07.03.2015 Aufrufe

Partikel-/Schüttgutmechanik

Partikel-/Schüttgutmechanik

Partikel-/Schüttgutmechanik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

12<br />

3 Einführung in die <strong>Partikel</strong>- und Schüttgutmechanik 13<br />

3.1 <strong>Partikel</strong>mechanik und <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern 14<br />

3.1.1 Übersicht über wesentliche <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern14<br />

3.1.2 Physikalische Grundlagen des elastisch-plastischen & dissipativen<br />

Kontaktverhaltens mit lastabhängiger <strong>Partikel</strong>haftung18<br />

3.1.2.1 Normalkraft-Weg-Beziehungen 18<br />

3.1.2.2 Tangentialkraft-Weg-Beziehungen 18<br />

3.1.2.3 Rollmoment-Rollwinkel-Beziehungen 18<br />

3.1.2.4 Torsionsmoment-Drehwinkel-Beziehungen 18<br />

3.2 Kontinuumsmechanische Grundlagen des Fließverhaltens vorverdichteter<br />

<strong>Partikel</strong>packungen 19<br />

3.2.1 Zweiachsiger Spannungszustand 19<br />

3.2.2 Kontinuumsmechanische Fließkriterien (Bruchhypothesen)24<br />

3.2.3 <strong>Partikel</strong>mechanisch begründete Fließkriterien 29<br />

3.2.4 <strong>Partikel</strong>mechanische Schüttguteigenschaften und Fließkennwerte<br />

32<br />

3.2.5 Kompressionsfunktionen, Schüttgut- und Packungsdichte 39<br />

3.3 Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern 46<br />

3.3.1 Übersicht der Meßgeräte 46<br />

3.3.2 Meßmethodik eines direkten Scherversuches 47<br />

3.3.3 Numerische Versuchsauswertung 50<br />

3.4 Fließkennwerte von Schüttgütern und deren Beeinflussung 50<br />

3.5 Tabelle mit „Datenblatt Schüttgutkennwerte“ 51<br />

3.6 Durchströmungs-, Fluidisier- und Entlüftungsverhalten 53<br />

3.6.1 Durchströmungsverhalten von <strong>Partikel</strong>schichten 53<br />

3.6.2 Durchströmung von Wirbelschichten 60<br />

3.6.3 Entlüftungsverhalten 71<br />

3.7 Feldgleichungen des ebenen Spannungszustandes 83<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


3 Einführung in die <strong>Partikel</strong>- und Schüttgutmechanik<br />

13<br />

− Flüssigkeit<br />

• zur Beschreibung des Fließverhaltens Angabe der<br />

Viskosität = f (Temperatur, Zusammensetzung) meist ausreichend<br />

∗ horizontale Oberfläche<br />

p<br />

∗ keine Zugfestigkeit<br />

∗ iso- oder hydrostatischer p<br />

H<br />

h<br />

Druck:<br />

p v<br />

p = p = ρ ⋅ g ⋅ H ( 3.1)<br />

H<br />

v<br />

h<br />

l<br />

Bild 3.1: Flüssigkeitsdrücke<br />

− Festkörper<br />

• zur Beschreibung des Festigkeitsverhaltens, gewöhnlich Druck- u.<br />

Zugfestigkeit, und des elastischen Deformationsverhaltens, E-Modul<br />

notwendig<br />

∗ beliebige Oberfläche möglich<br />

∗ p v<br />

= m ⋅ g / A ( 3.2)<br />

p v p h<br />

∗ ohne Deformation p h = 0<br />

∗ hohe Zugfestigkeit<br />

Bild 3.2: Festkörperdrücke<br />

− Schüttgut<br />

p<br />

α p h<br />

H<br />

p w<br />

p v<br />

H<br />

Bild 3.3: Schüttgutdrücke<br />

p w<br />

p h p v<br />

• charakteristische Höhenverteilung des Vertikaldruckes p v , des Horizontaldruckes<br />

p h und des Wandreibungsdruckes p w (Wandschubspannung),<br />

daher<br />

∗ kegelförmig aufgeschüttete Oberfläche möglich, sog Schüttkegel<br />

∗ geringe aber vorhandene Zugfestigkeit (siehe Abschn. Haftkräfte)<br />

• Zur Beschreibung des Fließverhaltens eine Anzahl von Kennwerten<br />

= f (<strong>Partikel</strong>größe, Feuchte, Lagerzeit ...) notwendig<br />

• sog. "4. Aggregatzustand" mit Übergänge zum Verhalten von Festkörpern<br />

bei Zeitverfestigungen bzw. Flüssigkeiten bei Flüssigkeitssättigung<br />

oder Wirbelschichtfluidisierung<br />

• komplizierteste Fall zur Formulierung von Fließkriterien bzw. Fließhypothesen<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


14<br />

3.1 <strong>Partikel</strong>mechanik und <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern<br />

− Haftkraftmechanismen an unverfestigten <strong>Partikel</strong>kontakten, siehe F 3.1<br />

− Haftkraft = (1+κ)⋅Haftkraft im unverfestigten Zustand + κ⋅verfestigende<br />

(äußere) Normalkraft, siehe Gl.( 3.72)<br />

− elastisch-plastischer Kontaktverfestigungskoeffizient oder Haftkraftanstieg:<br />

κ = tanϕ<br />

/ tanϕ<br />

−1<br />

− einaxiale Druckfestigkeit<br />

st<br />

i<br />

σ<br />

c=<br />

a1⋅σ1<br />

+ σc,<br />

o<br />

− minimale Trichteröffnungsweite, siehe auch Schüttec_4.doc - bmin:<br />

(m + 1) σc,osin2(<br />

ϕW<br />

+ Θ)<br />

bmin<br />

=<br />

ρ ⋅g<br />

(1 − a ⋅ff )<br />

b<br />

1<br />

3.1.1 Übersicht über wesentliche <strong>Partikel</strong>haftkräfte in Schüttgütern<br />

1) Van-der-Waals-Kräfte<br />

− verursacht durch elektrische Dipolmomente von Atomen und Molekülen,<br />

siehe auch MVT_e_6.doc - Adhäsionsarbeit ff.<br />

− geringe Richtweite, nur im unmittelbaren Kontaktbereich wirksam<br />

− bei sehr trockenen Pulvern wirksam, werden durch Adsorptionsschichten<br />

beeinflußt, siehe F 3.2, plastischer Repulsionskoeffizient κ p :<br />

pVdW<br />

CH<br />

κ<br />

p<br />

= =<br />

( 3.3)<br />

3<br />

p 6 ⋅ π ⋅ a ⋅ p<br />

f<br />

0<br />

f<br />

f<br />

3<br />

f<br />

C H = 3...45⋅10 -20 J HAMAKER-Konstante<br />

a ≈ a 0 = 0,3...0,4 nm Gleichgewichtsabstand (≈ Durchmesser eines<br />

Wassermoleküls)<br />

p ≈ ⋅ σ plastischer Fließdruck (Fließgrenze bei Zugbeanspruchung)<br />

bzw. Materialhärte, p f ≈500 MPa für Kalkstein,<br />

p f ≈ 20 GPa Tonerde (Korund)<br />

dreiachsige Zugfestigkeit der unverfestigten <strong>Partikel</strong>kontakte für Van-der-<br />

Waals-Kräfte<br />

1− ε<br />

F<br />

0 H0<br />

σ<br />

0<br />

= ⋅<br />

mit ( 3.4)<br />

2<br />

ε0<br />

d<br />

CH,sfs⋅<br />

d<br />

r<br />

⎡ d / d ⎤<br />

r<br />

F<br />

H0<br />

= ⋅ ⎢1<br />

+<br />

( 3.5)<br />

2<br />

2<br />

12⋅<br />

a<br />

0 ⎣<br />

( 1+<br />

d ⋅ ) ⎥ r<br />

/(2 a<br />

0)<br />

⎦<br />

d r ≈ 0,1 µm mittlere Rauhigkeitsabmessung<br />

d<br />

<strong>Partikel</strong>größe<br />

ε 0<br />

aus Gl.( 3.121) mit der Schüttdichte ρ b,0 einer lockeren<br />

Aufschüttung<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


2) Flüssigkeitsbrückenbindungen<br />

− Adsorptionsschichtbereich,<br />

‣ Dreiachsige Zugfestigkeit unverfestigter <strong>Partikel</strong>kontakte, F 3.3<br />

1− ε σ ⎛ ⎞<br />

Z,A<br />

⋅ π⋅a<br />

0<br />

⋅ ⎜<br />

XW<br />

a<br />

σ =<br />

⎟<br />

0<br />

−<br />

ε<br />

( 3.6)<br />

0<br />

d ⎝ XW,m<br />

2a<br />

0 ⎠<br />

d<br />

<strong>Partikel</strong>größe<br />

X = m / m Wassergehalt bezogen auf trockenes Gut, für Pulver<br />

W<br />

W<br />

σ Z,A ≈ 10 MPa<br />

X<br />

M<br />

s<br />

⋅ A<br />

ist Xw ≈ 0,1 ... 0,4 % sehr gering<br />

Zugfestigkeit einander "durchdringender" Wasseradsorptionsschichten<br />

W S,m<br />

W,m<br />

= Wassergehalt für ideale Monoschichtbelegung<br />

A<br />

W<br />

⋅ N<br />

A<br />

N A =6,024•10 23 mol -1<br />

A W =0,126 nm 2<br />

M w = 18 kg/kmol<br />

A S,m<br />

der Oberflächen der <strong>Partikel</strong>n<br />

AVOGADRO-Zahl<br />

Platzbedarf eines Wassermoleküls<br />

Molmasse des Wassers<br />

massebezogene Oberfläche des Schüttgutes<br />

‣ Einaxiale Druckfestigkeit direkt abgeschätzt:<br />

8,88⋅<br />

( 1− ε)<br />

⋅σlg<br />

⋅sin<br />

⋅ d ⋅( 1−<br />

sin ϕ )<br />

ϕ ⎛ ρ<br />

⎜<br />

⎝<br />

⋅<br />

i s<br />

σ<br />

c<br />

=<br />

0,75<br />

⎜ X<br />

W ⎟<br />

( 3.7)<br />

ε<br />

i<br />

ρl<br />

σ lg =72•10 -3 J/m 2<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

0,75<br />

15<br />

Grenzflächenspannung des adsorbierten Wassers<br />

− ab etwa einer relativen Luftfeuchte ϕ = p D /p DS = 0,8 (Dampfdruck/Sattdampfdruck)<br />

tritt Kapillarkondensation an den <strong>Partikel</strong>kontakten ein. Das<br />

entspricht etwa Xw = 0.3 bis 0,8 % je nach spezifischer Oberfläche eines<br />

Pulvers, siehe Bilder F 3.4, F 3.5;<br />

− Brückenbereich<br />

‣ voll ausgebildete Flüssigkeitsbrücken<br />

8,25⋅( 1− ε)( 2 − ε)<br />

⋅σlg<br />

⋅sin<br />

ϕi<br />

ρs<br />

σ<br />

c<br />

=<br />

XW<br />

( 3.8)<br />

ε ε ⋅d<br />

⋅ 1−<br />

sin ϕ ρ<br />

( )<br />

i<br />

‣ gewöhnlich für Sättigungsgrad (Flüssigkeitshohlraumanteil)<br />

ρs ( 1− ε)<br />

⋅ X<br />

W<br />

S = < 0,3<br />

( 3.9)<br />

ρ ⋅ ε<br />

l<br />

‣ Berücksichtigung innerer Feuchte kapillarporöser <strong>Partikel</strong><br />

‣ innere Feuchte in den Kapillaren der <strong>Partikel</strong>n<br />

‣ Kapillarkondensation beschreibbar mit der Kelvin-Gl. bei ϑ = 20° C<br />

4<br />

p ⎡ ⎤ ⎛<br />

⎞<br />

D<br />

M<br />

W<br />

⋅ pK<br />

7,389 ⋅10<br />

= ϕ = exp⎢−<br />

⎥ ≈ exp<br />

⎜−<br />

⋅ pK<br />

⎟ ( 3.10)<br />

pS<br />

⎣ ρW<br />

⋅ R ⋅ T ⎦ ⎝ bar ⎠<br />

M W<br />

= 18kg kmol Molmasse des Wassers<br />

3 3<br />

ρ<br />

W<br />

=10 kg m<br />

Dichte des Kondensates (Wasser)<br />

l<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


J<br />

R = 8,3145<br />

allg. Gaskonstante<br />

mol ⋅ K<br />

16<br />

3) Festkörperbrücken<br />

außerordentlich problematisch für die Handhabung von Schüttgütern, Überblick<br />

siehe F 3.6; (⇒ Folien mit Festkörperbrücken zeigen)<br />

‣ Spannungsübertragung in den <strong>Partikel</strong>kontakten, F 3.7<br />

a) Kristallisationsbrücken<br />

− durch Austrocknung von Flüssigkeitsbrücken bestehend aus gesättigten<br />

Lösungen löslicher Inhaltsstoffe des Schüttgutmaterials<br />

− für leichtlösliche Schüttgüter als Zeitverfestigungen, F 3.8<br />

⎡ t ⎤<br />

σ<br />

ct<br />

= σDs<br />

⋅ ( 1− ε) ⋅ YS<br />

⋅ ( X<br />

W0<br />

− X<br />

WE<br />

) ⎢1<br />

− exp( − ) ⎥ ( 3.11)<br />

⎣ t<br />

63 ⎦<br />

σ Ds Druckfestigkeit des kristallisierenden Feststoffes (= 30<br />

MPa für Sylvinit)<br />

Y S =m sl /m w Sättigungslöslichkeit (= 0,341 bei 20°C für Sylvinit)<br />

m sl<br />

m w<br />

X W0<br />

X WE<br />

t<br />

t 63<br />

Masse gelöster Stoff<br />

Masse Wasser<br />

Anfangsfeuchte<br />

End- bzw. Gleichgewichtsfeuchte<br />

Lagerzeit<br />

Stofftransportwiderstand des Wassers im Schüttgut<br />

− wenn t = t 63 sind 63 % von der Endfestigkeit erreicht t 63 = f (spez. Oberfläche,<br />

Porosität, Temperatur, Diffusionsweg ...)<br />

⇒ berechenbar für diffusionsgesteuerten Stofftransport, F 3.8<br />

− Vergleich der mittels Scherzelle und einaxialen Druckfestigkeitstest gemessenen<br />

Druckfestigkeiten, F 3.9<br />

b) Brücken durch chemische Reaktionen<br />

− Einbau von Wasser in das Kristallgitter, = Hydration bei hydraulischen<br />

Bindemitteln (Zement, Gips, Aschen), Bild F 3.10<br />

− Wassergehalte meist im Adsorptionsschichtbereich X WA ≈ 0,1 ... 0,4 %<br />

falls nicht aus Umweltgründen Wasser zugegeben (Staubbindung)<br />

Ms<br />

⋅ X<br />

WA<br />

k<br />

W<br />

⋅ t<br />

σ<br />

ct<br />

= σDs<br />

⋅ ( 1− ε)<br />

⋅ ⋅<br />

( 3.12)<br />

M ⋅ϑ k ⋅ t + 1<br />

W<br />

W<br />

W<br />

σ Ds ≈ 35 MPa Druckfestigkeit eines Betonmörtels B 35 aus Portlandzement<br />

(PZ 1/35)<br />

M w = 18 kg/kmol Molmasse des Wassers<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


17<br />

M s ≈ 5400 kg/kmol Molmasse des hydratisierten Feststoffes<br />

ν w ≈ 64<br />

stöchiometrischer Faktor einer Beispielreaktion des<br />

Stoffes + ϑ ⋅ H O ⇔ hs zu hydratisiertem Gut<br />

s<br />

W 2<br />

k w ≈ 97 d -1 Geschwindigkeitskonstante der Reaktion (hier z.B. Zement)<br />

⎛ EA<br />

⎞<br />

k<br />

W<br />

= k<br />

W∞<br />

( Am<br />

) ⋅ exp⎜−<br />

⎟ ( 3.13)<br />

⎝ R ⋅T<br />

⎠<br />

E A<br />

k w∞<br />

Aktivierungsenergie<br />

Konstante für T → ∞<br />

⇒ alles gültig σ ct ↔ σ Ds für spröde Materialien<br />

c) Brücken durch Sintervorgänge<br />

− für weiche, plastische, bzw. viskos bis viskoplastisch-fließende Materialien<br />

z. B. Plastpulver, Futter- u. Nahrungsmittel, ab einer Temperatur von<br />

etwa<br />

T = (0,75 ... 0,9)⋅T m ( 3.14)<br />

der Schmelztemperatur möglich, F 3.11<br />

− Der innerer Reibungswinkel der Zeitverfestigung ϕ it ist physikalisch<br />

sinnvoll über eine Beziehung mit dem stationären Reibungswinkel ϕ st<br />

verknüpft, siehe auch Gl.( 3.104):<br />

tan ϕ<br />

st<br />

= ( 1+ κ + κt<br />

) ⋅ tan ϕit<br />

= const. ≠ f (t)<br />

( 3.15)<br />

Damit folgt für den Anstiegswinkel des linearen Zeitfließortes,<br />

Gl.Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden. im Abschnitt<br />

3.2.4:<br />

tan ϕi<br />

tan ϕ<br />

it<br />

=<br />

( 3.16)<br />

2 ⋅σZs<br />

⋅ tan ϕi<br />

⋅ t<br />

1+<br />

5⋅ηs<br />

( T) ⋅ tan ϕst<br />

σ<br />

Zs<br />

= 10MPa... Zugfestigkeit des Feststoffes<br />

η > 10 13 Pa ⋅s<br />

Feststoffviskosität<br />

s<br />

mit der Temperaturabhängigkeit der Festoffviskosität:<br />

⎛ E<br />

γ&<br />

⎞<br />

ηs<br />

= ηs,min<br />

⋅exp<br />

⎜<br />

⎝ R( T − T ) ⎟⎟ r ⎠<br />

sog. "Aktivierungsenergie"<br />

E<br />

γ&<br />

200 K < T r < 400 K Temperaturparameter<br />

( 3.17)<br />

R = 8315 J/(kmol K) allgemeine Gaskonstante<br />

1− ε F 1<br />

t<br />

0 H0,t − ε π ⋅ σ<br />

0 Zs<br />

⋅ σsg<br />

⋅<br />

σ<br />

0t<br />

= ⋅ = ⋅<br />

( 3.18)<br />

2<br />

ε d ε 5 ⋅ η ⋅ d<br />

σ sg<br />

0<br />

0<br />

s<br />

spezifisch freie Grenzflächenenergie (Grenzflächenspannung<br />

fest-gasförmig) ≈ 0,1 ... 1 J/m²<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


18<br />

3.1.2 Physikalische Grundlagen des elastisch-plastischen & dissipativen<br />

Kontaktverhaltens mit lastabhängiger <strong>Partikel</strong>haftung<br />

...ergänzen<br />

3.1.2.1 Normalkraft-Weg-Beziehungen<br />

...ergänzen<br />

3.1.2.2 Tangentialkraft-Weg-Beziehungen<br />

...ergänzen<br />

3.1.2.3 Rollmoment-Rollwinkel-Beziehungen<br />

...ergänzen<br />

3.1.2.4 Torsionsmoment-Drehwinkel-Beziehungen<br />

...ergänzen<br />

siehe auch:<br />

Tomas, J., Adhesion of ultrafine particles - a micromechanical approach,<br />

Chemical Engineering Science 62 (2007), 1997-2010, doi:<br />

10.1016/j.ces.2006.12.055<br />

..\..\..\Forschung\FLIESSEN\Adhäsion\CES\Tomas_CES_2006_revised.doc<br />

..\..\..\Forschung\FLIESSEN\Adhäsion\CES\Offprint_Tomas_CES_7149.pd<br />

f<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


3.2 Kontinuumsmechanische Grundlagen des Fließverhaltens vorverdichteter<br />

<strong>Partikel</strong>packungen<br />

3.2.1 Zweiachsiger Spannungszustand<br />

− Vorzeichendefinition<br />

• Druckspannungen positiv, Zugspannungen negativ,<br />

• Verdichtung positiv, Ausdehnung = negative Volumenänderung,<br />

• positives Auftragen von Winkeln im mathematisch positiven Drehsinn,<br />

d.h. entgegen dem Uhrzeigersinn,<br />

• Eine Schubspannung τ<br />

xy<br />

bedeutet:<br />

- 1. Index: x - Richtung der Flächennormalen,<br />

- 2. Index: y - Spannungsrichtung,<br />

- treten paarweise auf, betragsmäßig gleich: τ<br />

xy<br />

= τyx<br />

, τ<br />

xy=−τyx<br />

,<br />

- und sind → momentenfrei!<br />

• positive Richtung einer Schubspannung,<br />

- wenn diese mit der Richtung der im mathematisch positiven Sinne<br />

um 90° gedrehten, im Volumenelement nach innen zeigenden Normalen<br />

der Schnittfläche übereinstimmt, oder<br />

- wenn beide Richtungen, sowohl die Flächennormalenrichtung als<br />

auch die Spannungsrichtung positiv sind,<br />

- wenn beide Richtungen, sowohl die Flächennormalenrichtung als<br />

auch die Spannungsrichtung negativ sind,<br />

− Im allgemeinen dreiachsiger Spannungszustand eines Volumenelements:<br />

dV = dx ⋅ dy ⋅ dz<br />

( 3.19)<br />

19<br />

y<br />

z<br />

x<br />

dy<br />

Bild 3.4: Abmessungen eines Volumenelements,<br />

F 3.12<br />

dx<br />

dz<br />

− aber nur zweiachsiger, d.h. ebener Spannungszustand betrachtet:<br />

• lineares Fortschreiten der Spannungen nach einer Taylor-Reihe,<br />

2<br />

df<br />

• ( ) ( )<br />

( x) 1 d f ( x)<br />

2<br />

f x + Δx,<br />

y = f x + ⋅ Δx<br />

+ ⋅ Δx<br />

+ ... ( 3.20)<br />

2<br />

dx 2! dx<br />

• z.B. in x-Richtung mit Abbruch nach der ersten Ableitung:<br />

σx<br />

dy<br />

σ<br />

+ Δσ = δσ<br />

x<br />

σ + δx dx<br />

x x x<br />

dz<br />

Bild 3.5: Horizontalspannungen am Volumenelement<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


→ Kräftegleichgewicht ∑ F →=<br />

0<br />

∂σx<br />

0=<br />

σx⋅dy⋅dz−σx⋅dy⋅dz−<br />

dxdydz<br />

∂x<br />

und komplett, siehe F 3.12<br />

∂τyx<br />

∂σx<br />

0=σx⋅dy⋅dz+τyx⋅dx⋅dz−(<br />

τyx+<br />

dy)dxdz −σxdydz−<br />

dxdydz<br />

∂y<br />

∂x<br />

∂τyx<br />

∂σ<br />

= +<br />

( 3.21)<br />

∂y<br />

∂x<br />

0 x<br />

∑<br />

∂τxy<br />

F↓=<br />

0=σ<br />

y<br />

⋅dxdz+τxy⋅dydz−(<br />

τxy+<br />

dx)dydz<br />

∂x<br />

∂σy<br />

− ( σy+<br />

dy)dxdz+ρb⋅g⋅<br />

dy⋅dz⋅dx<br />

∂y<br />

∂σy<br />

∂τxy<br />

ρ<br />

b⋅g<br />

= +<br />

( 3.22)<br />

∂y<br />

∂x<br />

→ 2 Gleichungen aber 3 Unbekannte, d.h. gesucht wird eine weitere Gl.,<br />

d.h. Fließkriterium bzw. "Stoffgesetz", siehe Gl.( 3.61)<br />

‣ zusätzlich: rotationssymmetrischer Spannungszustand, Draufsicht:<br />

ψ<br />

y<br />

σ ψ<br />

σ x σ<br />

dψ<br />

x<br />

+ Δ σ x<br />

xdψ<br />

dx<br />

x x<br />

x<br />

σ ψ dψ<br />

σ<br />

dψ ψ<br />

Bild 3.6: Kreissegment eines axialsymmetrischen Schüttgutelements<br />

σ ⋅xdψ⋅dy+σ<br />

x<br />

ψ<br />

dxdψdy−(<br />

σ<br />

x<br />

+Δσ )(x+<br />

dx)dψdy=<br />

0<br />

∂σx<br />

∂σx<br />

≈ 0 sehr klein<br />

σx⋅x+σψ<br />

dx−σ<br />

x<br />

x−σ<br />

xdx−<br />

dx⋅x−<br />

dx⋅<br />

dx=<br />

0<br />

∂x<br />

∂x<br />

0 σx<br />

−σψ<br />

∂σ<br />

= +<br />

x<br />

x ∂x<br />

x<br />

20<br />

( 3.23)<br />

Berücksichtigung in der allg. Gleichung siehe F 3.12 mittels Faktor m = 1<br />

σ −σ<br />

für den Term: m ⋅ x ψ<br />

, siehe Trichterdimensionierung Schüttec_4.doc -<br />

x<br />

Trichterformfaktor_m im Abschnitt 4.<br />

Bogenlänge:<br />

π ⋅ d = 360°<br />

π ⋅ r = 180°<br />

dψ<br />

⋅ r = dψ<br />

⋅ x<br />

∑ F →= 0<br />

Zweiachsige Spannungszustände am Mohrschen Spannungskreis<br />

− Suche eines Fließkriteriums in der Weise, die Unabhängigkeit von einem<br />

willkürlichen Koordinatensystem garantiert<br />

− d.h. für ein Schüttgutprisma der Länge dz, siehe F 3.13<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


