Gerd Bräuer (Freiburg, www ... - Zeitschrift Schreiben
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<strong>Gerd</strong> <strong>Bräuer</strong> (<strong>Freiburg</strong>, <strong>www</strong>.schreiblesezentrum.de)<br />
Studierende auf die Textsorten des beruflichen Lebens vorbereiten<br />
Vorbemerkungen<br />
Die Anforderungen an die Schreibkompetenz von Lehrpersonen sind seit dem Beginn des<br />
Informationszeitalters deutlich gestiegen. Auch wenn es zur Erfassung dieser<br />
Veränderungen und des sich daraus ableitenden Aus- und Fortbildungsbedarfs m. E. noch<br />
keine wissenschaftlichen Untersuchungen gibt, so wird allein mit Blick auf die veränderte<br />
Praxis bei der Ermittlung, Verarbeitung, Verteilung und Präsentation von Wissen durch<br />
Computer und Internet ersichtlich, dass es eines gezielten Schreibtrainings während des<br />
Studiums bedarf. Dafür sollen an dieser Stelle konkrete Vorschläge für die Ausbildung an<br />
Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg unterbreitet werden. Vielleicht<br />
ergibt sich auf diesem Weg eine Diskussion nicht nur zwischen den Pädagogischen<br />
Hochschulen in Deutschland, sondern auch mit denen in der Schweiz. Es wäre jedoch<br />
grundsätzlich interessant, im Weblog dieser Internet-<strong>Zeitschrift</strong> Meinungen von<br />
Lehrerinnen und Lehrern zu erfahren, welchen speziellen Schreib-Anforderungen sie sich<br />
in ihrer Arbeit stellen müssen und wie sie sich z. Z. durch Aus- und Fortbildung darauf<br />
vorbereitet sehen bzw. welche Impulse sie in der Zukunft von der Lehreraus- und<br />
fortbildung erwarten. Eingeladen zur Meinungsäußerung sind außerdem natürlich<br />
Lehrende lehrerbildender Einrichtungen und ihre Studierenden.<br />
Bedarfsermittlung<br />
Aus der Sicht der Schreibpädagogik (vgl. u.a. Abraham 2005 und <strong>Bräuer</strong> 2006) ergibt<br />
sich für die Ausbildung von zukünftigen Lehrer/innen die Notwendigkeit der Profilierung<br />
von drei Kompetenzbereichen, die nicht nur für das Studium, sondern auch für die<br />
spätere Unterrichtsarbeit von Wichtigkeit sind:<br />
a) Verfassen von fächerübergreifenden, so genannten Hilfstextsorten: das sind Texte,<br />
die das Studium als Lernmedium begleiten (Mitschrift, Zusammenfassung,<br />
Kommentar, Exzerpt, Exposee, Lerntagebuch, Portfolio etc.)<br />
b) Verfassen von fachspezifischen Textsorten: das sind Texte, die den Diskurs einer<br />
Disziplin prägen und die Ausbildung in einem bestimmten Wissenschaftsgebiet<br />
bestimmen (z.B. literarische Textanalyse im Fach Deutsch, Versuchsprotokoll in<br />
den naturwissenschaftlichen Fächern, Website in Medienkunde, Unterrichtsentwurf<br />
im Fach Erziehungswissenschaft, etc.)<br />
c) Ausprägung schreibdidaktischer und –pädagogischer Kenntnisse als Grundlage für<br />
die Planung und Durchführung von schreibintensiven Ausbildungsphasen,<br />
einschließlich des Könnens, Schreibkompetenzen zu diagnostizieren, authentische<br />
und sinnvoll strukturierte Schreibaufgaben zu formulieren,<br />
Textproduktionsprozesse beratend zu begleiten und Schreibprodukte zu bewerten<br />
und, im Sinne eines Progressionsimpulses, zu kommentieren.<br />
