Diabetische Nephropathie – Update 2012 - Was ist Nephrologie?
Diabetische Nephropathie – Update 2012 - Was ist Nephrologie?
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leitlinien für die praxis<br />
Bei Nichterreichen der Zielwerte in Kombination<br />
oder bei Unverträglichkeit der Renin-Angiotensin-<br />
System (RAS) <strong>–</strong> Blockade anstatt, sollten vorzugsweise<br />
nicht Dihydropyridin- Kalziumantagon<strong>ist</strong>en eingesetzt<br />
werden [21]. Weiters sind sehr häufig Kombinationen<br />
mit allen anderen Antihypertensiva (Auswahl abhängig<br />
von weiteren Begleiterkrankungen) erforderlich<br />
um das genannte Blutdruck-Therapieziel dauerhaft zu<br />
erreichen.<br />
In zwei rezenten Studien (ONTARGET und ALTITUDE)<br />
<strong>ist</strong> durch Kombination von ACE <strong>–</strong> Hemmern und ARB<br />
und/oder Renininhibitoren eine Reduktion der Proteinurie<br />
gezeigt worden, jedoch kam es zu einem beschleunigten<br />
Erreichen renaler Endpunkte und vermehrtem<br />
Auftreten von Hyperkaliämie, sodass die duale Blockade<br />
des RAS derzeit nicht empfohlen wird [22<strong>–</strong>24].<br />
Zielwerte und Maßnahmen bei diabetischer<br />
<strong>Nephropathie</strong><br />
• RR ≤ 140/≤ 90 mmHg bei fehlender Eiweißausscheidung<br />
• RR ≤ 130/≤ 80 mmHg bei Mikroalbuminurie oder Proteinurie<br />
(bei KHK nicht unter 120/70 mmHg)<br />
• HbA1c „Zielkorridor“ 6,5 bis 7,5 % (bei fortgeschrittener<br />
renaler Insuffizienz)<br />
• HBA1c in Dialyse/Peritonealdialyse 7 bis 7,9 %<br />
• LDL-Cholesterin < 100 mg/dl; bei manifester koronarer<br />
Herzkrankheit < 70 mg/dl<br />
• HDL-Cholesterin > 40 mg/dl<br />
• Triglyzeride < 150 mg/dl<br />
• Hämoglobin 9<strong>–</strong>11 g/dl (eGFR Stadium 4<strong>–</strong>5)<br />
• Elektrolyte im Normbereich<br />
• Normalisierung der Eiweißzufuhr auf täglich 0,8 bis<br />
1 g/kg Körpergewicht<br />
• Thrombozytenaggregationshemmer<br />
• Verzicht auf Rauchen<br />
• Reduktion erhöhter Salzzufuhr<br />
• Exakte Nutzen-Risiko-Abwägung vor Einsatz potentiell<br />
nephrotoxischer Medikamente (z. B. nicht steroidale<br />
Antirheumatika, Antibiotika) und diagnostischer<br />
Maßnahmen wie Röntgen-Kontrastmittel-Gabe.<br />
• Protektive Maßnahmen bei Röntgen-Kontrastmittel-Gabe:<br />
wegen der erhöhten Gefahr eines akuten<br />
Nierenversagens (CT mit KM: bei eGFR < 45 ml; bei<br />
arteriellen Angiographien eGFR < 60 ml) bei Notwendigkeit<br />
auf ausreichende Hydrierung achten: z. B. Hydrierung<br />
mit 0,9 % NaCl-Lösung (1 ml/kg/h für 12 h<br />
vor bis 12 h nach Kontrastmittel-Gabe) oder alternativ<br />
mit isotoner Natriumbicarbonatlösung (3 ml/kg/h<br />
über 1 h vor und 1 ml/kg/h über 6 h nach Kontrastmittel-Gabe)<br />
[25]. Zusätzlich (wenngleich nicht endgültig<br />
in der Literatur abgesichert) N-Acetylcystein 2<br />
× täglich 600<strong>–</strong>1200 mg oral am Tag vor und am Tag der<br />
Untersuchung. Eventuell auch Pausieren von Medikamenten<br />
zur RAS Blockade am Untersuchungstag [26].<br />
• Multifaktorielles Risikofaktor-Management (inklusive<br />
vor allem aerober körperlicher Aktivität)<br />
• Beachten der möglichen Kumulation von<br />
Begleit-Medikamenten<br />
• Beachten des erhöhten kardiovaskulären Risikos mit<br />
Screening für Angiopathie<br />
• Beachten von Harnwegsinfekten (Restharn?) und adäquate<br />
Antibiotikatherapie<br />
Kontrollen bei Patienten mit diabetischer<br />
<strong>Nephropathie</strong><br />
• Je nach <strong>Nephropathie</strong>-Stadium und Progression mindestens<br />
2- bis 4x jährliche Kontrollen<br />
• HbA1c, Lipide<br />
• Bestimmung der Albuminurie<br />
• Bestimmung der Retentionsparameter und Serumelektrolyte<br />
(Kreatinin, BUN, Kalium)<br />
• Bestimmung der eGFR, bei Unklarheiten Kreatinin-<br />
Clearance<br />
• Blutdruck-Selbstmessung mit Protokollierung, empfohlen<br />
24 h-Blutdruckmessung<br />
Bei einer Kreatinin-Clearance < 60 ml/min zusätzlich:<br />
• Blutbild<br />
• Eisenstatus mit Ferritin, Transferrin, Transferrinsättigung,<br />
Serum-Eisen<br />
• Serum-Phosphat, Serum-Kalzium<br />
• Parathormon, 25-OH Vitamin D<br />
• Bestimmung der venösen Blutgase insbesonders bei<br />
eGFR < 30 ml/min (renale Azidose?)<br />
• Cave: Hyperkaliämie beim Einsatz von RAS-blockierenden<br />
Antihypertensiva wie ACE-Hemmern, ARB,<br />
Renininhibitoren sowie auch Aldosteronantagon<strong>ist</strong>en.<br />
• Interdisziplinäre diabetologisch-nephrologische Betreuung<br />
ab eGFR < 60 ml/min (Stadium 3)<br />
• Therapieführung durch den Nephrologen <strong>–</strong> Vorbereitung<br />
auf Nierenersatztherapie oder Transplantation<br />
ab einer eGFR < 30 ml/min (Stadium 4)<br />
Bei Auftreten einer akuten Niereninsuffizienz bzw. Verdacht<br />
auf das Vorliegen einer nicht diabetischen Nierenerkrankung<br />
<strong>ist</strong> eine umgehende nephrologische<br />
Begutachtung des Patienten zu veranlassen.<br />
Evidenzlage<br />
Die Basis dieses Positionspapiers stellen die Empfehlungen<br />
der American Diabetes Association und der Deutschen<br />
Diabetesgesellschaft dar [10, 20]. Diese Leitlinien<br />
werden durch die KDOQI: Clinical Practice Guidelines<br />
and Clinical Practice Recommendations for Diabetes<br />
and Chronic Kidney Disease der National Kidney Foundation<br />
sowie die Guidelines der European Society of<br />
Cardiology betreffend kardiovaskuläre Erkrankungen<br />
ergänzt [14, 27].<br />
Die Senkung des Risikos und der Progression der diabetischen<br />
<strong>Nephropathie</strong> durch eine Verbesserung der<br />
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<strong>Diabetische</strong> <strong>Nephropathie</strong> <strong>–</strong> <strong>Update</strong> <strong>2012</strong> 47