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umed info 10 - Öffentlicher Gesundheitsdienst

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Senkpiel, Biologische Innenraumbelastung Umed Info <strong>10</strong><br />

Biologische Innenraumbelastung<br />

Bewertung von feuchte- und schimmelpilzbelasteten Wohnungen<br />

Zusammenfassung<br />

Zur Risikoabschätzung mikrobiologischer<br />

Belastungen in Innenräumen können folgende<br />

Empfehlungen und Orientierungswerte<br />

aus folgenden Dokumenten herangezogen<br />

werden:<br />

Kanadische Public Health Arbeitsgruppe<br />

[22]. Bericht des WHO-Meeting in Rautavaara<br />

zum Thema : Indoor air quality: biological<br />

contaminants [8]. Guidlines der<br />

ACGIH = American Conference of Governmental<br />

Industrial Hygienists [1]. Europäisches<br />

Gemeinschaftsobjekt, Report No.<br />

12: Biological Particles in Indoor Environments<br />

(EUR 14988 EN) [23]. Kommission<br />

Innenraumlufthygiene des Umweltbundesamtes<br />

[ 9].<br />

Ein rechtsverbindliches Regelwerk speziell<br />

für die Durchführung der Messung und<br />

Bewertung von Schimmelpilzen in Innenräumen<br />

gibt es derzeit in der Bundesrepublik<br />

Deutschland nicht. Daher wird für die<br />

Erfassung und Bewertung von mikrobiellen<br />

Luftschadstoffen ein pragmatisches<br />

Vorgehen mittels Erfahrungs- bzw. Orientierungswerten<br />

empfohlen. Nach einem<br />

Erfahrungswert, der unabhängig von der<br />

Jahreszeit gilt, ist eine wohnhygienische<br />

Abklärung der Innenraumemissionsquelle<br />

vorzunehmen, wenn die mesophile<br />

Schimmelpilzmischpopulation ≥ <strong>10</strong>0<br />

KBE/m³ über einer unbelasteten Außenluft<br />

liegt [11,19]. Für die sog. „kältere Jahreszeit“<br />

(I. u. IV. Quartal) kann für unsere<br />

Breiten ein vorläufiger Orientierungswert<br />

von ~ 250 KBE/m³ (mesophile Mischpopulation;<br />

DG18-Agar, 22± 2°C) herangezogen<br />

werden. Bedingt durch das veränderte<br />

Lüftungsverhalten (verstärktes Hineinlüften<br />

von phylloplanen Schimmelpilzen)<br />

kann für schimmelpilzbelastete<br />

Wohnungen in der sog. „wärmeren Jahreszeit“<br />

(II. u. III. Quartal) ein vorläufiger<br />

Orientierungswert von ~ 500 KBE/m³<br />

(mesophile Mischpopulation) angegeben<br />

werden. Für die wichtigsten Aspergillusarten,<br />

die unter thermotoleranten Bedingungen<br />

anzüchtbar sind (DG18 bzw. MEA,<br />

K. Senkpiel<br />

36± 1°C), wird ein vorläufiger Orientierungswert<br />

von ~ 50 KBE/m³ empfohlen<br />

[5].<br />

Einleitung<br />

Klagen über Schimmelpilzbefall in Innenräumen<br />

nehmen zu. Besonders durch die<br />

teilweise nachgebesserten Wärmedämmungen<br />

im Altbau und die nachträglich<br />

eingesetzten dichten Fenster machen sich<br />

Wärmebrücken, Ausstattungs- und Beheizungs-<br />

sowie Belüftungsfehler bemerkbar,<br />

die früher bei besserer natürlicher Lüftung<br />

nicht auftraten [18]. Feuchtenbelastungen<br />

in Innenräumen können durch bauliche<br />

und wohnbedingte Umstände auftreten. Zu<br />

nennen wären: Wärmebrücken, falsche<br />

Grundrissgestaltung, fehlerhafte und<br />

falsch platzierte Heizungskörper, zu geringer<br />

Luftwechsel, zu geringer Fugendurchlasskoeffizient<br />

der Fenster, defekte Gebäudeaußenhülle,<br />

fehlerhafte Wärmedämmungs-<br />

u. Isolierungsmaßnahmen, ungenügende<br />

Wärmespeicherkapazität der<br />

Bauteile. Für den Erdbodenbereich sind zu<br />

nennen: Fehlerhafte vertikale Abdichtung<br />

(aufsteigende Feuchte), defekte Bodendrainage<br />

und Schaden an der horizontalen<br />

Abdichtung (defekte Bodenplatte).<br />

Die häufigsten Erkrankungen, die durch<br />

Inhalation von Innenraumallergenen verursacht<br />

werden sind die IgE vermittelten<br />

Soforttyp-Allergien ( Typ I-Reaktionen: allergische<br />

Rhinitis und Konjunktivitis, allergisches<br />

Asthma bronchiale[17,20,21] )<br />

sowie die gemischte Typ I/Typ III-Reaktion<br />

(IgE/IgG vermittelt) bei der allergisch-<br />

bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA ).<br />

Dabei spielen die reinen Schimmelpilzallergien<br />

eine untergeordnete Rolle, da man<br />

in der Regel Sensibilisierungen gegen<br />

mehrere Allergene, wie z.B. Pollen,<br />

Hausstaubmilben, Tierhaarepithelien, Federn,<br />

Fasern, Schimmelpilze und Bakterien<br />

sowie Feinstäube beobachtet. Die<br />

durch Innenraumbelastungen eher selten<br />

auftretende exogen-allergische Alveolitis<br />

(Typ III-Reaktion; Spättyp) ist eine IgG-<br />

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