Vorwort - Tiny-Mundo
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Bodo Hamprecht, der als nobelpreisverdächtiger Physiker eine Professur an der Harvard<br />
University in den USA ausgeschlagen hatte und somit als Professor für theoretische Physik an<br />
der Freien Universität Berlin sowie als Geschäftsführer des AZB in Berlin geblieben war,<br />
suchte ein Objekt für „eine Welt offene, großstadtgemäße Vertretung der Anthroposophie“ 4 .<br />
Ein mehrstöckiges Haus in der Schlüterstraße 38/39 in der Nähe des Kurfürstendamms im<br />
Wert von 3,5 Millionen D-Mark schien ihm dafür geeignet, sowohl gemeinnützige als auch<br />
gewerbliche anthroposophische Initiativen unter einem Dach zu versammeln und dadurch in<br />
hoch frequentierter Lage die Anthroposophie auch nach außen sichtbar und allgemein<br />
zugänglich zu machen. Als der Geschäftsführer für dieses ehrgeizige Vorhaben keine<br />
Mehrheit im IK hinter sich bringen konnte, wandte er sich am 5. Dezember 1977 in einem<br />
Brief ohne Rücksprache mit den IK-Mitgliedern, aber unter dem Briefkopf des AZB an die<br />
Mitgliederbasis:<br />
„Liebe Freunde!<br />
Der Initiativkreis hat Sie in den letzten Wochen nicht über den Fortgang der Suche nach neuen Räumen<br />
unterrichtet, weil die Einschätzungen seiner einzelnen Mitglieder sehr stark voneinander abweichen und leider<br />
auch gegenwärtig keine Einigung besteht.<br />
Ich halte es aber für meine Pflicht, Sie jetzt endlich von unserer dadurch bedingten Handlungsunfähigkeit zu<br />
unterrichten. Das Arbeitszentrum Berlin wird das Haus Schlüterstraße 38/39 nicht erwerben. Dieses bedeutet<br />
zugleich, auf Gesellschaftsräume in der Innenstadt mit ausreichenden Wachstumsmöglichkeiten sowie mit einem<br />
kleinen Saal und Bühne e n d g ü l t i g z u v e r z i c h t e n, es sei denn, man rechnet mit einem ganz<br />
ungewöhnlichen Glücksfall.<br />
Fehlende Bereitschaft, ein vernünftiges Risiko einzugehen oder auch nur die wirtschaftlichen Umstände ernsthaft<br />
zu prüfen, Abneigung gegen die Atmosphäre am Kurfürstendamm und die Drohung anonymer Gruppierungen<br />
sich gegebenenfalls vom Arbeitszentrums zu trennen, sind die drei hauptsächlichen Ursachen dieser<br />
Entwicklung. Sie charakterisieren eine Geisteshaltung, auf die ich mich nicht einlassen möchte. Die Suche nach<br />
weiteren Häusern habe ich eingestellt, da sie - wie die Dinge liegen - zwecklos ist.<br />
Anders konzipierten Hauskäufen, die sich stärker an dem Bedürfnis der Mitglieder nach seelischer und geistiger<br />
Erbauung orientieren und eine Welt offene, großstadtgemäße Vertretung der Anthroposophie hintanstellen,<br />
werde ich nichts in den Weg legen, aber die Bewirtschaftung eines solchen Hauses kann ich angesichts der<br />
mannigfaltigen Aufgaben der anthroposophischen Gesellschaft in einer immer schneller zugrundegehenden<br />
Kultur nicht zu meiner Angelegenheit machen.<br />
Im Initiativkreis wurde angeregt, Formen der anthroposophischen Arbeit, die nicht von allen getragen werden,<br />
als Zweig-ähnliche Einzelinitiativen zu betreiben. Grundsätzlich erscheint das als ein der weiteren Überlegungen<br />
werter Weg, wenn einmal von genügend vielen Menschen ein wirkliches Interesse daran bekundet wird.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
4 Bodo Hamprecht: Brief an die Mitglieder! (mit Briefkopf des AZB). Berlin 5.12.1977.<br />
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