umed info 10 - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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Senkpiel, Biologische Innenraumbelastung Umed Info <strong>10</strong><br />
verbunden. Die Erfassung von wieder anzüchtbaren<br />
Sporen (quantitative kulturelle<br />
Methode) und nicht anzüchtbaren Pilzsporen<br />
(Sporenimpaktion auf beschichtete<br />
Objektträger und Auszählung unter dem<br />
Mikroskop) ist für eine Gesamtbeurteilung<br />
sinnvoll. Durch Einsatz von miniaturisierten<br />
personengebundenen bzw. wohnraumbezogenenLuftfiltrationskeimsammler<br />
bei relativ geringem Ansaugvolumenstrom<br />
und Laufzeiten von ca. 8 Stunden<br />
können für Schimmelpilzsporen Tagesmittelwerte<br />
erhoben werden.<br />
Kontaminationsparameter:<br />
Oberflächenmaterialprobe- (kultureller<br />
Nachweis) und Oberflächenkontaktprobenahmen<br />
(mikroskopischer Direktnachweis)<br />
geben nach Differenzierung darüber Auskunft,<br />
ob es sich um Spezies mit allergischen,<br />
toxischen oder pathogenen Wirkungen<br />
handelt.<br />
Die im Staub sedimentierten und in der<br />
Regel lebensfähigen Sporen geben Auskunft<br />
über die Langzeitkontamination mit<br />
Schimmelpilzen. Die Gefahr einer Remobilisation<br />
ist bei hoher Kontamination des<br />
Hausstaubes gegeben, wenn Kleinkinder<br />
auf dem Fußboden spielen und somit in<br />
besonderer Weise exponiert werden können.<br />
Erfahrungs- bzw. Orientierungswerte<br />
zur wohnhygienischen Bewertung<br />
Die aus der täglichen Praxis gestellte Forderung<br />
nach einer gesundheitsbezogenen<br />
Richtwertfestlegung von aerogenen<br />
Schimmelpilzsporen in der Raumluft ist<br />
äußerst schwierig und von komplexer Natur.<br />
Erfahrungswert:<br />
Eine wohnhygienische Abklärung des belasteten<br />
Innenraumes (unabhängig von<br />
der Jahreszeit) wird erforderlich, wenn die<br />
aerogene mesophile Schimmelpilzpopulation<br />
der intramuralen Mischflora > <strong>10</strong>0<br />
KBE/m³ über einer zeitgleich gemessenen<br />
unbelasteten Außenluft liegt.<br />
Es ist unumstritten, dass in der sog. „kälteren<br />
Jahreszeit“ die höchste Keimexposition<br />
in Feuchte belasteten Innenräumen<br />
auftreten, hingegen in der „wärmeren Jahreszeit“<br />
in Abhängigkeit von der pflanzlichen<br />
Vegetationsperiode höhere Keimex-<br />
positionen in der Außenluft nachzuweisen<br />
sind. Bei der Festlegung von Orientierungswerten<br />
muss daher die saisonale Abhängigkeit<br />
berücksichtigt werden.<br />
Winterhalbjahr:<br />
Unsere in Raum Lübeck und Umgebung<br />
durchgeführten Untersuchungen ergaben<br />
im Winterhalbjahr (I. u. IV. Quartal zusammengefasst)<br />
eine Innenraumluftbelastung<br />
von 3848 KBE/m³ (arithm, M. ; n =<br />
82). Im Vergleich zum zeitgleich erfassten<br />
unbelasteten Außenluftwert* von 250<br />
KBE/m³ lag durchschnittlich eine ca.<br />
12fache Erhöhung der Pilzsporenkonzentration<br />
in der Innenraumluft vor.<br />
Sommerhalbjahr:<br />
Im Sommerhalbjahr (II. u. III. Quartal zusammengefasst)<br />
liegt normalerweise keine<br />
intramurale Vegetationsperiode der<br />
Schimmelpilze im Innenraum vor. Die relativ<br />
hohen Außenlufttemperaturen verhindern<br />
eine Taupunkttemperatur-Unterschreitung.<br />
Des weiteren muss auch das<br />
veränderte Lüftungsverhalten in der wärmeren<br />
Jahreszeit berücksichtigt werden,<br />
so dass bei unseren Untersuchungen eine<br />
mittlere Schimmelpilz - Sporenkonzentration<br />
von 762 KBE/m³ (n = 29) bestimmt<br />
wurde. Das arithmetische Mittel der unbelasteten<br />
Außenluft lag bei 537 KBE/m³.<br />
Durch folgende Ausnahmesituationen<br />
können auch im Sommerhalbjahr extreme<br />
Keimexpositionen auftreten: Defekte Gebäudeaußenhüllen,<br />
defekte Bodenplatten,<br />
Wasser- bzw. Abwasser-Rohrbrüche<br />
[21a].<br />
Ganzjähriger Orientierungswert für<br />
Aspergillen:<br />
Da die Aspergillen ganzjährig mit Maxima<br />
im III. und IV. Quartal unabhängig von der<br />
pflanzlichen Vegetationsperiode auftreten,<br />
ist die Angabe eines ganzjährigen Orientierungswertes<br />
sinnvoll. Im Hinblick der<br />
medizinischen Relevanz (Infektionsrisiko)<br />
wird die bei allen Warmblütern<br />
(Mensch/Tier) adaptierte Temperatur von<br />
36± 1°C als Bebrütungstemperatur für<br />
thermotolerante Spezies gewählt. Die unter<br />
thermotoleranten Bedingungen anzüchtbaren<br />
Spezies sind in gesundheitlicher<br />
Hinsicht strenger zu bewerten als<br />
Spezies, die nur unter mesophilen Bedin-<br />
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