21<br />

Bild 3.7: zweiachsiger<br />

Spannungszustand<br />

am homogenen<br />

Schüttgutprisma<br />

dy<br />

τ xy<br />

σ x<br />

α<br />

σ α<br />

τ α<br />

σ y<br />

ds<br />

dx<br />

τ yx<br />

σ x cosα<br />

dz<br />

α<br />

σ y<br />

σ x<br />

α<br />

σ y sinα<br />

α<br />

- Druckspannungen und damit Kompression sind positiv definiert,<br />

- Schubspannungsrichtung ist positiv, wenn sowohl der Flächennormalenvektor<br />

als auch die Achsenrichtung positiv (vom Nullpunkt wegzeigen)<br />

oder beide negativ sind.<br />

- α-Winkel ist positiv, wenn er entgegen dem Uhrzeigersinn aufgetragen<br />

wird,<br />

Kräftegleichgewichte<br />

− in σα-Richtung: ∑ F<br />

σ α<br />

= 0<br />

σ α<br />

⋅ ds ⋅ dz − σ<br />

x<br />

cos α ⋅ dy ⋅ dz − σ<br />

y<br />

sin α dxdz − τ<br />

xy<br />

sin α dydz<br />

− τ<br />

yx<br />

cos α dxdz = 0<br />

dy = ds ⋅ cos α<br />

außerdem sind:<br />

und τ<br />

xy<br />

= τyx<br />

dx = ds ⋅ sin α<br />

2<br />

2<br />

σ α<br />

⋅ds−σx ⋅dscos<br />

α−σ<br />

ysin<br />

αds−τxysincosαds− τxy<br />

cosα⋅sinαds=<br />

0 mit<br />

2sinα⋅<br />

cosα = sin2α<br />

2 1<br />

cos α = (1+<br />

cos2α)<br />

2<br />

2<br />

2<br />

σ α<br />

= σx<br />

cos α+σysin<br />

α+ 2τxysinαcosα<br />

σx<br />

σx<br />

2<br />

= + cos2α+σ<br />

y( 1−cos<br />

α ) +τxysin2α<br />

2 2<br />

σ σ<br />

σ σ<br />

x x<br />

y y<br />

= + cos2α+σ<br />

y−<br />

− cos 2α+τ<br />

xysin2α<br />

2 2<br />

2 2<br />

σx<br />

+σ<br />

y<br />

σx<br />

−σy<br />

σ α<br />

= + cos2α+τ<br />

xysin2α<br />

( 3.24)<br />

2 2<br />

∑ τ α<br />

Kräftegleichgewicht in τ α -Richtung: F = 0<br />

0 = τ<br />

0= τ<br />

α<br />

α<br />

⋅ ds ⋅ dz + σ<br />

⋅ ds + σ<br />

x<br />

x<br />

dydzsin α − σ<br />

dssin α cosα − σ<br />

y<br />

y<br />

dxdz cos α −τ<br />

xy<br />

dssin α cosα − τ<br />

2<br />

2<br />

− cos α + sin α = − cos 2α<br />

σ σ<br />

x<br />

y<br />

τ α<br />

= − sin 2α + sin 2α + τxy<br />

cos 2α<br />

2 2<br />

cosαdydz<br />

+ τ<br />

xy<br />

cos<br />

2<br />

yx<br />

αds<br />

+ τ<br />

xy<br />

sin αdxdz<br />

sin<br />

2<br />

αds<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


σx<br />

− σy<br />

τ α<br />

= − sin 2α + τxy<br />

cos 2α<br />

2<br />

Hauptspannungen:<br />

22<br />

( 3.25)<br />

− gesucht der Winkel, bei dem σ α maximal bzw. minimal wird, d.h. aus<br />

Gl. ( 3.24)<br />

dσ<br />

σ<br />

α<br />

= 0 = −2<br />

dα<br />

x<br />

− σ<br />

2<br />

y<br />

sin 2α + 2τ<br />

xy<br />

cos 2α = 2τ<br />

α<br />

( 3.24)<br />

gemäß Gl. ( 3.25) verschwindet somit die Schubspannung τ α = 0<br />

Der Winkel α o ist dann:<br />

2τxy<br />

π<br />

tan 2α o<br />

= = tan 2( αo<br />

+ )<br />

( 3.26)<br />

σ −σ<br />

2<br />

x<br />

y<br />

wegen der Periodizität der Tangensfunktion in π<br />

− Es gibt 2 Flächen, die aufeinander senkrecht stehen, bei denen τ α = 0<br />

verschwindet. Die Normalspannungen auf diese Flächen werden größte<br />

und kleinste Hauptspannung genannt. D.h.<br />

σx<br />

+ σy<br />

σx<br />

− σy<br />

σ1<br />

= + cos 2αo<br />

+ τxy<br />

sin 2αo<br />

2 2<br />

σx<br />

+ σy<br />

σx<br />

− σy<br />

σ2<br />

= − cos 2αo<br />

− τxy<br />

sin 2αo<br />

2 2<br />

2<br />

⎛ σx<br />

+ σy<br />

⎞ ⎛ σx<br />

− σy<br />

⎞<br />

⎜σ<br />

cos 2<br />

xy<br />

sin 2<br />

2<br />

⎟ =<br />

⎜<br />

α + τ α<br />

2<br />

⎟<br />

α<br />

−<br />

⎝<br />

⎠ ⎝<br />

⎠<br />

⎛ σ<br />

⎜<br />

⎝<br />

x<br />

− σ<br />

2<br />

⎛ σ<br />

+<br />

⎜−<br />

⎝<br />

x<br />

y<br />

τ<br />

2<br />

α<br />

⎛ σ<br />

=<br />

⎜−<br />

⎝<br />

⎞<br />

cos 2α<br />

⎟<br />

⎠<br />

2<br />

x<br />

− σy<br />

⎞<br />

sin 2α<br />

⎟<br />

2 ⎠<br />

− σ<br />

2<br />

y<br />

⎛ σ<br />

+ 2<br />

⎜<br />

⎝<br />

2<br />

2<br />

wobei 1 = sin α + cos α gilt.<br />

2<br />

x<br />

⎛ σ<br />

− 2<br />

⎜<br />

⎝<br />

sin 2α + τ<br />

− σ<br />

2<br />

x<br />

y<br />

− σ<br />

2<br />

xy<br />

⎞<br />

⎟ cos 2α ⋅ τ<br />

⎠<br />

y<br />

2<br />

⎞<br />

cos 2α<br />

⎟<br />

⎠<br />

xy<br />

⎞<br />

⎟sin 2ατ<br />

⎠<br />

2<br />

sin 2α + τ<br />

xy<br />

2<br />

xy<br />

cos 2α + τ<br />

sin<br />

2<br />

xy<br />

2<br />

cos<br />

2α<br />

2<br />

2α<br />

2<br />

⎛ σx<br />

+ σy<br />

⎞ 2 ⎛ σx<br />

− σy<br />

⎞ 2 2<br />

⎜σα − ⎟ + τα<br />

= ⎜ ⎟ + τxy<br />

cos 2α<br />

⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⎠<br />

2<br />

( 3.27)<br />

Dies ist nun die allgemeine Gleichung des Mohrkreises. Für das Verschwinden<br />

der Schubspannung τ xy = 0 gilt ebenfalls<br />

α = α0<br />

±<br />

( 3.28)<br />

4<br />

* π<br />

und somit auch die folgenden Gleichungen, F 3.13<br />

2<br />

⎛ σ1 + σ2<br />

⎞ 2 σ1<br />

− σ2<br />

⎜σ − ⎟ + τ =<br />

oder ( 3.29)<br />

⎝ 2 ⎠ 2<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


2 2 2<br />

( − σM ) + τ = σR<br />

σ mit der ( 3.30)<br />

Radiusspannung<br />

und der Mittelpunktsspannung<br />

σ1<br />

+σ2<br />

σ1−σ<br />

2<br />

σ = + cos2α<br />

2 2<br />

σ1<br />

−σ2<br />

τ = − sin2α<br />

2<br />

σ1−σ<br />

2<br />

τ<br />

max<br />

= − für sin2α=<br />

1<br />

2<br />

1 π<br />

d.h. α = arcsin(1) ⋅ =<br />

2 4<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σ<br />

R<br />

=<br />

2<br />

( 3.31)<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ<br />

M<br />

=<br />

2<br />

( 3.32)<br />

σ<br />

σ 1<br />

τ<br />

α<br />

σ 2<br />

23<br />

Bild 3.8: zweiachsige Hauptspannungen am Schüttgutprisma<br />

Die Richtungen der Hauptspannungen lassen sich durch eine Dreiecksbeziehung<br />

im Kreis (Satz des Thales) ermitteln, F 3.14.<br />

Übung<br />

bei gegebenen Hauptspannungen σ1, σ2 und Gleitwinkel α<br />

gesucht: σ x = ?, σ y = ?, τ xy = ?<br />

Bild 3.9: Grafische Darstellungen<br />

der Spannungen im zweiachsigen<br />

Spannungszustand mit einem sog.<br />

MOHR-Kreis<br />

τ<br />

σ y<br />

2α<br />

τ yx<br />

σ R<br />

σ M σ x<br />

σ 2 - Richtung<br />

τ xy<br />

σ 1<br />

σ<br />

Bild 3.10: zweiachsiger Spannungszustand<br />

Der Winkel α wird entgegen dem Uhrzeigersinn abgetragen<br />

τ xy<br />

τ = 0<br />

σ x<br />

σ 1<br />

⇒ Berücksichtigung des Vorzeichens (-) in der Gl.(<br />

3.35) durch Auftragen im Uhrzeigersinn<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σx = + ⋅ cos 2α<br />

2 2<br />

σ y<br />

( 3.33)<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σy = − ⋅ cos 2α<br />

2 2<br />

( 3.34)<br />

σ1<br />

− σ2<br />

τxy = − ⋅ sin 2α<br />

2<br />

( 3.35)<br />

oder auch mit den Mittelpunkts- und Radiusspannungen:<br />

α<br />

τ yx<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


σx = σM<br />

+ σR<br />

⋅ cos 2α<br />

( 3.36)<br />

σy = σM<br />

− σR<br />

⋅ cos 2α<br />

( 3.37)<br />

τxy = −σR<br />

⋅ sin 2α<br />

( 3.38)<br />

24<br />

3.2.2 Kontinuumsmechanische Fließkriterien (Bruchhypothesen)<br />

• Formulierung sog. Bruchhypothesen für mehrachsige Spannungszustände,<br />

d.h. Fließkriterien, die dann das Materialverhalten charakterisieren<br />

sollen (Rückführung auf einachsige Beanspruchungsstände)<br />

• Vergleichsspannungshypothesen bei mehrachsigen Spannungszuständen<br />

• in Bauteilen meist mehrachsige Spannungszustände<br />

(1) Hauptspannungshypothese<br />

• maximale Hauptnormalspannung für den Bruch verantwortlich<br />

σ<br />

V<br />

= σ 1<br />

wenn σ<br />

1<br />

> σ2<br />

> σ3<br />

• für duktiles (dehnbares, zähes) Material σv zu klein, d.h. unsicher, angenommen<br />

(2) Hauptdehnungshypothese<br />

• Bruch tritt bei der größten Dehnung<br />

ε = Δl/l 0 ein, σ = F / A<br />

l − l0<br />

ε<br />

y<br />

= ε = > 0 ( 3.39)<br />

l<br />

0<br />

N<br />

o<br />

y<br />

Δl<br />

x<br />

σ<br />

l 0<br />

Verdichtung ist positiv (+) vereinbart<br />

und Dehnung ist negativ<br />

d<br />

Bild 3.11: Deformationen eines<br />

(-) vereinbart<br />

zylindrischen Volumenelementes<br />

Querdehnung:<br />

d0<br />

− d Δd<br />

ε<br />

x<br />

= εq<br />

= = < 0<br />

( 3.40)<br />

d0<br />

d0<br />

Es ist ε q<br />

= −ν ⋅ε<br />

mit ν - Querdehnungszahl (bzw. Querkontraktionszahl<br />

= 0,3 für Metalle), siehe Hookesche Gesetz:<br />

1<br />

ε = ⋅ σ bzw. σ = E ⋅ ε<br />

( 3.41)<br />

E<br />

E = Elastizitätsmodul (Steifigkeit oder Deformationswiderstand)<br />

E = 210⋅10 3 MPa für Stahl und E = 70⋅10 3 MPa für Aluminium<br />

Verschiebung für γ


25<br />

Bild 3.12: Verschiebung eines Volumenelementes<br />

1<br />

elast. Bereich: γ = ⋅ τ bzw. τ = G ⋅γ<br />

( 3.43)<br />

G<br />

G Gleit- bzw. Schubmodul<br />

Hooksche Gesetz für Schub und damit der Zusammenhang<br />

E = 2(1+ ν)⋅G ( 3.44)<br />

Die Hauptdehnung ist dann<br />

σV<br />

1<br />

ε = = [ σ1−ν⋅<br />

( σ2+<br />

σ3)<br />

]<br />

( 3.45)<br />

E E<br />

bzw. σ =σ −ν⋅ σ + σ )<br />

( 3.46)<br />

V<br />

1<br />

(<br />

2 3<br />

→ berücksichtigt alle 3 Hauptspannungen<br />

→ liefert aber zu kleine Werte!<br />

(3) Formänderungsarbeit<br />

W = Fds = pdV<br />

( 3.47)<br />

∫<br />

∫<br />

• elast. Deformationen<br />

• keine Bewegungsenergie, d.h. sehr langsame Vorgänge<br />

→ äußere Arbeit ist einer inneren Arbeit äquivalent<br />

→ Formänderungsarbeit je Volumeneinheit dV<br />

W = W<br />

*<br />

F<br />

F<br />

/ dV<br />

=<br />

∫<br />

σ⋅d<br />

ε =<br />

ε<br />

∫<br />

o<br />

E⋅ε⋅<br />

dε<br />

* E 2 1 2<br />

WF<br />

= ⋅ε = ⋅σ<br />

2 2E<br />

( 3.48)<br />

Bild 3.13: Formänderungsarbeit<br />

dε<br />

ε<br />

→ bzw. für den zweiachsigen Spannungszustand:<br />

* 1 2 2<br />

1 2<br />

WF<br />

= ( σx<br />

+σy<br />

−2σ<br />

xσy<br />

) + τxy<br />

2E<br />

2G<br />

( 3.49)<br />

→ Die Formänderung bei einem isostatischen Druck- oder Spannungszustand<br />

führt zu keinem Bruch ! D.h. für eine mittlere Spannung<br />

1<br />

σ<br />

m<br />

= ( σx<br />

+σy+<br />

σz<br />

)<br />

3<br />

( 3.50)<br />

→ und einer Volumenänderung<br />

dV<br />

e= = ε +ε + ε<br />

( 3.51)<br />

V 0<br />

x<br />

y<br />

z<br />

→ entsteht eine Volumenänderungsarbeit<br />

* 1 1−2ν<br />

2<br />

Wv = σm⋅<br />

e = ( σx<br />

+σy+<br />

σz<br />

)<br />

( 3.52)<br />

2 6E<br />

die „wirksame“ Gestaltänderungsarbeit ist folglich<br />

σ<br />

∗<br />

dW F<br />

= σ(<br />

ε)<br />

⋅ dε<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


W<br />

*<br />

G<br />

= W<br />

*<br />

F<br />

−W<br />

*<br />

V<br />

1 ⎡<br />

=<br />

⎛ ⎞<br />

⎢⎜σ<br />

− σ ⎟<br />

12G ⎣⎝<br />

x y ⎠<br />

+<br />

+<br />

( σ − σ )<br />

2 2 2 2 ⎤<br />

( σ −σ ) + 6 ⋅ ( τ + τ + τ ) ⎥⎦<br />

y<br />

z<br />

2<br />

x<br />

xy<br />

z<br />

xz<br />

2<br />

yz<br />

( 3.53)<br />

26<br />

→ für den einachsigen Druck ist<br />

2<br />

* 2σ<br />

V<br />

WG(1)<br />

= ( 3.54)<br />

12G<br />

→ und bei gleicher Gestaltänderungsarbeit W * G(1) = W G * des allgemeinen<br />

dreiachsigen Spannungszustandes folgt für die Vergleichsspannung<br />

σ<br />

=<br />

1<br />

⋅<br />

2 ⎣<br />

⎡<br />

2<br />

2<br />

2 2 2 2 ⎤<br />

⎢( σx<br />

−σ<br />

y<br />

) + ( σx<br />

−σz<br />

) + ( σ<br />

y−σ<br />

z<br />

) + ⋅ ( τxy+τxz<br />

+τyz<br />

) ⎥⎦<br />

V<br />

6<br />

( 3.55)<br />

(4) Hypothese von Huber-Mises-Hencky<br />

• Bruch tritt nach Erreichen der gleichen maximalen Gestaltänderungsarbeit<br />

ein wie bei einem einachsigen Spannungszustand, siehe entsprechend<br />

Hypothese (3)<br />

• Nutzung im Maschinen- und Anlagenbau!<br />

• Vergleichsnormalspannung σ V<br />

≤ σ zul. d.h.<br />

2 2 2 2 ⎤<br />

( σx<br />

−σ<br />

y<br />

) +σx<br />

+σy<br />

+ τxy<br />

zul<br />

1 ⎡<br />

σ<br />

V<br />

=σ1=<br />

⋅<br />

6<br />

2<br />

⎢<br />

⎥ ≤σ<br />

( 3.56)<br />

⎣<br />

⎦<br />

Für eine große Anzahl von Stoffen reicht diese kontinuumsmechanische<br />

Bruchhypothese nicht mehr aus, da das Versagen des Werkstoffes schon<br />

durch geringere Schubspannungen τ zul < σ zul verursacht wird. Der Zusammenhang<br />

einer Schubspannung als Funktion der Normalspannung τ =<br />

f(σ) (hier werden Druckspannungen positiv dargestellt) wird für ein gegebenes<br />

Material durch die Einhüllende aller MOHR-Kreise dargestellt, die<br />

den Bruchzustand charakterisieren:<br />

(5) Schubspannungshypothese von Tresca<br />

• Bruch durch maximale Schubspannung τ max , F 3.15<br />

• beispielsweise: Bruch schon nach halber Größe der Druck- bzw. Zugfestigkeit<br />

bei einaxialer Belastung<br />

• Bruch- oder Scherfläche um den sog. Gleitwinkel von α = π/4 = 45°<br />

zur Richtung der beiden Hauptspannungen geneigt,<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


σy<br />

σc<br />

τ<br />

max=<br />

=<br />

2 2<br />

• Vergleichsspannung σ<br />

V<br />

=<br />

2⋅<br />

τ<br />

max<br />

• Für die Vergleichsspannung gilt:<br />

2 2<br />

[( σx−σy<br />

) + τxy<br />

] ≤<br />

zul<br />

σ 2 σ ( 3.57)<br />

V=<br />

τmax=<br />

4<br />

• Beschreibung des plastischen Fließens von<br />

zähen oder duktilen Werkstoffen, z.B. Metallen<br />

→ ungeeignet für:<br />

σc=σy<br />

τ<br />

α<br />

27<br />

Bild 3.14: Scherbruch bei<br />

einachsiger Belastung<br />

• spröde Werkstoffe, da σ Zug


τ = tanϕ ⋅ σ + τ = tanϕ ⋅ ( σ + σ )<br />

( 3.60)<br />

i<br />

c<br />

i<br />

Z<br />

28<br />

oder auch: im obigen Bild 3.15 liest man die Dreiecksbeziehung ab:<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ<br />

R<br />

= = sin ϕi<br />

⋅ ( σM<br />

+ σZ<br />

) mit σ<br />

M<br />

=<br />

( 3.61)<br />

2<br />

2<br />

oder in σ 1 - σ 2 - Koordinaten<br />

1+<br />

sinϕi<br />

2 ⋅ sinϕi<br />

σ<br />

1<br />

= ⋅ σ2+<br />

⋅ σZ<br />

( 3.62)<br />

1−<br />

sinϕ<br />

1−<br />

sinϕ<br />

Kennwerte, F 3.15:<br />

ϕ i<br />

σ Z<br />

τ c<br />

i<br />

i<br />

Reibungswinkel bzw. μ i = tanϕ i Reibungskoeffizient<br />

Zugfestigkeit (dreiachsig!)<br />

Kohäsion, svw. Scherwiderstand bei einer äußeren Normalspannung<br />

σ = 0; beachte jedoch das Wirken einer zusätzlichen<br />

inneren Druckspannung -σ Z aufgrund der <strong>Partikel</strong>haftung!<br />

τ<br />

c<br />

= tanϕi<br />

⋅ σZ<br />

( 3.63)<br />

→ nicht geeignet: für fließende Schüttgüter bei geringen Spannungen σ<br />

< 100 kPa<br />

(7) Fließkriterium nach Jenike<br />

• Spannungen fließender Schüttgüter oft weit unter 100 kPa<br />

• "modifizierter" Coulomb-Körper mit zumindest 3 Erweiterungen<br />

1. Unterscheidung in stationäres (zeitinvariantes) und beginnendes<br />

Fließen notwendig!<br />

⇒ stationäres kohäsionslosen Fließens von Schüttgütern, d.h.<br />

effektiver Fließort F 3.16:<br />

σR<br />

σ1<br />

− σ2<br />

= = sin ϕe<br />

σ σ + σ<br />

ϕ e<br />

M<br />

1<br />

2<br />

( 3.64)<br />

effektiver (oder wirksamer innerer) Reibungswinkel<br />

⇒ folgt notwendiger Weise aus der Aufgabenstellung in der<br />

Schüttgutmechanik das Fließen erzwingen zu müssen<br />

⇒ eine Grenzspannungsfunktion für stationäres Fließen<br />

2. Grenzspannungsfunktionen hängen von der Verdichtung, d.h.<br />

Schüttgutdichte bzw. Porosität ab<br />

3. Grenzspannungsfunktionen haben jeweils einen Endpunkt =ˆ Zustand<br />

des „kohäsionslosen“ stationären Fließens, svw. effektives<br />

stationäres Fließen ⇒ liefert den sog. effektiven Fließort<br />

und zusätzlich nach Schwedes:<br />

4. Grenzspannungsfunktionen haben im Bereich kleiner Druckspannungen<br />

einen gekrümmten Verlauf<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


29<br />

⇒ aber: Grenzspannungsfunktion von Gesteinen auch oftmals gekrümmt;<br />

Grenzspannungsfunktion = Ort an dem plastisches<br />

Fließen bzw. der Bruch eintritt = Fließort = yield locus<br />

⇒ bis hierher Aussagen der Kontinuumsmechanik!<br />

3.2.3 <strong>Partikel</strong>mechanisch begründete Fließkriterien<br />

(8) Fließkriterium nach Molerus<br />

⇒ hier so benannt nach MOLERUS (1978)<br />

‣ Erstmalige Einführung partikelmechanischer Haftkraftmodelle<br />

zur physikalisch begründeten Erklärung bisher nur kontinuumsmechanisch<br />

zugänglicher Stoffgesetze.<br />

‣ Grenzspannungsfunktion ist von der Wirkung der Haftkräfte zwischen<br />

den <strong>Partikel</strong>n abhängig<br />

‣ Nur irreversible, rein plastische <strong>Partikel</strong>kontaktdeformation A pl<br />

betrachtet (- Vorzeichen = Haftung, + Repulsion):<br />

∑ F = 0 = −FH<br />

0<br />

− pVdW<br />

⋅ A<br />

pl<br />

− FN<br />

+ pf<br />

⋅ A<br />

pl<br />

( 3.65)<br />

‣ Diese mittleren mikroskopischen Kontaktkräfte F T und F N und die<br />

resultierenden Spannungen im Kontinuum τ und σ lassen sich unter<br />

bestimmten Voraussetzungen analytisch ineinander umrechnen<br />

(1-ε Packungsdichte):<br />

1− ε FT<br />

, FN<br />

τ , σ = ⋅<br />

( 3.66)<br />

2<br />

ε d<br />

Mit zumindest 4 Erweiterungen bei σ < 100 kPa, F 3.15:<br />

1. stationäres Fließen kohäsiver Schüttgüter ist "kohäsiv"<br />

⇒ "stationärer Fließort" als Coulomb-Gerade<br />

σ = f σ<br />

( 3.67)<br />

R,st<br />

( σ)<br />

( )<br />

M,st<br />

τ = f . ( 3.68)<br />

2. Lage der Grenzspannungsfunktionen wird von der Vorverfestigung<br />

und davon abhängiges Wirken der Haftkräfte in den <strong>Partikel</strong>kontakten<br />

beeinflußt<br />

⇒ Übergang von der Kontinuummechanik zur <strong>Partikel</strong>mechanik<br />

⇒ Haftkraftzuwachs als ein lineares "Verfestigungsgesetz"<br />

F<br />

H<br />

F H0<br />

F N<br />

= F + κ ⋅ F<br />

( 3.69)<br />

H0<br />

p<br />

N<br />

Haftkraft in den unverfestigten Kontakten<br />

"äußere" Normalkraft in den <strong>Partikel</strong>kontakten<br />

3. Physikalischer Zusammenhang zwischen dem stationären ϕ st und<br />

dem inneren ϕ i Reibungswinkel:<br />

tan ϕ = (1 + κ ) ⋅ tan ϕ const.<br />

( 3.70)<br />

st p<br />

i<br />

=<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


30<br />

4. Schar von Grenzspannungsfunktionen läßt sich nur mit 3 physikalisch<br />

begründeten Fließkennwerten plus dem Einfluß eines charakteristischen<br />

mittleren Druckes beschreiben:<br />

(1) ϕ i - innere Festkörperreibung (Gleitreibung) versagender <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

(2) ϕ st - stationäre <strong>Partikel</strong>reibung, Zunahme der Reibung infolge<br />

verfestigende äußere Kräfte, abgeleitet aus κ p Gl.( 3.69)<br />

(3) σ 0 - dreiachsige Zugfestigkeit des unverfestigten Schüttgutes,<br />

abgeleitet aus F H0 Gl.( 3.69)<br />

(4) σ M,st Einfluß der mechanischen Beanspruchungsvorgeschichte,<br />

svw. mittlerer Vorverfestigungsdruck, im Schüttgutkontinuum;<br />

unmittelbarer Zusammenhang zur Schüttgutdichte ρ b =<br />

f(σ M,st ) Gl.( 3.121).<br />

(9) Einführung eines neuen elastisch-plastischen und viskoplastischen<br />

Fließkriteriums nach Tomas (1987/99):<br />

NEU!: Wesentliche Erweiterung bisheriger partikel- und kontinuumsmechanischer<br />

Bruchhypothesen durch Einführung neuer, physikalisch<br />

begründeter Modelle der<br />

Momentanfließorte, stationären Fließorte und Verfestigungsorte<br />

für elastisch-plastische Kontaktdeformationen und reibungsbehaftetem<br />

Kontaktgleiten mit lastabhängiger Haftkraft sowie der<br />

Zeitfließorte mit viskoplastischer Kontaktdeformation (Anfang<br />

1987 siehe Diss. B 1991, CET 2003):<br />

‣ Rein elastische Abplattungen unter der Einwirkung äußerer Kräfte<br />

sind für die Haftkraftverstärkung verhältnismäßig bedeutungslos, da<br />

diese Verformungen nach Wegfall der äußeren Kräfte völlig verschwinden.<br />

‣ Wesentlich für die Haftkraftverstärkung ist deshalb eine kombinierte<br />

elastisch-plastische Verformung des <strong>Partikel</strong>kontaktbereiches zu<br />

einem kleinen Platte-Platte-Kontakt aufgrund des Einwirkens der<br />

Haftkraft F H0 (siehe Gl.( 3.5)) selbst und einer zusätzlichen äußeren<br />

Normalkraft F N . Mit dem Kräftegleichgewicht des weichen Kontaktes<br />

zweier steifer <strong>Partikel</strong>n<br />

( Ael<br />

+ A<br />

pl<br />

) + FN<br />

− FW,el<br />

− pf<br />

⋅ A<br />

pl<br />

∑ F = 0 = FH<br />

0<br />

+ pVdW<br />

⋅<br />

( 3.71)<br />

folgt für die gesamte Haftkraft F H nach einigen Umrechnungen (siehe<br />

../../../Forschung/FLIESSEN/B_Theorie_FliessKW/Schüttec_-<br />

3_Kontakt_Theorie.doc#FHA_ges):<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


folgt für die gesamte Haftkraft F H nach einigen Umrechnungen 1 :<br />

κ<br />

κ<br />

A<br />

p<br />

FH<br />

= ⋅ FH0<br />

+ ⋅ FN<br />

= ( 1+ κ) ⋅ FH0<br />

+ κ ⋅ FN<br />

( 3.72)<br />

κ − κ κ − κ<br />

H<br />

A<br />

H0<br />

p<br />

A<br />

( F F )<br />

H0<br />

N<br />

p<br />

F = F + κ ⋅ +<br />

( 3.73)<br />

31<br />

für Details siehe auch ..\..\Forschung\FLIESSEN\Berichte\Schüttec-<br />

_3_Sem_0.doc – Haftkraftgesneu,<br />

‣ Der elastisch-plastische Kontaktverfestigungskoeffizient κ<br />

κp<br />

κ =<br />

( 3.74)<br />

κ − κ<br />

A<br />

p<br />

enthält sowohl den charakteristischen dimensionslosen Kennwert eines<br />

elastisch-plastischen Kontaktflächenverhältnisses κ A (wobei<br />

A K = A el + A pl )<br />

2 1 A<br />

pl<br />

κ<br />

A<br />

= + ⋅<br />

3 3 A + A<br />

( 3.75)<br />

el<br />

pl<br />

‣ als auch den plastischen Repulsionskoeffizienten κ p als Verhältnis<br />

des attraktiven VAN-DER-WAALS-Kohäsionsdruckes zur repulsiven<br />

plastischen Steifigkeit des Platte-Platte-Kontaktes eines<br />

<strong>Partikel</strong>paares:<br />

pVdW<br />

C<br />

κp<br />

= =<br />

p 6 ⋅ π ⋅ a<br />

f<br />

H<br />

3<br />

F=<br />

0<br />

⋅ p<br />

f<br />

( 3.76)<br />

p f ≈ 3⋅σ F plastischer Fließdruck (≈ 3⋅Fließgrenze für Zugbeanspruchung),<br />

Oberflächenmikrohärte bzw. <strong>Partikel</strong>kontaktsteifigkeit<br />

‣ Grenzspannungsfunktion ist von der Summe der elastischen A el , irreversibel<br />

plastischen A pl und zeitabhängigen viskoplastischen<br />

∑<br />

(svw. viskosen) A vis <strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen abhängig:<br />

F = 0 = −F<br />

H0<br />

− p<br />

VdW<br />

⋅<br />

( Ael<br />

+ A<br />

pl<br />

+ A<br />

vis<br />

) − FN<br />

+ FW,el<br />

+ pf<br />

⋅ A<br />

pl<br />

+ ηs<br />

/ t ⋅ A<br />

vis<br />

( 3.77)<br />

1 Diesem einfachen Modell liegen Versuche auf einer Zentrifuge mit einer engen <strong>Partikel</strong>größenklasse<br />

(Kalkstein, mittlere <strong>Partikel</strong>größe d mi = 60 µm, p f ≈ 500 MPa, C H,svs = 15⋅10 -20<br />

J) zugrunde. Die <strong>Partikel</strong> wurden auf ein poliertes Stahlplättchen so aufgebracht, daß die<br />

Zentrifugalkraft zunächst als Anpreßkraft F N und anschließend nach Wenden als Abreißkraft<br />

F H wirkt. Bemerkenswert ist die lineare Zunahme der Haftkraft mit einer äußeren<br />

Normalkraft F N , die auf eine Verformung sehr kleiner Rauhigkeitserhebungen im nm-<br />

Bereich zurückzuführen ist. Bei stärkerer Anpressung werden auch größere Bereiche der<br />

Kontaktzone plastisch verformt. In diesem Fall ist die Zunahme der Haftkraft manchmal<br />

kleiner als im Anfangsteil.<br />

©<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


32<br />

‣ Gegenüber Gl.( 3.69) Einführung einer neuen erweiterten Haftkraftgleichung<br />

zur Beschreibung der viskoplastischen <strong>Partikel</strong>kontaktverfestigung<br />

infolge eingeprägter Normalkräfte F H0 und F N bei σ <<br />

100 kPa:<br />

F<br />

H,ges<br />

H<br />

Ht<br />

( 1+ κ + κt<br />

) ⋅ FH0<br />

+ ( κ + κt<br />

) ⋅ FN<br />

= F + F =<br />

. ( 3.78)<br />

‣ Einführung einer zusätzlichen viskosen Kontaktrepulsion bzw.<br />

Kontaktverfestigung κ t bei σ < 100 kPa (σ a ≡ p VdW Kontaktfestigkeit,<br />

siehe auch siehe auch Gl.( 3.16):<br />

κ<br />

t<br />

η V<br />

ε&<br />

V<br />

σa<br />

=<br />

η ⋅ ε&<br />

V<br />

V<br />

pVdW<br />

≈ ⋅ t<br />

η (T)<br />

s<br />

Volumenviskosität (viskoplastische Steifigkeit),<br />

Kontaktdeformationsgeschwindigkeitsgradient,<br />

( 3.79)<br />

‣ Damit gilt für den Zusammenhang zwischen stationärer und instationärer<br />

innerer Reibung, siehe auch analoge Gl.( 3.104):<br />

tan ϕ = (1 + κ + κ ) ⋅ tan ϕ ≠ f (t) const.<br />

( 3.80)<br />

st t<br />

it<br />

=<br />

‣ Umgerechnet auf einen Reibungswinkel (hier Anstiegswinkel des<br />

Zeitfließortes) ist:<br />

tan ϕi<br />

tan ϕ<br />

it<br />

=<br />

( 3.81)<br />

tan ϕi<br />

⋅ pVdW<br />

⋅ t<br />

1+<br />

tan ϕ ⋅ η<br />

st<br />

s<br />

( T)<br />

‣ Zusätzlich zu den 3 Kennwerten ϕ i , ϕ st , σ 0 in der Gl.( 3.85), 2 neue<br />

physikalisch begründete Fließkennwerte:<br />

(1) ϕ it innere Festkörperreibung versagender <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

und<br />

(2) σ<br />

0t<br />

= κt<br />

⋅ σ0<br />

dreiachsige Zugfestigkeit des Schüttgutes.<br />

3.2.4 <strong>Partikel</strong>mechanische Schüttguteigenschaften und Fließkennwerte<br />

