umed info 10 - Öffentlicher Gesundheitsdienst
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Schoenherr, Schimmelpilze in Innenräumen Umed Info <strong>10</strong><br />
Allergien durch Schimmelpilze in Innenräumen<br />
Die Bedeutung von Umweltfaktoren für die<br />
Gesundheit des Menschen ist gegenwärtig<br />
viel diskutiert. Für eine Vielzahl von synthetischen<br />
Substanzen (z.B. Holzschutzmittel)<br />
konnte eine Beeinträchtigung von<br />
Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen<br />
nachgewiesen werden. In den letzten<br />
Jahren fanden ebenso die pathogenen<br />
Effekte mikrobieller Umweltbelastungen<br />
Beachtung. In diesem Zusammenhang<br />
werden Schimmelpilze zunehmend als pathogenes<br />
Agens berücksichtigt, wobei drei<br />
Wirkprinzipien dieser Mikroorganismen im<br />
Mittelpunkt des Interesses stehen: Allergien,<br />
Infektionen und toxische Effekte.<br />
Allergien<br />
Schimmelpilze bzw. deren Sporen sind<br />
hochpotente Allergene bzw. Allergenmischungen.<br />
Hierbei sind extramurale (z.B.<br />
Cladosporium herbarum, Altermaria tenuis)<br />
von wahrscheinlich vorwiegend intramural<br />
wachsenden Schimmelpilzarten<br />
(z.B. Penicillium notatum, Aspergillus fumigatus,<br />
Mucor mucedo) zu differenzieren.<br />
Pilzsporen enthalten bis zu 30 unterschiedliche<br />
Allergene (Wahn et al. 1999).<br />
Nach Sensibilisierung können neben typisch<br />
allergischen Störungen (z.B. allergische<br />
Rhinitis, allergisches Asthma bronchiale,<br />
Neurodermitis) auch diffuse Befindlichkeitsstörungen<br />
(z.B. "Chronisches Müdigkeitssyndrom")<br />
auftreten. Hierbei sind<br />
alle vier Allergietypen möglich, wenn auch<br />
die Typen I (IgE-vermittelte Soforttyp-<br />
Reaktion) und IV (zellvermittelte Spätreaktion)<br />
von besonderer Bedeutung zu sein<br />
scheinen.<br />
Methodisch klassische Allergieteste wie<br />
der Hauttest (Pricktest) oder die Bestimmung<br />
spezifischer IgE-Antikörper (z.B.<br />
RAST) versagen häufig bei der Schimmelpilzdiagnostik<br />
(Jorde, W. 1999). Deshalb<br />
macht sich bei dringendem anamnestischen<br />
Verdacht häufig der Einsatz zusätzlicher<br />
Testverfahren erforderlich. Hierzu<br />
zählt insbesondere die in vivo Testung mittels<br />
nasalem Provokationstest. Für die in<br />
vitro-Testung sowohl von Typ-l- als auch<br />
G. Schoenherr<br />
Typ-IV- Allergien scheint sich nach meinen<br />
Erfahrungen der Lymphozytentransformationstest<br />
(LTT) sehr zu eignen.<br />
Ein zusätzlicher Vorteil des LTT besteht<br />
darin, dass ein Nachweis sensibilisierter T-<br />
Lymphozyten im peripheren Blut nur dann<br />
gelingen kann, wenn der letzte Allergenkontakt<br />
nicht länger als 3 - 6 Monate zurückliegt.<br />
Somit eignet sich diese Methode<br />
nicht nur zum Nachweis sensibilisierter<br />
T-Lymphozyten, sondern zeigt auch einen<br />
kürzlichen oder kontinuierlichen Allergenkontakt.<br />
Als Weiterentwicklung des LTT<br />
muss hier noch der "ELISPOT" erwähnt<br />
werden. Bei dieser kürzlich auf den kommerziellen<br />
Markt gebrachten Methodik<br />
werden die proliferierenden T - Lymphozyten<br />
anhand ihres Zytokinmusters als TH1 -<br />
oder TH2-Zellen identifiziert. Somit ergibt<br />
sich die Möglichkeit zur Differenzierung in<br />
Typ I- oder Typ IV-Allergien.<br />
Der wichtigste therapeutische Ansatzpunkt<br />
bei der Schimmelpilzallergie ist nach heutigem<br />
Kenntnisstand die Allergenkarenz.<br />
Dies ist bei einem Schimmelpilzbefall in<br />
Innenräumen durch eine sachkundige<br />
baubiologische Untersuchung der Räumlichkeiten<br />
mit Identifizierung der Schimmelpilzquelle<br />
und anschließender fachgerechter<br />
Sanierung zum Teil möglich. Ein<br />
extremer Schimmelpilzbefall verbunden<br />
mit ungünstigen baulichen Bedingungen,<br />
die eine erfolgreiche Sanierung nicht<br />
wahrscheinlich erscheinen lassen, kann in<br />
Einzelfällen in der Empfehlung zum Wohnungswechsel<br />
kulminieren. Bei der Anamneseerhebung<br />
müssen neben den häuslichen<br />
Bedingungen selbstverständlich<br />
auch andere mögliche Kontaktquellen eruiert<br />
werden (Arbeitsplatz?, Hobbys?).<br />
Zur Minimierung der Sporenzahl in der<br />
Raumluft können als vorübergehende<br />
Maßnahme Luftfiltersysteme mit HEPA-<br />
Filtern (High emission particle absorber)<br />
eingesetzt werden. Zusätzlich muss eine<br />
symptomatische antiallergische Behandlung<br />
mit Antihistamininka und/oder anderen<br />
antiallergischen Substanzen (z.B. Cro-<br />
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