Webambulanz 6. Studienjahr/ Dr. Martina Scharitzer / 23.05.2011
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<strong>Webambulanz</strong> <strong>6.</strong> <strong>Studienjahr</strong>/ <strong>Dr</strong>. <strong>Martina</strong> <strong>Scharitzer</strong> / <strong>23.05.2011</strong><br />
Titel: „Mann mit Kiefersperre“<br />
Auflösung:<br />
In der HNO-Ambulanz wird bei Inspektion des Rachens eine Raumforderung<br />
im Bereich der rechten Tonsillenloge suspiziert. In der Panendoskopie findet sich<br />
ein Tumor, der die gesamte rechte Tonsille einnimmt und in den vorderen<br />
Gaumenbogen durchbricht und sich nach vorne in den Sulcus tonsilloglossus<br />
fortleitet.<br />
Die MRT zeigt die Raumforderung im Bereich der rechten Tonsillenloge (T1-<br />
gewichtet niedriges Signal, T2-gewichtet hoch, Kontrastmittelanreicherung) mit<br />
Ausbreitung auf den dorsolateralen Zungenrand und den Arcus palatoglossus und<br />
palatopharyngeus sowie den M. pterygoideus medialis ohne Hinweis auf<br />
Mittellinienüberschreitung. Zusätzlich finden sich deutlich vergrößerte Lymphknoten<br />
zervikal rechts und auch links.<br />
Danach wird zum präoperativen Staging eine PET-CT durchgeführt, welche<br />
neben der Raumforderung auch Lymphknoten mit deutlich erhöhter<br />
Stoffwechselaktivität rechts jugulär zeigen, ebenso weitere pathologische<br />
Lymphknoten links zervikal und im Bereich des Trigonum colli beidseits<br />
(supraclaviculäre LK).<br />
Histologisch wird ein Plattenepithelkarzinom der Tonsille nachgewiesen<br />
(HPV neg.).<br />
Die geplante Pharyngotomie mit Neck dissection und Pektoralislappenplastik kann<br />
aufgrund der ausgeprägten pAVK und der hochgradigen Stenose der Arteria carotis<br />
interna nicht durchgeführt werden (der Patient erhält im Verlauf einen Stent in die A.<br />
carotis interna).<br />
Der Patient erhält eine primäre Strahlentherapie kombiniert mit einer<br />
Immuntherapie. Im Laufe der Therapie entwickelt der Patient deutliche<br />
Schluckstörungen mit einer Reduktion des Allgemeinzustandes und deutlich<br />
erhöhten Entzündungszeichen.<br />
Im Schluckröntgen sieht man eine deutliche Aspiration von Kontrastmittel<br />
(verminderter Larynxschluss während des Schluckens bedingt durch die<br />
Strahlentherapie). Daraufhin erhält der Patient vorübergehend eine nasogastrale<br />
Sonde und Antibiotika.<br />
Die Kontroll-Computertomographie (nach 1 Jahr) zeigt eine weitgehende<br />
Remission des Tumors sowie einen fehlenden Nachweis vergrößerter Lymphknoten<br />
des Halses im Sinne eines guten Therapieansprechens.
787-810<br />
from: Radiographics July 1996, 16,<br />
Die MRT (coronal) beweist die Infitration des Musculus palatoglossus (Nr 12 rechts)<br />
sowie des Musculus pterygoideus medialis (Nr 18) – Nr 2: Mandibula, Nr 47: weicher<br />
Gaumen, Nr 13: Zungenmuskulatur<br />
Risikofaktoren eines Oropharynxkarzinoms:<br />
- Alkoholabusus<br />
- Zigarettenabusus<br />
- HPV (humanes Papillomavirus) Infektion (60% HPV pos)<br />
Lymphknotenmetastasen eines Plattenepithelkarzinoms von Kopf/Hals sind<br />
häufig (Nasopharynx 90%, Oropharynx 60%, Hypopharynx 60%).<br />
Differentialdiagnosen einer pharyngealen Raumforderung:<br />
- Plattenepithelkarzinom<br />
- Non Hodgkin Lymphom (oft generalisiert)<br />
- Tonsillarabszess (randständig KM-anreichernde<br />
Flüssigkeitskollektion, keine Metastasen)