Vorwort - Tiny-Mundo
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Martin Kollewijn (MK) (1953) studierte Philosophie und Linguistik in Amsterdam, West- Berlin und Heidelberg, wo er auch am Friedrich von Hardenberg Institut tätig war. In Berlin hatte Karl Bögner, von 1978 bis 1988 als anthroposophischer Buchhändler Mitglied des IK, die Idee: „So eine Art Hardenberginstitut in Berlin zu machen, und da sollte Kollewijn sozusagen der Kristallisationspunkt sein“ 44 , berichtet der Sohn, Sebastian Bögner. Möglicherweise hätte er eine halbe Stelle im Hardenberg Institut und eine halbe Stelle im AZB bekommen, um einerseits seinen philosophisch geisteswissenschaftlichen Forschungen nachzugehen und diese andererseits im AZB in Form von Vorträgen und Seminaren einzubringen. „Und da ist dann aber nichts daraus geworden“, so Bögner junior weiter, „vielleicht auch deswegen, weil mein Vater dann bald [im Oktober 1988] gestorben ist.“ 45 MK wußte von diesem Plan nichts, als er nach dem Tod Karl Bögners unter anderem von Herrmann Girke nach Berlin geholt wurde. Er erinnert sich: „Es hat ein Gespräch gegeben, in so einem Umkreis, den es damals um den Initiativkreis gab. Und Tradowsky hatte sich ja auch beworben, die Tätigkeit von Bögner zu übernehmen. Man hat gesagt: es ist gut, wenn du [PT] das machst, aber du vertrittst nicht die gesamte Mitgliedschaft in Berlin, wir brauchen noch jemand anders [z.B. MK].“ 46 PT meinte zunächst, dass das Geld für eine weitere Stelle gar nicht vorhanden sei, aber wenn die Mitgliedschaft MK in Berlin haben wolle, dann werde sie auch bereit sein, dessen Stelle zu finanzieren. Daher schlug PT eine neuartige Spendenaktion vor: die Mitgliederbeiträge einfach zu liberalisieren. Und siehe da, es klappte: die Mitglieder spendeten über Gebühr, was PT fortan das „Wunder von Brandenburg“ 47 nannte. Aber PT und andere IK-Mitglieder waren der Ansicht, „Martin ist ja hier nicht so ganz richtig am Platze, und er soll also in die akademische Laufbahn übergehen. Und dazu braucht er einen Doktor[-Titel].“ 48 Und um zu promovieren, besorgten PT und Dieter Pommerening ein Stipendium in Höhe von 40.000 Deutsche Mark für MK. 49 „Ich will auch hier ganz ehrlich sagen“, gesteht PT freimütig ein, „es war so ein bisschen die Aktion: wegloben. Es hieß, ach, wenn er einen Doktor hat, dann kann er vielleicht an der Wittener Universität“ 50 arbeiten. Doch „er 44 Sebastian Bögner: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 26. November 2006, S. 5. 45 Sebastian Bögner: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 26. November 2006, S. 5. 46 Martin Kollewijn: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 21. November 2006, S. 1. 47 Martin Kollewijn: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 21. November 2006, S. 1. 48 Peter Tradowsky: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 27. November, S. 52. 49 Vgl. Peter Tradowsky: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 27. November 2006, S. 52. 50 Peter Tradowsky: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 27. November 2006, S. 52. 20
hat die Doktorarbeit nicht zustande gebracht.“ 51 „Wir wollten ihm helfen, damit er in eine andere Lebenssphäre hineinkommt, wo es nicht immer Ärger mit Marie [Halberschmidt, der Sekretärin des AZB,] gibt.“ 52 Von 1991 bis 1997 hatte er eine volle Stelle und von 1997 bis 2007 eine halbe Stelle im AZB. 53 MK war seit Mai 1991 Gast im IK und wurde ein Jahr darauf in den IK kooptiert. Doch die Spannungen in seinem Arbeitsumfeld im Rudolf-Steiner-Haus blieben bestehen. PT und MK arbeiteten solange gütlich neben einander her, wie die Haushaltslage dies zuließ. Doch als der ordentliche Haushalt ab 2000 defizitär wurde, wurde die explizite Frage nach Gehaltskürzungen, und die implizite Frage nach dem die Finanzen deckenden Arbeitserfolge gestellt. Während PTs Vorträge eher an das Gefühl und den Willen in Abgrenzung problematischer Gesellschaftszustände appellieren und eine breite Zuhörerschaft anziehen, richten sich MKs Vorträge eher an das Denken und philosophische Erkennen, was einen kleineren Menschenkreis anspricht. Hinzu kommt, dass PT seine Aufgaben auch gelegentlich im Alleingang anpackt, während MK mit der Erfüllung organisatorischer Aufgaben bisweilen hinterherhinkt. Den Sekretärinnenwechsel von der bisweilen cholerischen Marie Halberschmidt zu der intelligenten und im Grunde genommen überqualifizierten Judith v. Halle sieht MK zunächst sehr positiv: „Und ich hatte eine zeitlang die Hoffnung, als dann Frau Halberschmidt aufhören musste und die Judith von Halle engagiert wurde, auf Vorschlag von Peter Tradowsky: ja, das ist eine Frau, mit der könnte ich anders zusammenarbeiten, weil die Architektin ist, versteht sie die Sachen auch dreimal so schnell.