Vorwort - Tiny-Mundo
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Auferstehungsbild Mathis Grünewalds (Isenheimer Altar in Colmar). Die Wunden brachen am Karfreitag auf,<br />
bluteten insbesondere in der Karwoche, am Karfreitag sowie an allen übrigen Freitagen bis zur Pfingstfest.<br />
Seitdem treten Blutungen nur noch sporadisch, bei besonderen Anlässen auf. Die Male, die mehr oder weniger<br />
immer schmerzen, sind seitdem nahezu unverändert.<br />
Die Stigmata zeigen eine radikale Verwandlung des ganzen Blutsystems an, das als physisch geistiger Ausdruck<br />
des Ich alle Organbereiche durchdringt und verbindet. Das bedingt z.B. für alle Sinneswahrnehmungen und<br />
insbesondere für die Ernährung gravierende Veränderungen. Nicht als Ergebnis irgendeiner Askese, sondern<br />
durch die Unmöglichkeit irdische Stoffe aufzunehmen, ergibt sich seit Sichtbarwerden der Stigmata die völlige<br />
Nahrungslosigkeit. Der grundlegend veränderte Organismus wehrt jede irdische Nahrung wie Gift ab, auch<br />
Wasser kann nur in begrenzten Mengen aufgenommen werden.<br />
Mit der Stigmatisierung ging am Karfreitag und an allen folgenden Freitagen eine gewisse<br />
Bewusstseinsveränderung einher. Wie allgemein bekannt, gibt es keinen physischen oder historischen Beweis<br />
für die Tatsache des Mysteriums von Golgatha. Es zeigt sich nun aber, dass alle Ereignisse der Kar- und<br />
Osterzeit in ihrem physisch-sinnlichen Verlauf bis ins letzte Detail bewahrt sind und wie ein gegenwärtiges<br />
Geschehen als Wirklichkeit erlebt werden können. Durch die Stigmatisation vollzieht sich nicht nur ein<br />
Miterleben, ein Mitleiden. Es ist ein leiblich-seelisch-geistiges Mitvollziehen, so dass das gewöhnliche Sinnes-<br />
Verstandes-Bewusstsein für die Dauer des Miterlebens der historischen Vorgänge in Palästina verlassen wird.<br />
Am physischen Leib werden während dieses Miterlebens die Misshandlungen Jesu Christi und deren Folgen<br />
physisch offenbar, bis hin zum Todeskampf.<br />
Die Erfahrung des Miterlebens haben zwar in dem Sterben Christi ihren Höhepunkt, sie erstrecken sich aber<br />
auch auf das, was die Höllenfahrt genannt wird und insbesondere auf die Auferstehung ‚in der Morgenfrühe des<br />
ersten Tages der Woche’.“ 88<br />
„[PT:] Geisteswissenschaftliche Erläuterung<br />
Der Apostel Paulus hat immer wieder betont, dass das Christentum mit der Tatsache und dem Verstehen der<br />
Auferstehung Christi steht und fällt. Das moderne, naturwissenschaftlich bestimmte agnostische Bewusstsein<br />
kann konsequenter Weise die Auferstehung nicht verstehen, ja es muss sie leugnen. Darin besteht die Krise und<br />
Tragik des konfessionellen Christentums, dass es aus dem gewöhnlichen Zeit- und Wissenschaftsbewusstsein zu<br />
einem Verstehen des eigenen Fundaments nicht kommen kann.<br />
Erst durch den Zyklus ‚Von Jesus zu Christus’(GA 131, Karlsruhe, Oktober 1911) ist von Rudolf Steiner für die<br />
Auferstehung Christi als einer Grundtatsache der Geistenwissenschaft der Weg zum Verständnis eröffnet. Auf<br />
die besondere Bedeutung dieses Zyklus hat Rudolf Steiner verschiedentlich hingewiesen. Rudolf Steiner hat als<br />
geisteswissenschaftliche Erkenntnis der Auferstehung immer die Wiederherstellung, die Wiederaufrichtung der<br />
verlorenen Prinzipien des Menschen, des ‚Phantoms’ dargestellt.“<br />
‚Dieses Phantom ist die Formgestalt des Menschen, welche als ein Geistgewebe die physischen Stoffe und Kräfte<br />
verarbeitet, so dass sie in die Form hineinkommen, die uns als der Mensch auf dem physischen Plan<br />
entgegentritt.’“(6. Vortrag). Das Phantom ist ‚als der reale Gedanke in der Außenwelt’ vorhanden.<br />
Dieses Phantom ist durch die luziferische Verführung mehr oder weniger zerstört worden, die<br />
Menschenwesenheit hat sich in die Materie, in die Sichtbarkeit, in die Sterblichkeit verstrickt. In der<br />
88 Martin Kollewijn: Phänomenologische Darstellung [der Stigmatisation Judith von Halle]. Berlin 23.<br />
September 2004.<br />
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