Dissertation: "Fahrtauglichkeit bei Parkinson von Yvonne KauÃner ...
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FAHREIGNUNG SEITE 24<br />
Leitlinien zur Kraftfahrereignung angeführt werden, werden durch die Testdiagnostik offensichtlich<br />
noch nicht zuverlässig erfasst.“ (S. 21)<br />
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die standardmäßig eingesetzten Testverfahren derzeit<br />
auch zur Diagnose der Fahreignung <strong>von</strong> Senioren und neurologischen Patienten einschlägig<br />
sind, selbst wenn<br />
• die Leistungsfunktionen, die zu erfassen sie beanspruchen, nicht eindeutig definiert<br />
sind, nicht mit den Funktionsbereichen der Neuropsychologie übereinstimmen und<br />
• die Validität dieser Tests speziell für die genannten Personengruppen zunehmend kontrovers<br />
diskutiert wird.<br />
Da gerade <strong>bei</strong> diesem Klientel anzunehmen ist, dass kompensatorische Mechanismen im<br />
praktischen Fahrverhalten die Aussagekraft der Tests beeinflussen, erscheinen (ergänzende)<br />
Fahrverhaltensproben nahezu unverzichtbar.<br />
2.3.3 Fahrverhaltensbeobachtung im Realverkehr<br />
Fahrverhaltensproben geben einen direkten Einblick in die tatsächliche Fahrleistung und können<br />
somit Hinweise darüber liefern, ob gegebene funktionelle Leistungsbeeinträchtigungen<br />
im praktischen Fahrverhalten erfolgreich kompensiert werden. Darüber hinaus zeichnen sie<br />
sich im Vergleich zu den als „Idiotentest“ verschrienen Testbatterien durch eine ausgeprägte<br />
Augenscheinvalidität und somit auch durch eine hohe Akzeptanz unter den Klienten aus.<br />
Hannen (1997) liefert weitere Argumente für den Einsatz <strong>von</strong> Fahrverhaltensproben, indem er<br />
versucht, die Vorteile <strong>von</strong> Testbatterien (Objektivität, Ökonomie) zu entkräften. So äußert er,<br />
dass<br />
• deren Objektivität zwar unbestritten, <strong>bei</strong> fraglicher Validität aber irrelevant sei,<br />
• es sich <strong>bei</strong> der Kostenfrage um ein „Scheinargument“ handele und die Durchführung<br />
einer Testbatterie meist deutlich mehr Zeit in Anspruch nähme als eine Fahrprobe.<br />
Barthelmess (1974) definiert eine Fahrprobe als Verfahren „… <strong>bei</strong> dem individuelles Fahrverhalten<br />
im realen Verkehr unter Einhaltung experimenteller oder quasi-experimenteller Bedingungen<br />
durch Mitfahrer mit dem Ziel beobachtet wird, diagnostische Schlüsse aus dieser<br />
Beobachtung zu ziehen“ (S. 46). Durch diese Definition werden aber unmittelbar auch die<br />
Grenzen <strong>von</strong> Fahrverhaltensproben ersichtlich, da sich die Kriterien „Untersuchung im realen<br />
Verkehr“ und „Einhaltung experimenteller Bedingungen“ eigentlich gegenseitig ausschließen.<br />
So wird eine Fahrverhaltensprobe im wirklichen Verkehr den Kriterien der klassischen Testtheorie<br />
und Testkonstruktion immer nur näherungsweise genügen, da die Anforderungen an<br />
die Kontrolle der Rahmenbedingungen nur teilweise erfüllt werden können. Eine Fahrt zu<br />
reproduzieren, d.h. für alle Fahrer identische Bedingungen (Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer,<br />
Umweltbedingungen) herzustellen, ist im Feldversuch nahezu unmöglich. Ein weiterer<br />
Nachteil besteht darin, dass gefährliche Situationen oder für bestimmte Beeinträchtigungen<br />
kritische Fahraufgaben nicht gezielt hergestellt werden können, so dass vorhandene Defizite,<br />
die nur unter bestimmten, ungünstigen Bedingungen evident werden, möglicherweise<br />
übersehen werden.<br />
Da das Ziel einer Fahrverhaltensprobe darin besteht, solche Auffälligkeiten im Fahrverhalten<br />
des Klienten zu diagnostizieren bzw. auszuschließen, die nicht situational, sondern personal<br />
attribuiert werden müssen, sollte aber zumindest gewährleistet sein, dass die Fahraufgaben<br />
und Beobachtungsbedingungen weitgehend standardisiert werden.