Grenzspannungsfunktionen bei Schüttgütern sind keine Materialkonstanten<br />

sondern Funktionen, und zwar = f(Zeit, Material, <strong>Partikel</strong>größe, Feuchte,<br />

Temperatur usw. ...), F 3.16.<br />

‣ Stationärer Fließort<br />

• Gewöhnlich als Gerade approximiert mit den Kennwerten:<br />

∗ ϕ st stationärer innerer Reibungswinkel<br />

∗ σ 0 dreiachsige Zugfestigkeit unverfestigter <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


33<br />

• Einhüllende aller Mohrkreise des stationären Fließens als kohäsives<br />

stationäres Fließen<br />

• weitestgehend unabhängig von der Vorverfestigung im Spannungsbereich<br />

1 ... 100 kPa<br />

‣ Erheblich einfachere Gleichung (als MOLERUS) für den stationärer<br />

Fließort, siehe F 3.16, erhalten. Mit dem linearen Stoffgesetz<br />

der lastabhängigen Haftkraft F H (F N ), Gl.( 3.72),<br />

F<br />

H<br />

( 1+ κ) ⋅ FH0<br />

+ κ ⋅ FN<br />

= , ( 3.72)<br />

der Grenzbedingung der Tangentialkraft im adhäsiven <strong>Partikel</strong>kontakt<br />

(Coulomb-Reibung)<br />

T,C,H<br />

i<br />

( 1+ κ)( ⋅ F F )<br />

F = μ ⋅ + , ( 3.82)<br />

H0<br />

N<br />

sowie mit einem näherungsweise konstantem elastisch-plastischen<br />

Kontaktverfestigungskoeffizienten κ ≈ const., siehe Gl.( 3.74), und<br />

mit dem Mikro-Makro-Übergang der Kontaktkräfte in Spannungen,<br />

Gl.( 3.66), folgt eine bequeme lineare Gleichung des stationären<br />

Fließortes (Index st für stationäres Fließen)<br />

τ = tan ϕ ⋅<br />

i<br />

( 1+ κ)( ⋅ σ + σ ) = tan ϕ ⋅ ( σ + σ )<br />

0<br />

und als Radius-Mittelpunkt-Funktion σ R,st = f(σ M,st ):<br />

( σ + )<br />

R,st<br />

= sin ϕst<br />

⋅<br />

M,st<br />

σ0<br />

st<br />

0<br />

( 3.83)<br />

σ ( 3.84)<br />

‣ Momentanfließort für beginnendes Fließen nach elastisch-plastischer<br />

<strong>Partikel</strong>kontaktverfestigung, Gl.( 3.71) und F 3.16:<br />

Fließort =ˆ individueller Fließort = Momentanfließort (yield locus):<br />

meist als Geradengl.( 3.60) approximiert mit den Kennwerten:<br />

∗ ϕ i innerer Reibungswinkel<br />

∗ τ c Kohäsion<br />

∗ σ Z Zugfestigkeit (dreiachsig)<br />

∗ σ c einaxiale Druckfestigkeit<br />

∗ σ 1 größte Hauptspannung beim Verfestigen, d.h. beim<br />

stationärem Fließen<br />

⎡ ⎛ sin ϕ ⎞<br />

⎤<br />

st<br />

ϕ<br />

⎢<br />

⋅ sin<br />

st<br />

= sin ϕ<br />

⎜ ⎟<br />

i<br />

⋅ σM<br />

+ −1<br />

σM,st<br />

+ ⋅ σ ⎥ ( 3.85)<br />

⎣ ⎝ sin ϕi<br />

⎠ sin ϕi<br />

⎦<br />

σR<br />

0<br />

oder vereinfacht mit der Gl.Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden<br />

werden. des stationären Fließortes:<br />

σ<br />

R<br />

= sin ϕi<br />

⋅( σM<br />

− σM,st<br />

) + σR,<br />

st<br />

( 3.86)<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


34<br />

Der Fließort hat einen positiven Anstieg (+ Vorzeichen vor σ M bzw.<br />

σ), beginnt links im Punkt der isostatischen Zugfestigkeit σ Z und endet<br />

rechts im Mohrkreis des stationären Fließens σ M = σ M,st :<br />

σ<br />

⎛ sinϕ<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎟ ⋅<br />

⎠<br />

sinϕ<br />

R,st<br />

st<br />

st<br />

σ<br />

Z<br />

= − σM,st<br />

= −1<br />

σM,st<br />

+ ⋅ σ0<br />

( 3.87)<br />

sinϕi<br />

sinϕi<br />

sinϕi<br />

Dementsprechend ist im τ = f(σ) – Diagramm:<br />

⎡ ⎛ sin ϕ ⎞<br />

⎤<br />

st<br />

ϕ<br />

⎢<br />

⋅ sin<br />

st<br />

= tan ϕ<br />

⎜ ⎟<br />

i<br />

⋅ σ + −1<br />

σM,st<br />

+ ⋅ σ ⎥ ( 3.88)<br />

⎣ ⎝ sin ϕi<br />

⎠ sin ϕi<br />

⎦<br />

τ<br />

0<br />

⎡ σR,st<br />

⎤<br />

τ = tan ϕi<br />

⋅ ⎢σ + − σM,<br />

st ⎥ . ( 3.89)<br />

⎣ sin ϕi<br />

⎦<br />

‣ Verfestigungsort beinhaltet alle Spannungszustände, die zu einer<br />

Vorverfestigung - also Vorverdichtung und Konsolidierung - eines<br />

kohäsiven Schüttgutes führen F 3.16:<br />

R<br />

i<br />

( − σM<br />

+ σiso) = sinϕi<br />

⋅ ( − σM<br />

+ σM,st<br />

) + σR,<br />

st<br />

σ = sinϕ<br />

⋅<br />

( 3.90)<br />

⎡ ⎛ sinϕ<br />

⎞<br />

⎤<br />

st<br />

sinϕst<br />

= sin ϕi<br />

⋅ ⎢− σM<br />

+ ⎜ + 1⎟ ⋅ σM,st<br />

+ ⋅ σ ⎥ ( 3.91)<br />

⎣ ⎝ sinϕi<br />

⎠ sinϕi<br />

⎦<br />

σR<br />

0<br />

Dieser Verfestigungsort hat einen negativen Anstieg (- Vorzeichen<br />

vor σ M bzw. σ), beginnt links im Mohrkreis des stationären Fließens<br />

σ M = σ M,st und endet rechts im Punkt des isostatischen Druckes σ iso :<br />

σR,st<br />

⎛ sinϕ<br />

⎞<br />

st<br />

sinϕst<br />

σ<br />

iso<br />

= + σM,st<br />

= 1 σM,st<br />

+ ⋅ σ0<br />

sin<br />

⎜ +<br />

i<br />

sin<br />

⎟ ⋅<br />

( 3.92)<br />

ϕ ⎝ ϕi<br />

⎠ sinϕi<br />

Die Funktion τ = f(σ) ist:<br />

⎡ ⎛ sinϕ<br />

⎞<br />

⎤<br />

st<br />

sinϕst<br />

= tan ϕi<br />

⋅ ⎢− σ + ⎜ + 1⎟ ⋅ σM,st<br />

+ ⋅ σ ⎥ ( 3.93)<br />

⎣ ⎝ sinϕi<br />

⎠ sinϕi<br />

⎦<br />

τ<br />

0<br />

⎡ σR,st<br />

⎤<br />

τ = tan ϕi<br />

⋅ ⎢− σ + + σM,<br />

st ⎥ . ( 3.94)<br />

⎣ sinϕi<br />

⎦<br />

Mikroskopische Ursache dieser typischen makroskopischen Schüttgutverfestigung<br />

sind die sich entwickelnden elastisch-plastischen<br />

<strong>Partikel</strong>kontaktverfestigungen gemäß Gl.( 3.71).<br />

‣ Zeitfließort, d.h. beginnendes Fließen nach zusätzlicher viskoplastischer<br />

Kontaktverfestigung, Gln. ( 3.77) und ( 3.78):<br />

∗ ϕ it innerer Reibungswinkel<br />

∗ τ ct Kohäsion<br />

∗ σ Zt Zugfestigkeit<br />

∗ σ ct einaxiale Druckfestigkeit<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


35<br />

• charakterisiert zeitabhängige Verfestigung, wenn stationäres Fließen<br />

die Beanspruchungsvorgeschichte war<br />

• Verfestigungsspannung σ 1 folgt damit aus Momentanfließort bzw. stationärem<br />

Fließort, d.h. konstanter Druck während der Zeitverfestigung<br />

⎡ σR,st<br />

⎤<br />

σRt<br />

= sin ϕit<br />

⋅ ⎢σMt<br />

+ − σM,<br />

st ⎥<br />

( 3.95)<br />

⎣ sin ϕit<br />

⎦<br />

und im τ = f(σ) – Diagramm ist:<br />

⎡ σR,st<br />

⎤<br />

τt<br />

= tan ϕit<br />

⋅ ⎢σt<br />

+ − σM,<br />

st ⎥ . ( 3.96)<br />

⎣ sin ϕit<br />

⎦<br />

Der Verlauf o.g. Grenzspannungsfunktionen hängt folglich ab von<br />

• den granulometrischen Eigenschaften,<br />

• den Bedingungen und Stoffgesetzen der Kontaktverfestigung oder<br />

Haftkraftverstärkung der <strong>Partikel</strong> im Schüttgut und vor allem<br />

• von den Vorverfestigungsspannung σ M,st sowie<br />

• von der Packungsdichte (Porosität).<br />

effektiver (oder wirksamer stationärer) Fließort (effective yield locus)<br />

• Tangente an Mohrkreise des stationären Fließens mit dem Kennwert:<br />

• ϕ e effektiver - wirksamer - innerer Reibungswinkel<br />

• charakterisiert des kohäsionslose stationäre Fließen als eine vereinfachte<br />

wirksame Rechengröße<br />

• notwendig zur einfachen Berechnung der Silodrücke<br />

• folgt für σ Z = 0 aus Gl.( 3.62)<br />

σR,st<br />

σ1− σ2<br />

sinϕ e<br />

= =<br />

( 3.97)<br />

σ σ + σ<br />

M,st<br />

1<br />

2<br />

• Seine Abhängig von der Mittelpunktsspannung σ M,st lässt sich durch<br />

Einsetzen der Gl Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden<br />

werden. des stationären Fließorte in Gl.( 3.97) zeigen:<br />

( σ + σ )<br />

sinϕ<br />

⎛ ⎞<br />

st<br />

⋅<br />

M,st 0<br />

σ<br />

⎜<br />

0<br />

sin ϕ =<br />

= ϕ ⋅ ⎟<br />

e<br />

sin<br />

st<br />

1+<br />

σ<br />

( 3.98)<br />

M,st<br />

⎝ σM,st<br />

⎠<br />

• Daraus gewinnt man mit Hilfe der Gl.( 3.127)<br />

σ<br />

+ σ<br />

1 0<br />

σ<br />

M,st<br />

+ σ0<br />

=<br />

( 3.127)<br />

1 + sinϕst<br />

sin ϕ = sinϕ<br />

e<br />

st<br />

⎛ σ1<br />

+ σ0<br />

⎜<br />

⎜ 1 + sinϕst<br />

⋅<br />

⎜ σ1<br />

+ σ0<br />

⎜ − σ<br />

⎝ 1 + sinϕst<br />

0<br />

⎞ ⎛ σ1<br />

+ σ0<br />

⎟ ⎜<br />

⎟ ⎜ 1+<br />

sinϕst<br />

= sinϕst<br />

⋅<br />

⎟ ⎜ σ1<br />

+ σ0<br />

− σ0<br />

− σ0<br />

⎟ ⎜<br />

⎠ ⎝ 1+<br />

sinϕst<br />

⋅ sinϕ<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


36<br />

die Abhängigkeit des effektiven Reibungswinkels ϕ e von der größten<br />

Hauptspannung σ 1 , siehe auch F 3.17:<br />

⎛ σ ⎞<br />

1<br />

+ σ0<br />

sin ϕ<br />

⎜<br />

⎟<br />

e<br />

= sin ϕst<br />

⋅<br />

( 3.99)<br />

⎝ σ1<br />

− σ0<br />

⋅ sin ϕst<br />

⎠<br />

Übung<br />

Herleitung der Gln. für<br />

a) einaxiale Druckfestigkeit σ = f ( σ bzw. τ , ϕ ) ?<br />

c Z<br />

c i<br />

=<br />

Z 1<br />

= f ( σZbzw.<br />

τc,<br />

ϕi<br />

) =<br />

b) einaxiale Zugfestigkeit σ<br />

?<br />

c) Tangentialpunkt σ Ta des σ c -Kreises<br />

Zu a) einaxialer Spannungszustand, d.h. σ 2 = 0 in Gl. ( 3.62)<br />

2sinϕi<br />

2 cosϕi<br />

σ<br />

c<br />

= σ1<br />

= ⋅ σZ<br />

= τc<br />

( 3.100)<br />

1−<br />

sinϕ<br />

1−<br />

sinϕ<br />

i<br />

Zu b) Zugbereich, d.h. negative σ σ<br />

1<br />

= 0 und σ2<br />

= σZ<br />

1<br />

2sinϕ<br />

i<br />

2 cosϕ<br />

i<br />

i<br />

σ<br />

Z1<br />

= σ2<br />

= − σZ<br />

= − σZ<br />

( 3.101)<br />

1+<br />

sinϕi<br />

1+<br />

sinϕi<br />

Zu c) Tangentialpunkt σ Ta des σ c -Kreises, siehe Bild 3.16:<br />

σM<br />

− σTa<br />

Dreieckswinkel: sin ϕ<br />

i<br />

=<br />

σ<br />

σ<br />

Ta<br />

= σ<br />

M<br />

− σ<br />

R<br />

⋅sin ϕ<br />

i<br />

Für die einaxiale Druckfestigkeit ist σ 2 = 0 und damit σ R = σ M =<br />

σ c /2:<br />

σc<br />

σ<br />

Ta<br />

=<br />

2<br />

σc<br />

− ⋅ sin ϕi<br />

2<br />

σc<br />

= ⋅<br />

2<br />

R<br />

( 1−<br />

sin ϕ )<br />

Nach Einsetzen von Gl.( 3.100) für σ c folgt:<br />

2 ⋅ τc<br />

⋅ cos ϕi<br />

σ<br />

Ta<br />

=<br />

⋅ 1−<br />

sin ϕi<br />

= τc<br />

⋅ cos ϕ<br />

( 3.102)<br />

2 ⋅ 1−<br />

sin ϕ<br />

( ) ( ) i<br />

i<br />

Die Strecke von τ c (auf der τ-Achse) entlang des Fließortes um den<br />

Betrag τ c verlängert ergibt den Tangentialpunkt σ Ta des σ c -Kreises.<br />

Von hier das Lot auf den Fließort gezogen ergibt den Mohr-<br />

Kreismittelpunkt σ M auf der σ-Achse.<br />

i<br />

τ<br />

Fließort<br />

ϕ i<br />

τ c<br />

σ R<br />

σ Ta<br />

σ<br />

σ Z<br />

σ 2 = 0 σ 1<br />

σ Z,1<br />

σ M<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Bild 3.16: Spannungen und Fließkennwerte am linearen Fließort<br />

37<br />

(kinematischer) Wandfließort (wall yield locus)<br />

• charakterisiert das stationäre Reibungsverhalten eines Schüttgutelementes<br />

an einer festen Wand<br />

• oft als Gerade approximiert mit den Kennwerten:<br />

∗ ϕ w (kinematischer) Wandreibungswinkel<br />

∗ τ a Adhäsion, falls vorhanden<br />

∗ σ Z,W Zugfestigkeit, falls vorhanden<br />

• ansonsten ϕ = arctan τ σ<br />

( 3.103)<br />

W W<br />

/<br />

W<br />

• abhängig von der Wandrauhigkeit, siehe auch F 3.17.<br />

Zusammenhänge zwischen den Reibungswinkeln von <strong>Partikel</strong>packungen<br />

⇒ aus den Haftkraftbetrachtungen, siehe Abschnitt 3.1, folgen auch mathematisch-physikalische<br />

Zusammenhänge zwischen den Reibungswinkeln<br />

von Schüttgütern; Beispielsweise gelten folgende Abhängigkeiten der<br />

Reibungswinkel untereinander, siehe Bild F 3.17:<br />

− stationärer Reibungswinkel, allgemein gültige Definitionsgleichung<br />

( 1+ κ) ⋅ tan ϕ const.<br />

tan ϕ =<br />

( 3.104)<br />

st i<br />

=<br />

• κ = 0 ... 1 = f (HAMAKER-Konstante, Kontaktabstände, <strong>Partikel</strong>größe<br />

1/d, Feuchte X W , ...), siehe auch Gl.( 3.3)<br />

− innerer Reibungswinkel einer Zeitverfestigung ϕ it für viskoplastisch<br />

fließende Materialien (Sinterbrücken), s. Zeitfließort Gl.( 3.16)<br />

− effektiver innerer Reibungswinkel ϕ e , siehe Gl.( 3.99) oben<br />

ϕ st<br />

τ<br />

stationärer Fließort<br />

σ<br />

σ<br />

0<br />

σ<br />

c,st<br />

=<br />

2 ⋅ sin ϕst<br />

⋅ σ<br />

1−<br />

sin ϕ<br />

st<br />

0<br />

Bild 3.17 einaxiale Druckfestigkeit beim kohäsiven stationären Fließen<br />

− kinematischer Wandreibungswinkel ϕ W<br />

⎪⎧<br />

tan ϕ ⎛ ⎞ ⎡ ⎛ ⎞⎤⎪⎫<br />

W<br />

* tan ϕW<br />

*<br />

h<br />

r,W<br />

tan ϕ ⎨ +<br />

⎜ −<br />

⎟ ⋅ ⎢ −<br />

⎜−<br />

⋅<br />

⎟<br />

W<br />

= tan ϕe<br />

⋅<br />

1<br />

1 exp k<br />

r ⎥⎬<br />

( 3.105)<br />

⎪⎩<br />

tan ϕe<br />

⎝ tan ϕe<br />

⎠ ⎣ ⎝ d50<br />

⎠⎦⎪⎭<br />

tanϕ W * Wandreibungsbeiwert für eine glatte Wand, F 3.17<br />

h r,W /d 50 bezogene Wandrauhigkeit<br />

h r,W<br />

mittlere Wandrauhtiefe<br />

h r,W<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


k r<br />

Anpassungsfaktor<br />

Bild 3.18: Wandrauhigkeiten<br />

38<br />

Fließfunktion (nach Jenike, flow function)<br />

• zur Charakterisierung der Fließfähigkeit von Schüttgütern<br />

ff c = σ 1 /σ c bzw. ff ct = σ 1 /σ ct ( 3.106)<br />

• für kohäsionsloses Gut ist τ c = 0 ⇒ σ c = 0 ⇒ ff c = ∞<br />

• bei verhärtetem Gut ist während einer Lagerzeit t in Ruhe σ ct > σ 1 ,<br />

d.h., das Gut zeigt zunehmend Festkörpereigenschaften<br />

• Tabelle 3.1: Charakterisierung der Fließfähigkeit von Schüttgütern<br />

Fließfunktionswerte Bewertung Beispiele<br />

10 ≤ ff c freifließend, rieselfähig trockener Sand<br />

4 ≤ ff c < 10 leichtfließend feuchter Sand<br />

2 ≤ ff c < 4 kohäsiv trockene Pulver<br />

1 ≤ ff c < 2 sehr kohäsiv, feuchte Pulver<br />

ff c < 1 nicht fließend, verhärtet ff c,t<br />

mit Festkörpereigenschaften<br />

gealterter Zement<br />

Verfestigungs- oder Druckfestigkeitsfunktion<br />

• ist im Sinne einer charakteristischen Konsolidierungsfunktion des<br />

Schüttgutes zu interpretieren. Aus den linearisierten Fließorten, Gln.(<br />

3.60) und Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.<br />

sowie Bilder Fehler! Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.<br />

und F 3.18, folgt wiederum eine in den Spannungen lineare Funktion<br />

σ c (σ 1 ):<br />

c<br />

2 ⋅ ( sin ϕst<br />

− sin ϕi<br />

)<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />

sin ϕ )<br />

st<br />

i<br />

1<br />

2 ⋅ sin ϕst<br />

⋅ ( 1+<br />

sin ϕi<br />

)<br />

⋅ σ0<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />

sin ϕ )<br />

σ =<br />

⋅ σ +<br />

( 3.107)<br />

• Diese Druckfestigkeitsfunktion ( 3.107) läßt sich vereinfacht als Geradengleichung<br />

des Types schreiben:<br />

σ<br />

c=<br />

a1⋅<br />

σ1+<br />

σc,0<br />

( 3.108)<br />

• Die Druckfestigkeit des stationären Fließortes folgt mit ϕ i ≡ ϕ st aus<br />

der Gl.( 3.84):<br />

2 ⋅ sin ϕst<br />

σ<br />

c,st<br />

= ⋅ σ0<br />

( 3.109)<br />

1−<br />

sin ϕ<br />

st<br />

st<br />

i<br />

⇒ Übung zur Überprüfung dieser Beziehung:<br />

Für ff c = 1 und σ<br />

1<br />

/ ff c<br />

= σ1=<br />

σc,<br />

st<br />

folgen σ<br />

c,st<br />

= a1⋅<br />

σc,st<br />

+ σc,<br />

0<br />

sowie<br />

σc,0<br />

σ<br />

c,st<br />

= und Gl.( 3.107) eingesetzt<br />

1− a<br />

1<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


σ<br />

σ<br />

c,st<br />

c,st<br />

σ<br />

39<br />

⎤<br />

2⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ sin ϕst⋅<br />

σ0<br />

⎡ 2⋅<br />

( ) ( )<br />

( sin ϕst<br />

−sin<br />

ϕi<br />

)<br />

1+<br />

sin ϕst<br />

⋅ 1−sin<br />

ϕi<br />

⋅ ⎢1<br />

−<br />

⎣ ( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( − ϕ ) ⎥ st<br />

1 sin<br />

i ⎦<br />

2⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ sin ϕst⋅<br />

σ0<br />

⎡<br />

( ) ( )<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( − ϕ ) − ⋅ ( ϕ − ϕ ) ⎤<br />

st<br />

1 sin<br />

i<br />

2 sin<br />

st<br />

sin<br />

i<br />

1+<br />

sin ϕst<br />

⋅ 1−<br />

sin ϕi<br />

⋅ ⎢<br />

⎥<br />

⎣ ( 1+<br />

sin ϕst<br />

) ⋅ ( 1−sin<br />

ϕi<br />

) ⎦<br />

2⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ sin ϕ ⋅ σ<br />

=<br />

=<br />

c,st<br />

=<br />

1+<br />

sin ϕ<br />

st<br />

−2⋅<br />

sin ϕ<br />

st<br />

i<br />

−sin<br />

ϕ + 2⋅<br />

sin ϕ −sin<br />

ϕ<br />

i<br />

st<br />

1−sin<br />

ϕ<br />

i<br />

0<br />

st<br />

⋅ sin ϕ<br />

+ sin ϕ −sin<br />

⋅sin<br />

ϕ<br />

st i st i<br />

2⋅<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ sin ϕst⋅<br />

σ0<br />

σ<br />

c,st<br />

=<br />

= 1+<br />

sin ϕi−sin<br />

ϕst⋅( 1+<br />

sin ϕi<br />

)<br />

( 1+<br />

sin ϕi<br />

) ⋅ ( 1−sin<br />

ϕst<br />

)<br />

= ( 1+<br />

sin ϕ )( ⋅ 1−sin<br />

ϕ )<br />

2⋅<br />

sin ϕ<br />

⋅ σ<br />

st 0<br />

σ<br />

c,st<br />

=<br />

q.e.d. ( 3.109)<br />

1−sin<br />

ϕst<br />

• Für Zeitverfestigungen folgt aus dem linearisierten Zeitfließort, Gl.(<br />

ct<br />

3.95), ebenfalls eine in den Spannungen lineare Funktion σ ct (σ 1 ):<br />

2 ⋅ ( sin ϕst<br />

− sin ϕit<br />

)<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />

sin ϕ )<br />

st<br />

it<br />

1<br />

i<br />

2 ⋅ sin ϕst<br />

⋅ ( 1+<br />

sin ϕit<br />

)<br />

⋅ σ0t<br />

( 1+<br />

sin ϕ ) ⋅ ( 1−<br />

sin ϕ )<br />

σ =<br />

⋅ σ +<br />

( 3.110)<br />

st<br />

st<br />

it<br />

i<br />

Böschungswinkel<br />

• nur bei kohäsionslosem Material gilt<br />

ϕ ≈ϕ ≈ϕ ≈ϕ<br />

als Böschungswinkel<br />

i<br />

e<br />

st<br />

B<br />

ϕB1<br />

ϕB2<br />

ϕB3<br />

Aufschütten<br />

eines Kegels<br />

Auslaufen aus einem Behälter<br />

mit horizontalen Boden<br />

Rotation eines zylindrischen<br />

Behälters<br />

Bild 3.19: Auftreten statischer oder dynamischer Böschungswinkel<br />

⇒ ϕ ≠ϕ ≠ϕ<br />

⇒ gewöhnlich abhängig von der Meßmethode<br />

B1<br />

B2<br />

B3<br />

• bei kohäsivem Schüttgut ist ϕ B ≈ ϕ e in grober Näherung bei einer gleitenden<br />

Böschung; ansonsten nur für kohäsionslose Schüttgüter reproduzierbar<br />

meßbar! F 3.19<br />

3.2.5 Kompressionsfunktionen, Schüttgut- und Packungsdichte<br />

• Lückenvolumenanteil:<br />

VLücke V − Vs<br />

ρb<br />

ε = = = 1− ϕs<br />

= 1−<br />

( 3.111)<br />

V V<br />

ρ<br />

ϕ s Feststoffvolumenanteil<br />

• Schüttgutdichte ρ b = m/V<br />

s<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


40<br />

⇒ bei sehr lockerer Lagerung Schüttdichte ρ b,0<br />

• Feststoffdichte ρ s<br />

• Von der Art der Packung und von der <strong>Partikel</strong>größe abhängig, F 3.20<br />

Die Kompressibilität bei Schüttgütern entspricht der Druckabhängigkeit<br />

der Packungsdichte und wird beeinflußt von folgenden Mikrovorgängen:<br />

(1) Umlagerung steifer <strong>Partikel</strong>n mit steifen Kontakten zu einer dichteren<br />

