1 Ãberblick über die Sensorik
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Seite 219<br />
436 8.3 Elektrochemische Sensoren mit ionensensitiven Elektroden 8.4 Sensoren mit Feststoffelektrolyten 437<br />
Die chemisch erzeugte Dipolschicht als Ursache für <strong>die</strong> Entstehung der EMK kann auch<br />
auf andere Weise als in Bild 8.3.1 über chemische Reaktionen an einer Dreiphasengrenze<br />
(Abschnitt 8.1.6) erzeugt werden (Bild 8.3-6).<br />
8.4 Sensoren mit Feststoffelektrolyten<br />
Die Verwendung von Feststoffelektrolyten oder Ionenleitern (Band 1, Abschnitt<br />
2.7.3) ergibt <strong>die</strong> Möglichkeit zum Aufbau von chemischen Sensoren ohne Flüssigelektrolyten.<br />
Der große Vorteil von Feststoff- gegenüber Flüssigelektrolyten liegt in der<br />
Möglichkeit, mechanisch robuste Festkörperbauelemente herzustellen und z. T. in der<br />
Selektivität: Feststoffelektrolyten lassen meist nur eine Ionenleitung für eine einzige o-<br />
der sehr wenige Ionensorten zu. Ein Stromtransport ist stets verbunden mit einem Materialtransport<br />
im Sensor und darüber hinaus mit der Nachlieferung von Materie (Anwendung<br />
als Gaspumpe, s. Bild 8.4-7) an eine der Oberflächen des Ionenleiters, wenn der<br />
Sensor stationär betrieben wird.<br />
Bild 8.4-1 zeigt den Aufbau eines Sauerstoffsensors mit einem Feststoffelektrolyten aus<br />
Zirkondioxid ZrO 2 , dessen Ionenleitfähigkeit im Bereich hoher Temperaturen durch<br />
eine Beimengung von Y 2 O 3 eingestellt worden ist (durch Stabilisierung der ionenleitenden<br />
Kristallstruktur).<br />
Bild 8.3-6<br />
Trennung von Ladungen in elektrochemischen Sensoren durch zwei katalytisch<br />
begünstigte chemische Reaktionen (nach [1.1]): Die Oxidation des Kohlenmonoxids<br />
zu Kohlendioxid an einer ersten (oberen) Elektrode ist mit der Erzeugung<br />
von Elektronen und Protonen (Wasserstoffkationen) verbunden, wobei <strong>die</strong> letzteren<br />
in einem schwefelsäurehaltigen Elektrolyten gelöst werden können. Werden an einer<br />
zweiten (unteren) Elektrode im Elektrolyten durch eine andere chemische Reaktion<br />
(Wasserstoffverbrennung) Protonen vernichtet, dann wandern <strong>die</strong>se im Konzentrationsgra<strong>die</strong>nten<br />
kontinuierlich von der ersten zur zweiten Elektrode und transportieren<br />
auf <strong>die</strong>se Weise ihre Ladung durch den Elektrolyten: Die erste Elektrode wird negativ,<br />
<strong>die</strong> zweite hingegen positiv aufgeladen.<br />
Zwischen beiden Elektroden entsteht eine EMK, <strong>die</strong> mit dem Aufbau eines Potentials<br />
verbunden ist, welches im stromlosen Zustand <strong>die</strong> Reaktion schließlich zum<br />
Stillstand bringt (potentiometrischer Sensor). Wird <strong>die</strong> EMK kontinuierlich durch<br />
einen Stromfluß abgebaut, dann ist der fließende Strom proportional zur chemischen<br />
Reaktionsrate (amperometrischer Sensor, wie in der Abbildung dargestellt).<br />
a) einfacher Aufbau des amperometrischen CO-Sensors<br />
b) verbesserte Ausführung mit einer Bezugselektrode zur Einhaltung einer konstanten<br />
Spannung an der Arbeitselektrode.<br />
Bild 8.4-1:<br />
l-Sonde (nach [1.1]): Oberhalb (z. B. mit Luft als Referenzgas) und unterhalb<br />
(z. B. Auspuffgase als Meßgas) des sauerstoffleitenden Feststoffelektrolyten (ZrO 2 /<br />
Y 2 O 3 ) befinden sich zwei getrennte Bereiche mit unterschiedlichen Sauerstoffpartialdrücken.<br />
Die unterschiedlichen Sauerstoffkonzentrationen erzeugen über dem<br />
Ionenleiter eine Diffusionskraft (Gra<strong>die</strong>nt des chemischen Potentials aufgrund der<br />
unterschiedlichen Teilchenkonzentration, s. Band 1, Abschnitt 2.1), <strong>die</strong> ihrerseits einen<br />
Stromfluß von Sauerstoffionen bewirkt. Die Beweglichkeit der Sauerstoffionen<br />
(O 2- ) bestimmt <strong>die</strong> elektrolytische Leitfähigkeit. Dazu ist eine Aufheizung auf mindestens<br />
500°C erforderlich.<br />
Kennzeichnend ist, daß der Sauerstoff in gasförmigem Zustand elektrisch neutral<br />
ist, aber nur in ionisierter Form (O 2- ) durch den Feststoffelektrolyten geleitet werden<br />
kann, d.h. er muß auf der einen Seite des Sensors negativ aufgeladen, auf der anderen<br />
hingegen entladen werden. Dadurch baut sich zwischen der inneren und äußeren<br />
Elektrode eine Ladungs-Doppelschicht – und damit eine EMK – auf. Diese ist<br />
ein Maß für <strong>die</strong> Differenz der Sauerstoffpartialdrücke.