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Dissertation: "Fahrtauglichkeit bei Parkinson von Yvonne Kaußner ...

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GRUNDLAGEN ZUM KRANKHEITSBILD M. PARKINSON SEITE 42<br />

Insgesamt ist die L-Dopa-Therapie zwar am effektivsten, da sie aber langfristig zu Komplikationen<br />

(Fluktuationen, Überbewegungen oder Halluzinationen) führt, versucht man, jüngere<br />

Patienten (bis etwa 70 Jahre) zunächst monotherapeutisch mit Dopamin-Agonisten zu behandeln<br />

und die Einnahme <strong>von</strong> L-Dopa so lange wie möglich hinaus zu zögern. Weil aber andererseits<br />

sowohl ein höheres Lebensalter als auch eine Behandlung mit Dopamin-Agonisten<br />

mit einem erhöhten Psychose-Risiko assoziiert sind, werden ältere Menschen (ab ungefähr 70<br />

Jahren) bevorzugt nur mit L-Dopa behandelt.<br />

Neben L-Dopa und Dopamin-Agonisten werden auch MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer<br />

zur Blockade des Dopamin-Abbaus sowie antiglutamaterge Substanzen (Amantadin, Budipin)<br />

und Anticholinergika eingesetzt. Letztere sind insbesondere im Hinblick auf den Tremor effizient,<br />

haben aber mittlerweile an Bedeutung verloren, da sie zu Verwirrtheitszuständen führen<br />

können.<br />

Innerhalb der Dopamin-Agonisten unterscheidet man ergoline (Bromocriptin, Pergolid, AD-<br />

HEC, Cabergolin, Dopergin) und die neueren nonergolinen Agonisten (Ropinirol, Pramipexol).<br />

Die meisten Dopamin-Agonisten werden oral eingenommen, es gibt aber auch Präparate<br />

(Apomorphin), die parenteral, also unter Umgehung des Darmes, injiziert werden.<br />

In der Pharmakotherapie versucht man also, die Dopamin-Konzentration entweder direkt<br />

durch Substitution oder indirekt durch Hemmung des Dopamin-Abbaus oder der glutamatergen<br />

Überaktivität zu erhöhen. Leider verlieren die Pharmaka aber nach einer Erkrankungsdauer<br />

<strong>von</strong> etwa 15-20 Jahren ihre Wirksamkeit (s. dazu auch Abschnitt 3.3). Im Hinblick auf<br />

die Nebenwirkungen der Medikamente erscheinen insbesondere Dyskinesien und Fluktuationen,<br />

aber auch die mit der dopaminergen Therapie in Verbindung gebrachte Tagesmüdigkeit<br />

(s. dazu Abschnitt 3.2.2.2) kritisch für die <strong>Fahrtauglichkeit</strong>.<br />

Die tiefe Stimulation des Nucleus Subthalamicus oder des Globus Pallidus Internus durch<br />

implantierte Elektroden hat mittlerweile die ablativen Verfahren wie die posterolaterale Pallidotomie<br />

verdrängt; Letztere konnte sich trotz positiver Studienergebnisse aufgrund erheblicher<br />

Nebenwirkungen (Dysarthrie, Dysphagie, neuropsychologische Defizite) nicht durchsetzen<br />

(vgl. Poewe & Wenning, 2005). Durch die elektrische Überstimulierung können die motorischen<br />

Symptome zwar vermindert werden, das Verfahren wird aber im Allgemeinen erst<br />

<strong>bei</strong> fortgeschrittener Erkrankung bzw. wenn die Pharmakotherapie nicht mehr befriedigend<br />

wirkt und nur bis zu einem Lebensalter <strong>von</strong> etwa 75 Jahren empfohlen. Zudem sind potentielle<br />

Nebenwirkungen und Folgeschäden dieser sehr aufwändigen Methode noch nicht hinreichend<br />

bekannt.<br />

Bei der Transplantation fetaler Stammzellen werden gesunde dopaminerge Neuronen eines<br />

abgetriebenen Feten in das Gehirn des Patienten eingepflanzt, um ein neues, dopaminproduzierendes<br />

Neuronennetzwerk herzustellen. Hierzu sind aber bisher nur zwei randomisierte<br />

und placebokontrollierte Studien bekannt, die leider zu enttäuschenden Ergebnissen<br />

führten: Weder objektiv - gemessen über die UPDRS (Fahn et al., 1987) - noch subjektiv<br />

konnte eine Verbesserung nachgewiesen werden (Freed et al., 2001; Olanow, 2003; <strong>bei</strong>de<br />

zitiert nach Poewe & Wenning, 2005). Darüber hinaus stehen dem Einsatz dieses Verfahrens<br />

in Deutschland auch noch sehr große ethische Bedenken entgegen.<br />

Alles in allem stellen die Verfahren der Neuro- und Transplantationschirurgie also derzeit<br />

noch keine wirklich guten Alternativen zur Pharmakotherapie dar.<br />

Als unverzichtbar gilt mittlerweile die begleitende physikalische Therapie (vgl. Reichmann,<br />

2003). So zielen krankengymnastische, ergo- und logotherapeutische Programme u.a. darauf<br />

ab, den erhöhten Muskeltonus zu vermindern, die gestörte Körperhaltung zu korrigieren, die<br />

Willkür- und Feinmotorik zu verbessern sowie einen krankheitsangepassten Umgang mit Verrichtungen<br />

des täglichen Lebens zu vermitteln und die sprachliche Kommunikationsfähigkeit<br />

zu fördern.

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