“ 54 Wie MK vom behutsamen Begleiter der stigmatisierten JvH zu ihrem Kritiker wurde, wird später noch deutlich werden. Edda Lechner (EL) (1940) arbeitete von 1. April 1984 bis 31. August 2005 an der Seite PTs als Sekretärin des AZB. Judith von Halle (JvH) (geb. 1972) wurde in eine jüdische Familie hineingeboren. Auf eigenen Wusch besuchte sie ein christliches Gymnasium: das Canisius-Colleg in Berlin. Anschließend studierte sie Architektur in Berlin und Chicago. Die Diplom-Ingenieurin lernte über den Architektur-Professoren Carl-August v. Halle, ihren späteren Ehemann, die Anthroposophie kennen. Geistige Wahrnehmungen, die sie von Kindheit an hatte, aber wegen 51 Peter Tradowsky: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 27. November 2006, S. 53. 52 Peter Tradowsky: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 27. November 2006, S. 52. 53 Martin Kollewijn: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 21. November 2006, S. 1. 54 Martin Kollewijn: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 21. November 2006, S. 10. 21
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hat die Doktorarbeit nicht zustande gebracht.“ 51 „Wir wollten ihm helfen, damit er in eine andere Lebenssphäre<br />
hineinkommt, wo es nicht immer Ärger mit Marie [Halberschmidt, der Sekretärin des AZB,] gibt.“ 52<br />
Von 1991 bis 1997 hatte er eine volle Stelle und von 1997 bis 2007 eine halbe Stelle im<br />
AZB. 53 MK war seit Mai 1991 Gast im IK und wurde ein Jahr darauf in den IK kooptiert.<br />
Doch die Spannungen in seinem Arbeitsumfeld im Rudolf-Steiner-Haus blieben bestehen. PT<br />
und MK arbeiteten solange gütlich neben einander her, wie die Haushaltslage dies zuließ.<br />
Doch als der ordentliche Haushalt ab 2000 defizitär wurde, wurde die explizite Frage nach<br />
Gehaltskürzungen, und die implizite Frage nach dem die Finanzen deckenden Arbeitserfolge<br />
gestellt. Während PTs Vorträge eher an das Gefühl und den Willen in Abgrenzung<br />
problematischer Gesellschaftszustände appellieren und eine breite Zuhörerschaft anziehen,<br />
richten sich MKs Vorträge eher an das Denken und philosophische Erkennen, was einen<br />
kleineren Menschenkreis anspricht. Hinzu kommt, dass PT seine Aufgaben auch gelegentlich<br />
im Alleingang anpackt, während MK mit der Erfüllung organisatorischer Aufgaben bisweilen<br />
hinterherhinkt. Den Sekretärinnenwechsel von der bisweilen cholerischen Marie<br />
Halberschmidt zu der intelligenten und im Grunde genommen überqualifizierten Judith v.<br />
Halle sieht MK zunächst sehr positiv:<br />
„Und ich hatte eine zeitlang die Hoffnung, als dann Frau Halberschmidt aufhören musste und die Judith von<br />
Halle engagiert wurde, auf Vorschlag von Peter Tradowsky: ja, das ist eine Frau, mit der könnte ich anders<br />
zusammenarbeiten, weil die Architektin ist, versteht sie die Sachen auch dreimal so schnell.“ 54<br />
Wie MK vom behutsamen Begleiter der stigmatisierten JvH zu ihrem Kritiker wurde, wird<br />
später noch deutlich werden.<br />
Edda Lechner (EL) (1940) arbeitete von 1. April 1984 bis 31. August 2005 an der Seite PTs<br />
als Sekretärin des AZB.<br />
Judith von Halle (JvH) (geb. 1972) wurde in eine jüdische Familie hineingeboren. Auf<br />
eigenen Wusch besuchte sie ein christliches Gymnasium: das Canisius-Colleg in Berlin.<br />
Anschließend studierte sie Architektur in Berlin und Chicago. Die Diplom-Ingenieurin lernte<br />
über den Architektur-Professoren Carl-August v. Halle, ihren späteren Ehemann, die<br />
Anthroposophie kennen. Geistige Wahrnehmungen, die sie von Kindheit an hatte, aber wegen<br />
51 Peter Tradowsky: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 27. November 2006, S. 53.<br />
52 Peter Tradowsky: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 27. November 2006, S. 52.<br />
53 Martin Kollewijn: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 21. November 2006, S. 1.<br />
54 Martin Kollewijn: Interview der Urteils-Findungs-Kommission. Berlin 21. November 2006, S. 10.<br />
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