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1 Überblick über die Sensorik

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Seite 240<br />

478 Anhang C2: Verallgemeinerter Halleffekt<br />

Anhang C2: Verallgemeinerter Halleffekt 479<br />

wobei ((1)) den Einheitstensor beschreibt.<br />

Die Tatsache, daß es bei einer anisotropen Leitfähigkeit in (11) außerhalb der Tensordiagonalen<br />

Komponenten ungleich Null gibt, hat eine wichtige praktische Konsequenz:<br />

Der Stromdichtevektor enthält auch Komponenten senkrecht zur Feldrichtung,<br />

d.h. es fließt auch eine Stromkomponente senkrecht zum elektrischen Feld! Legt man<br />

das elektrische Feld z.B. in <strong>die</strong> Richtung 1, dann hat E <strong>die</strong> Komponenten E a1 ,0,0.<br />

Die Komponente j n<br />

2<br />

des Stromdichtevektors in Richtung 2 hat im isotropen Fall (12)<br />

den Wert Null, im anisotropen Fall (11) aber den Wert |q|ρ n µ 21 n E a1 ≠0. Auf <strong>die</strong>se<br />

Weise lassen sich sukzessiv <strong>die</strong> Komponenten des Beweglichkeitstensors experimentell<br />

bestimmen: µ n ik ergibt sich durch eine Strommessung in Richtung i bei Anlegen eines<br />

elektrischen Feldes in Richtung k. Die gemessenen Werte hängen ab von der Wahl<br />

der Richtungen 1, 2 und 3 relativ zu den kristallographischen Achsen des Werkstoffs, sie<br />

lassen sich aber für jede Wahl des Koordinatensystems umrechnen nach den Gesetzen<br />

der Tensortransformation.<br />

Eine Konsequenz des Auftretens nichtdiagonaler Komponenten im Leitfähigkeits- oder<br />

Beweglichkeitstensor bei anisotroper Leitung ist eine Verdrehung der Vektoren des<br />

elektrischen Feldes E a und des Stromdichtevektors j n gegeneinander (s. Bild C2-2a).<br />

In <strong>die</strong>sem Fall wirkt nämlich der Tensor wie eine Drehmatrix (Bewegung): Hat beispielsweise<br />

das äußere Feld <strong>die</strong> Richtung der x-Achse, dann führen <strong>die</strong> nichtverschwindenden<br />

Komponenten des Stromdichtevektors in y- und z-Richtung dazu, daß der<br />

Stromdichtevektor einen Hallwinkel θ H (bei Abwesenheit von Magnetfeldern auch<br />

als Pseudo- oder unechter Hallwinkel bezeichnet) relativ zur x-Achse bildet. Bild<br />

C2-2a zeigt <strong>die</strong> Verhältnisse in der xy-Ebene. Der Hallwinkel θ H xy hat dann <strong>die</strong><br />

Größe:<br />

Anisotrope Leitfähigkeiten können werkstoffbedingt permanent vorhanden sein aufgrund<br />

einer Kristallanisotropie, andererseits können sie aber auch in Werkstoffen<br />

aber mit isotroper Leitfähigkeit (bzw. spezifischem Widerstand ρ sp ) induziert werden<br />

durch anisotrope mechanische Spannungen (s. Abschnitt 4.1.3) und den Einfluß anderer<br />

physikalischer Größen. Auch <strong>die</strong> Wirkung von Magnetfeldern in elektrischen Leitern,<br />

bei denen <strong>die</strong> Reibungskraft (welche <strong>die</strong> Streuung der Ladungsträger beim Stromtransport<br />

beschreibt) berücksichtigt werden muß, führt zu einer Verdrehung des Stromdichtevektors<br />

und des Vektors der elektrischen Feldstärke gegeneinander (Abschnitt<br />

5.1.1; ausführlich in Band 11, Abschnitt 1.2.3), wodurch der Hall-Effekt entsteht. Alle<br />

<strong>die</strong>se Effekte führen zu einem elektrisch sehr ähnlichen Verhalten, nämlich der Entstehung<br />

einer Transversalspannung (Hall– oder Pseudo-Hallspannung) bei endlich<br />

ausgedehnten Widerständen.<br />

Bild C2-2a gibt <strong>die</strong> geometrischen Verhältnisse bei gegeneinander verdrehten Stromdichte-<br />

und Feldvektoren für den Fall eines unendlich ausgedehnten Widerstandes wieder:<br />

Dann gilt <strong>die</strong> Gleichung (13) ohne <strong>die</strong> Einschränkung durch äußere Randbedingungen,<br />

wie sie bei endlich ausgedehnten Widerständen auftreten: Bei einem endlich<br />

ausgedehnten stabförmigen Widerstand wie in Bild C2-1b muß nämlich zusätzlich <strong>die</strong><br />

Randbedingung (7a) erfüllt sein, daß <strong>die</strong> Stromdichten in y- und z-Richtungen Null<br />

werden. Dieses ist nur möglich, wenn z.B. in y-Richtung ein zu der transversalen Teilchenstromdichtekomponente<br />

j T ny entgegengesetzt gerichteter gleich großer Teilchenstrom<br />

jTH ny fließt, so daß gilt:<br />

Die Differenz der Fermienergien zwischen dem oberen und unteren Rand des Widerstandes<br />

führt (bei dem zugrundegelegten isothermen Fall) zu einer von außen meßbaren<br />

elektrischen (Pseudo-)Hallspannung, also einer EMK (s. Anhang C1), <strong>die</strong> sich auch<br />

charakterisieren läßt durch ein von außen meßbares elektrisches (Pseudo-) Hallfeld<br />

E ay =:E a<br />

H<br />

(Bild C2-2c).<br />

Anschaulich läßt sich der durch Bild C2-2 beschriebene Halleffekt auf <strong>die</strong> folgende<br />

Weise deuten: Der in Richtung der positiven x-Achse verlaufende Elektronen-Teilchenstrom<br />

wird in Richtung der positiven y-Achse abgelenkt, so daß sich der obere<br />

Rand des stabförmigen Widerstands in Bild C2-2b negativ auflädt, weil dort <strong>die</strong> Elektronen<br />

nicht abfließen können. Gleichzeitig entsteht eine positive Flächenladung am<br />

unteren Rand des Widerstandes, weil dort Elektronen abgezogen werden. Durch <strong>die</strong>se<br />

Ladungsanreicherung, bzw. –entleerung entstehen zwei Effekte:<br />

– aufgrund der entstandenen Ladungsdoppelschicht verschieben sich <strong>die</strong> chemischen<br />

Potentiale (Fermienergien) an den Rändern des räumlich begrenzten Widerstandes<br />

gegeneinander, dadurch entsteht eine EMK bzw. ein von außen meßbares<br />

elektrisches Feld, dessen Richtung von der positiven zur negativen Flächenladung<br />

zeigt (s. Bild C1-1).<br />

– es entsteht ein Elektronendichtegra<strong>die</strong>nt von oben nach unten<br />

Beide Effekte bewirken eine Kraft auf <strong>die</strong> Elektronen, <strong>die</strong> von oben nach unten gerichtet<br />

ist, <strong>die</strong>se entspricht der chemischen Kraft (= -∆W F /∆x), <strong>die</strong> in (14) eingeht.<br />

Kennzeichnend für <strong>die</strong> oben durchgeführte Betrachtung ist eine Verdrehung zwischen

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