Zufallspackung,<br />

(2) Deformation weicher Kontakte von harten (mineralischen) <strong>Partikel</strong>n<br />

und<br />

(3) Deformation weicher <strong>Partikel</strong>n (z.B. Biozellen),<br />

(4) <strong>Partikel</strong>zerkleinerung.<br />

Die oben beschriebenen empirischen Funktionen lassen sich auch aus einer<br />

physikalisch begründeten Beschreibung des Deformations- bzw. Kompressionsverhaltens<br />

gewinnen:<br />

Δl<br />

1<br />

1) analog HOOKschem-Gesetz für Festkörper = ε = ⋅ Δσ<br />

bzw.<br />

l0<br />

E<br />

Δx<br />

1<br />

=γ = ⋅ Δτ mit E = 2( 1+ν<br />

) ⋅ G<br />

( 3.112)<br />

y G<br />

0<br />

2) bei Flüssigkeiten und auch Festkörpern gilt für dreiachsigem Druck:<br />

dV<br />

V0<br />

dp<br />

= κ =<br />

( 3.113)<br />

K<br />

κ Kompressibilität (hier dimensionslos definiert! - im Unterschied<br />

zu κ =1/K siehe HÜTTE S. B 191)<br />

K Kompressionsmodul, = Kompressionswiderstand oder Steifigkeit,<br />

im isotropen Fall gilt<br />

( 1−2ν) ⋅ K<br />

E = 3⋅<br />

( 3.114)<br />

ν = −ε quer<br />

/ ε axial<br />

Querdehnungs- o. POISSON-Zahl,<br />

für inkompressible, volumenerhaltende Stoffe ist maximal<br />

ν = 0,5 und für ν = 0 ist K ≅ E/3<br />

3) für Gase bei adiabatischer (isentroper) Zustandsänderung (= kein<br />

Wärmeaustausch mit der Umgebung, S = const., gültig insbesondere<br />

für schnelle Druckänderungen z.B. infolge Schallwellen):<br />

p ⋅ κad V = const.<br />

( 3.115)<br />

κ ad<br />

Isentropen- oder Adiabatenexponent (κ ad = 5/3 ≈ 1,66 für einatomige<br />

bzw. κ ad = 7/5 = 1,4 für zweiatomige Gase)<br />

Damit folgt (- Vorzeichen für Verdichtung kann entfallen):<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


dV κ 1<br />

ad<br />

V<br />

ad −<br />

κ = − −<br />

dp<br />

dV<br />

dp<br />

bzw.<br />

const.<br />

2<br />

p<br />

1 const. V 1 V<br />

= =<br />

( 3.116)<br />

κ ad<br />

κ pV p κ p<br />

ad<br />

dV<br />

V<br />

ad<br />

1 1 dp<br />

≡ κ = ⋅ dp ≡ D.h.<br />

κ p K<br />

ad<br />

RT<br />

K = κad<br />

p = κad⋅<br />

( 3.117)<br />

V<br />

m<br />

Ein hoher Adiabatenexponent bedeutet eine geringe Kompressibilität,<br />

d.h. die höchste Kompressibilität tritt beim idealen Gas κ ad = 1<br />

auf.<br />

4) Kompression eines Schüttgutes<br />

Analog zur adiabaten Gaskompressibilität Gl.( 3.116) ist:<br />

dV 1 V d(V / m) 1 V / m<br />

− = bzw. − =<br />

dp κ ad<br />

p<br />

dp κ ad<br />

p<br />

d(1/ ρb<br />

) dρb<br />

Für die linke Seite ist: − = −<br />

2<br />

dp − ρb<br />

⋅ dp<br />

dρb<br />

1<br />

eingesetzt folgt:<br />

= n ⋅<br />

2<br />

ρb<br />

⋅ dp ρb<br />

⋅ p<br />

dρb<br />

ρb<br />

oder<br />

= n ⋅<br />

dp p<br />

Mit n ≡ 1/ κ wurde eine gutabhängige Konstante – hier der sog.<br />

ad<br />

Kompressibilitätsindex – eingeführt. Wenn man zusätzlich die Vander-Waals-Gleichung<br />

von Gasen, die nahe des Kondensationspunktes<br />

gilt, beachtet (V m molares Volumen),<br />

2<br />

( p a / V ) ⋅( V − b) = R ⋅T<br />

+ ( 3.118)<br />

VdW<br />

m<br />

m<br />

lässt sich nun der Schüttgutdruck durch die mittlere Verfestigungsnormalspannung<br />

plus Haftspannung ausdrücken p = σM,st<br />

+ σ0<br />

:<br />

41<br />

dρ<br />

ρ<br />

b<br />

b<br />

= n ⋅<br />

dp<br />

p<br />

dσ<br />

= n ⋅<br />

σ + σ<br />

0<br />

M,st<br />

M,st<br />

( 3.119)<br />

• Diese Differentialgleichung einer inkrementellen „Verdichtungsgeschwindigkeit“<br />

wird auch als Kompressionsrate bezeichnet:<br />

dρ<br />

dσ<br />

b<br />

M,st<br />

= n ⋅<br />

σ<br />

0<br />

ρb<br />

+ σ<br />

M,st<br />

Mit der Randbedingung ρ b = ρ b,0 wenn σ M,st = 0 ist:<br />

ρ<br />

σ<br />

b<br />

M ,st<br />

dρ<br />

dσ<br />

b<br />

M,st ρb<br />

∫ = n ⋅<br />

ρ<br />

∫<br />

ln = n ⋅ ln σ0<br />

+ σ<br />

σ + σ ρ<br />

ρb,0<br />

b<br />

0 0 M, st<br />

( 3.120)<br />

d.h. [ ( ) − ln σ ]<br />

b,0<br />

M,st<br />

0<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


n<br />

⎛ σM,st<br />

b b,0<br />

1 ⎟ ⎞<br />

ρ =ρ ⋅<br />

⎜ +<br />

( 3.121)<br />

⎝ σ0<br />

⎠<br />

Eine sehr hohe Kompressibilität - analog einem idealen Gas - wäre<br />

folglich bei n = 1 zu beobachten, wobei hier der Kompressionswiderstand<br />

oder die Steifigkeit der Packung am niedrigsten ist. Bei inkompressiblen<br />

Gut wäre die Steifigkeit unendlich.<br />

42<br />

Bild 3.20: Darstellung<br />

der<br />

Kompressionsfunktion<br />

nach<br />

Gl.( 3.121)<br />

Schüttgutdichte<br />

ρ b<br />

ρ b,0<br />

σ 0<br />

0<br />

n = 1 ideal kompressibel<br />

0 < n < 1 kompressibel<br />

n = 0 inkompressibel<br />

mittlere Verfestigungsspannung σ M,st<br />

Der Exponent n lässt sich als Kompressibilitätsindex physikalisch<br />

sinnvoll interpretieren. Kohäsive Pulver haben bei geringen Verfestigungsspannungen<br />

σ 1 < 100 kPa meist Werte um n ≈ 0,1 (siehe Tabelle<br />

3.2):<br />

Tabelle 3.2: Charakterisierung der Kompressibilität von Schüttgütern<br />

(Vergleiche n = 1/ κ = 3/5 = 0,6; 5/7 = 0,71)<br />

ad<br />

Kompressibilitätsindex Bewertung Beispiele<br />

0 ≤ n < 0,01 inkompressibel trockener Sand<br />

0,01 ≤ n < 0,05 wenig kompressibel feuchter Sand<br />

0,05 ≤ n < 0,1 kompressibel kohäsive Pulver<br />

0,1 ≤ n < 1 sehr kompressibel sehr kohäsive Pulver<br />

Für kohäsive Schüttgüter ist nun die Verwendung dieser dreiparametrigen<br />

Funktion Gl.( 3.121) ratsam:<br />

‣ mit zusätzlicher Berücksichtigung eines meßbaren Ordinatenabschnittes,<br />

für σ M,st = 0 ist ρ<br />

b=<br />

ρ b, 0<br />

,<br />

‣ und einem Abzissenabschnitt im negativen Zugspannungsbereich,<br />

für ρ b= 0 ist σ M,st = - σ 0 .<br />

Für den Zusammenhang zwischen dem mittleren Druck σ M,st und der<br />

Normalspannung beim Anscheren σ An gemäß der Gl.( 3.122) ist die<br />

Verdichtungsfunktion:<br />

σM,st<br />

1 ⎛ σ ⎞<br />

An<br />

1 + =<br />

⋅<br />

⎜1+<br />

⎟<br />

( 3.122)<br />

σ0<br />

1−<br />

sin ϕi<br />

⋅sin<br />

ϕst<br />

⎝ σ0<br />

⎠<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


ρ<br />

ρ<br />

b<br />

1<br />

b,0<br />

⎛ 1<br />

=<br />

⎜<br />

⎝1−<br />

sin ϕi<br />

⋅sin<br />

ϕ<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

An<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

( 3.123)<br />

43<br />

Diese Verdichtungs- oder Kompressionsfunktion, Gl.( 3.121), lässt<br />

sich auch durch Ersetzen von σ M,st mittels der größten Hauptspannung<br />

σ 1 berechnen:<br />

Die größte Hauptspannung σ 1 ist am MOHR-Kreis des stationären<br />

Fließens:<br />

σ1<br />

− σ2<br />

σ1<br />

+ σ2<br />

σ<br />

1<br />

= + = σR,st<br />

+ σM,st<br />

(3.124)<br />

2 2<br />

Ersetzen der Radiusspannung σ R,st mit Hilfe der Gl.Fehler! Verweisquelle<br />

konnte nicht gefunden werden. des stationären Fließortes<br />

σ<br />

R,st<br />

= sin ϕst<br />

⋅( σM,st<br />

+ σ0<br />

)<br />

Fehler!<br />

Verweisquelle konnte nicht gefunden werden.<br />

und es folgt Umrechnung σ 1 = f(σ M,st ):<br />

( σM,st<br />

+ σ0<br />

) +<br />

M, st<br />

σ (3.125)<br />

1<br />

= sin ϕst<br />

⋅<br />

σ<br />

( 1+<br />

sin ϕst<br />

) + ϕst<br />

⋅σ0<br />

σ (3.126)<br />

1<br />

= σM,st<br />

⋅<br />

sin<br />

Addieren von σ 0 auf beiden Seiten der Gleichung liefert:<br />

σ1 + σ0<br />

= σM,st<br />

⋅ 1+<br />

sinϕst<br />

+ sinϕst<br />

⋅ σ0<br />

+ σ0<br />

= σM,st<br />

⋅ 1+<br />

sinϕst<br />

+ σ0<br />

⋅ 1 + sinϕ<br />

σ<br />

1<br />

+ σ0<br />

= ( 1+<br />

sinϕst<br />

) ⋅ ( σM,st<br />

+ σ0<br />

)<br />

σ<br />

( ) ( ) ( )<br />

+ σ<br />

1 0<br />

σ<br />

M,st<br />

+ σ0<br />

=<br />

( 3.127)<br />

1+<br />

sin ϕst<br />

Einsetzen von Gl.( 3.127) in Gl.( 3.121) liefert die Verdichtungsfunktion<br />

als Funktion ρ b = f(σ 1 ), wie sie für die Trichterauslegung benutzt<br />

wird:<br />

ρ<br />

ρ<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+ σ<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

b 1 0<br />

1<br />

= ⎜<br />

=<br />

⋅ 1<br />

b,0<br />

( 1 sin<br />

st<br />

)<br />

0<br />

1 sin ⎜ +<br />

+ ϕ ⋅σ ⎟ ⎜ + ϕ ⎟ ⎟ st<br />

σ0<br />

⎠<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

1<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

⎞<br />

n<br />

st<br />

ρ<br />

ρ<br />

b<br />

1<br />

b,0<br />

⎛ 1<br />

=<br />

⎜<br />

⎝1+<br />

sin ϕ<br />

st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

1<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

( 3.128)<br />

Dies kann man auch mit einer modifizierten Schüttgutdichte der lockeren<br />

unverfestigten Packung ρ b,0 * ausdrücken:<br />

n<br />

* ⎛ 1 ⎞<br />

ρ<br />

b,0<br />

= ρb,0<br />

⋅<br />

⎜<br />

1 sin<br />

⎟<br />

(3.129)<br />

⎝ + ϕst<br />

⎠<br />

n<br />

* ⎛ σ1<br />

b b,0<br />

1 ⎟ ⎞<br />

ρ = ρ ⋅<br />

⎜ + . ( 3.130)<br />

⎝ σ0<br />

⎠<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


44<br />

Für den Zusammenhang zwischen dem mittleren Druck σ M,st und dem<br />

isostatischen Druck σ iso gemäß der Gl. ( 3.131) ist die Verdichtungsfunktion:<br />

sin ϕ ⋅σ<br />

+ sin ϕ ⋅σ<br />

sin ϕ ⋅<br />

( σ + σ )<br />

i iso<br />

i 0<br />

i iso 0<br />

σ<br />

M,st<br />

+ σ0<br />

=<br />

=<br />

( 3.131)<br />

sin ϕst<br />

+ sin ϕi<br />

sin ϕst<br />

+ sin ϕi<br />

ρ<br />

ρ<br />

sin ϕi<br />

⋅( σiso<br />

+ σ0<br />

)<br />

( sin ϕ + sin ϕ ) ⋅σ<br />

b i<br />

1<br />

b,0<br />

⎛<br />

=<br />

⎜<br />

⎝<br />

st<br />

i<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

⎛ sin ϕ ⎞<br />

=<br />

⎜<br />

sin<br />

st<br />

sin<br />

⎟<br />

⎝ ϕ + ϕi<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

iso<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

ρ<br />

ρ<br />

b i<br />

1<br />

b,0<br />

⎛ sin ϕ ⎞<br />

=<br />

⎜<br />

sin<br />

st<br />

sin<br />

⎟<br />

⎝ ϕ + ϕi<br />

⎠<br />

n<br />

⎛<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

σ<br />

+<br />

σ<br />

iso<br />

0<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

n<br />

( 3.132)<br />

Für ein kohäsionsloses Schüttgut σ 0 = 0 liefert diese Herleitung nun<br />

auch die physikalische Plausibilität einer ursprünglich empirisch aufgestellten<br />

Gleichung Gl.( 3.133). Mit den Randbedingungen ρ b = 0<br />

wenn σ 1 = 0 und ρ b = ρ s /2 wenn σ 1 = σ 1/50 folgt:<br />

ρb<br />

σ1<br />

dρb<br />

dσ1<br />

ρb<br />

σ1<br />

∫ = n ⋅<br />

ρ<br />

∫ d.h. ln = n ⋅ ln<br />

σ<br />

ρ / 2 σ<br />

ρs / 2 b σ1/<br />

50 1<br />

n<br />

s<br />

1 ⎛ ⎞<br />

1<br />

1 ⎜<br />

σ<br />

− ε = ⋅ ⎟<br />

2<br />

( 3.133)<br />

⎝ σ1,50<br />

⎠<br />

σ 1 = σ 1,50 , wenn 1 − ε = 0, 5 wird nahezu die kubische Packung erreicht:<br />

1 − ε = π = 0, 5236<br />

6<br />

• spezifische Kompressionsarbeit eines kohäsiven Schüttgutes<br />

Die Arbeit beim Verdichten ist entlang des Stempelweges s oder bezüglich<br />

einer Volumenverminderung - dV:<br />

W = F(s) ds = p dV<br />

( 3.134)<br />

∫ −∫<br />

d 1/ ρ d / :<br />

dV<br />

1 p( ρ)<br />

m<br />

= −∫<br />

p(V) = −∫<br />

p(V) d = ∫ dρ<br />

( 3.135)<br />

m<br />

ρ ρ<br />

2<br />

und massebezogen kann man schreiben mit ( ) = − ρ ρ<br />

W<br />

2<br />

Zweckmäßig sollte W m = f(p) ausgedrückt werde. Für das Schüttgut sei<br />

mit der Kompressionsrate nach Gl.( 3.120):<br />

ρb<br />

dρ<br />

b<br />

= n ⋅ ⋅ dp<br />

p<br />

p( ρb<br />

) p( ρb<br />

) ρb<br />

dp<br />

W<br />

m,b<br />

= ∫ dρb<br />

= ∫ n ⋅ ⋅ dp = n ⋅<br />

2<br />

2<br />

ρ<br />

ρ<br />

∫<br />

( 3.136)<br />

b<br />

b<br />

p ρb<br />

dp<br />

W<br />

m,b<br />

= n ⋅∫ ( 3.137)<br />

ρ<br />

b<br />

Mit der Gl.( 3.121) der Schüttgutdichte ist also:<br />

W<br />

m,b<br />

σ<br />

M ,st<br />

= n ⋅ ∫<br />

0<br />

1<br />

ρ<br />

b,0<br />

⎛ σ<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

0<br />

+ σ<br />

σ<br />

0<br />

M,st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

−n<br />

dσ<br />

M,st<br />

1/ 50<br />

( 3.138)<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


σ0<br />

+ σM,st<br />

wobei z = und dσ M,st<br />

= σ0<br />

⋅ dz mit n ≠ 1:<br />

σ<br />

W<br />

m,b<br />

σ<br />

M ,st<br />

= n ⋅ ∫<br />

0<br />

0<br />

σ<br />

ρ<br />

0<br />

b,0<br />

⋅<br />

() z<br />

−n<br />

n σ<br />

dz = ⋅<br />

1−<br />

n ρ<br />

1−n<br />

0<br />

b,0<br />

⎛ σ<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝<br />

0<br />

+ σ<br />

σ<br />

0<br />

M,st<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1−n<br />

σM ,st<br />

0<br />

1−n<br />

n σ ⎛ σ0<br />

+ σ<br />

0<br />

M,st ⎞ n σ ⎛<br />

0<br />

σ ⎞<br />

0<br />

Wm,b<br />

= ⋅ ⋅<br />

1 n<br />

⎜<br />

⎟ − ⋅ ⋅<br />

b,0<br />

0<br />

1 n<br />

⎜<br />

⎟<br />

− ρ ⎝ σ ⎠ − ρb,0<br />

⎝ σ0<br />

⎠<br />

1−n<br />

n σ ⎡⎛<br />

σ + σ ⎞ ⎤<br />

0 0 M,st<br />

W<br />

⋅ ⎢<br />

⎜<br />

⎟<br />

m ,b<br />

= ⋅<br />

−1⎥<br />

( 3.139)<br />

1−<br />

n ρb,0<br />

⎢⎣<br />

⎝ σ0<br />

⎠ ⎥⎦<br />

Vereinfacht lässt sich auch näherungsweise mit 1 – n ≈ 1 schreiben:<br />

1<br />

σ ⎡⎛<br />

σ<br />

0<br />

M,st ⎞ ⎤ σM,st<br />

Wm<br />

,b<br />

≈ n ⋅ ⋅ ⎢<br />

⎜1+<br />

⎟ −1⎥<br />

= n ⋅<br />

( 3.140)<br />

ρb,0<br />

⎢<br />

0 ⎥ ρb,0<br />

⎣⎝<br />

σ ⎠ ⎦<br />

• spezifische Kompressionsarbeit eines kohäsionslosen Schüttgutes<br />

dp<br />

W<br />

m,b<br />

= n ⋅∫ ( 3.137)<br />

ρ<br />

b<br />

Mit der Gl.( 3.133) der Schüttgutdichte ist also:<br />

−n<br />

σ1<br />

2 ⎛ σ ⎞<br />

1<br />

Wm,b<br />

= n ⋅ ∫ ⋅<br />

⎜<br />

⎟ dσ1<br />

ρ<br />

0 s ⎝ σ1/<br />

50 ⎠<br />

σ1<br />

wobei z = und dσ 1<br />

= σ1/<br />

50<br />

⋅ dz mit n ≠ 1:<br />

σ<br />

W<br />

W<br />

m,b<br />

1/50<br />

σ1<br />

σ<br />

= 2n ⋅ ∫<br />

ρ<br />

0<br />

2 ⋅ n<br />

σ<br />

1/ 50<br />

s<br />

⋅<br />

( z)<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

−n<br />

σ<br />

2 ⋅ n σ<br />

dz = ⋅<br />

1−<br />

n ρ<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1−n<br />

1/ 50<br />

s<br />

⎛ σ<br />

⋅<br />

⎜<br />

⎝ σ<br />

1<br />

1/ 50<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

1−n<br />

σ1<br />

0<br />

( 3.141)<br />

1/ 50 1<br />

m,b<br />

= ⋅ ⋅<br />

1 n ⎜ ⎟<br />

( 3.142)<br />

− ρs<br />

σ1/<br />

50<br />

Vereinfacht lässt sich auch näherungsweise mit 1 – n ≈ 1 schreiben:<br />

σ ⎛<br />

1/ 50<br />

σ ⎞<br />

1<br />

σ1<br />

Wm,b<br />

≈ 2 ⋅ n ⋅ ⋅<br />

⎜<br />

⎟ = 2 ⋅ n ⋅<br />

( 3.143)<br />

ρs<br />

⎝ σ1/ 50 ⎠ ρs<br />

45<br />

Beispiele für Fließparameter von Schüttgütern<br />

a) trockenes kohäsionsloses Gut ϕ<br />

i<br />

=ϕe<br />

= ϕst<br />

, siehe Bild F 3.21<br />

b) allgemeiner Fall eines kohäsiven Gutes<br />

- Anzahl von genannten Kennwerten zur Beschreibung des Fließverhaltens<br />

notwendig<br />

du<br />

c) nasses plastisches Gut, im allgemeinen gilt:<br />

n<br />

τ = τo<br />

+ ηP<br />

⋅ γ& ( 3.144)<br />

η P<br />

Plastizität<br />

dy<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


γ& = du / dy Schergeschwindigkeitsgradient, F 3.22<br />

τ<br />

n>1<br />

n=1<br />

n 1 dilatantes Verhalten<br />

Bild 3.21: Fließkurven<br />

46<br />

mit Festkörperreibungsanteil:<br />

n<br />

τ = tanϕ ⋅ ( σ+σ + η ⋅ γ& ( 3.145)<br />

i Z)<br />

P<br />

mit Term für <strong>Partikel</strong>kollisionen<br />

n<br />

2 2<br />

τ = tanϕ<br />

( σ + σ ) + η ⋅ γ& + a ⋅ρ ⋅d<br />

⋅γ&<br />

( 3.146)<br />

i<br />

d <strong>Partikel</strong>größe,<br />

a K<br />

Z<br />

Materialparameter<br />

P<br />

K<br />

b<br />

3.3 Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern<br />

3.3.1 Übersicht der Meßgeräte<br />

Überblick über die wichtigsten Meßgeräte, F 3.23<br />

1) Direktschergeräte<br />

a) Translationsscherzelle (Jenike-Scherzelle), F 3.24<br />

⇒ direkte Messung der Scher- und Normalspannungen, F 3.25<br />

⇒ geeignet zur Messung aller genannten Fließkennwerte<br />

⇒ Wandreibungsmessung mit Anordnung b)<br />

⇒ Zeitverfestigungsmessung mit Anordnung a) und einem Zellensatz<br />

⇒ nachteilig: verhältnismäßig hoher zeitlicher Meßaufwand von etwa<br />

3 ... 5 Tagen<br />

c) Torsionsscherzelle<br />

⇒ geeignet für obige Aufgaben<br />

⇒ nachteilig: in der Achse keine Scherung, d.h. Radienabhängigkeit<br />

der Meßergebnisse<br />

⇒ Herausschneiden des Kreiszentrums mit seinen geringen Deformationen<br />

notwendig und Ausformung eines Kreisringes ⇓<br />

e) Ringscherzelle<br />

⇒ gleicht Nachteil c) aus<br />

⇒ geeignet für besonders elastische Materialien mit langen Anscherwege<br />

wie z.B. Abfallstoffe<br />

⇒ nachteilig: ungeeignet für Messung Zeitverfestigungen<br />

direkte Schergeräte meist für Drücke σ = 1 ... 50 kPa ausgelegt<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


47<br />

2) indirekte Schergeräte<br />

f) Triaxialgerät<br />

⇒ üblicher in der Bodenmechanik, für σ > 50 kPa<br />

⇒ direkte Messung der Hauptspannungen, F 3.25<br />

⇒ nachteilig: aufwendige Probenpräsentation<br />

dazu gehört auch sog. Biaxialbox<br />

3) einachsiger Druckfestigkeitstest<br />

⇒ Ergänzung der Schergeräte für höhere Festigkeitsbereiche, F 3.9<br />

⇒ direkte Messung der Druckfestigkeit insbesondere bei Zeitverfestigungen<br />

τ t > 50 kPa<br />

3.3.2 Meßmethodik eines direkten Scherversuches<br />

Fließen von Schüttgütern unterteilt in:<br />

− sog. beginnendes (instationäres) Fließen, F 3.26<br />

• überverfestigte Proben<br />

• Fließen unter Auflockerung ρ b ↓, ε↑, Dilatanz<br />

• F S erreicht ein Peak<br />

− sog. stationäres Fließen<br />

• kritisch verfestigte Probe (durch geeignete Vorverfestigunglasten<br />

und Einbringen von Scherspannungen durch Drehschwingungen<br />

des Deckels erreichbar)<br />

• Fließen unter Volumenkonstanz, dV = 0, ρ b = const., ε = const.<br />

• F S = const.<br />

− elastische Deformation<br />

• unterverfestigte Proben<br />

• allmählicher Übergang zum plastischen Fließen mit ständiger Verdichtung,<br />

ρ b ↑, ε↓<br />

• Anstieg von F S bis zum Erreichen des stationären Fließens<br />

− Ausmessen eines Fließortes, Erläuterung der beiden Diagramme, F<br />

3.27, F 3.28, F S = f(s)<br />

→ Anscheren bis zum konstanten F S -Verlauf bei<br />

A , liefert<br />

τ An<br />

= F S, An<br />

A<br />

→ Abscheren unter verminderter Normallast<br />

τ A als Maximalwert (Peak)<br />

Ab<br />

= F S, Ab<br />

σ An<br />

=<br />

σ Ab<br />

=<br />

F N, Ab<br />

F N, An<br />

A , liefert<br />

→ Mittelung der Anscherwerte einschl. Berechnung des Fehlerintervalles<br />

(Vertrauensbereich bei 95 %iger statistischer Sicherheit),<br />

τ<br />

An<br />

= τAn⋅<br />

( 1± ΔτAn<br />

/ τAn<br />

)<br />

( 3.147)<br />

→ wobei der Fehlerbereich (hier Konfidenzintervall der Normalverteilung)<br />

aus der Standardabweichung der mehrfach gemessenen (n ≈ 8<br />

... 12) Anscherwerte abgeschätzt wird:<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


48<br />

Δ τ ≈1,96⋅s<br />

( 3.148)<br />

An<br />

τAn<br />

→ Ausgleich der Abweichungen der gewöhnlich doppelt gemessenen<br />

Abscherwerte τ Ab,gem infolge Schwankungen der Anscher- und<br />

Schüttgutdichtewerte durch einfache Meßwertekorrektur mit Anschermittelwert:<br />

τ =τ ⋅ τ / τ<br />

( 3.149)<br />

Ab ,korr<br />

Ab,gem<br />

An<br />

An,gem<br />

→ Gültigkeit der Meßpunkte beachten; Meßpunkte nur gültig, wenn<br />

rechts des Tagentialpunktes des σ c -Kreises gelegen<br />

→ Ermittlung der gefüllten Zellenmasse zur Berechnung der Schüttgutdichte<br />

ρ = m − m V<br />

( 3.150)<br />

b<br />

(<br />

Zelle<br />

)<br />

Zelle<br />

− Gewinnung des σ 1 -Kreises<br />

• punkteweises Auftragen der Einzelmeßwerte und Verbinden durch eine<br />

dünne Gerade, F 3.26<br />

• Suche des Mittelpunktes des σ 1 -Kreises dergestalt, daß Kreis durch<br />

den Anscherpunkt A geht und die gewonnene Gerade tangiert (und<br />

nicht schneidet!), Ablesen σ 1 und σ 2<br />

• Zeichnen einer Tangente an den σ 1 -Kreis durch den Ursprung mit ϕ e<br />

als Anstieg<br />

− Ausmessen des Anstieges ϕ i - des Fließortes<br />

− Suche des Mittelpunktes des σ c -kreises dergestalt, daß der Kreis durch<br />

den Ursprung geht ( σ 2 = 0!) und den Fließort tangiert, liefert σ c , Berechnung<br />

ff c<br />

− Wiederholung für alle gemessenen Fließorte<br />

− Ermittlung der Kennwerte des stationären Fließortes, F 3.18, F 3.29<br />

• Berechnung der Radiusspannung σ<br />

R,st<br />

= ( σ1<br />

− σ2<br />

)/<br />

2 und Mittelpunktsspannung<br />

σ = ( σ + σ )/<br />

2 der Mohr-Kreise für stationäres<br />

M,st<br />

1<br />

2<br />

Fließen<br />

• Einzeichnen in einem σ R,st - σ M,st - Diagramm und Verbinden zu einer<br />

Geraden<br />

• Ermittlung von ϕ st aus dem Anstieg α und σ 0 aus dem negativen Abzissenabschnitt<br />

