07.03.2015 Aufrufe

Rocky Mountain Star Leseprobe Kapitel 1

Blättere jetzt durch das 1. Kapitel von Rocky Mountain Star und erfahre, was das Leben der Protagonistin Tyler so durcheinander wirbelt.

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„Ach. Das wird schon. Wenn sie mit Rufus klarkommt, deinem alten, sturen Gaul, dann ist sie<br />

definitiv nicht leicht zu beeindrucken.“<br />

„He!“, verteidigte Paula ihr Pferd, doch ihrer Stimme fehlte die Überzeugung. Rufus ließ alle in<br />

dem Glauben, er sei ein gefährliches Tier. Wenn er damit durchkam, machte er, was er wollte. Sagte<br />

man ihm freundlich, aber bestimmt, dass ein solches Verhalten keine Option war, mutierte er<br />

innerhalb von Sekunden zum absoluten Verlasspferd. Aus diesem Grund waren Leslie und er<br />

momentan unzertrennlich. Jeden Tag übte sie das Reiten auf ihm und er zog geduldig seine Runden.<br />

Grobe oder falsche Hilfen ignorierte er. Machte sie es hingegen richtig, tat er alles für sie. In den<br />

letzten Wochen hatte die Kleine deutliche Fortschritte gemacht.<br />

„Ich werde wahrscheinlich am Wochenende den ersten Ausritt mit den beiden unternehmen. Du<br />

bist herzlich eingeladen, mitzukommen.“<br />

Reiten. Daran war im Moment nicht zu denken. Doch das wusste Paula nicht. Sie hatte ihrer<br />

Familie bis jetzt das wahre Ausmaß ihrer Verletzung verschwiegen und hatte auch nicht vor, das in<br />

nächster Zeit zu ändern. Deshalb sagte sie nur: „Mal sehen, wie fit ich bis dann bin.“ Sie rutschte ein<br />

wenig auf dem Sitz herum. Wenn sie ihr Bein nicht bewegte, waren die Schmerzen besonders<br />

schlimm.<br />

Paulas Blick fiel auf das kaputte Bein. „Ist etwas mit deinem Bein? Ich habe gesehen, wie du es<br />

geschont hast.“ Von der Arbeit mit den Pferden her war sie es gewohnt, auf Abweichungen im<br />

Bewegungsmuster zu achten. Es war wichtig, allfällige Lahmheiten möglichst früh zu entdecken.<br />

„Ich habe es im letzten Training überanstrengt. Keine große Sache.“<br />

„Wann musst du denn wieder los?“<br />

Tyler fühlte sich durch all die Fragen, auf die sie selber noch keine Antwort hatte, in die Ecke<br />

gedrängt und sah rot. „Was ist das hier eigentlich? Die Inquisition? Ich bin gerade erst angekommen<br />

und du willst mich schon wieder loswerden? Na, vielen Dank auch. Da hättest du mich gleich auf<br />

dem Flughafen lassen können, damit ich auch sicher den nächsten Flug erwische!“<br />

„Sag mal, spinnst du? Du weißt genau, dass ich es nicht so gemeint habe.“ Paula schüttelte den<br />

Kopf. Kleine Schwestern waren ein Fall für sich. Als Nesthäkchen war sie schon immer das<br />

Sensibelchen der Familie gewesen. Es war allerdings schon eine Weile her, dass sie so ausgerastet war<br />

und es wäre langsam an der Zeit, erwachsen zu werden, dachte sie säuerlich.<br />

Tyler würdigte ihre Aussage mit keiner Antwort und starrte stur aus dem Fenster. Die ersten<br />

Häuser tauchten in der Dunkelheit auf. Gedankenverloren ließ sie sie an sich vorbei ziehen. Sie war<br />

erst seit einigen Minuten wach und hatte bereits das erste Familienmitglied verärgert. Ein Rekord,<br />

selbst für sie. Sie wünschte sich nur, dass sich alle um ihren eigenen Kram kümmern würden. Dann<br />

ist Independence vielleicht nicht ganz der richtige Ort, meldete sich eine nervige Stimme in ihrem<br />

Hinterkopf. Schon klar. Nur hatte sie nicht gewusst, wo sie sonst hin sollte. Mit dem Knie machte<br />

nicht einmal eine Weltreise Spaß, dachte sie frustriert und schloss die Augen wieder. Dabei hatte das<br />

Jahr so gut angefangen. Eine Solorolle in Giselle, einem romantischen Ballett, nette Leute im<br />

Ensemble, zumindest hatte es zuerst so ausgesehen, dann hatten die Intrigen und das Mobbing<br />

angefangen. Geendet hatte es mit einem tätlichen Angriff nach ihrem Urlaub. Sie konnte es zwar<br />

nicht beweisen, doch sie war sich ziemlich sicher, dass jemand sie vor dem fatalen Sprung absichtlich<br />

geschubst hatte. Dass er fatal sein würde, hatte sich allerdings erst viel später herausgestellt. Zuerst<br />

hatte es gar nicht schlecht ausgesehen. Der Heilungsprozess verlief anfänglich gut. Während einer<br />

weiteren Pause, die sie zu Hause bei ihrer Familie verbracht hatte, kam er allerdings ins Stocken.<br />

Knorpelabbau im Knie, beginnende Arthrose. Ungebeten schob sich das Bild eines Mannes vor ihr<br />

inneres Auge. Leuchtende dunkle Augen, braune, etwas zu lange Haare, breite Schultern und ein<br />

sabbernder, wunderbarer Hund, der nicht seiner war, wie sie sich erinnerte. Pat. Die Erinnerung an<br />

eine Nacht im Spätsommer, ein Lichtblick in dem Moment, als ihre Welt gerade in Stücke brach.<br />

Unwirsch verbannte sie das Fragment wieder in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins, wo es<br />

hingehörte. Vorbei war vorbei. Momentan hatte sie einem Mann sowieso nichts zu bieten. Wer wollte<br />

schon mit einem abgehalfterten Ballettstar in Verbindung gebracht werden?

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