Dissertation: "Fahrtauglichkeit bei Parkinson von Yvonne KauÃner ...
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FAHREIGNUNG SEITE 16<br />
Für eine Fahrerlaubnis der Gruppe 2 (C, C1, CE, C1E, D, D1, DE, D1E) sind die Anforderungen<br />
ähnlich, aber insgesamt deutlich strenger definiert. So muss in der Mehrzahl der eingesetzten<br />
Leistungstests ein Prozentrang <strong>von</strong> 33, ein Prozentrang <strong>von</strong> 16 in den relevanten<br />
Verfahren aber ausnahmslos erreicht sein. Nur im Falle <strong>von</strong> Kompensationsmöglichkeiten<br />
und wenn eine Mängelkumulation ausgeschlossen werden kann, sind schlechtere Leistungen<br />
zu tolerieren. Auch hier besteht die Möglichkeit, eventuelle Zweifel durch eine Fahrverhaltensprobe<br />
auszuräumen.<br />
Die genannten Prozentranggrenzen werden <strong>von</strong> verschiedenen Autoren kritisiert, da sie willkürlich<br />
festgelegt seien und ihre Gültigkeit im Hinblick auf die Fahreignung noch nicht empirisch<br />
bewiesen sei (vgl. Hartje, 2004 oder Golz et al., 2004).<br />
Dadurch dass der Kompensation als „Behebung oder Ausgleich <strong>von</strong> Leistungsmängeln oder<br />
Funktionsausfällen bzw. fahreignungsrelevanten Defiziten durch andere Funktionssysteme“<br />
(BASt, 2000) in den Begutachtungs-Leitlinien zur Kraftfahrereignung eine zentrale Bedeutung<br />
<strong>bei</strong>gemessen wird, sollten diese Prozentranggrenzen allerdings auch nicht überbewertet<br />
werden. Vorausgesetzt werden aber in jedem Fall<br />
• eine ausreichende intellektuelle Leistungsfähigkeit (als Voraussetzung für ein vorausschauendes<br />
Fahren und das rechtzeitige Erkennen <strong>von</strong> Gefahrensituationen),<br />
• mindestens normgerechte körperliche und v.a. sinnesphysiologische Voraussetzungen,<br />
• Erfahrung <strong>bei</strong>m Führen <strong>von</strong> Kraftfahrzeugen sowie<br />
• eine sicherheits- und verantwortungsbewusste Grundeinstellung, so dass <strong>von</strong> einem<br />
adäquaten Maß an Selbstkritik und einer entsprechenden Umsetzung im Fahrverhalten<br />
ausgegangen werden kann.<br />
Insgesamt nimmt man an, dass die Möglichkeit der Kompensation mit zunehmenden Leistungsdefiziten<br />
und <strong>bei</strong> mehreren, verschiedenen Beeinträchtigungen (i. S. einer Mängelkumulation)<br />
abnimmt. Im Falle einer ständig erforderlichen Kompensation wird allenfalls <strong>von</strong> einer<br />
bedingten Fahreignung ausgegangen. Als Möglichkeiten der Kompensation werden neben<br />
technischen (z.B. Umbau des Fahrzeugs) und medikamentösen Maßnahmen (die allerdings<br />
aufgrund <strong>von</strong> Nebenwirkungen wiederum selbst leistungsbeeinträchtigend wirken können)<br />
auch besondere psychische Qualitäten i.S. eines freiwilligen Einsatzes <strong>von</strong> kompensatorischen<br />
Strategien im Fahrverhalten (z.B. Vermeidung <strong>von</strong> Nachtfahrten) genannt. In diesem Zusammenhang<br />
werden jedoch meist ziemlich schwammige und kaum operationalisierte Begrifflichkeiten<br />
genannt. So fallen in den Begutachtungs-Leitlinien Ausdrücke wie „Umsicht“,<br />
„Gewissenhaftigkeit“, „kritische Selbstreflexion“, „Selbstkontrolle“, „Selbstbeobachtung“<br />
und „Compliance“. In der Anlage 4 der FeV werden „besondere menschliche Veranlagung“,<br />
„Gewöhnung“, „besondere Einstellung“, „besondere Verhaltenssteuerung“ sowie „besondere<br />
Verhaltensumstellungen“ als Kompensationsfaktoren genannt. So soll geprüft werden, ob<br />
diese Merkmale in ausreichendem Maße vorliegen. Im Kommentar zu den Begutachtungs-<br />
Leitlinien konkretisiert Winkler (2005) den Terminus Kompensation, indem er folgende Fragen<br />
formuliert, die im Rahmen der Begutachtung zu klären sind:<br />
• Besitzt der Untersuchte ausreichendes Wissen über die <strong>bei</strong> ihm vorliegenden Erkrankungen<br />
und Mängel?<br />
• Verfügt er über genügend Informationen hinsichtlich ihrer Ursachen und möglichen<br />
Auswirkungen <strong>bei</strong>m Führen <strong>von</strong> Kraftfahrzeugen?<br />
• Kennt er die für seine eignungseinschränkenden Befunde relevanten Kompensationsstrategien?