>«</strong>Ist Tabak schlecht für<br />
die EO?»<br />
Das Werk stellt das aktuelle Standardwerk<br />
zu allen Fragen <strong>de</strong>r TED dar. ddt<br />
282 <strong>ophta</strong> • 4|2008
KONGRESSE /CONGRES<br />
Moorfields International Glaucoma Symposium, 1 er –3ème février 2008<br />
Ioannis K. Petropoulos, Genève<br />
<strong>Le</strong> symposium international <strong>«</strong> Moor-<br />
fields International Glaucoma Symposium<br />
», organisé par l’hôpital<br />
<strong>ophta</strong>lmique Moorfields*, s’est tenu<br />
à Londres du 1 er au 3 février 2008.<br />
<strong>Le</strong>s séances scientifiques ont eu lieu<br />
du 2 au 3 février dans le bâtiment prestigieux<br />
du Royal College of Physicians,<br />
situé à proximité du Regent’s Park.<br />
<strong>Le</strong>s différents exposés du symposium<br />
ont touché <strong>de</strong>s thèmes d’actualité<br />
concernant le diagnostic, les nouvelles<br />
métho<strong>de</strong>s d’imagerie, et la prise en<br />
charge <strong>de</strong>s divers types <strong>de</strong> glaucome.<br />
<strong>Le</strong> diagnostic du glaucome<br />
Dans son discours inaugural, le Dr<br />
Richard Wormald a signalé les difficultés<br />
<strong>de</strong> la détection <strong>de</strong> nouveaux cas <strong>de</strong><br />
glaucome par les métho<strong>de</strong>s actuelles ;<br />
celles-ci, malgré une sensibilité et une<br />
spécificité élevées, présentent une valeur<br />
prédictive positive modérée. Comme<br />
résultat, le nombre <strong>de</strong>s cas non détectés<br />
est plus important que l’on imagine, et<br />
ce sont souvent les formes agressives qui<br />
échappent au screening. Une étu<strong>de</strong> randomisée<br />
pourrait démontrer si le screening<br />
actuel est utile pour sauver la vision<br />
ou s’il ajoute seulement à l’anxiété du<br />
patient.<br />
Ce sont souvent les formes<br />
agressives qui échappent au<br />
screening.<br />
<strong>Le</strong> Dr David Crabb a analysé l’effet <strong>de</strong>s<br />
altérations campimétriques sur les mouvements<br />
oculaires et la conduite automobile.<br />
Suite à une analyse par vidéo, il a<br />
démontré que les patients glaucomateux<br />
font plus <strong>de</strong> sacca<strong>de</strong>s et <strong>de</strong> mouvements<br />
<strong>de</strong> poursuite quand ils conduisent que<br />
les sujets normaux. En outre, les patients<br />
avec <strong>de</strong>s déficits campimétriques sont<br />
plus susceptibles à <strong>de</strong>s acci<strong>de</strong>nts <strong>de</strong> la voie<br />
publique. <strong>Le</strong>s avantages du test <strong>de</strong> l’intégration<br />
<strong>de</strong>s champs visuels <strong>de</strong>s <strong>de</strong>ux yeux<br />
pour i<strong>de</strong>ntifier les sujets <strong>de</strong> capacité diminuée<br />
pour conduire ont été présentés. 1<br />
<strong>Le</strong>s patients avec <strong>de</strong>s déficits<br />
campimétriques sont plus<br />
susceptibles à <strong>de</strong>s acci<strong>de</strong>nts <strong>de</strong> la<br />
voie publique.<br />
L’estimation du risque <strong>de</strong> cécité unilatérale<br />
chez les patients avec une hypertonie<br />
oculaire a fait l’objet <strong>de</strong> l’exposé du<br />
Professeur Roger Hitchings ; ce risque<br />
est <strong>de</strong> 1,5 % à 10,5 % pour les patients<br />
non traités et <strong>de</strong> 0,3 % à 2,4 % pour les<br />
patients traités, sur 15 ans. 2 En outre, le<br />
Dr Ted Garway-Heath a dénoncé certains<br />
mythes en relation avec le continuum<br />
du glaucome, comme par exemple<br />
l’hypothèse d’une atteinte préférentielle<br />
<strong>de</strong>s grands axones neuronaux, prouvée<br />
fausse par Yücel. 3 L’importance <strong>de</strong>s<br />
20 <strong>de</strong>grés centraux du champ visuel a<br />
pourtant été confirmée du fait que 50 %<br />
<strong>de</strong>s ganglions rétiniens se trouvent dans<br />
cette zone. Enfin, le Dr Garway-Heath a<br />
montré <strong>de</strong>s résultats expérimentaux intéressants<br />
concernant l’affection <strong>de</strong>s voies<br />
magno-, parvo-, et konio-cellulaires dans<br />
le noyau géniculé latéral et dans le cortex<br />
visuel lors <strong>de</strong> glaucome. 3<br />
<strong>Le</strong> Dr Patricio Schlottman a présenté les<br />
nouveautés concernant la tomographie à<br />
cohérence optique (OCT) utilisée dans le<br />
diagnostic du glaucome, et plus spécifiquement<br />
les avantages <strong>de</strong> l’intégration<br />
<strong>de</strong> la technologie du domaine spectral<br />
ou <strong>de</strong> l’analyse <strong>de</strong> Fourier. En effet, grâce<br />
à cette nouveauté, l’OCT <strong>de</strong> domaine<br />
spectral apporte aujourd’hui <strong>de</strong>s images<br />
65 fois plus rapi<strong>de</strong>s (d’environ 26 000 A-<br />
scans/sec), avec une résolution <strong>de</strong>ux fois<br />
plus élevée (à 5 μm actuellement), et avec<br />
moins d’artéfacts par rapport à l’OCT-3<br />
Stratus. Plus <strong>de</strong> détails et une meilleure<br />
définition <strong>de</strong>s couches rétiniennes sont<br />
ainsi apportés, ce qui permettrait une<br />
meilleure analyse <strong>de</strong>s altérations <strong>de</strong> la<br />
couche <strong>de</strong>s fibres nerveuses.<br />
<strong>Le</strong> Dr Ted Garway-Heath a fait un<br />
résumé <strong>de</strong>s différentes métho<strong>de</strong>s utilisées<br />
aujourd’hui pour le diagnostic précoce<br />
du glaucome (HRT, GDx, OCT pour<br />
la structure ; SAP ou standard automated<br />
perimetry, SWAP ou short-wavelength<br />
automated perimetry, FDT ou frequencydoubling<br />
technology perimetry, HPRP ou<br />
high-pass resolution perimetry pour la<br />
fonction). Ces tests semblent être complémentaires<br />
et aucun n’est 100 % sensible<br />
en cas <strong>de</strong> maladie présente. 4<br />
L’initiation du traitement antiglaucomateux<br />
et la réponse au<br />
traitement<br />
<strong>Le</strong> Dr Keith Barton a noté le besoin<br />
d’agir <strong>de</strong> façon plus réaliste quant à la<br />
réponse attendue. Il existe, en effet, <strong>de</strong>s<br />
patients nécessitant <strong>de</strong>s pressions intraoculaires<br />
(PIO) plus basses que la pression<br />
dite <strong>«</strong> cible » : leur glaucome continue à<br />
progresser tout en étant au niveau <strong>de</strong> la<br />
pression cible, et ce sont les patients les<br />
plus difficiles à traiter. Une efficacité et<br />
une tolérance maximales du traitement<br />
utilisé constituent le but thérapeutique<br />
pour ces patients.<br />
Quelques patients nécessitent<br />
les pressions intraoculaires (PIO)<br />
plus basses que la pression<br />
dite <strong>«</strong> cible ».<br />
<strong>Le</strong> Professeur Anastasios Konstas <strong>de</strong><br />
Thessaloniki est intervenu pour proposer<br />
une approche logique concernant<br />
l’initiation du traitement. Selon une méta<br />
analyse <strong>de</strong> la littérature, 5 le bimatoprost<br />
s’est avéré comme la préparation topique<br />
la plus efficace pour baisser la PIO,<br />
mais avec beaucoup d’effets secondaires.<br />
D’autre part, la dorzolami<strong>de</strong> est plus<br />
appropriée pour baisser la PIO pendant<br />
la nuit, contrairement à la brimonidine.<br />
Enfin, la combinaison fixe <strong>de</strong> dorzolami<strong>de</strong><br />
+ timolol a démontré une efficacité<br />
hypotonique sur 24 heures comparable<br />
à celle du latanoprost. 6 <strong>Le</strong> Prof. Konstas<br />
a par ailleurs rappelé l’importance <strong>de</strong><br />
l’adhérence du patient au traitement et a<br />
finalement proposé <strong>de</strong> baser la décision<br />
pour le traitement initial sur les données<br />
<strong>de</strong>s étu<strong>de</strong>s randomisées.<br />
Jamais oublier l’importance <strong>de</strong><br />
l’adhérence du patient !<br />
A cette occasion, le Dr Nicholas Strouthidis<br />
a décrit la méthodologie suivie<br />
dans l’hôpital Moorfields pour évaluer<br />
l’efficacité d’une thérapie anti-glaucomateuse.<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 283
KONGRESSE /CONGRES<br />
<strong>Le</strong> Dr Antoine Labbé <strong>de</strong> Paris a signalé<br />
l’importance <strong>de</strong>s modifications <strong>de</strong> la<br />
surface oculaire pour l’efficacité du traitement<br />
anti-glaucomateux. Une allergie<br />
(très fréquente), une sécheresse oculaire<br />
avec diminution du BUT, un pseudopemphigoï<strong>de</strong><br />
toxique, une cicatrisation<br />
sous-conjonctivale peuvent apparaître ;<br />
ils constituent <strong>de</strong>s problèmes significatifs<br />
aussi bien pour l’efficacité d’une trabéculectomie.<br />
Fait remarquable, le chlorure<br />
<strong>de</strong> benzalkonium, présent dans la plupart<br />
<strong>de</strong>s préparations topiques, augmente<br />
l’action pré-inflammatoire <strong>de</strong>s cellules<br />
conjonctivales et l’apoptose à la surface<br />
oculaire. 7<br />
<strong>Le</strong> Professeur Fred Fitzke a conclu par<br />
une <strong>de</strong>scription <strong>de</strong>s différentes chaînes<br />
<strong>de</strong> transmission visuelle <strong>de</strong>puis la rétine,<br />
notamment celles transmettant la perception<br />
<strong>de</strong>s couleurs et <strong>de</strong> la forme <strong>de</strong>s<br />
objets et celles responsables <strong>de</strong> la perception<br />
du mouvement. 8<br />
<strong>Le</strong>s facteurs <strong>de</strong> risque du<br />
glaucome, outre la PIO<br />
Dans son exposé, le Professeur Lutz Pillunat<br />
<strong>de</strong> Dres<strong>de</strong> a développé les mécanismes<br />
<strong>de</strong> la régulation du débit sanguin<br />
dans la tête du nerf optique ; il a ainsi<br />
mis en évi<strong>de</strong>nce l’importance <strong>de</strong> la baisse<br />
nocturne <strong>de</strong> la pression systémique dans<br />
la progression du glaucome. 9 En effet, la<br />
baisse <strong>de</strong> la pression systémique pendant<br />
la nuit diminue le débit sanguin vers la<br />
tête du nerf optique. Par ailleurs, les<br />
