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001_Webamb balassy ped_Aufloesung

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WebAmbulanz 6. Studienjahr / Dr. Csilla Balassy<br />

Kurzbeschreibung: Doppelniere, Ureterocele<br />

Titel: Doppelniere, Hydronephrose<br />

Auflösung:<br />

1. Zunächst ist eine Ultraschalluntersuchung indiziert, da diese ein Maximum an<br />

Information bei praktisch keiner Belastung für das Kind bringt. Diese sollte die<br />

genaue anatomische Situation der Nieren, Ureteren und Harnblase klären,<br />

beziehungsweise weitere Information über der bekannte Hydronephrose liefern.<br />

Eine US-Untersuchung bei einem Kind wird üblicherweise in Rückenlage<br />

durchgeführt, in Ausnahmefällen auch in Bauchlage. Die Untersuchung sollte bei<br />

voller Blase stattfinden, bei noch nicht sauberen Kindern sollte unbedingt mit der<br />

Sonographie der Blase begonnen werden, da es im Rahmen der US-Untersuchung<br />

sehr oft zu einer Blasenentleerung kommt.<br />

Auf den sonographischen Bildern zeigt sich die rechte Niere altersentsprechend<br />

unauffällig.<br />

Die linke Niere ist hingegen im Seitenvergleich größer und mit einer<br />

Parenchymbrücke getrennt, wobei sich hier im oberen Nierenanteil eine echofreie<br />

Raumforderung mit schmalem Parechymsaum zeigt. Diese entspricht einem cystisch<br />

(hochgradig) erweiterten Hohlaumsystem des dysplastischen, oberen Anteils einer<br />

Doppelniere.<br />

Weiters erkennt man, dass auch der – offenbar dem dysplastischen Anteil<br />

zugehörigem- Ureter im gesamten Verlauf, bis an der Harnblase deutlich dilatiert ist<br />

(Hydroureter) (siehe Appendix).<br />

Links in der Harnblase, bei der Einmündung des erweiterten Ureters ist eine kleine<br />

cystische Struktur, im Sinne einer Ureterocele erkennbar.<br />

Die Doppelnieren deuten auf doppelte Anlage des Nierenbeckens (Komplette<br />

Trennung des oberen Hohlsystems) hin. Die Ursachen sind Störungen während<br />

der Embryogenese, eventuell mit Entstehung einer doppelt angelegten (Ureter<br />

duplex) oder gespalteten Ureterknospe. Die Pävalenz liegt etwa um 1%. Die<br />

Doppelniere ist meist asymptomatisch und häufig eine Zufallsdiagnose. Es ist<br />

aber auch möglich dass ein Teil der Niere dysplastisch angelegt ist. Die<br />

Doppelniere kann eine oder mehrere der folgenden Symptome zeigen:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Nephrolithiasis<br />

Rezidivierende Harnwegsinfekte<br />

Harnstauung<br />

Vesikoureteraler- oder versikorenaler Reflux<br />

Ureterozele<br />

Urosepsis<br />

Ureterozelen sind Komplikationen einer Doppelniere im Rahmen der Ausbildung<br />

zweier Ureteren. Nach der Meyer-Weigert'schen Regel kreuzen die beiden<br />

Ureteren distal. Häufig bildet der Ureter der Oberpolanlage bei ektoper<br />

Einmündung in die Blase eine Ureterozele.


Man unterscheidet (ortothope) intravesikale und ektope Ureterozelen.<br />

Bei der intravesikalen Ureterozele ist der Teil des Ureters, der in der<br />

Harnblasenwand verläuft, betroffen. Der Ureter, auch Harnleiter genannt, ist der Teil<br />

der Harnabflussorgane zwischen Niere und Blase. Die Ureterozele weist oft ein nur<br />

sehr kleines Ostium zur Harnblase hin auf und wölbt sich in die Blase vor.<br />

Ureterozelen können sehr groß werden und unter Umständen die gesamte Blase<br />

ausfüllen. Kommt es durch solche großen Ureterozelen zur Kompression des<br />

gegenüberliegenden Harnleiters, kann es zu einem beidseitigen Harnaufstau mit<br />

nachfolgendem Nierenversagen führen.<br />

Eine Ureterocele findet sich signifikant häufiger ca 60-80% bei einer Doppelsystem<br />

(Doppelniere), und bei ca. 60% aller Fälle liegt eine ektope Ureterocele vor. Die<br />

winzige Öffnung der Ureterozele kann eine Harnabflusstörung verursachen im<br />

dazugehörigen Hohlsystem, dann kann der Ureter in seinem gesamten Verlauf bis in<br />

die Niere sackförmig erweitert sein. Drucksteigerungen im Nierenhohlsystem können<br />

die Nierenfunktion schädigen, Abflussstörungen der Harnorgane sind oft Ursache<br />

einer sekundären oder chronischen Infektion.<br />

2. Als nächster diagnostischer Schritt bei der Abklärung der Hydronephrose wurde<br />

eine MCU (=Miktionszystourethrografie) (siehe Appendix B) angezeigt, um einen<br />

vesikoureteraler Reflux (VUR) auszuschliessen, da dieser zu rezidivierenden<br />

Harnwegsinfekte (HWI) führen kann.<br />

In unserer kleinen Patientin zeigt sich keine VUR, somit ist es anzunehmen, dass die<br />

ektope Ureterozele die Harnabflusstörung im dazugehörigen Hohlsystem verursacht.<br />

3. Als nächstes wird eine Nierenszintigrafie durchgeführt.<br />

Diese nuklearmedizinisches Untersuchungsverfahren erlaubt die Beurteilung der<br />

