SAMINA Beitrag von Schlafpsychologe Dr. med. h.c. Günther W. Amann-Jennson - Gesunder Schlaf fördert den Lerneffekt
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<strong>Gesunder</strong> <strong>Schlaf</strong> <strong>fördert</strong> <strong>den</strong> <strong>Lerneffekt</strong><br />
Ein erholsamer und ausreichender <strong>Schlaf</strong> hilft dem Gedächtnis, Lerninhalte nachts abzuspeichern, damit sie danach<br />
leichter abgerufen wer<strong>den</strong> können. Der alte Tipp, das Vokabelheft vor der Englischprüfung unter das Kopfkissen<br />
zu legen, mit der Hoffnung, die Wörter wandern <strong>von</strong> alleine in sein Gehirn, ist aber natürlich ein Märchen. „Dass wir<br />
jedoch <strong>den</strong> <strong>Schlaf</strong> zum Lernen brauchen, haben Experimente der Hirnforschung bereits mehrfach bestätigt“, so der<br />
österreichische <strong>Schlaf</strong>experte und Buchautor <strong>Dr</strong>. <strong>med</strong>. h.c. <strong>Günther</strong> W. <strong>Amann</strong>-<strong>Jennson</strong>.<br />
Das Lernen bleibt nicht erspart<br />
Im sogenannten nicht-deklarativen Gedächtnis speichern wir unser Wissen darüber, wie wir bestimmte Dinge tun<br />
– also beispielsweise, wie wir eine bestimmte Tastenkombination eingeben, ein Instrument spielen oder bestimmte<br />
Bewegungsabläufe im Sport ausführen. Wer zum Beispiel lernt, ein Gedicht vor einem Publikum vorzutragen, ist nach<br />
dem <strong>Schlaf</strong>en meist besser als zuvor. „Man muss aber vorher schon richtig gelernt und geübt haben, bevor der <strong>Schlaf</strong><br />
<strong>den</strong> gewünschten Effekt bringt“, betont <strong>Amann</strong>-<strong>Jennson</strong>. Im Gegensatz zum nicht-deklarativen speichert das deklarative<br />
Gedächtnis alle Wissensinhalte. Wir brauchen es für spezielle Lerninhalte wie Daten, Vokabeln, autobiographisches<br />
oder allgemeines Wissen, das sich nicht mit bestimmten Ereignissen kombinieren lässt.<br />
Im <strong>Schlaf</strong> findet die Festigung des Gelernten im Gehirn statt, indem es stabil in <strong>den</strong> Gedächtnisspeichern verankert<br />
wird. Im Wachzustand überlagern sich die Prozesse <strong>von</strong> Aufnahme und Entkodieren neuen Wissens. Diese permanenten<br />
neuen Inputs, die auf das Gedächtnis einströmen, löschen frische Gedächtnisspuren wieder, die noch nicht<br />
definitiv verankert sind. Der <strong>Schlaf</strong> <strong>fördert</strong> das Verankern <strong>von</strong> neu Gelerntem insofern, als neue Inhalte weder im deklarativen<br />
noch im nicht-deklarativen Bereich aufgenommen wer<strong>den</strong> können. Nach einem erholsamen <strong>Schlaf</strong> kann<br />
das unmittelbar vorher Gelernte deshalb jederzeit ohne grosse Mühe abgerufen wer<strong>den</strong>. Daher auch der Bezug zum<br />
„Lernen im <strong>Schlaf</strong>“.<br />
<strong>Gesunder</strong> <strong>Schlaf</strong> ist das Wichtigste<br />
Der gesunde <strong>Schlaf</strong> ist dadurch gekennzeichnet, dass wir innerhalb <strong>von</strong> 10-15 Minuten einschlafen, ohne große<br />
Aufwachphasen durchschlafen und nach 7-8 Stun<strong>den</strong> erholt und gestärkt aufwachen. Dabei spielen die <strong>Schlaf</strong>zyklen<br />
eine entschei<strong>den</strong>de Rolle. Nur wer tatsächlich qualitativ hochwertig schläft, durchläuft pro Nacht 4-5 Mal die einzelnen<br />
<strong>Schlaf</strong>phasen <strong>von</strong> Leichtschlaf über Tiefschlaf bis hin zum Traumschlaf. Ein Zyklus dauert etwa 90 Minuten. „Im Tiefschlaf<br />
kommen dabei eher Vokabeln dran, im Traumschlaf sind es Bewegungsabläufe“, erklärt der <strong>Schlaf</strong>experte. Für<br />
das Abspeichern ins Langzeitgedächtnis müssen aber mehrere Nächte mit ausreichendem <strong>Schlaf</strong> folgen. Erst dann<br />
wird aus <strong>den</strong> vielen Puzzleteilen ein Ganzes. „Und was auch noch bemerkenswert ist: Plötzlich kommt es im <strong>Schlaf</strong><br />
zu Lösungen, die einem vorher nicht eingefallen sind. Was immer wir lernen wollen, entschei<strong>den</strong>d ist es, in darauffolgen<strong>den</strong><br />
Nächten erholsam zu schlafen.“, betont er weiter.
Durchgelernte Nächte sind für Stu<strong>den</strong>ten somit nicht ratsam. Lieber in <strong>den</strong> leistungsfähigsten Zeiten – bei <strong>den</strong> meisten<br />
Menschen ist dies <strong>von</strong> zehn bis zwölf und <strong>von</strong> 16 bis 20 Uhr – intensiv lernen und das neue Wissen im <strong>Schlaf</strong> verarbeiten<br />
und festigen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass hochbegabte Menschen<br />
meistens besonders viel schlafen. Albert Einstein beispielsweise soll täglich bis zu 12 Stun<strong>den</strong> geschlafen haben.<br />
Bildquelle: ©istock<br />
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