sujets sains ont la capacité d’autorégulation<br />
du débit sanguin <strong>de</strong> la tête du nerf<br />
optique, qui semble être altérée chez les<br />
glaucomateux. 10<br />
La baisse nocturne <strong>de</strong><br />
la pression systémique est<br />
importante dans la progression<br />
du glaucome.<br />
Sur le plan thérapeutique, l’inhalation<br />
<strong>de</strong> carbogène (95 % d’O2 + 5 % <strong>de</strong> CO2)<br />
pourrait être bénéfique pour améliorer<br />
les champs visuels chez certains patients<br />
avec glaucome à pression normale qui<br />
sont répondants au CO2 ; 11 ceci serait dû<br />
à une meilleure oxygénation <strong>de</strong> la tête<br />
du nerf optique liée à une vasodilatation<br />
grâce au CO2. 12 La nimodipine serait<br />
également d’utilité pour améliorer la<br />
fonction visuelle <strong>de</strong> ces patients grâce à<br />
ses propriétés vasodilatatrices. 13, 14 Enfin,<br />
la combinaison fixe <strong>de</strong> dorzolami<strong>de</strong> +<br />
timolol semble être capable d’augmenter<br />
le débit sanguin vers la tête du nerf optique,<br />
démontrant ainsi une action combinée<br />
hypotensive et hémodynamique. 15<br />
La combinaison fixe <strong>de</strong><br />
dorzolami<strong>de</strong> et timolol semble<br />
être capable d’augmenter le débit<br />
sanguin vers la tête du nerf<br />
optique, démontrant ainsi une<br />
action combinée hypotensive et<br />
hémodynamique.<br />
<strong>Le</strong> Dr James Tsai du Yale University<br />
School of Medicine a parlé sur les facteurs<br />
<strong>de</strong> risque cardiovasculaires et/ou<br />
provenant <strong>de</strong> la mo<strong>de</strong> <strong>de</strong> vie. Une variation<br />
circadienne marquée <strong>de</strong> la pression<br />
<strong>de</strong> perfusion oculaire est associée à une<br />
baisse nocturne <strong>de</strong> la pression systémique,<br />
16 et présente donc un risque élevé<br />
<strong>de</strong> glaucome à pression normale. 16, 17 En<br />
outre, un risque élevé <strong>de</strong> glaucome à pression<br />
haute est plutôt liée à une anamnèse<br />
cardiovasculaire positive, tandis qu’un<br />
risque élevé <strong>de</strong> glaucome à pression basse<br />
est plutôt associé à la présence d’une<br />
hypotension systémique. 18 Des exercices<br />
<strong>de</strong> type yoga avec inversion du corps 19 ou<br />
les cravates serrées 20 sont associés à <strong>de</strong>s<br />
PIO plus élevées. <strong>Le</strong> magnésium, le sel ou<br />
la fludrocortisone contre l’hypotension<br />
nocturne, et les anti-oxidants tels que le<br />
Gingko biloba, le chocolat noir, et les flavonoï<strong>de</strong>s<br />
polyphénoliques du thé, du café<br />
et du vin rouge, semblent protéger d’une<br />
progression du glaucome. 21<br />
Des exercices <strong>de</strong> type yoga avec<br />
inversion du corps ou les cravates<br />
serrées sont associés à <strong>de</strong>s PIO<br />
plus élevées.<br />
<strong>Le</strong> rôle <strong>de</strong> la neuro-protection dans le<br />
glaucome a été analysé par le Dr Keith<br />
Martin. Malgré <strong>de</strong>s résultats prometteurs<br />
démontrant l’efficacité <strong>de</strong> la mémantine<br />
pour diminuer les changements liées au<br />
glaucome expérimental chez le singe 22<br />
et pour protéger les neurones du noyau<br />
géniculé latéral, 23 les résultats <strong>de</strong> l’étu<strong>de</strong><br />
clinique multicentrique sur la mémantine<br />
administrée per os, annoncés le 31.01.08,<br />
étaient décourageants. Il est certes difficile<br />
<strong>de</strong> démontrer une neuro-protection<br />
chez l’humain. Pour l’avenir, <strong>de</strong>s métho<strong>de</strong>s<br />
plus sensibles pour détecter la progression<br />
du glaucome seront nécessaires,<br />
ainsi qu’i<strong>de</strong>ntifier <strong>de</strong> nouvelles cibles thérapeutiques,<br />
dans le but <strong>de</strong> rompre le lien<br />
entre le traumatisme axonal et la mort<br />
neuronale. La possibilité <strong>de</strong> remplacer<br />
les cellules ganglionnaires et la thérapie<br />
génique constituent <strong>de</strong>s pistes complémentaires<br />
à investiguer.<br />
A la fin <strong>de</strong> cette conférence, le Dr Debbie<br />
Kamal a développé la prise en charge du<br />
glaucome à pression normale dans l’hôpital<br />
Moorfields.<br />
Généralement, après une pério<strong>de</strong> <strong>de</strong> surveillance,<br />
les patients à risque élevé et<br />
ceux avec une progression documentée<br />
du champ visuel sont mis sous traitement.<br />
<strong>Le</strong>s prostaglandines sont préférées<br />
comme traitement initial, tandis que les<br />
bêtabloquants sont évités en raison <strong>de</strong><br />
leur effet négatif sur la pression <strong>de</strong> perfusion<br />
durant la nuit. <strong>Le</strong> traitement est<br />
d’abord essayé sur un œil. En cas <strong>de</strong> progression<br />
malgré le traitement, la PIO cible<br />
est mise plus bas et, s’il n’existe toujours<br />
pas <strong>de</strong> réponse, une chirurgie est envisagée.<br />
Comme traitements complémentaires,<br />
le Gingko biloba, <strong>de</strong>s anti-oxidants,<br />
et/ou la nimodipine sont utilisés.<br />
Dans l’hôpital Moorfields,<br />
comme traitements<br />
complémentaires, le Gingko<br />
biloba, <strong>de</strong>s anti-oxidants,<br />
et/ou la nimodipine sont utilisés.<br />
La chirurgie du glaucome et le<br />
traitement au laser<br />
<strong>Le</strong>s Drs Clive Migdal et James Tsai<br />
ont analysé la perspective britannique<br />
et américaine, respectivement, quant à<br />
l’utilisation du laser dans le traitement<br />
du glaucome. De son côté, le Dr Migdal<br />
a présenté les indications et les contreindications<br />
<strong>de</strong> l’application <strong>de</strong> la trabéculoplastie<br />
au laser au Royaume-Uni<br />
(Tableau 1). Quant aux résultats, la trabéculoplastie<br />
sélective (SLT) apporte une<br />
efficacité sur une année comparable à<br />
celle <strong>de</strong> la trabéculoplastie au laser argon<br />
(ALT) pour diminuer la PIO. 24 <strong>Le</strong> Dr<br />
Migdal a proposé pour la SLT <strong>de</strong>ux séances<br />
<strong>de</strong> traitement, sur 180 o chacune et<br />
284 <strong>ophta</strong> • 4|2008
KONGRESSE /CONGRES<br />
Tableau 1 Application <strong>de</strong> la trabéculoplastie au laser au Royaume-Uni.<br />
Indications<br />
– Glaucome primitif à angle ouvert<br />
– Glaucome pseudo-exfoliatif<br />
– Glaucome pigmentaire<br />
– Noirs (AGIS 2001 27 )<br />
Contre-indications<br />
– Glaucome uvéitique<br />
– Glaucome post-traumatique<br />
– Glaucome à angle étroit<br />
– Glaucome néovasculaire<br />
– Glaucome juvénile<br />
Situations appropriées<br />
– PIO non équilibrée par les médicaments<br />
– Contre-indications <strong>de</strong>s médicaments<br />
– Adhérence problématique (eg. personnes âgées)<br />
avec un intervalle <strong>de</strong> <strong>de</strong>ux semaines, sans<br />
sur-traiter et avec l’apraclonidine comme<br />
traitement <strong>de</strong> prévention contre les pics<br />
hypertensifs post-opératoires.<br />
Par ailleurs, d’après le Dr Tsai, la SLT est<br />
<strong>de</strong> plus en plus utilisée aux Etats-Unis,<br />
faute d’un énorme problème d’adhérence<br />
au traitement médicamenteux dans ce<br />
pays 25 mais en plus grâce aux résultats<br />
favorables démontrant une efficacité <strong>de</strong><br />
la SLT comparable à celle <strong>de</strong> l’ALT, aussi<br />
bien chez les patients déjà traités par ALT<br />
auparavant. 26 <strong>Le</strong> Dr Tsai a ainsi noté<br />
l’utilité <strong>de</strong> répéter ce traitement en cas <strong>de</strong><br />
besoin.<br />
Concernant le traitement chirurgical du<br />
glaucome pseudo-exfoliatif (PEX), le Professeur<br />
Anastasios Konstas a signalé que<br />
l’efficacité <strong>de</strong> la trabéculectomie diminue<br />
avec le temps, beaucoup plus vite qu’en<br />
cas <strong>de</strong> glaucome primitif à angle ouvert,<br />
<strong>de</strong> façon que plus <strong>de</strong> 40 % <strong>de</strong>s patients<br />
nécessitent un traitement médicamenteux<br />
après 4 ans. Il a attribué cette dif-<br />
férence à une composition différente <strong>de</strong><br />
l’humeur aqueuse et à une production<br />
élevée <strong>de</strong> TGFβ 1 chez les patients avec<br />
une PEX, ce qui augmenterait la cicatrisation<br />
post-opératoire chez ces <strong>de</strong>rniers<br />
patients. La sclérectomie profon<strong>de</strong> a par<br />
ailleurs un taux <strong>de</strong> réussite complète <strong>de</strong><br />
seulement 25 % après 30 mois. L’aspiration<br />
du trabéculum est une métho<strong>de</strong> prometteuse,<br />
28 surtout utilisée en combinaison<br />
avec une phacoémulsification. 29<br />
De nouvelles techniques chirurgicales<br />
du glaucome sont au cours <strong>de</strong> développement<br />
; les résultats préliminaires <strong>de</strong> dif-<br />
férents essais cliniques en cours ont été<br />
présentés. <strong>Le</strong> Dr Dilani Siriwar<strong>de</strong>na a<br />
parlé <strong>de</strong> l’étu<strong>de</strong> <strong>«</strong> Moreflow » ou <strong>«</strong> Moorfields<br />
5FU » et le Dr Ian Murdoch a<br />
décrit une étu<strong>de</strong> sur la bêta irradiation<br />
menée par l’hôpital Moorfields en collaboration<br />
avec un hôpital <strong>de</strong> l’Afrique du<br />
sud. <strong>Le</strong> Dr Sheng Lim a démontré l’utilité<br />
<strong>de</strong> différents types <strong>de</strong> valves dans le<br />
traitement du glaucome. <strong>Le</strong> Dr Barton<br />
Keith et le Dr Peng Khaw ont récapitulé<br />
le rôle actuel <strong>de</strong> la chirurgie du glaucome<br />
et ses perspectives pour l’avenir.<br />
<strong>Le</strong> glaucome pédiatrique<br />
En grosses lignes, le Dr Maria Papadopoulos<br />
a décrit l’approche <strong>de</strong> l’hôpital<br />
Moorfields en ce qui concerne le traitement<br />
du glaucome pédiatrique. Entre<br />
autres, elle a noté que les prostaglandines<br />