Nierenfunktion unter statischen und dynamischen Gesichtspunkten. Beurteilt werden<br />

dabei die Blutversorgung, Funktion und Exkretion jeder einzelnen Niere. Es ist die<br />

am besten geeignete Untersuchung zur Erkennung von Parenchymnarben,<br />

insbesondere bei Kindern, und dient weiter zur Beurteilung der regionalen und<br />

seitengetrennten Nierenfunktion.<br />

Bei der statischen Nierenszintigrafie wird unter Verwendung des Radionuklids 99m Tc-<br />

DMSA (DMSA = 2,3-Dimercaptosuccinsäure) das funktionsfähige Nierengewebe<br />

dargestellt. Die statische Nierenszintigrafie eignet sich daher vor allem zur<br />

Darstellung von Nieren mit Anomalien (Dystopie, Hufeisenniere etc.) oder dem<br />

Zustand nach Entzündung.<br />

Die Injektion des Radionuklids erfolgt etwa zwei Stunden vor der Messung mit der<br />

Gammakamera. Unter Verwendung eines hochauflösenden Kollimators erfolgt die<br />

Darstellung der Nieren.<br />

Dabei wird durch Anreicherung des Radionuklids das funktionstüchtige<br />

Nierengewebe erfasst, was die Bestimmung von Lage, Form, Größe und Masse der<br />

Nieren erlaubt.


Indikation<br />

• Zur Abklärung der seitengetrennten Nierenfunktion bei Nierenerkrankungen,<br />

wie beispielsweise Nierensteinen (Nephrolithiasis), Nierentumoren, dystopen<br />

(am falschen Ort befindlich) oder dysplastischen (fehlgebildeten) Nieren<br />

• zur Untersuchung der Teilfunktion bei Doppelnieren<br />

In unserem Fall zeigte sich praktisch eine komplett fehlende Funktion des<br />

dysplastischen oberen Anteils der linken Niere.<br />

Therapie ist in diesen Fall mit der ektoper ureterocele, wie auch bei der orthotopen<br />

Ureterocele, in der Regel primär in der endoskopischen Schlitzung der Cele, um die<br />

Obstruktion zu beheben. Damit kommt es in einigen Fällen zu einer Verbesserung<br />

der Nierenfunktion im betroffenen Segment. Eine endoskopische Incision kann zu<br />

einem vesikoureteralen Reflux führen (VUR oft primär vorhanden, aber durch<br />

Ureterocele maskiert), insbesondere bei ektopen Uretereocelen. In diesem Fall sind<br />

sekundär die Excision der Ureterocele und eine gleichzeitige Neuimplantation des<br />

Ureters in die Blase notwendig.<br />

Daher ist bei unserer kleinen Patientin eine Wiederholung der MCU vorgesehen.<br />

Sollte eine VUR bewiesen werden, und/oder HWIs/Urosepsisepisoden repetitiv<br />

auftreten, wird auch eine Resektion des dysplastischen Anteils überlegt.<br />

Appendix:<br />

A: Einteilung der Hydronephrose:<br />

Grad 1: Intrarenale Dilatation des Nierenbeckens, ev. mit geringer Dilatation von<br />

oberer und/oder unterer Kelchgruppe<br />

Grad 2: Dilatation der Kelche ohne nennenswerte Verplumpung<br />

Grad 3: Dilatation er Kelche mit Verplumpung<br />

Grad 4: Massive Verplumpung der Kelche, ausgeprägte Parenchymausdünnung<br />

Quelle: http://www.cornell<strong>ped</strong>iatrics.org/images/hydronephrosis_series.jpg<br />

B:


Miktionszystourethrographie:<br />

Indikation zur Durchführung einer MCU ist in der Regel die Frage nach dem<br />

Vorliegen Vesicoureteraler Refluxe (eine weitere Indikation ist z.B. die Frage nach<br />

einem infravesicalen Abflusshindernis). Zur Durchführung des MCU wird nach<br />

Schleimhautdesinfektion ein Einmalkatheter transurethral in die Harnblase<br />

eingebracht (alternativ ist eine suprapubische perkutane Kathetereinlage möglich).<br />

Anschliessend wird kontinuierlich Röntgenkontrastmittel in die Blase instilliert.<br />

Wichtig ist zum einen, dass der Moment der Miktion abgewartet wird, da Refluxe<br />

bisweilen erst unter dem während der Miktion erhöhten Blaseninnendruck auftreten.<br />

Zum anderen sollte immer die Urethra während der Miktion abgebildet werden um<br />

eine mögliche Obstruktion (z.B. Urethralklappe, Striktur) beurteilen zu können.<br />

C: Vesicoureterale Refluxe werden in 5 Grade eingeteilt:<br />

Grad 1: der Reflux erreicht lediglich den Ureter, nicht jedoch das Nierenbecken (NB).<br />

Grad 2: der Reflux erreicht das Nierenbecken, führt jedoch nicht zu einer Dilatation<br />

von Ureter oder NB.<br />

Grad 3: beginnende Dilatation und Schlängelung des Ureters, leichte Dilatation des<br />

NB, geringe Abstumpfung der Kelche<br />

Grad 4: zunehmende Dilatation von Ureter, NB und Kelchen<br />

Grad 5: ausgeprägte Dilatation des gesamten Hohlsystems, meanderförmige<br />

Schlängelung des Ureters<br />

Quelle:<br />

http://deflux.qmed.episerverhotell.net/Templates/Page.aspx?id=10982

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