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1 Überblick über die Sensorik

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86 3.3 Resistive Temperatursensoren 3.3.4 Keramikwiderstände: Heißleiter 87<br />

peraturabhängigkeit, gegenüber der eine evtl. in D o noch enthaltene Temperaturabhängigkeit<br />

T meist vernachlässigt werden kann (eine ausführliche Diskussion <strong>die</strong>ses<br />

Problemkreises erfolgt in Band 5 <strong>die</strong>ser Reihe [3.52]). Über <strong>die</strong> in Band 1, Abschnitt<br />

2.7.2, begründete Einstein-Beziehung und eine Umrechnung nach Band 1, Abschnitt<br />

4.1.1, erhält man für <strong>die</strong> Elektronenbeweglichkeit<br />

– also eine Beweglichkeit, <strong>die</strong> im Gegensatz zu den bisher behandelten (vgl. Bild 3.3.1-<br />

2) stark mit der Temperatur zunimmt, sofern <strong>die</strong> Barrierenhöhe relativ zu kT signifikante<br />

Werte annimmt. Der Zunahme der Beweglichkeit entspricht bei konstanter Ladungsträgerdichte<br />

nach (3.3.1-1) eine Abnahme des spezifischen Widerstands mit der<br />

Temperatur, also ein negativer Temperaturkoeffizient (NTC) des Widerstandes. Resistive<br />

keramische Temperatursensoren werden daher auch als NTC-Widerstände<br />

(im Gegensatz zu PTC-Widerständen aus homogenen metallischen und Halbleiterwerkstoffen)<br />

oder Heißleiter bezeichnet. Spezielle Korngrenzeneffekte können aber auch<br />

zu einer Zunahme des Widerstandes mit der Temperatur führen, <strong>die</strong> entsprechenden<br />

Bauelemente heißen Kaltleiter (Abschnitt 3.3.5, häufig werden auch <strong>die</strong>se als PTC-<br />

Widerstände schlechthin bezeichnet).<br />

Eine wichtige Gruppe von keramischen Werkstoffen für <strong>die</strong> Herstellung von NTC-Widerständen<br />

sind <strong>die</strong> Spinelle (Band 1, Abschnitt 1.3.2). Dabei handelt es sich um Ionenkristalle<br />

der Zusammensetzung A 2+ B 3+ 2 X 2– 4 , deren Aufbau durch große zweifach<br />

negativ geladene Anionen X (in vielen praktischen Fällen Sauerstoffatome O 2- ) bestimmt<br />

wird. Die kleineren Kationen A und B werden auf Zwischengitterplätzen eingebaut.<br />

Neben der Anwendung bei NTC-Widerständen sind Spinellverbindungen mit eingelagerten<br />

magnetisch aktiven (z.B. Eisen-)Ionen sehr verbreitet als Ferrite, und zwar<br />

sowohl mit weichmagnetischen (kubisches Anionengitter), wie mit hartmagnetischen<br />

(hexagonales Anionengitter) Eigenschaften.<br />

Bei den meisten Spinellen sind <strong>die</strong> Elektronen sehr fest gebunden, so daß <strong>die</strong> Aktivierungsenergien<br />

in (1) hohe Werte annehmen: Eine signifikante elektrische Leitfähigkeit<br />

tritt dann nur bei sehr hohen Temperaturen auf. Eine wichtige Ausnahme hiervon bildet<br />

der Spinell Magnetit oder Eisenoxiduloxid mit der Zusammensetzung FeO · Fe 2 O 3<br />

= Fe 3 O 4 . Das Zustandsdiagramm <strong>die</strong>ser ternären Ionenlegierung war in Band 1, Bild<br />

2.5-13 wiedergegeben worden. Die Besonderheit beim Magnetit ist, daß dort <strong>die</strong> Eisenatome<br />

sowohl im zweifach, wie auch im dreifach positiv geladenen Zustand vorkommen.<br />

Befinden sich zwei unterschiedlich geladene Eisenatome nebeneinander, dann ist ein<br />

Elektronen-(genauer: kleine Polaronen, s. [3.52]) übergang (hopping) von dem zweifach<br />

geladenen Atom auf das dreifach geladene gemäß der Reaktion<br />

mit einem Austausch der Wertigkeit (Valenzaustausch oder charge transfer) verbunden.<br />

Elektronenübergange <strong>die</strong>ser Art sind mit vergleichsweise niedrigen (aber dennoch<br />

signifikanten) Aktivierungsenergien W diff verbunden, so daß <strong>die</strong> Beweglichkeit (2)<br />

relativ hohe Werte annehmen kann, <strong>die</strong> allerdings mit Größen im Bereich 10 -5 bis<br />

10 -1 cm 2 /Vs meist immer noch weit unterhalb denen von Metallen und Halbleitern<br />

liegen. In Bild 3.3.1-3 ist <strong>die</strong> erhöhte Leitfähigkeit des Magnetits im Vergleich zu anderen<br />

keramischen Verbindungen gut zu erkennen. Eine andere Spinellverbindung mit einem<br />

Leitfähigkeitsmechanismus über Valenzaustausch ist CoFe 2 O 3 ; allerdings ist<br />

dabei ein Elektronensprung mit einem Wechsel des den Atomrumpf bildenden Elementes<br />

verbunden, was zu höheren Aktivierungsenergien führt. Durch Bildung von Mischkristallen<br />

aus schlechter leitenden oder isolierender (z. B. MgCrO 4 ) keramischer Verbindungen<br />

mit Magnetit lassen sich Spinelle mit weitgehend einstellbarer Leitfähigkeit<br />

und Temperaturkoeffizienten TK R erzeugen (Bild 3.3.4-1, s.auch Bild 3.3.1-4).<br />

Bild 3.3.4-1<br />

Temperaturabhängigkeit der elektrischen Leitfähigkeit von Mischkristallen des<br />

Magnetits (Fe 3 O 4 ) mit den Spinellen FeCr 2 O 4 und FeAl 2 O 4 . Angegeben sind jeweils<br />

<strong>die</strong> dazugehörigen Aktivierungsenergien (nach [3.15])<br />

In <strong>die</strong> Temperaturabhängigkeit des NTC-Widerstandes geht nach (3.3.1-5) <strong>die</strong> Beweglichkeit<br />

(2) invers (d.h. mit positivem Exponenten) ein, mit dem charakteristischen<br />

B-Wert, der durch B:=W diff /k (Einheit Kelvin) definiert ist, hat sie <strong>die</strong> Form:<br />

H. Schaumburg: Band 3 – Sensoren 31.5.2007 31.5.2007 H. Schaumburg: Band 3 – Sensoren

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