ne sont pas aussi efficaces chez les enfants<br />
que chez les adultes, et que l’apraclonidine<br />
est préférée à la brimonidine pour<br />
les enfants d’âge inférieur à 6 ans puisqu’elle<br />
ne traverse pas la barrière hématoencéphalique.<br />
<strong>Le</strong>s prostaglandines ne sont<br />
pas aussi efficaces chez les enfants<br />
que chez les adultes.<br />
Comme règle générale, un traitement<br />
topique constitue l’approche initiale,<br />
suivi dans les cas réfractaires d’un cycloaffaiblissement<br />
trans-scléral au laser<br />
dio<strong>de</strong> ; dans les échecs, la chirurgie avec<br />
l’utilisation d’une valve <strong>de</strong> drainage est<br />
envisagée.<br />
<strong>Le</strong> glaucome par fermeture <strong>de</strong><br />
l’angle<br />
<strong>Le</strong>s problèmes diagnostiques concernant<br />
la fermeture <strong>de</strong> l’angle ont été traités par<br />
le Dr Paul Foster. Dans ce contexte, il a<br />
été rapporté que seulement 30 à 40 % <strong>de</strong><br />
tous les cas <strong>de</strong> fermeture <strong>de</strong> l’angle chez<br />
les patients asiatiques sont symptomatiques.<br />
Par ailleurs, il est estimé que 22 %<br />
<strong>de</strong>s patients avec une suspicion <strong>de</strong> fermeture<br />
<strong>de</strong> l’angle vont développer une vraie<br />
fermeture <strong>de</strong> l’angle dans les 5 ans qui<br />
suivent, 30 et que 28 % <strong>de</strong>s patients avec<br />
une fermeture <strong>de</strong> l’angle vont développer<br />
un glaucome dans les 5 ans qui suivent.<br />
Pour ces <strong>de</strong>rniers cas, l’importance <strong>de</strong><br />
l’histopathologie du trabéculum a été<br />
mise en cause : en effet, une perte <strong>de</strong> cellules<br />
endothéliales et un processus réactif<br />
<strong>de</strong> cicatrisation est constaté loin <strong>de</strong>s sites<br />
<strong>de</strong>s synéchies visibles à la gonioscopie, 31<br />
<strong>de</strong> façon que l’évaluation gonioscopique<br />
ne suffise pas pour déterminer les altérations<br />
anatomiques chroniques <strong>de</strong> la fermeture<br />
<strong>de</strong> l’angle.<br />
<strong>Le</strong> Dr Winnie Nolan a présenté les résultats<br />
<strong>de</strong> son travail concernant la détection<br />
<strong>de</strong> la fermeture <strong>de</strong> l’angle par tomographie<br />
à cohérence optique (OCT) du<br />
segment antérieur versus gonioscopie :<br />
l’OCT du segment antérieur s’est avérée<br />
plus sensible et capable <strong>de</strong> détecter plus<br />
<strong>de</strong> cas <strong>de</strong> fermeture <strong>de</strong> l’angle. 32 Cependant,<br />
chez 28 % <strong>de</strong>s cas l’éperon scléral<br />
n’est pas visible. 33 En outre, une variabilité<br />
inter-observateur est notable, la<br />
visibilité <strong>de</strong>s quadrants supérieur et inférieur<br />
(où la fermeture est plus probable)<br />
est diminuée, 33 et la pénétration <strong>de</strong>rrière<br />
l’iris n’est pas satisfaisante. Donc, la<br />
gonioscopie reste la métho<strong>de</strong> standard<br />
pour visualiser les points <strong>de</strong> repère anatomiques<br />
<strong>de</strong> la fermeture <strong>de</strong> l’angle, mais<br />
l’OCT du segment antérieur a un rôle<br />
important pour confirmer le diagnostic<br />
et le mécanisme <strong>de</strong> fermeture et pour suivre<br />
<strong>de</strong> façon objective les changements<br />
anatomiques après traitement.<br />
<strong>Le</strong> Dr Guss Gazzard a récapitulé les<br />
traits principaux <strong>de</strong>s trois modalités<br />
thérapeutiques utilisées pour le glaucome<br />
par fermeture <strong>de</strong> l’angle (l’iridotomie,<br />
l’iridoplastie et l’extraction du<br />
cristallin) basé sur <strong>de</strong>s données bibliographiques.<br />
En conclusion, le symposium international<br />
<strong>«</strong> Moorfields International Glaucoma<br />
Symposium » a été reçu avec un intérêt<br />
particulier, ayant traité avec succès plusieurs<br />
thèmes d’actualité concernant le<br />
diagnostic, l’imagerie et le traitement<br />
du glaucome. <strong>Le</strong>s messages pour une<br />
meilleure prise en charge <strong>de</strong>s patients<br />
glaucomateux dans l’avenir étaient encourageants.<br />
286 <strong>ophta</strong> • 4|2008
KONGRESSE /CONGRES<br />
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of the scleral spur in anterior segment optical<br />
coherence tomography images. Arch Opththalmol<br />
2008;126:181–185.<br />
Correspondance :<br />
Dr Ioannis K. Petropoulos<br />
Centre Ophtalmologique<br />
<strong>de</strong> la Terrassière<br />
Rue <strong>de</strong> la Terrassière 31<br />
1207 Genève<br />
Tél. 022 7 35 48 33<br />
Fax 022 735 49 57<br />
ipetropoulos@cot-ge.ch<br />
* <strong>Le</strong> symposium était organisé par<br />
l’hôpital <strong>ophta</strong>lmique Moorfields et<br />
sponsorisé par MSD Ophthalmics.<br />
288 <strong>ophta</strong> • 4|2008
KONGRESSE /CONGRES<br />
Welche Keratoplastik ist die beste – lamellär o<strong>de</strong>r perforierend?<br />
Ronald D. Gerste, Gaithersburg<br />
Lamellär o<strong>de</strong>r perforierend? Bei <strong>de</strong>r Frage,<br />
welches Vorgehen bei <strong>de</strong>r Keratoplastik<br />
die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zukunft ist, stehen sich<br />
zwei Schulen leicht kontrovers gegenüber.<br />
Diesen Eindruck bekam <strong>de</strong>r Besucher <strong>de</strong>r<br />
Augenärztlichen Aka<strong>de</strong>mie Deutschland in<br />
Düsseldorf aus <strong>de</strong>n Referaten von Prof.<br />
Friedrich E. Kruse (Erlangen) <strong>und</strong> Prof.<br />
Thomas Reinhard (Freiburg) .<br />
Mit neuen Techniken zur posterioren lamellären<br />
Plastik sollen nach Prof. Kruses<br />
Einschätzung die prinzipiellen Risiken<br />
<strong>de</strong>r Chirurgie am offenen Auge ebenso<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n wie fa<strong>de</strong>nassoziierte<br />
Komplikationen. Das Arbeiten in einem<br />
geschlossenen System reduziert das Risiko<br />
expulsiver Blutungen <strong>und</strong> trägt zur<br />
schnelleren visuellen Rehabilitation bei<br />
– diese dauert Wochen, nicht Monate. Da<br />
keine Fa<strong>de</strong>nentfernung notwendig ist,<br />
kommt es auch nicht zur nennenswerten<br />
Refraktionsän<strong>de</strong>rung.<br />
Descemet Stripping Automated Endothelial<br />
Keratoplasty (DSAEK)<br />
Die erfolgversprechendste Technik <strong>de</strong>r<br />
posterioren lamellären Keratoplastik ist<br />
die Descemet Stripping Automated Endothelial<br />
Keratoplasty (DSAEK). Hierbei<br />
wird die Wirts-Descemetmembran isoliert<br />
durch <strong>«</strong>Descemetstripping» entfernt,<br />
die posteriore Spen<strong>de</strong>rlamelle mit <strong>de</strong>m<br />
Mikrokeratom gewonnen <strong>und</strong> dann en<br />
bloc in die Vor<strong>de</strong>rkammer transplantiert.<br />
Die DSAEK ist beson<strong>de</strong>rs<br />
geeignet bei Fuchs’scher<br />
Endotheldystrophie <strong>und</strong> pseudophaker<br />
bullöser Keratopathie.<br />
Die Metho<strong>de</strong> ist geeignet bei endothelialen<br />
Hornhauterkrankungen, die zur reversiblen<br />
Trübung <strong>de</strong>r Hornhaut durch Guttae<br />
<strong>und</strong> stromales o<strong>de</strong>r epitheliales Ö<strong>de</strong>m<br />
sowie dadurch zur Visusvermin<strong>de</strong>rung<br />
geführt haben. Dies gilt vor allem für die<br />
Fuchs’sche Endotheldystrophie <strong>und</strong> die<br />
pseudophake bullöse Keratopathie.<br />
Bei <strong>de</strong>r Fuchs’schen Dystrophie kann<br />
die DSAEK zusammen mit einer Keratoplastik<br />
als Tripel-Prozedur erfolgen. Die<br />
Hornhauttrübungen sollten sich noch in<br />
einem reversiblen Stadium befin<strong>de</strong>n, d.h.<br />
es sollten noch keine narbigen Sek<strong>und</strong>ärverän<strong>de</strong>rungen<br />
o<strong>de</strong>r ausge<strong>de</strong>hnte stromale<br />
Neovaskularisationen vorliegen.<br />
Weitere relative Kontraindikationen sind<br />
ein sehr junges Patientenalter, eine Aphakie<br />
(wegen <strong>de</strong>r Gefahr eines Flapverlustes<br />
nach posterior) <strong>und</strong> die Unfähigkeit <strong>de</strong>s<br />
Patienten, die postoperativ notwendige<br />
Rückenlage einzuhalten.<br />
Die DSAEK-Technik<br />
Die Gewinnung <strong>de</strong>s 14 bis 16 mm grossen<br />
korneoskleralen Spen<strong>de</strong>rgewebes erfolgt<br />
in einer künstlichen Vor<strong>de</strong>rkammerbank.<br />
Dort wird es mit einem <strong>«</strong>intraokularen»<br />
Druck von 60 mm Hg fixiert; mit<br />
einem Mikrokeratom wird das vor<strong>de</strong>re<br />
Stroma auf einer Dicke von ca. 350 μm<br />
entfernt. Das verbliebene Reststroma von<br />
etwa 150 μm Dicke wird unter Ansaugung<br />
mit niedrigem Vakuum mit einem<br />
Trepan <strong>de</strong>r Grösse 8 mm, 8,5 mm o<strong>de</strong>r 9<br />
mm ausgestanzt.<br />
Am Patienten wird ein korneoskleraler<br />
Tunnel auf einer Länge von 8 mm nasal<br />
präpariert. Mit einem 9 mm-Marker wird<br />
<strong>de</strong>r Durchmesser <strong>de</strong>r zu entfernen<strong>de</strong>n<br />
Descemet auf <strong>de</strong>r epithelialen Seite <strong>de</strong>r<br />
Hornhaut angezeichnet. Mit einer Art<br />
umgebogenem Schielhaken wird die Descemet<br />
zirkulär inzidiert <strong>und</strong> komplett<br />
abgelöst, was nach Prof. Kruses Erfahrungen<br />
auch bei ö<strong>de</strong>matös gequollenen<br />
Hornhäuten gut <strong>und</strong> meist in einem<br />
Stück gelingt.<br />
Der Korneoskleralschnitt wird auf seiner<br />
ganzen Länge erweitert <strong>und</strong> die posteriore<br />
Lamelle en bloc mit einer Vitrektomiepinzette<br />
in die Vor<strong>de</strong>rkammer gezogen,<br />
möglichst atraumatisch über eine Gleitschiene.<br />
Dann wird die posteriore Lamelle<br />
zentral im Bereich <strong>de</strong>r posterioren Hornhaut<br />
positioniert <strong>und</strong> mit einer Luftinjek-<br />
tion in die Vor<strong>de</strong>rkammer fixiert. Die<br />
korneoskleralen Öffnungen wer<strong>de</strong>n verschlossen,<br />
