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DORFBLATT Dezember 2010 - Metzerlen-Mariastein

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Kommission für Kultur, Jugend und Sport<br />

Das Heiliwog-Läuten in der Christnacht<br />

Am Heiligen Abend vor der Mitternachtsmesse läutet es Heiligwog, auch Heiliwog oder<br />

Heliwog. Wog oder Wag bedeutet „bewegtes Wasser“; es ist dasselbe, wie das hochdeutsche<br />

Wort „Woge“. Am Rhein hatte es früher manchenorts eine Salmenwag oder<br />

Salmenwog. Das war eine zum Lachsfang eingerichtete Wasserstelle.<br />

Aber was hat das Heiliwog-Läuten mit dem Wasser zu tun?<br />

Der Weihnachtsbaum kam in unserer Gegend erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf.<br />

Mittelpunkt des Weihnachts-Volksglaubens war nicht das Licht, das in der Finsternis<br />

scheint, sondern das heilkräftige Wasser. Von Pater Anselm Dietler, geboren 1801 in<br />

Büsserach, stammt folgende Schilderung: ‚Am Weihnachtsabend segnete der Pfarrer vor<br />

oder während dem Feierabendläuten Weihwasser, welches dann Sigrist und Ministranten<br />

von Haus zu Haus trugen und dazu den Spruch sagten: „Heiliwog, Gottes Lob, Glück ins<br />

Hus, Unglück drus.“ Das Läuten nannte man Heiliwog-Läuten.’<br />

Ein anderer Bericht stammt aus dem Baselbiet. Der Basler Gelehrte Johann Jacob Spreng<br />

hat ihn um 1760 so beschrieben: ‚Die Landleute pflegen an dem Morgen des Christfestes,<br />

alldieweil die Glocke den anbrechenden Tag oder die Betzeit ankündiget, ihr Vieh zu<br />

tränken und in jedem Hause findet sich jemand an dem Brunnen ein, der unter dem<br />

Schalle der Frühglocke das hely Wog hohlen muss. Ein anderer stehet inzwischen an der<br />

Tühre inner dem Hause, wartet auf die Person, die dasselbige herbringt, lässt sie erstlich<br />

anklopfen und fragt sie dann, was sie trage. Darauf lautet die Antwort: „Hely Wog,<br />

Gottes Gob, Glück ins Hus und Unglück drus.“ Darmit wird die Tühre geöffnet und der<br />

Träger des gesegneten Wassers hineingelassen.’ Die reformierte Obrigkeit sah diesen<br />

Brauch nicht gern. An einigen Orten durfte am Weihnachtsmorgen deshalb nicht geläutet<br />

werden.<br />

Das heilige Wasser war für Vieh und Menschen gut und der geeignete Zeitpunkt war<br />

sowohl der Heilige Abend als auch die Morgenfrühe des Weihnachtstages. Der Brauch des<br />

Wassertragens verschwand, als um 1900 in den Dörfern für das Wasser Hausleitungen<br />

erstellt wurden. Schon Paul Joseph Kamber (1895 - 1983) wusste nichts mehr vom<br />

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