Diabetische Nephropathie – Update 2012 - Was ist Nephrologie?
Diabetische Nephropathie – Update 2012 - Was ist Nephrologie?
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leitlinien für die praxis<br />
kontraindiziert. Zu beachten bleibt auch, dass in den<br />
pharmakologischen Richtlinien immer auf Kreatininclearance<br />
und nicht auf eGFR Bezug genommen wird.<br />
• Unter den Sulfonylharnstoffen sollte auf die Gabe von<br />
Glibenclamid (heutzutage kaum mehr verwendet),<br />
welches vorwiegend renal eliminiert wird, wegen der<br />
Kumulationsgefahr mit Neigung zu schwerer und protrahierter<br />
Hypoglykämie verzichtet werden. Bei Glimepirid<br />
und Gliclacid <strong>ist</strong> häufig eine Dosisreduktion<br />
erforderlich, der Gebrauch von Glimepirid <strong>ist</strong> aber<br />
besonders wegen der aktiven Metaboliten gefährlicher<br />
(verursacht im Einzelfall lebensbedrohliche protrahierte<br />
Hypoglykämien) als Gliclacid, das zwar auch<br />
renal ausgeschieden wird, aber keine aktiven Metaboliten<br />
hat. Lediglich bei Gliquidon (wird nur zu 5 %<br />
renal eliminiert) <strong>ist</strong> keine Dosisanpassung notwendig.<br />
• Bei Verwendung von Gliniden <strong>ist</strong> ebenso auf eine Dosisreduktion<br />
zu achten.<br />
• Glitazone (Pioglitazon) können unter Berücksichtigung<br />
der erhöhten Neigung zu Natrium- und Flüssigkeitsretention<br />
unter engmaschiger klinischer Kontrolle<br />
eingesetzt werden, sie sind kontraindiziert bei<br />
gleichzeitig bestehender Herzinsuffizienz und Blasenkrebsanamnese.<br />
Auch das erhöhte Frakturrisko<br />
sollte insbesondere bei gleichzeitigem sekundären<br />
Hyperparathyreoidismus und renaler Osteopathie bedacht<br />
werden.<br />
• Glukosidasehemmer: Acarbose und Miglitol: ab einer<br />
eGFR < 30 zu vermeiden, werden renal eliminiert.<br />
• GLP-1 Analoga: Exenatid: Dosisreduktion bei Kreatininclearance<br />
30 bis 50 ml/min, < 30 ml/min nicht<br />
empfohlen; Liraglutid: fehlende Daten bei Kreatininclearance<br />
< 60 ml/min.<br />
• DPP-4 Hemmer: Sitagliptin: Kreatininclearance<br />
< 30 ml/min: 25 mg/die, 30<strong>–</strong>50 ml/min: 50 mg/die.<br />
Vildagliptin: Kreatininclearance < 50 ml/min: 50 mg/<br />
die;<br />
Saxagliptin: Kreatininclearance < 50 ml/min: 2,5 mg/<br />
die; nicht empfohlen im CKD-Stadium 5D<br />
Linagliptin: keine Dosisanpassung erforderlich.<br />
Zu beachten bleiben auch die Kontraindikationen bei<br />
zunehmender Zahl an Kombinationspräparaten mit<br />
Metformin.<br />
• Bei Insulinen <strong>ist</strong> auf eine mögliche Dosisreduktion in<br />
Abhängigkeit von der Nierenfunktionseinschränkung<br />
zu achten.<br />
Blutdruckeinstellung<br />
46 <strong>Diabetische</strong> <strong>Nephropathie</strong> <strong>–</strong> <strong>Update</strong> <strong>2012</strong><br />
Eine antihypertensive Behandlung von Diabetespatienten<br />
hat das Ziel, Auftreten und Progression einer<br />
diabetischen <strong>Nephropathie</strong> sowie makrovaskuläre Komplikationen<br />
und vorzeitigen Tod zu vermeiden. Daraus<br />
ergeben sich folgende Teilaspekte: Verhinderung des<br />
Auftretens bzw. Rückbildung einer Albuminurie; Erhalt<br />
der Nierenfunktion; Verhinderung der terminalen Niereninsuffizienz;<br />
Reduktion kardiovaskulärer Morbidität<br />
und Mortalität [10].<br />
Das Blutdruckziel für alle Diabetiker liegt in den<br />