die Bin<strong>de</strong>haut wird readaptiert<br />
<strong>und</strong> die Luftfüllung <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer<br />
auf Transplantatgrösse reduziert.<br />
Am Operationstag sollte <strong>de</strong>r Patient Rückenlage<br />
einhalten, um ein Andrücken <strong>de</strong>r<br />
posterioren Lamelle zu ermöglichen. Zur<br />
Vermeidung eines Pupillarblockglaukoms<br />
sollte intraoperativ unbedingt eine chirurgische<br />
Iri<strong>de</strong>ktomie durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die postoperative Nachsorge besteht in<br />
<strong>de</strong>r systemischen Gabe von Steroi<strong>de</strong>n,<br />
Diamox <strong>und</strong> für 3 Tage Antibiotika. Lokal<br />
beschleunigen hypertone Augentropfen<br />
die Aufklarung <strong>de</strong>s Transplantats.<br />
Topische Steroi<strong>de</strong> müssen in allmählich<br />
absteigen<strong>de</strong>r Dosierung für min<strong>de</strong>stens<br />
ein Jahr fortgeführt wer<strong>de</strong>n, bei pseudophaken<br />
Patienten auch länger.<br />
Die Ergebnisse bei mehr als 300 DSAEK-<br />
Patienten (Price&Price, Ophthalmology<br />
2008) zeigten keine Än<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s sphärischen<br />
Äquivalentes zwischen prä- <strong>und</strong><br />
6 Monaten postoperativ. Die Flapdislokationsrate<br />
lag nach Kruse bei
KONGRESSE /CONGRES<br />
bezeichnete. Die Präparation mit <strong>de</strong>m<br />
Femtosek<strong>und</strong>enlaser kann zukünftig<br />
möglicherweise zu einer Minimierung <strong>de</strong>s<br />
postoperativen Astigmatismus beitragen.<br />
Entsprechen<strong>de</strong> Studien laufen <strong>de</strong>rzeit.<br />
Die PKP erzielt bei Fuchs-Endotheldystrophie<br />
<strong>und</strong> Keratokonus ein<br />
90% klares Transplantatüberleben<br />
bei hoher Patientenzufrie<strong>de</strong>nheit.<br />
Bei Keratokonus hat die PKP eine exzellente<br />
Prognose hinsichtlich klarem<br />
Transplantatüberleben <strong>und</strong> im Vergleich<br />
zu <strong>de</strong>n lamellären Verfahren im Hinblick<br />
auf die maximal erreichbare Sehschärfe,<br />
hier ist sie nach wie vor Goldstandard.<br />
An<strong>de</strong>rs mag es bei <strong>de</strong>r Fuchs’schen Endotheldystrophie<br />
aussehen, wo die lamellären<br />
Metho<strong>de</strong>n möglicherweise das<br />
Potenzial haben, die PKP bei ausschliesslich<br />
endothelialen Bef<strong>und</strong>en zu ersetzen.<br />
Längerfristige Ergebnisse zu dieser noch<br />
neuen Metho<strong>de</strong> stehen allerdings aus.<br />
Bei Risikosituationen nach Verätzung o<strong>de</strong>r<br />
wie bei <strong>de</strong>r Peters-Anomalie wird es nach<br />
Bei Keratokonus ist die<br />
PKP Goldstandard. Auch bei<br />
Verätzung <strong>und</strong> Peters-Anomalie<br />
bleibt sie indiziert.<br />
Reinhards Einschätzung in<strong>de</strong>s auch künf-<br />
tig nicht ohne die PKP gehen. Über <strong>de</strong>n<br />
endgültigen Erfolg <strong>de</strong>s Eingriffs entschei<strong>de</strong>t<br />
neben <strong>de</strong>r Operationstechnik auch ganz<br />
beson<strong>de</strong>rs die adäquate Nachbehandlung.<br />
Immunreaktionen vermei<strong>de</strong>n<br />
Zur Vermeidung von Immunreaktionen<br />
kann die I<strong>de</strong>ntifizierung von Patienten<br />
mit erhöhtem Abstossungspotential helfen.<br />
Einen Hinweis hierauf kann vor <strong>de</strong>r<br />
Keratoplastik die Messung <strong>de</strong>s aktiven<br />
TGF-β 2-Spiegels o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Konzentration<br />
an<strong>de</strong>rer Zytokine in <strong>de</strong>r Vor<strong>de</strong>rkammer<br />
geben.<br />
Nach <strong>de</strong>r Operation gibt es verschie<strong>de</strong>ne<br />
Optionen zur Vermeidung von Abstossungsreaktionen.<br />
Standard ist <strong>de</strong>rzeit<br />
die Applikation von 5 Steroidtropfen<br />
täglich <strong>und</strong> ausschleichend. Bei Steroidresponse<br />
kann alternativ Ciclosporin A<br />
2% bis zu viermal täglich appliziert wer<strong>de</strong>n,<br />
wobei für die Effektivität dieser<br />
Massnahme nach Keratoplastik <strong>de</strong>r Beweis<br />
nach wie vor aussteht.<br />
Neue lokale Massnahmen wie die lokale<br />
Applikation von Pimecrolimus (das <strong>de</strong>m<br />
Ciclosporin A in <strong>de</strong>r Wirksamkeit vergleichbar<br />
ist <strong>und</strong> beispielsweise als Salbe<br />
in <strong>de</strong>r Therapie <strong>de</strong>s atopischen Ekzems<br />
Verwendung fin<strong>de</strong>t) o<strong>de</strong>r von FK 506<br />
(Tacrolimus, das in <strong>de</strong>r Transplantationsmedizin<br />
u.a. nach <strong>Le</strong>ber- <strong>und</strong> Nierenübertragungen<br />
eingesetzt wird) müssen<br />
hinsichtlich ihrer Effektivität noch weiter<br />
evaluiert wer<strong>de</strong>n. Nach Standard-<br />
Keratoplastiken konnten in einer Pilotstudie<br />
mit lokalem FK506 bei r<strong>und</strong> 95%<br />
<strong>de</strong>r Patienten Abstossungen vermie<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n, dagegen nur bei etwa 80% in <strong>de</strong>r<br />
Kontrollgruppe mit lokalen Steroi<strong>de</strong>n.<br />
Wenn eine Abstossungsreaktion auftritt,<br />
lässt sich diese wahrscheinlich besser beherrschen,<br />
wenn die vor<strong>de</strong>re Augenkammer<br />
mit Steroi<strong>de</strong>n gespült wird. Hierbei<br />
darf die Neigung mancher Augen zu<br />
einem Druckanstieg nicht ausser Acht<br />
gelassen wer<strong>de</strong>n.
HISTOIRE<br />
A. Franceschetti (1896 –1968) Un hommage à mon père<br />
A. Franceschetti fut chef <strong>de</strong> service<br />
au Département d’Ophtalmologie <strong>de</strong><br />
Genève <strong>de</strong> 1933 à 1966 et parvint à lui<br />
conférer une renommée mondiale.<br />
Il n’était pas le premier <strong>de</strong> sa famille<br />
à avoir choisi l’<strong>ophta</strong>lmologie. Il avait<br />
en effet été précédé par sa mère, une<br />
<strong>de</strong>s premières femmes-mé<strong>de</strong>cin, qui<br />
avait pratiqué à Zurich au début du<br />
XX ème siècle. Elle s’était notamment<br />
occupée <strong>de</strong> dépistage visuel. Pour<br />
l’anecdote, j’ai moi-même occupé un<br />
poste similaire à Genève, au Service<br />
<strong>de</strong> Santé <strong>de</strong> la Jeunesse. J’appartiens<br />
donc la troisième génération. Mon fils<br />
Nicolas, qui travaille avec moi, en est<br />
la quatrième.<br />
A. Franceschetti (il fallait se gar<strong>de</strong>r<br />
d’utiliser son prénom Adolphe, qu’il<br />
détestait) est né le 11 octobre 1896.<br />
Il avait donc un pied dans le XIX ème<br />
siècle, mais sa carrière se fit au XX e<br />
siècle. Il survit dans le nôtre, au travers<br />
<strong>de</strong> la mémoire <strong>de</strong> ceux qui ont eu<br />
le privilège <strong>de</strong> le connaître.<br />
Dans cette présentation, j’aimerais<br />
essayer, à travers la figure <strong>de</strong> mon<br />
père, <strong>de</strong> définir ce qui fait un grand<br />
homme ou, si l’on préfère, ce qui fit <strong>de</strong><br />
lui un grand <strong>ophta</strong>lmologiste doublé<br />
d’un chef <strong>de</strong> service remarquable.<br />
Il faut d’abord une personnalité<br />
enthousiaste. Franceschetti était prêt<br />
à embrasser toute nouveauté utile, il<br />
était intéressé aux nouveaux aspects<br />
<strong>de</strong> la vie et <strong>de</strong> sa profession.<br />
Ensuite, il faut suffisamment <strong>de</strong><br />
confiance en soi et <strong>de</strong> générosité afin<br />
<strong>de</strong> ne pas craindre la concurrence <strong>de</strong><br />
ses collègues. Dans sa jeunesse, il avait<br />
vécu un exemple à ne pas suivre. Il<br />
avait commencé sa carrière auprès du<br />
Professeur Vogt <strong>de</strong> Zurich, un excellent<br />
<strong>ophta</strong>lmologue qui cependant ne<br />
pouvait tolérer l’idée qu’un collègue<br />
puisse un jour lui faire ombrage. C’est<br />
pourquoi il exigeait <strong>de</strong> ses assistants<br />
qu’ils signent un engagement <strong>de</strong> ne<br />
jamais s’installer en clientèle privée à<br />
Zurich.<br />
Fig. 1 Franceschetti arrive à Genève<br />
Franceschetti quitta donc Zurich pour<br />
Bâle, où il <strong>de</strong>vint chef <strong>de</strong> clinique. Son<br />
patron, Arthur Brückner, au moment<br />
d’accé<strong>de</strong>r au poste <strong>de</strong> Chef <strong>de</strong> Service,<br />
avait fait une déclaration péremptoire :<br />
<strong>«</strong> Maintenant que je suis professeur ,<br />
avait-il dit, geschlossen ist die Karriere<br />
», soit, en français, <strong>«</strong> ma carrière<br />
est close. » Franceschetti se trouva<br />
par conséquent à la tête du service à<br />
la place <strong>de</strong> son patron. Ce <strong>de</strong>rnier le<br />
chargea même <strong>de</strong> rédiger le chapitre<br />
Génétique et Ophtalmologie dans<br />
le traité allemand qui restera dans<br />
les annales comme le grand traité <strong>de</strong><br />
Schiek et Brückner. Brückner et Franceschetti<br />
travaillèrent en harmonie et<br />
leur service se développa.<br />
De cette expérience, Franceschetti<br />
tira une leçon importante qu’il mit en<br />
pratique dès son accession au professorat<br />
à Genève : il œuvra toujours avec<br />
l’idée que <strong>de</strong>s collaborateurs capables<br />
et plein d’avenir ne pourraient que<br />
contribuer au renom et à la réussite<br />
<strong>de</strong> son service. Il s’entoura ainsi <strong>de</strong><br />
spécialistes, <strong>de</strong>vint le maître d’une<br />
<strong>«</strong> école » d’<strong>ophta</strong>lmologie renommée,<br />
et c’est ainsi qu’il est resté dans nos<br />
mémoires.<br />
Lorsque survint la <strong>de</strong>uxième guerre<br />
mondiale et que les temps s’assombrirent<br />
pour <strong>de</strong> nombreux collègues juifs,<br />
il leur offrit une hospitalité généreuse,<br />
allant jusqu’à l’action concrète pour<br />
les ai<strong>de</strong>r. C’est ainsi qu’il sortit <strong>de</strong> ses<br />
propres mains le professeur Jacques<br />
