Journal - Allianz
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<strong>Allianz</strong> <strong>Journal</strong> 2/2013 | Seite 25<br />
DEUTSCH-<br />
LAND<br />
My Finance Coach<br />
»Wir verstecken nichts«<br />
My Finance Coach, eine Initiative von <strong>Allianz</strong>, Grey, McKinsey, Haniel und<br />
KPMG, will Schülern den vernünftigen Umgang mit Geld beibringen.<br />
Kritiker sind skeptisch. Fragen an den Geschäftsführer von My Finance<br />
Coach, Christian Keller.<br />
Christian<br />
Keller<br />
INTERVIEW: FRANK STERN<br />
Herr Keller, wie uneigennützig ist My Finance Coach?<br />
Also, wir verfolgen keine wirtschaftlichen Ziele, wenn Sie das meinen. Unsere Arbeit hat nichts mit Marketing, Verkauf<br />
oder Datensammeln zu tun. Uns geht es darum, Jugendliche auf das Leben vorzubereiten und eine Lücke zu füllen,<br />
die das Schulsystem offensichtlich nicht schließen kann. Da nehmen wir eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe<br />
wahr. Im besten Falle bilden wir eine neue Generation von jungen Erwachsenen heran, die aufgeklärter mit ihren<br />
Finanzen umzugehen weiß. Den Vorteil haben dann später alle, nicht nur die Initiatoren von My Finance Coach. Ob die<br />
jungen Leute dann ein Auto kaufen, eine Versicherung oder ein Handy, sie werden in jedem Fall im Umgang mit Geld<br />
kundiger sein. Im Endeffekt dient unser heutiger Einsatz der zukünftigen Schuldenprävention.<br />
Kritiker befürchten unterschwelligen Einfluss der Wirtschaft auf Unterrichtsinhalte.<br />
All unsere Unterrichtsmaterialien – und das ist ein wichtiges Gütesiegel – stehen für jeden zugänglich im Netz.<br />
Wir verstecken nichts. Wir haben einen Verhaltenskodex entwickelt, der unseren Coaches jede Art von Werbung im<br />
Klassenzimmer untersagt. Verstöße können arbeitsrechtlich geahndet werden. Das ist kein Spaß. Das Vertrauen, das<br />
uns Schüler und Lehrer entgegenbringen, ist ein hohes Gut. Damit muss man sorgfältig umgehen.<br />
Warum konzentrieren Sie sich auf Haupt- und Mittelschulen? Gibt es das Problem mit der Überschuldung<br />
an Gymnasien nicht?<br />
Doch, das gibt es auch dort. Allerdings zielen die meisten wirtschaftlich orientierten Initiativen ohnehin auf Gymnasien.<br />
Haupt- und Mittelschulen wird weit weniger Aufmerksamkeit geschenkt. Und die sind für unsere Unterstützung auf<br />
diesem Gebiet auch besonders dankbar. Da lernen wir großartige junge Leute kennen, die vielleicht nicht immer die<br />
Förderung erhalten, die ihre Altersgenossen an anderen Schulen bekommen.<br />
Was geben Ihre Hilfslehrer den Schülern konkret mit auf den Weg?<br />
Wir sagen ihnen immer: Wenn’s um Geld geht, schlaft eine Nacht drüber. Unterschreibt einen Vertrag nie sofort.<br />
Man kann sich vor Schaden bewahren, wenn man einfach drüber schläft, und wenn man sich weitere Angebote<br />
einholt und vergleicht.<br />
Machen Sie auch auf die Tricks windiger Finanzberater aufmerksam?<br />
Wir zeigen auf, auf was sie bei einem Geschäft besonders achten müssen: auf Kosten, Gewinn und Risiko. Und nicht<br />
zuletzt auf die Frage: Wann komme ich wieder an mein Geld? Sie müssen es sich zur Regel machen, immer nach dem<br />
Risiko zu fragen, wenn ihnen jemand traumhafte Gewinne verspricht. Wie viel mehr an Risiko bedeutet das? Kann ich<br />
unter Umständen alles verlieren? Sie müssen die Ruhe entwickeln, eine Nacht über eine Entscheidung zu schlafen und<br />
nicht dem ersten Impuls zu folgen. Zudem raten wir ihnen, neutrale Informationen einzuholen, etwa bei Institutionen<br />
wie Finanztest oder den Verbraucherschutzzentralen.