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Diabetische Nephropathie – Update 2012 - Was ist Nephrologie?

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leitlinien für die praxis<br />

wickeln ca. 20<strong>–</strong>40 % der Patienten mit Mikroalbuminurie<br />

eine Proteinurie, die jedoch insgesamt nur in etwa 20 %<br />

der Patienten innerhalb von 20 Jahren zu einer terminalen<br />

Niereninsuffizienz fortschreitet. Das Auftreten von<br />

Mikro- oder Makroalbuminurie per se geht mit einer<br />

erhöhten Inzidenz makrovaskulärer Komplikationen<br />

und Mortalität einher. Früher ging man von einem „klassischem<br />

Durchlaufen“ aller Stadien bis zur Entwicklung<br />

terminaler Niereninsuffizienz aus und betonte die Wertigkeit<br />

der Mikroalbuminurie als Parameter der Frühdiagnostik.<br />

Mikro- oder niedrige Werte der Albuminurie<br />

sind nicht immer ein eindeutiger Beweis für eine diabetische<br />

<strong>Nephropathie</strong>, zeigen aber eine deutliche Assoziation<br />

zur endothelialen Dysfunktion und erhöhtem kardiovaskulärem<br />

Risiko. Bei vielen diabetischen Patienten<br />

mit erhöhten Nierenparametern findet sich jedoch keine<br />

Albuminurie, so dass hier primär eine mikro/makrovaskuläre<br />

Komponente, selten auch Regression der Albuminurie<br />

unter Therapie, in der Niere anzunehmen <strong>ist</strong>.<br />

Definition der diabetischen <strong>Nephropathie</strong><br />

Typisch für eine diabetische <strong>Nephropathie</strong> <strong>ist</strong> eine über<br />

viele Jahre langsam zunehmende Albumin- bzw. später<br />

Proteinausscheidung im Harn ohne begleitende<br />

Hämaturie.<br />

Weiters <strong>ist</strong> eine über viele Jahre langsam fortschreitende<br />

Abnahme der glomerulären Filtrationsrate und ein<br />

damit verbundener Anstieg der Retentionsparameter zu<br />

beobachten, wobei vor allem bei Typ 1 Diabetikern bei<br />

der Erstmanifestation der Stoffwechselerkrankung eine<br />

deutliche glomeruläre Hyperfiltration bestehen kann.<br />

H<strong>ist</strong>ologisch findet sich eine mesangiale Expansion,<br />

eine Verdickung der glomerulären Basalmembran und<br />

eine diffuse oder (vor allem bei Typ1 Diabetes) noduläre<br />

Glomerulosklerose. Abzugrenzen von der diabetischen<br />

<strong>Nephropathie</strong> sind Patienten mit anderer Nierenerkrankung<br />

und Diabetes mellitus als Begleiterkrankung sowie<br />

Patienten mit einem Posttransplantations-Diabetes<br />

(NODAT: New Onset Diabetes After Transplantation)<br />

(Tab. 1).<br />

Bestimmung der Kreatinin-Clearance und eGFR<br />

Zur Beurteilung des Ausmaßes der Nierenfunktionseinschränkung<br />

<strong>ist</strong> eine Kreatinin-Clearance-Bestimmung<br />

(als Schätzmaß für die glomeruläre Filtrationsrate) angezeigt.<br />

Eine Serum-Kreatinin-Bestimmung reicht nicht<br />

aus, da keine lineare Korrelation zur tatsächlichen Nierenfunktion<br />

besteht.<br />

Die in Tab. 2 angegebenen Formeln zur Schätzung der<br />

Kreatinin-Clearance (Cockroft-Gault-Formel) bzw. der<br />

glomerulären Filtrationsrate (eGFR; MDRD und CKD-<br />

EPI Formel) sind bei akutem Nierenversagen, schwankenden<br />

Serum-Kreatinin-Werten, sehr adipösen oder<br />

mangelernährten Patienten sowie bei Vorliegen ausgeprägter<br />

Ödeme ungeeignet bzw. nicht hinreichend<br />

genau [2, 3]. Bei derartigen Fehlermöglichkeiten muss<br />

die Kreatinin-Clearance mit Hilfe der 24h-Harnsammlung<br />

gemessen werden.<br />

Die heute bevorzugt empfohlene eGFR mittels MDRD-<br />

Formel <strong>ist</strong> im Bereich zwischen 20<strong>–</strong>60 ml/min/1,73 m 2<br />

Tab. 1. Stadieneinteilung der diabetischen <strong>Nephropathie</strong>. (Modifiziert nach der Einteilung der National Kidney Foundation [1])<br />

Stadium Definiert durch Albumin- Ausscheidng mg/24h a Kreatinin-Clearance (oder Bemerkungen<br />

eGFR) ml/min b<br />

1a Mikroalbuminurie, normale<br />

Nierenfunktion<br />

30<strong>–</strong>300 ≥ 90 Serum-Kreatinin bzw. Kreatinin-Clearance<br />

normal, Blutdruck ev. erhöht, Dyslipidämie.<br />

1b Makroalbuminurie, normale<br />

Nierenfunktion<br />

2 Nierenschädigung mit<br />

Niereninsuffizienz leichtgradig<br />

3a<br />

3b<br />

Nierenschädigung mit<br />

Niereninsuffizienz mittelgradig<br />

4 Nierenschädigung mit<br />

Niereninsuffizienz hochgradig<br />

5<br />

5d<br />

> 300 ≥ 90<br />

Raschere Progression von KHK, pAVK, cAVK,<br />

Retinopathie und Neuropathie<br />

> 300 60<strong>–</strong>89 Kreatinin-Clearance bzw. eGFR c erniedrigt.<br />

Hypertonie, Dyslipidämie, Hypoglykämie-Neigung.<br />

Mit zunehmendem KDOQI-Stadium immer<br />

raschere Progression von KHK, pAVK, cAVK,<br />

Retinopathie, Neuropathie<br />

> 300 45<strong>–</strong>59<br />

30<strong>–</strong>44<br />

> 300 15<strong>–</strong>29<br />

Terminale Niereninsuffizienz < 15 ohne Nierenersatztherapie<br />

mit Dialyse<br />

Zusätzlich Auftreten von renaler Anämie.<br />

Zunehmend Störungen des Elektrolyt- und<br />

Säure-Basen-Haushaltes, Störungen des Kalzium-,<br />

Phosphat- und Knochenstoffwechsels<br />

mit Vitamin D-Mangel, Hyperphosphatämie,<br />

und sekundärem Hyperparathyreoidismus<br />

cAVK cerebrale arterielle Verschlusskrankheit, KHK Koronare Herzkrankheit, pAVK periphere arterielle Verschlusskrankheit<br />

a<br />

Per definitionem muss die Albuminurie über mindestens 2<strong>–</strong>4 Wochen pers<strong>ist</strong>ieren (siehe auch „positive Befunde“ im Text) und innerhalb von 4 Wochen bestätigt<br />

werden<br />

b<br />

Per definitionem muss die Nierenschädigung bzw. Niereninsuffizienz über mindestens 3 Monate pers<strong>ist</strong>ieren, siehe auch KDIGO<br />

c<br />

Tatsächlich gemessene Kreatininclearance oder errechnete glomeruläre Filtrationsrate (eGFR)<br />

1 3<br />

<strong>Diabetische</strong> <strong>Nephropathie</strong> <strong>–</strong> <strong>Update</strong> <strong>2012</strong> 43

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