ϕ<br />

st<br />

= arcsin(tan α)<br />

( 3.151) und σ<br />

0<br />

= σZ<br />

( 3.152)<br />

− Messung der Wandreibung<br />

• kinematische bzw. stationäre Wandreibung<br />

F S<br />

bzw.<br />

τ<br />

Verminderung von σ während<br />

des Schervorganges<br />

unabh. von ρ b !<br />

Bild 3.22: kinematische<br />

Wandreibung<br />

s<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


49<br />

→ damit Simulation des Abgleitens von Schüttgutschichten entlang<br />

der Wand, z. B. im Silotrichter bei abnehmendem Druck<br />

⇒ Gleitreibung simuliert<br />

• instationäre Wandreibung<br />

→ Versuchsmethodik wie beim Versuch zur Messung der inneren<br />

Reibung mit Anscheren und Abscheren, z. B.<br />

→ auch als Zeitverfestigungsversuch auf der Wandprobe machbar<br />

liefert in den meisten Fällen eine Adhäsion τ a bzw. die Zugfestigkeit<br />

σ zw beim Auftragen in einem separaten τ - σ -Diagramm:<br />

F S<br />

bzw.<br />

τ<br />

σ = const<br />

σ ↓<br />

s<br />

Bild 3.23: instationäre<br />

Wandreibung<br />

τ<br />

WFO<br />

ϕ W<br />

σ 2<br />

τ W<br />

σ W<br />

σ 1<br />

σ<br />

Bild 3.24:<br />

Wandflie<br />

ßort und<br />

Mohrkreis<br />

aber man<br />

beachte: Wandreibungswinkel ϕ w wird immer aus dem aktuellen<br />

Verhältnis τ W /σ W gebildet, siehe Bild 3.24.<br />

arctan σ<br />

τ<br />

W<br />

ϕ<br />

W<br />

=<br />

( 3.153)<br />

W<br />

τ W<br />

WFO<br />

ϕ W *<br />

Bild 3.25: Wandfließort mit Adhäsion<br />

τ a<br />

σ ZW<br />

σ W<br />

• Wandfließort ist meist eine Gerade bei Stahl u. Metallen<br />

• Wandfließort ist eine Kurve bei Plastbeschichtungen<br />

Messung von Zeitverfestigungen<br />

− Anscheren wie beim Fließort, welcher die größte Hauptspannung σ 1<br />

beim Verfestigen (Beanspruchungsvorgeschichte ist immer stationäres<br />

Fließen!) liefert, F 3.27,<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


− Aufbewahren der Proben unter der Last σ t = σ 1 ! eine gewisse Zeit (z.<br />

B. Wochenende) unter den simulierten Umgebungsbedingungen hinsichtlich<br />

Temperatur, Feuchte usw., F 3.28<br />

− Abscheren unter einer gewissen Normallast σ, die durchaus σ > σ An<br />

sein kann ⇒ hängt von der Art, der sich einstellenden Festkörperbrücken<br />

ab,<br />

50<br />

3.3.3 Numerische Versuchsauswertung<br />

− Auswahl numerischer Berechnungsgleichungen, F 3.30<br />

− lineare Regression der Fließorte mit allen Abscherpunkten τ ab,i , ohne<br />

Anscherpunkte τ An,i<br />

− Berechnung der einaxialen Druckfestigkeit σ c<br />

Überprüfung der Gültigkeit der Meßpunkte, d.h.<br />

σ<br />

ab,i<br />

> τ ⋅cosϕ<br />

c<br />

i<br />

→ ansonsten Meßwert verwerfen u. nochmals lineare Regression,<br />

− Berechnung der größten Hauptspannung beim Verfestigen σ 1<br />

− Ermittlung des effektiven Reibungswinkels ϕ e<br />

− Berechnung der kleinsten Hauptspannung σ 2<br />

− Berechnung der Radius- und Mittelpunktsspannungen σ R , σ M<br />

• lineare Regression des stationären Fließortes<br />

• Ermittlung des stationären Reibungswinkels ϕ st<br />

• Ermittlung der dreiaxialen Zugfestigkeit σ 0 der unverfestigten Kontakte<br />

− Berechnung der Druckparameter σ 1,Z bzw. σ 1/50 und des Kompressibilitätsindexes<br />

n in den Funktionen ρ b = f(σ 1 )<br />

→ gehört zum Kennwertediagramm<br />

3.4 Fließkennwerte von Schüttgütern und deren Beeinflussung<br />

− Auftragung der wichtigsten Fließkennwerte als Funktion der Verfestigungshauptspannung<br />

σ 1 , F 3.31<br />

→ stellen Material"gesetze" bzw. Stoffgesetze dar, d.h. invariant gegenüber<br />

gewählter Meßtechnik, -methodik und Koordinatensysteme<br />

→ sind aber Funktionen, und zwar von<br />

• Feuchte<br />

• <strong>Partikel</strong>größenverteilung<br />

• Lagerzeit<br />

• chem.-min. Zusammensetzung<br />

• Temperatur usw.<br />

→ dies sind sozusagen Einflußparameter der Kurven im Bild F 3.31<br />

→ hier wichtigste Kurve: σ c = f(σ 1 )<br />

Druckfestigkeitskennlinien bzw. Verfestigungsfunktion<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


51<br />

→ typische Materialeigenschaftsfunktion – hier Geraden, s. Bild F 3.18 -<br />

für die Verfestigung eines Schüttgutes infolge einer Verfestigungsspannung<br />

σ 1 , F 3.32<br />

→ Damit korrespondiert physikalisch begründet eine analoge lineare Funktion<br />

der Verfestigung von <strong>Partikel</strong>kontakten, F 3.33<br />

→ typische Kurvenverläufe für ein klassifizierbares Schüttgutverhalten →<br />

vergleiche auch mit ff c -Werten, F 3.34:<br />

a) trocken kohäsionslos σ c = 0 ⇒ trockener, rieselfähiger Sand<br />

b) trockene, mineralische Pulver, feinkörnig, ⇒ oft Geraden<br />

c) feuchte, kohäsive, inkompressible (d.h. meist mineralische) Schüttgüter,<br />

verhältnismäßig grob, ⇒ meist flache Kurven (z. B. Glassand)<br />

d) feuchte, kohäsive, feine (gering kompressible) Schüttgüter bzw. Pulver<br />

⇒ meist Geraden, z. B. Filterkuchen, Abfälle<br />

e) feuchte, kohäsive, sehr kompressible Güter,<br />

⇒ d.h. mit viel innerer Porosität, z. B. Rohbraunkohle (Verhalten wie<br />

ein "Schwamm" oder "Ton")<br />

f) trockene fasrige Güter, erst σ c = 0, dann steiler Anstieg,<br />

⇒ formschlüssige Bindungen, "Verhakungen", "Verfilzung"<br />

⇒ vergleiche mit e) ohne Feuchte, z.B. Abfallstoffe, Holzspäne u.ä.<br />

g) hohe Zeitverfestigungen durch Festkörperbrücken, Übergang zum<br />

Festkörperverhalten<br />

• Kristallisation, Anfrierungen<br />

• chemische Reaktionen<br />

• Erstarren hochviskoser Inhaltsstoffe mit Bindemittelwirkung<br />

• Sinterbrücken<br />

3.5 Tabelle mit „Datenblatt Schüttgutkennwerte“<br />

• Übersicht wesentlicher Eigenschaftskenngrößen von Feststoffpartikeln<br />

hinsichtlich Lager- und Förderverhaltens, F 3.35<br />

• oft nur verbal klassifizierbar, z.B. mit Zwischenwerten:<br />

Tabelle 3.3: Schüttgutklassifizierung und Bewertung<br />

laufende Nummer 1 2 3 4 5 6<br />

obere Klassengrenze 0 0,5 1 1,5 2 2,5<br />

verbale Bewertung nicht sehr gering gering mittel stark sehr stark<br />

• Zusammenstellung der 14 Eigenschaftsgruppen (hier ≈ 100 Kennwerte)<br />

sowohl nach praktischen als auch nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten<br />

sinnvoll<br />

• noch nicht vollständig, zukünftig erweiterbar !<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Übungsbeispiel<br />

52<br />

− feines Kalzitpulver, SF 2, 3, 4, 5<br />

− Vergleich mit jeweiligen Werten der Studenten<br />

• σ 0 = 0,5 kPa<br />

• ϕ st = 44°<br />

• σ c - Gerade, (ff-Werte, s. 4.)<br />

• ϕ i meist degressiv oder schwach steigend<br />

→ Fließorte werden mit zunehmendem Druck steiler, Reibung steigt<br />

mit zunehmender Abplattung der <strong>Partikel</strong>kontakte bei trockenen<br />

Gütern<br />

→ bei feuchten Gütern sinkt manchmal ϕ i mit steigendem Druck, d.h.<br />

Auspressen von Wasser aus der inneren Porosität bildet sog. "Gleitfilme"<br />

• ϕ e → abfallend, physikalisch begründet! siehe F 3.18 und Gl.( 3.99),<br />

• ρ b meist Potenzansatz nach Gl.( 3.121) oder ( 3.128).<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


53<br />

3.6 Durchströmungs-, Fluidisier- und Entlüftungsverhalten<br />

3.6.1 Durchströmungsverhalten von <strong>Partikel</strong>schichten<br />

Die Strömung eines Fluids durch eine <strong>Partikel</strong>schicht spielt bei vielen Prozessen<br />

eine wichtige Rolle. Beispiele dafür sind:<br />

- Wirbelschichtprozesse,<br />

- die mechanische Flüssigkeitsabtrennung durch Filtrieren,<br />

- Trennungen mittels Hochdruck-Flüssigchromatographie (HPLC),<br />

- die Sedimentation im Bereich der Zonensedimentation,<br />

- das pneumatische Mischen, Homogenisieren,<br />

- die pneumatische Förderung und<br />

- Reaktionen in Festbettreaktoren, Schacht-, Hoch- und Drehrohröfen.<br />

Dabei sind die <strong>Partikel</strong>schichten sowohl hinsichtlich ihrer Auflockerung als<br />

auch ihres Bewegungszustandes voneinander abzugrenzen.<br />

Man spricht von einer ruhenden Schüttschicht (Festbett), wenn die einzelnen<br />

<strong>Partikel</strong>n mehr oder weniger in Form einer Zufallsanordnung aufeinanderliegen<br />

und die Schicht sich nicht bewegt. Die äußere Porosität ε einer<br />

solchen Schicht hängt vor allem von<br />

‣ der Anordnung der <strong>Partikel</strong>n zueinander in der Packung,<br />

‣ dem Mischungszustand,<br />

‣ den <strong>Partikel</strong>kontaktdeformationen,<br />

‣ den Wechselwirkungskräften zwischen den <strong>Partikel</strong>n sowie auch von<br />

‣ der <strong>Partikel</strong>größen- und <strong>Partikel</strong>formverteilung ab.<br />

Sie liegt bei vielen Schüttgütern um den Wert ε = 0,4 ... 0,5 MVT_e_1.doc<br />

- Schüttgutporositäten.<br />

In einer bewegten Schüttschicht befinden sich die <strong>Partikel</strong>n im wesentlichen<br />

noch im Kontakt, aber die Schicht bewegt sich als Ganzes durch den<br />

Prozeßraum. Derartige Verhältnisse liegen z.B. in Schacht- und Hochöfen<br />

vor.<br />

Läßt man durch eine auf einem fluiddurchlässigen Boden lagernde <strong>Partikel</strong>schicht<br />

ein Gas oder eine Flüssigkeit aufströmen, so wird die Schicht beim<br />

Überschreiten einer unteren Grenzgeschwindigkeit fluidisiert (Lockerungspunkt),<br />

d.h. die <strong>Partikel</strong>n werden durch den Fluidstrom in Schwebe gehalten<br />

(Δp Druckverlust der <strong>Partikel</strong>schicht, F G,B Bett- oder Schichtgewicht,<br />

siehe auch Gl.( 3.195)):<br />

F<br />

Δp<br />

/ A<br />

G,B<br />

≈<br />

ρ<br />

b<br />

Δp<br />

⋅ g ⋅ h<br />

b<br />

≈ 1<br />

( 3.154)<br />

sie werden infolge Zunahme der <strong>Partikel</strong>abstände - damit der Porosität, siehe<br />

Abschnitt 1.3 MVT_e_1.doc - a_phis - relativ zueinander beweglich und<br />

führen insbesondere in Gas-Feststoffsystemen zunehmend durchmischende<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Bewegungen aus. Derartige <strong>Partikel</strong>schichten werden als Wirbelschichten<br />

(fluidized bed, Fließbett) bezeichnet. Der Schichtcharakter ist im Wirbelschichtbereich<br />

noch gewährleistet. Die Porosität der Wirbelschichten körniger<br />

Stoffe umfaßt theoretisch den Bereich zwischen der Porosität am Lockerungspunkt<br />

ε L und ε = 1, d.h. der <strong>Partikel</strong>schwebegeschwindigkeit. Übersteigt<br />

schließlich die Aufstromgeschwindigkeit die Schwebegeschwindigkeit<br />

der <strong>Partikel</strong>n, so werden diese von der Strömung transportiert – siehe<br />

Anwendung beim pneumatischen Transport.<br />

Es ist dann eine instationäre Wirbelschicht (Förderzustand der pneumatische<br />

Fließförderung oder Dichtstromförderung) entstanden. Voraussetzung<br />

für eine kontinuierliche, störungsfreie Fließförderung ist eine homogene<br />

Wirbelschicht im Einspeiser. Kanal- oder Blasenbildung führen zu einem<br />

unstetigen Förderstrom. Für die Beschreibung der Dichtstromförderung sind<br />

Kenngrößen des Schüttgutverhaltens notwendig. Dafür werden häufig das<br />

Entlüftungs- oder Gashaltevermögen und die Gasdurchlässigkeit einer<br />

Schüttung verwendet. Beide sind miteinander gekoppelt. Eine hohe Gasdurchlässigkeit<br />

bedingt ein geringes Gashaltevermögen und umgekehrt.<br />

Ein weiterer für die Verfahrenstechnik charakteristischer Zustand, der in<br />

diesem Zusammenhang zu nennen ist, sind die Rieselschichten. Hierbei<br />

bewegen sich die <strong>Partikel</strong>n aufgelockert unter Schwerkrafteinfluß durch ein<br />

ruhendes oder mit geringer Geschwindigkeit entgegenströmendes Gas.<br />

Beim Durchströmen einer <strong>Partikel</strong>schicht ist ein Fluid einem Widerstand<br />

ausgesetzt, und somit tritt ein Druckverlust Δp ein, Bild F 3.36.<br />

Am einfachsten läßt sich dieser bei laminarer Durchströmung von Pulverschichten<br />

beschreiben, hier Re < 10, DARCY, CARMAN und KOZENY<br />

pb<br />

k pb<br />

V & Δ Δ<br />

= A ⋅ u = k<br />

b<br />

⋅ A ⋅ = ⋅ A ⋅<br />

h η h<br />

( 3.155)<br />

b<br />

wenn für die Permeabilität einer <strong>Partikel</strong>schüttung<br />

b<br />

k b<br />

= k / η<br />

( 3.156)<br />

und nach CARMAN und KOZENY (Faktor 180 ⇒ für monodisperse Kugeln)<br />

gilt:<br />

k<br />

b<br />

3 2<br />

ε ⋅ dST<br />

= ( 3.157)<br />

180 ⋅ η ⋅<br />

( 1− ε) 2<br />

Diese CARMAN-KOZENY-Gleichung ( 3.157) läßt sich übrigens auch<br />

unter Mithilfe der Poren-EULER-Zahl Eu ε als laminarer Spezialfall der<br />

ERGUN-Gleichung Gl.( 3.190) aufschreiben:<br />

( 1− ε)<br />

3<br />

Δp<br />

dST<br />

ε<br />

Eu<br />

ε<br />

= ⋅ ⋅ = (180 ...150) ⋅<br />

( 3.158)<br />

2<br />

ρ ⋅ u h 1− ε<br />

Re<br />

f<br />

b<br />

54<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


55<br />

Da der Strömungsraum ein vielgestaltiges Porensystem darstellt, dessen<br />

innere Geometrie – svw. Porengrößen- und Porenformverteilung - durch<br />

- die <strong>Partikel</strong>größen- und<br />

- <strong>Partikel</strong>formverteilung sowie<br />

- den Packungszustand (Porosität, Art der Packung)<br />

bestimmt ist, handelt es sich um ein sehr kompliziert zu beschreibendes<br />

Strömungsphänomen. Für dessen Modellierung sind erhebliche Vereinfachungen<br />

unerläßlich, siehe Tabellen F 3.37, a, b, c. Die dafür existierenden<br />

Modelle lassen sich vom physikalischen Grundansatz in zwei Hauptgruppen<br />

gliedern:<br />

1. Entweder man geht davon aus, daß es sich um eine Strömung durch ein<br />

Kontinuum („festes Dispersionsmittel“) mit inneren Kanälen („disperse<br />

Phase“) handelt, für deren Gestalt entsprechende Annahmen zu treffen<br />

sind (im einfachsten Fall parallele zylindrische Kanäle Gl.( 3.177)), oder<br />

2. man geht so vor, daß sich der Gesamtwiderstand einer <strong>Partikel</strong>schicht als<br />

Summe der Einzelkorn-Umströmungswiderstände darstellen läßt.<br />

Um wesentliche Zusammenhänge zu verdeutlichen, soll im folgenden ein<br />

kontinuumsmechanischer Modellansatz vorgestellt werden, der zur ersten<br />

oben genannten Hauptgruppe der Porendurchströmung zu zählen ist. Die<br />

<strong>Partikel</strong>schicht soll eine vollständige Zufallspackung darstellen, deren Querschnitt<br />

sich über die durchströmte Länge L oder Höhe Δh b nicht ändert. Das<br />

Fluid wird unter den vorliegenden Druckabfällen als inkompressibel und<br />

weiterhin mit NEWTONschen Fließeigenschaften vorausgesetzt. Im Bild F<br />

3.36 ist das zugrundegelegte Modell dargestellt. Bezüglich des Anströmprofils<br />

und somit auch der Strömungsverhältnisse im Inneren können vor allem<br />

bei gröberen Körnungen in Randnähe Geschwindigkeitsmaxima auftreten<br />

(sog. Randgängigkeit), die eine Folge dort vorhandener größerer Porositäten<br />

ε → 1 und Porengrößen sind.<br />

Für den Druckverlust bei der Durchströmung eines Rohres gilt<br />

2<br />

FW<br />

U<br />

Rohr⋅L<br />

ρf<br />

⋅u<br />

Δ pRohr<br />

= = λ<br />

Rohr⋅<br />

⋅<br />

( 3.159)<br />

A 4⋅A<br />

2<br />

Rohr<br />

Rohr<br />

D = 2⋅R<br />

Rohrdurchmesser<br />

max<br />

L<br />

Rohrlänge<br />

u = u / 2 mittlere Geschwindigkeit, wenn u max Maximalgeschwindigkeit<br />

im quadratischem Strömungsprofil:<br />

2<br />

⎛ r ⎞<br />

u<br />

r = u(r) = u<br />

max ⋅<br />

⎜1<br />

−<br />

⎟<br />

2<br />

⎝ R ⎠<br />

( 3.160)<br />

2<br />

L ρf<br />

⋅u<br />

Δ pRohr<br />

= λ<br />

Rohr⋅<br />

⋅<br />

D 2<br />

( 3.161)<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


56<br />

und mit dem Druckverlustbeiwert (= c W Widerstandsbeiwert) einer<br />

- laminare (reibungsbehafteten) Rohrströmung Re < 2320 (HAGEN-<br />

POISEUILLE):<br />

64<br />

λ<br />

Rohr<br />

= f (Re) =<br />

Re<br />

und ( 3.162)<br />

- turbulente Rohrströmung<br />

# hydraulisch glatt 2320 < Re < 10 5 , laminare Grenzschicht der Dicke δ G<br />

(BLASIUS)<br />

0,3164<br />

λ<br />

Rohr<br />

=<br />

1/ 4<br />

Re<br />

( 3.163)<br />

# hydraulisch glatt 10 5 < Re< 3⋅10 6 , turbulente Grenzschicht (PRANDTL)<br />

λ<br />

1<br />

Rohr<br />

= 2,0⋅<br />

lg<br />

( Re⋅<br />

λ ) − 0, 8<br />

Rohr<br />

( 3.164)<br />

# Übergangangsgebiet rauh, d r ≈ δ G (COLEBROOK)<br />

λ<br />

1<br />

Rohr<br />

⎛ d<br />

r<br />

2,51<br />

= −2,0⋅<br />

lg⎜<br />

+<br />

⎝<br />

3,715⋅<br />

D Re⋅<br />

λ<br />

Rohr<br />

⎞<br />

⎟ − 0,8<br />

⎠<br />

( 3.165)<br />

d r<br />

mittlere Rauhigkeitsabmessung der Rohrwand<br />

D ⎛ D<br />

# vollkommen rauh, d r >> δ G , ⎟ ⎞<br />

Re > 400⋅<br />

⋅ lg<br />

⎜3,715<br />

⋅<br />

d<br />

r ⎝ d r ⎠<br />

0,25<br />

λ<br />

Rohr<br />

=<br />

( 3.166)<br />

2<br />

⎛ 3,715⋅<br />

D ⎞<br />

⎜lg<br />

⎟<br />

⎝ d<br />

r ⎠<br />

Mit Gl.( 3.162) gilt für den Druckverlust der reibungsbehafteten Rohrströmung<br />

nach HAGEN-POISEUILLE<br />

L<br />

Δ pRohr<br />

= 32⋅<br />

⋅ η⋅<br />

u<br />

( 3.167)<br />

2<br />

D<br />

Die radiale Schubspannungsverteilung ist in diesem Falle übrigens linear,<br />

d.h., in der Mittelachse r = 0 sind u = u max und τ = 0 sowie an der Rohrwand<br />

sind r = R = D/2, u = 0 und τ = τ max :<br />

du u<br />

max<br />

τ ( r) = −η⋅ = 8 ⋅ η⋅ ⋅ r<br />

( 3.168)<br />

2<br />

dr D<br />

Für die laminare Durchströmung einer Schüttung wird die HAGEN-<br />

POISEUILLE-Gleichung ( 3.167) mit einer mittleren Porendurchströmungsgeschwindigkeit<br />

u ε = u / ε und einem charakteristischen Porendurchmesser<br />

d ε ≡ d h ≡ mittlerer hydraulischer Durchmesser gebildet:<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Δ<br />

u ε<br />

d ε<br />

57<br />

h<br />

b<br />

η ⋅ u<br />

b<br />

= 32 ⋅ ⋅<br />

( 3.169)<br />

d ε<br />

p<br />

2<br />

ε<br />

mittlere Strömungsgeschwindigkeit in den Poren<br />

charakteristische Abmessung des durchströmten Porensystems<br />

Nicht so sehr die Porosität sondern die Größe der Poren (Kanäle) bestimmen<br />

demnach die Durchströmbarkeit.<br />

Allgemein soll nun für den Druckgradienten dp/dh b bzw. bezogenen<br />

Druckabfall Δp/h b einer Schüttung geschrieben werden:<br />

dp Δp<br />

Δp<br />

gradp = ≈ = = f ( u<br />

ε<br />

, dε,<br />

ε,<br />

η,<br />

ρf<br />

)<br />

( 3.170)<br />

dh h L<br />

b<br />

b<br />

Dazu ist zunächst zu bemerken, daß das Konzept des hydraulischen Druchmessers<br />

aus dem Bereich der Rohrdurchströmung entlehnt ist, weitgehende<br />

Voraussetzungen enthält, d.h.<br />

- gerade Kanäle,<br />

- Konstanz der Wandschubspannungen an jedem Punkt der Wandoberfläche,<br />

- Gleichgewicht zwischen Druckabfall und Wandschubspannung<br />

und schon deshalb eine sehr weitreichende Vereinfachung darstellt. Hierzu<br />

kommt noch, daß durch einen (gegebenenfalls auch anders definierten) mittleren<br />

Porendurchmesser und die Porosität ε die innere Geometrie des Porensystems<br />

in bezug auf das komplizierte Strömungsphänomen nicht ausreichend<br />

widergespiegelt wird, da eine Porengrößenverteilung vorliegt. Allerdings<br />

liegen zur Berücksichtigung dieser Problematik bisher nur erste, für<br />

begrenzte Bereiche zutreffende Modellansätze.<br />

Zwischen der mittleren Strömungsgeschwindigkeit u ε in den Poren und der<br />

Anströmgeschwindigkeit u der <strong>Partikel</strong>schicht (Leerrohrgeschwindigkeit)<br />

besteht der Zusammenhang<br />

u = u ε , ( 3.171)<br />

ε<br />

/<br />

da sowohl die Volumenstrombilanz<br />

u<br />

ε<br />

⋅ ALücke = u ⋅ A<br />

( 3.172)<br />

als auch für ideale Zufallspackungen die Gleichheit von Flächen- und Volumenporosität<br />

gelten:<br />

ε = V / V A / A<br />

( 3.173)<br />

Lücke<br />

=<br />

Lücke<br />

Der hydraulische Durchmesser d h der idealisierten Strömungskanäle der<br />

Schüttung läßt sich wie folgt definieren (s. MVT_e_1.doc - hydraulischer-<br />

Durchmesser):<br />

d<br />

4⋅<br />

A<br />

4πd<br />

4⋅<br />

A<br />

4⋅<br />

V<br />

2<br />

h<br />

=<br />

durchströmt<br />

durchströmt<br />

f<br />

= ≡<br />

=<br />

Ubenetzt<br />

4πd<br />

U<br />

benetzt⋅<br />

l AS<br />

( 3.174)<br />

⋅ l<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


58<br />

und unter Berücksichtigung des Hohlraumvolumens bei gegebener Porosität<br />

V ε = V f<br />

V<br />

A ⋅ l = ε⋅ V<br />

= ε⋅ (V<br />

V )<br />

V ⋅ (1 − ε)<br />

= ε⋅<br />

V<br />

f<br />

=<br />

ges<br />

P<br />

+<br />

f<br />

f<br />

P<br />

ε<br />

Vf = VP<br />

⋅<br />

( 3.175)<br />

1−ε<br />

und Oberfläche A S = U⋅l der Kapillaren der Länge l folgt eine einfache Proportionalität<br />

zwischen dem hydraulischen Durchmesser d h und dem SAU-<br />

TER-Durchmesser d ST einer Körnung:<br />

d<br />

4 ⋅ ε ⋅ V<br />

4 ⋅ ε<br />

P<br />

h<br />

= =<br />

( 3.176)<br />

(1−ε<br />

) ⋅ AS<br />

(1−ε<br />

) ⋅ AS,V<br />

und da<br />

ST<br />

A S, V<br />

d = 6 / ist auch der Zusammenhang zwischen einer <strong>Partikel</strong>größen-<br />

und Porengrößenverteilung herstellbar d h ≡ d ε .<br />

2 ⋅ ε ⋅ dST<br />

dh<br />

= d ε<br />

=<br />

( 3.177)<br />

3⋅<br />

(1−ε<br />

)<br />

so läßt sich für Gl.( 3.170) schreiben:<br />

Δp<br />

= f<br />

h<br />

b<br />

( u, d , ε,<br />

η,<br />

ρ )<br />

ST<br />

f<br />

( 3.178)<br />

Wenn man von den bei der <strong>Partikel</strong>umströmung kurz erörterten Sachverhalten<br />

ausgeht (s. Abschn. 4.1.1 MVT_e_4.doc - Widerstandsbeiwert_kaskas),<br />

so darf angenommen werden, daß sich allgemein der Strömungswiderstand<br />

aus zwei Anteilen zusammensetzt:<br />

a) einem Zähigkeitsanteil (Δp ∼ η⋅u), der sich auch mit Hilfe des Durchströmungsgesetzes<br />

von Darcy (ggf. mit -Zeichen für Abnahme, Bild F<br />

3.36)<br />

Δp<br />

gradp = = k<br />

Darcy<br />

⋅ η⋅ u<br />

( 3.179)<br />

h<br />

b<br />

k Darcy<br />

= 1/ k Durchflußwiderstand, reziproke Permeabilität siehe<br />

auch Gl.( 3.156)<br />

oder in einer verfahrenstechnisch üblichen Schreibweise ⇒ Stoffluß =<br />

Durchgangskoeffizient⋅Durchgangsquerschnitt⋅treibendes Potential (oder<br />

= Triebkraft)<br />

V<br />

u≡ & = k b⋅ gradp<br />

( 3.180)<br />

A<br />

k b<br />

Permeabilität<br />

beschreiben läßt, und<br />

b) einem Trägheitsanteil (Δp ∼ ρ f ⋅u 2 ) infolge des Staudruckes der Strömung<br />

(kinetische Energie), oder in einer verfahrenstechnisch üblichen<br />

Schreibweise mit der EULER-Zahl (= Druckkraft/Trägheitskraft):<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


59<br />

Δp<br />

Eu = = f (h<br />

b,<br />

u, dST<br />

, ε,<br />

η,<br />

ρf<br />

)<br />

( 3.181)<br />

2<br />

ρ ⋅ u<br />

f<br />

Im Vergleich zur <strong>Partikel</strong>umströmung werden wegen der häufigen und<br />

starken Umlenkungen des Fluidstromes im Inneren einer <strong>Partikel</strong>schicht<br />

Trägheitswirkungen schon weit vor dem Einsetzen der eigentlichen Turbulenz<br />

dominieren.<br />

Aus dem Vorstehenden folgt der Ansatz /3.40./:<br />

Δp<br />

**<br />

**<br />

2<br />

= k<br />

lam<br />

⋅ η ⋅ u + k<br />

turb<br />

⋅ ρf<br />

⋅ u<br />

( 3.182)<br />

h<br />

b<br />

Mit der EULER-Zahl nach Gl.( 3.181) ist auch:<br />

Δp<br />

** η<br />

**<br />

Eu = = k<br />

2 lam<br />

⋅ ⋅ h<br />

b<br />

+ k<br />

turb<br />

⋅ h<br />

b<br />

( 3.183)<br />

ρ ⋅ u ρ ⋅ u<br />

f<br />

f<br />

Die Abhängigkeit von der letzten noch dimensionsbehafteten Größe d ST läßt<br />

sich auch mit Hilfe einer einfachen Dimensionsanalyse gewinnen, wenn<br />

man die Grundeinheiten L Länge, M Masse und T Zeit einsetzt:<br />

3 2<br />

3<br />

⎡⎛<br />

M ⋅ L ⎞ L ⋅ T ⎤ ⎡⎛<br />

M ⋅ L ⋅ T ⎞ L ⋅ T ⋅ L⎤<br />

1 1<br />

Eu = ⎢⎜<br />

+ [ L] ⋅<br />

2 2<br />

⎟ ⋅<br />

2 ⎥ = ⎢⎜<br />

2 2<br />

⎟ ⋅<br />

2<br />

T L M L T L M L<br />

⎥ ⋅<br />

( 3.184)<br />

⎣⎝<br />

⋅ ⎠ ⋅ ⎦ ⎣⎝<br />

⋅ ⎠ ⋅ ⎦ L L<br />

Eu<br />

Δp<br />

η⋅ h<br />

*<br />

b * b<br />

= = k<br />

lam<br />

⋅ + k<br />

2<br />

2 turb<br />

⋅<br />

( 3.185)<br />

ρf<br />

⋅ u ρf<br />

⋅ u ⋅ dST<br />

dST<br />

Somit verbleibt noch die Quantifizierung der Abhängigkeit von ε, die Gegenstand<br />

vieler Untersuchungen war, die vor allem eine Abhängigkeit von<br />

Re der Durchströmung ergaben (s. z.B. /3.36/ bis /3.44/). Aufgrund des<br />

komplexen Strömungsphänomens existiert auch dafür noch keine allgemein<br />

anerkannte Formulierung. Im Bereich überwiegender<br />

- Zähigkeitswirkung geht man vorwiegend davon aus, daß der Durchströmungswiderstand<br />

proportional (1-ε) 2 /ε 3 ist,<br />

- im Bereich vorherrschender Trägheitswirkung dagegen ∼ (1 - ε)/ε 3 .<br />

Somit folgt aus Gl.( 3.185):<br />

Eu<br />

2<br />

( 1− ε) η ⋅ h<br />

( 1− ε)<br />

b<br />

b<br />

= k<br />

lam<br />

⋅ ⋅ + k<br />

3<br />

2 turb<br />

⋅ ⋅<br />

( 3.186)<br />

3<br />

ε ρf<br />

⋅ u ⋅ dST<br />

ε dST<br />

Der erste Term dieser Gleichung ist offensichtlich bei vorwiegender Zähigkeitswirkung<br />

wesentlich, der zweite dagegen bei dominierenden Trägheitskräften.<br />

Gl.( 3.186) läßt sich nun durch Einführen einer modifizierten Poren-EULER-Zahl<br />