Mawas <strong>de</strong> <strong>de</strong>ssous les barbelés à la<br />
frontière entre la Suisse et la France.<br />
Mawas était ron<strong>de</strong>let : tandis que le<br />
passeur le poussait d’un côté, Franceschetti<br />
le tirait <strong>de</strong> l’autre.<br />
La conséquence <strong>de</strong> ce geste, fut qu’il<br />
s’acquit la reconnaissance et la collaboration<br />
d’un grand pathologue <strong>ophta</strong>lmologique.<br />
Mawas développa sa<br />
spécialité à la clinique <strong>de</strong> Genève et<br />
l’enseigna à Jean Babel, qui succé<strong>de</strong>ra<br />
par la suite à Franceschetti à la chaire<br />
<strong>de</strong> Genève. Il semblerait d’ailleurs que<br />
Mawas poursuivit également une activité<br />
plus secrète, pendant toute la durée<br />
<strong>de</strong> la guerre. Bien <strong>de</strong>s années plus tard<br />
l’on découvrit, en effet, dans un coin<br />
oublié <strong>de</strong> son ancien laboratoire, un<br />
grand bocal <strong>de</strong> cyanure : Mawas préparait<br />
apparemment <strong>de</strong>s capsules <strong>de</strong><br />
cyanure pour les Résistants français.<br />
Parmi les collègues juifs qui travaillèrent<br />
avec Franceschetti durant<br />
la <strong>de</strong>uxième guerre mondiale, il faut<br />
aussi mentionner le français Jean<br />
Nordmann, qui avait réussi à envoyer<br />
ses bagages en Suisse par la Reichspost<br />
mais avait dû passer la frontière<br />
à pied, dans un coin dangereux <strong>de</strong>s<br />
montagnes du Jura. Un autre fut le<br />
milanais Valerio, que Franceschetti<br />
avait lui-même été extraire d’un camp<br />
<strong>de</strong> réfugiés. Ce foisonnement <strong>de</strong> collaborateurs<br />
entraîna une internationalisation<br />
du service <strong>de</strong> Genève et créa<br />
aussi <strong>de</strong>s liens personnels qui perdurent<br />
jusqu’à nos jours. J’ai gardé <strong>de</strong>s<br />
contacts <strong>de</strong> travail empreints d’affection<br />
avec le neveu <strong>de</strong> Jacques Mawas,<br />
Edy, et sa femme Jacqueline, tout <strong>de</strong>ux<br />
strabologues et contactologues.<br />
Un autre collègue accueilli par mon<br />
père fut Peter Halberg, un célèbre<br />
contactologue mort il y a quelques<br />
années. Halberg put quitter la Hongrie<br />
communiste en 1956 et venir à<br />
Genève, grâce à l’invitation <strong>de</strong> Franceschetti,<br />
qui l’avait remarqué comme<br />
que pionnier <strong>de</strong> la photographie dia-<br />
296 <strong>ophta</strong> • 4|2008
HISTOIRE<br />
gnostique. De Genève, Halberg partit<br />
ensuite pour les États-Unis où il fit<br />
une carrière brillante.<br />
Nous voyons ainsi que Franceschetti<br />
était un homme ouvert, qui recherchait<br />
la collaboration <strong>de</strong>s gran<strong>de</strong>s personnalités<br />
<strong>de</strong> son époque. J’aimerais<br />
néanmoins insister sur l’intérêt qu’il<br />
portait aux représentants <strong>de</strong>s nouvelles<br />
générations <strong>de</strong> mé<strong>de</strong>cins. Voici une<br />
anecdote qui m’a été relatée récemment<br />
: mon père avait comme assistant<br />
un réfugié iranien, qui travaille encore<br />
aujourd’hui à Genève. Un jour, le chef<br />
<strong>de</strong> la Police secrète du Shah d’Iran se<br />
présenta à la Clinique d’<strong>ophta</strong>lmologie<br />
pour y être traité. Selon l’usage, Franceschetti<br />
envoya son premier assistant<br />
commencer la consultation. <strong>Le</strong><br />
ministre se rebiffa, refusant <strong>de</strong> se faire<br />
examiner par un ennemi du régime.<br />
Furieux, Franceschetti le convoqua<br />
dans son bureau et lui signifia sans<br />
ménagement que le mé<strong>de</strong>cin mis en<br />
cause était son meilleur assistant : si<br />
le ministre ne souhaitait pas être examiné<br />
par lui, il pouvait tout aussi bien<br />
s’en aller. <strong>Le</strong> ministre resta. Il eut par<br />
la suite besoin d’être opéré. Pendant<br />
l’intervention, pratiquée en anesthésie<br />
locale, Franceschetti lui dit qu’il serait<br />
bon que le gouvernement iranien<br />
octroie une bourse à ce jeune homme<br />
si talentueux. Et, comme par miracle,<br />
l’assistant obtint cette bourse.<br />
Troisièmement, pour faire un grand<br />
homme, il faut un esprit novateur qui<br />
ne redoute pas le changement. Dans<br />
les années quarante, chose inouïe, il<br />
nomma au poste <strong>de</strong> chef <strong>de</strong> clinique le<br />
Dr. Vera Bischler, la préférant à Jean<br />
Babel. Il s’agissait d’une femme exceptionnelle<br />
qui avait travaillé avec le<br />
célèbre généticien genevois Guyénot,<br />
l’un <strong>de</strong>s pionniers <strong>de</strong> cette science. Par<br />
la suite, elle <strong>de</strong>vint la responsable <strong>ophta</strong>lmologique<br />
du Service <strong>de</strong> Santé <strong>de</strong> la<br />
Jeunesse, un poste que j’ai également<br />
occupé.<br />
Fig. 2 Caricature <strong>de</strong> Franceschetti par<br />
Dubois-Poulsen (1935)<br />
Quatrièmement, il faut une capacité <strong>de</strong><br />
travail exceptionnelle, bien au-<strong>de</strong>ssus<br />
la normale. Franceschetti travaillait<br />
dans son service le matin, rentrait<br />
déjeuner à la maison, puis voyait ses<br />
patients privés tout au long <strong>de</strong> l’aprèsmidi<br />
dans son cabinet médical à l’étage<br />
en-<strong>de</strong>ssous <strong>de</strong> son appartement. Après<br />
un dîner rapi<strong>de</strong> et une petite sieste, il<br />
retournait à la clinique et passait la<br />
soirée à préparer ses communications<br />
scientifiques.<br />
Il y travaillait avec un assistant ou bien<br />
l’un <strong>de</strong> ses collaborateurs, toujours en<br />
présence <strong>de</strong> sa secrétaire perpétuelle,<br />
Lise Mayor, qui le suivit pendant toute<br />
sa carrière. Ma<strong>de</strong>moiselle Mayor était<br />
connue pour son cycle <strong>de</strong> sommeil<br />
inversé, car elle continuait à travailler<br />
au plus profond <strong>de</strong> la nuit bien après<br />
le départ du patron. Elle finissait les<br />
documents, préparait les diapositives,<br />
puis allait se coucher à son tour. <strong>Le</strong><br />
len<strong>de</strong>main, Franceschetti pouvait se<br />
rendre à sa communication avec ses<br />
papiers scientifiques soigneusement<br />
rangés dans sa célébrissime <strong>«</strong> mappe »,<br />
ce mot allemand qu’il utilisait pour<br />
désigner la grosse serviette qui le suivait<br />
partout. Elle contenait tous ses<br />
dossiers en cours.<br />
Un autre aspect est qu’il faut connaître<br />
plusieurs langues. Comme il avait<br />
grandit à Zurich, ses premières langues<br />
avaient été l’allemand et le suisse-allemand.<br />
Il parlait évi<strong>de</strong>mment le français,<br />
l’italien puisque son père avait<br />
émigré en Italie et ma mère était italienne,<br />
et enfin l’anglais par nécessité<br />
scientifique, tout cela imprégné d’un<br />
fort accent zurichois.<br />
<strong>Le</strong> suisse-allemand mérite quelques<br />
commentaires à part, car c’est l’un <strong>de</strong>s<br />
éléments essentiel <strong>de</strong> la vie helvétique,<br />
parlé par trois-quarts <strong>de</strong> la population.<br />
Lorsque Franceschetti faisait<br />
ses recherches en génétique, il allait<br />
rechercher <strong>de</strong>s cas intéressants dans<br />
les régions rurales <strong>de</strong> Suisse. Sans<br />
le suisse-allemand, il lui aurait été<br />
impossible <strong>de</strong> reconstituer les nombreux<br />
arbres généalogiques qui firent<br />
l’objet <strong>de</strong> ses publications. Il disait<br />
volontiers : <strong>«</strong> une fois que vous êtes<br />
assis à la cuisine avec la famille, vous<br />
saurez tout d’eux, s’ils ont un problème<br />
oculaire, mental ou autre, car c’est là<br />
qu’ils gar<strong>de</strong>nt leurs enfants. »<br />
Il prépara un long rapport sur la<br />
génétique, qu’il présenta au premier<br />
congrès international d’Opthalmologie<br />
qui se tint après la guerre, à<br />
Londres, en 1950. Il fut le fondateur<br />
<strong>de</strong>s congrès internationaux <strong>de</strong> génétique<br />
ainsi que membre <strong>de</strong>s groupes<br />
<strong>de</strong> travail en Neuro-opthalmologie<br />
et Neuro-génétique <strong>de</strong> la Fédération<br />
internationale <strong>de</strong> Neurologie.<br />
Dans les années soixante, il écrivit<br />
avec Waar<strong>de</strong>nburg Genetics and<br />
Ophthalmology, une œuvre en <strong>de</strong>ux<br />
volumes, qu’il se proposait <strong>de</strong> compléter<br />
par un troisième sur les dégénérescences<br />
tapéto-rétiniennes. En<br />
1963, avec François et Babel, il rédigea,<br />
sur ce sujet, un rapport <strong>de</strong>stiné<br />
à la Société française d’Ophtalmologie.<br />
Au moment <strong>de</strong> son décès, une<br />
<strong>de</strong>uxième édition <strong>de</strong> Genetics and<br />
Ophthalmology était en préparation.<br />
Je la terminai et ce volume <strong>de</strong>vint, <strong>de</strong><br />
facto, le troisième <strong>de</strong> la série.<br />
Un autre aspect intéressant d’un grand<br />
<strong>ophta</strong>lmologue est le <strong>«</strong> networking »,<br />
ce mot d’aujourd’hui qui désigne une<br />
réalité qui n’est pas nouvelle. Franceschetti<br />
voyait le patient comme un tout<br />
et, pour le traiter, il impliquait toutes<br />
les spécialités médicales. Il travaillait<br />
en étroite collaboration avec ses collègues<br />
<strong>de</strong> Genève, le Professeur Bamat-<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 299
HISTOIRE<br />
Fig. 3 Franceschetti peint par Benoit di<br />
Stetto (1953)<br />
ter, pédiatre, le Professeur <strong>de</strong> Morsier,<br />
neurologue, les professeurs Bickel et<br />
Mach, les <strong>de</strong>ux grands maîtres <strong>de</strong>s<br />
services <strong>de</strong> mé<strong>de</strong>cine, Klein le généticien,<br />
mais aussi avec <strong>de</strong>s mé<strong>de</strong>cins<br />
privés comme Brocher le radiologue,<br />
et Barazzone le généraliste.<br />