d) Schreibanforderungen, die das erweiterte Berufsfeld von LehrerInnen betreffen und<br />
den Anschluss herstellen zum Leben außerhalb der Schule, u.a. Anforderungen für<br />
die Einschätzung fremder Leistungen (Gutachten), Reflexion und Präsentation der<br />
eigenen beruflichen Leistung (z.B. berufliches Portfolio), Textsorten der<br />
Öffentlichkeitsarbeit (Faltblatt, Plakat, Website), journalistisches Scheiben,<br />
literarisches <strong>Schreiben</strong>, Anträge, Rundbriefe (z.B. an Schüler/innen oder Eltern).<br />
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Auf der Grundlage der Erkenntnisse der stark an der Hochschuldidaktik orientierten<br />
angelsächsischen Schreibpädagogik (vgl. u.a. Segall/Smart 2005) und der europäischen<br />
domänenspezifischen Schreibforschung (vgl. u.a. Adamzik u.a. 1997) sollten für ein<br />
adäquates Schreibtraining während des Lehrerstudiums alle Fächer in die Pflicht<br />
genommen werden. Im Folgenden wird deswegen ein Schreib-Curriculum vorgestellt,<br />
das die Studierenden durch sämtliche Phasen der Lehrerinnen- und Lehrerausbildung<br />
begleitet, ihnen eine umfassende Schreibpraxis bzw. die Entwicklung schreibdidaktischer<br />
und –pädagogischer Kenntnisse ermöglicht und sie damit gezielt auf die sich wandelnden<br />
Anforderungen im Umgang mit Texten in ihrem zukünftigen Berufsfeld vorbereitet.<br />
Bausteine eines studienbegleitenden Schreib-Curriculums für Pädagogische<br />
Hochschulen<br />
Baustein<br />
(Studienphase)<br />
Einführung in das<br />
wissenschaftliche<br />
<strong>Schreiben</strong><br />
(1./2. Semester)<br />
<strong>Schreiben</strong> in<br />
journalistischen<br />
und kreativen<br />
Genres<br />
(3./4. Semester)<br />
<strong>Schreiben</strong> in einer<br />
Spezialdisziplin<br />
(5./6. Semester)<br />
Studienbegleitendes<br />
(E-) Portfolio<br />
(laufend)<br />
Notwendigkeit für<br />
die eigene<br />
<strong>Schreiben</strong>twicklung<br />
Sich der eigenen<br />
<strong>Schreiben</strong>twicklung<br />
bewusst werden;<br />
die bisherige<br />
Schreibpraxis an die<br />
Erfordernisse der<br />
realen<br />
Studiensituation<br />
anpassen<br />
<strong>Schreiben</strong> als<br />
Lernmedium<br />
erkennen;<br />
Verschiedene Arten<br />
des <strong>Schreiben</strong>s<br />
gezielt zur<br />
Entwicklung von<br />
Erkenntnissen und<br />
Darstellung von<br />
Wissen einsetzen<br />
Für einen speziellen<br />
Leser schreiben;<br />
Anpassung der<br />
bisherigen<br />
Schreibpraxis an<br />
disziplinspezifische<br />
Konventionen<br />
<strong>Schreiben</strong> als<br />
Steuerinstrument für<br />
Studium und Beruf<br />
nutzen<br />
Ziele<br />
a) für die<br />
Fachausbildung<br />
b) für das Berufsfeld<br />
Konventionen des<br />
wissenschaftlichen<br />
Arbeitens in die<br />
Textproduktion<br />
integrieren;<br />
<strong>Schreiben</strong> als<br />
Lernmedium<br />
praktizieren;<br />
Verständnis für die<br />
<strong>Schreiben</strong>twicklung<br />
von SchülerInnen<br />
aufbauen<br />
Repertoire von<br />
Schreibstrategien<br />
erweitern;<br />
Textsortenkenntnisse<br />
erweitern;<br />
Schulische und<br />
außerschulische<br />
Textsorten sinnvoll<br />
verknüpfen;<br />
Schreibprojekte<br />
