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DORFBLATT Dezember 2010 - Metzerlen-Mariastein

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Mit 16 Jahren wurde ich in den Kirchenchor aufgenommen und niemand hätte mir eine<br />

grössere Freude bereiten können, denn das Singen gehörte zu mir, wie das tägliche Brot. Ich<br />

habe im Chor viele frohe Stunden erlebt und es gibt unzählige schöne Erinnerungen.<br />

Als ich 17 Jahre alt war, brach der zweite Weltkrieg aus und alle jungen Männer wurden<br />

eingezogen - so auch meine beiden Brüder und unsere Knechte. Auf dem Hof musste die<br />

Arbeit trotzdem getan werden und so musste ich als Älteste in die Lücke springen. Ich half<br />

meinem Vater mit all meinen Kräften auf dem Hof, im Stall und auf dem Felde und obwohl<br />

diese Arbeit oft schwer war, tat ich sie gerne und war auch ein bisschen stolz, als junge Frau<br />

mit den Pferden auf dem Felde Männerarbeit zu verrichten.<br />

Um französisch zu lernen, verbrachte ich ein Jahr in Reconvillier.<br />

Nach meiner Rückkehr aus dem Welschland, bekam ich hie und da Besuch von einem<br />

flotten Dragoner aus dem Aktivdienst. Dies freute mich, denn ich hatte Franz kennen gelernt<br />

als ich mit meiner Tante, der Damenschneiderin, in <strong>Metzerlen</strong> auf der “Stör“ war. Zum 20.<br />

Geburtstag erhielt ich den ersten Blumenstrauss von meinem Verehrer, was mich freute und<br />

auch überraschte. Nach einer schönen aber langen Bekanntschaftszeit heirateten wir am<br />

3. Mai 1948 in Härkingen. Es war ein sehr schönes Fest! Unsere Hochzeitsreise führte uns<br />

nach Locarno, dann nach Sachseln zum hl. Bruder Klaus und zurück nach Härkingen.<br />

Nach einem letzten Abschied vom Elternhaus ging die Reise nach <strong>Metzerlen</strong>. Ich wurde von<br />

der Familie von Franz sehr herzlich aufgenommen und es fiel mir nicht schwer, mich in<br />

meinem neuen Zuhause langsam einzuleben. Da meine Schwiegermutter noch rüstig war,<br />

arbeitete ich viel auf dem Felde und konnte so mit Franz zusammen sein. Noch oft hatte ich<br />

Heimweh und vermisste meine Familie, das Singen im Chor und die Vereinstätigkeiten. In<br />

<strong>Metzerlen</strong> gab es damals nur den Musikverein und so entschloss ich mich, in Rodersdorf<br />

dem Frauenverein beizutreten. Auch hier wurde ich herzlich aufgenommen. So verging die<br />

Zeit und ich lebte mich im Dorf gut ein.<br />

Anfang Winter konnte ich die Familie mit einer schönen Botschaft überraschen: Ich erwartete<br />

unser erstes Kind! Die Freude war gross, als im September Seppi zur Welt kam. Zum Stolz<br />

der Männer, war es ein Stammhalter. Ich durfte zu Hause mit der Unterstützung einer<br />

allerliebsten Hebamme gebären. In den darauf folgenden Jahren wurden uns noch weitere<br />

vier Kinder geschenkt: Elisabeth, Rita, Franz und Anna. Ich war froh und dankbar, dass<br />

Grossmutti die Kinder so gerne hütete. Mit Stolz bin ich mit meiner Familie auch hie und da<br />

nach Härkingen gefahren. An Arbeit fehlte es nicht mit fünf Kindern. Aber unsere Freude an<br />

ihnen, half über vieles hinweg.<br />

Nun kam meine aktivere Zeit im Dorf. Ich sang wieder im Kirchenchor! Mama Schaffter war<br />

damals Organistin und Dirigentin. Über 40 Jahre war ich ein aktives Chormitglied, weil es mir<br />

einfach Freude machte, zur Ehre Gottes zu singen und weil ich die Geselligkeit liebte.<br />

1965 gründeten wir – 8 Frauen aus den Dörfern im hinteren Leimental - den Landfrauenverein<br />

Leimental. Wir boten viele verschiedene Handarbeitskurse an. Den Landfrauenverein<br />

gibt heute noch. Das Programm hat sich etwas geändert, aber im Grunde ist es noch<br />

dasselbe: Neues lernen und die Geselligkeit unter Frauen pflegen.<br />

Als das Frauenstimmrecht eingeführt wurde, war ich auch öffentlich tätig. Ich wurde um<br />

Mitarbeit in verschiedenen Kommissionen angefragt, wurde Mitglied der Vormundschaftsbehörde<br />

und des Kirchenrats. Dort war ich einige Jahre Vizepräsidentin. 19 Jahre<br />

lang war ich Vorstandsmitglied der CSS-Krankenkasse. Die Vorstands- und Vereinsarbeit<br />

war äusserst interessant.<br />

Wann immer es mir die Arbeit in Haus, Hof und Garten erlaubte, nahm ich mir auch Zeit, für<br />

Exerzitien, religiöse oder andere Fortbildungen.<br />

1998 konnten Franz und ich voller Dankbarkeit die Goldene Hochzeit feiern.<br />

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