07.03.2015 Aufrufe

Rocky Mountain Star Leseprobe Kapitel 1

Blättere jetzt durch das 1. Kapitel von Rocky Mountain Star und erfahre, was das Leben der Protagonistin Tyler so durcheinander wirbelt.

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<strong>Kapitel</strong> 1<br />

Tyler ging langsam die Gangway hinunter, ihr Hinken deutlicher nach der Enge des Flugzeugs.<br />

Wieder einmal war sie in Denver angekommen. Doch anstatt wie sonst immer von Vorfreude erfüllt<br />

zu sein, ihre Familie endlich wieder zu sehen, verspürte sie diesmal nur ein unbestimmtes Grauen. Es<br />

war eine Sache, zwischen verschiedenen Tanzengagements bei ihren Eltern zu wohnen. Es war<br />

immer schön, sich für ein paar Wochen verwöhnen zu lassen. Zudem ersparte sie sich so die<br />

Umtriebe und die Kosten, irgendwo eine eigene Wohnung zu halten.<br />

Eine ganz andere Sache war es, mit dreiundzwanzig wieder zurück ins Elternhaus zu ziehen, weil<br />

man vor den Trümmern seiner kurzen Karriere stand. Ihre Zeit als Primaballerina war vorbei, ehe sie<br />

richtig begonnen hatte. Ihre Eltern würden nichts als Unterstützung und Verständnis zeigen, das<br />

wusste sie. Sie selber war da weit weniger nachsichtig mit sich selber. Ihre Pläne und Träume hatten<br />

Solovorstellungen in New York, London, Paris und Sidney beinhaltet. Jetzt war sie zurück und hatte<br />

nichts vorzuweisen außer einem kaputten Knie.<br />

Sie machte sich auf den Weg zum Gepäckband. Während sie darauf wartete, dass ihr Rollkoffer<br />

erschien, was erfahrungsgemäß eine Weile dauern konnte, ließ sie ihren Blick zur Ankunftshalle<br />

schweifen. An einem der Pfeiler sah sie Paulas hochgewachsene Gestalt lehnen. Erleichtert ließ sie<br />

ihre verspannten Schultern ein wenig sinken. Wenigstens musste sie sich jetzt nicht darum kümmern,<br />

wie sie von Denver nach Independence kommen sollte, die Kleinstadt hoch in den <strong>Rocky</strong> <strong>Mountain</strong>s<br />

in der Nähe der berühmten Skiorte wie Aspen und Breckenridge, wo sie aufgewachsen war. Es war<br />

wunderschön dort. Klare Luft, ein herrliches Bergpanorama, wunderschöne Bäume und herzliche,<br />

wenn auch furchtbar neugierige Mitbürger. Nur bezüglich Kultur war die Gegend etwas unterbedient,<br />

wenn man vom jährlich stattfindenden Indie Rockfestival absah.<br />

Endlich erspähte sie ihren Koffer. Sie beugte sich vor und hob ihn schwungvoll vom Laufband.<br />

Leider wurde sie dabei angerempelt, sodass sie gezwungen war, ihr Gewicht auf ihr noch nicht wieder<br />

ganz hergestelltes Bein zu verlagern. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie vom Fuß bis zur Hüfte.<br />

Sie grollte etwas Unverständliches und machte, dass sie wegkam. Wenn sie sich noch einen Moment<br />

länger in der Nähe dieser rüpelhaften Menschen aufhalten musste, landete früher oder später einer<br />

davon verschnürt wie ein Truthahn auf dem Gepäckband, Destination Timbuktu.<br />

„Hey, Schwesterchen. Wie fühlst du dich?“, begrüßte sie Paula.<br />

„Geht so. Danke fürs Abholen. Können wir los?“<br />

„Klar.“ Paula warf ihrer Schwester einen prüfenden Blick zu. Gut konnte alles Mögliche heißen,<br />

nur tatsächlich war offensichtlich nichts gut. Tyler sprudelte sonst die meiste Zeit vor Lebendigkeit,<br />

redete jeden in Grund und Boden und versprühte im 360°-Radius gute Laune. Jetzt benahm sie sich<br />

eher so, als hätte sie sich zu lange in ihrer, Paulas, Gegenwart, aufgehalten. Sie selber war dafür<br />

bekannt, dass sie öfter mal schlechte Laune hatte und nur bedingt gesellschaftsfähig war. Weshalb sie<br />

auch so zufrieden zu Hause auf ihrer Ranch war, umgeben von ihren Tieren und seit Kurzem einem<br />

halbwüchsigen Mädchen, mit dem sie erstaunlich gut zurechtkam. Sie setzte die Bestandsaufnahme<br />

ihrer Schwester fort: Sie war bleich mit großen Schatten unter den Augen. Ihr blondes Haar hing ihr<br />

glanzlos in einem flüchtig geflochtenen Zopf über den Rücken. Ihr Gang war unregelmäßig und<br />

besaß nichts von der ihr sonst eigenen Grazie.<br />

„Bist du endlich fertig mit der Überprüfung?“<br />

Paula rollte die Augen hinter dem Rücken ihrer Schwester. Empfindlich war sie auch noch. Die<br />

Heimfahrt konnte ja heiter werden. Vielleicht hatte sie ja Glück und Tylor würde einschlafen. Müde<br />

genug sah sie aus.<br />

Tyler wusste, dass sie sich wie eine undankbare Göre benahm. Nichts davon war schließlich<br />

Paulas Schuld. Und sie war weiß Gott froh, dass sie sie abgeholt hatte, obwohl sie ihr sehr kurzfristig<br />

Bescheid gegeben hatte. Zehn Minuten vor dem Abflug in Atlanta genauer gesagt. Paula musste<br />

praktisch alles stehen und liegen gelassen haben, um rechtzeitig da zu sein. „Sorry“, murmelte sie.<br />

„Ich bin fix und fertig.“

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