Dissertation: "Fahrtauglichkeit bei Parkinson von Yvonne KauÃner ...
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BISHERIGE EMPIRISCHE EVIDENZ ZUR FAHRTAUGLICHKEIT BEI M. PARKINSON SEITE 48<br />
diktor der Fahrleistung (r=.39), nicht aber die Sehschärfe oder Maße zum UFOV und zu visuellen<br />
Feldern. Eine Diskriminanzanalyse mit den prädiktivsten Variablen aus jedem Bereich<br />
(Purdue Pegboard Test, Zahlen-Symbol-Test, Kontrastsensitivität) führte im Hinblick auf das<br />
Bestehen der Fahrverhaltensprobe zu einer sehr hohen Sensitivität 8 <strong>von</strong> 94% für die Kontrollgruppe<br />
und 73% für die Patienten, die sich durch das Hinzuziehen der Variable Erkrankungsdauer<br />
auf 91% erhöhte. Die Spezifität war allerdings weniger zufriedenstellend, sie lag für die<br />
Kontrollgruppe <strong>bei</strong> 60%, für die Patienten <strong>bei</strong> 64%, unter zusätzlicher Berücksichtigung der<br />
Erkrankungsdauer <strong>bei</strong> 71%. Da die Autoren die Korrelationen zu den einzelnen Testverfahren<br />
leider nicht getrennt für Patienten und Kontrollen angeben, bleibt unklar, ob die verschiedenen<br />
Parameter in den <strong>bei</strong>den Gruppen eine unterschiedliche Rolle spielten.<br />
Bei den Studien <strong>von</strong> Radford et al. (2004) und Worringham et al. (2006) handelte es sich,<br />
soweit bekannt, um die bis dato einzigen, die den Einfluss der für <strong>Parkinson</strong>-Patienten typischen<br />
exekutiven und mnestischen Dysfunktionen (s. Abschnitt 3.2.2.1) auf deren Fahrleistung<br />
prüften.<br />
In einer neueren Studie beabsichtigten Stolwyk et al. (2005), den Einfluss <strong>von</strong> internalen und<br />
externalen Cues auf die Fahrleistung zu überprüfen (siehe zu <strong>Parkinson</strong>-assoziierten Defiziten<br />
<strong>bei</strong>m internalen Cueing auch Abschnitt 3.2.2.1). Durch die Variation <strong>von</strong> internalen und externalen<br />
Cues wollten sie die kognitiven Anforderungen der Fahraufgabe manipulieren. Zusätzlich<br />
sollte durch die Variation der Richtung (links vs. rechts) und der Krümmung <strong>von</strong><br />
Kurven (stark vs. schwach) untersucht werden, inwiefern <strong>Parkinson</strong>-Patienten ihr Fahrverhalten<br />
an externale Bedingungen anpassen können. Die Hypothese der Autoren war, dass <strong>Parkinson</strong>-Patienten<br />
weniger vom internen Cueing, aber stärker <strong>von</strong> externen Cues profitieren als<br />
gesunde Kontrollpersonen.<br />
Die unabhängigen Variablen Gruppe (<strong>Parkinson</strong>-Patienten vs. Kontrollgruppe), internales<br />
Cueing (möglich vs. nicht 9 ), externale Cues (vorhanden vs. nicht 10 ) waren hier fast durchwegs<br />
mit einer veränderten Geschwindigkeit verbunden: So fuhren <strong>Parkinson</strong>-Patienten langsamer<br />
als Kontrollpersonen, während das Vorhandensein internaler wie externaler Cues eher mit<br />
höheren Geschwindigkeiten assoziiert war. Da aber fast alle übrigen <strong>von</strong> den Autoren als<br />
Fahrleistungsindikatoren herangezogenen Parameter (wie z.B. der Punkt der ersten Verzögerung<br />
<strong>bei</strong>m Abbremsen, die Variabilität der Geschwindigkeit in Kurven oder die Anpassung<br />
der lateralen Position an die Krümmung <strong>von</strong> Kurven zum Ausgleich der Zentrifugalkraft)<br />
naturgemäß stark geschwindigkeitsabhängig und damit interkorreliert sind, liegt höchstwahrscheinlich<br />
eine Konfundierung der Wirkung der unabhängigen Variablen mit einem veränderten<br />
Geschwindigkeitsverhalten vor. So interpretierten die Autoren bspw. den Befund, dass<br />
<strong>Parkinson</strong>-Patienten ihre laterale Position - zum Ausgleich der Zentrifugalkraft - weniger an<br />
die Krümmung und die Richtung einer Kurve anpassten, als defizitäre Abstimmung des Fahrverhaltens<br />
auf die Umgebungsbedingungen. Da die Patienten aber langsamer fuhren als die<br />
Kontrollgruppe, ist diese Schlussfolgerung nicht gerechtfertigt. Denn eine geringere Fahrgeschwindigkeit<br />
ist naturgemäß mit einer schwächeren Zentrifugalkraft verbunden, was wiederum<br />
eine geringere laterale Anpassung erfordert. Ebenso ist <strong>bei</strong> einem Bremsmanöver eine<br />
spätere Verzögerung <strong>bei</strong> einer geringeren Annäherungsgeschwindigkeit nicht als Leistungsdefizit<br />
zu werten. Die einzigen wirklichen Indikatoren einer guten Fahrleistung waren die Standardabweichung<br />
der Querabweichung (Standard Deviation of Lane Position, SDLP) in Kurven<br />
und der Haltepunkt <strong>bei</strong>m punktgenauen Bremsen. Hier resultierten auch <strong>Parkinson</strong>assoziierte<br />
Beeinträchtigungen i.S. <strong>von</strong> Haupteffekten (s. Abschnitt 4.1): die Spurhaltung der<br />
8 Anders als üblich beziehen die Autoren den Ausdruck Sensitivität auf das Bestehen der Fahrverhaltensprobe.<br />
Die Spezifität bezieht sich hier auf die Fahrer, welche die Fahrverhaltensprobe nicht bestanden hatten.<br />
9 Internales Cueing wurde durch das vorherige Lernen der Strecke anhand einer Landkarte operationalisiert.<br />
10 Bei externalen Cues handelte es sich um Hinweisschilder bzw. Warnhinweise, die während der Fahrt gegeben<br />
wurden.