aktuellen Leitlinien großer Gesellschaften noch bei<br />
< 130/< 80 mmHg, bei Patienten mit einer Proteinurie<br />
größer 1 g/Tag bei 125/75 mmHg [11]. Diese Zielwerte<br />
waren zume<strong>ist</strong> durch epidemiologische Analysen, aber<br />
nicht durch randomisierte Studien bedingt. Aufgrund<br />
neuerer Erkenntnisse und J-förmiger Mortalitätsassoziation<br />
sollte diese Empfehlung hinterfragt und Blutdruckwerte<br />
kleiner 120/70 mmHg insbesondere bei Patienten<br />
mit einer bekannten koronaren Herzerkrankung vermieden<br />
werden. Durch rezente, große Studien <strong>ist</strong> eine Neubewertung<br />
der Zielwerte erforderlich, in Frühstadien<br />
diabetischer <strong>Nephropathie</strong> werden zukünftig andere<br />
Zielwerte als in Spätstadien zu diskutieren sein [12, 13].<br />
Diese Überlegungen fließen auch erstmals in die von der<br />
European Society of Cardiology publizierten Guidelines<br />
betreffend kardiovaskuläre Erkrankungen ein [14].<br />
Bei Diabetikern mit chronischer Nierenerkrankung<br />
ohne erhöhte Albuminausscheidung können daraus<br />
Empfehlungen zu höheren Zielwerten ≤ 140/≤ 90 mmHg<br />
resultieren, bei bestehender <strong>Nephropathie</strong> mit erhöhter<br />
Albuminauscheidung im KDOQI Stadium 1 bis<br />
4 ein Beibehalten der bisherigen Empfehlungen<br />
≤ 130/≤ 80 mmHg zur Reduktion von Proteinurie und<br />
Progression. Angiotensin Rezeporblocker (ARB) oder<br />
ACE-Hemmer sollten in der first line-Therapie eingesetzt<br />
werden, wenn eine Mikroalbuminurie (> 30 mg/24<br />
Stunden) vorliegt und eine blutdrucksenkende Therapie<br />
erforderlich <strong>ist</strong>. Die Zielblutdruckwerte sind Vorgaben,<br />
welche in jedem Falle individuell bewertet werden<br />
müssen, abhängig von kardiovaskulären Begleiterkrankungen,<br />
Morbidität, Alter und Lebenserwartung. Eine<br />
genauere Definition des Zielblutdrucks auch im Vergleich<br />
zu nicht diabetischen Hypertonikern wird weitere<br />
Studien erfordern [15]. Für eine zu starke Blutdrucksenkung<br />
<strong>ist</strong> kein Nutzen für das kardiovaskuläre Risiko<br />
belegt; der bewiesene Benefit für das Schlaganfallrisiko<br />
wird durch vermehrte Nebenwirkungen und möglicherweise<br />
eine erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und<br />
Mortalität erkauft [16]. Wichtig erscheint ein kontinuierliches<br />
Erreichen des Zielblutdruckes, starke Schwankungen<br />
können nur durch häufige, regelmäßige Messungen<br />
erfasst werden.<br />
Eine Therapie mit einem ACE-Hemmer kann die<br />
Inzidenz der Mikroalbuminurie reduzieren [17<strong>–</strong>19]. Bei<br />
Mikroalbuminurie oder manifester <strong>Nephropathie</strong> wurden<br />
vormalig ARB (beste Datenlage bei Typ 2 Diabetes)<br />
oder ACE-Hemmer (beste Datenlage bei Typ 1 Diabetes)<br />
empfohlen. In den aktuellen Guidelines der amerikanischen<br />
Diabetesgesellschaft findet sich eine gleichwertige<br />
Empfehlung der beiden Medikamentengruppen für Typ<br />
1 und Typ 2 Diabetes und hebt damit diese h<strong>ist</strong>orischen<br />
Unterschiede auf [20].<br />
Allfällig sind RAS-Hemmer auch in Kombination mit<br />
Diuretika erforderlich: Thiazide oder Thiazidanaloga<br />
bis zu einem Serum-Kreatinin von 1,8 mg/dl, Schleifendiuretika<br />
bei stärker eingeschränkter Nierenfunktion.<br />
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