Il visitait d’abord un patient dans son<br />
propre cabinet au 3 <strong>de</strong> l’avenue <strong>de</strong><br />
Miremont ; il <strong>de</strong>mandait ensuite, lorsque<br />
cela s’avérait nécessaire, <strong>de</strong>s examens<br />
complémentaires dans le service<br />
d’<strong>ophta</strong>lmologie et chez les spécialistes<br />
d’autres branches <strong>de</strong> la mé<strong>de</strong>cine.<br />
<strong>Le</strong>s assistants se faisaient ainsi quelque<br />
argent avec ces examens. Puis l’on<br />
arrivait à la discussion finale du cas<br />
dans la célèbre <strong>«</strong> chambre verte », une<br />
petite pièce peinte en vert, où se poussaient<br />
et pressaient tous les assistants,<br />
avec le patient assis à la lampe-à-fente.<br />
La tradition voulait que ce soit l’assistant<br />
qui avait fait les examens complémentaires<br />
à présenter le cas. À ce propos,<br />
quelqu’un m’a récemment raconté<br />
l’anecdote suivante : l’assistant venait<br />
<strong>de</strong> présenter une longue série <strong>de</strong> diagnostics<br />
marqués sur une feuille <strong>de</strong><br />
papier. Franceschetti l’écoutait parler,<br />
en approuvant <strong>de</strong> la tête : <strong>«</strong> oui, oui..<br />
oui, oui », tout en rayant chaque diagnostic<br />
<strong>de</strong> la liste. Plus tard, l’assistant<br />
reçut une liste <strong>de</strong> travaux à lire pour<br />
compléter ses connaissances.<br />
<strong>Le</strong>s cours cliniques dispensés dans<br />
la chambre verte étaient réellement<br />
incomparables, puisque non seulement<br />
ils faisaient intervenir un patient<br />
réel, mais ils étaient truffés <strong>de</strong> nouvelles<br />
et <strong>de</strong> détails provenant <strong>de</strong> congrès<br />
ou <strong>de</strong> publications récentes (parfois<br />
même <strong>de</strong> nouvelles sportives ou<br />
familiales). C’était <strong>de</strong> l’enseignement<br />
au sens le plus strict du terme ainsi<br />
qu’une expérience inoubliable pour<br />
assistants et collaborateurs. Car Franceschetti<br />
recevait et traitait les cas les<br />
plus extraordinaires <strong>de</strong> l’époque en<br />
génétique et en <strong>ophta</strong>lmologie.<br />
Il fut l’<strong>ophta</strong>lmologue <strong>de</strong> nombreux<br />
personnages illustres, telle que l’exreine<br />
d’Italie, qui résidait à Genève.<br />
Rois, prési<strong>de</strong>nts et ministres défilaient<br />
dans la salle d’attente <strong>de</strong> son service.<br />
Parfois, c’était lui qui était invité à se<br />
rendre dans les pays <strong>de</strong> ces personnalités.<br />
Je me rappelle du moment où<br />
il refusa <strong>de</strong> se rendre en Haïti pour<br />
examiner le dictateur Duvallier. Il<br />
se rendit en revanche en Roumanie<br />
dans les années cinquante, alors qu’il<br />
n’existait pas <strong>de</strong> relations diplomatiques<br />
ni d’échanges avec ce pays du<br />
bloc communiste. Ce fut pour y visiter<br />
le grand violoniste Enescu. Après la<br />
consultation, quand on lui <strong>de</strong>manda<br />
ses honoraires, il donna la liste <strong>de</strong>s<br />
ressortissants suisses encore retenus<br />
dans le pays <strong>de</strong>puis la fin <strong>de</strong> la guerre.<br />
Tous purent quitter la Roumanie.<br />
Ensuite, pour avoir du succès comme<br />
chef <strong>de</strong> service, il faut savoir générer<br />
un esprit <strong>de</strong> corps dans une équipe,<br />
ce qui nécessite un investissement<br />
personnel. Franceschetti l’avait bien<br />
compris. Il veillait à ce qu’il y ait toujours<br />
une série d’évènements sociaux<br />
impliquant ses collaborateurs, afin<br />
que ceux-ci puissent le rencontrer en<br />
<strong>de</strong>hors du travail ou parfois même au<br />
cours <strong>de</strong> celui-ci.<br />
A l’époque, le service d’<strong>ophta</strong>lmologie<br />
avait un système d’appel <strong>de</strong>s patients<br />
par <strong>de</strong>s numéros qui s’affichaient sur<br />
un tableau électrique. <strong>Le</strong> numéro 13<br />
signifiait qu’il fallait tout abandonner<br />
sur-le-champ et qu’il y avait <strong>de</strong>s petits<br />
gâteaux à la bibliothèque. Celle-ci était<br />
le centre vital du service. <strong>Le</strong> matin,<br />
après les opérations, Franceschetti<br />
venait y prendre son thé. La table était<br />
immense et pouvait accommo<strong>de</strong>r au<br />
moins six personnes <strong>de</strong> chaque côté.<br />
C’était l’occasion <strong>de</strong>s questions et<br />
réponses. Franceschetti trônait d’un<br />
côté avec sa secrétaire Lise Mayor, qui<br />
prenait <strong>de</strong>s notes pour pouvoir exécuter<br />
les décisions. <strong>Le</strong>s hôtes s’asseyaient<br />
du même côté que le patron.<br />
Une fois par année, à l’approche <strong>de</strong><br />
Noël, il donnait une gran<strong>de</strong> soirée à<br />
la maison pour l’ensemble du personnel<br />
du service. Il tenait absolument à<br />
organiser les tables – cela se faisait par<br />
un tirage au sort – <strong>de</strong> telle façon que<br />
les maris et leurs femmes ne puissent<br />
jamais se voir durant le dîner.<br />
Il y avait un ca<strong>de</strong>au pour chacun, ainsi<br />
qu’un ca<strong>de</strong>au tout spécial accompagné<br />
d’une lettre qu’il fallait lire en public –<br />
une blague, bien sûr. Par exemple, qui<br />
arrivait toujours en retard, se voyait<br />
offrir l’horaire <strong>de</strong>s trams envoyé par<br />
le Directeur <strong>de</strong>s transports publics en<br />
personne et ainsi <strong>de</strong> suite.<br />
Après dîner, il y avait la danse. Un<br />
assistant qui ne savait pas danser ne<br />
pouvait trouver place dans le service.<br />
Franceschetti adorait danser mais<br />
aussi jouer du piano.<br />
Fig. 4 Caricature <strong>de</strong> Kit-Kat (1957)<br />
300 <strong>ophta</strong> • 4|2008
HISTOIRE<br />
Au temps <strong>de</strong> sa jeunesse à Zurich,<br />
il avait été invité à toutes les soirées<br />
avec mission <strong>de</strong> les faire démarrer. Il<br />
avait le secret d’une boisson spéciale,<br />
appelée <strong>«</strong> baule », qui permettait <strong>de</strong><br />
boire sans s’enivrer. Il la préparait <strong>de</strong><br />
ses mains. <strong>Le</strong>s dames s’agglutinaient<br />
autour <strong>de</strong> lui pour écouter ses blagues,<br />
dont il était intarissable.<br />
A Zurich, il appartenait à la célèbre<br />
guil<strong>de</strong> <strong>«</strong> Meise ». Du balcon du superbe<br />
bâtiment <strong>de</strong> cette corporation, en face<br />
<strong>de</strong> la cathédrale, Churchill, à la fin <strong>de</strong><br />
la guerre, avait prononcé son fameux<br />
discours sur l’Europe. En tant que<br />
membre <strong>de</strong> la guil<strong>de</strong>, chaque année<br />
à l’occasion du <strong>«</strong> Sechseläuten », la<br />
fête zurichoise <strong>de</strong> la fin <strong>de</strong> l’hiver, il<br />
défilait en cortège, chapeau haut-<strong>de</strong>forme<br />
sur la tête, dirigeant le groupe<br />
<strong>de</strong>s enfants.<br />
Pour un être généreux et plein <strong>de</strong> ressources<br />
comme lui – son surnom était<br />
Jupiter – il fallait une femme toujours<br />
prête à préparer ses valises. Mon père<br />
ne les préparait jamais : même en<br />
voyage il s’arrangeait pour trouver<br />
quelqu’un qui se dévoue à cette tâche.<br />
Sa propre femme était aussi toujours<br />
prête à être la maîtresse <strong>de</strong> maison<br />
<strong>de</strong> ses nombreuses réceptions. Il était<br />
d’ailleurs d’usage que chaque visiteur<br />
<strong>de</strong> la clinique soit invité à déjeuner à la<br />
maison, et c’était toujours à l’improviste.<br />
C’est grâce au sens <strong>de</strong> l’hospitalité<br />
<strong>de</strong> mes parents que j’ai pu rencontrer<br />
tous les grands <strong>ophta</strong>lmologues <strong>de</strong><br />
l’époque. Lorsque je vois le nom d’un<br />
<strong>ophta</strong>lmologue ou <strong>de</strong> l’instrument<br />
qui lui est lié, je peux généralement<br />
lui associer un visage familier. Ce<br />
qui est peut-être à l’origine <strong>de</strong> mon<br />
intérêt pour l’histoire <strong>de</strong> l’<strong>ophta</strong>lmologie.<br />
Il a quelques années, j’ai présenté<br />
une recherche sur l’<strong>ophta</strong>lmologie<br />
et la génétique à Genève durant la<br />
<strong>de</strong>uxième guerre mondiale et les <strong>de</strong>ux<br />
décennies qui ont suivi. Je me suis<br />
posé la question <strong>de</strong> savoir pourquoi<br />
Genève, qui était à l’époque la Mecque<br />
<strong>de</strong> la mé<strong>de</strong>cine, n’est plus aujourd’hui<br />
dans les premières places.<br />
Ma conclusion a été que<br />
l’Université <strong>de</strong> Genève avait<br />
alors eu la chance <strong>de</strong> compter<br />
sur <strong>de</strong>s personnalités<br />
exceptionnelles. Elle leur<br />
avait offert la possibilité<br />
d’enseigner. Aujourd’hui,<br />
au nom d’une égalité mal<br />
comprise qui est en réalité<br />
<strong>de</strong>venu une médiocratie,<br />
ils n’auraient jamais fait <strong>de</strong><br />
carrière.<br />
Quel est l’héritage <strong>de</strong> l’immense<br />
travail <strong>de</strong> Franceschetti?<br />
Environ un millier d’articles<br />
écrits par moitié sous<br />
son nom et par moitié<br />
sous celui <strong>de</strong> ses collaborateurs. Aux<br />
congrès, il ne ratait jamais une occasion<br />
<strong>de</strong> discuter une communication.<br />
Dès qu’il levait la main, le conférencier<br />
du moment commençait à se<br />
préoccuper. Car Franceschetti savait<br />
recalculer rapi<strong>de</strong>ment les statistiques<br />
sur un bout <strong>de</strong> papier et, si jamais il s’y<br />
était glissé une erreur, il ne manquait<br />
pas <strong>de</strong> mettre le doigt <strong>de</strong>ssus !<br />
Je tiens à rappeler ici la citation favorite<br />
<strong>de</strong> mon ancien maître Burian,<br />
mon mentor. Il aimait à répéter que<br />
