1 Ãberblick über die Sensorik
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Seite 77<br />
152 4.1 Resistive Kraft- und Drucksensoren 4.1.3 Halbleiter-Dehnungsmeßstreifen 153<br />
in x- und y-Richtung (s. Band 2, Bild 4.3.3-2, nach [4.7]).<br />
Die Wirkung der mechanischen Spannung ist nach Bild 4.1.3-1b, daß sich <strong>die</strong> Energien<br />
der Elektronenzustände in den verschiedenen ursprünglich kristallographisch äquivalenten<br />
Leitungsbändern relativ zueinander verschieben, so daß sie – bei konstanter Fermienergie<br />
im thermischen Gleichgewicht – unterschiedlich stark mit Elektronen besetzt<br />
werden. Wird durch Anlegen einer äußeren elektrischen Spannung ein Elektronenfluß<br />
erzeugt, dann tragen <strong>die</strong> verschiedenen Leitungsbänder in unterschiedlicher Weise<br />
zum Stromfluß bei (s. Band 2, Abschnitt 4.3.3). Die durch <strong>die</strong> mechanische Spannung<br />
erzeugten Unterschiede in der Elektronenbesetzung der Bänder wirken sich in der Regel<br />
auf <strong>die</strong> Ladungsträgerbeweglichkeit aus. Dieses führt zu einem wichtigen Ergebnis:<br />
Der beschriebene Einfluß der mechanischen Spannung auf <strong>die</strong> Bandstruktur bewirkt,<br />
daß <strong>die</strong> elektrische Leitung abhängt von der Kristallrichtung, in welcher der<br />
elektrische Strom fließt. Die Leitfähigkeit ist also anisotrop geworden, d.h. sie hängt ab<br />
von der Richtung des elektrischen Feldes relativ zum Kristallgitter (bzw. von der Art und O-<br />
rientierung der wirkenden mechanischen Spannung). Anstelle der isotropen Beziehung<br />
(3.3.1-1) für resistive Sensoren mit einer skalaren Leitfähigkeit muß jetzt ein Leitfähigkeitstensor<br />
eingeführt werden, der <strong>die</strong>se Richtungsabhängigkeit beschreibt (s. auch<br />
Anhang C2):<br />
Dabei ist berücksichtigt worden, daß <strong>die</strong> Anisotropie der Leitfähigkeit bei konstanter<br />
Dotierungskonzentration ρ D =ρ n durch <strong>die</strong> Anisotropie der Ladungsträgerbeweglichkeit<br />
entsteht. Die Tatsache, daß es in (1) außerhalb der Tensordiagonalen Komponenten<br />
ungleich Null gibt, hat eine wichtige praktische Konsequenz (Anhang C2): Der<br />
Stromdichtevektor enthält auch Komponenten senkrecht zur Feldrichtung, d.h. es fließt<br />
auch ein Strom senkrecht zum angelegten elektrischen Feld!<br />
Zur weiteren Auswertung schreiben wir (1) um in eine Darstellung mit demTensor des<br />
spezifischen Widerstands:<br />
Pseudo-Halleffekt (Anhang C2) bezeichnet.<br />
Bild 4.1.3-1c:<br />
Pseudo-Halleffekt in einem elektrischen Leiter mit ansotroper Leitfähigkeit:<br />
Bei einer unendlich großen räumlichen Ausdehnung des Leiters entsteht eine Feldkomponente<br />
senkrecht zur Stromrichtung (ausführliche Diskussion in Anhang C2).<br />
Charakteristisch für den piezoresistiven Effekt in Halbleitern ist, daß der Tensor des<br />
spezifischen Widerstandes von dem am Halbleiter wirkenden mechanischen Spannungszustand<br />
abhängt, der im allgemeinen Fall durch <strong>die</strong> sechs unabhängigen Komponenten<br />
des Spannungstensors ((σ)) (Band 1, Abschnitt 3.1) beschrieben wird. Wir wollen<br />
annehmen, daß der Tensor des spezifischen Widerstands ohne Wirkung mechanischer<br />
Spannungen eine Diagonalform hat (isotropes Verhalten) mit den Komponenten<br />
ρ o sp und können dann (3) umformen in<br />
Fließt ein Strom mit dem Stromdichtevektor j , dann entsteht analog zu (1) bei anisotropen<br />
Werkstoffen (nichtdiagonale Komponenten des Widerstandstensors in (2) ungleich<br />
Null) eine transversale Feldkomponente senkrecht zur Richtung von j (Bild<br />
4.1.3-1c). Die meßbaren Auswirkungen sind nicht zu unterscheiden von dem durch<br />
Magnetfelder verursachten Halleffekt (Abschnitt 5.1.1), daher werden sie auch als<br />
Jede einzelne Komponente des Tensors ((∆)) in (4) kann von allen sechs Komponenten<br />
des Spannungstensors abhängen, so daß (3) im allgemeinsten Fall einen sehr aufwendigen<br />
funktionalen Zusammenhang beschreibt. In den meisten Fällen ist aber eine<br />
erhebliche Vereinfachung durch eine Linearisierung des Problems möglich. Außerdem<br />
kann der ((∆))-Tensor wie der Spannungstensor als symmetrisch angesetzt wer-