Eu ε (Re) ≡ c W (Re) - manchmal auch analog der Rohrdurchströmung<br />

Widerstandszahl λ(Re) genannt - wie folgt umstellen:<br />

Δp<br />

dST<br />

1− ε<br />

Eu<br />

ε<br />

= ⋅ ⋅<br />

( 3.187)<br />

2<br />

3<br />

ρ ⋅ u h ε<br />

f<br />

b<br />

h<br />

h<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


60<br />

wobei mit der REYNOLDS-Zahl<br />

Re = u ⋅ dST ⋅ ρf<br />

/ η<br />

( 3.188)<br />

für Gl.( 3.186) gilt:<br />

( 1− ε)<br />

Δp<br />

d ε<br />

ε<br />

k<br />

( 3.189)<br />

3<br />

Eu<br />

ST<br />

= ⋅ ⋅ = k<br />

2<br />

lam<br />

⋅<br />

ρf<br />

⋅ u h<br />

b<br />

1− ε Re<br />

+<br />

Die Quantifizierung ergab für Brechgut mit enger <strong>Partikel</strong>größenverteilung<br />

nach ERGUN /3.40./:<br />

( 1− ε)<br />

3<br />

Δp<br />

dST<br />

ε<br />

Eu<br />

ε<br />

= ⋅ ⋅ = 150 ⋅ + 1,75<br />

2<br />

( 3.190)<br />

ρ ⋅ u h 1− ε Re<br />

f<br />

b<br />

Diese Form des Widerstandsgesetzes der Durchströmung wird verbreitet für<br />

gröberes Gut (etwa d > 1 mm) genutzt, obwohl dabei die der Ableitung<br />

zugrundeliegenden weitreichenden Vereinfachungen nicht übersehen werden<br />

dürfen, die die quantitativen Modellaussagen erheblich einschränken<br />

können.<br />

Für feinere Schüttgüter werden damit u.U. zu hohe Druckverluste berechnet.<br />

Deshalb findet sich in der Fachliteratur eine Reihe mehr oder weniger davon<br />

abweichender Formulierungen des Widerstandsgesetzes der Durchströmung,<br />

die vorwiegend für eingeschränkte Re-Bereiche gelten: F 3.37, a,<br />

b, c<br />

Da sich dreitermige Ausdrücke für die Erfassung des Einzelteilchen-<br />

Widerstandes im gesamten verfahrenstechnisch interessierenden Re-Bereich<br />

als sehr leistungsfähig erwiesen haben, s. auch Gl.( 3.213), so sind in neuerer<br />

Zeit auch entsprechende dreitermige Modellansätze für die Durchströmung<br />

bekannt geworden, die für ε → 1 in die Gleichungen der Umströmung<br />

von Einzelteilchen übergehen (s. z.B. /3.35.//3.37./), Tabelle Bild F<br />

3.37.c.10<br />

turb<br />

3.6.2 Durchströmung von Wirbelschichten<br />

Bei der Durchströmung einer feinkörnigen Schüttung, die auf einem fluiddurchlässigen<br />

Boden (Anströmboden) in einem schachtartig ausgebildeten<br />

Apparat lagert, setzen unmittelbar vor dem Übergang in den fluidisierten<br />

Zustand zunächst gewisse beschränkte Umordnungen ein, d.h. einzelne <strong>Partikel</strong>n<br />

verändern ihre Lage, andere können vibrieren oder bewegen sich innerhalb<br />

begrenzter Gebiete. Schließlich vollzieht sich mit weiterer Geschwindigkeitssteigerung<br />

der Übergang in das Gebiet, in dem die von der<br />

Strömung auf die Schicht ausgeübten Kräfte den statischen Druck der<br />

Schüttung auf das gesamte Volumen hinweg überwinden. Die Porosität ist<br />

dann so groß geworden, daß die einzelnen <strong>Partikel</strong>n gegenseitig vollständig<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


61<br />

beweglich werden, Wirbelschicht, Fließbett, Bild F 3.38. Dieser für den<br />

Übergang charakteristische Punkt wird als Lockerungspunkt (Wirbelpunkt)<br />

und die entsprechende Fluidgeschwindigkeit als Lockerungsgeschwindigkeit<br />

u L bezeichnet. Allerdings ergibt sich nur für enge <strong>Partikel</strong>klassen<br />

ein scharf definierter Lockerungspunkt, bei Vorliegen breiterer <strong>Partikel</strong>größenverteilungen<br />

ein Lockerungsbereich.<br />

Hier wird der Fließverhalten eines Schüttgutes mit bevorzugter<br />

COULOMB-Reibung zwischen den <strong>Partikel</strong>kontakten (Ausbildung eines<br />

sog. Schüttkegels) verlassen, siehe Abschnitt 3.2.2. Der <strong>Partikel</strong>gerüstdruck<br />

σ (effektive Normalspannung σ´) strebt durch den zunehmenden Porenfluiddruck<br />

p ≡ Δp, siehe Gln. ( 3.192) und ( 3.234), gegen Null (Aufheben der<br />

<strong>Partikel</strong>kontakte) und das Fließverhalten dieses Fließbettes kommt dem<br />

eines viskosen reibungsarmen Fluides nahe („Abfließen“ oder Schüttkegelzusammenbruch).<br />

σ = σ − p = σ − Δp<br />

→ 0<br />

( 3.191)<br />

σ ges<br />

ges<br />

ges<br />

gesamter übertragbarer Druck<br />

Mit einer Flüssigkeit als Fluid entsteht nach Überschreiten des Lockerungspunktes<br />

immer eine entsprechend der Fluidgeschwindigkeit sich weiter<br />

ausdehnende homogene Wirbelschicht, in der Gleichgewicht zwischen<br />

den auf sie wirkenden Strömungskräften und dem um den Auftrieb verminderten<br />

Gewicht der Schicht besteht, Bild F 3.38 /3.45.//3.46./.<br />

(F<br />

G,b<br />

Δp<br />

− F<br />

A<br />

)<br />

/ A<br />

≈ 1<br />

( 3.192)<br />

Dieser Zustand ist dadurch gekennzeichnet, daß die <strong>Partikel</strong> über das gesamte<br />

Schichtvolumen weitgehend statistisch homogen verteilt sind.<br />

Gas-Feststoff- Systeme verhalten sich im allgemeinen anders. Oberhalb<br />

des Lockerungspunktes treten gutabhängig in geringerem oder größerem<br />

Abstand von diesem Instabilitäten auf. So bilden sich meist sog. Blasen,<br />

d.h. mehr oder weniger feststoffarme Gebiete, die nach oben aufsteigen und<br />

sich durch Koaleszenz vergrößern. Die Mindest-Fluidgeschwindigkeit, bei<br />

der Blasenbildung eintritt, liegt für nicht bzw. schwach kohäsives Schüttgut<br />

(d.h. geringe Haftkräfte zwischen den <strong>Partikel</strong>n, sog. Gruppe B - Verhalten<br />

nach Geldart, Bild F 3.39) um so näher bei der Lockerungsgeschwindigkeit,<br />

je gröber die <strong>Partikel</strong> sind /3.47.//3.48/.<br />

Mit wachsender Fluidgeschwindigkeit wird die Durchbewegung in der Wirbelschicht<br />

immer heftiger. Allerdings expandiert diese im Vergleich zu<br />

Flüssigkeits-Feststoff-Systemen nicht viel über das Ausmaß hinaus, das<br />

bereits am Wirbelpunkt erreicht ist, Bild F 3.38.<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


62<br />

Im instabilen Übergangsbereich zur instationären Wirbelschicht können<br />

bei genügend schlanken und hohen Wirbelschichtapparaten und nicht feinkörnigem<br />

Gut Blasen auftreten, die sich über den gesamten Schichtquerschnitt<br />

erstrecken, Bild F 3.39. Dann ergeben sich stoßartige Auf- und Abbewegungen<br />

(stoßende Wirbelschicht, slugging).<br />

Weitere Inhomogenitäten können dadurch bedingt sein, daß das eintretende<br />

Gas vom Anströmboden ungenügend verteilt wird, so daß dieses die Schicht<br />

nur in begrenzten Bereichen durchbricht (durchbrochene Wirbelschicht,<br />

channeling). Wirbelschichten, der zuletzt geschilderten Art werden als inhomogene<br />

Wirbelschichten bezeichnet. In ihnen ist der Feststoff ungleichmäßig<br />

verteilt, und die Porosität unterliegt starken örtlichen und zeitlichen<br />

Schwankungen.<br />

Besondere Schwierigkeiten hinsichtlich des Fluidisierens bereitet kohäsives<br />

bis sehr kohäsives, feinstkörniges Schüttgut (sog. Gruppe C der GEL-<br />

DART-Klassifizierung F 3.39. Auf Grund ihrer Feinheit ist der Durchströmungswiderstand<br />

sehr hoch bei sehr geringer Gasdurchströmungsgeschwindigkeit,<br />

siehe Gl.( 3.169). Infolge der hohen <strong>Partikel</strong>haftkräfte ist die Strömungswiderstandskraft<br />

nicht in der Lage die einzelnen <strong>Partikel</strong>kontakte<br />

abzulösen. Es bleibt das schlecht durchströmbare Kontinuum weitstgehend<br />

erhalten und nach Gasdurchbruch bilden sich größere Strömungskanäle mit<br />

hoher Gasgeschwindigkeit. Das Gas „sucht“ sich folglich den Weg des geringsten<br />

Strömungswiderstandes, Bild F 3.39.<br />

Sämtliche bisher behandelten Wirbelschichtzustände kann man, wenn von<br />

den Instabilitäten abgesehen wird, als stationäre Wirbelschichten bezeichnen.<br />

Hierbei ist die obere Schichtbegrenzung gegenüber dem darüber befindlichen<br />

Fluidraum noch deutlich ausgeprägt. Allerdings werden dabei<br />

einzelne <strong>Partikel</strong>n schon nach oben herausgeschleudert und gegebenenfalls<br />

auch mit der Fluidströmung abgeführt. Ob letztere vom Fluidstrom abtransportiert<br />

werden oder nicht, hängt letztlich vom Verhältnis der Schwebegeschwindigkeit<br />

der einzelnen <strong>Partikel</strong>n zur Fluidgeschwindigkeit ab. Solange<br />

die erstere größer als die letztere ist, werden die ausgestoßenen Einzelkörner<br />

wieder zurückfallen. Bei breiterer <strong>Partikel</strong>größenverteilung kann<br />

dieser Umstand für Klassierprozesse ausgenutzt werden, wenn der abzutrennende<br />

Feinkornanteil gering ist (klassierende Wirbelschicht).<br />

Wird die Schwebegeschwindigkeit aller <strong>Partikel</strong>n überschritten, so verschwindet<br />

die obere Schichtgrenze und das gesamte Gut wandert stark aufgelockert<br />

mit dem Fluidstrom (instationäre Wirbelschicht). Führt man bei<br />

sehr hohen Apparategrößen den ausgetragenen Feststoff wieder über eine<br />

Bypass-Leitung in die Wirbelschicht zurück, so erhält man eine sog. zirkulierende<br />

Wirbelschicht.<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Für weitere Betrachtungen über die Bildung von Wirbelschichten eignen<br />

sich Diagramme, in denen der auf das Bettgewicht normierte Druckabfall<br />

als Funktion der Leerrohr-Fluidgeschwindigkeit dargestellt ist. Dies ist im<br />

Bild F 3.38 in Form der Abhängigkeit<br />

Δp<br />

⋅ A<br />

= f ( u)<br />

m ⋅ g<br />

s<br />

und gemäß Kretschmer zusätzlich mit der Wirbelschichtdichte<br />

( 3.193)<br />

ms<br />

ρ<br />

WS<br />

= = f (u)<br />

( 3.194)<br />

A ⋅ h<br />

WS<br />

in einem linearen Diagramm geschehen – darüber hinaus ist auch noch eine<br />

Darstellung log Δ p = f (log u)<br />

üblich.<br />

Beide Kennlinien des dimensionslosen Druckverlustes und der Wirbelschichtdichte<br />

enthalten charakteristische Punkte, die die Eigenschaften des<br />

Schüttgutes hinsichtlich erwünschter homogener Fluidisierung beschreiben:<br />

(1) Ruhende Schüttung mit der Schüttgutdichte ρ b ≈ ρ b,0 .<br />

(2) Durchströmte Schüttung; Es erfolgt eine Umorientierung der <strong>Partikel</strong>n,<br />

wodurch sich die Schüttgutdichte auf ρ b,max = ρ WS,max erhöhen kann.<br />

(3) Lockerungspunkt mit der Leerrohrgeschwindigkeit u L und der Wirbelschichtdichte<br />

ρ WS,L oder Porosität ε L ; Schwerkraft der Schüttung und<br />

Strömungswiderstand befinden sich im Gleichgewicht.<br />

(4) Punkt des freien Fließens mit der Leerrohrgeschwindigkeit u * ; Hier<br />

liegt ein optimales Fluidisierungverhalten hinsichtlich verminderter Blasen-<br />

und Kanalbildung vor.<br />

(5) Zwischen Pkt. (5) und Pkt. (6) bleiben Wirbelschichtdichte und Druckverlust<br />

konstant. Es beginnt die Entmischung der Wirbelschicht.<br />

Der Wert des dimensionslosen Druckverlustes ist ein orientierendes Maß<br />

des Fluidisierungsgrades einer Wirbelschicht. Er gibt etwa den Gewichtsanteil<br />

der an der Wirbelschicht beteiligten Schüttgutmasse wieder.<br />

Bei kohäsiven Pulvern kann der dimensionslose Druckverlust etwas größer<br />

als 1 sein (hier im Bild F 3.38 nicht eingezeichnet, siehe Gln.( 3.154) und (<br />

3.192)), da die Haftkräfte F H zwischen den <strong>Partikel</strong>n und eine Wandreibungskraft<br />

F WR überwunden werden müssen:<br />

Δ p = F − F + F + F / A = 1− ε ⋅ ρ − ρ ⋅ g ⋅ h + F F /<br />

( ) ( ) ( ) ( ) A<br />

G A WR H<br />

s f b WR<br />

+<br />

( 3.195)<br />

Unmittelbar im Anschluß zwischen (3) und (4) würde der dimensionslose<br />

Druckverlust auf den Wert von etwa 1 abfallen. Von jetzt ab befinden sich<br />

die von der Strömung auf die <strong>Partikel</strong>schicht ausgeübten Kräfte mit dem um<br />

den Auftrieb verminderten Gewicht im Gleichgewicht. Der Verlauf der<br />

Druckverlustkurve ist bei Verminderung der Fluidgeschwindigkeit durch<br />

eine Hysterese gekennzeichnet. Dies bedeutet, daß die Wirbelschicht in eine<br />

H<br />

63<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


64<br />

ruhende Schüttschicht mit der Wirbelschichtdichte ρ WS,L oder Porosität ε L<br />

übergeht; für grobe Abschätzungen siehe auch Gl.( 3.200).<br />

Der Neigungswinkel β der Wirbelschichtdichte-Kurve charakterisiert die<br />

Intensität der Fluidisierung. Ein großer Winkel, also steiler Abfall der<br />

Dichte-Kurve sowie hohe Expansionszahl κ E Gl.( 3.197), kennzeichnen eine<br />

hohe Fluidisierungsintensität und eine hohe Wirbelschichthomogenität (reziproke<br />

FROUDE-Zahl, svw. Haftkraftmerkmal).<br />

2<br />

1 ε ⋅ dε ⋅ g<br />

Ho = =<br />

( 3.196)<br />

Fr u<br />

2<br />

L<br />

Ein kleiner Wert für β bedeutet eine geringe Wirbelschichthomogenität<br />

infolge Kanal- oder Blasenbildung.<br />

Eine quantitative Beurteilung des Fluidisierungs- und Förderverhaltens<br />

feinkörniger Schüttgüter ist mit den nachfolgend erläuterten Kennzahlen<br />

möglich, die aus den charakteristischen Leerrohrgeschwindigkeiten und<br />

Wirbelschichtdichten gebildet wurden. Die Expansionszahl κ E kann als<br />

Druckverlustverhältnis interpretiert werden und ist<br />

2<br />

⎛ u<br />

L ⎞<br />

κ<br />

E<br />

= ⎜ ≤ 1<br />

*<br />

⎟<br />

( 3.197)<br />

⎝ u ⎠<br />

u* Wirbelgasgeschwindigkeit beim „freien“ Fließen ohne nennenswerte<br />

Änderung der Wirbelschichtdichte Bild F 3.38<br />

Bei geringen Haftkräften ist u L ≈ u* und damit κ E ≈ 1. Treten Haftkräfte auf,<br />

muß u* > u L sein und die Wirbelschicht expandiert κ E < 1 durch Porositätszunahme<br />

mitels Ausbildung feiner Strömungskanäle.<br />

Vergrößern sich diese infolge Überwindung größerer Haftkräfte, kann ebenfalls<br />

κ ≈ 1 sein. Allerdings liegen hier vergleichsweise höhere Lockerungsgeschwindigkeiten<br />

u L (svw. Strukturmerkmal) vor. Aus diesem Grunde wird<br />

die Expansionszahl κ E nach Gl.( 3.197) mit der Lockerungsgeschwindigkeit<br />

u L multipliziert. Um jedoch eine bessere Unterscheidungsmöglichkeit zu<br />

erhalten, wird in der Durchströmbarkeitszahl σ D deren Quadrat verwendet:<br />

2 4 ∗2<br />

σ<br />

D<br />

= κE<br />

⋅ u<br />

L<br />

= u<br />

L<br />

/ u<br />

( 3.198)<br />

Große σ D bedeuten praktisch gute Durchströmbarkeit; kleine einen großen<br />

Druckanstieg bei der Festbettdurchströmung. σ D spiegelt den spezifischen<br />

Energieeintrag (Dispergierwirkung) in ein Schüttgut wider. Eine leichte<br />

Durchströmbarkeit hat ihre Ursachen entweder in groben <strong>Partikel</strong>n oder in<br />

einer Kanalbildung auf Grund der wirkenden Haftkräfte. Je geringer die<br />

Leerrohrgeschwindigkeit am Lockerungspunkt u L ist, desto feiner hat sich<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


65<br />

Struktur der Durchströmungskanäle ausgebildet. Die Wirbelschichthomogenität<br />

wird besser und die Haftkräfte sind niedrig.<br />

Ein hohes Gashaltevermögen des Schüttgutes drückt sich ebenfalls in einer<br />

geringen Expansionszahl κ E und leichte Durchströmbarkeit σ D aus, siehe<br />

Abschnitt 3.6.3.<br />

Die Breite der <strong>Partikel</strong>größenverteilung des Wirbelgutes wird analog<br />

d 95 /d 50 durch das Verhältnis des gewogenen Mittels der Masseverteilung<br />

(Index 3; das 3. Moment bewertet bevorzugt Grobes) zum SAUTER-<br />

Durchmessers d ST = d -1,3 (bewertet bevorzugt Feines) berücksichtigt:<br />

d<br />

d<br />

3,3<br />

ST<br />

1/ 3<br />

d<br />

⎛ o<br />

N<br />

1/ 3<br />

⎜ 3<br />

d<br />

⎛ 3 ⎞<br />

1/ 3<br />

d<br />

( M ) ⎜ ∫<br />

⎜∑<br />

m,i<br />

⋅ μ3,i<br />

⎟<br />

3,3 ⎝ du<br />

⎝ i=<br />

1<br />

= =<br />

=<br />

⎠<br />

−1<br />

−1<br />

1<br />

( M ) d<br />

N<br />

−<br />

o<br />

−1,3<br />

⎛<br />

⎛<br />

1<br />

1 ⎞<br />

⎜ −<br />

−<br />

d<br />

⎜ d<br />

m,i<br />

⋅ μ3,i<br />

⎟<br />

⎜ ∫<br />

∑<br />

⎝ i=<br />

1 ⎠<br />

d<br />

⎝<br />

u<br />

⎞<br />

⋅ q (d) d(d) ⎟<br />

3<br />

⎟<br />

⎠<br />

⎞<br />

⋅ q3(d)<br />

d(d) ⎟<br />

⎟<br />

⎠<br />

≥ 1<br />

( 3.199)<br />

d m,i mittlerer Klassendurchmesser<br />

μ Masseanteil der i-ten Klasse<br />

3,i<br />

i <strong>Partikel</strong>größenklasse<br />

Der Vergleich der Durchströmbarkeitszahl σ D mit dem SAUTER-Durchmesser<br />

d ST und dem <strong>Partikel</strong>größenverhältnis d 3,3 /d ST liefert eindeutige Aussagen<br />

zwischen haftkraft- und partikelgrößenbedingter Durchströmbarkeit.<br />

1) Eine geringe Durchströmbarkeit σ D bei geringem SAUTER-Durchmesser<br />

d ST und großer Verteilungsbreite d 3,3 /d ST bringt den Effekt der<br />

Einlagerung von feinen <strong>Partikel</strong>n in die Porenräume des Grobkorngerüstes<br />

zum Ausdruck.<br />

2) Eine geringe Durchströmbarkeit σ D bei mittlerem SAUTER-<br />

Durchmesser d ST und geringer Verteilungsbreite d 3,3 /d ST zeigt relativ geringe<br />

Haftkräfte und die Ausbildung feiner Poren (Kanäle) an.<br />

3) Bei großer Durchströmbarkeit σ D , großem SAUTER-Durchmesser d ST<br />

und großer Verteilungsbreite d 3,3 /d ST liegt immer ein grobes Schüttgut<br />

vor.<br />

Der mögliche Arbeitsbereich wird außerdem durch das Verhältnis der Wirbelschichtdichten<br />

ρ WS /ρ WS,max abgegrenzt.<br />

Der Punkt der maximalen Schüttgut- bzw. Wirbelschichtdichte (2) und der<br />

Punkt des freien Fließens (4) begrenzen den möglichen Arbeitsbereich einer<br />

pneumatischen Fließ- oder Dichtstromförderung, innerhalb dessen<br />

eine homogene Fluidisierung und Fließförderung möglich ist, siehe Bilder F<br />

3.38 und F 3.40 nach Kretschmer:<br />

1) ausreichende Feinheit der <strong>Partikel</strong>n: ≤ 60 μm<br />

2) ausreichend breite <strong>Partikel</strong>größenverteilung: d d 3<br />

d ST<br />

3 ,3 ST<br />

><br />

3) große Expansionszahl: 0,18<br />

≤ κ ≤ E<br />

1<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


2 2<br />

4) kleine Durchströmbarkeitszahl:<br />

σ<br />

D<br />

≤ 0,3 cm / s<br />

5) ausreichender Dichtebereich: ρ ρ ≥ 0, 60<br />

WS<br />

WS,max<br />

Liegt die Leerrohrgeschwindigkeit am Pkt. (4) bei u* < 2 cm/s, dann ist das<br />

Schüttgut stetig förderbar, wobei der Förderrohrdurchmesser D > 10 mm<br />

sein muß. Bei 2 cm/s < u* < 3,5 cm/s muß D > 25 mm sein und für u* > 3,5<br />

cm/s müssen Homogenisierungshilfen eingesetzt werden. Eine Fließförderung<br />

ist nicht mehr möglich. Dann kann nur noch eine Pfropfenförderung<br />

realisiert werden.<br />

66<br />

Die für den Übergang in den Wirbelschichtzustand kennzeichnende Porositätε<br />

L läßt sich für viele Systeme angenähert durch nachfolgende Beziehungen<br />

bestimmen /3.50/:<br />

1<br />

1− ε<br />

L<br />

≈14<br />

oder ≈ 11<br />

( 3.200)<br />

3<br />

2 3<br />

ψ ⋅ε<br />

ψ ⋅ε<br />

A<br />

L<br />

A<br />

L<br />

Der Übergang in den fluidisierten Zustand am Lockerungspunkt ist durch<br />

das folgende Kräftegleichgewicht bestimmt:<br />

Eu ⋅ ρ<br />

Δ p =<br />

f<br />

⋅ u<br />

d<br />

2<br />

L<br />

ST<br />

⋅ h<br />

⋅ ε<br />

L<br />

3<br />

L<br />

⋅<br />

( 1− ε )<br />

L<br />

=<br />

( FG<br />

− FA<br />

)/<br />

A = ( 1− εL<br />

) ⋅ ( ρs<br />

− ρf<br />

) ⋅ g ⋅ h<br />

L<br />

h L Schichthöhe am Wirbelpunkt ( 3.201)<br />

ε L Porosität am Wirbelpunkt, F 3.38<br />

Daraus erhält man unter Berücksichtigung der ERGUN-Gl.( 3.190) für die<br />

Lockerungsgeschwindigkeit u L :<br />

1− ε<br />

= 42,9 ⋅<br />

d<br />

η<br />

⋅<br />

ρ<br />

⎡<br />

⋅ ⎢<br />

⎢⎣<br />

ε<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅ ρ<br />

η<br />

3<br />

L<br />

−4<br />

L s f f<br />

u<br />

L<br />

1+<br />

3,1 ⋅10<br />

⋅ ⋅<br />

2<br />

2<br />

ST f<br />

( 1− εL<br />

)<br />

⋅ d<br />

3<br />

ST<br />

⋅ g<br />

⎤<br />

−1⎥<br />

⎥⎦<br />

( 3.202)<br />

oder für den Bereich, in dem die Zähigkeitskräfte für den Durchströmungswiderstand<br />

überwiegen:<br />

( ρ − ρ )<br />

3<br />

2<br />

1 εL<br />

s f<br />

⋅ dST<br />

⋅ g<br />

u<br />

L<br />

= ⋅ ⋅<br />

für Re L < 20 ( 3.203)<br />

150 1− ε η<br />

L<br />

oder für den Bereich, in dem die Trägheitskräfte vorherrschen:<br />

u<br />

1<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅ d<br />

⋅ g<br />

3 s f ST<br />

L<br />

= ⋅ εL<br />

⋅<br />

für Re L > 1000 ( 3.204)<br />

1,75 ρf<br />

Theoretisch erstreckt sich der Wirbelschichtbereich von der Lockerungsgeschwindigkeit<br />

u L bis zur Schwebegeschwindigkeit der Einzelpartikeln, die<br />

dem Betrage nach mit der stationären Sinkgeschwindigkeit entweder im<br />

STOKES-Bereich der laminaren <strong>Partikel</strong>umströmung Re < 1 Gl.(4.44)<br />

MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit_STOKES<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


( ρ − ρ )<br />

2<br />

s f<br />

⋅ d ⋅ g<br />

u<br />

L<br />

≈ vs<br />

=<br />

( 3.205)<br />

18 ⋅ η<br />

oder im NEWTON-Bereich 10 3 < Re < Re c = 2⋅10 5 der turbulenten <strong>Partikel</strong>umströmung<br />

Gl.(4.45) MVT_e_4.doc - Sinkgeschwindigkeit_NEWTON<br />

u<br />

( ρ − ρ )<br />

⋅ d ⋅ g<br />

s f<br />

L<br />

≈ vs<br />

= 3⋅<br />

( 3.206)<br />

ρf<br />

weitestgehend übereinstimmt.<br />

Das Ende der Druckverlustkurve der Schicht im Bild F 3.38 trifft theoretisch<br />

auf die des leeren Rohres bzw. Schachtes ⇒ s. Druckverlust der Flugförderung<br />

in pneumatischen Senkrecht-Fördereinrichtungen.<br />

67<br />

Davon ausgehend soll nun das Durchströmungsproblem einer <strong>Partikel</strong>schüttung<br />

gemäß der 2. Modellvorstellung Abschnitt 3.6.1 als Umströmung aller<br />

<strong>Partikel</strong>n in einem Wirbel- oder Festbett behandelt werden (O. MOLE-<br />

RUS: Principles of Flow in Disperse Systems, Chapman & Hall 1993, p.<br />

10). N P gleichgroße kugelförmige <strong>Partikel</strong>n haben daher einen Druckverlust<br />

