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1 Überblick über die Sensorik

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104 3.3 Resistive Temperatursensoren 3.3.5 Keramikwiderstände: Kaltleiter 105<br />

Dabei ist A eine Konstante, <strong>die</strong> nach Band 2, Abschnitt 7.3, von den Werkstoffeigenschaften<br />

und der Art der Barriere abhängt.<br />

Aus dem geschilderten Zusammenhang folgt, daß oberhalb der Curietemperatur der<br />

elektrische Widerstand der Keramik erheblich zunehmen muß. Dieser Effekt wird experimentell<br />

gut bestätigt (Bild 3.3.5-4), wobei der Anstieg des Widerstands mehr als fünf<br />

Größenordnungen betragen kann!<br />

Keramische Widerstände mit einem Temperaturverhalten wie in Bild 3.3.5-4 werden als<br />

Kaltleiter oder PTC-Widerstände bezeichnet.<br />

Die Kaltleiter haben im allgemeinen einen anderen Leitfähigkeitsmechanismus als <strong>die</strong><br />

Heißleiter auf der Basis des Magnetits und anderer vergleichbarer Keramiken: Im Gegensatz<br />

zu den Spinellverbindungen spielt beim Bariumtitanat der Valenzaustausch keine<br />

Rolle: Die Leitfähigkeit wird meist wie bei Halbleitern (Band 2, Abschnitt 3.2.1)<br />

durch Dotierungsatome erzeugt, welche mit relativ geringem Energieaufwand (z.B.<br />

durch thermische Aktivierung bei Raumtemperatur) Elektronen an das Leitungsband<br />

abgeben können, <strong>die</strong> dann ihrerseits eine Stromleitfähigkeit ermöglichen. Zurück bleiben<br />

in <strong>die</strong>sem Fall positiv ionsierte Donatoren, welche negative geladene Korngrenzenladungen<br />

abschirmen können.<br />

Dotierungseffekte in Keramiken allgemein, <strong>die</strong> Bedeutung von Gitterfehlern, insbesondere<br />

von Leerstellen, sowie <strong>die</strong> Natur und Größe der Korngrenzenladung werden im<br />

Band 5, "Keramik", ausführlich diskutiert. Durch n-Dotierung können minimale<br />

werden (nach [3.42]).<br />

spezifische Widerstände von ca. 0,1 cm bei Elektronenbeweglichkeiten bis zu 5 cm 2 /<br />

Vs erreicht werden.<br />

Für den Widerstand in der Umgebung der Curie-Temperatur ergibt sich ein außerordentlich<br />

großer Temperaturkoeffizient, so daß dort eine sehr empfindliche Temperaturmessung<br />

möglich ist. Andererseits ist <strong>die</strong> Exemplarstreuung in <strong>die</strong>sem Bereich besonders<br />

groß, so daß Kaltleiter-Temperatursensoren individuell geeicht werden müssen.<br />

Viele zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich wie beim Heißleiter über das<br />

thermische Verhalten bei Strombelastung (Eigenerwärmung): In <strong>die</strong>sem Fall wirkt sich<br />

<strong>die</strong> Eigenerwärmung aber widerstandserhöhend aus: Als Konsequenz wird durch <strong>die</strong><br />

Widerstandsvergrößerung der Strom als Quelle der Eigenerwärmung verkleinert. Auf<br />

<strong>die</strong>se Weise ergibt sich eine für <strong>die</strong> Praxis sehr nützliche thermische Stabilisierung.<br />

Die Bestimmung der Strom-Spannungs-Abhängigkeit des Kaltleiters erfolgt wie bei<br />

den Heißleitern nach den Formeln (3.3.4-8 und 9). Bild 3.3.5-5 zeigt <strong>die</strong> Kennlinienscharen<br />

zur Bestimmung der Arbeitspunkte.<br />

Bild 3.3.5-4<br />

Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes von Antimon-dotiertem<br />

Bariumtiatanat. Der Anstieg des Widerstandes erfolgt im Bereich der Curie-Temperatur<br />

T c . Die Curie-Temperatur kann durch Zusätze von Strontium und Blei, welche<br />

auf Barium-Gitterplätzen eingebaut werden können, in einem weiten Bereich variiert<br />

Bild 3.3.5-5 Elektrische und thermische Eigenschaften von Kaltleitern (Kennlinien aus [3.43])<br />

a) Berechnung der Arbeitspunkte von Strom-Spannungs-Kennlinien. Eingetragen<br />

ist eine Kaltleiterkennlinie R(T), sowie Kurvenscharen nach (3.3.4-9b) für verschiedene<br />

Betriebsspannungen U o : Die Schnittpunkte von beiden ergeben <strong>die</strong><br />

jeweils zu U o gehörenden Arbeitspunkte. Daraus kann über R(T) der entsprechende<br />

Stromwert I bestimmt werden. Zur Berechnung ist <strong>die</strong> Kenntnis des Wärmeleitwertes<br />

G th erforderlich.<br />

b) Temperaturabhängigkeit des Wärmeleitwertes zugrunde für <strong>die</strong> Berechnung<br />

H. Schaumburg: Band 3 – Sensoren 31.5.2007 31.5.2007 H. Schaumburg: Band 3 – Sensoren

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