<strong>«</strong> l’originalité est l’ignorance <strong>de</strong> la<br />
littérature ». Franceschetti, lui, ne<br />
publiait jamais un travail scientifique<br />
avant d’avoir procédé à un examen<br />
très attentif <strong>de</strong> la bibliographie.<br />
Sa bibliothécaire, Madame Revillod<br />
(qui était issue <strong>de</strong> la famille qui avait<br />
offert le terrain pour la construction<br />
le Palais <strong>de</strong>s Nations à Genève,<br />
aujourd’hui siège <strong>de</strong> l’Office européen<br />
<strong>de</strong>s Nations Unies), était connue pour<br />
ne jamais accepter la moindre information<br />
sans l’avoir vérifiée <strong>de</strong> ses<br />
propres yeux. Elle avait coutume <strong>de</strong><br />
répéter <strong>«</strong> Je dois toucher la preuve ! ».<br />
Franceschetti, avant <strong>de</strong> citer un article,<br />
<strong>de</strong>vait l’avoir vu, d’où la qualité <strong>de</strong><br />
ses bibliographies. Nordmann, dans sa<br />
nécrologie <strong>de</strong> Franceschetti, affirme<br />
que c’est à cause <strong>de</strong> lui que les éditeurs<br />
sont aujourd’hui si rigi<strong>de</strong>s avec<br />
les bibliographies. J’étais si convaincu<br />
<strong>de</strong> l’importance d’une bibliographie<br />
rigoureuse, qu’après la parution <strong>de</strong> ma<br />
Fig. 5 A. Franceschetti avec H. M. Burian<br />
thèse sur la maladie <strong>de</strong> Fabry, j’annonçai<br />
que j’offrirais un bon dîner à quiconque<br />
trouverait un travail sur cette<br />
maladie ne figurant pas dans la bibliographie.<br />
J’attends toujours.<br />
Cet hommage ne serait pas complet<br />
si je ne disais pas que mon père était<br />
un grand collectionneur. Lorsque<br />
l’administration hospitalière refusa<br />
d’acquérir un certain nombre <strong>de</strong><br />
séries médicales, il commença sa propre<br />
bibliothèque, connue aujourd’hui<br />
sous le nom <strong>de</strong> Bibliothèque Professeur<br />
Franceschetti. Nous sommes à la<br />
recherche d’un sponsor qui offrirait<br />
une place à cette bibliothèque et lui<br />
assurerait un avenir.<br />
En plus <strong>de</strong>s publications médicales,<br />
il collectionnait aussi <strong>de</strong>s livres d’art,<br />
<strong>de</strong>s timbres et <strong>de</strong>s tableaux.<br />
J’ai essayé <strong>de</strong> brosser les traits plus<br />
marquants <strong>de</strong> la personnalité <strong>de</strong> mon<br />
père, le professeur Franceschetti.<br />
Pour moi, il fut l’exemple du grand<br />
homme : un lea<strong>de</strong>r toujours prêt à<br />
prendre <strong>de</strong> nouveaux chemins, débordant<br />
<strong>de</strong> vie, vivant pleinement, et<br />
désireux <strong>de</strong> partager son savoir et ses<br />
intérêts avec tous ; et pourtant tendre<br />
au <strong>de</strong>dans, voire timi<strong>de</strong>. Mon espoir<br />
est que l’Université <strong>de</strong> Genève puisse<br />
trouver à l’avenir d’autres hommes tels<br />
que lui.<br />
Albert Franceschetti<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 301
<strong>ophta</strong>SZENE<br />
Ein gutes Jahr für die Ophthalmologie in Genf<br />
Gleich mehrere Erfolgsmeldungen<br />
kommen dieses Jahr vom Service<br />
d’Ophtalmologie in Genf: Im Februar<br />
wur<strong>de</strong> vom Team um Professor Avinoam<br />
Safran <strong>und</strong> Dr. Joel Salzmann die erste<br />
künstliche Retina in Europa implantiert.<br />
Dr. Tarek Shaarawy wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r<br />
American Aca<strong>de</strong>my of Ophthalmology mit<br />
<strong>de</strong>m American Aca<strong>de</strong>my of Ophthalmogy<br />
Achievement Award 2009 geehrt. Prof.<br />
Pournaras publizierte <strong>de</strong>n Bericht <strong>de</strong>r<br />
Französischen Gesellschaft für Ophthalmologie,<br />
<strong>und</strong> noch in diesem Jahr wird<br />
Dr. Shaarawy ein <strong>Le</strong>hrbuch zum Glaukom<br />
in zwei Bän<strong>de</strong>n mit 130 Kapiteln herausgeben.<br />
Im Februar gelang an <strong>de</strong>n Abteilungen<br />
für Neuroophthalmologie <strong>und</strong> Retinologie<br />
die erste europäische Implantation<br />
<strong>de</strong>s SecondSight Argus II Epiretinal<br />
Implantat bei einem blin<strong>de</strong>n Patienten<br />
mit Retinitis Pigmentosa (am SOG-<br />
Kongress in Interlaken wer<strong>de</strong>n die Ergebnisse<br />
vorgestellt). Der Patient war<br />
<strong>de</strong>r erste, <strong>de</strong>r für eine Multicenter-Realisierbarkeitsstudie<br />
rekrutiert wur<strong>de</strong>;<br />
die Studie läuft aktuell.<br />
Das Implantat soll <strong>de</strong>n Blin<strong>de</strong>n zu<br />
mehr Autonomie verhelfen, in<strong>de</strong>m sie<br />
Formen, Objekte <strong>und</strong> Plätze erkennen<br />
können <strong>und</strong> sich so sicherer bewegen<br />
können. Eine auf einer Brille montierte<br />
Kamera liefert Informationen an das<br />
Implantat. Der Implantation gingen<br />
zehn Jahre intensiver Forschung<br />
in Genf, vernetzt<br />
mit Wissenschaftlern in<br />
Paris <strong>und</strong> <strong>de</strong>n USA, voraus.<br />
Die American Aca<strong>de</strong>my<br />
of Ophthalmology<br />
zeichnet jährlich Wissenschaftler<br />
aus, die hinsichtlich<br />
ihrer Signifikanz<br />
<strong>und</strong> ihrer Quantität<br />
in hohem Mass zum wissenschaftlichen<br />
Kongressprogramm<br />
beitragen. Die Auszeichnung ging<br />
nicht das erste Mal in die Schweiz:<br />
Auch Prof. André Mermoud, Privatdozent<br />
Dr. Carl Herbort <strong>und</strong><br />
Privatdozent Dr. Thomas Wolfensberger<br />
hatten ihn bereits erhalten – ein<br />
Hinweis darauf, wie aktiv Schweizer<br />
Ophthalmologen zu diesem Forum<br />
beitragen. Üblicherweise dauert es 10–15<br />
Jahre, bis die hohe Messlatte <strong>de</strong>r AAO<br />
für die Auszeichnung erreicht ist. Dr.<br />
Shaarawy berichtete, dass er erstmals<br />
im Jahr 2000 zum wissenschaftlichen<br />
Programm <strong>de</strong>r AAO beitrug. Wir beglückwünschen<br />
ihn zu diesem Erfolg.<br />
Seine bei<strong>de</strong>n grossen Interessengebiete,<br />
mit <strong>de</strong>nen er auch an <strong>de</strong>n AAO-<br />
Kongressen an die Öffentlichkeit tritt,<br />
sind die Forschung <strong>und</strong> auch die Ausbildung<br />
<strong>de</strong>r Teilnehmer auf <strong>de</strong>m Gebiet<br />
<strong>de</strong>r Glaukomchirurgie sowie die<br />
globale Glaukom-Belastung.<br />
Das <strong>Le</strong>hrbuch zum Glaukom gibt<br />
Tarek Shaarawy, <strong>de</strong>r lange mit Professor<br />
Flammer in Basel sowie mit<br />
Professor Mermoud in Lausanne gearbeitet<br />
hat <strong>und</strong> jetzt im 5. Jahr <strong>Le</strong>iter<br />
<strong>de</strong>r Glaukomabteilung in Genf ist,<br />
mit einem Team von international<br />
herausragen<strong>de</strong>n Kollegen heraus: mit<br />
Mark B. Sherwood, Roger A. Hitchings<br />
<strong>und</strong> Jonathan G. Crowston<br />
(Sa<strong>und</strong>ers Elsevier).<br />
Über 400 Autoren aus allen Gegen<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r Welt trugen dazu bei, <strong>und</strong><br />
noch nie wur<strong>de</strong> das Thema Glaukom<br />
so <strong>de</strong>tailliert aufgearbeitet. Das zweibändige<br />
Werk wird noch dieses Jahr<br />
erscheinen <strong>und</strong> soll das Referenz.–<br />
<strong>Le</strong>hrbuch zum Thema Glaukom wer<strong>de</strong>n.<br />
Es reiht sich in eine ganze Serie<br />
von <strong>Le</strong>hrbüchern Genfer Provenienz<br />
ein, zu <strong>de</strong>nen auch das in französischer<br />
Sprache erschienene Werk<br />
von Prof. Safran gehört. UNo<br />
Innovator’s <strong>Le</strong>cture über Crosslinking<br />
Die American Society of Cataract and<br />
Refractive Surgery ehrt jährlich eine<br />
Persönlichkeit, <strong>de</strong>ren innovative I<strong>de</strong>en<br />
für Augenärzte <strong>und</strong> ihre Patienten be<strong>de</strong>utsam<br />
sind. Dieses Jahr wur<strong>de</strong><br />
Prof. Theo Seiler, IROC in Zürich, die<br />
Ehre zuteil, die mit dieser Auszeichnung<br />
verb<strong>und</strong>ene Charles D. Kelman<br />
Innovator’s <strong>Le</strong>cture zu halten.<br />
Sein Vortrag trug <strong>de</strong>n Titel The Stony<br />
Way of Development of a Clinical<br />
Procedure – Collagen Cross Linking.<br />
Prof. Seiler skizzierte die drei Phasen<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung einer Innovation:<br />
die präklinischen Experimente, die<br />
beim Collagen Cross Linking (CXL)<br />
von 1996 bis 2003 dauerten, die Pilotphase<br />
(von 1999 bis zur Publikation<br />
im Jahr 2003) <strong>und</strong> die Phase <strong>de</strong>r prospektiven<br />
Studien, die 2005 begann.<br />
Heute sind etliche Studien unterwegs<br />
(siehe <strong>ophta</strong> 3/2008). Bis zur Realisierung<br />
<strong>de</strong>s CXL beim Patienten waren<br />
jedoch nicht nur Laborarbeiten <strong>und</strong><br />
tierexperimentelle Studien notwendig,<br />
son<strong>de</strong>rn auch die Motivation von<br />
Mitarbeitern, das Vertrautwer<strong>de</strong>n mit<br />
einer neuen I<strong>de</strong>e <strong>und</strong> das Überwin<strong>de</strong>n<br />
regulatorischer Schwierigkeiten,<br />
berichtete Prof. Seiler.<br />
Der Laureat studierte Medizin, Mathematik<br />
<strong>und</strong> Physik in Hei<strong>de</strong>lberg <strong>und</strong><br />
Berlin. Seine beruflichen Stationen<br />
waren Berlin, Dres<strong>de</strong>n als <strong>Le</strong>iter <strong>de</strong>r<br />
Abteilung für Ophthalmologie <strong>und</strong><br />
Zürich. Die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Crosslinkings<br />
fin<strong>de</strong>t jetzt auch in <strong>de</strong>r Schweiz<br />
allmählich mehr Verbreitung. UNo<br />
Crosslinking: Applikation <strong>de</strong>r Riboflavintropfen<br />
auf die abradierte Hornhaut<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 303
<strong>ophta</strong>SZENE<br />
Neuer Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s IMCLC<br />
(International Medical Contact <strong>Le</strong>ns Council)<br />
Nach je<strong>de</strong>m Internationalen Kongress<br />