Δp, der sich aus des Widerstandskraft der Einzelpartikeln F W,P , siehe<br />

Gl.(4.10) MVT_e_4.doc - cW wie folgt zusammensetzt:<br />

Δ p ⋅ A = N P<br />

⋅ F W,P<br />

( 3.207)<br />

Die <strong>Partikel</strong>anzahl im Festbett der Höhe h b ist mit dem Feststoffvolumenanteil<br />

(1-ε)<br />

N<br />

P<br />

V A ⋅ h<br />

b<br />

= ( 1− ε) ⋅ = ( 1− ε) ⋅<br />

( 3.208)<br />

3<br />

V π / 6 ⋅ d<br />

P<br />

Es wird eine Festbett-EULER-Zahl Eu B abweichend von Gl.( 3.187) als<br />

dimensionslose Druckverlust-Kennzahl mit dem <strong>Partikel</strong>umströmungswiderstand<br />

F W,P und der charakteristischen Porenströmungsgeschwindigkeit u ε<br />

als <strong>Partikel</strong>anströmungsgeschwindigkeit nach Gl.( 3.171) definiert:<br />

FW,P<br />

/ A<br />

P<br />

cW<br />

≡ Eu<br />

B<br />

=<br />

( 3.209)<br />

2<br />

ρ / 2 ⋅ u<br />

f<br />

ε<br />

Mit den Gln.( 3.207) und ( 3.208) folgt<br />

2 ⋅ FW,P<br />

2 ⋅ Δp<br />

⋅ π / 6 ⋅ d<br />

Eu<br />

B<br />

=<br />

=<br />

2<br />

2<br />

A ⋅ N ⋅ ρ ⋅ u π / 4 ⋅ d ⋅ 1− ε ⋅ h ⋅ ρ<br />

P<br />

P<br />

f<br />

ε<br />

( ) ⋅ ( u / ε) 2<br />

2<br />

4 Δp<br />

d ε<br />

Eu<br />

B<br />

= ⋅ ⋅ ⋅<br />

2<br />

( 3.210)<br />

3 ρ ⋅ u h 1− ε<br />

f<br />

b<br />

Mit dem Druckverlust am Lockerungspunkt Gl.( 3.201) ergibt sich die<br />

EULER-Zahl für die Wirbelschicht,<br />

Eu<br />

4<br />

ρ<br />

− ρ<br />

d ⋅ g<br />

s f<br />

2<br />

WS<br />

= ⋅ ⋅ ⋅ ε<br />

2<br />

, ( 3.211)<br />

3 ρf<br />

u<br />

b<br />

3<br />

f<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


wobei als charakteristische <strong>Partikel</strong>größe d entsprechend den obigen Modellannahmen<br />

der SAUTER-Durchmesser d ST oberflächengleichwertiger<br />

Kugeln eingesetzt werden sollte. Man beachte die Plausibilität dieser Wirbelschicht-EULER-Zahl,<br />

d.h., der Grenzwert für ε→1 muß lim Eu = c<br />

und auch<br />

4<br />

(1 − ε)<br />

⋅ h<br />

⋅ F<br />

2 ⋅ F<br />

ε →1<br />

2<br />

WS W,P<br />

W,P<br />

lim Eu<br />

WS<br />

= ⋅<br />

⋅ ⋅ =<br />

=<br />

ε→1<br />

2<br />

3<br />

2<br />

2<br />

3 ρf<br />

⋅ u ⋅ π / 6 ⋅ d h<br />

WS<br />

1− ε ρf<br />

⋅ u ⋅ π / 4 ⋅ d<br />

ergeben. Gl.( 3.211) umgestellt liefert die Anströmgeschwindigkeit u<br />

u<br />

4⋅<br />

( ρ − ρ )<br />

f<br />

⋅ ε ⋅ d<br />

⋅ Eu<br />

WS<br />

d<br />

2<br />

s f<br />

ST<br />

= ( 3.212)<br />

3⋅ρ<br />

⋅g<br />

Für die allgemeine Durchströmungsbedingung Re < 10 4 wurde von MOLE-<br />

RUS (..., p. 27) für kugelförmige <strong>Partikel</strong> experimentell gefunden<br />

Eu<br />

WS<br />

=<br />

2<br />

24 ⎪⎧<br />

⎡d<br />

1 ⎛ d ⎞ ⎤⎪⎫<br />

⋅ ⎨1<br />

+ 0,341⋅<br />

⎢ + ⋅ ⎜ ⎟ ⎥⎬<br />

+<br />

Re ⎪⎩ ⎢⎣<br />

a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />

⎪⎭<br />

ε<br />

4 ⎪⎧<br />

⎛ d ⎞<br />

⋅ ⎨1<br />

+ 0,07 ⋅ ⎜ ⎟<br />

Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠<br />

1,5<br />

c<br />

W<br />

WS<br />

68<br />

W<br />

⎪⎫<br />

d 0,907<br />

⎬ + 0,4 + ⋅<br />

0,1<br />

⎪⎭ a Re<br />

mit dem ( 3.213)<br />

⇒ 24 {} ...<br />

Re<br />

⋅ ersten laminaren Widerstandsterm,<br />

⇒ 4 Übergangsterm und dem<br />

Re<br />

⇒ 0,4 + ... Widerstandsterm für turbulente Durchströmung,<br />

die der <strong>Partikel</strong>umströmung, siehe Abschnitt Gl.(4.14) MVT_e_4.doc -<br />

Widerstandsbeiwert_kaskas, entsprechen. Der laminare Umströmungswiderstand<br />

von glatten Kugeln setzt sich übrigens aus 2/3 viskosem Reibungswiderstand<br />

und 1/3 Druckwiderstand zusammen:<br />

2<br />

⎪⎧<br />

⎡2<br />

d 1 ⎛ d ⎞ ⎤⎪⎫<br />

Eu ⋅ Re = 24⋅<br />

⎨1<br />

+ k<br />

exp,lam<br />

⋅ ⎢ ⋅ + ⋅⎜<br />

⎟ ⎥⎬<br />

für Re


ϕ<br />

s<br />

3<br />

Vs<br />

π ⋅ d<br />

= =<br />

3<br />

V 6 ⋅ l<br />

π ⋅ d<br />

=<br />

6 ⋅<br />

3<br />

( d + a) 3<br />

Mit einem relativen <strong>Partikel</strong>abstand k a analog einer KNUDSEN-Zahl<br />

k a<br />

= a / d<br />

( 3.215)<br />

und einer dem kubischen Packungsmodell monodisperser Kugeln entsprechenden<br />

maximalen Packungsdichte ϕ s,max = π/6 = 0,5326 erhält man<br />

ϕ<br />

s,max<br />

ϕ<br />

s<br />

=<br />

bzw. ( 3.216)<br />

( 1+ k ) 3<br />

a<br />

ϕs,max<br />

= −1<br />

oder ( 3.217)<br />

ϕ<br />

k 3<br />

a<br />

s<br />

69<br />

d<br />

a<br />

=<br />

−1<br />

⎡ ϕ ⎤<br />

3<br />

s,max<br />

1− ε<br />

= ⎢3<br />

−1⎥<br />

=<br />

3<br />

3<br />

a<br />

ϕs<br />

( 1− ε) max<br />

− 1<br />

1<br />

k<br />

⎢⎣<br />

⎥⎦<br />

− ε<br />

( 3.218)<br />

Für die Wirbelschichtdurchströmung hat MOLERUS<br />

3<br />

( 1− ε) 0, 9<br />

ϕ d.h. (1-ε) max = 0,729 ( 3.219)<br />

3<br />

s ,max<br />

=<br />

max<br />

=<br />

gewählt, so daß in Gl. ( 3.213) einzusetzen ist:<br />

⎛ d ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ a ⎠<br />

=<br />

3<br />

1− ε<br />

3<br />

0,9<br />

0,9 − 1<br />

− ε<br />

( 3.220)<br />

Diese Beziehung ( 3.213) läßt sich auch für den Druckverlust von mehr oder<br />

weniger gesättigten Suspensionen verwenden, wobei hier aber die REY-<br />

NOLDS-Zahl mit der Relativgeschwindigkeit zwischen Fluid und den <strong>Partikel</strong>n<br />

gebildet wird:<br />

Re<br />

Tr<br />

u − v ⋅ dST<br />

⋅ ρl<br />

/ ηl<br />

= u − v ⋅ dST<br />

/<br />

= ν<br />

( 3.221)<br />

Außerdem sollen hier auch die Gleichungen für die Durchströmung eines<br />

Festbettes angegeben werden:<br />

2<br />

24 ⎪<br />

⎧ ⎡d<br />

1 ⎛ d ⎞ ⎤<br />

Eu<br />

B<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ 0,692⋅<br />

⎢ + ⋅⎜<br />

⎟ ⎥<br />

Re<br />

a 2 a<br />

⎪⎩<br />

⎢⎣<br />

⎝ ⎠ ⎥⎦<br />

0,95<br />

⎪<br />

⎫<br />

⎬ +<br />

⎪⎭<br />

l<br />

4 ⎪⎧<br />

⎛ d ⎞<br />

⋅ ⎨1<br />

+ 0,12⋅⎜<br />

⎟<br />

Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠<br />

Die maximale Packungsdichte wird angenommen mit<br />

3<br />

( 1− ε) 0, 95<br />

3<br />

s ,max<br />

=<br />

max<br />

=<br />

1,5<br />

0,95<br />

⎪⎫<br />

⎛ d ⎞<br />

⎬ + 0,4 + ⎜ ⎟<br />

⎪⎭ ⎝ a ⎠<br />

0,95<br />

( 3.222)<br />

ϕ d.h. (1-ε) max = 0,8574 ( 3.223)<br />

0,891<br />

⋅<br />

0,1<br />

Re<br />

⎛ d ⎞<br />

⎜ ⎟<br />

⎝ a ⎠<br />

=<br />

3<br />

0,95<br />

0,95 − 1<br />

3<br />

1− ε<br />

− ε<br />

( 3.224)<br />

Für stärkere Abweichungen von der Kugelform erhöht sich der Widerstand:<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Eu<br />

B<br />

⎪<br />

⎧<br />

2<br />

24<br />

⎡d<br />

1 ⎛ d ⎞ ⎤<br />

= ⋅ ⎨1<br />

+ 0,685⋅<br />

⎢ + ⋅<br />

2<br />

⎜ ⎟ ⎥<br />

k ⋅Re<br />

⎪⎩<br />

⎢⎣<br />

a 2 ⎝ a ⎠ ⎥⎦<br />

⎪<br />

⎫<br />

⎬ +<br />

k ⎪⎭<br />

4 ⎪⎧<br />

⎛ d ⎞<br />

⋅⎨1<br />

+ 0,289⋅⎜<br />

⎟<br />

⋅ Re ⎪⎩ ⎝ a ⎠<br />

⎪⎫<br />

⎬ +<br />

⎪⎭<br />

70<br />

⎧ ⎛ d ⎞<br />

⋅⎨0,4<br />

+ 0,514⋅⎜<br />

⎟<br />

⎩ ⎝ a ⎠<br />

1,5<br />

ψ<br />

0,95 ψ<br />

0,95 ψ<br />

0, 95<br />

1,5<br />

1<br />

k<br />

( 3.225)<br />

⎫<br />

⎬<br />

⎭<br />

k ψ<br />

<strong>Partikel</strong>formfaktor nach Gl.(4.47) MVT_e_4.doc - Formkorrektur<br />

Vor allem Wirbelschichten mit Gasen als Fluid werden wegen ihrer mannigfaltigen<br />

Vorteile heute in der Verfahrenstechnik verbreitet angewendet:<br />

- Bei mechanischen Prozessen nutzt man ihre intensive Mischwirkung<br />

und z.T. auch ihre Klassierwirkung aus,<br />

- bei thermischen Prozessen vor allem den intensiven Wärme- und Stoffübergang<br />

beim Wärmeübertragen, beim Trocknen, bei der Adsorption,<br />

- Schließlich haben sie umfangreiche Bedeutung für die Reaktionstechnik<br />

(katalytische Gas-Feststoff-Reaktionen) wobei die intensive Durchmischung<br />

gleichmäßige Temperaturen über das Volumen hinweg gewährleistet.<br />

- Der fluidisierte Zustand kann auch hinsichtlich der Prozeßsteuerung<br />

vorteilhaft sein (leichterer Feststofftransport durch den Prozeßraum,<br />

Förderung und Automatisierbarkeit).<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


3.6.3 Entlüftungsverhalten<br />

71<br />

Wird ein Schüttgut von Luft durchströmt, kann es beim Erreichen des Wirbelpunktes<br />

fluidisiert werden. Das Fließverhalten einer solchen Wirbelschicht<br />

läßt sich nahezu wie das eines viskosen Fluids (NEWTONsche Flüssigkeit)<br />

beschreiben. Der umgekehrte Prozeß von einer Fluidisation zum<br />

Erreichen des Fließverhaltens einer Schüttung (COULOMB-Reibung) stellt<br />

die Entlüftung dar.<br />

Eine Ausnahme stellen dabei sehr kohäsive Schüttgüter dar, die sich hinsichtlich<br />

ihres Fluidisationsverhaltens in die Gruppe C der Einteilung nach<br />

Geldart /20/ F 3.39 einordnen würden, da diese Materialien extrem schwierig<br />

zu fluidisieren sind. In erster Linie bilden sich bei Schüttgütern der<br />

Gruppe C Kanäle, durch die die Luft entweicht, und eine Fluidisierung tritt<br />

nicht ein.<br />

In dem betrachteten Fall, daß ein Austraggerät aus einem Einfülltrichter in<br />

eine pneumatische Förderanlage dosieren soll, gibt es an zwei Stellen die<br />

Möglichkeiten, eine Fluidisierung des Schüttgutes zu erreichen.<br />

1. Eine Variante ist, daß Luft durch das Schüttgut im Austraggerät strömt<br />

und es versucht zu fluidisieren. Da aber die Ausdehnung des Materials<br />

Voraussetzung dafür ist, ist eine Fluidisierung des Materials in diesem<br />

Fall nicht denkbar. Durch die räumliche Begrenzung des Schüttgutes im<br />

Austraggerätekanal kann die Porosität durch die Luftdurchströmung<br />

nicht verändert werden.<br />

2. Die zweite Möglichkeit resultiert aus der pneumatischen Befüllung eines<br />

Vorratsbunkers. Von dort kann bei zu geringer Verweilzeit (z.B. Kernfluß,<br />

d.h. Kurzschlußströmung) fluidisiertes Material in den Einfülltrichter<br />

des Dosierers gelangen.<br />

3. Außerdem kann allein durch die Strömung beim Befüllen des Einfülltrichters<br />

aus dem Vorratsbunker das Material so mit Luft angereichert<br />

werden, daß es zu einer Fluidisierung kommt.<br />

Da auf Grund der fehlenden Wandreibung von fluidisiertem Material das<br />

Förderprinzip der Austraggeräte unwirksam ist, muß die minimale Verweilzeit<br />

im Trichter abgeschätzt werden können, die das Schüttgut zum Entlüften<br />

benötigt. Im Einfülltrichter muß durch richtige Wahl des minimalen<br />

Füllstandes gewährleistet sein, solange "altes", bereits entlüftetes Schüttgut<br />

ausgetragen wird, bis sich das darüber befindliche Material entlüftet hat.<br />

Die ersten umfangreichen Betrachtungen zum Entlüftungsverhalten wurden<br />

von Johanson und Jenike /21/ durchgeführt. Aus einer Gleichgewichtsbetrachtung<br />

an einer Schüttgutscheibe der Dicke dz ergibt sich aus der Kontinuitätsgleichung<br />

für die Gasströmung, daß die zeitliche Änderung der gespeicherten<br />

Luftmenge im Volumenelement genauso groß wie die Änderung<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


72<br />

des Massestromes der Luft durch das Volumenelement sein muß, vgl. Bild<br />

3.28:<br />

a) Kontinuitätsgleichung der Gasströmung<br />

Gasströmung aus dem Volumenelement<br />

m&<br />

= m&<br />

+ dm&<br />

= ρ ⋅ A ⋅ u ⋅ d ρ ⋅ A ⋅ u<br />

f ,1<br />

f ,2<br />

f<br />

f<br />

( )<br />

f<br />

dm<br />

dm<br />

b<br />

f<br />

= ρb<br />

⋅ A ⋅ dz<br />

= ρ ⋅ ε ⋅ A ⋅ dz<br />

f<br />

dz<br />

z<br />

m&<br />

f ,2<br />

= ρ<br />

f<br />

⋅ A ⋅ u<br />

Bild 3.27: Gasströmung durch das Volumenelement<br />

b) Kräftegleichgewicht<br />

( σ + d σ) + ( p + dp)<br />

τ<br />

dm / A = ρ ⋅ g ⋅ dz<br />

b<br />

b<br />

τ<br />

τ = tan ϕ<br />

W<br />

⋅ λ ⋅ σ<br />

σ + p<br />

Bild 3.28: Kräftebilanzierung an einer Schüttgutscheibe<br />

( dm )<br />

∂<br />

∂t<br />

f<br />

= m&<br />

f ,2<br />

− m&<br />

f ,1<br />

= −dm&<br />

f<br />

( 3.226)<br />

Setzt man die Größen ein, die im Bild 3.28 aufgeführt werden, ergibt sich:<br />

∂<br />

∂<br />

( ρ ⋅ ε ⋅ A ⋅ dz)<br />

f<br />

∂t<br />

= −d<br />

( ρ ⋅ A ⋅ u)<br />

( ρ ⋅ ε) ∂( ρ ) ∂( ε) ∂( ρ ⋅ u)<br />

f<br />

∂t<br />

= ε<br />

f<br />

∂t<br />

+ ρ<br />

f<br />

f<br />

⋅<br />

∂t<br />

= −<br />

f<br />

∂z<br />

( 3.227)<br />

( 3.228)<br />

Setzt man nun die Gültigkeit des idealen Gasgesetzes bei einer konstanten<br />

Temperatur voraus, so sind der Porengasdruck p und die Dichte der Luft ρ f<br />

einander proportional. Außerdem kann die Änderung der Porosität ∂ ε durch<br />

die Änderung der Schüttgutdichte beschrieben ∂ ρ werden. Unter diesen<br />

Voraussetzungen ergibt sich:<br />

( u ⋅ p)<br />

∂p<br />

p ∂ρb<br />

d<br />

ε ⋅ − ⋅ + = 0<br />

( 3.229)<br />

∂t<br />

ρ ∂t<br />

dz<br />

b<br />

b<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Die Gl.( 3.229) enthält drei voneinander abhängige Variablen p, ρ b und u<br />

die miteinander durch weitere Gleichungen verknüpft werden müssen.<br />

‣ Für laminare Durchströmung kann die Geschwindigkeit u, z.B. mit Gl.(<br />

3.155), durch den Druckverlust dp / dz beschrieben werden.<br />

‣ Weiterhin kann die Schüttgutdichte in Abhängigkeit von der Verfestigungsspannung<br />

dargestellt werden, z.B. Gl.( 3.133) oder Fehler! Verweisquelle<br />

konnte nicht gefunden werden..<br />

Das Kräftegleichgewicht der betrachteten Schüttgutscheibe ergibt den Gesamtdruck<br />

als Summe aus Normalspannung des Schüttgutes (svw. Vertikaldruck)<br />

σ, Fluiddruck p, Reibungswiderstand der <strong>Partikel</strong>schicht an der<br />

Wand und Schüttgutgewicht, siehe Bild 3.28:<br />

μ λ<br />

dσ + dp −<br />

W ⋅ σ ⋅ dz + ρb<br />

⋅ g ⋅ dz 0<br />

A / U<br />

=<br />

( 3.230)<br />

Das Horizontaldruckverhältnis λ (Druckanisotropiekoeffizient), siehe<br />

Schüttec_4.doc - Horizontaldruckverh_Wandreib, wird in der Rechnung<br />

vereinfachend als konstant angenommen.<br />

Johanson und Jenike /21/ lösen die beiden Gleichungen mit Hilfe der Differenzen-Methode.<br />

Es ist unschwer zu erkennen, daß das einen relativ hohen<br />

Rechenaufwand erfordert, da für jede konkrete Anwendung die Differentialgleichungen<br />

erneut gelöst werden müssen.<br />

Aufgrund der aufwendigen Berechnung versuchen mehrere Autoren /22/,<br />

/23/, /24/ unter bestimmten Voraussetzungen einfachere Lösungen zu finden.<br />

Kirby /24/ entwickelte ein Modell der Porenluftdruckänderung, das die<br />

Entlüftung während des pneumatischen Befüllvorganges bei Vernachlässigung<br />

der Wandreibung beschreibt.<br />

∂p<br />

∂ ⎡ ∂p<br />

⎤ dΔσ<br />

= C * +<br />

t z * ⎢<br />

⋅<br />

∂ ∂ ⎣ ∂z * ⎥<br />

⎦ dt<br />

ges<br />

Die Koordinate ist hier auf den reinen Feststoff bezogen:<br />

( 3.231)<br />

∂ z*<br />

= (1 − ε)<br />

⋅ ∂z<br />

( 3.232)<br />

Er setzt konstante Permeabilität (konstante Durchströmungsbedingungen)<br />

und lineare Kompressibilität (siehe Gl.( 3.246)) voraus. Damit kann ein<br />

Verfestigungkoeffizient C* (siehe auch Gl.( 3.245)) aus der eckigen Klammer<br />

herausgezogen werden.<br />

C*<br />

2<br />

( 1− ε) ⋅ CV<br />

= ( 3.233)<br />

dΔσ ges = dΔ (σ+p) ist ein Gesamtdruckinkrement mit den Anteilen <strong>Partikel</strong>gerüstdruck<br />

σ und Porengasdruck p während des Befüllens, wobei für den<br />

zeitlichen Zuwachs des <strong>Partikel</strong>gerüstdruckes σ auch gilt:<br />

73<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


∂σ<br />

∂t<br />

∂σ<br />

=<br />

∂t<br />

ges<br />

∂p<br />

−<br />

∂t<br />

( 3.234)<br />

74<br />

Dieser wird in der Bodenmechanik gemäß<br />

TERZAGHI auch als effektive, d.h.<br />

wirksame (svw. tragende!), Spannung<br />

σ´ ≡ σ bezeichnet, da er den Scherwiderstand<br />

durch <strong>Partikel</strong>haftung und –<br />

reibung (COULOMB-Reibung) erzeugt.<br />

0<br />

P = 1<br />

Während der Befüllung liegt das Schüttgut<br />

p σ<br />

fluidisiert vor, d.h. der Porendruck p<br />

σ ges<br />

= σ ges entspricht dem Gesamtdruck und Z = 1<br />

somit ist der <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ = 0.<br />

Bild 3.29: Spannungsverteilung<br />

Durch Porengasströmung nimmt p ab<br />

über die Tiefe<br />

und das <strong>Partikel</strong>gerüst beginnt zu tragen,<br />

d.h. σ steigt. Nach abgeschlossener Entgasung und Übergang in den<br />

Schüttgutzustand ist p ≈ 0 und somit wird σ ges ≈ σ.<br />

Die obige partielle Differentialgleichung ( 3.231) wird für normierte, feststoff-bezogene<br />

Größen,<br />

Höhe: Z = z * / H * mit ( 3.235)<br />

H*<br />

= (1 − ε)<br />

⋅ H<br />

( 3.236)<br />

Zeit:<br />

Porengasdruck:<br />

*2<br />

vs<br />

⋅ t<br />

T =<br />

C *<br />

( 3.237)<br />

v s * = dz*/dt Befüllgeschwindigkeit ≈ const.<br />

p<br />

P = ρ ⋅ g ⋅ H *<br />

( 3.238)<br />

s<br />

mittels Differenzenmethode für die Randbedingungen<br />

(1) einseitig, d.h. Oberteil durchlässig, undurchlässiger Boden,<br />

(2) beidseitig, d.h. Boden und Oberteil durchlässig<br />

numerisch gelöst /24/.<br />

Der Porenluftdruck am Ende der Befüllung ist dann geringer als bei isostatischen<br />

Verhältnissen. Die weitere Entlüftung muß dann nach /21/, /22/, /23/<br />

oder /25/ mit dem verringerten Porenluftdruck als Startbedingung berechnet<br />

werden.<br />

Murfitt und Bransby /22/ vernachlässigen als Vereinfachung den Einfluß<br />

der Wandreibung und des Befüllvorganges sowie die Abnahme der Füllhöhe<br />

H während der Entlüftung (gilt für sehr schnelles Befüllen und geringe Abnahme<br />

der Füllhöhe H (geringe Setzung während der Entlüftung) und setzen<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


isostatische Verhältnisse voraus, p v = ρ b ⋅g⋅z. Die obige Differentialgleichung<br />

( 3.231) wird wie folgt vereinfacht angewandt:<br />

75<br />

∂p<br />

∂t<br />

= C<br />

V<br />

2<br />

∂ p<br />

⋅<br />

2<br />

∂z<br />

( 3.239)<br />

C V Koeffizient der Verfestigung in m 2 /s, siehe Gl.( 3.245)<br />

Für eine anfänglich lineare Porendruckverteilung in die Tiefe z der <strong>Partikel</strong>schichten<br />

( z, t 0) = p ⋅ z / H<br />

p<br />

t 0<br />

p t=0<br />

=<br />

=<br />

und ( 3.240)<br />

Druckkonstante, Bezugswert des Porenluftdruckes<br />

( z 0, t) 0<br />

p = =<br />

( 3.241)<br />

fanden Murfitt und Bransby /22/ als Lösung mit Hilfe der Fourierreihenentwicklung<br />

für einseitige Randdurchlässigkeit (1):<br />

⋅ ⎛ ⋅ π ⎞ ⎛ ⋅ π ⋅ ⎞ ⎛ ⎞<br />

= ∑ ∞ 8 pt=<br />

0<br />

i i z<br />

2 t<br />

p ⋅ sin⎜<br />

⎟ ⋅ sin⎜<br />

⎟ ⋅ exp<br />

⎜−i<br />

⋅<br />

⎟<br />

( 3.242)<br />

2 2<br />

i=<br />

1 i ⋅ π ⎝ 2 ⎠ ⎝ 2 ⋅ H ⎠ ⎝ t<br />

37 ⎠<br />

und für beidseitige Randpermeabilität (2)<br />

⋅<br />

⎛ ⋅ π ⋅ ⎞ ⎛ ⎞<br />

= ∑ ∞ 4 pt=<br />

0<br />

i z<br />

t<br />

p − ⋅ cos<br />

( 3.243)<br />

i=<br />

1 i ⋅ π<br />

2<br />

( i ⋅ π) ⋅ sin⎜<br />

⎟ ⋅ exp<br />

⎜−i<br />

⋅<br />

⎝ 2 ⋅ H ⎠<br />

⎟ ⎝ t<br />

37 ⎠<br />

mit dem Kinetik- bzw. Zeitparameter t 37<br />

t<br />

37<br />

2<br />

4 ⋅ H<br />

=<br />

2<br />

( 3.244)<br />

π ⋅ C<br />

V<br />

und dem Koeffizienten der Verfestigung:<br />

C<br />

k<br />

= b<br />

V<br />

k<br />

V<br />

+ ε /( pü<br />

+ p0<br />

)<br />

( 3.245)<br />

k b<br />

Permeabilität des Schüttgutes nach Darcy<br />

Da es immer wieder verschiedene Darstellungen des Gesetzes nach Darcy<br />

gibt, sei noch einmal auf die hier verwendete Schreibweise verwiesen:<br />

Δp<br />

u = k<br />

b<br />

⋅<br />

( 3.155)<br />

h<br />

b<br />

Der Zeitparameter t 37 ist dabei eine Bezugsgröße für beide e-Funktionen (<br />

3.242) und ( 3.243), da in dem Fall i = 1 und t = t 37 der Exponent (- t / t 37 )<br />

in den Gln.( 3.242) und ( 3.243) den Wert -1 annimmt. Das bedeutet, daß<br />

der Porenüberdruck p ü wegen exp(-1) = 0,37 durch den Entlüftungsvorgang<br />

auf 37 % des Anfangswertes gefallen ist.<br />

In Gl.( 3.245) ist k V die Volumenkompressibilität des Schüttgutes,<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


76<br />

k V = dε / dσ ( 3.246)<br />

hier nur mit dem <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ (svw. wirksame Spannung) gebildet.<br />

σ = σ ges - (p ü + p 0 ) ( 3.247)<br />

p ü Überdruck in den Poren gegenüber dem Normaldruck p 0<br />

Oftmals bleibt der Gesamtdruck während der Entlüftung konstant. Es ändern<br />

sich nur seine jeweiligen Anteile <strong>Partikel</strong>gerüstdruck σ und Porengasdruck<br />

p, siehe<br />

Bild 3.29. Wird nun die Berechnung für den Porendruck am Boden des<br />

Bunkers (z = 0) entsprechend Gln. ( 3.242) und ( 3.243) nach i = 1 abgebrochen,<br />

erhält man eine Abschätzung der Zeit t 50 , in der sich das Schüttgut um<br />

50 % abgesetzt hat und unter den genannten Bedingungen (geringe Änderung<br />

der Füllhöhe H und damit der Porosität ε) analog der Porenüberdruck<br />

auf die Hälfte verringert hat /25/:<br />

t<br />

= ln 2 ⋅<br />

( 3.248)<br />

50<br />

t 37<br />

Die hier angegebenen Gln.( 3.242), ( 3.243) und ( 3.248) gelten nur für den<br />

