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1 Überblick über die Sensorik

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Seite 195<br />

388 8.1 Übersicht und Funktionsprinzipien 8.1.2 Thermodynamische und kinetische Aspekte 389<br />

Die Überführung des Systems von einem Zustand G 1 , charakterisiert durch <strong>die</strong> Parameter<br />

p 1 , p 2 ,...p i ,...,T, in einen anderen Zustand G 2 hängt dann nicht ab von der Art<br />

und Weise (ausgedrückt z.B. durch <strong>die</strong> Orts- oder Zeitabhängigkeit der Parameter), in<br />

welcher <strong>die</strong> Zustandsänderung durchgeführt wurde. Dieses ist gleichbedeutend mit der<br />

Aussage, daß <strong>die</strong> Änderung der Zustandsgröße G bei jedem Kreisprozeß Null ist:<br />

Bei hochselektiven Sensoren überwiegt in (1) der Wert einer partiellen Ableitung<br />

alle anderen. Ist <strong>die</strong>se Randbedingung nicht erfüllt, dann kann im Prinzip über Mustererkennung<br />

von Sensor-Arrays auch eine Mehrkomponentenanalyse vorgenommen werden.<br />

Diese Ansatz befindet sich aber zur Zeit noch im Forschungsstadium.<br />

Die gegenüber freien Molekülen veränderten elektronischen und chemischen Eigenschaften<br />

von Molekülen an und in Festkörpern ermöglichen <strong>die</strong> Moleküldetektion (wobei<br />

der Festkörper als Sensor wirkt) und bewirken eine veränderte chemische Reaktivität<br />

der Moleküle (wobei der Festkörper als Katalysator wirken kann). Damit ergeben<br />

sich <strong>die</strong> grundlegenden Fragestellungen:<br />

I) Was ist <strong>die</strong> Ursache der Reaktion zwischen Teilchen und Festkörpern, d.h. was ist<br />

<strong>die</strong> Triebkraft der chemischen Reaktion?<br />

II) Wenn Reaktionen möglich sind, wie schnell laufen <strong>die</strong>se ab, d.h. wie groß ist <strong>die</strong><br />

Geschwindigkeit (Reaktionsrate) der chemischer Reaktionen?<br />

Zu I): Die erste Frage wird durch den Kompromiß zwischen der Minimierung der Energie<br />

und der Maximierung der Konfigurationsentropie (beide Forderungen sind enthalten<br />

in Maximierung der Gesamtentropie, s. Band 1, Abschnitt 2, und Band 2, Abschnitt<br />

1.2) entschieden, sie führt auf das Prinzip der Minimierung der freien Energie.<br />

Bei Sensorbetrieb unter konstantem Gesamtdruck (Atmosphärendruck) ist es zweckmäßig,<br />

das Produkt aus Systemdruck p und -volumen V im Energieterm zu berücksichtigen<br />

(beide zusammen ergeben <strong>die</strong> Enthalpie H). Damit geht <strong>die</strong> freie Energie über<br />

in <strong>die</strong> freie Enthalpie (Gibbssche Energie):<br />

der freien Enthalpie negativ ist. Im thermischen Gleichgewicht wird ein Minimum angenommen,<br />

d.h. es gilt:<br />

– Bei der Chemisorption ist beispielsweise ∆H < 0 (es wird Bindungsenergie gewonnen)<br />

und dS < 0 (<strong>die</strong> Anzahl der Anordnungskonfigurationen nimmt ab), d.h.<br />

bei tiefen Temperaturen wird der energetisch günstigere gebundene Zustand der Absorption<br />

von Teilchen bevorzugt, während bei höheren Temperaturen der für <strong>die</strong><br />

freien Teilchen entropisch begünstigte Zustand (nach Desorption der chemisorbierten<br />

Teilchen in <strong>die</strong> Gasphase) zu einer minimalen freien Enthalpie führt.<br />

– Bei der Einführung von Punktdefekten hingegen gilt (Band 1, Abschnitt 2.7.1)<br />

∆H > 0 und ∆S > 0, d.h. <strong>die</strong> Defektdichte ist aus energetischen Gründen bei niedrigen<br />

Temperaturen vernachlässigbar klein, während sie bei höheren Temperaturen<br />

aus Entropiegründen drastisch ansteigt und damit u.a. <strong>die</strong> Festkörperreaktivität beeinflußt.<br />

Zu II): Die Geschwindigkeit chemischer Reaktionen wird ähnlich wie <strong>die</strong> Festkörperdiffusion<br />

in Band 1, Abschnitt 2.7.2 über Aktivierungsbarrieren und entsprechende<br />

Gibbs-Energie-Änderungen zwischen Ausgangs- und Übergangszustand im Rahmen<br />

der Eyring-Theorie erklärt [8.1].<br />

Der Zusammenhang zwischen Gibbs-Energie G und den quantentheoretisch festgelegten<br />

Energiezuständen W i des Systems (Band 2, Abschnitt 1.2) von Elektronen, Phononen,<br />

Plasmonen etc. wird nach den Gesetzen der statistischen Thermodynamik durch<br />

<strong>die</strong> Berechnung der Zustandssumme<br />

des Systems hergestellt. Es läßt sich zeigen, daß sich <strong>die</strong> Gibbs-Energie G aus Q direkt<br />

berechnen läßt über <strong>die</strong> Beziehung:<br />

wobei W <strong>die</strong> Systemenergie (Summe aus kinetischer und potentieller Energie) und S<br />

<strong>die</strong> Entropie des Systems beschreibt. Eine Vergrößerung der Gesamtentropie (s. Band 1,<br />

Abschnitt 2, und Band 2, Abschnitt 1.2) findet statt, wenn bei einem Prozeß <strong>die</strong> freie Enthalpie<br />

verkleinert wird, bzw. wenn bei einem isothermen Prozeß mit dT = 0) <strong>die</strong> differentielle<br />

Änderung<br />

Daraus ergeben sich für <strong>die</strong> Gleichgewichtszustände thermische und kalorische Zustandsgleichungen,<br />

wie z.B. der Bedeckungsgrad adsorbierter Teilchen als Funktion<br />

von Druck und Temperatur oder <strong>die</strong> spezifische Exzeßwärme von Adsorptionskomplexen.<br />

Die Gleichungen zeigen den engen Zusammenhang zwischen der Spektroskopie von<br />

Systemzuständen – und damit z.T. auch atomaren Energiezuständen W i –, der Thermodynamik<br />

von zweidimensionalen Systemen an Festkörperoberflächen und der che-

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