beginnt die Zeit eines neuen<br />
Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r IMCLC. Dr. Albert<br />
Franceschetti wur<strong>de</strong> zum neuen<br />
Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r International Contact<br />
<strong>Le</strong>ns Society gewählt. Die Gesellschaft<br />
besteht <strong>de</strong>rzeit aus vier<br />
Mitglie<strong>de</strong>rn:<br />
• ECLSO (European Contact <strong>Le</strong>ns<br />
Society of Ophthalmologists)<br />
• JCLS (Japanese Contact <strong>Le</strong>ns<br />
Society, die letztes Jahr ihr 50-<br />
jähriges Bestehen feierte)<br />
• CLAO (the Contact <strong>Le</strong>ns Association<br />
of Ophthalmologists, USA)<br />
• SOBLEC (Society Ophthalmolgists<br />
of Brazil for Contact <strong>Le</strong>ns).<br />
Weitere Gesellschaften sollen hinzu<br />
kommen.<br />
Der IMCLC organisiert für <strong>de</strong>n<br />
Weltkongress das Programm über<br />
Kontaktlinsen <strong>und</strong> Refraktion. Dr.<br />
Franceschetti bereitete das Programm<br />
für Sao Paulo 2006 <strong>und</strong><br />
Hong Kong 2008 vor <strong>und</strong> wird auch<br />
für das Programm in Berlin planen.<br />
Dort fin<strong>de</strong>t vom 5. bis zum 9.<br />
Juni 2010 <strong>de</strong>r nächste Weltkongress<br />
statt.<br />
Das jeweilige Programm bietet die<br />
aktuellste Information über wichtige<br />
Themen zur Kontaktologie an.<br />
Der International Medical Contact<br />
<strong>Le</strong>ns Council arbeitet immer mit<br />
einem Vize-Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s jeweiligen<br />
Gastlan<strong>de</strong>s, für 2010 mit Frau<br />
Dr. Gudrun Bischoff, Hamburg. UNo<br />
... <strong>und</strong> zum Schluss<br />
Ein aufmerksamer Kongressbeobachter<br />
berichtete vom World Ophthalmology<br />
Congress in Hong Kong,<br />
dass <strong>de</strong>r ehemalige Basler <strong>und</strong> Zürcher<br />
Augenarzt Prof. emer. Bal<strong>de</strong>r<br />
Gloor nach Swaziland ausgewan<strong>de</strong>rt<br />
ist. Wir fügen ein Dokument bei. Sofern<br />
er dort Zugang zu seinen Mails<br />
hat, ist er noch über seine bekannte<br />
Adresse bgloor@access.unizh.ch erreichbar.<br />
(Nein, er hat dort keine refraktive<br />
Klinik eröffnet.) UNo<br />
Aktuelle CD als Informationsquelle <strong>und</strong> zum Selbststudium<br />
Structure meets Function: OCT and Electrophysiology<br />
von Hannes G.H. Wildberger, Universitätsaugenklinik Zürich USZ<br />
Anlässlich <strong>de</strong>s 30-Jahre-Jubiläums als<br />
Konsiliararzt für Elektrophysiologie<br />
an <strong>de</strong>r Universitätsaugenklinik Zürich<br />
USZ wur<strong>de</strong> diese CD vom Autor rechtzeitig<br />
auf die Jahresversammlung <strong>de</strong>r<br />
SOG 2008 in Interlaken fertiggestellt.<br />
Sie gibt eine Übersicht über die aktuellsten<br />
elektrophysiologischen Metho<strong>de</strong>n<br />
mit gleichzeitiger Darstellung <strong>de</strong>r<br />
dazugehören<strong>de</strong>n strukturellen Verän<strong>de</strong>rungen<br />
im OCT.<br />
Anhand zahlreicher klinischer Beispiele<br />
wer<strong>de</strong>n Bef<strong>und</strong>e bei Makulaerkrankungen,<br />
bei retinalen Erkrankungen<br />
am hinteren Augenpol, bei<br />
Sehnervenerkrankungen, bei psychogenen<br />
Sehstörungen <strong>und</strong> schliesslich<br />
bei strabologischen Amblyopien dargestellt.<br />
Die Fallberichte beruhen hauptsächlich<br />
auf OCT-Bef<strong>und</strong>en, welche<br />
während <strong>de</strong>r letzten drei Jahre an <strong>de</strong>r<br />
Universitäts-Augenklinik USZ erhoben<br />
<strong>und</strong> vergleichend elektrophysiologisch<br />
untersucht wur<strong>de</strong>n. Technische<br />
<strong>und</strong> diagnostische Tricks, Fallgruben<br />
<strong>und</strong> Fehlinterpretationen ebenso wie<br />
differentialdiagnostische Lösungen<br />
bei <strong>«</strong>normalem» F<strong>und</strong>usaspekt wer<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>monstriert.<br />
Der begleiten<strong>de</strong> Text ist in englischer<br />
Sprache abgefasst. Die CD wird kostenlos<br />
abgegeben, an <strong>de</strong>r SOG Interlaken<br />
o<strong>de</strong>r direkt bei Hannes Wildberger, wo<br />
sie per e-mail o<strong>de</strong>r SMS angefor<strong>de</strong>rt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Die CD entstand mit<br />
logistischer Begleitung durch die Universitäts-Augenklinik<br />
USZ Zürich. Die<br />
technische Herstellung <strong>de</strong>r CD wur<strong>de</strong><br />
ermöglicht durch die Unterstützung<br />
von Seiten <strong>de</strong>r Firmen Allergan AG,<br />
Bausch & Lomb Swiss AG <strong>und</strong> Novartis<br />
Ophthalmics Pharma Schweiz AG,<br />
<strong>de</strong>nen an dieser Stelle gedankt sei.<br />
PD Dr. Hannes G.H. Wildberger<br />
Univ.–Augenklinik USZ<br />
Frauenklinikstrasse 24, 8091 Zürich<br />
eyemile@bluewin.ch<br />
mobile für SMS: +41 79 442 22 14<br />
Prof. Ivan O. Haefliger<br />
neuer Vertreter <strong>de</strong>r SOG<br />
in <strong>de</strong>r SOE<br />
Am SOE Council Meeting<br />
vom 17. Mai 2008 in Dubrovnik<br />
wur<strong>de</strong> Prof. Ivan O. Haefliger<br />
zum Nachfolger von Prof.<br />
Körner als neuer Vertreter <strong>de</strong>r<br />
SOG gewählt.<br />
Prof. Ivan O. Haefliger<br />
nouveau représentant <strong>de</strong> la<br />
SSO à la SOE<br />
A l’assemblée du conseil <strong>de</strong><br />
la SOE du 17 mai 2008 le Prof.<br />
Ivan O. Haefliger a été élu<br />
successeur du Prof. Körner<br />
comme représentant <strong>de</strong> la SSO.<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 305
ophtART<br />
Dr. Faried Esmail<br />
Vita<br />
Dr. med. Faried Esmail ist am 5. 6.<br />
1956 in Kabul/Afghanistan geboren.<br />
Als 10-Jähriger kam er in die Schweiz,<br />
besuchte Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> Gymnasium<br />
im Kanton Zug, welche er mit<br />
<strong>de</strong>r Matura Typ B 1976 abschloss.<br />
Anschliessend ging’s gleich weiter mit<br />
<strong>de</strong>m Medizinstudium an <strong>de</strong>r Universität<br />
Zürich.<br />
1981 erhielt er das Baarer Bürgerrecht,<br />
1983 absolvierte er das Staatsexamen,<br />
1984 schliesslich folgte die Heirat, aus<br />
welcher zwei Kin<strong>de</strong>r hervorgingen.<br />
Nach einigen Praxisvertretungen <strong>und</strong><br />
eineinhalb Jahren Innerer Medizin in<br />
Zug folgte <strong>de</strong>r Einstieg in die Ophthalmologie<br />
in Zürich unter Professor<br />
Witmer <strong>und</strong> später unter Professor<br />
Gloor, 1½ Jahre verbrachte er in Luzern<br />
unter Priv.Doz. Dr. Schipper.<br />
Im April 1990 schloss <strong>de</strong>r Kollege die<br />
Ausbildung mit <strong>de</strong>m Diplom zum<br />
Facharzt Ophthalmologie <strong>und</strong> Ophthalmochirurgie<br />
ab.<br />
Anfänglich praktizierte Dr. Esmail in<br />
Wä<strong>de</strong>nswil <strong>und</strong> operierte in Thalwil,<br />
1995 zog es ihn in seine <strong>«</strong>alte Heimat»,<br />
<strong>und</strong> er verlegte die Praxis nach Zug.<br />
Aktuell ist er Belegarzt in <strong>de</strong>r Andreasklinik<br />
<strong>und</strong> im Augencenter Talwiesen<br />
Zürich <strong>und</strong> in einer sehr schönen, mit<br />
seinen eigenen Bil<strong>de</strong>rn ausgestatteten<br />
Praxis in einer mo<strong>de</strong>rnen Überbauung<br />
tätig.<br />
Pinctura<br />
Schon in <strong>de</strong>r Schulzeit ent<strong>de</strong>ckte Faried<br />
Esmail <strong>de</strong>n visuellen Überhang<br />
unseres Sinnessystems, er konnte<br />
sich alles besser merken, was er mit<br />
<strong>de</strong>n Augen erfasste. Die Freu<strong>de</strong> am<br />
Zeichnen entwickelte sich vor allem<br />
im Gymnasium. Sein Zeichenlehrer<br />
Otto Hellmüller, selbst Kunstmaler,<br />
regte ihn gar zum Besuch <strong>de</strong>r Kunstgewerbeschule<br />
an, überzeugt von seinem<br />
Talent. Der Wunsch Medizin zu<br />
studieren war aber grösser, er wollte<br />
schon als Kind immer Arzt wer<strong>de</strong>n.<br />
So blieb es beim Skizzieren <strong>und</strong> Ausprobieren<br />
<strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Maltechniken.<br />
Das meiste eignete sich Esmail<br />
autodidaktisch an. Während <strong>de</strong>r Stu-<br />
dienzeit besuchte er an <strong>de</strong>r ETH Akt-<br />
Mal-Kurse, auch während Nachtwachen<br />
<strong>und</strong> in <strong>de</strong>r Assistentenzeit begleiteten<br />
ihn Stifte, Farben <strong>und</strong> kleine<br />
<strong>Le</strong>inwän<strong>de</strong> in die Dienstzimmer. Heute<br />
darf er ein Atelier sein eigen nennen, wo<br />
er nach Herzenslust malen kann, ohne<br />
die Familie zu stören, welche <strong>de</strong>s Farben-<br />
<strong>und</strong> Terpentingeruches im Laufe<br />
<strong>de</strong>r Zeit etwas überdrüssig wur<strong>de</strong>.<br />
Faried Esmail ist ein ewig Suchen<strong>de</strong>r.<br />
Das Malen hilft ihm, das <strong>Le</strong>ben besser<br />
in <strong>de</strong>n Griff zu bekommen, wie er sich<br />
selbst ausdrückt. Es zählt <strong>de</strong>r kreative<br />
Moment. Innere Spannung <strong>und</strong> Freu<strong>de</strong>,<br />
ja Begeisterung, die unter <strong>de</strong>m<br />
Operationsmikroskop entsteht, breitet<br />
sich auch vor <strong>de</strong>r leeren <strong>Le</strong>inwand<br />
aus, <strong>und</strong> es ist in bei<strong>de</strong>n Fällen faszinierend,<br />
das Werk im Entstehungsprozess<br />
zu begleiten <strong>und</strong> befriedigt<br />
das Resultat zu begutachten.<br />
Seine Themenwahl ist vielfältig, <strong>und</strong><br />
doch gibt es immer wie<strong>de</strong>rkehren<strong>de</strong><br />
Motive wie die Augen – nach Esmail<br />
das grösste Geschenk <strong>de</strong>r Natur -, Gesichter,<br />
Pflanzen, Vögel als Symbol<br />
<strong>de</strong>r Freiheit, Landschaften sowie organisches<br />
<strong>Le</strong>ben.<br />
ddt<br />
Korrespon<strong>de</strong>nz an:<br />
Dr. med. Faried Esmail<br />
Feldhof 7<br />
6300 Zug<br />
Tel 041 710 33 43<br />
Fax 041 710 31 23<br />
<strong>ophta</strong> • 4|2008 313