Fall, daß der Vertikaldruck im Bunker keine Veränderung mit der Zeit erfährt<br />

p v ≠ f(t). Diese Bedingung einer nur geringen Änderung des Vertikaldruckes<br />

ist bei Bunkern mit geringer Füllhöhe annähernd gegeben. Außerdem<br />

kann t 50 nur ermittelt werden, wenn die Füllhöhe H und der Verfestigungskoeffizient<br />

C V als Konstanten behandelt werden, was wiederum<br />

nur bei geringen Füllhöhen und damit geringen Vertikaldrücken eingehalten<br />

werden kann.<br />

Zur praktischen Anwendung dieser Gleichung ( 3.244) muß in einem Laborversuch<br />

der Verfestigungskoeffizient C V ermittelt werden, indem in einem<br />

Zylinder eine Absetzkurve des fluidisierten Schüttgutes als Funktion<br />

der Zeit aufgenommen wird. Eine andere Möglichkeit besteht darin, in einer<br />

Wirbelschichtapparatur nach Abschalten der Luftzufuhr das Absetzverhalten<br />

in Abhängigkeit von der Zeit zu bestimmen. Aus dieser Kurve kann<br />

dann t 50 und daraus mit Gl.( 3.245) der Verfestigungskoeffizient C V ermittelt<br />

werden. Mit dem einmal ermittelten Wert C V für ein Schüttgut ist dann<br />

für jede Füllhöhe in einem Bunker die Zeit t 50 oder mit Gl.( 3.244) jede andere<br />

Zeit berechenbar (mit den obengenannten Einschränkungen).<br />

In einem Beispiel wird als Schüttgut gemahlene Kreide (d 50 = 65 µm, d ST =<br />

45 µm, d o = 3,18 mm) verwendet. Die berechnete Entlüftungszeit t 50 = 14,6<br />

min für einen Bunker mit der Füllhöhe H = 2,74 m stimmt sehr gut mit dem<br />

experimentell ermittelten Wert von 15 min für diese Höhe überein (C V = 25<br />

cm²/s aus Laborversuch) /22/.<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Eine Nährungslösung, die unter ähnlichen Voraussetzungen wie die Gleichungen<br />

von Murfitt und Bransby gilt, geben Tardos u.a. /23/ an ( i = 1 ):<br />

pü<br />

p<br />

( t, z)<br />

ü,max<br />

⎛ π ⋅ z<br />

= cos⎜<br />

⎝ 2 ⋅ H<br />

⎞<br />

⎟ ⋅<br />

⎠<br />

⎛<br />

exp<br />

⎜ −<br />

⎝<br />

t<br />

t<br />

37<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Dabei wird für den Zeitparameter folgende Gleichung angegeben:<br />

( 3.249)<br />

77<br />

t<br />

37<br />

2<br />

4 ⋅ H ⋅ ε<br />

= ( 3.250)<br />

2<br />

π ⋅ p ⋅ k<br />

0<br />

b<br />

Für die Gültigkeit müssen die folgenden Voraussetzungen gelten:<br />

‣ eine nahezu konstante Porosität ε ≈ konst., gilt für feine, kohäsive<br />

Schüttgüter mit geringer Permeabilität,<br />

‣ kein merklicher Wandeinfluß, d.h. p v ≈ ρ b ⋅g⋅z,<br />

‣ Permeabilität k b = konstant,<br />

‣ geringer Porenüberdruck p ü


78<br />

die Gl.( 3.228) und ( 3.229) die ohne Vernachlässigung von Einflußgrößen<br />

mit einem Differenzen-Verfahren für die Zeitschritte und einer Runge-<br />

Kutta-Methode für die Integration über die Höhe gelöst werden.<br />

Für einen typischen Fall wird eine Beispielrechnung durchgeführt, wobei<br />

jetzt die Füllhöhe H als Variable in die Rechnung eingeht und als Bezugsfüllhöhe<br />

die Höhe nach Abschluß der Entlüftung H c verwendet wird:<br />

- Bunkerabmessungen: D = 5 m; H c = 10 m<br />

- Schüttguteigenschaften: d ST = 50 µm; ε 0 = 0,6; ρ s = 2040 kg/m³;<br />

μ W = 0,5; λ = 0,3<br />

Am Boden des Bunkers wurden die Zeiten t 50 = 16,7 min und t 10 = 58 min<br />

berechnet. Allerdings muß man sich den Entlüftungsvorgang bestehend aus<br />

zwei Teilprozessen, die sich überlagern, vorstellen. Das Absetzen des<br />

Schüttgutes (Verringerung der Porosität) erfolgt nur in einem relativ kurzen<br />

Zeitabschnitt am Anfang des Entlüftungsvorganges. Im Beispiel ist dieser<br />

Teilprozeß nach ca. 10 min abgeschlossen. Die weitere Entlüftung erfolgt<br />

dann analog zum Durchströmungsvorgang in Kornschichten bei konstanter<br />

Füllhöhe H c . Zu diesem Zeitpunkt liegt das Schüttgut bereits nicht mehr<br />

fluidisiert vor! Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daß die Zeit t 50 als Verweilzeit<br />

in einem Bunker ausreichend ist, um der Gefahr, fluidisiertes<br />

Schüttgut zu fördern, vorzubeugen.<br />

Weiterhin wird eine umfassende Variation der einzelnen Einflußgrößen<br />

durchgeführt /25/. Dabei ergeben sich für die Zeit t 50 -Werte, die verallgemeinert<br />

werden können, da die Streubreite nicht zu groß ist:<br />

t<br />

50<br />

2<br />

η⋅ Hc<br />

≈ 270<br />

für ( 3.252)<br />

d ⋅ p<br />

2<br />

ST<br />

0<br />

H<br />

/<br />

ρs<br />

⋅ g ⋅ Hc<br />

= > 0,75<br />

( 3.253)<br />

p<br />

0<br />

Für sehr geringe dimensionslose Füllhöhen H´ < 0,75 werden die Zeiten t 50<br />

länger und streuen stärker:<br />

t<br />

50<br />

2<br />

η⋅ Hc<br />

≈ (270...720) ⋅<br />

( 3.254)<br />

d ⋅ p<br />

2<br />

ST<br />

0<br />

Allgemein kann festgestellt werden, daß sich mit Abnahme der Wandreibung<br />

die Entlüftungszeit verlängert, da der Vertikaldruck im Material dann<br />

sehr groß wird (isostatischer Fall) und sich damit das Material stark verdichtet.<br />

Als Ergebnis der starken Verdichtung muß einerseits mehr Luft verdrängt<br />

werden, da das Porenvolumen sehr gering ist, und andererseits nimmt<br />

die Permeabilität mit steigender Verdichtung ab, so daß der Entlüftungsvorgang<br />

insgesamt durch beide Faktoren verlängert wird und t 37<br />

steigt.<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


79<br />

Weiterhin nimmt die Entlüftungszeit zu, wenn es sich um ein stark kompressibles<br />

und gut fluidisierbares Schüttgut handelt oder die Porosität des<br />

Schüttgutes gering ist, ε 0 ≈ ε(σ = 0) < 0,55. In beiden Fällen kommt es im<br />

Endzustand des Entlüftungsvorganges zu einer starken Verdichtung, so daß<br />

das im vorhergehenden Abschnitt Gesagte genauso zutrifft.<br />

Zum Abschluß dieses Kapitels sollen noch die verschiedenen Möglichkeiten,<br />

die Entlüftungszeit zu berechnen, für zwei ausgewählte Schüttgüter und<br />

drei Füllhöhen miteinander verglichen werden. Da die Einfülltrichter von<br />

Dosiergeräten nicht zu große Bauhöhen aufweisen, wurden die beiden Füllhöhen<br />

mit H = 1 m bzw. 2 m festgelegt. Die üblichen Nachfüllhöhen in einem<br />

Einfülltrichter bei Betrieb sind dagegen noch geringer, um die Dosierschwankungen<br />

zu minimieren. Es wurde deshalb zusätzlich die Entlüftungszeit<br />

für eine nachgefüllte Schüttschicht der Höhe H = 0,2 m berechnet.<br />

Bei diesen geringen Füllhöhen kann auch davon ausgegangen werden,<br />

daß die auftretenden Vertikaldrücke und damit die Abnahme der Füllhöhe<br />

nicht zu groß sein werden, so daß die Gültigkeit aller aufgeführten<br />

Gleichungen gegeben ist.<br />

Als Schüttgüter wurden die Flugasche (d ST = 43 μm, ε = 0,65) und das Polypropylenpulver<br />

(d ST = 193 μm, ε = 0,6) ausgewählt, da die Unterschiede<br />

zwischen diesen beiden Materialien in Hinsicht auf das Entlüftungsverhalten<br />

am größten sein dürften. Die Ergebnisse einer Beispielrechnung enthält<br />

Tab. 3.5.<br />

Tabelle 3.4: Übersicht über die mittleren Entlüftungszeiten (Verweilzeiten)<br />

d ST in<br />

t 50 in s<br />

t 50 in s<br />

t 50 in s<br />

Bemerkungen<br />

µm<br />

H = 0,2m<br />

H = 1 m<br />

H = 2 m<br />

Gl.( 3.248) /22/:<br />

Flugasche<br />

43<br />

4,5<br />

112<br />

448<br />

C V = 25 cm²/s<br />

PP-Pulver<br />

193<br />

0,3<br />

6,5<br />

24<br />

C V = 460 cm²/s<br />

Gl.( 3.251) /23/:<br />

Flugasche<br />

43<br />

0,06<br />

1,4 (4,7)<br />

5,7 (19)<br />

Klammerwerte für t 10<br />

k b = 1,28 . 10 -6 m ² /Pa⋅s<br />

PP-Pulver<br />

193<br />

0<br />

0,1 (0,4)<br />

0,4 (1,5)<br />

k b = 1,54 . 10 -5 m ² /Pa⋅s<br />

Gl.( 3.254) /25/:<br />

Flugasche<br />

43<br />

2,8<br />

70<br />

280<br />

H = H c<br />

H´ < 0,52<br />

PP-Pulver<br />

193<br />

0,1<br />

3,5<br />

14<br />

H´ < 0,18<br />

Für die Berechnung wurden folgende Annahmen getroffen:<br />

- Da der Koeffizient C V der Verfestigung, siehe Gl.( 3.245), nur für eine<br />

gemahlene Kreide (d ST = 45 µm, C = 25 cm²/s) angegeben wird, muß<br />

eine Umrechnung in Abhängigkeit von der Korngröße erfolgen.<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Es gilt:<br />

C V ~ k b<br />

Ersetzt man nun k b durch die Permeabilität nach Carman und Kozeny<br />

siehe Gl.( 3.157), ergibt sich:<br />

3 2<br />

ε ⋅ dST<br />

k<br />

b<br />

= ( 3.157)<br />

180 ⋅ η ⋅ ( 1− ε) 2<br />

Daraus folgt: C V ~ d ST<br />

²<br />

Da die verwendete Flugasche einen fast gleichen Sauterdurchmesser wie<br />

die Kreide besitzt, wurde C V = 25 cm²/s angenommen. Für das Polypropylenpulver<br />

ergab sich nach der Umrechnung auf d ST = 193 µm der Wert<br />

C V = 460 cm²/s.<br />

- Die für die Gl.( 3.244) benötigten Werte k b wurden nach obiger Gleichung<br />

berechnet und sind in Tab. 3.4 angegeben.<br />

- Da für alle Werte H / ≤ 0,52, gilt Gl.( 3.254). Es wurde mit dem größten<br />

Wert gerechnet, so daß sich die längsten Zeiten t 50 ergeben:<br />

2<br />

η ⋅ Hc<br />

t<br />

50<br />

≈ 720<br />

( 3.254)<br />

2<br />

dST<br />

⋅ p0<br />

Außerdem wurde H c = H angenommen, was bei geringen Füllhöhenänderungen<br />

keinen großen Fehler ergibt.<br />

Bei allen Gleichungen ergeben sich folgende Proportionalitäten:<br />

t 50 ∼ H² und t 50 ∼ 1 / d ST<br />

² ( 3.255)<br />

Diese Abhängigkeiten gelten natürlich nur unter der Voraussetzung, daß<br />

sich die Schüttguteigenschaften (Porosität, Kompressibilität und Permeabilität)<br />

nicht ändern. Bei einer Maßstabsübertragung von einem Modellsilo auf<br />

ein Großsilo erscheint das fraglich.<br />

Die Modelle von Murfitt Gl.( 3.248) und Rathbone Gl.( 3.254) liefern ähnliche<br />

Ergebnisse, währenddessen Gl.( 3.251) um den Faktor 100 kürzere Zeiten<br />

ergibt. Eine mögliche Ursache kann darin bestehen, daß für die geringen<br />

Überdrücke (für den isostatischen Fall p ü,max < 20 kPa) die angegebene<br />

Gleichung nicht mehr die volle Gültigkeit besitzt.<br />

Abschließend kann festgestellt werden, daß mit den Gln.( 3.248) und (<br />

3.252)<br />

eine Berechnung der Zeit t 50 erfolgen kann, die angibt, nach welcher<br />

Zeit der Überdruck in den Poren am Boden des Bunkers auf die Hälfte<br />

gesunken ist. Da der Entlüftungsvorgang aus zwei Teilprozessen besteht<br />

(siehe/25/), die sich überlagern, kann man davon ausgehen, daß das Absetzen<br />

des Schüttgutes (Verringerung der Porosität) nur in einem relativ kurzen<br />

Zeitabschnitt am Anfang des Entlüftungsvorganges erfolgt. Danach besteht<br />

nicht mehr die Gefahr, daß das Material fluidisiert vorliegt. Anhand der<br />

Beispielrechnung in /25/ ergab sich, daß sich zur Zeit t 50 das Schüttgut be-<br />

80<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


81<br />

reits abgesetzt hat und sich nicht mehr im fluidisierten Zustand befindet, so<br />

daß diese Zeit als minimale Verweilzeit im Einfülltrichter eingehalten werden<br />

muß. Voraussetzung dafür ist, daß der Einfülltrichter als Massenflußtrichter<br />

ausgelegt wurde, da Pfropfenströmung notwendig ist.<br />

Literaturverzeichnis<br />

/1/ Gupte: Experimentelle Untersuchungen der Einflüsse von Porosität<br />

und Korngrößenverteilung im Widerstandsgesetz der Porenströmung<br />

Diss., Universität Karlsruhe, 1970<br />

/2/ Molerus, O.: Druckverlustgleichungen für die Durchströmung von<br />

Kugelschüttungen im laminaren und Übergangsbereich<br />

Chemie-Ingenieur-Technik 49 (1977) 8, S. 675<br />

/3/ Gatzky, D.: Modifizierte Schneckenförderer zum Dosieren und Entnehmen<br />

von Trockenfuttermitteln aus Behältern<br />

Agrartechnik 31 (1981) 8, S. 359-362<br />

/4/ Schuhmacher, W.: Zum Förderverhalten von Bunkerabzugsschnecken<br />

mit Vollblattwendeln, Diss., RWTH Aachen, 1987<br />

/5/ Bates, L.: Interfacing Hoppers with Screw Feeders, Proceedings:<br />

Reliable Flow of Paticulate Solids, Bergen (Norwegen), 1985<br />

/6/ Fritsch, D.: Zum Verhalten volumetrischer Schneckendosiergeräte<br />

für Schüttgüter, Diss., Universität Erlangen-Nürnberg, 1988<br />

/7/ Salzer, G.: Schüttgutförderer, Krausskopf-Verlag, 1968<br />

/8/ Goldacker, E.: Untersuchung zur inneren Reibung von Pulvern, insbesondere<br />

in Hinblick auf die Förderung in Extrudern, Diss.,<br />

RWTH Aachen, 1971<br />

/9/ Autorenkollektiv: Verarbeitungstechnik (Lehrbuchreihe Verfahrenstechnik),<br />

Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, 1978<br />

/10/ Geisler, D.: Untersuchungen zum Schüttgutaustrag aus einem Bunker<br />

mittels Schneckenförderer Diss., TU Dresden, 1971<br />

/11/ Vetter, G.; Gericke, H.; Fritsch, D.: Zur kontinuierlichen Dosierung<br />

von Schüttgütern mit Schneckendosiergeräten<br />

Aufbereitungstechnik 25 (1984) 12, S. 705-717<br />

/12/ Colijn, H.; Caroll, P.J.: Design Criteria for Bin Feeders, Trans. A-<br />

mer. Inst. Min.,Metallurg., Petrol. Engrs., 241 (1968), S. 389-404<br />

/13/ Tomas, J.: Untersuchungen zum Fließverhalten von feuchten und<br />

leichtlöslichen Schüttgütern, Freiberger Forschungshefte A 677,<br />

1983<br />

/14/ Kawakita, K.; Lüdde, K.H.: Some Considerations on Powder Compression<br />

Equations, Powder Technology 4 (1970), S. 61<br />

/15/ Motzkus, V.: Belastungen von Siloböden und Auslauftrichtern durch<br />

körnige Schüttgüter, Diss., TU Braunschweig, 1974<br />

/16/ Menges,G.; Hegele, R.; Langecker, G.: Theorie der Förderung im<br />

Einschneckenextruder, Plastverarbeiter, 23 (1972) 7, S. 455-460<br />

/17/ Schneider, K.: Der Fördervorgang in der Einzugszone eines Extruders,<br />

Diss., RWTH Aachen, 1968<br />

/18/ Fischer, P.: Auslegung von Einschneckenextrudern auf der Grundlage<br />

verfahrenstechnischer Kenndaten (Modelltheorie), Diss.,<br />

RWTH Aachen, 1976<br />

/19/ Pontow, B.; Strecker, J.; Wiedemann, W.: Entwicklung eines Eintrag-<br />

und Dosiersystems für Kohlestaubdruckvergasungen<br />

BMFT-Forschungsbericht 82-203, 1982<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


82<br />

/20/ Geldart, D.: Types of Gas Fluidisation, Powder Technology,<br />

7(1973), S. 285-292<br />

/21/ Johanson, J.R.; Jenike, A.W.: Settlement of Powders in Vertical<br />

Channels Caused by Gas Escape, Journal of Applied Mechanics,<br />

39(1972)12, S. 863-868<br />

/22/ Murfitt, P.G.; Bransby, P.L.: Deaeration of Powders in Hoppers<br />

Powder Technology, 27(1980), S. 149-162<br />

/23/ Tardos, G.I. u.a.: Unsteady Flow of Compressible Gas through Consolidated<br />

Porous Media - Application to Deaeration of Hoppers<br />

Powder Technology, 41(1985), S. 135-146<br />

/24/ Kirby, J.M.: Deaeration of Powders in Hoppers: a Simple Linear<br />

Theory including Filling, Powder Technology, 44(1985), S. 69-75<br />

/25/ Rathbone, T.; Nedderman, R.M.: The Deaeration of Fine Powders<br />

Powder Technology, 51(1987), S. 115-124<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


3.7 Feldgleichungen des ebenen Spannungszustandes<br />

Aus dem Bild 3.31 entnimmt man:<br />

σ<br />

σ<br />

τ<br />

x<br />

y<br />

xy<br />

= σ<br />

= σ<br />

= σ<br />

M<br />

M<br />

R<br />

+σ<br />

−σ<br />

R<br />

R<br />

⋅ sin 2ψ<br />

⋅ cos 2ψ<br />

⋅ cos 2ψ<br />

( 3.256)<br />

83<br />

und mit dem „Stoffgesetz“ des Fließortes mit Kohäsion:<br />

σ<br />

R<br />

= sin ϕi⋅<br />

( σM<br />

+ σZ<br />

)<br />

( 3.61)<br />

τ<br />

τ xy<br />

σ Z<br />

τ c<br />

ϕ i<br />

ϕ i<br />

σ y<br />

σ R<br />

2ψ<br />

σ x<br />

σ M σ 1<br />

σ<br />

Fließort<br />

τ xy < 0<br />

Bild 3.31: Spannungszustand im beginnend fließenden Schüttgut<br />

eingesetzt folgt:<br />

σ = σ +σ ⋅ 1+<br />

sin ϕ ⋅ cos 2ψ −σ<br />

σ<br />

τ<br />

x<br />

y<br />

xy<br />

=<br />

=<br />

(<br />

M Z<br />

) (<br />

i<br />

)<br />

( σM<br />

+σZ<br />

) ⋅ ( 1−sin<br />

ϕi⋅<br />

cos 2 )<br />

( σ +σ ) ⋅ sin ϕ ⋅ sin 2ψ<br />

M<br />

Z<br />

eingesetzt in die Gln.( 3.21)<br />

i<br />

ψ −σ<br />

Z<br />

Z<br />

+σ<br />

+σ<br />

Z<br />

Z<br />

−σ<br />

−σ<br />

Z<br />

Z<br />

und ( 3.22) mit den 3 Unbekannten σ x , σ y und τ xy<br />

x − Richtung :<br />

∂σ ∂τ<br />

x xy<br />

+ = 0<br />

∂x<br />

∂y<br />

( 3.21)<br />

y − Richtung :<br />

∂σy<br />

∂τxy<br />

+ = ρb⋅g<br />

∂y<br />

∂x<br />

( 3.22)<br />

folgen aus diesen wiederum zwei gekoppelte partielle Differentialgleichungen,<br />

die sich hinsichtlich der beiden gesuchten Funktionen [ M Z] (x,y)<br />

sowohl linear als auch nichtlinear bezüglich ψ(x,y)<br />

verhalten:<br />

( + )<br />

( + ϕ ⋅ ψ)<br />

⋅<br />

∂σ σ M Z<br />

i<br />

( )<br />

∂x<br />

( + )<br />

ϕ ⋅ ψ ⋅<br />

∂σ σ M Z<br />

i<br />

( )<br />

∂y<br />

( + )<br />

( − ϕ ⋅ ψ)<br />

⋅<br />

∂σ σ M Z<br />

i<br />

( )<br />

∂y<br />

( + )<br />

ϕ ⋅ ψ ⋅<br />

∂σ σ M Z<br />

( )<br />

1 sin cos2 − 2 σ + σ ⋅sin ϕ ⋅sin<br />

2ψ ⋅ ∂ψ<br />

M Z i<br />

+<br />

∂x<br />

sin sin2 + 2 σ + σ ⋅sinϕ ⋅cos2ψ ⋅ ∂ψ<br />

M Z i<br />

= 0<br />

∂y<br />

1 sin cos2 + 2 σ + σ ⋅sin ϕ ⋅sin<br />

2ψ ⋅ ∂ψ<br />

M Z i<br />

+<br />

∂y<br />

sin sin2 + 2 σ + σ ⋅sinϕ ⋅cos2ψ ⋅ ∂ψ<br />

i<br />

M Z i<br />

= ρb⋅g<br />

∂x<br />

∂x<br />

( 3.257)<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


Mittels Nutzung der Additionstheoreme für die Winkelfunktionen<br />

sin( α±β)<br />

= sin α⋅ cosβ ± cos α⋅ sin β<br />

cos( α±β = cos α⋅ cosβ<br />

m sin α⋅ sin β<br />

( 3.258)<br />

84<br />

und einer geeigneten Transformation mit einer dimensionslosen Spannung S<br />

S<br />

1<br />

2 tan ϕ<br />

M Z<br />

= ⋅<br />

, ( 3.259)<br />

i<br />

σ<br />

ln<br />

σ<br />

M,0<br />

+σ<br />

+σ<br />

Z,0<br />

wobei für einen Rand, auf dem [ σM +σZ<br />

]( x,y)<br />

= σM,0+<br />

σZ,<br />

0<br />

ist, auch gilt<br />

ln(1) = 0 = S, lassen sich diese beiden Differentialgleichungen in eine für<br />

die Lösung günstige Form bringen (s. MOLERUS 1985):<br />

⎛<br />

exp( tan ) sin<br />

(S ) (S )<br />

tan ψ ϕ π ∂ ψ<br />

ϕ ψ ϕ π i ⎞<br />

− 2<br />

i<br />

⋅S<br />

⋅ ⎜ + − ⎟<br />

⎛ i ⎞ + ∂ + ψ<br />

⎝ 2 4⎠<br />

ρb<br />

g<br />

⎜ − + ⎟⋅ + =−<br />

⎝ ⎠ ∂ ∂<br />

⎛<br />

sin ϕ cos ψ ϕ π ⋅<br />

2 4 x y<br />

i ⎞ σM<br />

+ σ<br />

2<br />

i<br />

⋅ ⎜ − + ⎟<br />

⎝ 2 4⎠<br />

, 0 Z,<br />

0<br />

⎛<br />

exp( tan ) sin<br />

(S ) (S )<br />

tan ψ ϕ π ∂ ψ<br />

ϕ ψ ϕ π i ⎞<br />

− 2<br />

i<br />

⋅S<br />

⋅ ⎜ − + ⎟<br />

⎛ i ⎞ − ∂ − ψ<br />

⎝ 2 4⎠<br />

ρb<br />

g<br />

⎜ + − ⎟⋅ + =−<br />

⋅<br />

⎝ 2 4⎠<br />

∂x<br />

∂y<br />

⎛ ⎞ +<br />

2 sin ϕi<br />

⋅ cos⎜<br />

ψ + ϕ −<br />

π i<br />

σM<br />

σ<br />

⎟<br />

⎝ 2 4⎠<br />

, 0 Z,<br />

0<br />

( 3.260)<br />

Diese ist vom Typ<br />

∂u<br />

∂u<br />

a ⋅ + b ⋅ = c<br />

( 3.261)<br />

∂x<br />

∂y<br />

mit a(x, y, u), b(x, y, u) sowie c(x, y, u) und läßt sich mit Hilfe der Charakteristikenmethode<br />

lösen, siehe JENIKE (1961) und MOLERUS S.111<br />

(1985).<br />

In Zylinderkoordinaten lauten die Gleichungen für das ebene Spannungsfeld,<br />

siehe auch vereinfacht ( 3.262):<br />

∂σr<br />

1 ∂τr<br />

θ<br />

r − Richtung : + ⋅<br />

∂r<br />

r ∂θ<br />

∂τr<br />

θ<br />

1 ∂σθ<br />

θ − Richtung : + ⋅<br />

∂r<br />

r ∂θ<br />

σr<br />

−σ<br />

+<br />

r<br />

τr<br />

θ<br />

+ 2 ⋅<br />

r<br />

θ<br />

+ ρ ⋅g<br />

⋅ cos θ = 0<br />

b<br />

b<br />

− ρ ⋅g<br />

⋅ sin θ = 0<br />

( 3.262)<br />

• Die z-Richtung aus der Zeichenebene heraus = Schlitzlängenkoordinate<br />

wird hier nicht betrachtet.<br />

• Der differentielle Spannungszuwachs lautet z.B. in x-Richtung:<br />

∂σ<br />

Δ σ = dx<br />

∂x ⋅<br />

( 3.263)<br />

• Dabei ist dr ⋅ sin dθ ≈ dr⋅<br />

dθ<br />

für kleine θ.<br />

• Die Terme dr⋅<br />

dθ<br />

≈ 0 werden vernachlässigt.<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011


85<br />

Zusätzlich lassen sich auch die Gleichungen für das axialsymmetrische<br />

Spannungsfeld in Kugelkoordinaten aufschreiben. Dabei muß neben dem<br />

vertikalen Drehwinkel θ auch noch der Drehwinkel β in horizontaler Ebene<br />

berücksichtigt werden, siehe MOLERUS S.121 (1985).<br />

Für beide Spannungsfelder läßt sich deshalb gemeinsam formulieren:<br />

∂σr<br />

1 ∂τr<br />

θ<br />

1<br />

r − Richtung : ´ + ⋅ + ⋅<br />

∂r<br />

r ∂θ r<br />

∂τr<br />

θ<br />

1 ∂σθ<br />

1<br />

θ − Richtung : + ⋅ + ⋅<br />

∂r<br />

r ∂θ r<br />

[ σ − σ + m ⋅ ( σ − σ )]<br />

r<br />

r<br />

+ ρ ⋅g<br />

⋅ cos θ = 0<br />

[ m⋅<br />

( σ − σ ) ⋅ cot θ + ( m + 2)<br />

⋅ τ ] − ρ ⋅g⋅<br />

sin θ = 0<br />

( 3.264)<br />

wobei für die geometrischen Formfaktoren des Spannungsfeldes bzw. des<br />

Trichters zu schreiben ist:<br />

m = 0 ebenes Spannungsfeld und<br />

m = 1 axialsymmetrisches Spannungsfeld.<br />

θ<br />

θ<br />

β<br />

β<br />

b<br />

rθ<br />

b<br />

(r + dr) dθ<br />

τ θ + Δτ θ<br />

σ r + Δσ r<br />

τ rθ + Δτ rθ<br />

σ<br />

θ<br />

∂σ<br />

θ<br />

+ ⋅dθ<br />

∂θ<br />

σ θ + Δσ θ<br />

dr<br />

τ θ<br />

σ θ<br />

τ rθ<br />

σ θ<br />

σ θ dθ<br />

dθ<br />

σ r<br />

r sindθ ≈ r dθ<br />

ρ b g<br />

r<br />

dθ<br />

θ<br />

τ rθ dθ<br />

τ rθ<br />

τ<br />

rθ<br />

∂τ<br />

rθ<br />

+ ⋅dθ<br />

∂θ<br />

dθ<br />

Bild 3.32: Ebener Spannungszustand im fließenden Schüttgut in Zylinderkoordinaten<br />

Schüttec_3.doc © Vorlesung <strong>Partikel</strong>mechanik und Schüttguttechnik, Prof. Dr. J. Tomas, 01.02.2011

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!