planen<br />
Disziplinspezifische<br />
Textsorten kennen<br />
lernen;<br />
Verknüpfung von<br />
Schreibaufgaben,<br />
aktive Teilnahme am<br />
Diskurs einer<br />
Disziplin;<br />
Spezielle<br />
schreibdidaktische<br />
Kenntnisse für das<br />
Fach erwerben<br />
Stärken entwickeln;<br />
Defizite erkennen und<br />
für diese Bereiche<br />
Förderung planen;<br />
Kompetenzprofil<br />
entwickeln;<br />
Berufsfeldorientierung<br />
Textsorten<br />
a) des Studiums<br />
b) für reflexive Praxis<br />
Hilfstextsorten (u.a.<br />
Mitschrift,<br />
Zusammenfassung,<br />
Kommentar, Exzerpt);<br />
Referat,<br />
Semesterabschlussarbeit<br />
Werkzeugkasten<br />
„Wissenschaftliches<br />
<strong>Schreiben</strong>“<br />
Journalistische,<br />
populärwissenschaftliche<br />
und literarische<br />
Textsorten<br />
Schreibtagebuch<br />
Showcase-Portfolio<br />
Textsorten, die das Profil<br />
des Faches prägen<br />
Lerntagebuch<br />
Lern- bzw. Prozess-<br />
Portfolio<br />
Brücken-Portfolio,<br />
Bewerbungs-Portfolio<br />
s.o.<br />
Methoden Durchführende<br />
Workshops�<br />
Sequenzen von<br />
kleinen<br />
Schreibaufgaben mit<br />
Peer-Feedback und<br />
Prozessreflexion�<br />
Individuelle<br />
Förderung durch<br />
Schreibberatung�<br />
Workshops�<br />
Seminare �<br />
Individuelle<br />
Förderung durch<br />
Schreibberatung�<br />
Workshops�<br />
Sequenzen von<br />
kleinen, fachlichinhaltlich<br />
aufeinander<br />
aufbauenden<br />
Schreibaufgaben mit<br />
Peer-Feedback und<br />
Prozessreflexion�<br />
Individuelle<br />
Förderung durch<br />
Schreibberatung�<br />
Einführungsworkshop<br />
und individuelle<br />
Begleitung�<br />
Formale<br />
Anforderungen�<br />
Seminar- und<br />
semesterübergreifende<br />
Schreibzentrum<br />
Fächer<br />
Schreibzentrum<br />
Schreibzentrum<br />
Fächer<br />
Schreibzentrum<br />
Schreibzentrum<br />
Fächer<br />
Schreibzentrum<br />
Schreibzentrum<br />
Fächer,<br />
Prüfungsamt<br />
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und Bewerbung<br />
Tagebuch und<br />
Portfolio als Medien<br />
reflexiven Lernens für<br />
den Unterricht nutzen<br />
Aufgabenstellungen� Fächer<br />
Eine ausführlichere Darstellung des Schreib-Curriculums, seine theoretische Einbettung<br />
und die Diskussion von hochschuldidaktischen Umsetzungsmöglichkeiten sind in Kürze<br />
im Rahmen eines Artikels für diese <strong>Zeitschrift</strong> geplant.<br />
Literatur<br />
Abraham, Ulf; Kupfer-Schreiner, Claudia und Klaus Maiwald (Hrsg., 2005).<br />
Schreibförderung und Schreiberziehung. Eine Einführung für Schule und<br />
Hochschule. Donauwörth: Auer.<br />
<strong>Bräuer</strong>, <strong>Gerd</strong> (Hrsg., 2006, 2. Aufl.). <strong>Schreiben</strong>(d) lernen. Ideen und Projekte für die<br />
Schule. Hamburg: Edition Körber-Stiftung.<br />
Adamzik, Kirsten; Antos, Gert und Eva-Maria Jakobs (Hrsg., 1997). Kultur- und<br />
domänenspezifisches <strong>Schreiben</strong>. Frankfurt a. M.: Peter Lang.<br />
Segall, M. T. & Smart, R. A. (Eds., 2005). Direct from the Disciplines. Writing Across<br />
the Curriculum. Portsmouth, NH: Boynton/Cook Publishers.<br />
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